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Mlkwoch. 5. Aebrvar 1S2S — .Dresdner Nachrichten" — Nr. 57 SeNe S —* BerleiHnng »»» Dtreneet»««. Dt« »««erb«, kam «er Dresden v«rlteh tn Anerkennung besonderer Verdienste um Gewerbe und Kleinhandel und um dt« Kammer selbst ihren vkttalieber«. den Herren Ztgarrenbändler Gustav Scholz und Kohlenhändler Hermann «stmaun. Stadtverordneter (Dre-beu). da» traabar« Ehre«, »eiche« in Silber am weih-arltnen Band«. —* NotstaudSküche de» Fraueaveretu» der Erlöser» aemetude. Wartdurgstraße k. Die Wohltat der Notstand», kstche. die im lebten Jahre 2Sö99 Portionen auSgegeben hat. »oll auch weitere« Kreisen zugänalich gemacht werden. ES kann iedermann tvor allem ist au Alleinstehende aebachr) für Sk> Ps. dort ein gute», reichliche», kräftige» und wohl» schmeckende» MittagSesten erhalten. Viermal in der Woche gibt c» Fleisch. — * Flotteubuud Dentscher Araue». Aeqnatortause. Seitdem Frau Kapitänleulnant Rietzsch nach Krieg», und RevoluttonSwirren den Flottenbund wieder in» Leben rief — e» war im Belvedere, wohl im Winter lü19/30. und der kleine Saal war noch nicht einmal gefüllt —. wa» ist da au» dieser vaterländischen Frauenvereinlgunq geworden! Die sriihere erste Vorsitzende, die am DienStag dem sehr stark de» suchten Kostümfest im Kvnzcrtsaale der Ausstellung bei wohnte, kann sich ihre» Werkes freuen, ebenso wie die gegen wärtige Führerin der Ortsgruppe. Frau Sonny v. Tre Il se! ö. die mit ihren VorstandSdamen. zumal mit der Schatz» «eistertn, Frau Köckritz, die jüngste Veranstaltung vor» bereitet hatte. Ein glücklicher Gedanke lag dem Feste zu. gründe und war mit Laune und Geschick durchgeführt. Beim Eintritt in den Konzertsaal passierte man eine Schiffsbrücke, um dann den Leib de» „Ozeanrirsen" selbst zu beschreiten, der unter dem Aufgebot seiner Turbinen mit hoher Fahrt in Richtung Südamerika lief. Wie cs aus solcher Weltreise geht, hatte sich vielgestaltiges Volk angesammelt: Holländerinnen. Zigeunerinnen. Spanier. Geishas. Stewardessen, Cowboys. OrientodaliSken. Seeoffiziere und Heizer quirlten unter dem breit aufgcspanntc» Sonncnscgel durcheinander, und wiewohl die Hitze dieser sehr südlichen Zone arg drückte, vergnügte sich doch alle Welt tu ununterbrochenem Tanze. Arme Bord» kapelle! Vorträge, die die modern denkende SchissahrtS- gesellschasl eingerichtet hatte, unterbrachen den heftigen Re. trieb. Der lyrische Tenor Patio Tenera (Diplom-Jngenteur van W ü l l e u. Sch e u t e ns. die Tänzerin Erika NUger und Frau E. Clipper» — diese seit Fahren zum ersten Male wieder — traten auf und erntete» starken Beifall. Die Kapellmeister Kehrer und Hcnsel und Frau Tenera bc- gleiteten aus dem Klavier. Zur Mitlcrnachisstunde überschritt man bet mörderischer Wärmcstctgcrnng den Acquator. Tie Zwtschenbcckler begingen diesen grosten Augenblick mit aller lei landSmannschastlichen Tänzen lLeitnng Fräulein Elfi Schmidt», bi» Poseidon unversehens mit seiner Harke da» zwischenbrach und die fröhliche Gesellschaft tüchtig taufte. Dann ging der Tanz unterm Sonncnseges weiter, und der Himmel mag wissen, wo im Bereiche der Subtropcn die Ozcanfahrcr letzt ausruhen mögen loder sollten Nr doch schon angrkommen sein?!. Ein« reiche Gabenverlosung, bei der u. a. Bilder de» Kunstmalers Winkler zum Gewinn standen bildete einen Anziehungspunkt für die