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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 16.06.1924
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1924-06-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19240616011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1924061601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1924061601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-06
- Tag 1924-06-16
-
Monat
1924-06
-
Jahr
1924
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 16.06.1924
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Nr. ri» Seiler — Dresdner Aachrichten -- Montag. ZuvilSr^ Die Ausnahme des neuen Kabinetts in der Pariser Presse. Sympaihie« iür -tollet. Pario, i >. Juni. Tie Presse drückt im allgemeinen ihr« Beinc-diauua dartiber and, daß Herriot die politische Krise 10 schnell vc endet liar: im übrigen verhalt sie sich adwartend, soweit sie nicht die Ernennung des Generals Rollet zum K riegoniinister besonders sympathisch begrübt. ..Echo de Part-" schreibt: Die Kandidaten für daS Kabinett wäre» zahlreich, ungeduldig und anmaßend. DaS Kartell der sinken beginnt mit Ministern und 1 Unter- slaatssekrelären. kennzeichnet also, so fügt das Blatt troutsch lnnzii, seme» lebhasten Wunsch, eine Politik der Spar» lamteit eiuzulettcii. Die Wahl deS KriegsministrrS ist anogezrichnet. Bon den jungen Ministern, die zur Regie rung beruseu wurde», iaht sich nicht- sagen, bevor sie ge handelt habe». Eins aber kann beruhigen, daS ist die klare und teste Haltung, die der neue Ministerpräsident immer be obachtet ha«, wenn eo sich um unsere Politik gegenüber Deutschland handelte. o u r n o e Industrielle" halt es für ein gutes Anzeichen, das: Herriot gestern im Pariser Lokal der Messe von Lnon sein neues Ministerium gebildet hat. Dürfe man daraus scbliesien. so fragt das Wirtschaftsorgan, da« er sich ans den Bode» der praktischen Realisierung stellen wolle? 2Las man von den neuen Ministern ivüsile, erlaube es. ihnen Kredit bei der schwierigen Aufgabe, die sie durch zu fuhren hatten, zu gewähren. ,'v igaro " tadelt eS, das, daS neue Kabinett so zahlreich geworden ist, An stelle der bisherigen eis Minister und Lkaalssekreläre habe inan jetzt 1>2 Dutzend. Im übrigen aber minie man das Ministerium nach seinen Handlungen beurteilen. ., Ganlois " schreibt, in einigen Wochen werde man ja erkenne», was von den Utopien Ubriggeblieben sei, die Herriot seinen sozialistischen Freunden entwickelt habe. Ter radikale „Rappel" erinnert daran, daß die Unter- siitt-nnaspolilik. die die Sozialisten der neuen Negierung gegenüber betreiben wollten, nicht zu einer Diktatur der reoottttionären Sozialisten führen dürfe. Hier liege der P r n s st e > n für daS Ministerium Herriot: diesen Punkt dürie es nicht auS dem Angc lassen oder es werde zu einer grohen Enttäuschung führen ..Oeuvre" schreibt kurz, Herriot hgbe ein anö- gcivrochenes Linkskabinett gewollt, er babe es: daS Land tonne »nnmelir in Ruhe seine Taten abwarien. Der neue Mliniierpräsident werde dieienigcn nicht enttäuschen, die auf ihn iore ganze Hosinnng geietzt hätten. „E r c N o n v e l l c" erklärt, seit W a I d e ck - N o u s s e a u habe d>e »ranzösiiche Demokratie noch niemand mit einem ioichen Bei trauen beehrt, wie Herriot. Der Glaube an ihn sei io siark. dasi man sich gestatten könne, einige Jrrtümer der Methode zu verurteilen, für die offenbar gewisse Radikale Herriot zu gewinnen suchten. Man finde t« dem Kabinett neben Männern von großem Wert und ansrichtigen demo kratischen Allüren anch solche, die die „Farbcneiuheit" störten. TaK