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Dkk» Blatt wiied -m Lesern van Dre«-« ^ OO ^ M HD L /N ^ -»gestellt, während es die Post. Abonnenten nvd Umgebung am Tage vorher bereit» als ITV ^ TTV HAH» V ^ am Morgen m einer BesanitauSgabe erhalten. verugrgebW: «iertcllSbrti» <«r«r.,drn »«, »,„» »welmallan Zutraiuna durch untere Noien >«»»«»< und m»r,ru«, an Sonn> und Montaae» nur einmal- »MI »oL«. durch auSwilrliuellvm- miNloudre S Ml de». » Pit SV Bi. Bei «inmalt,er ZnUelluna durch die voll »Mi rolmeBelrellaeld-. im Au», land mit «Mivrechendern Zutckta-e. N achdru« aller «nilcl ». Oriainal- Mittrilunaen nur mit deutlicher Ou« l lens», ade i»Dre«d.Nachr."i »ulailia. vtachtrügüche tu-norar- an-vrüche dleiben unberüchichtiat; «Mklattate Manuilkivt« werde» nicht auidewadrt. Velearamm-Ndretl«: Nackrtcht«» »re»»,«. L8SV Druck und Verlag von Liepsch L Reichardt in Dresden. ^nreigen-cM. »uuadine von Ankiindlaun-e» di» nachmülaad 3 Mr Sou»- un» itriknurid »ui Mariemiliibc R vo» n l-id '/-> Udr^ Die i ivaitiaeiLruich. reile (ca. s Süden- L- Bly., 8»« tiiudia-in,k» au« der Privatierte Zeile Bta - die rivaltiae Zeile aus Lert- icüe u- Bi» . als Eiuaeiandt Zelle «- Bia. In a-ummiin u,ch S»« und -ciertagru l ivali-ae Grundretle gn Bia. aus Pcivalteite « Bi,., rivalnae Zeile au« Tcrlleite und alt EmaclaudlsvBia. SluswartlaeLut» tra,e nur acaen vorauLbejadlune. velcadliiticr kolicn ro Vleiml-t, Fernsprecher Nr. 11 und LÖSS. HauplgeschSMlelle: Mariensk.M. Vorrälix ä 8titak 50 kkx. in -rllori -i>->>l!>vlron, Drogerie» nu,l Ihrrliliuoriev luedvarvu. Rr.288. Äitlltli I-ugor dool-fviiior cksutsoder unct on^IimPei Uo-zou-, lPIobol- unck lVoutoimIc-ffo in uilon mc-äviuso ?srbon unä I'rima-tzunNtäten ru kiNiMon preineu. Vvikllutsstelle clor rem Fgi. tzstnan/ministorium veussvrvüdltsn vorgotirjflsenäskix-qn l)oiform8toffe sitr Künij;!. Lüoiis. 8tll<its-^oistl-eamto. tll iiiiniin t'«i>8ebel Lekeüelgtrssse 19 ( Ittetne» Hohenlohes Denkwürdigkeiten über König Albert. Drahtbenchte. Hvsnnchrichten, Schifferstreik, Straßenbahn Nieder-!^'. ledip -Kleinzschachwitz. Bewegung im Bergbangewecbe. „Zar». Zimmcrmaiin", Kammciinnsikahend. Christiane Vnlpins. ). Kieitasi, 19. Oktober rrukir. Ein starkes Stiick ans Hohenlohes Memoiren. Je mehr man die sogenannte» Denkwürdigkeiten deS Fürsten Chlodwig ui Hohenlohe durchforscht. »m io oster stößt man ans grade Jrrtumer. die den ohnehin sehr dürftigen zeilaeichichtlichen Wert dcS Buche-" nach erheblich verringern. Znm Beweise dafür sei ein eliatanles Beiiviet heransgegrstsen, die Art und Weise nämlich, wie Hohenlohe die Stellu na Sachsens bei Gründung deö neuen gleiches schildert. Er schreibt da u. a. folgendes - „München. 28. November 1870. Merkwürdig ist die Abneigung des Königs Wilhelm gegen die Kaiseridee. Er kann sich nur schwer dnsür entschließen, mit seiner Vergangenheit und den preußischen Traditionen zn brechen. Nur die Erwägung, dadurch die militärische Einheit zu fördern »nd daS konservative Prinzip z» stärken, konnte ihn damit ver söhnen. Er kam in seinen verlrante» Oiesprächen immer wieder daraus, das', ihm die Annahme des Kc.isrrtitels „entschlich" sei. Der Kronprinz ist daiiir. Die baynichen Minister scheinen die Konzessionen, welche sie erhalten hoben, durch das Zugeständnis crkanst z» habe» daß sie den König vo» Bahern znm Vvrichlnge der Annahme des KnisertitelS bewegen würden. . . . Sachsen hat noch immer den Hintergedanken, auf den