Reisenden. Da» Fest war in seiner Ganzheit und durch die vornehme Geschlossenheit der Gesellschaft sicher eine der besten Veranstaltungen de» Winters. —* Raubüberfall. Airs die Inhaberin einer Kohlenhand. lu«g am Sternplatz wurde ein dreister Raubüberfall verübt. Dort war bereit» mehrmals ein etwa SMHriger unbekannter Mann erschienen, hatte Kohlen bestellt und wieder abbcstellt and sich sonst zu schassen gemacht. Am 3. Februar gegen S Uhr abends erschien er wieder, wnftte die Geschäftsfrau zu de- schattigen, schlug sie unverhofft zu Boden und suchte ihren Widerstand durch Würgen zu bewältigen. Auf die andauern, den Htlsciuse der Uebersallenen ergriff er bann die Flucht, ohne irgend etwas erlangt zu haben. Die Kriminalpolizei hat die Erörterungen svsvrt nach Srlanntwerden der Tat ausgenommen. —* Ein gemeingefährlicher Verbrecher als falscher Kri, «lnalbeamter. Da» Landeskrtminalamt Dresden warnt vor einem äußerst gemeingefährlichen Verbrecher, der sich unter der Maske eines Kriminalbeamten als reifender gewcrbs- inäßigcr Dieb und Bciritgcr betätigt. Es handelt sich um den am S. Dezember >935 in Stettin entwichenen 39 Jahre alten Schornsteinfeger Emil Karl Hilpert aus Weida in Thü ringen. der schon verschiedenen Kriminal« und Polizeibehör den bekannt ist. Er sucht Frauen auf. deren Ehemänner ihrer beruflichen Tätigkeit nachgehen, legitimiert sich mit einem mit Lichtbild versehenen Ausweis als Kriminalbeamter und gibt an, «ine Haussuchung vornehmen zu müssen, weil ihr Ehe mann - mitunter auch ihre Kinder — tn eine Strafsache ver» wickelt seien. Dt« erschrockenen Frauen, durch das sichere Ans. treten -es Hilpert verblüfft, setzen keinen Widerstand entgegen und unterlassen tn den meisten Fällen, sich den Ausweis genau anzusehcn. Der angebliche Kriminalbeamte durchsucht die Wohnungen, legt Geld und Schmncksachen zusammen und er- klärt schließlich, er müsse beides beschlagnahmen, werde zu. nächst alles tn ein Behältnis verschießen und den Schlüße! de» letzteren vorläufig an sich nehmen. Während er die Sachen in das Behältnis legt, schickt er die Frauen unter irgendeinem Vorwand, „«Ähnlich zur Herbetbolnng von Siegellack, au« dem Zimmer und benutzt diesen «ugenbltck. um Geld und Schmucksachen tn sein« Tasche verschwinden zu lasten. Seit keiner Entweichung operierte der gefährliche Bursche auf diese Weise in Hamm Stegnitz. vreSlau. Görlitz und zuletz» am 38. Januar 192k in Zittau Da» LanbeSkrtmtnalamt bittet bet einem Miederanttreten de» H. besten Festnahme veran. lasten zu wollen. —* HugeutzNch« Lied». >« t Februar nachmittag» sin» zwei etwa irsäbrlg« Hungen tn der Srröinanbsttaße dabet bctrossen worden, wie sie einen Schaukasten erbrachen. Tie konnten nicht er- langt werben, »u» «tuem anderen Lchaukalien in der Prager Straße haben Ne vergoldete Gabeln und Kafseelvssel, sowie Taschen« weiser erlangt, die im Griss eine Ansicht von Dresden haben. Sach dienliche Mitteilungen erbittet die Kriminalpolizei. Vereine und verantto>iunsteu — La»bS«a»»l»«ft «reiz. Stiftungsfest Sonnabend. ». d. M.. i« eSestendschldßchcn, Chemnitzer Straße. — Verein für Htzhlenkund« in Sachse», e. v Sonntag Arbeit». auSslug tn» Polenztal. Abfahrt ».Ist llhr vorm, ab Hauptbahnhof: Sonntagsahrkarte bis Rathen. —* Leipzig. iE in Dr-Sckener. Bortrag.) Das Bolk»wirtschastStnstttut der Hochschule Leipzig hatte zu seine», zweiten