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Dresdner Nachrichten : 14.07.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-07-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187407144
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740714
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740714
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-07
- Tag 1874-07-14
-
Monat
1874-07
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 14.07.1874
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I»an»nftr»tc IS. «don- nimcnl»pr«>» »seriell!»,»- Ich -ry, Rgr.. durch die D°st i» Rgr. ittuzcine Rumniern > Nur. «„«löge: 24000 »tt>. giir die Niilkgabe ei,ige ln,idier Mnuulcridle «inchl sich die Redaclio» »ichi verbindiiiy. Jiileri,I,«-?i„„al„>ic -u» Vogler t» Ha,„bürg. «er. Nu, Wien. Leid»-,, «asel. «rediau. Ara,a. M. 7- ltuch dl--eea j„ Licrii», »eipzia. Wie,,. Hamdura. tzranlfur, a. M.. Mün chen. — O»ui«, L r'o. in Lranisurl a. M. — >«igl i„ i!i,emm». — Ha rne. l-aliite. ünliier t La. in Paris. Tageblatt für Unterhaltung Druck und Eigcnthnm der Herausgeber: ^Liepslh H Reichardt in Dresden. Verantwortl. Rrdacteur: ÄUlMS Uetchardt in lth n Dresden. ^ »i» »Mag« t» Mr. In ««ÜiadU ara»a «lailer. geile »dt» "tajm . L Udr. Der Raum, einer ein- sdaltiaen Wttlzeile lallet >» Pin »inaclandl die Zeile ä Sigr. Line Odaranlie lirr da» niichckiläaiac Erlchei- uen der Inieraic wird nicht gegeben. Sluiwäriige «nnoncen- Lustriige van und nnbe- ilannlcn Firmen u. Per- lauen inseriren wir nur «ege» Pränumcranda» Zahlung druni, Briest marlen oder Poileintad- lung. d Silben losten I>I, Ngr. Jnierare iür die Montags-Nummer »der „ach einem Festtag- die Zeile L Ngr. Nr. ISS. Neunzehnter Jahrgang. MItredacteur: vr. Lmtl Für das Feuilleton: l-u«Ivi>U Dresden, Dienstag, 14: Juli 1874. - Gestern Abend nach halb 7 Uhr gaben wir folgendes! wandest. ankläffen sollen. Baldist eö d-rC°»flictmitd-mL-ip- ,.Extra-Blatt"aus: »'lttentatans BismarckI Aissinge«, Kg-r Stadtrath m der Amtsblattfrage, bald der katholische Glaube Montag 13. Jirli, 4l Uhr .HS Mtnnteu Nachmittags. Ter Rcichölanilcr giltst Bismarck wurde heute im freien Heide bei der Fahrt „ach der Saline durch eineu Strcisschus; an der rechte» Hand leicht verletzt« Der Thäter, ei» j« » gerMcnsch, dessen Identität noch nicht sestgcstcllt ist. wurde sofort verhaftet. Die fnrchtbar auftzeregte Bcviilkcrnng hätte ihn beinahe gelyncht — Ein -weites Telegramm aus Kissingen lautet: „Fürst Bismarck fuhr in Begleiinug des Grafen Pappenheim > .2 Uhr durch die Stadt und zeigte sich der Be völkerung. Tie Berlrtznng am Äorderam ist- unbe deutend. i Politisches. Durch das Mac-Mahonnat wird jetzt da? Septennat ersetzt. „Baut meinem persönlichen Septennate ein warmes Nest, organisirt meine Gewalten und dann laßt Euch nachHause schicken!"—Dieser Gedankenga g spricht sich immer klarer in allen Maßregeln dcS „loyalen" Mac Mahon aus. Die Deputaten, die uneiniger denn je und matt wie die Fließen sind, sagen zu Allem ihr Ja. Diese llägliche Carricatur einer Volksvertretung, deren einzige würdige Pflicht der Selbstmord, die Selbstauslösung wäre, fristet unter den Stockschlägen Mac Mahou's ihr bcjammernSwcrtheS Dasein, bis ihr der Marschall den Tritt, der sie aus Bersaillcs hinauswirft, geben wird. „Macht gute Miene zum bösen Spiele, sagt Mahon zu den Deputaten, und bewilligt mir gefälligst noch die etlichen