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»sch u-l. «or,i 7»»»: «erde« b.ULend»«, «o«nt.»i« Mittags IR U. angeno««rn t» -r Expeditton: Martenstraße 18. »»««. »i«tel,r,rlich W «g« »«»»t-tldl. Lltserung 1n'< -aas Hurch die 1t. Poü vkrtelMrVch »» «ar. Ein»«!»» Na«««» 1 «gr. Hagebkatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Tdeador DrodW. Rnzetgen i. dies. Btattr, da« zur Zeit in kj5lsiVÄ4empl. rrschetn», finden tine erfolgreiche Verbreitung. M o. LOO. Donnerstag, den 10. April 1862. Dresden, den 10. April. — Se. Majestät der König haben dem Besitzer des Ritter gutes Erdmannsdorf bei Augustusburg, Leone« Robert von Könneritz, seinem Ansuchen gemäß, zum Kammerherrn zu er nennen geruht. — Gestern Nachmittag wurde die Begerburg durch den Besuch Ihrer Majestäten der Königin von Sachsen und der verw. Königin von Preußen beehrt. Die hohen Frauen ver weilten längere Zeit daselbst und erfreuten sich des schönen Naturpunktes, der jetzt alle Reize des Frühlings entfaltet. — Laut einer im Dr. Journal veröffentlichten Zusammen stellung sind von der hiesigen königl. Münze im Jahre 1861 geprägt worden: an Goldmünzen 3908 Stück Kronen, an Silber courantmünzen für 4,267,9234 Thlr. (davon 183,2124 Thlr. in Sechstelstücken, das Uebrige in Thalern und Doppelthalern), an Silberscheidemünzen für 13,1584 Thlr. (in Neugroschen), an Kupferscheidemünzen für 2214 Thlr. 1 Ngr. 9 Pf. — Das burleske Monstre-Concert der Pseudo- Neger und Tänzer im Circus Carrö. — Die Welt ist ein närrisch Ding; nicht das Beste macht immer Glück, sondern das Neue. O, ihr Weißen Schalks im Negerpelz und der fal schen krausgelockten Perücke, wie herrlich versteht ihr das mo derne europäische Virtuosenthum zu perstffliren. Ihr spielt so zu sagen die Zukunftsmusik in den Sack hinein und heraus, ihr zeigt uns in dem Concert « I» Musard was es für Nar ren in der Tonkunstwerkstätte giebt und euer Director Newcomb ist ein musikalischer Hogarth. — Negermusik, Negergesang! dazu braucht man kein Gehör, welches so zu sagen das Gras wach sen hört; es ist keine zerrissene, weltschmerzelnde hypergeniale Musik, keine Tausend-Lachter-Schachtmusik, die so tief ist, daß Niemand Etwas davon bemerkt. Nein! von diesem Verdacht wird sie freigesprochen. Wir haben zwar auch unsere Schlit tenwalzer, wo während der Musik mit Peitschen geknallt und mit Schellen geklingelt wird, wir haben unfern Dampfwagen- Galopp, wo das Schnaufen und Paffen mittelst Schlagen des Besens auf die große Trommel nachgeahmt wird und die Dampf pfeife nicht fehlt, aber vor eurem Spiel müssen wir die Segel streichen Die alten Römer hatten ein Sprüchwort „musice viverv" was so viel bedeutet, als ein vergnügtes Leben führen. Jeder Zoll an euch ist ein Komiker bis herab auf den Tactstock des Maestro. — Man muß sie sehen, diese ebenholzschwarzen Stadtpfeifergesellen vom Tombahstamm, diese musikalisch-leben dige Schmugglerwaare aus dem Lande wo der Samum ostwärts vom Jatakan in die Savane weht und jedes Instrument in mitten seiner Berufspflicht den Nappelkopf spielt. — Man muß sie hören, diese Minnesänger und Troubadoure aus dem Moh renlande, wo der Tombuktu die sehnsuchtsvolle Sycophande schlägt Nochmals Bravo! du „eingeschwärzte" Sängerin, du „falsche Catalani" vom