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Dresdner Nachrichten : 12.02.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-02-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189902120
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990212
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990212
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-02
- Tag 1899-02-12
-
Monat
1899-02
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 12.02.1899
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Ll.N. bur» » ru »«„«hm«»°» »»»»»iM,«,«, Pr d«k ndM« Numuitt erlolat in der kcuvi^iiMtSsikllk, Maricnlir^zs.u. « di« s t. Navcull üiebcuqimalimetzellen v Bonn, s Ilkir Nackm S»n»>n4« nur .„ mln. -SV. U-'/st IttirMiltaa». Sluzeigentarif. ilic uvollweGnindMlelr- »Sill. .. Id P! .?i»Innd>,unaen am der Privat- ' ' "— , :Dpvvcl»i>i„i»nerm landü 40 PI. ftruno- leile , Spich" cEinoklaia. »nie iür PloMaae rder naL ra PIo »ur KamNirnnachnmien ica. de«. » PI. - siiitwürtloe Austritte nur aeaen vorauSbewliliina. ßklrMtterwerd m.iovl. bereckmet. Sernlvreckaniiltlud: »wt I U». 11^ u. Ur. » Le«>»vv>L «L T)«. . »nv«. «richeinr» - Unsl,ol«r»lllou 8r. Uos Dille» »so 44. Jahrgang. I 4-«««vl»«!«», < »«»«», I»v?« Linrslvorkrruf vr«««>«n, ^Itin»,k< 2. relear-Adrefl«: Nachrichten, Dresden. «LwwUiehs l,o>r»INittva ^ <!«" OrnnckuttielcW x illveMstrasse 69 vvriisn mit N«ktI Vc-Iouepiet ^Vi> steke» sür ckvcke, mann, Lm:h U i Xie!>t!:nuie, r.Vvrlü^ullxE 8 uw unaer» Apparat « N voiüntsihieii. L LomwsilItt>v«8d>i8edsN A titr Lestvlkv-luallsirle ^ l'ouitti« i Vrekckea-X. L vremliier OImiiip.iZiivi'-Mi'ili li'arnvvrsokvr: Id,-» Lmt ll. ^r. 3,V3 vmpüsdlt rdro xr. », Mit I. kt. klrralspi'vls aurrrroroleNn^t^n C^Iinmpasvv^ (voN'itiiN'l>c:«n sür frLnröi,jkekv b'»drik»tv disdvnä), «mok rotko 4»üM»nn8kLu»vr uvä Vursunäor -lnussour. H ^isöorlspsvn io «Non 8tX<1tf»n biz<t-l>««n8. nnu« vsrö»n jotjSkvvit v6rpksd«n. SN § LÄmmMvIiv IVvuUvilvu fü»- L UüIiZ»!»' ^ 8t»,I «t»8ot»'""'«'» uiick oniistoirlv ckisavlboll r» billi^tou IstsiLva. fi-islln. Kneiff L 8o!in, Keoi-gpialr 9. ß rl üvHOatsi» 8z'«wms rur v on Vorltiükuni'in^uu '!'. lii't^jlOLK nn«j ^or OUytlm»'üvn t<'rti?t urivti oii;onvr luiti-Mtiri-'^r I'itnknin^ G LNk vvunsod rrntsr Lonti ols stvos Spoi-iLl-Lrudss VsIIsti-.SS.I. L i »NL Gr ^sIKIi-.LS. >. 4».,'! U 2>«>. ^liepkoeksüinLi'ük!ut8l:k!8l'°ll<!8ng!i8l:!,.8l8lisn!8l'ülirukl-.l!l!8S!i--ulsl'2>ötat8lll!se Ilvnnrlnn I*M'8<HvI, » V»VL»«,»«L ^LL» 2^^ Mllll8l'N8N ^^8» „na ksiML-ljULliMN ril bill!g8t8N ^81838. 8.^vttvl8ti-»^v »r». Politisches. Das preußische Mgeordnelenhans hatte am Freitag abermals einen landwirthschastlichen Tag mit einer Debatte großen Stiles, in deren Zenith die Rede des Finanzministers Dr, v. Miguel »and. Die Tagesordnung betraf die Interpellation Szmnla tCentr.) über die Leutenoth auf dem Vande, in Verbindung mit dem freikonscrbativen Anträge Gamp. die Regierung zu ersuchen, mit Rücksicht aus die in der Landivirthschast. insbesondere in den landwirthschastlichen Kleinbetrieben herrschende, den rationellen Betrieb der Landwirthichaft ernstlich gefährdende Arbciternoth, ungeiäumt die zur Milderung derselben geeigneten geschgeberiichen und Verwaltuiigsmaßregel» in die Wege zu leiten. Zu diesem Zwecke sei insbesondere in Aussicht zu nehmen die Einführung der Konzessionspflicht für Gesuidcmakler u. s. w-, die strafrechtliche Erscheinung des Kontraktbrnches, die anderweitige Festsetzung der Schulzeiten auf dem platten Lande. Maßnahmen gegen die stetig zunehmende