Gesetzes- paragraphcn, die ich Anstands halber brauche, meine im Grunde ja doch absolutistisch unumschräntte Macht mit dem nothwendigcn Uebcl des möglichst unschädlichen parlamentarischen Firlefanz zu versehen. Ich ersuche höflichst, hübsch Ordre zu pariren und «s Euch gefälligst immer vor Augen zu halten, daß ich der Mann der militä rischen Drsciplin und des soldatischen Gehorsams bin, besonders wo ich sie von Linderen zu fordern gesonnen bin. Ich hoffe im klebri gen, daß wir gute Freunde bleiben, denn es sollte mir unangenehm sein, unangenehm werden zu müssen." Er wird auch bald sein Paradies des organisirten Mac-Mahonnats erlangen; sollte dies jedoch nicht möglich sein, dann sprengt er die Dcputirtenkam- mer und zimmert sich seine Diktatur selbst zurecht. Er ist sein eigner Saneur. Offen feuern ihn bereits seine Zeitun gen an, von dem verschämten Staatsstreich, den er gegen die Nationalv rsammlung beging, als ei das der letzteren unangenehme Ministerium beibehiclt, zu einem offenen Acte der Re volution überzugehen. Besonders das Allerweltsblatt Figaro wurde nicht müde, dem Marschall zuzureden, er solle nur flott weiter re gieren, möge sich den Henker um die Versailler Politiker bekümmern, die Nichts könnten, als Gesetze auf dem Papiere zu machen. Man sagte, daß diese Figaro-Artikel ganz nach dem Geschmacke des Mar schalls seien und behauptete, daß ihr Verfasser, der ehemalige Offi zier Saint Genest, vom Marschall selbst Inspirationen erhielte. Das letztere war offenbar eine Lüge, denn die geistigen Capacitäten Mac Mahpn's sind nicht so große, als daß er nicht alle Ursache hätte, da mit haushälterisch umzugehcn, und sich nicht hüten müßte, Anderen davon abzugeben. Jedenfalls ist aber die Sprache dieses Herrn von Saint gegen die Nationalversammlung endlich eine so verletzende ge worden, daß der Justizminister dem Figaro-das Seifcnschaumschlagen auf vierzehn Tage untersagen, v. h. ihn auf so lange suspendircn ließ. Liecht hat übrigens die Nationalversammlung daran gethan, daß sie cs ablehnte, den Journalisten Saint Genest noch extra zu verfolgen und vor ihre Schranken zu citiren. Was soll daraus iverden, wem: parlamentarische Versammlungen Journalisten, die Angriffe auf sie machen, persönlich verfolgen? Alles bietet jetzt den Anschein, als seien die letzten Stunden der Nationalversammlung gekommen. Sic wirthschastet sich gründ lich ab; es wird aber immerhin ein interessantes Schauspiel sein, die 'edlen Zuckungen dieses VcrtretungSkörperS zu beobachten. Im ungarischen NcichSrathe hat abermals eine Todtredcdcbatte stattgcfundcn. Zur Berathung steht das Wahlgesetz. Weder die Kometenhitze, noch die nahe Ernte, noch die Drohung der Regierung, daß der Reichsrath erst nach Beendigung des Wahlgesetzes geschlossen werden soll, kann die Opposition bewegen, sich ein Wenig cinzu- schränkcn. Das Wahlgesetz hat 120 Paragraphen; in jeder Sitzung wurde nur je ein Paragraph erledigt. Der dritte Paragraph aber entfesselt alle Schleußcn der Beredtsamkeit. Dieser Paragraph be stimmt nämlich, daß in gewissen ungarischen Städten nur solche Hauseigenthümcr wahlberechtigt sind, deren Häuser mindestens drei der Haussteuer unterworfene Wohnpiecen enthalten. Ursprünglich sollten zwei Wohnungsräume dem Hausbesitzer das Wahlrecht ge ben ; die Deakpartci will aber der Opposition eine Menge Wähler in ihren Districten entziehen und erhöht daher die Wohnungsraumzahl von 