neue Ministerium enthalte Persönlichkeiten, die etwas sehr rasch den Weg nach Damaskus gefunden zu haben schienen. Die Umstände erforderten vielleicht eine gewisse Nachsicht, aber -lachsicht bedeute noch nicht Vergessen. ES sei ein wenig seltsam, an der Seite des Führers der republika nischen tt'Nlvpc Leutnants zu entdecken, die sich ihre Sporen im Generalitabe des Diktators Clemcnceau verdient hätten. Quotiöien" führ! aus: Das neue Ministerium ent halt viele Neulinge und junge Männer. Das Land erwarte von dem Ministerium, dasi es die Versprechungen halte, die im Lause der Wahlichlacht gegeben worden seien: aber man dürfe nicht ungeduldig sein. Der Schaden, den der Rationale Block vier Jahre lang der Republik zugesügt habe, könne nicht im Handumdrehen wieder gutaemacht werden. Hierzu ge brauche man .Keil. Herriot müsse die notwendige Muhe ge lassen werden, mit England nnd Deutschland die Bedingungen der Räumung des Ruhrgebieteö zu erörtern. Der sozialistische .. Peuple" nennt die neue Regierung homogen und zur Aktion bereit. Seine erste Geste müsse aus Reparationen und Entspannung ausgehen, d. h. die Amnestie bringen. Die kommunistische ., Human itö" findet, dasi die Kom bination Herriot diejenigen nicht überraschen dürfte, die den Radikalismus vor dem Kriege an der Arbeit gesehen haben. Die Sesetze zur Durchführung des Gutachtens. Ein englisch-mexikanischer Kvnslikl. London, l5. Juni. Nach einer Meldung auS Mexiko hat sich dort ein diplomatischer Zwischenfall zwischen dem Präsi denten Obregon und dem englischen Gesandten Eunning ereignet. Der genaue Sachverhalt, der zu der Differenz geführt hat, ist noch nicht bekannt, doch hat der Präsident dem englischen Gesandten verboten, das Gesandt- schafiogebäude zu verlassen. DaS Gebäude wurde mit Poli zisten umstellt, so dasi der Gesandte gewissermaßen ge fangen iit. Im Foreign ossice erklärt man. dasi die Lage sehr delikat sei. Das diplomatische Korps in Mexiko hat be schlossen. den Präsidenten Obregon zu ersuchen, dem eng lischen Gesandten die Abreise aus Mexiko zn gestatten. 'Nach anderer Meldung hat sich der Gesandte das Miß fallen der Obregon-Ncgierung bei Ausübung seiner Amts pflichten zum Zwecke der Beschütznng britischer Interessen zu- gezogen. Sr ist mit Ausweisung bedroht, will jedoch auf seinem Posten bleiben. Das erste -eftztttose russische Budge». Moskau, 15. Juni. In der „Prawda" wird es als ein Ereignis von großer wirtschaftlicher und politischer Bedeu tung bezeichnet, daß bas Budget für Juli—September 1021 ohne Defizit abschliesic, und dasi zum enteil Mal das Verkehrswesen. daS 1!122 litt Millionen und 1023 noch 1(t Mil lionen Zuschuß erforderte, Einnahmen ergebe. Der Volks kommissar für Finanzen, Tokolnikoff, erklärte die Durchführung des Budgctplaneö ohne Emission von Papier- mark sür durchaus möglich. TaS Tcfizit der Budgets für die Jahre 102-1 und 1021 werde völlig durch die Emission von Silber- und Kupfergcld beglichen. Auswüchse -es Faschismus. Wachsende Erregung der italienischen Bevölkerung. — Die Leick«: Mattcottis nicht gefunden. Nom, 15. Juni. Di« Leiche Mat 1 eottis ist bisher nicht nur noch nicht gefunden, sondern über sein Schicksal fehlen, wie die römische Polizei mitteilt, noch immer genaue Anhaltspunkte. Tie gewaltsame Entführung MatteotttS hat tn politischer Beziehung eine stärkere Rückwirkung aus- gelöst. als man überhaupt annehmen konnte. Di« VolkS- metnung und die der Presse richtet sich indessen nicht gegen die Regierung, nachdem Mussolini rücksichtslose Sühne versprochen hat. sondern gegen die Auswüchse des