Verrohung und den sittlichen Niedergang der Minder- lährigcn, die möglichste Verminderung der Beschäftigung von Ar beitern seitens der Staatsbetriebe während der Erntezeit, die Aendcrung der Armengesetzgebnng, die planmäßige Ansiedelung von mittleren und kleineren Landwirthen, sowie von landwirthichait- lichcn Arbeitern unter Aufwendung von Staatsmitteln, endlich bis zur Wirkung der vorerwähnten Maßnahmen die erweiterte und er leichterte Zulassung ausländischer Arbeiter. Die Art. wie der Viccpräsident des preußischen Staatsministc- riums den Gegenstand behandelte, bekundete von Anfang bis zu Ende den tiefen Ernst der Auffassung über die landwirthschastliche Notblage, der für die ganze fürsorgliche Haltung des Herrn Dr. v. Miqucl gegenüber der Lcmdwirthschast bezeichnend ist Mit größerer Wärme des Tones und ausgeprägterer innerer Uebcrzcug- ung kann kein leitender Stnatsmann für die berechtigten Forder ungen der Landwirthe eintrctcn als eS bei dieser Gelegenheit wieder, wie schon io oftmals, der Nestor der nationalen Finanz politik that. Herr v. Miquel war. wie immer, Meister in der schlagenden Hervorhebung und wirksamen Gruppirung der großen führenden Gesichtspunkte der Frage. Er begann mit einer Schilder ung der volkswirthichaftlichen Ursache», die den herrschenden Ar- heitermcmgel verschuldet haben: der stets wachsende Bedarf in Staatsbetrieben und in der Industrie, sowie der gleichzeitig immer intensiver sich gestaltende landwirthschastliche Betrieb, das Drängen nach Verstärkung und Beschleunigung des Eisenbcchnbcmes stellen eine so ungeheure Summe von Arbeitsleistung dar, daß die deutsche Bevölkerung zu ihrer Bewältigung zur Zeit nicht mehr ansreicht Diese ungewöhnliche übermäßige Anspannung der erzeugenden Thätigkeit hält jedoch der preußische Finanzminister nur sür eine vorübergehende Zciterscheinung und glaubt daher für später günstigere Verhältnisse mit Sicherheit Voraussagen zu dürfen. Wenn aber auch die wirlhschaftlichen Ursachen der Leutenoth zum Theil durch die Verhältnisse selbst früher oder später wieder beseitigt werden, so bleiben doch gewisse soziale Antriebe, die mitwirkcndc Kraft haben, in unverminderter Stärke bestehen, und darin liegt eine dauernde Gefahr. Der preußische Fincinzminister zählte zu den hier in Betracht kommenden Faktoren die deutsche Wanderlust, die Sucht nach Ungebnndeiiheit und Vergnügungen, die geringe Anhänglichkeit an die Heinialh und vor Allem in hohem Maße die wachsende Verwahrlosung unter der Jugend von 14 bis l? Jahren in Stadt und Land Die jungen Leute kümmern sich nicht mehr um die Elter» in Bezug aus den Mitverdicust. obichou sic doch ihre» Eltern vielfach unentbehrlich sind, und wenn es ihnen dann zu Hause nicht mehr gefällt, so haben sie das Gefühl, daß sie sich selbst unterhalten können. „Die hierin liegende drohende Auflösung der Familie," erklärte der Minister wörtlich, „ist eine kolossale Gefahr für unsere ganze soziale Entwickelung. Das Drängen nach gewerblicher Beschäftigung und die Scheu, unter oiigemcssener Zucht in fremden Dienst zu treten, ist eine große Gefahr." ES müsse erwogen werden, ob man nicht, um die sitt lichen Schranken unserer jüngeren Generation zu erhalten, nament lich aus den Gebieten der Schule, sowie des elterlichen und vor mundschaftlichen Rechtes Wandel schaffen könne. Soweit die Stellung der Negierung gegenüber den einzelnen Forderungen des Antrages Gamp in Frage kam, zeigte Herr v Miauet das größte Wohlwollen und Entgegenkommen und ließ keinen Zweifel bestehen, daß die preußische Regierung