Suche löschen...
01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 16.06.1924
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1924-06-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19240616011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1924061601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1924061601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-06
- Tag 1924-06-16
-
Monat
1924-06
-
Jahr
1924
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 16.06.1924
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nr. 215 Leit« Z L.ivutLg. IS. Juni 1b24 verlliches und Sächsisches. UugerechNgkellen dei »er Fttrchenfleurr- »era»I««un>. Wie schon t» der Mittwoch-Nummer lNr. 3071 gemeldet. b«t dt« ungleichmäßig« und tetlweise sehr Hobe Veranlagung der Kirchensteuer aus da» Hahr 1S34 de« LandeSkutturrat »u einer Eingabe an da- Tv.-luth. Landeskonsiftortum veranlaßt. In der gleichen Angelegenheit Hai in Bernstadt iLaui.j ein« Protestversammlung stattgefunden, in der eine Abord nung zur Rücksprache mit dem Laudeskonsistorium gewühlt wurde. Bon dieser Abordnung geht uns folgender Bericht zu: »Dt« Abordnung hat im Landeskvnsistorium zunüchst beim Dezernenten für da» kirchliche Steuerwesen. Geheimrat Wtrthgen. dann beim Präsidenten Dr. Böhme, sowie beim LanbeSbischos Dr. Jhmels persönlich in sachlicher, aber auch energischer Weise um Abstellung der mit der jetzigen Ktrchen- fteuerauSschreibuug verbundenen außerordentlichen Härten und maßlosen Ungerechtigkeiten erstecht. Die zuweilen erregt verlaufenen Verhandlungen gestalteten sich besonders schwie rig, weil vom Konsistorium zwar zugegeben werden mutzte, daß e» ein Mißgriff genresen sei. die derzeitige Veranlagung auf der Papiermark-Etnkvmmensteuer des Jnflattvnsjahreü 1023 zu begründen, es aber trotzdem entschied«, ablchnte und für unmöglich erklärte, jetzt die Kirchensteuern auf ivert- beständiger Grundlage zu erheben, wie e» in der Resolution vom 80. Mat d. I. verlangt wird. Auf den Hinweis der Ab ordnung. batz dies im benachbarten Staate Preußen geschehe, und deshalb auch dort von der im ganzen Lande Dachsen durch dt« vorläufige Ktrchensteuerverordnung hervorgerusene Er regung und Verbitterung weiter kirchlicher Kreise nichts zu verspüren sei, erklärte das Konsistorium, wohl in eine Prü fung der ganzen Sachlage einzutrcten, vertrat aber den Stand punkt, baß jeder einzelne, der sich ungerecht besteuert fühle, ein Erlaßgesuch — wohlgcmerkt ein Erlatzgesuch, keine Reklamation — etnreichen müsse, über welches der Kirchen vorstand nach freiem Ermessen zu beschließen habe. Nach der in der Protestversammlung erfolgten einmütigen Willens kundgebung und den inzwischen aus den weitesten Kreisen etngegangenen zahlreichen Zustimmungserklärungen konnte sich die Slbordnuna mit dieser Regelung nicht zufricdengeben, weil dadurch eine feste Grundlage für die Besteuerung nicht ge schaffen, vielmehr jeder Steuerzahler von willkürlichen, oft mals von allerlei unberechenbaren Umständen beeinflußten Entschließungen abhängig würde und der an ihn gestellten, vielleicht völlig ungerechtfertigten Forderung mit keinem Rechtsmittel begegnen könnte! Die Abordnung wird deshalb im Interesse aller noch weitere Schritte unternehmen, muß jedoch