Faschismus, die schon lange öffentliches Aergernis er regen. Tic Polizei hat bisher im ganzen über 70 Per- fonen verhaftet. Wachsende Opposition gegen Bratianu. fEigner Drabtbertcht der „Dresdner N a ch r l «tz t« n'.l Rotterdam, tl. Juni. Tie „TttneS" melden aus Bukarest, daß in ganz Rumänien Kriegsgerichte eingesetzt worden sind. Alle Versammlungen und politischen Kundgebungen wurden verboten. Für die nach dem Ausland bestimmten Zeitungen, Briese und Telegramme wurde die Zensur ein» gefllhrt. Die Regierung Bratianu befindet sich in einer kritischen Lage Der König empfing Averescu und ander« Oppositionsführer, die ihm erklärten, die Bewegung gegen die Regierung werde solange fortgesetzt, bis Bratianu znriick- tril«. Verschärf»«- -er Einkommensbesleuerung. Berlin. 11. Juni. Bei der Verlag»»»» d«< Reichstage» bi- zum 2t. Juni »vor man von der «nnabine an»gegam»en. daß bis zu diesem Zeitpunkte dt« zur Durchführung der Wach. oerftändigenvorschlSge notwendigen Gesetz« oeraoschiednngt- reif dem Parlament vorgelegt werden konnten. Der Gang der Verhandlungen t» den letzten Wochen hat eS aber frag« lich gemacht, vb die Entwürfe bis zum «»fang -er letzte« Juniwoche ferttggestellt werden können. E» handelt sich um das neue ReichSbankgesetz mit einem Entwurf über bi« Ltgui- dation der Rentenbank, um das lvesetz über die Uniform»»« der Reichsbahn, um das Gesetz über die woldbelastung der Industrie und um eine Reihe von Steuergesetzen. Tie Vorlage über bas RetchSbank^fetz geht nach der „Franks. Ztg." davon auS. baß die neue Gold- Notenbank auS der gegenwärtigen RetchSbank beraub gebildet werben soll. Die tn dem Sachverftänbtgrnbericht zugelassene Alternative einer neuen Golbnotenbank neben der blehertgen RetchSbank wird also nicht gutgehetßen. Das Organisation-« kvmitee sür die Vorbereitung der Banknovell, besteht all dem Reichsvankpräfidenten Dr. Schacht und dem englischen Bankfachmann Sir Robert Hinderst«», der auch dem TaweS-KomItee angehört hat. In der lebten Woche ist zwischen Herrn Schacht und einem englischen Vertreter Uber den Entwurf bereits beb längeren verhandelt worden, nnd in der nächsten Woche wird Dir Robert Ktndersley selbst nach Berlin kommen, um die Verhandlungen zu etuem Ende zu bringen, lieber b»s Lisenbahn-esetz ist bis ln diese Woche hinein in Paris in dem Organtsations- komitee beraten worden, dem von deutscher Sette Staats sekretär Vogt und Staatssekretär a. D. Bergmann an- gchörcn. Tie Verhandlungen haben dem Vernehmen nach zur Ausstellung eines ersten Vorentwurses geführt, Uber den die Beratungen in der nächsten Woche in Berlin fortgesetzt werden. Die ausländischen Mitglieder des Organisations- komtlee» für die Reichsbahn werden zu blefe» Zwecke hierher kvanne». Am wenigsten fortgeschrttte» scheint apch h»r Entwurf über die Golbbelast»»g der Jnstnstri« zu sei», obwohl auch hierüber daö OraanifatipnSkomitee ln der letzten und tu dieser Woche tn Paris bereit» mLifübrlich verhandelt hat. Dt« dentfche» Vertreter tn dem Komitee. Staatssekretär Trentzelrnbnrg «ud Gehei «rat Bücher vom RetchSverband ber deutsche» Jubnstrte, sl»b inzwischen nach tzlerlin zurückgekehrt und Hatzen dem RetchSkabinett Be- rtchi erstattet. In der nächsten Woche »erb«, die Beratungen in Part» wieder ausgenommen werbe«. Da» Relchssiuanzmintstrriu» ist a» bei» Vorbereitungr» ber Verwirklichung de» Gutachten« dnrch die Ansarbeit«»« eint»» Gtenernovelle» beteiligt. Es kommen tn erster Linie Novellen »ur Tabak» st euer, zur Bterfteuer, zur Kraft s ahrzeug, fteuer und zur Erbschaftssteuer tn Betracht, wobei eS sich tm allgemeinen nur um die