Senegal in der Person des Herrn Eu- gen Pattie. Dieses Brillantfeuerwerk von Trillern und Colo- raturen, dieser Mazeppa-Ritt der Stimme, dieser Sprung ä I« Krembser vom tiefen Baß dis hinauf in's dreimal gestrichene k., Wie bizarr diese Tanzlieder, anfänglich aus einem instrumenta len Ritornell und dem Couplet zusammengesetzt, ähnlich den spanischen Seguidillas. Dann die Musik, wie sie tönt bei den Bambulass, den Sonntagsfesten der Neger. Das Orchester wird zu einem babylonischen Thurm, in welchem eine vollstän dige Verwirrung der Sprachen des Holzes, so wie des Messings und der Darmsaiten entsteht. Im Strom der Töne wirbeln gleichsam Hyänenborsten, Tigerzähne und Wüstensand durchein ander, aufgescheucht vom Hamattan und dem glühendheißen Siroccowind. Es kreischen Kakadus, es glühen Pfeffer- und Granatblüthen, es wehen Marobouts, es blitzen uns Krokodill- Augen entgegen, es wird uns der Charakter eines Danton, Marat und Robespierre klar gemacht. Und bei alledem doch Harmonie und Melodie trotz der gällenden Pickelflöte, dem bas ischen Tambourin und der Knallerbsenbegleitung bei den So los und Tuttis. Den Culminationspunkt bildet das Finale: „Dixies-Land!" Nationaltänze und Gesänge der Bewohner des Südens. Gehen ist die Orthographie der Füße, aber Tänze sind die Empfindungslaute der Füße. Wenn von jeher tan zende Völker die glücklichsten waren, so müssen die Neger die allerglücklichsten sein, obgleich uns nach den hier abgelegten Proben ein wahrer Schwindelgeist erfaßte. Man vergißt bei diesen Tarantelsprüngen den bereits vorgeführten Aethiopischen Phantasie-Tanz, das komische Lied und das magische Echo, was uns vorher so ein schwarzer Vivier der Ventiltrompete zum Besten gegeben. Empfindungslaute der Füße, ja, aber mit höch ster Steigerung, der Superlativ, wo Freude, Frohsinn und tolle Lust aus allen Poren schwitzt. — Ach! nur den zwanzigsten Theil dieser Tänzersreude auf einem Harmonie-Ball oder in der „Societät", die Leute wären glücklich. Auf „Ham burg", bei „Birkholzens" oder in Loschwitz, wenn Hans seine Grethe im Tanze dreht, geht es Wohl auch lustig zu, aber was ist dies Alles gegen den Negertanz, wo in jeder Tact - und Fußbewegung die Freude ihren Gewerbeschein vorzeigt. Man möchte bei dieser Komik vor innerem Vergnügen gleich „trockene Thränen" weinen und die Mütze aufhalten, um Eines der Her zen aufzufangen, die im Freudentaumel des Tanzes wie ein Pulverwagen in die Luft fliegen. — Kurz und gut, man be suche diese Mohren, die sich weiß waschen kaffen. Lachen er quickt die ganze menschliche Maschine und — lachen muß hier selbst der ärgste Murrkopf. — Auf der Brühl'schen Terrasse. Vor Kurzem besuchte ein Fremder die europäisch berühmte Terrasse und blieb aufmerksam vor dem Gebäude der Königl. Maleracademie stehen, vor welcher mehrere Arbeiter beschäftigt waren zwei Reihen Bäume einzusetzen, deren letzte Reihe dicht vor die Fenster des Academiegebäudes zu stehen kam — „Aber Ihr Leute, was soll denn dieß hier werden?" frug neugierig der Fremde, der in dem Glauben war, eS handle sich um Legung von Gas röhren. — „Mer setzen Beeme, mei gutes Herrchen," entgegnete ein alter Arbeiter. — „Aber doch nicht vor den Lehrsaal der Akademie? Dadurch wird ja den darm'Arbeitenden und Leh-