alten Bund r u rü ckz u k o m m e n, der Kronprinz von Sachsen ist a » l i v r e» ß i s ch e r als je. Seine Ernennung zum Armceloinniandantcn sah er als ein ihm Zttkom- mendes Recht an und daiiklc kaum Weimar siebt unter diesem Einflus;. verhielt sich anfangs der Kaisciidce gegcnüdcr kühl, sprach von Wabllapilulalion, scheint sich aber später mit dem Gedanken nusgcsöbnt zn haben. ... In den Konzessionen a» Bahern scheint man sehr weit gegangen zn sein. Daö Zugeständnis der selbstän digen Armee war dem König Wilhelm schwer. Auch der Kron prinz wollte nicht so viel zngeslehcn. als Bismarck, und dieser hatte infolge seines Gesprächs mil dem Kronpcinzen sein gewöhn liches Gallenerbrechen. i! ?, Prinz Otto ist vom König hierher hcrufen worden. Der König wollte il», hören, und Otto hat nun hier gegen die Kaiseridce, gegen Neue und alle? geheht. Der König soll, als die Königin ihn sprechen wollte, ihr haben sagen lassen: „Ich bin nicht in der Stimmung, eine preußische Prinzeß zn sehen." So schwankt man hier zwischen Wollen und Nicht- wollen, zwischen Nachgiebigkeit und altem Familienstolz, und schließlich unterwirft man sich aus Furcht." „Berlin, 8 Dezember 1870. Heilte abend begegnete ich Noggenbach, der eben von Versailles kommt, um im Reichstage für die Annahme der Verträge zn wirken. Er sagt, er lese gar nicht, was in den Verträgen stehe. Man müsse jetzt den Moment ergreifen, da ma» nie wieder einen König von Bayern finden werde, der wegen Zahnschmerzen die Kaiser krone anbiete!" Als Hohenlohe diese Aeiißerungen niederschrieb, war er nicht mehr bayrischer Minislrcpräsident, hatte aber in seiner Sielln- g als bayiischer Reichs,at und durch seine sonstigen Beziehungen gleichwohl innige Fühlung mit der Politik und den Politiker». WaS er aber hier über die Vorgänge bei der ReichSgründung sagt, ist nicht nur seines ganzen Tones wegen formell zn beanstanden, sondern ganz besonder» inhaltlich. Auch Hohenlohes mit auf fälliger Bestimmtheit ausgesprochene Behauptungen über die Haltung Sachsens in der Zeit der Vorbereitungen zur neuen Rclchsgründung sind ein Beweis mehr für die Tatsache, daß es in seinen Denkwürdigkeiteil von Unrichtigkeiten »nd Jrr- tümem nur so wimmelt. Wen» hier einer derselben heraus- gegrissrn wird, so geschieht cs. um eine historische Berichtigung und eine Rechiserligung Sachsen» im Jahre 1870.71 daran z» knüpfen. Man weiß zur Genüge, daß damals Sachse» keineswegs den Hintergedanken hatte, ans de» alten Bund zuriickjnkom- men. Diese Hintelgcdnnken haben die maßgebende» Kreise des Königreichs seit 1860 niemals gehabt, am allerwenigsten der damalige Kronprinz, der nachherige König Albert. Wie man diese» Fürst»» als „antipreußisch" bezeichnen kann, ist jedem Kenner der Persönlichkeiten und Verhältnisse geradezu unfaßbar. Schon im Jahre 181!» hat der damalige Prinz Albert in einem mehrfach veröffentlichten Briese seiner Ueberzengnng Ausdruck gegeben, datz^Deutschland einst unter Preußens Führung geeint werden und Sachsen sich an Preußen anschließen müsse Nach dem Kriege 1806 hat besonders Kronprinz Albert mit beson derem Eifer an der Ueberführnng in die ncnen Verhällnisse leil- genvmiiikn. Allcü. was er tat »nd sprach, bewies, daß er mit Herz »nd Hand bei dem neuen Bunde war. Mil Recht bemerkt dazu die „Deutsche TageSztg.": „Es ist geradezu unerhört, ihm und der sächsischen Regierung Hintergedanken und antipreußische Gesinnung vorzuwerfcn. Ob er seine