Jahrestag Dr. Hugo Ecken er eingeladen, der im Frstsaalc des Neuen Rathauses Uber das deutsche Lust, schiss tn der Weltwirtschaft sprach. Gegen 2l>ll<1 Per- tonen waren erschienen. WlNerungsberlcht für den Wintersport vom ». Februar. Mitgeteilt von der Sporlabteilung de» Modehauses Renner. Dresden. Ztuuwald: Klar, Südostwind, Barometer gefallen, -i-1 Grad, SO Zentimeter Schnee, Ski möglich. Schlitten gut. Hampelbaud«: Klar, Sübivcstwtnb, Barometer gesallcn, -s- 4 Grad, 00 Zentimeter Schnee, Ski möglich, Schlitten gut. Kruwmhtlbel: Klar. Sübwestwind, Barometer gefallen, minus l Grad, I Meter Schnee, kein Sport. Reue Schlesische Band«: Bedeckt, Westwind» Barometer fallend, — I Grad, l Meter Schnee, Sportverhaltnisie gut. Rristriigerband«: Bedeckt. Westwind, Barometer fallend, minu» l Grad, I Meter Schnee, LpoNvcrhältinssc gut. Schlingelband«: Klar, Südwcstwind. Barometer gefallen, plu» 4 Grad, 00 Zentimeter Schnee, Ski möglich, Schlitten gilt. Schreiberhan: Bedeckt, Westwind, Barometer fallend, -s-5 Grad, kein Sport. Teichmannbaud«: Klar, Südwcstwind, Barometer gefallen, plu» 7 Grad kein Sport. Wteseubande: klar, Sübwestwind. Barometer gefallen, -s-4 Grad, 7b Zentimeter Schnee, Skt möglich, Schlitte» gut. WillenuigsnachrWen am VeuWanb vom 3. Februar 182k iLLchglche Meldungen 7 Uhr vorm. übrigen 8 llhr vorm.» Station«» Dreaden-R. . W-Hnodorl Riela-Gröd- gttlao.Strlchl. Leipzig «»«»» «nnaderg . : Sa«»«, . . Dar»»« Aach«» . . . S«In»«S»d» Berit, . . Ma,d«d»r> e S.S Wind» R>»>ung.,^,o> WMerungs- zullanb LLO - - 6 ^ s Lielste Tempe "0 80 z molk,1>unsl Z 4- Z - z 880 b woik.,Dunö 3 4 2 - L 8VV .1 wolkig z 4- 2 - z 8 3 wolk.g 4 4 2 - Z 80 I halbdcdeckl ? 7 - 4 Süll wolk, Dunst 2 -4 ? - 7 8 2 wolk, N-del l - 1 V8V 0 wolkig 2 2 >V8W » wolk,N«d»> 8 4 2 - k 8VV 2 wo>k.,N«ce> S 4- 4 . L 80 2 wo>K..Ded«> . 6 8 r vedeäll 0 ^ ? 8W i d»d. Nebel I * 2 - 2 8 i wolkig 7 4- ' - 2 > Rege» r - 5 SW Z Keiler Z - « W8W Keller 7 SW i wolkig 7 -4 ? - 7 Süll wolk., Nebel 7 0 2 heiler r — i ! °c -i-io » ? -4- » SS SL'LL" '> WUIernnaooerlanI t» d«a ,,ra»»,«»«» 24 Stand«»! 0 vorwiegend ohne NiedeNchlkg». I vorwiegend heiler mtl geringen nur vorüber- «n Niederlchlkgen. 2 voiwiegend wolkig ohne Niederschläge. 0 vor. . ... ^ N' ^ — ieder chlögen. 4 vorwiegend d»tt»r gebenden . wiegend wolkig mii geringen nur vorübergehenden bedeckt ohne Niederschläge. Niederschlägen. S wiedrrdoü Niederschläge (Landregen). 8 Niederschläge Regen. NprilweUers. 9 vorwiegend neblig. Beobachtungen an btt Lanbesweklenvarte Vresben-V. lllll w Seehöhes § 22 S s§> rr ß S M Wind richtung Sklö SS? Z L iö ß 41 2U.n. -4 .0 4 .,Z 7c ÖZO s u.- Dunst 4—2 vorw»ea 2.2 0 . n- 74,21 4- 4.7 ?S SO « OB . l',. wolkig r.r. 7 . VM. 74Ü.I 4- 7.l «4 SO » 0.» . 2-3 4El!wE!l- Ndtzrchl. Hbchst- Temp. de» geslr. Tage«: 4- 7 « l Ti,ist, Temp d»r aesir. Nachl: 4- 3.0 Liosfte I«mp. am Erdboden: -h IL° L s Wassersland der Elb« Sannen!« Ni, bericht lag: , 0.2 Schnee»,je- — 2. Ked ,. 8»b ruar rnar »a. i NIo. ^ Nim- mastr dran ^ bürg 4-»«! 4-,7»! - 4 » i -I-IK4 ! -i- 42 Saun und ihrer Zuflüsse. W Brand »l« Mei. nik -l- 74 -i- ?2-i- ?v ! -j-ü 4 St 4- >2 4 72 ! 