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Dresdner Nachrichten : 23.02.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-02-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190302232
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19030223
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19030223
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-02
- Tag 1903-02-23
-
Monat
1903-02
-
Jahr
1903
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 23.02.1903
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Gestern abend 7 llhr brach hier Feuer aus. das sich infolge des herrschenden Sturmes raich aus- brcitete und über 90 Hauser eiiiüicherte. darnnter die Postagentur und die Oberförstere«. Viel Vieh, besonders Kleinvieh ist um- gekommen. Stehe» geblieben sind das Pfarrhaus und 5—8 Häuser. Heute früh konnte, nachdem sich der Sturm gelegt hatte, deni Jener Einhalt getan werde». Ueber die Entstehungsursache ist nichts bekannt. München. Der Staatsrat im Kultusministerium, Dr. Wel> ner, ist zum Kultusminister ernannt worden. Kleinenberg (Kreis Büren). In letzter Nacht sind bei starkem Südweststnrm 44 Häuser abgebrannt, darunter das Postgebände, die Schule und das Pfarrhaus. Die Postsachen sind zunicist ein Raub der Flammen geworden. Verlust an Menschen leben ist nicht zu beklagen. Prag. Obgleich gestern in der Böhmischen Svar kasie Auszahlungen bis i» die späten Nachtstunden geleistet wurden, konnten doch nicht alle Personen, welche Rückzahlung ihrer Einlagen forderte», abgefertigt werden. Diese und andere Ein leger erschienen beute bei den Schaltern, doch war das Gedränge nicht mehr so groß: auch die Ansammlungen vor dem Sparkasscn- gebäude haben nachgelassen. Bis heute »nchmittag 3 Uhr sind an M5 Einlegcr 1280 000 Kronen zurückgezahlt worden. Madrid. Auf der Station Alora stieß ein Personenzng mit einem Güterzug zusammen, wobei 13 Personen verletzt wurden. Vigo. Der AusstandderEisenbahnangestellten breitet sich weiter aus. Auch die Maschinisten wollen, wie ver lautet. in den Ausstand treten. Fünf Personen wurden verhaftet, Belgrad, Wie aus Macedonien gemeldet wird, haben sich in den letzten Tagen auf Anregung Sarafows insgesamt sieben bulgarische Banden zu je 200 bis 300 Manu organisiert, welche vollständig ausgerüstet sind. / ' Washington. Gestern abend fand hier die Grundstein- legung zu der neuen Heeres-Krieasschule statt in Gegenwart des Präsidenten Roosevelt, der Minister, der übrigen Behörden und ausländischer Vertreter. Präsident Roosevelt hielt dabei eine Rede, in welcher er ausführte, daß die Errichtung des Gebäudes einen großen Schritt bedeute bei der Sicherstellung der Wehr- kraft des Heeres und das Gesetz betreffend Schaffung eines Generalstabes ergänze. Der Lauf der Ereignisse habe die Nation in die Stellung einer Weltmacht getrieben. Die Nation habe Verpflichtungen im Westen und rm Osten, könne ihnen aber nicht gerecht werden, wenn ihre Stimme nicht machtvoll eintreten könne für die Sache des Friedens und der Gerechtigkeit und diese Stimme könne den Schutz für jene Verbindlichkeiten nicht aus sich nehmen, wenn nicht deutlich verstanden werde, daß die Vereinigten Staaten den Frieden wünschen, nicht in dem Sinne eines schwächlichen Feig lings, sondern mit dem sicheren Selbstvertrauen eines gut