Erhöhung der geltenden Steuersätze handelt. Bet der Tabaksteuer will man. wie schon früher betont wurde, von ber Stnführnug eines Monopol» absehen und die Erhöhung der staatlichen Bezüge aus dem Tabakkonsum auf anderem Wege erreichen. Die Verhand lungen, die hierüber mit den Interessenten aus der Tabak- inbuftrle geführt werben, find noch nicht so weit gediehe«, bah ein entsprechender Gesetzentwurf hätte ausgearbeitet werden können. Außer den genannten Novellen wird im Finanz ministerium auch die endgültige Regelung der Einkommensteuer für da» Jahr 1021 vorbereitet: man kommt damit einer Mahnung »ach, die die Experten in ihrem Bericht recht deut lich ausgesprochen haben. Man wird im Tarif an ber zehn« prozentige« Lohnsteuer sesthalten, im übrigen aber eine Ber sch » r s n n a der SinkonrmcnStzestenernng bei de» andere» Stnkommcnsarten vornehme« müssen. Ob die Steuersätze selbst zu ändern sein werden, ist fraglich. Die Reform wtrd sich vor allem auf die Methoden der EinkommenSfcststellung und Deklarierung beziehen müssen. Schluß des Berliner Parteitages der S.P.D. Die Partei nimmt ihre» alten Namen „Sozialdemokratische Partei Deutschland» Berlin, tl. Juni. Nach Htiferdincrs Red« und nach der Verlesung der Resolution Levi-Sender gegen Krieg und für Klallcnkampf erhielt Dr. Levi daS Wort, der sich für Annahme deS Gutachten» aussprlcht, allerdings seine starken Zweifel hinsichtlich ber dadurch erreichbaren Befriedung Europa» nicht unterdrücken kann. Flcißaer-Drcoden: Wahlen legen Zeugnis ab für die Stärke oder die Schwäche einer Partei. Unser Mißerfolg am 1. Mai darf nicht mit den Verhältnissen entschuldigt werden. Unsere Politik war fehlerhaft besonder» tn der letzten Zeit und tm RcichSparlament. Die Organisationen haben darüber in zahllosen Entschließungen ihren Mißmut tn Proteststtmmcn zum Ausdruck gebracht und diese Stim mung hat am 1. Mai den Ausschlag gegeben. AIS der Redner auf die sächsischen Wahlergebnisse näher eingehen will, wird er vom Vorsitzenden Wels daran verhindert und verläßt protestierend die Tribüne. Dr. Adams. Hamburg, weist auf die großen Erfolge der Bodenpolitik von Anhalt hin. In der Zukunst werde die Neu» gestalumg des BodenrechtS sür das Schicksal der Parteien von entscheidender Bedeutung se'n. Schwere Gefahren für die Freiheit der Schule erblickt der Redner in der Er starkung der Reaktion auf kirchlichem Gebiet. Der Gedanke der sozialen Gerechtigkeit müsse vor allem in den Kreisen der Jugend wieder starker in den Vordergrund gerückt werden. Ter Jugend bedürfe die Partei ebensosehr zum Schutze der Republik wie zur Reinigung der Gesellschaft. Krille, Hamburg: Sachsen und Thüringen sind die letzten Konsegnenzen einer langen Kette von Versagern unse rer P a r t e i p o l i t t k. An die Stelle des freien Luftzugs in der Politik trat der politische Kleinhandel, und das hat schließlich unsere Wahlniederlage besiegelt. Sodann ergreift Tißmanu das Wort. Er hält die Durch- führung des Sach verständigen-Gutachtens nur für möglich, wenn die deutsche Wirtschaft durch Zusammenarbeit mit der Weltwirtschaft in ihrer Leistungsfähigkeit gestärkt wird. Eine große Sorge sei aber der Absatz der deutschen Er zeugnisse aus dem Weltmarkt. Der Redner sieht sür die Zu kunft noch ganz gewaltige Krisen der deutschen Wirt schaft voraus, denen die Partei und die Gewerkschaften fest ins Auge sehen müßten. Vor allem komme es aus gerechte L a st c n v e r te t l u n g an. Die Behandlung der Sozialdemokratie dnrch di« Mittclpartcien in den letzten vier bis acht Woche«, sei geradezu unwürdig gewesen. Eö dürfe demgegen über