4>oo! meriß Bullig! Dresden Lnstdrnckoertett«»« üde» Europa. Tiefer Druck -vestttches Europa: tetillörungen 74ö Millimeter weltlich« Ostsee, unter 742,0 Millimeter Mtttelsrankretch, 740 Milli- mcter wcstlich de» Aelinrlkanal»! hoher Druck äußerster Norden und Osten Europa»: Therme 770 Millimeter Halbinsel Kola, über 70k> Millimeter Jnnerrußland. Wetterlage. Die über Westeuropa gelegene Depression gewinnt zunächst nur mit einzelnen leichten TtörungSwcllen Raum nach Osten: eine Teil» störung liegt heute morgen über der westlichen Ostsee und bringt der Ostsee und Dänemark Rege». Eine weitere flache Tetlstörung mit Ilcgciilällen bclindcl sich heule morgen über Frankreich und dem west- ltchen Aerinclkanal. Ucbcr Sachsen weht tn den unteren Schichten zunächst noch südöstliche Luftströmung kontinentalen Ursprung». In dieser ttegen die Temperaturen zcttwetse über k> Grad Wärm«. Be reit» pon 000 Meter ab strömt die Luit aus Slldwesten. Im süd westlichen Luststrom wurden gestern tm Erzgebirge zum Teil höhere Temperalurcii als tm szlachlandc beobachtet iChcmnitz -s- iS Gradt. Da» erhebliche fallen des Luftdruckes Uber Mtltelsraukrelch und der Schweiz deutet daraus hin, dast tm weiteren Verlause Tellstörungen südlich unseres Bezirk» vorbeizichen werden. Aus der Nordlcite dieser Störungen haben wir dann wieder polare Luftströmung zu erwarten lNachwtnlers. Diese Umbildung wird sich voraussichtlich jedoch nur langsam in den nächsten Tage» vollziehen Wettervorhersage. Temperaturen erheblich schwankend lUtachlaud zwilchen -s-> »nd -t 0 Grad Warmes: wechselnd, vorwiegend stark bewölkt; verelnzelt Regenschauer; tm Flachlandc schwach« bis mäßige südöstliche bis süd- liche, Gebirge lebhafte südliche bis westliche Wind« Anmerkung: Die Wettervoraussage gilt ständig oom Spät nachmittag de» Ausgabetages bi» zum Abend deS folgenden TageS. Allgemeiner WittcrungScharakter der nächsten tage. Wechselnd bewölktes Wetter mit vereinzelten Niederschlägen; lm Jlachlande einige Grad Wärme. Nachdruck und anderwettine Verbreitung dieser Wetternachrlchten nur mit Genehmigung der Sächsischen Landcswettcrworte statthaft. — so - so Moritz8lr. 10 IVloritzstr. 10 Hkls «,iI6-1Vsrtl -mekiIlL8 popuISr8ler örolsllll-Ilomillef kine lollv V/illi-Viesl-öeselsivkIs in 8 äklen Zturmvlnel kin füm au8 llem smssik.fsrmsrlsden in Lälttsn ^rirons, 6ss l-snc) äer Zbsnleuer, sber suct, üss l-kincj lies Durstes uncj cias 1-snä. in velctiem viel geschossen zvirä. gibt seine vilcsromnntiscde Lchünkeit äiesen keilten spannencten XVerken rum Hinterßsmnll. Vvginn tzs0vlsen1sg8 8onnülg8 s Ukf. langer schwerer Krankheit tm Alter von 74 Jahren in Nürn» bcrg gestorben. 4* Verleihung des Gouconrt-Prelses. Der Goncourt. Preis für den besten französischen Roman de» Jahre» 1925 wurde dem Schriftsteller Maurice Genevolx verliehen, der am 39. Rovcmber 1890 tn Dcctze geboren wurde, bereits Ritter der Ehrenlegion ist und schon eine Anzahl Werke verüssent- . licht hat. i* Eine Hebbel-Gemeinde ist jetzt in Wien gegründet worden, deren Zweck zunächst hauptsächlich darin besteht, durch Verbreitung der Merke des Dichters in Wvrt und Schrift die Mittel für ein Hebbel-Denkmal tn Wien zu beschasscn. s* Ei» Briefwechsel Victor Hugos. Im Hotel Drouat ist dieser Tage der Briefwechsel B. Hugos mit der schönen Schau- spielerin Juliette Drouet zur Versteigerung gelangt. Er umspannt einen Zeitraum von kB Jahren, von >838 bis I88S enthält etwa 15m<> Nummer» und erschließt bas ganze intime Leben des Dichters und der Künstlerin. Ehe es zur Versteigerung kam wurde ein Schreiben verlesen, in dem der Buchhändler Nlaizvt sich alle Beröffcntl chungSrechte Hinsicht- tich des Briefwechsels Vorbehalt, so baß der Erstebcr nur den faktischen Besitz erwarb. Der Zuschlag erfolgte mit 18 990 Franken. 