jetzt schon jedem sich benachteiligt fühlenden Kirchcn- steuerpflichtigen anheimgeben, zur Wahrung seiner Rechte an den Kirchcuvorstand zu schreiben, daß er nicht in der Lage ist, die Steuern in der veranlagten Höhe anzuerkennen und zu bezahlen, deshalb auch nur vorläufig den zehnten Teil sei ner EtnkvmmensteuervoranSzahlungen für l»24 entrichten werde. Wenn von der Kirchcnstcucrbehörde dieser Zahlungs weise nicht zugesttmmt oder, wie vom Konsistorium tn Aus sicht gestellt wurde, wegen der nicht gezahlten Beträge Pfän dungen verfügt werden sollten, so muß es jedem selbst über lassen bleiben, die letzten Konsequenzen zu ziehen, fo sehr dies im allgemeinen kirchlichen Interesse vermieden bleiben möchte." Der Arbeilsmarkl in Dresden bat sich nach einem Bericht des öffentlichen Arbeitsnachweises in der Woche vom 7. bis einschließlich 13. Juni wenig günstig entwickelt. Die Aufnahmefähigkeit der Industrie ist allgemein zurückgcgangen, die Klagen über Kapital- und Kreditmangel mehren sich. Kurzarbeit bzio. Entlassungen sind von zahl reichen Firmen in Aussicht genommen worden. Der Zugang und Abgang an Arbeitsuchenden hielt sich ungefähr die Wage. Der Bestand an Arbeitsuchenden beträgt unverändert 13 300. Auch die Zahl der Unterstützungsempfänger hat sich mit 3050 Vollerwerbslosen und 000 Aussetzern ungefähr auf der Hohe der Vorwoche gehalten. Größere Entlassungen erfolgten in der Metallindustrie, im Schnctdcrgeiverbe und in der Textilindustrie. Bau arbeiter und Gärtner meldeten sich arbeitslos, sie konnten nur znm geringen Teil wieder in andcrweite Arbeit vermittelt werden. Ncucinstellungen in größerem Umfange nahm die Konscrvenindustrie vor. Im Holzgcwcrbc hält die Aus sperrung an, während die Differenzen im Tapczicrgewcrbe tu der Hauptsache beigelcgt sind. Für Angestellte und Kailfleute ist eine weitere Verschlechte rung eingctretcn. Auch die Zahl der Sclbstabmeldungc» ging gegenüber den Vorwochen bedeutend zurück. Viele Arbeit suchende, die es als Vertreter und Provisionsreiscnde ver suchen wollten, sind nach kurzer Zeit wegen der geringen Ver- dienstmöglichketteu wieder zurückgekommeru — Todesfall. Wie aus den Familiennachrtchtcn unserer Sonntagnummer zu ersehen ist, starb an, Freitag nach langem, schwerem Leiden der Direktor der Automat-A.-G. Hein rich Krum. Der Entschlafene war mehr als 28 Jahre auf daS engste mit den der Firma Hartwig u. Vogel, Aktiengesell schaft, nahestehenden Automat-Unternehmungen verbunden, für deren gedeihliche Weiterentwicklung er seine ganze Kraft eingesetzt hat. — Dresdner Nach richten — Hausbesitzertagung in Zittau. Eine «nssehenerregende Rede Bürgermeister Kül»'. — Die katastrophale Lage im Nealkrcbitmese«. — Wirtschaftliche Maß nahme». keine politische» Theoreme! Die Vertreter de» sächsischen HauSbesitze» waren vom 1». bi» 1k. Hunt tn Zittau versammelt, um auf einem ordent lichen Berband»tag Stellung zu den Fragen der Wohnwirtschaft zu nehmen. Die Tagung gipfelte tn einer von etwa IHM Personen besuchten öffentlichen Vers». lung. Zwei RetchStagSabgeordnete, Dr. Külz, Dresden, und Lucke, Ehem- nitz, Vertreter sämtlicher bürgerlicher Lanttagssrakttonen, AmtShauptmann Dr Richter für das Wirtschaftöministerium, Oberbürgermeister Zwtngenberger und Bürgermeister Koltzenburg