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SW. zu führen wie bisher, weil ihm nicht das Recht zustehe, bas dem Znkommcnde einem anderen zu geben. Boy achtete kaum auf das - 1054 - Betrug nun nicht aushören?" srng er ironisch — „die Titulatur mein' ich." Run wurde Elaus Berndl aber böse. Sein schönes blondbärtiges. wohInwUendes Gesicht rötet« sich, sein Mick ruhte lief vorwurssvoll aus dein Frager. „Als ob sich -wischen Dir und mir irgend etwas acändert^hälte! Als ob ich Dir nicht in meinem Herzen Sohncsrechte gäbe, so lange ich lebe!" Sebastian trat ein und fragte nach den Hiesehlen. Er erschrak 'ärmlich, als er den Junker erblickte, „unseren armen Junker", wie er in den Kreisen der Getreuen bereits hieß. Sebastians glattrasiertes, gutes, altes Gesicht spiegelte seine Empfindungen nur »u deutlich wieder — das Bedauern, das Mitleid mit diesem überslüssig Gewordenen! Der wandte sich ab. in ohnmächtiger Empörung. Dann sahen sie sich am Tisch gegenüber. Sebastian batte rasch ein Frühstück gebracht, und das; „Papachcu" ihn so sehr zum Essen nötigte, empfand er wieder kränkend: wie einen Gast, dachte er. Indessen hatte der Majoratsherr angofange». eine Art Vor- rrag zu Hallen. Er sah nn Kessel zurückgelehnt, bog ein Falzbein -wischen den Finge" und sprach von seiner Trauer über Boys veränderte Aussichten, über die Nnmöglichke das Leben so weiter nunmehrigen Erben , Gesagte. Er ah und trank mechanisch und dachte dabei: mein Himmel, damit bat er mich ja schon hundertmal geelendct. Aber der Majoralsherr machte endlich eine Pause, räusperte sich, lächelte bedeutungsvoll und begann dann von neuem: „Nun ist cs mir aber gelungen, einen Ausiveg zu finden, welcher Dir eine dauernde Heimat in Wildeck und ein Jahreseinkommen sichert, dessen Hobe ganz meinem Gutdünken anheimgestellt bleibt, und das; ich cs da gut mit Dir meinen werde, kannst Du Dir denken. Hörst Du auch zu'?" „Ich höre." „Ja. Dis Majorat nämlich 'hat seine Beamten, über deren Besoldung ich niemand Rechenschast abzuleaen brauche. Als solcher könntest Du ein - hni -- Gehall beziehen, welches Dich aller Sorge enthebt, ja Dir gestatten würde, eine Familie zu gründen." Er legte das Falzbein hin, strich sich langsam über den wallenden Bart und wartete, ob der Junker eluas sagen werde. Der aber schwieg mit steinernem Gesicht. ..Dieb mal. da ist zum Beispiel der alte Forstmeister Trecse. Er will zum neuen Jahr abgehen. Eine Hochs» günstige Konjniikiur. Ich werde Dich zu seinem Nachfolger machen - erschrick nickst, aller Junge — es ist eine Formalität. Don Name wird an Stelle Dreeses in den Büchern figurieren, aber von einer Plackerei oder gar Demütigung kann >ür Dich dabei nickst die Rede sein. Erstere nimmt ein tüchtiger Unterbeamter auf sich und die zweite wird vermieden, indem Du nach wie vor als Sohn des Hauses, bitte, ich betone die?, Deine bisherige Wohnung im Schloss behältst, wenn Dir auch, um den Gtpilogenheitcii gereckt zu werden, die Försterei zur Verfügung bleibt. Bei Deiner Passion für -Forstwesen und Wüdstand wird es Dir ein Kleines sein, Dich soweit ein-», arbeiten, dass Du dem Personal gegenüber die nötige Autorität ausrecht erhalten kannst. Nun, was meinst Du?" Es war Boy, als würge ihn eine Harste Hand an der Kehle, Ich danke Dir," flies; er heiser hervor, „es ist sehr freundlich, Dir meinetwegen so viel opszcrbrechon zu machen — aber schliesslick ist mir der Gedanke, mir in einem Zirkus oder auf der Rennbahn mein Fortkommen zu verdienen, auch mit der Zeit vertrant geworden und »ich: so — so