bereit sei. das Menschenmögliche zu thun, um den berechtigten landwirth- ichaitlichen Wünschen bei der Bekämpfung der Leutenoth Berück sichtigung und Erfüllung zu sichern. Nur in einem Punkte war Herr v. Miguel unerbittlich, indem er sich nämlich „auf das Allcr- cntichiedenstc" dagegen verwahrte, daß zum Zwecke der Scßhaft- machung ländlicher Arbeiter staatliche Mittel in Anspruch genom men würden. Die bcmerkcnswerthe Bestimmtheit des Ministers bei der Zurückweisung der staatlichen finanziellen Beihilfe in diesem besonderen Punkte dürfte wohl hauptsächlich gegen gewisse weit gehende Pläne gerichtet gewesen sein, die sich bis zu dem Verlangen nach der Errichtung eines neuen Hundertmillionenfoiids verstiegen. Sonst machte Herr v. Miguel bei seinen Znsngen an die Land- wirthschaft nur noch den einen wesentlichen Vorbehalt mit Bezug ans die Zulassung ausländischer Arbeiter, daß hier die nationale» und großen politischen Interessen Preußens vor Allem gewahrt werden müßten. Diese beschränkende Klausel fand auf der rechten Seite des Haines volles patriotisches Verständnis; und begegnete keinem Widerspruch. Der erste konservative Redner, der vor Herr» Dr. v. Miguel zum Warte gekommen war, hatte sogar ausdrücklich die nationalen Rücksichten betont, denen sich die Landwirthschaft auch gegenüber einem so dringenden und ihr ties in s Fleisch schneidenden Uebclitand nntcrzuordncn habe. Weiter ist noch hervorzuheben, daß die Freizügigkeit nach der Erklärung des Ministers durchaus nicht angetastct werden soll. Diese Feststellung ist wesentlich zur Vorbeugung gegen fernere agitatorische Ausbeutung der Lentenothsrage von Seiten des Frei sinns. Herr v. Miguel hat mit seiner unumwundenen Versicher ung. daß man „ans jede Beschränkung der Freizügigkeit verzichten" müsse, den freisinnigen Agitatoren von vornherein den Mund zu- gcbnndcn. Die Herren dieser Richtung haben drei Schlagworte zur Verfügung, mit denen sic der Landwirthschast zn Leibe gehen Diese heißen: „Gefahr sür die Freizügigkeit". „Schädlichkeit dcs Gwßgrnndbesihes", „Elend der ländlichen Arbeiter". Dem srei- sinnig-vvlkspcirteilichen Abgeordneten Dr. Hirsch siel die entsetzlich nndpnkbare Ausgabe z», die drei lendenlahm getriebene» Stecken pferde seiner Partei dem Hanie vorznreiten. Gegenüber der über wältigenden Kraft der nrchlichen, nationalen, sozialen und ethischen Gesichtspunkte, die von dem preußischen Fincinzminister und den landwirlhichastlichen Rednern entwickelt wurde» und die Debatte vollständig beherrschten, war ein solches Unterfangen nicht mehr und nicht weniger als ein moralischer Selbstmord. Der Redner schien das auch selbst zu fühlen, wenigstens zeugten seine AuSsnhc- nngen von einer geradezu erbarmungswürdigen Jnhaltlosigleit und Abgeschmacktheit. Darum Schwamm drüber! Ter freisinnigen Redensart von der absoluten Schädlichkeit und Mchtepistenzberechtigung des Großgrundbesitzes trat Herr v. M-gnel selbst durch die anSdriickliche Bekundung seiner Uebcr- zcngnng entgegen, daß der Großgrundbesitz ein nolbwendlgcr und nncntbchrlichcr Kulturträger sei, während der Ecntrumsahgcordnete Graf Strachwitz die radikale Legende von dem „ländlichen Ar beiterelend" zerpflückte. Der genannte Abgeordnete führte aus, den Arbeitern gehe es aus den; Lande im Durchschnitt ganz gut. Einzelne Mißstände dürfen nicht der Gcfammtheit der ländlichen Arbeitgeber zur Last gelegt werden, ebenwwenig wie es der konservativen Presse einfallt, die großkapitalistischen Unter nehmer in Bansih und Bogen der Arbeitcrscindlichkeit zu