für die Stabt Zittau, ferner Vertreter de» Ver bände» der Industriellen, de» Landesausschusses de» sächsischen Handwerk» usm. waren al» Ehrengäste erschienen. Auch der Verband der nordböhmische» Hausbesttzervercine hatte einen seiner Führer entsandt. Der Berbanbsvorsitzende, Rechtsanwalt Ko hl man», Dresden, begrüßte die Erschienenen und würdigte dann Sie Lage des sächsischen Kausdesitzes. Der sächsische Finanzmtntster habe im Landtag zugeben müsse», baß die Mieten in Sachsen die niedrigsten in ganz Deutsch land seien. Was daS bedeute, sei aus einer Entscheidung des Berliner Grundbuchamtcs zu ermessen, das erklärt habe, ein Grundstück habe nicht nur keinen Wert für seinen Besitzer mehr, e» bedeute für diesen sogar einen Schaben tn finan zieller und gesundheitlicher Hinsicht. Wenn die Verhältnisse, so führt der Redner fort, tn Sachsen nun ganz ausnahmsweise schlimm liegen, so ist dies eine Folge davon, baß da» Justizministerium die Mtctpreisbildnng regelt, eine Behörde, die nach formal-juristischen, nicht aber nach volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten entscheidet. Die Mietrcgclung ist Sache des WirtschastsministeriumS, denn waS wir betreiben, ist Boden- und Hauswirtschaft. Wir wollen, daß daS WohnungSbcdttrfniS des deutschen Volkes wieder auf privatwirtschaftliche», Wege geregelt werde, nicht durch Zwangszuwctsungcn. Die Wirtschaft läßt sich nun ein mal nicht tn Paragraphen einspannen. DaS freie Spiel der Kräfte entwickelt immer neue ungeahnte Lösungen' burcau- kratischcr Zentralismus erstickt. Diese Einsicht ist es, mit der wir vor das deutsche Volk treten. iStürmischcr Betfall.1 Es sprachen »nn eine größere Anzahl der Ehrengäste, um die Wünsche ihrer Auftraggeber zu übermitteln. Dann ergriff «etchslagsabg. »iirgermeifler Dr. Kittz das Wort zu einem bedeutungsvollen Vortrage über HauS- bcsitz «nd Nealkrcdit. Dr. Külz streifte zunächst all gemeine Fragen der Wohnungsgesetzgebung. Die Entwicklung des Hausbcsitzcs sei in der Periode der großen wirtschaftlichen Umschichtung unseres Volkes seit 1318 darum unglücklich gewesen, weil einmal die Kontunktur seit 1014 unübersichtlich geworden mar und weil anderseits ein seitige wirtschaftliche und politische Auffassungen maßgebenden Einfluß auf die Regelung des Wohnungswesens erlangten. Fragen des Hausbesitzes seien aber keine Fragen reaktionärer politischer Richtungen, sondern sie gingen das ganze Volk an. Und ob man nun Erzreaktionär oder Kommunist sei, aus dem Elend der jetzigen Wohnungswirtschaft müßten wir heraus, nicht durch leidenschaftliche Stellungnahmen, sondern durch nüchterne Betätigung deS Zweckmäßigen. Dazu gehöre, daß das UnorgantscheauSbergeltendcnWohnungS- gesetzgebung verschwinde. Wir verwechselten immer Ge setzgebung und Verwaltung miteinander,- jene dürfe nur den Nahmen für diese abgcbcn, aber die Sache dürfe doch nicht so weit gehen wie beim N e i ch s m i e t e n g e s e tz, das in den einzelnen Ländern nahezu entgegengesetzt durchgcsührt werde- Was die Zwangswirtschaft angche, so hätte man dieser, um ihr Ziel richtig zu bezeichnen, lieber den Namen Planwirtschaft geben solle». Eine Planwirt schaft sei nicht entstanden, sondern eine planlose Wohnwirt schaft. Hier sei ein Beispiel dafür, daß man den