Ernennung znm Armec- kommandanten als ein ihm znkvniniendes Recht angesehen hat, wissen wir nicht - jedenfalls war er tatsächlich der berufenste; den» Gcneralskldmarschall Graf Moltke hat mehr als einmal bekundet, daß Kronprinz Albert einer der befähigtsten Heerführer, ja, der einzige gewesen lei, der keine Fehler gemacht habe. Worauf sich die Bemerkung bezieht, daß er kaum gedankt haben soll, wissen wir nicht. Wer aber den nachheriaen König Albert kennt, wird vermnien müssen, daß es sich auch hier um eine» Irrtum handelt. Den König Albert, der sich den Name» eines getreuen EckartS oesDeutichen Reiches erworben hat. dessen Reichstreiic über jedem Zweifel erhaben ist. einer nnliprcnßisrhen Gesinnung zu zeihen, ist wohl eins der stärk st cn Stücke in diesen an verblüffenden Erinnerungen so überreichen Denk würdigkeiten." Neueste Dl'li!ltmeUUlilktN vom ! 8. Oktober. Die Brannschwciaische Frage. Braunschweig. Der Landtag nahm in seiner heutigen Sitzung die Vorlage, betreffend die Weiterzahlung des Zu schusses zur Zivilliste des Landessürsten bi» 1906 an. Am Dienstag findet die nächste Sitzung statt, aus deren Tagesord nung die Vorlage betreffend Neuwahl eines Regenten stecht. Wien. (Priv.'Tcl.) Herzog Ernst August von Cnmberland hat den seit 1807 in der Obhut dcß Oesterreichi- schen Museums in Wien befindlichen Welsenschatz, bestehend in Gold- und Silberjchmiedenrbriten meist kirchlicher Provenienz, zurückgezogen nnd dessen Ausstellung im Gmnndener Schlosse angeordnet. Der «köpenicker Kassenraub. Berlin. (Priv.-Tel.) Der einzige AnlznstsplMkt. den jetzt die Kriminalpolizei besitzt, uni die weiteren Spuren des „Haupt- mnnnS von Köpenick" zu verfolgen, ist der Kleibereinkauf i» einem hiesigen großen Herreiikonfeklionsgeschäfte. Der „Herr Hnupt- niann" hatte es lehr eilig, als er eine» schwarze» Eheviotnnzng, einen schwarze» Paletot und einen schwarze» steifen Hut bestellte Als ilm der Verkäufer fragte, ob er denn zum Anprobiere» nicht den Mantel nbnehnien wollte, ivehrte er ab nnd befahl, das Ge kaufte sofort einzupacken. Er selbst nahm das Paket mit und trug e§ zur Droschke, die draußen vor der Tür hielt. Bezeichnend für das Raffinement dcS Gcurners ist es, daß er sich ein sehr vor nehmes Herreiigardcrobc-Geichäft anssncbte, ws es nicht nnssiel. wenn er mit einem Tnusendmarkichein bezahlte. Tie Kriminal polizei ist im Besitze der Photographie des Verbrechers Er soll, wie gemeldet wird, ein durchtriebener Gauner sein, der bereits ein Jahr Zuchthaus verbüßt habe. Znm Elbschifscrausftand. Hamburg. Die obereibi scheu Reedereien haben gegen die Ausständigen in allen Fällen wegen Kontrakt bruchs gerichtliche Klage erhoben und jegliche Verhandlung mit der Organisation der Binnenschiffer strikte abgelehnt. Znr Lage in Rukland. Petersburg. iPriv.-Tel.) Wie aus Saratow gemeldet wird, ergab die ttiitcrsnchiing. daß derHaripturhebcr des K a ss en- rau b cs. der knrsiich in einer Fabrik begangen worden ist, der Ebcf der Geheimpolizei ist, der seine» Gehilfen zur Tat aiigestiftct habe» soll. Wilna. Heute wurde hier das P ol n i s ch e Th e a s e r. daS über 40 Kahre lang unlersagt war, in Anwesenheit des Gencralgouvcrneurs und des Gouverneurs festlich eröffnet. Aus Krakau, Lemberg, Marschau und M-nes liefen von Redaktionen. Theatern nnd Litcroturvereinen zahlreiche Begrnßungs- telcgramme ein. Univetter ans Cuba. New York. Die „Newyork Sun" meldet: Die Ver bindung mit Cuba ist seit gestern obend ss-ll Uhr un t erbrochen, seitdem die Nachricht von einem dort wüten den furchtbaren Orkan aus Havana eingelrofsen war. B o n n. Ter Kaiser hörte heute vormittag den Vortrag des Stellvertreters des Ehcss des Zivilkabinetts, v. Eiicnhart- Rothe. Für den Nachmittag ist wieder eine größere A.it» mobiiaustahrt geplant. Leipzig. lPrio.