degradierctid wie die Idee, dag ich hier gerade, wo ich Herr rar, st neck, sein soll," „Lieber Junge, Du begreifst noch immer nicht, das; eS sich rim eine — eine pure Formalität bandelt — um die einzige Möglichkeit — die Majorats- beslimmilngen zu — ich meine, Dir den Nutznicss des MajoratsvcrmögenZ zugänglich zu machen," Boy erhob sich und griff nach seiner Kopfbedeckung, „Ich begreife und dankte Dir sa schon. Bielleicht gewöhne ich mich dran — als Beamler des Wildeckfchei, Majorats in den Bücher» zu stehen. Man gewöhnt sich ja an vieles. Aus jeden Fall danke ich Dir nochmals für Deine grobe Güte, Hast Du mir noch etwas zu sagen?" „Ja, lieber Sohn, und zwar möckste ich Dich bitten, so wie Du den Neisestaub abgcschüttelt hast, mit mir zu Mamachen zu kommen, ' - ' ' ' - - ie eher Du es lernst. Dei schneller wirst Tu Dich in , „ will nur herau'geycn und Wiprccht nach meinem Koffer schicken!" „Bitte, dampfe dien schritt im Junkernflügel," rief ihm der Majoratsherr nach, „ich hole Dich ab. Er warte mich!" - 1055 - . , , - ... ... Wiege! Er klingelte und bald kam iein getreuer stnappe die Lurmtreppe heranfgesprungen. Getreu? — Lag nickt bereits in der Art. wie der Bursche die Be'oble seines Junkers entgegen- m-lym, eine «ewige Herab,rimmung der gewohnten DienstbeNissenbeit? Vielleicht bilde c-> cs mir nur cui, dachte Boy, aber cs ist unerträglich! Er lies; sich den weissen An- zng aoour;:en, Waickwaner bringen und befahl, die Jucker einznspanncn, um den Kotter err Rentmeister ist mit den Braunen soeben nach der ' „Äst ' - - - "" " der Kerl toll'? Wer fährt si« denn?" aus Burgmüble zu holen. ,»T«r Station ge'ahren " sagte Franz Wiprccht. «'Der Kutscher. Er meinte, sie müssten bewegt werden." Dagegen war eigentlich nichts zu sagsen, niemand hatte wissen können, dass der Junker schon l>eute Wiederkehr«,; werde. Dennoch sWtr er sich aufs neue «tränkt. Es klopfte an die Türe und der Majoratsherr steckt« den Kops herein, „Bist Du fertig?" sragre er freundlich, „dann komm. Mamachen hat erfahren, dass Du da bist und er wartet Dich. Sie lxit schon gestern immer gefragt, ob Du nun bald kämest." Er sagte das. als sei eS etwas, worauf sich Bon etwas einbilden könne, und der verzog die Lipp«n zu bittere.» Lächeln. „Aber lieber Onkel," ganz unbewusst kam das Wort, „es wird sie ja dock, mir ausregen. Bedenk' ihre Nerven —" «WaS? Nerrwn? Di« kennen wir nicht mehr," sagte Elans Berndl. „Du wirst schon sehen!" Damit ging er voraus, die lange Estckerie herab, um deren einen stillen Hof überschauende offene Steinbogen sich tiefrot leuchtender wilder Wein schlang. Mechthild stand mitten im Wohnzimmer, als si« «intraten, und nahm auS einer «rossen Schachtel, die vor ihr stand, allerlei spitzenbeletzte. zarte Tüll- und Battistsachen, welche sic auf den Tisch legte und betrachtete — ein langes, feines weisses Taufkleidchen, aui lichtblaue Seide gearbeitet, dielt sie gerade zwischen den Händen, als Berndt sagte: „Nun. Hilde, hier kommt Boy, Dir die Hand küssen und dem Brüderchen Goten Tag sage»!" Da wandte sie den Kops, sah nach den beiden und lächelte bewillkommnend, aber daS kostbare Kleid musste erst sorgfältig wieder in den Karton gelegt werden, ehe si« für Boy eine Hand frei hatte. Dann freilich sagte sie mit grosser Herzlichkeit: „Lieber, alter Junge -- bist Dn endlich gekommen. Ich sing schon wirklich an. mich nach Manra- chens grossem Sohn z» sehnen — wirklich!" Sie erschien ihm, wie sie dastand, noch arösser. weil viel schlanker und noch jugendlicher, weil auch im Gesicht schmal