Zwang nicht übcrspannen darf. Wenn er überall sonst gefallen war. so mußte man sich klar sein, daß er im Wohnwcsen nicht allein aufrcchterhalten werden konnte. Dadurch werden auch zahl reiche andere Gewerbe in Mitleidenschaft gezogen. Vom Standpunkte des Mieters, der, um nur eins hcrauszuhebcn, durch die Zwangseiiiquarticrung bedrückt werde, müsse man die Zwangswirtschaft ebenso verwerfen wie vom Standpunkte des Hausbesitzers aus. Ein planvoller Abbau, der keine Auf hebung des Zwanges von heute zu morgen bedeute, sei unab weisbar und müsse die Mieten wieder auf den Fricdensstand bringen. Unorganisch sei endlich die Steuergesetzgebung deS Reiches gewesen. Dr. Külz erklärte, daß er drei Steuern zur Deekung »es Finanzbedarses ausreichen» Anforderungen der Behörden nicht entsprechen könne. - Eine schwere Not de» HauSbesttzes liege endlich in den Schwierig keiten de« Nealkreditwcsens begründet. Dr. Külz ging damit zum zweiten Teil seiner Ausführungen Uber. Die gesunden Grundlagen des deutschen Realkredito sind vernichtet. Der Währungsbankrott, hervorgerusen durch Wahnsinnstaten ans der Nachkriegszeit, ist die eine Ursache. Die -weite ist, do>, die 35 Milliarden deutscher Spar- «nd Nenlenguthaben bei», Bankrott auf der Strecke geblieben sind. Damit war auch das Vertrauen der Wirtschaft, es war der deutsche Sparsinn ver nichtet. Viel wesentlicher «lö die Auswertung ist cS heute, daß die Voranssetznngen für eine Renbildnng des »erlarenen Kapitals geschossen werden. Staats- und Privatwirtschaft müssen wieder in Ordnung gebracht werden Eine rechtliche Bürgschaft ist für den Darleiher von Hnpotheken tn dem Gesetz vom 23. Juli v. I. bereits gegeben! Hypotheken sind danach in Zukunft wertbeständig. Aber die rechtlichen Sichernngcn fruchten noch nichts, solange die Wohnnngszwangswirtschaft daS grobe tatsächliche SredithemmuiS bleibt. Der Laie neigt zu der Auffassung, daß daS Verschwin den der Hypotheken durch die Inflation eine günstige Lage für den Hansbesitz geschaffen habe. An die Stelle des Hypothcken- gläubtgcrs hat sich aber der Staat gesetzt. Der Hauseigen tümer erscheint heute nicht mehr als der eigentliche Besitzer, sondern nur mehr als der mäßig bezahlte Verwalter. Nicht einmal die 40 Prozent, die ihm nach dem Gesetz als Haus ertrag bleiben sollen, sind als solcher anzusprechcn, denn cs gehört ihm davon nur das Verwaltungsgeld in Höhe von 5 Prozent. lZnrufe: 2 Prozent.» Daraus folge: Ein Haus von 100 000 Mk. Fricdenswcrt ergebe heute nur mehr eine Friedensmiete als Rente. Sohin sei sein Kapitalwert heute 5000 Mk. Die 1. Hypothek gehe daher nur bis 2500 Mk. In dieser Tatsache liege die katastrophale Wirkung der Zwangs wirtschaft am Tage. Wir müssen wieder zur freien Wohn- und Kreditwirtschaft zurück. Freilich, selbst dann wird das Privatkapital die kurz fristigen Anlagen noch lange bevorzugen. Deshalb muß ein erheblicher Teil der Mi e t z i u s st e u e r dem Nealkrcdit auch für die alten Häuser nutzbar gemacht werden. Ferner muß daS SiedlungS wesen viel mehr als bisher aus eigene Füße gestellt werden. Die Sächsische Bauvereinsbank kann einen Weg dazu weisen. Zuletzt müssen die bald anzusammeln den großen Reserven der Anstalten der Sozial- und Privatversicherunge« durch geeignete Gesetze dem Nealkrcdit