nicht bei Worten bleiben, sondern eS müsse end lich z« Taten kommen. lLebh. Vctfall.i Da» sei auch der Weg zur proletarischen Einigung. Vier Millionen Wähler müsse man durch eine Politik des unbeugsamen KlassenkampfeS wieder gewinnen. Die Sozialdemokratie müsse die Bannerträgertn sein unter dem alten Ruf: ES lebe die revolutionäre, volkS- befreiende Sozialdemokratie! sLebh. Beifall.! Elara Zils-Breüla» wendet sich gegen die Verbindung von Offizieren derRctchSwehr mit illegalen, reaktionären Verbänden, die gerade den Sitz der schärfsten Abneigung gegen bas Sachverständigen-Gntachten seien. Go etwas störe die gerade Linie der offiziellen Politik. .Mir sollten anf diese Dinge immer wieder Hinweisen, selbst anf die Gefahr hin, Landcbverratsprozesse in viel größerem Umfange hcrvoezurnsc« als bisher!" Dr. Brann-Berlin kritisiert scharf da» allgemeine Gerede, die Phrasen, die Dißmann nach der großzügigen Rede Htlferdings vorgebracht habe. Das nenne man sonst Dema - gogie. Ter Redner wendet sich dann der Agrarpolitik zu und fordert eine ganz andere Art der Bodenverteilung und Bodenbebauung, um die Ernährung des ganzen Volkes zu gewährleisten. Vor der Einsetzung einer Kommission für landwirtschaftliche Fragen warnt der Redner; dabei komme doch nichts heraus. " wieder an. Abg. Dr. Breitschcid führt auS: DaS Gutachten der Sachverständigen muß angenommen werden, darauf sei die Partei eingestellt, weil e» keinen anderen Weg zur Befriedung Europa» gebe. Darum solle man sich nicht über die Motive streiten. Er sehe nicht ein. warum die Reso lution Levi «Ingebracht sei. Schon um de» Eindrucks aus das Ausland willen hätte man das vermeiden sollen. Wenn erst Bedingungen gestellt würden, so gebe man den Stand punkt auf. daß das Gutachten tm fetzigen Augenblick an- genommen werden müsse. Klassenkampf versteh« sich für den Sozialismus von selbst. Auch ber Slafsenkamps könne zur Phrase werden sBetsall). Hier handle e» sich höchsten» um eine verschiedene Auslegung deS Begriffs ^lasienkampf". Einen Gegensatz „Klaffenkampf" auf -er einen und „Staats politik" ans ber anderen Seite gebe eS nicht. Die Partes sei itaatspolitisch tätig gerade im Interesse deS KlassenkampfeS. Die Hauptdebatt^ ist damit geschlossen. Abg. Dr. Hilscrbing wendet sich noch gegen die Reso lution Levi. die den unversöhnlichen Klassen kain pf fordert, und die gar nicht auf den Parteitag gehöre, da sie keine konkrete Stellung zu den politischen Fragen nehme. Auch sei es verkehrt, in einem Augenblick, wo die Partei eine Negierung aus die Linie ihrer Politik gebracht habe, nun diese Außenpolitik vor aller Welt zu diskreditieren Deutschlands Wirtschaftspolitik könne nur tn engstem Zu- samincnhang mit der westlichen Demokratie gefördert werden. Man spreche von „Fühlung mit den Massen." Gewiß, aber nicht immer dürfe man dem folgen, was jeweils de» Neisall der Masse» findet, sondern man müsse tun. was dem wirklichen Interesse der Massen entspreche. Augcnblicksstimmunge« einer Massenversammlung dürste« nicht maßgebend sein. Die Partei dürfe keine Politik treiben, die den Massen nicht verständlich gemacht werben könne, aber sie müsse auch alles tun, ihre Politik dem Verständnis der Massen entgegen zubringen. Angenommen wirb ein Antrag, das Referat Htlferdtng» al» Broschüre herauszugeben. Die Resolutiou Levi—Dender wird abgelehnt. Nunmehr wird das Ergebnis der BorftandSwahl mitgetellt. Gewählt zu Vorsitzende« sind di« Abgg. Müller» Franken. Wels und Erispien. Damit sind die Verhandlungen des Parteitage» beendet. Abg. Wels betont tn seinem Schlußwort, daß die Einigkeit der