geworden. D«e blauen Augen leuchteten in naiv egoistischem Glück, ein weiches, zärtliches Lachen spielte um die vollen Lippen, das bisher allzu tiefe Not der Mangen war abgetönt zu mädchenhaftem Rosenschimmer — diese Frau sah mit vierzig Jahren so ans. als singe für sie das Leben wieder von vorn an. Auch sah wan cs aus den ersten Blick, in ihr war fegt alles schöne, ausgeglichene Seelenruhe, friedliches Glück. Was gewesen, war zu den Atien gelegt, auch der Sohn ilrrcr Wahl. Er war ein Mlielf gewesen, an welchen ihre Scbnsuck't nach Mntteralück sich geklammert halte — aber nicht das wahre, o nein! — das sah sie jetzt. Vor der Geburt des Kindes da hatte sie noch vermocht, für Boys be drohte Lcbcnsrechte zu zittern, um seinetwegen zu beten, es möchte ihnen eine Tochter geschenkt werden. Jetzt war das Gefürchtete da — war ein Sohn und die ganze Welt schien andos geworden. Sie war erlöst, zu seliger Ruhe gekommen und meinte nun. das Wunder der Erislenz ihres köstlichen Schatzes müsste auch von allen andern, ja auch von Bon, als Frcndenspender angesehen werden. „Komm," sagte sie z» dem völlig stumm Dastehenden, nahm ihn bei der Hand und führte ihn in das Kinderzimmer — sein einstiges Knabenzimmer, die Stätte seiner Spiele! Hier stand die vom Boden geholte, mehr denn hundertjährige Wiege, in welcher schon der „alte Herr" einst Kind gewesen! Sie war ein von Genien und Amoretten getragenes Kunstwerk ans Ebenholz und Elfenbein, ebenso unbequem wie unzuträglich, aber es wäre pietätlos erschienen, sie nicht von Generation -u Generation zu vererben. Am Kopfende der Wiege befand sich eine Säule, auf welcher eine weibliche Figur schwebte, die mit beiden Armen den Schleier zulcimmensgsstc. unter welchem der ahnungslose Usurpator schlummerte. Mechthild zog diesen grünen Schleier beiseite und winkle der im Zimmer befindlichen, mächtig anfgepntzten Spreewälderin, die Stores am Fenster aus einanderzuziehen. „Nun sieh ihn Dir an. Deinen süssen, kleinen Bruder, der doch nichts dafür kann, dass er da ist und Dir damit Unrecht tut! Mer wie ich meinen lieben, noblen Bon kenne, trägt er ihm das nicht nach, sondern wird gut zu ihm sein und ihm ein treuer Freund und Schützer werden!" Sic sagte das so warm und unvesangen, als sei Er'üllung ihrer Bitte das Natürlichste der Welt und ihr leuchtender Blick ruhte nicht auf dem, zu dem sie sprach, sondern auf dem schlafenden Kinde, welches aussah wie hundert andere Säuglinge, ihr aber als ein Auöbuird der Schönheit und frühreifen Entwicklung erschien. Für Boy war daS alles entsetzlich peinigend. Wenn ihn schon jeder Schritt im Hanse ins Gedächtnis ries, welche Heimat und welche Lebensstellung er verloren hatte, so war dieS hier in diesem Zimmer ganz besonders der Fall. Tie Tränen, die er hier geweint nach „Matzi" und „Mitzi", die erstickten Jammcrrufe nachts, hatte man ihn hier systematisch vergessen gelehrt — er dachte eben nur daran, dass dort, wo jetzt die Wiege stand, einst sein Bestellen gestanden, dass dort in der Spielecke seine Baukästen, Eisen bahnen und Holzpserde gestanden hatten. Und jetzt stand er draußen! Nicht ivie der grössere Bruder nalurgcmäss dem Nächstfolgenden überlässt, was er ausgewachsen hat, sondern als -- der Jüngere! «Fortsetzung DleuStag.) klN68 WeroräeiMkeii kl1o!§68 unü allbmiim U6tt8c!Mrmi§ erfreuen sich die von der Firma I»«rn,>o,-seiugeführtcn Herren- und Damenstiesel in Ehevreaux und Borcals in anerkannt guten Qualitäten und grossem Formenreichtum. MW MIkfLÜLss! 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