wieder aufgeschlossen werden. lAnhaltender lauter Bcifall.j NeichstagSabgeordneter Lucke und Direktor Acker mann, Leipzig, sowie LandtagSabgeordnrter Nöllig hielten noch kurze Ansprache«. Der Verbandsvorsitzcndc lenkte in seinem Schlußwort die Gcdanlen der Versammelten aus Berlin und die schweren Entscheidungen, die dort jetzt für ganz Deutschland fallen. Mit einem dreifachen Heil auf das deutsche Vaterland ging die Versammlung ausein ander. Vereine und VeronftakkrnPe». — Gc«erkschaftSbuud der Angestellten sK. D. A.1 Henk 8 Uhr Ratskeller Liwkrn. Tharandtrr Strebe I, Monatdvers-emnilnna »er Bezirksgruppe H. — Jungcngruppe. Heute 8 Uhr im Heim, stoyann-Geoigen-Allee 18. M»silat>e«d. — MLdelgruppe, Dienstag 8 Ul» im Heil«, Iohann-Sevrgen-All« 1k, Anssprach« über di« ftrage: „SSte mir- unsere Ober- und Unterkleidung beschaffen ietn?" — RezirkSgrnppe des LnndeSrcrbaud«» der st». «nt Sb des Stichs. Mil.-Ber.-Bdö. Dienstag Uhr im Brannschweiger Hof, Frri- derger Platz, Monatsoerfammluim der QlnnLnner »ich Kriegs, de schad laten. — Englischer Sprach-Kl«». LNittwoch 8 Uhr H»«el Stadt Weimar englischer Lichtbilder» ertrag. Herr Hentschel: HolidaoS in Ftaly. — Bund er>tfch««de»er Schulreform«». Mittwoch 7 Uhr IMeut- lichr HandclSlehranslalt. Ostra-Nllec, Mitgliederversammln««. «»naentvartr»»«,, kvr «eatatraunNwaa,,»,!,»« vr«»N»«,i x n. Uppmami, 0re»«Isii-llsm»l1r. ?el. 19524. erachte, nämlich eine richtig ausgcbaute Einkommensteuer, eine Umsatzsteuer und eine in fünfjährigem Abstand zu er hebende Vermögenssteuer. Tie Vielheit der Steuern schaffe heute einen Anreiz zur Steuerhinterziehung. Es sei denkbar, daß auch einer, der den guten Willen dazu habe, zurzeit de« Loktvvckiscke tteilx^mnsstiL, dImnmK«, OrtbvpSckie, küeictriscsis lacht- unct lkeitzlukt - Uetianciinnß: Wiener Llrsste Kl kernsprecksr 42817 SssinilStt» 0R. I-inow Kunst un- Wissenschaft. Konzert des Don-Kosaken-Chors. Es war wiederum ein Stück tönender Volksseele, daS der russische Männerchor, der am Sonnabend im Saale des Zoologischen Elartens sich vorstellte, den Zuhörern offenbarte. Drange« schon in der Vorkriegszeit die tn so wunderbarer Vereinigung von Natur und Kunstdisziplin gebotenen Vor führungen russischer Chöre kies in empfängliche Herzen ein — um wieviel mehr heute, wo ein versprengter Volkstetl wie diese 85 Kosakensänger auf dem Podium das ergreifende Schicksal einer großen, im Innersten zerrissenen Nation vor Auge« stellt. Man muß bas Lieb der in türkischer Gefangen schaft schmachtenden Zaporoger Kosaken aus dem 18. Jahr hundert von diesen Nachkommen des altberühmten Kosaken- stammes so wie hier am Sonnabend gehört und erlebt haben, um das ganze tiefe Weh dieser Männer, ihre unendliche Sehn sucht nach der Heimat zu begreifen. Einst unter den Fahnen der Wrangel-Armec für die Befreiung ihres Vaterlandes kämpfend, schlagen sich die Heimat- und staatenlos gewordenen, unter den Schutz des VölkcrbundS-Obcrkommisiartats ge stellten russischen Flüchtlinge seit vier Jahren konzertierend durch die Welt. Ihre Erfolge tn Italien, Frankreich, tn der Lschecho-Slowakci, tn Österreich und nun auch in Deutschland — in München mußte die Kirche, in der sie sangen, polizeilich abgesperrt werden — sind ganz außerordentlich, und doch ist daS