ge rüsteten Mannes. Das Volk beginne zu verstehen, daß die Armee ebenso wie die Marine im Kriege in dem Maßstabe ihre Schuldigkeit tun würde, wie sie im Frieden dazu vorbereitet sei. Es sei mcht wünschenswert, daß die Armee im Verhältnis zur Be völkerung nicht Nein sei, aber Amerika habe das Recht zu er- warten, daß sie den höchsten Grad von Tüchtigkeit, den irgend eine Armee der zivilisierten Welt besitze, aufweise. Washington. Es ist das Versprechen gegeben worden, daß der deutsche Kommodore die weggenommeneii venezola nischen Schiffe in Port os Spam am Montag zurückgeben wird. Als die Protokolle unterzeichnet wurden, war es die Absicht der Vertreter der verbündeten Mächte, daß die Uebcrgabe in den venezolanischen Gewässern erfolgen solle. Das Kanonenboot der Vereinigten Staaten „Marietta" wird die venezolanischen Offiziere und Mannschaften zur Bemannung der Schiffe nach Port of Svain bringen. Inzwischen, so heißt es. würden von den Aufständischen Waffen und Schießvorräte in großem Umfange an den unbewachten Häsen eingeführt. Präsident Castro habe keine Flotte dies »u Ver bindern und werde dadurch „störrisch" in seinein Verhalten. Caracas. Der Kongreß ist wieder zusammengetreten. Fez. Die Lag« ist hier zur Zeit zufriedenstellend. Der Prätendent, welcher in dem letzten Gesecbt verwundet sein soll, befindet sich zur Zeit in Riatta, in der Nähe von Tazza, während der Krieg-minister El-Menebhi an der Spitze einer starken Truvpenn acht vorgeht, um die Stämme zum Gehorsam zu zwingen. Der Htarna-Slamm bat die vollständige Unterwerfung durch Stellung von Geiseln als Sicherheit für zukünftiges ruhiges Verhalten und für die Zahlung einer Entschädigung nugedoten. Lokodja. Die britischen Mitglieder der englisch - deutschen Grenzkommission zur Absteckuiia der Grenze zwischen Jola und dem Tschadsee sind am 10. d. Mts. hier eingetroffen und haben sich heute im Automobilboot auf dem Benueflusse nach Jbi begeben. Sächsisch« Bank ,u Dresden. Der Aussichtsrat hat in seiner gestrigen Sitzung beschlossen, die Generalversammlung auf Montag den 23. Mär, isos vormittags io»/. Uhr im hiesigen Börsengebäude «inzub« rufen. Derselben soll die Verteilung einer Dividende von s Prozent vor- geschlagen werden, nachdem Svooo M. zur Anfertigung von Banknoten, 3« 158.01 M. aus Immobilien, 2312.25 M. aus Inventar und 150 0M Ml aus einem Sprzialreservesond zurückgeftellt worden find. Löbaner Bank. In der am 2l. Februar a. c. stattgehabten Auf- stchtSralssitzung wurde beschlossen, von dein nach Abzug aller Unkosten und Spesen verbleibenden Reingewinn des Jahre« 1902 von M. 30158S den Bettag von M. SS50M zur Verteilung von «7- Dividende. M. 1862» als Tantiemen zw verwenden, M. 35 mo dem Spezialreservesonds zuzu- ftlhren und den Rest von M. 17 ««7 aus neue Rechnung vorzutragen. OertttcheS und Sächsisches. — Se. Majestät der König wohnte gestern vormittag mit den Prinzen und den Prinzessinnen des König!. HauseS dem Gottesdienste in der katholischen Hofkirche bei. wo aus Anlaß dr» 25 jährigen PapstjubMumS im Anschluß an daS Hochamt Psäanm stattfand. Nach dem Gottesdienste erteilte der König tm Residenzschlosse zahlreiche Audienzen. Um L Uhr fand bei Ihrer Majestät der Koiai „ - Witwe Familientasel statt. — Se. Majestät der König wird heute mittag eine aus den Herren Oberbürgermeister Beutler, Stadträten Fischer. Dr. Kretsch mer und Obcrbnurat Klette. Stadtrat a. D. Weigandt, Stadt- rätcn Namslau-Berlin und Muehl-Breslau. Stadtdirektor Trainm- Hannover. Oberbürgermeister Becker-Köln. Bürgermeister Dr. Dilt- rich-Leipzig. 