bezich tigen, weil benpielswciie in gewissen Berliner Konfektionsgeschäften für die Angestellten höchst nncrbanliche Zustände herrschen. Im Allgemeinen zahle» gerade die Großgrundbesitzer hohe Löhne lio hat kürzlich ein pommerschcr Gutsbesitzer mit seinen polnischen Ar beitern für das nächste Jahr aus AM Mark mehr abgeschlossen!) und geben ihren Leuten eine solche Flache Land, daß ein materieller Grund znm Wegzüge für sie thatsächlich nicht vorliegt. In vielen Fällen lebt sogar der Bauer weit schlechter als das Gesinde. In dieser Beziehung wies u. A. Herr Tr. v. Miguel daraus hin, daß am schlimmsten die Loge der Frau aus den Bauernhösen sei, da sie nicht nur ihre häuslichen und mütterlichen Pflichten zu crsülleu lmbe, sondern zugleich als Magd arbeiten müsse Das sind alles Dinge, von denen der manchesleriiche Freisinn nichts weiß, weil er anS parteipolitischer Bcrrnnntheit nichts davon wissen will. Nun, die Herren mögen getrost in ihren Konvcntikeln gegen die Land- wirthschciit weiter müthcn! Zum Glück ist die deutsche Landwicth- schast von der Gunst oder Ungunst des Freisinns nicht abhängig, sondern steht ans eigenen Füßen und darf der sicheren Zuversicht leben, daß die leitenden Kreise im Reiche und den Einzelstnnte» unter dem Bvrantritt des preußischen Finanzministers uuabläisig bestrebt sein weiden, den landwirthschastlichen Jntcreisen jede nvth- ivcndige Forderung im Einzelnen wie im Ganzen angedeihen zu lasse». Einzelne Maßnahme» könne» nur dann tieferen Werth und Aussicht auf durchgreifenden Erfolg haben, wenn sie im Rahmen einer Gesanimtvolitik erlassen werden, die auf die Hebung der Landwi'thschafr im Allgemeinen gerichtet ist. Das gilt auch für die vorliegende Frage. Wenn die Lage des Arbeitgebers aus dem Lande sich bessert, wenn der Reinertrag seines Besitzes wächst, dann wird die Wirkung einer solche» aussteigcndcn Entwickelung mittelbar auch dem 'Arbeitnehmer zn Gute kommen durch Erhöh ung des Lohnes und der gelammten Lebenshaltung Es geht also hier wie überall: bei >eder Erörterung einzelner landnmth- ichaftlicher Mißstände tritt die Nvthwendigkeit einer landwirtb- schciftlichen Resormpolitit auf breiter Grundlage deutlich in die Erscheinung. Fernschrcib- n»ü Fcrnsprcch-Berichte vom 11. Februar. * Berti n. Auf einem 'Neubau im Vorort Halensee stürzte heute Nachmittag ein Trcppenban ein. Füns bei dem Ban be schäftigte Personen liegen unter den Trüminecn begraben. Nach der National Zeitung sind vier Arbeiter todt und einer lebens gefährlich verletzt. Berlin. Reichstag. Abg Gras Kanitz (kons.s be gründet ieinc^J»terpe l la t i on: Db der Reichskanzler bereit die alle europäischen Staaten mehr und mehr beunruhigende Zu nahme des amcrikaniichen Imports nnd Abnahme unseres Exports und deren Ursache, eine fast rücksichtslose Tnrifpolitik der Vereinigten Stggten. Es hänge das u. A. auch zusammen mit der Ucver- wnchernng der Trnübildnng. Infolge des Diiiglkv-Tarifes habe sich unsere tzcmdelslsila»; Amerika gegenüber envcm verschlechtert und zwar um 8ä Millionen Dollars, oder um 3-tstMillionen Mart Speziell weise auch die zunehmende Aktivität Amerikas beim Gold- expvrt und -Import bedenkliche Ziffern auf. In ganz besonderem Maße babc unser Znckcr-Ezport »ach dort gelitten. Besonders »achtlicilia für uns seien drüben die Zollplackcrcicn, sodaß unsere Industriellen vielfach mit Verlusten erportirten nnd dir Bezieh ungen mit Amerika nur aufrecht erhielten in der Hoffnung ans Besserung Frankreich habe im Mai vorigen Jahres ein Ab lammen mit de» Bereinigten Staaten