alles nur Sorge umS nackte Dasein: alles überschattet die lastende Trauer um die geliebte rockina, uin Heimat und Vaterland. Man kann dem Leiter unseres Zoologischen Gartens, Herrn Professor Brandes, nicht dankbar genug sein, -atz er das Auftreten der durch unsere Stadt kommenden Sängerschar ermöglicht hat. DaS Wetter hatte zwar am Sonnabend dem Besuch des Konzertes arg geschadet, aber es ist zu hoffen, daß der Chor an einem der nächsten Tage sich nochmals hören läßt, und daß die künstlerisch interessierten Kreise bann eine regere Teilnahme an solchem einzigartigen Gesangsereignis zeigen werden. Ein «lsesanaScreignis — daS war es tn der Tat. Nicht nur die Fülligkeit des stimm lichen Materials mit den berühmten phänomenalen russischen Glockenbässen, nicht nur die künstlerische Disziplin alles Tech nischen, nicht nur dt« wundervolle Einfachheit seelisch-musika lischer Sclbstentäußerung sind es, die auch bet diesem Nusscn- chor so unvergeßlichen Eindruck erzielen, auch die Durch- btldung des Vortrages im kleinen muß uneingeschränkte Be wunderung erregen. Bor allem das Legato^ingen. dieses Binden der Töne und Klangrethc» und Durchhalten, ist von seltener Vollendung. Die Weichheit ihres Pianosingens bis zu« Verschwinden wie im bekannten bi ucßnam der Wolga» zieher, die htmmelansteigende Kraft der Gebctsinbrnnst wie im Psalm Davids und dann wieder die fabelhast tn Rhyth mus und Ensemble-Effekten gesteigerte Sang- und Tanz- freivdigkeU der beiden letzten Prvgrammnummern rissen das Publikum zu stürmischen Beifallskundgebungen hin, ES gab mehrfache Wiederholungen. Auch der »rechte Kosakentanz, der bekannte Kasatschok, bet dem zwei Kosaken unter dem sich wiederholenden, schneller und rasender ansteigenden Ge sang der Kameraden sich im Tanze produzieren, mutzte am Schlüsse trotz der vorgerückten Stunde noch einmal vorgeführt werden. Der Leiter des Chores, Sserget Jaroff» eine jugendlich elastisch« Erscheinung, dessen Kopf- und Gesichts bildung übrigens lebhaft an unseren Generalissimus Fritz Busch erinnert, weiß seine Leute mit äußerlich einfachsten Mitteln durch alle dynamischen und rhythmischen Fährlich- keiten zu steuern. Ein von ihm nach einer Volksweise arran giertes „Abcndglockcn"-Stimmungsbild gewann durch die Untermalung der Melodie durch die klanggewaltigen Bässe besonderen Netz. Alles tn allem, wie gesagt, ein Stück tönen -er Volksseele, das nicht leicht vergißt, wer dem Abend bei gewohnt. —r. * Erfreulicherweise ist eS gelungen, de» Dvn-Kosaken-Ehvr noch für zwei Abende zu verpflichten, so daß heute Montag und morgen DienStag im Saale des Zoologischen Gartens unter den gleichen Bedingungen wie bisher Plätze für 3 und 2 Mark für das Konzert des Chores zu haben sind. s Dresdner Thcatcrspielplan für Heute. Opernhaus: „Die Boheme" ib48): Schauspielhaus: „Tatterich" s^8): Neustädter Schauspielhaus: „Lady Fredertc" l^8): N«si de n z-T he at e r : „Das Weib im Pnrpur" s^8>: Neues Theater: „Paracelsus" i^8». -f F» der Sächsische« Landesbibllethek lFapantsche» PalaliO wird am Mittwoch von 4 bis « Uhr da« Zimmer der Kostbarkeiten und di« Fakob-Kranst-AuSstelluiia »ns Wunsch gezeigt Die Besucher wollen sich in der Ausleihe melden 1- Opernhaus. Vom vollen Haus umjuHclt hat Richard Tauber nach langer