^Tel.j In der Kammfabrik von NoIlow in Lindenau explodierte der Gasmotor, wobei die Geschäftseinrichtung völlig zertrümmert wurde. Der Firmen inhaber wurde schwer verletzt. Dem in in. Heute früh 5,40 Uhr stießen aus Bcchnhos Temmin zwei rangierende zusammengekuppe'te Maschinen mit einem ciusahrenden Güterzuge zusammen. Das Hauptgleis war gesperrt. Die Lokomotiven wurden beschädigt: drei Güter- wagen entgleisten und wurden zertrümmert. Personen sind nicht zu Schaden gekommen. Der Verkehr wurde durch Umsteigen ausrecht erhalten. Der Schnellzug Nr. 14 hatte 1^4 Stunden Verspätung. Die Unsollstelle war vormittags 10Vs Uhr wieder fahrbar. Gleiwitz. Der „Wanderer" meldet, daß der Ausstand auf der Donnersmorckschen Zinker za rube Neuhos in Radzioekan an Ausdehnung gewinnt. Von der 966 Mann starken Belegschaft legten im Lause des gestrigen,Tages 839 die Arbeit nieder. Die Verwaltung gibt bekannt, sie sei nicht ab geneigt, entgegenzukommen, wenn die Ausständigen sich ruhig verhielten und ihre Forderungen berechtigt seien. Die Ruhe ist nirgends gestört. Stuttgart. Gestern abend trafen der Herzog nnd die .Herzogin von S a chse n »K o b u ro und Gotha hier ein und begäben sich heute vormittag zum Besuch« deS K-nigs- paares nach FriedrickMafen. Frankfurt. Wie der „Franks. Ztg." aus Newyork ge- meldet wird, ist die Zentral bahn für schuldig erklärt worden, dem Zuckertrust ungesetzliche Vergünstigungen ge währt zu haben. München. Der seitherige Bischof von Passm» Franz Anton v. Henle ist zum Bischof von RegenÄura, der seit- heriac Wcihbischof von Rcgcnsburg v. O w zum Bischof von Passau ernannt worden. Wien. Prinz IosefzuWindischgräh, General der Kavallerie und Gardekapitän der 1. Arcieren-Leibgarde. ist g e st o r b e n. R o m. <Priv.-TeI.) Der italienische Botschafter in Berlin, Gras Lanza. traf arstern hier ein und halte sofort eine Unter redung mit Tiltoni. Staatssekretär v. Tschirschky trifft heute abend hier ein und bleibt vier Tage in Rom. Tittoni gibt ihm zu Ehren ein Diner. Paris. Jaurös erhielt von Bebel ein Schreiben, in dem dieser mitteilt, daß der Parteiausschutz der deutzchen Sozialdemokratie, der das Eingehen der „Humanitö" als ein großes Unglück nicht nur für die französische sozialistische Partei, sondern für die gesamte internationale Partei be- trachte, bereit sei, sür die „HumanitS" 35000 Francs zur Unter stützung zu stiften. Der Vcrwaftiinasausjchuß der französischen gecuiiglcn Sozialisten nahm das Anerbieten mit Dank an. Der Betrag von 25 000 Francs wird in Aktien der „Humanste" inngewandelt werden, die sodann in das Eigentum der sran- zöi'ocheii sozialistöchen Partei übergehen. Die zu aunsten der „Hnmanftk^ von den sozialistischen Vereinigungen Frankreichs veranstalteten Geldsammlnngen haben bis jetzt ungefähr 10000 Francs ergeben. Kunst unv Wissenschaft. st* Mitteilung aus dem Bureau der Königlichen Hos - theater. Der Spiclplan muß daiiin abgeändert werden, daß Sonnabend, den 20. Oktober, un Op er »Hause die Oper „Flaut o solo" und die Pantomime „Der ver lorene Sohn" lAnsang Uhr) ausgesührt werden und im Schauspiel