abgeschlagen »» Beding ungen, zu denen auch die deutschen Landwirthe ein Ablommcn mit Amerika zu schließen durchaus bereit seien, linier Vertrag mit Amerika von 1828. der die Meistbegünstigung statnire, werde von Amerika schon längst nicht mehr beachtet- '.ic Falze davon — schon eine sichte des früheren Staatssekretärs v Macichall vom 5. Mai 1897 habe dies anscheinend andenten wolle» müsste also sein, daß mir Amerika gegenüber unseren Generaltnri; anwenden. Mindestens müßte man doch 'Amerika bemerklick machen, daß wir nicht geneigt sind, 'Abnehmer gerade von amerikanischem Getreide »nd anderen Bedarfsartikeln, wie Kapser, Rohzucker. Petroleum. Baumwolle n. s. w zu iein. Er bittet den Stuats;ckretär. dir Wichtigkeit aller solcher Zollerhöhnngen gegen Amerika in's Auge zu fassen. Tie Landwirlhschaft habe daran lei» direktes Inter esse, denn ihr sei es gleich, ob jene Maaren von Amerika oder von wo anders verkämen: sic hätten nur ein mittelbares Interesse daran, daß nicht unserer Industrie ein so einheitliches Absatzgebiet, wie Amerika es sei. verloren gehe. Er bitte den StaatStzstrelür mit derjenigen Energie vvrzngkhe», die traditionell in 'unserer aus wärtigen Polikit sei. (Bestall.) Staatssekretär v. Bnlow verst liest eine Erklärung, in der es heisst: Angesichts der schwebendem Unterhandlungen inii Amerika tonnte die Regierung die gewünsch ! tcn 'Auskünfte in erschöpfendem Maß jetzt nicht ertheile». Es sei aber der Regierung erwünscht, hier klarzustcllcn, in welchem Geistej sie die Berhandlnngen inst 'Amerika gesührt habe. Unsere Handels beziehungen mit Amerita beruhen aus dem Beriraqe von 1828! Nn'ere Differenzen mii Amerika führen sich im Wesentliche» cutt eine verschiedene Auffassung der Meistbegüistligungsklauiel in 'Artikel 5 nnd 9 jenes vrenßifchcn Vertrags mit Amerika zurück. Unserer Auffassung zufolge haben wir von Amerika stets Meislbegiustlignng, das heißt, Gewährung der einem anderen Staate gewährten Vergünstigung zu fordern, wenn wir uns zu demclbc» Gegenleistungen verstehen. Wir sind dieser Bedingung stets gefolgt: im Gegensatz dazu vertritt Amerika die Auffassung, daß der allgemein gedachte Artikel 5 durch Artikel 9 eingeschränkt sei. In dieser Verschiedenheit der Auffassung liegt der Grund unserer Beschwerden: diese beziehen sich Han,»sächlich aus die Be Handlung unseres Zuckers und ans die Donncngeldcr. In Bezug ans Zucker haben unsere Bemühnngen lheilweiie Erfolg gehabt, in soweit es sich um die disierenziellc Behandlung nniercr und der iranzösifchen Prämie» handelt Auch ist uns zngesagt worden, daß die Focvernng ans 'Abzug unierer allgemeinen Betriebssteiler vorig verzollten Werthe noch Gegenstand weiterer Erwägungen sein soll Die Befreiung unierer Schiffe von den Tonnengeldem ist 1891! zw rückgenommeii worden, obwohl sich bei uns in Bezug aus die Schisssabgaben gar nichts geändert hat. Es liegen Anzeichen vor, daß di° dortige Regierung diese Angelegenheit sogar zum Gegen stände der Gesetzgebung machen will Was die äZeichwcrdcn über den Dinglep-Darii und die Handhabung der Zollvorschriften be trisst, io haben wir dies wiederholt zum Gegenstand ernster 'Vor stellungen gemacht. Wir sind willens, auch tünitig Alles zn thun. nur Abhilfe zu erwirken. Zur Begleichung der schwebenden Fragen bedarf es ans allen Seilen der Eriennmiß, daß dos Jntcresie daran ein gemeinsames ist. Wir geben uns der Hoffnung hin, das; in nicht zu ferner Zeit eine für beide Tbeilc befriedigende annebm- bcrre Hebung der Schwierigkeiten sich ergeben werde. Die Regici ring