2 auf 3. Die Opposition will sich das nicht gefallen lassen, und da sie überstimmt wird, verlegt sie sich auf das ungarische Hausmittel: sie redet die Versammlung todt, denn der Antrag, die Debatte zu schließen, kann in Ungarn nicht gestellt iverden. In Ermangelung anderen HundstagSstosfeS hat die national liberale Ncptilienpresse jetzt Sachsen auf's Korn genommen. Man kann kauni eine 'Nummer der National-, der Weser-, der Norddeut schen Allgemeinen, der Magdeburger Zeitung und anderer Blätter dieses CaliberS in die Hand nehmen, ohne einen perfiden Artikel gegen unser Vaterland darin zu finden. Sogar die große Kölnische Zeitung hat sich neuerdings zum Denunciantcnblatte erniedrigt und bringt Hctzartilcl, deren böswillige Tendenz nur von der Erbärm lichkeit der darin behandelten Gegenstände übertroffen wird. Es ist offenbar der Befehl ausgegeben worden, daß die Möpse an der Spree, der unteren Elbe, an der Weser und am Rhein den sächsi schen Mond, der am ReichShimmcl seine fest vorgezcichnet« Bahn der Frau v. Zehmen, bald die Pensionirung des Oberappellations gcrichtsvicepräsidenten v. König, über welche jene Möpse gen Him mel bellen. Herr ».König, der, wie bekannt, wegen persönlicher Differenzen in seinem Amte um seinen Abschied cinkam und in einen ehrenvollen Pensionsstand tritt, wird nachträglich zum Reichsritter aufgcputzt, da er vor einigen Jahren in der ersten Kammer in einer Eompetenzfrage gegen das Justizministerium eine seiner gewöhnli chen ruhigen Reden hielt und tritt angeblich deshalb in den Ruhe stand. Bei Frau v. Zchinen haben die Schnüffler entdeckt, nachdem ie den Glauben der Familien v. Zehmen, v. Mengerssen und v. Leonhardi beschnopcrt, daß sie katholisch und sogar ultramontan sei, und ihr Gemahl würde sicherlich ebenfalls zum Katholiken gemacht, wenn er nicht unglücklicherweise Präsident der evangelischen Landes ynode wäre. In der Leipziger Tageblattsrage aber knappern jene Kläffer immer noch an dem Knochen des sogenannten Attentats auf die Preßfreiheit herum. Die innere Verlegenheit jener national- liberalen Blätter ist freilich stark genug. Von dem sächsischen At tentate heulen sie, daß es einen Stein erbarmen möchte; daß aber in Preußen das Unwesen der amtlichen Blätter im höchsten Flor steht, daß dort oppositionellen Blättern, mögen sie die gclcsensten sein, zum Schaden der Bevölkerung die Anzeigen der Behörden per Federstrich einfach entzogen iverden, davon wagen sie nicht zu wispern. Von AmtSwegcn ist das Auflegen der allerdings oppositionellen „Frankfurter Zeitung" an den Bahnhöfen preußischer Staatsbahnen untersagt u. s. w. Kurz, die Heuchelei jener Denunciantenblätter ist so groß, daß sic nur von der Nörgelei und dem Kleinigkeitsgeistc ihrer journalistischen Helfershelfer übertroffen wird. In den Frosch- pfuh! der allgemeinen Verachtung mit jener Rcptiliensippe! Locales und Sächsisches. — Der Nüstkammeraufseher beim Königlichen Hoftheater, Müller, hat die zum Albrechtsorden gehörige Medaille in Gold erhalten. — Für den Aufenthalt unseres Königs in Ostende sind Zim mer im Hotel äs la plexo bestellt. Wie der Name crgiebl, liegt das Hotel am MeercSstrande selbst. Gleichzeitig mit unserem König wird daselbst der König der Belgier die Kur gebrauchen. — Gestern Mittag besuchte Se. Maj. der König das Atelier der Herren Schäfer und Roch, kleine Plauenschestraße 49, um das Modell zu dein Sarkophag des verstorbenen Königs