Hause an Stelle der angckündigten Vor stellung von Kleists „Prinz Friedrich von Homburg" das Lust spiel „Zopf und Schwcrt" von K. Gutzkow gegeben wird. Die Vorstellung im Schausviclhausc beginnt um 8 Uhr. Die Aufführung des „Prinz Friedrich von Homburg", die zur Er innerung an den Geburtstag des Dichters stattlindct. wird auf Montag, den 22. Oktober, verschoben. i" K-nigl. Hofoper. Nächsten Sonntag wird in Berlin in Gegenwart des Kaisers das Lortziiig-Tenknial entbüllt, ein Gebilde auS Stein und Erz, das in seiner Dauerhaftigkeit der Flucht der Zeiten weit entgegen sieht. Aber ein anderes, ein weitaus größe res und unvergänglicheres leuchtet« bereits seit länger als einem Iialben Jahrhundert hinein in die deutschen Lande: LortztngS Bnbnenwerke. Und diesen obenan steht al- Krone seines Schaffens:«Zar und Zimmermann". Die ganze Liebens würdigkeit und Jovialität LortztngS. die zwingende Macht eines genialen Autodidakt«« sprechen daraus laut zu u»S. Gewiß war eS kein Wrltenerschütterer »nd Deelenerrrger, kein Sänger deS Temperaments and der Leidenschaften, aber eine glühende Seele nnd ein edles Herz wohnten in ihm. eine kindliche Heiterkeit, gepaart mit dem Enthusiasmus eine- großen Künstlers — daS Genie der bürgerlichen Muse, einer Mute voll naiver Fröhlichkeit, die zeitweilig bewegt, aber nie verwirrt, die uns, wenn ihre Satten sentimental erklingen, vorübergehend rühren, aber niemals verdüstern kann. Sie nimmt bei aller soliden Ehrbarkeit und an« muitaen Drolcrie Ohr und Herz gefangen und in schier uner schöpflicher Kraft guillt ihr Born in der Schönheit deS melodischen Reizes. DaS ist Lortzing. So haben wir ihn lieben gelernt in Menichdeit Freude bereitet. Gestern habe» wir den „Zar" wieder gehört, und daS gut besetzte Hau- bewies, datz man dem Alte» von Zeit zu Zelt gern, wieder begegnet. Auch Hollands liebreizende Königin Wilhelmina sah sich sichtlich erfreut das Leben und Schaffen Peters l. in ihrer getleueii Stadt Saardam aus einer Loge des ersten Ranges mit an und lieh ihr Ohr dcni frisch und iintüilich »mellenden Gelange ans den Reihen der holländischen Küstenbewohner. Neues für die Habltuss der Hofoper gab es dabei allrrdingS nickt, bis ans den Zaren, de» diesmal, zum erstenmal, Herr Höpfl daistelltc. Wie er äußerlich so ziemlich alles für dre Repräsentation des gewal tigen russischen Herrschers initbringt, das Reckenhafte des unum- schränkten Gebieters, dir Kennzeichen des Äußeraeivöbnlichen und, in Momenten der Leidenschaft, den Ausbruch des Brntoten, so hat auch Herrn Höpsls künstlerische Ausgestaltung vieles für sich. Rein stimmlich deckt er dir Ralle meist vollkommen, wen» er hier nnd da auch etwas gaumig n»d ohne nicht ganz eliiwandfteie Verbindung der Register singt. Im allgemeine» itelll er eine» Zaren ans die Bühne, der sich hören und lehe» lassen kann. Nur erschien er uns in diesem ersten Versuche in manchem noch zu gemütlich, z» brav »nd bieder »nd solid bürgerlich, uin »ns an die Urkraft eines Gewaltigen glauben rn lassen Mag dem sein, wie ihm wolle, jedenfalls ist Herr Hopst auf dem besten Wege, von dem er leicht an daS Ziel seiner Wünsche nnd der seiner kritischen Beurteiler gelangen kann. Neu. sehr vorteilhaft, besetzt war auch der Cbateauneuf mit Herrn Rüdiger. Wir können »nS den französischen Gesandten vielleicht etwa- eleganter und weltmännisch dominierender denken, aber t» allem übrigen kaum sicherer »nd musikalisch fertiger, als ihn Herr