Abwesenheit wieder gesungen, und zwar den Jose in „C a r m e n". Wie die überaus herzliche Aufnahme des solange „tn weiter, weiter Ferne" Wandern den zeigte, ist seine Sdelicbthcit hier die alte geblieben, und auch er selbst ist als Künstler der, der er war. Daß sein Heller strahlender, die e-Laute etwas auffällig bevorzugender lyrischer Tenor au klanglicher Intensität noch geivachse« ist. zeigte der als stimmlicher Höhepunkt heransgehobcne mit fabelhaftem Elan hingclegte leidenschaftliche AuSbruch tm Finale de» dritten Aktes. Da mochte in der Tat eine wirk liche „Tochter der Hülle" ihren Meister ahnen. DaS Schönste sind trotzdem bei Tauber immer die lyrischen Stellen, so dies mal die mit Sonderbetfall bedachte Blumen-Arte mit dem hohen b am Ende alS schönem gestützten Mischto«--Piano und einer bew-underswert großlinigen, ruhigen Atemphrasterung: die Entwicklung des langen Atemö ist überhaupt die virlleichi merklichste Vervollkommnung, die Taubers Singeknnst gegen früher gewonnen hat. Sein Spiel ist dabei noch reich an persönlichen Nuancen, die den selbständig gestaltenden Künstler verraten. Seine Mitwirkung lieh der ganzen Ans sührung gehobene Stimmung: so sang Irma Tervani ihre Earmen mit der gewohnten starken Chrarakteristik, aber auch in ausnehmend reicher schöner Abtönung, Burg de» EScamtllo mit üppigem Ausladen seiner heldische» Pracht stimme, Angela Kolntak die Micaela als liebreizende richtig« bel-csnto-Fignr. Auch das Ensemble ging unter KutzschbachS Führung angeregt mit: RenckerS viel bc wunderte lebendige Regie hat nun auch den Schmngglerchvr zu Anfang deS dritten Bildes zu sinnvoller Vereinigung von Wort und Bewegung zu führen gewußt. L. lv s ThcaierskanHal in Bad Elster. Anläßlich der Aus sührung von dem Einakter „Arzt seiner Ehre" tm Knrthcater kam eS -u heftigen Demonstrationskundgebungen de» Pub ltknmS. Ein großer Teil der Theaterbesucher bestand aus Teilnehmern an dem zurzeit hier tagenden Acrztekongreß, die schon au der Aufführung des Einakters an sich Anstoß nahmen. Als die Persiflage des Neserveoffizicrswesens ans der »atserlichen Zeit durch die Darstellung etwas kraß nute, striche» würbe, setzte ein heftiger Lärm des Publikums ein, das die Vorstellung dnrch Händeklatschen und Pfeifen zn stören suchte. Trotzdem konnte die Aufführung zu Ende ge bracht werden, ohne daß cs zu ernsteren Zwischenfällen kam. f Von den sächsisckn-n Hocksschnlen. Dem Assistenten an der Universitäts-Frauenklinik, Dr. med. Richard Hornung ans Koitbus, ist die Lehrberechtigung für daS Fach der Gcburio Hilfe und Gynäkologie in der medizinischen Falknliät Leipzig erteilt worden. Dem Negierungsbaurat Willi Sorger a»S Dresden ist die Lehrberechtigung für das Fach Eisenbahnmaschinenbetricb in der mechanischen Abteilung der Technischen Hochschule zu Dresden retcili worden. f Eine Tagung des Verbandes katholischer Akademiker wird in Dresden vom 5. bis 12. September stattfinden. Ihre künstlerische Seite wird umfassen: Ealderons Mystcricn- vtel: ,Dic Geheimnisse der heiligen Messe" und das Mysterienspiel „Jedermann" in Hofsmannsthals Bcarbci tung, ein großes Konzert tm Opernhaus, und in der Hos kirchc Bruckners E-Moll-Messe sowie ein Requiem von Ehcrubini.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)