Johann, seines erlauchten Vater«, in Augenschein zu nehme«. Me Versendung des Modells nach dem Gießwerke Lauchhammer erfolgt, so viel wir hören, am morgenden Tage. — Durch unsere Interpellation veranlaßt, erklärt heute das „Dr. I." daß die Frage, welcher Ort als Sitz des künftigen Reichs gerichts in Vorschlag zu bringen sei, im Bundesrathe zur Zeit noch nicht in Verhandlung gekommen sei. Dies ist wohl formal richtig, indem zwar nicht das Plenum des Bundesrathes bereits Beschluß gefaßt hat, wohl aber der Justiz-Ausschuß des Bundesrathes und daß in diesem unsere Regierung mit Leipzig unterlegen, geht aus der schmerzvoll resignirtcn Sprache des amtlichen Jourualartikels hervor, denn dieser enthält keine Andeutung darüber, daß noch zu hoffen sei, die Wahl des Plenums des Bundesrathes werde noch auf Leipzig fallen. — Die praktischen Hebungen der hier garnisonirenden Artillerie haben begonnen und sind dazu noch die in Freiberg liegenden Batte rien herangezogen und in der Umgegend Dresdens zunächst des Hellers cinquartirt. Die Hebungen beginnen in Betracht der großen Hitze und der Strapazen schon in früher Morgenstunde. — Obgleich die Hitze am Sonntage eine höchst drückende war, hat eS an reiselustigem Publikum nicht gefehlt, da sich auf der sächsisch-böhmischen Tour 14, aus der Chemnitzer 2, auf der schlesi schen 1 und auf der Leipziger Bahn zwischen Meißen und Dresden 7 Extrazüge nöthig gemacht hahpn. — Am Sonntag Abend ist im großen Gehege, Uebigau gegen über, der Leichnam einer jungen Frauensperson angeschwommen, welcher am andern Tage nach erfolgter Aufhebung als der eines am vorigen Freitag seiner auf der Mathildenstraße wohnhaften Hc-.- schaft entlaufenen Dienstmädchens recognoscirt ivorden ist. Uebcr die Motive zu dem Selbstmorde hat man nichts gehört. — ?x. Nachdem man bereits am Donnerstag in der Nähe von Blasewitz, am Elbufer, Kleidungsstücke einer männlichen Person gefmrdcn hatte, welche vermuthen ließen, daß der Besitzer derselben entweder beim Baden ertrunken oder freiwillig seinen Tod in der Elbs gesucht habe, wurde am Sonnabend Nachmittag bei der Sa loppe von Arbeitern am städtischen Wasserwerk ein vollständig nack ter Leichnam in den Elbfluthen entdeckt und ans Land gezogen. Derselbe wurde sofort nach dem Loschwitzer Kirchhof in die Todten- halle gebracht, wo ihn die betreffende Behörde besichtigt und nach einem Notizbuche, welches man später in den am Ufer aufgefunde- nen Kleidungsstücken entdeckte, festgestellt hat, daß der Ertrunkene ein Bürgermeister a. D. Namens Junker aus Berlin ist. Derselbe ist Sonntag Abend auf dem Loschwitzer Kirchhofe christlich begraben worden. — Am Trinitatiskirchhofe hänselten am vorigen Sonntag Nachmittag drei junge Gärtnergehilfen eine mit Kränzen dort feil haltende Frau. Ein in der Nähe haltender Droschkenkutscher nahm sich der Frau an und gcricth deshalb mit den drei Gärtnern in Streit, der alsbald in Prügelei überging. Der Kutscher, dem seine Gegner auf seinem Kutschersitze zu Leibe wollte», vertheidigte sich wacker gegen die liebermacht und soll den Angreifern mit einem Schraubenschlüssel, den er von oben herab auf ihren Köpfen henun- tanzen ließ, gar arg zugcseyt haben. — Wie uns aus Merbitz mitgcthcilt wird, hat der dortige Gutsbesitzer Welte, bei welchem cinDachdcckergehilfeNamensMüller, etwa 20 Jahr alt, seit einigen Tagen in Arbeit stand, diesen letzte ren am Sonntag Morgen in einem