Partei niemals stärker al» aus diesem Parteitag zum AuS- druck gekommen sei. Di« Partei führe vo« fetzt au wieder den alten Name» „Sozialdemokratische Partei Deutschland»^, weil das Wort „vereinigte" immer daran erinnert habe, baß die Partei einmal gespalten mar. Di« International« ist wie der Vogel Phönix ans ber Asche wieder erstanden. Der Red- ner schloß mit einem Hoch auf die Internationale Sozial demokratie, tn daS die Versammelten dreimal cinstimmtcn. — Hierauf wurde der Svzialtstenmarsch gesungen. h- Eine sozialdemokratische Frauenkonferenz fand tm An schluß an den Parteitag am Sonntag im Sitzungssaal« de» Preußischen Landtages statt. Sie wurde vormittag IlN/s Uhr von der Abg. Frau Iuchacz eröffnet. Abg. Crtsvten be grüßte die Konferenz tm Namen deS ParteivorstandcS. Er hob hervor, daß auch in den Kreisen mancher Genossen noch ein gewisser Widerstand gegen die Gleichberechtigung der Frauen überwunden werben müsse. Mit lebhaftem Beifall begrüßt wurde die englische Genossin Bell, die Grüße der englischen Nrbcitervartei «verbrachte. Die Grüß« der Wiener Franenorganisatton übcrbrachte Frau Adelheid Popp. Frau Juchacz verlas ein Schreiben d«S dänischen Ministerpräsidenten Stauntng. der sein Nichterscheinen auf ber Konferenz mit der Ueberlasturm durch AmtSgeschäftc entschuldigt. Frau Juchacz wurde zur Vorsitzenden gewählt. Sie nahm da- Wort zu einem Referat über daS Thema: Die Frau und die RetchstagSwahlcn. Ein Münchner Denkmal sür die verlorenen Gebiete. München, 15. Juni. Am Sonntag vormittag wurde in der Feldhcrrnhalle ein Denkmal für die durch den Friedens, vertrag verlorenen und unter der Fremdherrschaft stehenden deutschen Gebiete enthüllt. Unter den Ehrengästen sah man unter anderem zahlreiche Führer deS alten Heeres den früheren Kronprinz Ru pp recht, den bayrischen Minister- Präsidenten und mehrere andere Mitglieder der bayrischen Negierung. In der Weiherede führte Professor Herold auS, man wolle keine Rache, sondern nur sein Recht. Der heilige Wiederaufbaugedanke de» Vaterlandes dürfe ntcht zur Partetsachr erniedrigt werden. Kronprinz Rupprecht sagt« in einer Ansprache: Der Ruf „Herr mach uns frei! , den da» Denkmal trage, komme au» ber Brust eines schwerbedrängten, von unverdientem Unglück bedrohten Volke». Zahlreich« Volksgenossen seien von ihrem Mutterland« getrennt, aber doch Hütten sie trotz schwieriger Verhältnisse unentwegt tn Treue zu ihm gehalten. Nachdem die Hülle de» Male» ge- fallen mar, wurde daran etn Eichenkranz befestigt. Der auS Straßburg vertriebene Marti» Spahn sprach uamen» der Vertreter ber verlorenen Gebtete den Dank aus für die Er richtung de« Male» mit Worten ber Mahnung, zu einigem Zusammcnstehen in den Grenzmarken und dem Innern. Die Feier endete mit dem Deutschlanbltebe. Emminger Bayrischer Minlslerprästdenl? München, II. Juni. Es bestätigt sich, daß der frühere ReichSfustlzmintster Emminger nunmehr an erster Stelle von ber Bayrischen BolkSpartet. der deutschnattonalen Irak- tton und dem Bauernbund zum Mintstervrästde«. ten vorgeschlagen werben soll. Da» Landwirtschaft». Ministerium wtrd gegen den ursprünglichen Beschluß ntcht aufaelöst, sondern erneut vom Bauernbund besetzt, und zwar mit dem früheren ReichSwtrtschaftSmtntster Fehr. Da» Befinde» Dr. Seipel». Nie«, lü. Junt. Ueber da» Befinden de» vundeSkanzler» wirb heut« abend S Uhr folgender Bericht auAgegeden: r«w- peratur S7L. Pul» 120, Respiration SS. nachmittag« ruhiger Schlaf. Appetit gut, allgemeiner Zustand bekrtehtza gen-, Grfamtetndruck güustta. lLS. T. BI . ^ ^
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