nehme das Vertrauen des Hohen .Hauses in 'Anspruch, das; sie den deutschen Interessen dieicnige Pflege zn tbeil werde» taste welche sic erheische». - Abg. Dr. Lieber lEentrst: Angesichv- deS Schwedens der Verhandlungen muß sich der Reichstag einst weilen bescheiden. Zweifellos gebe es Niemand cm Hause, Nie mand in Deutschland, der nicht im Hinblick am die Austastung unierer Regierung aber unser Mcistbegnnstigungsrecht gegenüber Amerika durchaus hinter unserer Regierung stehe. Redner berührt u. A die vern amerikanischer Seite über Tenttchland ausgestrenlen Mär chcn betreffs der Philippinen- und Samoa 'Angelegenheit und ist überzeugt, daß der Staatssekretär auch über diese politischen Fragen befriedigende Austturft gebe» könne.—Fürst Bismarck stonj.i: Wir müssen uns bescheiden, wenn uns hier eine so sorgfältig er wogene Erklärung mttgcthcilt wird, wonach die 'Verhandlungen noch nicht znm 'Abschluß gelangt sind. Beide Herren habe» ihr Vertrauen zur Negierung ansgeiprochcn, ich schließe mich dem an. Beide Herren ReisorlchesS habe» das volle Vertrauen des Reichs kanzlers nnd auch des Reichstags gefunden Ich bin überzeugt, die 'Autorität unserer Unterhändler wird durch die hentige» Per Handlungen gestärkt werden. Wir wollen hier nur für unteren sicationanvohlstand und unsere Natioiialproöuklion curtreten. Diese ganze Sache ist eine bloße Verleanenssrage: wer das Vertrauen zu unserer Regierung nicht hat, der hat ja Gelegenheit, das heut, hier auszuivrcchen. Ich wüßte nicht, wie die stellen in unserer Regierung besser besetzt werden könnten, als sie gegenwärtig besetzt, sind, Nmere Regierung hat icdcnsalls darin Recht, da>; von der anderen Seite der Rechtsboden verlassen worden ist. Je weniger Polemik wir heute hier haben, desto mehr wird jedenfalls die Stellring unserer Regierung gestärkt: und desto leichter hat sie cs Ich tan» mir auch kaum denken, daß man in Amerika in seiner alten Gewöhnung an das englische stur play dieies üür püc.v wird über den Hausen weisen wollen. Ich glaube das nicht von einer 'Nation, dre durchaus Gerechtigkeit übt und so hoch gebildet ist. Meine aintiicheir Beziehungen zu den amcrikaniichen Staats männern sind stets im höchsten Maße koulant verlaufen. Da ick gerade bei den Staatsmännern angclangt bin (Lachen von einer der linke» Bänke.!, meine Herren, es gicbt ein bekanntes Sprich wort über das Lachen — also, ich will nur lagen, da Herr Liebe, auch politische Fragen berührt hat, daß man das wirthlchasttiche nnd das Politische Gebiet stets trenne» sollte. Redner eitirl entsprechende 'Aussprüche des früheren Reichskanzlers Fürst Bismarck, in denen sich derselbe stets wohlwollend über die Bereinigten Staaten gränßert habe und namentlich auch das wohlwollende Verhalten Amerikas uns gegenüber schon 1871» zerühmt habe. Zweifellos werde der neue gegenwärtige Staats- ekretär sich ebenso freundlich äußern. Es würde mich steilen, von ihm zu hören, daß unsere Beziehungen zu Amerika »»getrübte sind. Ich wüßte auch nicht, woher die Trübung kommen sollte, wenn nicht von einer gewissen Seite, über die ich indeß nicht weiter reden will. Ich bitte die Herren nochmals, möglichst wenig polemisch zu sein Schon I87U hatte Reichskanzler Fürst Bismarck sich gegen Repressalien erklärt. Diplomatie ist ein schwieriges Ge werbe und gerade bei ihm heißt cs mehr als sonst: „Viele Köche verderben den Brei!" Möge durch die ganze Art unserer hcntigcn Verhandlungen Vertrauen zn der Rcgicmug zum Ausdruck kommen. L » EL
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