1. Bürgermeister v. Boricht-Münche» und Oberbürger meister Dr. Beck-Chemnitz bestehende Abordnung des Vor standes verdeutschen Städteausstelt» » g in Audienz einpfangeii, die Sr. Majestät den Dank für Uebernahme des Pro tektorats und die Bitte, die Ausstellung persönlich zu eröffne», überbringc» wird. — Im Befinden Sr.Königl. Hoheit des Prinzen Friedrich Christian ist i» den letzten beiden Taaen keine wesentliche Veränderung ciiigetrcten. Das Allgemeinbefinden ist gut Die Nahrungsaufnahme ist »och immer gering und das Bedürfnis nach Schlaf groß. Die Temperatur ist zurückgegauge». — Se. Exzellenz Herr FiiianziUinister Dr. R üger besuchte vorgestern in Begleitung der Herren Geheimräte Dr. Barchewitz und Geh. Finnuzrat Dr. Wähle die Poizellaiimniiufaktur in Meißen — Als Vertreter des Leib-G ren ad ier-R eaim en ts Nr. 100, ä In mnta dessen derErbprinz von Sachse»- Mei Hingen siebt, nahmen sechs Offiziere dieses Regiments, unter Führung des Regimentskommandeurs Obersten von Erregern, an der Silberhochzeitsfeier des Erbpriuzlichen Paares in Breslau teil. Der Herr Oberst überreichte mit einer Ansvrache ein silbernes Tablett mit Widmungsinschrift und den Wappen der zur Zeit im Regiment stehende» Offiziere. — Nachdem im vergangenen Jahre infolge Erkrankung des verstorbenen Königs Albert die ini Winterbalbiahre am sächsischen Königsbose üblichen Diplomaten- und Staatsdiener- Tafeln ansfallen mußte», solle» dieses Jahr in kurzer Auf einanderfolge wieder sechs solche Tafel» bei Sr. Majestät dem König im alten Sveisesaale des Residenzschlosses abgehalten werden Die erste dieser Tafel» fand am Sonnabend statt und die zweite ist bereits für den heurige» Montag in Aussicht genommen. Ein ladungen zu dielen Tastln ergehen an die zum Königshose in Beziehung stehenden Diplomaten und an hohe Staatsbeamte und Militärs. — Herr Dr. Ernst Beckmann, ordentlicher Professor der angewandten Chemie an der Universität Leipzig, ist zum Geheimen Hosrat in der 3 Klasse der Hosrangordiiung ernannt worden. — Die Herren Oberlehrer Dr. Scbladebach II von der Annenrealichule. Oberlehrer Lic. rheol. Dr. Warmuth von der Johaiiiislädter Realschule, sowie Lehrer Holzegel sind ab 16. April an das neu zu errichtende Gymnasium im Osten der Stadt verletzt worden. Vom gleichen Tage ab werden der caud theol. Dr. Flade als nichtständiger wissenschaftlicher Lehrer a» der Realschule Johannstadt, der Lehrer Biesold als ständiger Zeichenlehrer a» der Realschule Scevorstadt und die Lehrerin Fisch als nichtständige Lehrerin bei der Neustädter Töchterschule angestcllt. — Unter der Ueberschrift „Die angebliche Tcstaments- klausel Augusts des Starken" findet sich im „Sächsischen Kirchen- und Schulblatt" ein sehr zeitgemäßer Artikel, den das konservative „Vaterland" mit Genehmigung des Herrn Verfassers mit um so größerem Vergnügen zum Abdruck bringt, als sein In halt mit seinen Anschauuiwen vollständig übcreinstlmmt. In dem Artikel heißt es: „Diese Testamentsklauie! kann nur bei der säch sischen Geschichte völlig unkundigen Leuten Glauben