4* Der letzte Freiligrath. Von den Kindern des Dichter» lebt noch der Sohn Wolsgang. und zwar in Külz lHuns- rück.i Tie „Evangelische Weit" bringt das Bild de» Achtund- sieb'iaiährigen und fordert zu Spenden für den von bitterster Not Bedrückten, aus. s* Kleine Mnsitnachrichten. Der Mainzer Generalmusikdirektor Paul B r t I s a cki wurde non der Wiener Konzert-HanS-Gesellschakt zur Lettuna eine« Sintt"iieko»zer1eS einaeladen, tn welchem neben Siiisonicii von Hand» und Becikooe» das Parergo» zur Zvm- viionia ckornosiien non Richard Stranft zur Wiener Erst ausführung gelangen wird. Schiller über seinen „Wilhelm Teil". Ein unbekanntes Dokument. Ein bisher u n b c t a n n t c S Dokument von höchstem Interesse in dem Schiller sich eingehend über seinen .Wilhelm T c l l" a » s A » l a ß d e r B e r 1 t « e r E r st a u >'i it l, r u n g äußert ist von Friedl ich Schnapp tn den JfslanbAkten der Berliner Staat», theatcr entdeckt worden und wird von tbm zum erstenmal tm neuesten Heft der „Dcnischen Rundschau" veröffentlicht. E» ist der Fragebogen, tn dem Jffland all« Unklarheiten und Bedenken ausgeschrieben hatte, die ihm für die Inszenierung und Aufführung bestanden, uns» auf diesem tvscttigen Schrift stück hat Schiller eigenhändig mit Bleistift die Ant worten gegeben Wie aus dem Briefwechsel Jsflands mit Schiller hervorgcht. schickte der Berliner Theatcrdirektor seinen Sekretär Pauly nach Weimar und gab ihm den Fragebogen mit. Schiller ist nicht ans alle Punkte rtngegangen, nur aus bte wichtigsten, da er sich über die anbrren mit Pauly mündlich verständigte. Auch äußerte er sich später noch tn einem aus führlichen Brief an Issland, tn dem er bereitwillig auf die Aenderung einzelner Stellen eingeht, aber freilich da. wo es um den entscheidenden Sinn deS FrelheitSdramaS ging, nicht nachgtbt. I» den szenischen Bemerkungen, die sich in dem neuen Dokument finden, zeigt er wieder sein« groß artige Theateranschauung, die vollkommene Sicherheit in der Beurteilung theatralischer Wirkungen. So schreibt er z. B. für die Szene mit dem Hute im dritten Akt vor: „Die Stange ml, dem H»t wirb gleich hinter der Gardine von der vorher gehenden Szene ausgerichlct. Der Knabe steht an einer Linde an der Kulisse ganz im Fond." Für bte Userdekorativ» ocS Vierwaldstätter SeeS am Anfang des vierten Altes emvsielilt er die Dekoration des ersten Aktes, meint aber, „sic könnte durch einige vorgeschobene Fclse« ein wenig abgeändert werden". Aber nicht dies« Regieangaben sind da» wichtigste, sondern die Antworten aus die Bedenken Issland», die mehr politischer Natur waren. An drei Stellen hat er sich bekanntlich zu Veränderungen bcreitgefunden, nämlich bei der Siede SiaussacherS in der »weiten Szene beö zweiten Aktes, in der Hutszene und bei der Rede Atttnghausen» In der »wetten Szene des vierten Akte». Jffland trägt ihm hier seine Be denken tn dem Fragebogen vor. So schreibt er bet der Rede Stauffachcrs: „Nein, eine Grenze hat Tyranneumacht." daß nur e r die Aenderung wünsche. „Die Berliner Reglern'«« verstattet alle», maS man in keiner Monarchie verstattet. Aber diese