Schuppen mit eingeschlagener Hirnschale gefunden. Die Ursache zu diesem Unglück ist etiva fol gende: Müller schlich auf einen Heuboden in dem Schuppen und lam in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag jedenfalls etwas angetrunken nach Hause. Beim Hinaufsteigen der hölzernen Treppe mußte er an einem Absatz vorüber, auf welchem an die Wand ge lehnt, das Gestell eines Schlittens stand, natürlich mit den Küssen nach oben. Müller ist nun wahrscheinlich in dem Wahne, die Treppe gehe da weiter, auf das untere sogenannte Polster des Gestelles ge treten, wodurch dasGestell umgeschlagen ist und die schweren Küssen ihm eben die Hirnschale einschlugen. — Der als des Mordes an dem Müller Ritter in der Buch holzmühle bei Elster verdächtig eingezogene Mühlbursche BiruS hat ein umfassendes Gcständniß seiner Schuld vor dem Untersuchungs richter abgelegt. ' — In der Nähe des Museums sind vorgestern Nachmittag zwei mit allerhand Colportirartikeln dort feilhaltende Frauen an einandergerathcn und haben sich so geprügelt, daß die Unterlegene ärztliche Hilfe hat in Anspruch nehmen müssen. — Bei dem in der vorgestrigen Nacht stattgehabten schweren Gewitter hat der Blitz in eine Scheune zu Stauda bei Großenhain cingeschlagen und ist dieselbe sodann total niedergebiannt. — Ein junger Mann erlaubte sich am vorigen Sonnabend den Scherz, in Begleitung von Herren und Damen in Damenkleidung auf der Schloßstraße zu promeniren. Dabei gerieth er mit einem ihm begegnenden Herrn, der sein Geschlecht unter der weiblichen Hülle erkannt haben mochte, in einen Eonflict, in dessen Verlauf er oemselben Ohrfeigen anbot. Dieses Anerbieten nahm der betreffende Herr jedoch sehr schief, faßte die anscheinende Dame und übergab sie, ihres Widerstrebens ungeachtet, der Polizei. — In der vorvergangenen Nacht passirte ein in der Oppelvor- stadt wohnhafter Bmeaudiener die alte B.ücke, als er plötzlich von zwei ihm begegnenden Männern, einem Schneidergel il cn und einem Soldaten hiesiger Garnison, gerempelt, verhöhnt und dainit bedroh wurde, daß sie ihn über das Geländer in die Elbe stürzen würden, wenn er sich wider sie auslchne. Die Sache kam aber etwas anders, als die Attentäter cs sich gedacht, — das Publicum, welches sich bald um sie versammelte, machte Front gegen dieselben und inscenirte, als sie nunmehr die Flucht ergriffen, eine so kräftige Nacheile, daß sie endlich am Birkenwäldchcn ergriffen und darauf an die Polizei abgegeben wurden, die sie verhaftete. — Lüdlcke'S Wintergarten, dieses im Verein der Natur und Kunst geschaffene reizende Etablissement, ist seit einigen Tagen in die Hände des als Pflan.zenzüchtcr rühmlichst bekannten Herrn van Til übcrgegangen und schwindet somit die Befürchtung, Laß dasselbe durch den Tod des früheren Besitzers durch Kaut seiner ursprüngliche Bestimmung verlustig werden könnte. Die als Unicum dastehenden, überhaupt werthvollsten Pflanzen des Eta blissements sind bei dem statigefundcncn Ausverkauf nicht mit inbegriffen gewesen und ist somit das Ensemble der lieblichen Kinder der Flora durchaus nicht beeinträchtigt. Die unter dem trüberen Bestser regelmäßig stattgehabtcn 'Ausstellungen werben auch unter rer Leitung des Herrn van Til ihren ungestörten Fort gang nehmen. - cit. In seiner vorgestrigen Predigt über Röm. 6, 3—6 nahm Herr Hoiprebiger vr. Rnling — wie er sagte, mit veran laßt durch viele hierüber an ihn ergangene Fragen — Gelegen heit, unter Anderem guch darüber sich auszuspreche», waS vom christlichen Standpunkte aus über die von manchen Seiten mit so „sonderbarem Feuereifer" dciürwortete Leichcnverbren- nung zu sagen sei. Warum dieselbe für ihn, wie gewiß snr den weitaus größten Tbcil seiner Zuhörer so wenig Ansprechendes vabc, daS liege keineswegs darin, daß — wie man gesagt habe - die christliche Lehre von der Auferstehung der Todrcn mit dersel ben sich nicht vereinigen ließe. Müßte doch diese gehciumißvollc Lehre, von der wir u»S bei unserer irdischen schwachen Erkennt nis; noch lischt völlig klare Vorstellungen zu machen vermöchten, durch die Erinnerung an die Tausende, welche schon die McercS- wogcn verschlungen, und an die vielen sr-ommcn Märtvrcr, welche die Flammen der Scheiterhaufen verzehrt hätten, ebenso erschüt tert werden, was doch nicht der Fall sei. Vielmehr sei bas, was unö bei der Leichciivcrbrcnnung so wenig anspräche, zunächst die Nachahmung des HcitcnthumS, sodann der unberufene Eingriff der Menschenhände i» den von Gott geordneten langsamen Pro- ccß der Auflösung des menschlichen Leibes, ferner eine kaum zu vermeidende.nränkuiig dcö menschliche» Zartgefühls, sowie die völlige Umwälzung unserer kirchlichen Sprache. Wir könnten dann nicht mehr mit dem frommen Dickster sprechen und singen: „Wie sic so sanft ruh», alle die Seligen in irren Gräbern" u s. w., nicht mehr von einem „Gottesacker" reden und mit Schiller sagen: „Dem dunklen Sck'voß der heil'gen Erbe ver trauen wir", „Noch köstlicheren Samen bergen wir trauernd in der Erde Schooß" u. s. w. So erfreulich an sich die Fortschritte der Industrie seien, so könne cS doch nicht Jedermann gefallen, wenn sie, die Alles beherrschende, dem müden Lebensxilgcr nickst einmal ein Ruheplätzchen in der Erde gönnen wollte. — Sicher lich wissen cS dem hochbegabten und sreimüthigen Kanzclrcdncr alle seine Zuhörer Dank, wenn er i» acht christlicher und wür diger Weise auch solche Zcistragen zuweilen mit zur Sprache bringt. - Außergewöhnliche Züchtung. In dein als Ge burtsort deS Philosophen Fichte bekannten, eine Stunde west lich von Bischofswerda recht romantisch gelegenen äUrchkoric Rammenau befielst seit letztem Frühjahr eine in größerem Maß- stade vom dortigen GutSvcrrn betriebene Züchtung von Wcllcn- Papageien, die dem Beschauer einen gewiß höchst interessanten Anblick gewährt. I» dem nahe an iOXtEubik-Metcr haltenden oberen Saale dcS zu den geräumigste» und schönsten anfangs vorigen Jahrhunderts erbauten Schlössern der Ober-Lausitz ge- hörende» grast. Wohnsitzes wurden nämlich im April l<x» frisch auö »Neuholland imp«>rtirte Wcllciisittige gesetzt; sehr bald be gannen dieselben in dckn mit Sachkenntnis; cingcrichietcn Nist- räuiiien ibr BrntacickXit in emsigster Weise und baden zur gegenwärtigen Zeit bereits eine Menge kräftiger, junger »Vögel- amgcbrackst, dctv. Zahl sich bis zum Hcrdst noch ansehnlich vcr-- mehlen dürste, da diele der staarmästcnartigen Brutränmc, thcilS noch unreife Junge, tbeilö biö zu 8 Eiern enthalten. Wen» nun auch von diesen bekanntlich unter de» Papageien mit am leichtesten zu züchtenden, sogenannten Wrllcmittigc» von Lieb habern der Vogelzucht hier und da schon Junge gezogen wurde», eine Zucht Im Großen, wie sie z. B. schon längst i» »Belgien mit »Nutzen seit Jahren betrieben wird, hat zuerst gedachter Herr aiff
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