finden. Denn wenn das Testament überhaupt zur Geltung kommen sollte, so mußte es doch unter dem frischen Eindrücke des Todes des Testators vom nächsten Erben desselben befolgt werden. Kurfürst Friedrich August II. — als König von Polen August III. — hatte noch im Jahre 1733 hierzu Gelegenheit, da ihm, fünf Monate nach des Vaters Tode, am 13. Juli, sein dritter Sohn Prinz Karl Christian geboren wurde, der bekanntlich von 1758—1763 als Herzog von Kurland dieses Land beherrschte Ja, noch zwei Söhne wurden ihm geboren: am 11. Juli 1738 Prinz Albert Kasimir, der spätere Schwiegersohn Maria Theresiens und Herzog von Sachsen-Tetschen, und am 28. September 1739 Prinz Klemens Wenzeslaus. Wir wissen, daß bei keinem dieser drei „purpur- geborenen" Prinzen die doch sicher im frischesten Andenken stehende Klausel Auausts des Starken ausgeführt, daß von keiner Seite auf Befolgung des angeblichen .Lausgesetzes" gedrungen worden ist: ja der letztgenannte dieser Prinzen wurde Kirchenfürst, Bischof von Freising, Reaensburg, Augsburg, endlich der letzte Kurfürst von Trier. Als solcher war er einer der freisinnigen deutschen Erzbischöfe, welche mit Kaiser Joseph II. auf eine romfreie deutsche Nationalkirche hinarbeiteten, wobei er von seinem Weihbischofe Nikolaus von Hontheim sJustinns Febroniusj auf's beste be raten wurde. Diese Bestrebungen wurden le'der durch Josephs II. schon am 20. Februar 1790 erfolgten Tod hinfällig. Ebensowenig ist die angebliche Klausel bezüglich der Söhne eines Kur- oder Kronprinzen in Wirksamkeit getreten, da ja die späteren Könige Friedrich August und Anton, sowie Prinz Maximilian als Söhne des damaligen Kurprinzen Friedrich Christian, am 23. Dezember 1750, bezw. 27. Dezember 1755 und 13. April 1759 geboren, stets als Glieder der römisch-katholischen Kirche betrachtet und erzogen worden sind." Dann heißt es weiter: „Aber wie ist dieses Ge rücht von einer Klausel entstanden? Die Seele des sächsischen Volkes war tief erregt dadurch, daß es der römischen Propaganda endlich gelungen war, was schon zur Zeit von Vater August der erste deutsche Jesuit Peter Canisius, allerdings ohne Erfolg, versucht batte, daß 1687 der unbedeutende Prinz Albert von Sochsen- Weißenfels, am 14. Juli 1689 der berüchtigte Kardinal von Sachsen, Prinz Christian August von Sachsen- Zeih, die väterliche Religion abschwur und zum Katholizismus übertrat. Und dieser letztere brachte seinen Vetter, den Kurfürsten, zum gleichen verhäng nisvollen Schritt. Für ein rein evangelisches Volk hat der Katho lizismus ein gewisfes geheimnisvolles Jn'eresse, Seine internatio nale Einheit, sein fürstliches Oberhaupt, seine glanzvollen Kirchen fürsten, seine »«gemessenen Reichtümer, sein lateinischer zeremo nienreicher Gottesdienst, seine unbeweibten Priester, seine streng verschloffenen Klöster, das geheimnisvolle Walten seiner Orden, namentlick der Jesuiten: das alles erregt die Neugierde des Volkes, das ohnehin geneigt ist, das Abenteuerlichste, Sensationellste zu glauben, selbst wenn auch kein Schatten der Wahrheit ihm zu gründe siegt. Und so nahm man im Volke an, August der Starke habe, vim Gewissensbissen getrieben, wenigstens im Tode teilweise das wieder gut machen wollen, wodurch er sein gut protestantisches Volk so bitter gekränkt halte. Obwohl schon die katholische