In» hohen, schöne» Sckiwunge dargcstcllten Menschenrechte mahnen an eine miß. verstandene, die Europa leiben machten. Will der Dichter einen Pöbel — wie jede so große VolkSmasic Ihn Hai — z» einem tumultuarischcn Aussauchzcn reizen? ? Dieses — mit dem maS nachkommt — könnte einen Effekt machen, den der Dichter nicht will und den ich nicht wünschen kann." Daraus, hin Hai sich Schiller zur Aenderung entschlossen Weniger be rechtigt erscheint ihm der Anstoß, den Jffland an der Rede Atttnghaulen» nimmt. Er schreibt dazu tn dem Frage- bogen: „Diese Rede tm Munde eine» mündigen Edel- mann» scheint mir vor dem strengsten Tribunal unverfäng lich, und wenn sie mit Würde gesprochen wirb, so ist nicht zu fürchten, daß dt« roh Gesinnten unter dem Publikum dadurch ermutigt werden," In der Schlußszene de» Dramas beanstandet Issland. daß di« Kinder über dt« Bühne rennen und „Freiheit! Freiheit!" rufen. Schiller letzt dafür in dem Fragebogen den Ausruf: „Rettung und Erlösung!" Unnachgiebiger aber zeigt er sich an den beiden Hcmpt-- stellcn, die Issland befremdeten, bei dem Monolog Teils trü be! der Parricida Szene. In dem späteren Brief führt er an daß auch Goethe sich den Tell ohne diese Stellen nicht denken könne. Issland schreibt in dem ncuaufgeiundeneu Schriftstück, daß der Monolog Teils ibm das Bild des Helden verzerrt habe: er habe die Empfindung gehabt: „So lange sollte Tell vor dem Morde nicht dastehen und mit sich allein reden." Daraus entgegnet Schiller: „Gegen Empfin dungen läßt sich durch Argumente nicht streiten Teils Mo nolog, das Beste im ganzen Stück, muß sich also selbst erklären und rechtfertigen. Gerade in dieser Situation, welche der Mo- nolog ansspricht, liegt daN Rührende des Stücks, und cs wäre gar nicht gemach! worden, wenn nicht diese Situaiion und dieser Empsiiidungszustand, worin Tell sich in diesem Monolog befindet, dazu bewogen hatte». Uebrigcns ist dieser Monolog bei der Vorstellung von einer sehr hohe» und all gemeinen Wirkung gewesen, und kein Teil der Rolle war kür den Schauspieler so lohnend." Auch die Erscheinung des Parricida befremdet Issland: „Was mit ihm vorgcht. gab mir Mißgettthl. Es schien mir. als übe Tell sich zu hart. Es führte mich von der Sache weg." Darauf erwiderte Schiller: „Parrictdas Erscheinung Ist der Schlußstein des Ganzen. Tests Mordtat wird durch ihn allein moralisch und poetisch auf gelöst. Neben dem ruchlose» Mord aus I-mpictät und Ehr sucht steht nunmehr TellS noigcdrungcne Tat. sic erscheint schuldlos tn der Zusammenstellung mit einem ihr so ganz unähnlichen Gegenstück, und die Hauptidee des ganzen Stücks wird eben dadurch ausgesprochen, nämlich: das Notwendige und Rechtliche der Selbsthilfe in einem streng bestimmten Fall. Das poetisch Große liegt überall nicht in der Masse sondern in dem Gehall der Lituaiionen : nd in der tragischen Dignität der Charaktere. Wenn Tell und seine Familie nicht der inter essantest« Gegenstand im Stücke sind und bteiben wenn man aus etwas anderes beaieriger sein könnte als a»s ihn, ko wäre die Absicht des Werls ichr verfehlt worden." Schiller betont also hier aussührlich was er später in dem Brief an Issland andcutct daß der Test bei einer Abänderung dieser Stellen seinen eigentlichen Lin» verliere: „Der Casus gehört vor das poetische Forum und darüber kann ich keinen höhere» Richter als mein Gefühl erkennen."