Rüdiger gab. Herr Erwin war wieder ein akzeptabler von Bett »nd Fra» N a st dir liebenswürdigste aller saardamlschen Marien. Die Herren RainS, Plaschke. Jäger und Frl. Schäfer zeichneten sich in den von ihnen oft innegehabten Rollen a»S. II. 8t. s* Kammrrm»stk-Abrnd. Zu einer an tiefgehenden Ein drücken reichen „Schumann-Feier" gestaltete sich der erste Kammermusik-Abend unserer hochansekmlichr» Onartettverrinigiing Lewinger-Striegler-Wageiiknecht-Schilltngam Mittwoch tm Palinriigarten. DaS Brrmrannn verzeichnete in wirkungsvoller Steigerung ausschließlich Tandichtniigen des vor einem Halbjahrhnndert beiniaegangenrii Meisters, Werke a»S der glücklichsten Zelt seines Lebens, die ihm und un^- einen unverwelk^ lichen Liede,irnliling schcnklr, die ihn zur 'Betätigung drängte auf dem bis dal,!» ihn« fremd gebliebene» Gebiete der Komineniinsik, hier Schöpfungen zeitigend, di« «t« ln einem Spiegel sein ve- -wegtes Seelenleben, die LiebeSfülle seines überreichen Gemütes schauen lassen. An erster Stelle stand das Klavier-Quartett in l'>-ä»r. ap. 47. kraftvoll und eigenartig in der Erfindung, durch- giüht von Lust und Lebensfrische, bestrickend durch sinnenfällige Schöne inamentlich iin Andante), fortgesetzt fesselnd durch Fein-- zöge iin Ausbau und geistvolle Einzelarbeit. Eine gleich ke- gelsterle Aufnahme fand weiterhin die treffliche Wiedergabe des Streich-Quartetts in L-ciur aus op 4l. seinem Freunde und Altersgenossen Mendelssohn gewidmet, den, Schumann seinerzeit als dem „besten Musiker der Welt" in schwärmerischer Verehrung zugetan war Die Schöpfung, quellend an köstlichen Eingebungen, leidenschaftlich im Ausdruck, zeigt in ihrer Formvollendung die Meisterschaft des genialen Romantikers, der im Adagio Herzens- töne von wundervoller Zartheit anschlaat und der sich im Finale auslebt i» gliickstinhleiider Heiterkeit und köstlichem Humor. Den Höhepunkt deS Abends bildete das an den Schluß gestellte Klavier-Quintett i» kü-cl»r. op. 44. eins der bedeutsamsten und populärsten Kammermusikwerke aus der Zeit nach Beethoven, her vorraaend durch die Ursvrünglichkrit des GedankenmatertakS. die Geschlossenheit keines Aufbaues, den Hörer unmittelbar mit sich fortrcißend durch den Schwung, der in gewaltiger Steigerung der Schöpfung bis anS Ende eigen ist. Man kann daS Werk recht wool einer Wandening vergleichen, die durch ionntgr Auen führt, den Bcrgaivsrl allmählich errrichend. von dem auS daS Luge rückblickend in genußreicher Betrachtung schwelgt. Die schwung volle Ausführung der wunderschönen Dichtung in Tönen weckte Helles Entzücken der zahlwtcd erschienenen Horerichaft, die außer den Herren der Quartett-Vereinigung den am Bechslein Mitwirken- de» Künstler Herrn Alfred Reisenaner anss lebhaftest« mit Beifall anszeichnete dank seiner von künstlerischem Feuer durch wehten Interpretation deS anspruchsvollen Klavierparts, die aller dings mitunter in ihrem virtuoie» Schwung« durch etwa- zn starke Farbengebung die zarte Poesie der Schumannschen Muse beeinträchtigte. L. k. Tie Froneiiortsgnipvc Dresden des Allge«ei«en Dentschen Schuivercifls trat gestern abend im großen Saale des Gcwerbchanscs mit einer künstlerischen Veranstaltung von Wert und Bedeutung an die Oeffentftckrkeft. Freilich hatte man sich's mil dem „Acraiigemcii!" des Ganzen etwas zn leicht gemacht, jodak der Riese,iranm kaum zur Hälfte gefüllt war, und der materielle Erfolg dem künitlerftcheir schwerlich che Wag« halt»