Er- ziehung der drei „cmf dem Throne geborenen" Söhne Augusts lil. das Gerücht widerlegte, immer wieder tauchte cs auf. So be hauptete man hartnäckig, der Sohn Friedrich Augusts III.. des Gerechten, sei „von den Jesuiten" um der Klausel willen beseitigt worden, obwohl am Hose eine große Anzahl guter evangelischer Christen in den einflußreichsten Stellen sich befanden, z. B. des Verfassers eigener Urgroßvater als kurfürstlicher Leibarzt, ein guter Lutheraner. Wir haben die Lebensbeschreibung dicies an geblichen Prinzen gelesen, eines sein Lcbenlang an Großmanns sucht und Verfolgungswahnsinii leidenden Tuchmachers Lehmann, der über diesen seinen Ideen sein Geschäft vernachlässigte. Er macht darin den Eindruck eines ungebildeten konfusen Menschen, der nicht ein Jahr lang sich hätte Halle» könne», wenn d>e von ihm erzählten Verfolgungen ihn wirklich auf Schritt und Tritt begleitet hätten, wie er sie schildert. Seine Erzählungen spiegeln die Meinung des Volkes wider von einer geheimnisvollen Macht und Herrschaft .,der Jesuiten" über Königshaus, Landeskirche und Land, während der Kundige weiß, welche feste Schutzwälle unsere Landeskirche und überhaupt unser Vaterland in unserer Landesverfassung umgeben. Ja, der an sich tief zu beklagende 2. Juni 1697 hat unsere Landes kirche vor dem verhängnisvollen Hincinregieren des Landesherrn in die Kirche und ihr Bekenntnis bewahrt, welches unter Vater August und seinen Nachfolgern so verderblich gewirkt hat. Doch das eine müssen wir aus dem, wie wir nachgewiesen zu haben glauben, gänzlich grundlosen Gerüchte von der Testaments klausel heraushören: einen gesunden Optimismus, die unver wüstliche Hoffnung des sächsischen Volkes, die sich einst an Könic Friedrich August II. anknüpfte und über seinen tragischen Tol ebenso abenteuerliche Gerüchte zu erzählen wußte: Die Hoffnung, daß doch einmal im Laufe der Zeiten das erlauchte Haus Wettin die viel betrauerte Kluft überschreiten und mit seinem Volke sich wieder vereinigen wird im evangelisch- lutherischen Bekenntnisse der Väter!" — Höchst unerquicklich sind die Verhältnisse, unter denen die Ordnunaspart eien die Vorbereitungen für die im Juni statt findenden Reichstagswahlen in Dresden treffen müssm. In Dresden-Neustadt meinte man bis vor 14 Tagen, in Herrn Landgerichtsdirektor Dr. Becker einen Kandidaten ge funden zu haben, auf den sich die Stimmen aller Ordnungspartelen vereinigten, als die Welt plötzlich durch die Erklärung von dessen Rücktritt überrascht wurde. Man glaubte sich jedoch hiermit ab- fiuden zu können, da sich Herr Oberbürgermeister Beutler bereit erklärte, in diesem Wahlkreise zu kandidieren und in dieser Per sönlichkeit vielleicht in noch höherem Maße eine Einigung der Ord nungsparteien zu erwarten war. Aber auch diese Kandidatur wurde wieder hinfällig, da Herr Oberbürgermeister Beutler der Zustimmung der städtischen Kollegien nicht hinreichend sicher zu sein glaubte. Inzwischen ist auch Herr Rechtsanwalt Dr. Hackel von seiner Kandidatur in Dresden-Altstadt, wie gemeldet, zurückgetreten. Derselbe erklärt jetzt, daß nicht private Gründe es gewesen seien, die ihn zu diesem Schritte bewogen hätten, „viel mehrwar es die Meinungsverschiedenheit mit einer Anzabl hervor ragender Gesinnungsgenossen über nationale und Patriotische Fragen, namentlich im Hinblick auf eine unsererseits zu unter stützende Kandidatur, welche mich zur Niederlegnng meiner Kan didatur veranlaßte. Und lediglich, weil gerade bei dieser Untcr- stützungsfrage von einer Seite io sehr in den Vordergrund gestellt worden war, daß man den vraktischcn Standpunkt dem idealen und nationalen vorzuziehen habe, habe ich erklärt, daß, wenn solche Motive bei nationalen Parteien die vorwiegende Rolle spielen sollten, ich allerdings noch weit mehr Anlaß hätte, mich auf den praktischen anstatt auf den nationalen Standpunkt zu stellen." — Die sächsische Militärverwaltung hat beschlossen, den Zivilhandwerker betrieb eiiizuführcn und zwar beim 12. Armeekorps am 1. Oktober 1903 und beim 19. Armeekorps an« 1. Oktober 1904. Bei den Bekieidungsämtern der beiden Armee korps werden zu diesen Terminen 496 Oekoiwmiehandwcrkcr ent lassen und nicht ersetzt. — Der Vorstand der deutschen Städte-Aus- stellung hielt gestern mittag von 12 Uhr ab im Sitzungssaale des Rathauses eme Sitzuna unter dem Vorsitz des Herrn Ober bürgermeisters Geh. Fmanzrats a. D. Beutler ab. Von den auswärtigen Mitgliedern des Vorstands waren zugegen die Herren Oberbürgermeister Becker-Köln, Oberbürgermeister Dr. Beck- Chemnitz, Stadtrat Mühl-Breslau. Stadtrat Namslau-Berlin, Bürgermeister Dr. Dtttrich-Leipzig, Stadtdirektor Tramm- Hannover, Erster Bürgermeister Dr. v. Borscht-München: außer- dem wohnten der Regierungs-Kommissar Herr Geh. Regierungs rat v. Burasdorff und der Reichskommissar für die Äelt-Aus- stellung in St. Louis, Geh. Oberregierungsrat Lewald-Berlin, der Sitzung bei. Zunächst begrüßte Herr Oberbürgermeister Beutler die erschienenen Herren, namentlich den letztgenannten Herrn Reichskommissar, der sehr warm für die Beschickung der Welt ausstellung in St. Louis seitens der deutschen Städte cintrat, da gerade auf diesem Gebiete lUntcrrichtswescn, Hygiene. Ingenieur- Wesen usw. von deutscher Sette musterhafte Anlagen gezeigt wer den könnten. Die Beschickung werde sich auch in wirtschaftlicher Hinsicht lohnen. Herr Oberbürgermeister Beutler betonte hierzu ganz besonders, daß dabei auch insonderheit die Anknüpfung politischer Beziehungen in Amerika in Betracht kommen und er wünscht seien, und gab der Hoffnung Raum, daß dieses Moment in der Subvention des Reiches zu Tage treten werde. Hierzu sprachen sich die Vertreter Kölns, Hannovers, Leipzigs in ab- wartendem Sinne aus: es wäre doch wünschenswert, daß mit einem Beschluß gewartet werde, bis die Ausstellung in Dresden eröffnet worden sei- Der Herr Vorsitzende erstattete dann über den Stand der Vorbereitungen Bericht, aus dem hervorging, daß das Werk in schönster Entwicklung begriffen und mehr oder weniger allen aus der Mitte der Versammln»» aeäußerten Wünschen bereits Rechnung getragen worden ist. Weiter wurde die Preisgerichts- ordnung für die gewerbliche Abteilung tL> durchgesprochen, wobei Herr Stadtrat a. D. Weigandt das Referat gab. Der Entwurf wurde mit wenig Aenderungen genehmigt. Das Angebot des Herrn Kommerzienrats Lingner. der eine interessante hygienische Ausstellung über ansteckende Krankheiten und deren Bekämpfung durch Desinfektion auf der Städtc-Ausstellnng veranstalten will, wurde besprochen und mit Bezug auf den gemeinnützigen und r st»
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