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Dresdner Nachrichten : 07.12.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-12-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188612076
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18861207
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18861207
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-12
- Tag 1886-12-07
-
Monat
1886-12
-
Jahr
1886
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 07.12.1886
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M- »L' rÄ ^ ümajähckge und WM tnn.g Referendar Hensü. dem dähingeganaeuen Freunde schiedSwork« noch: er sei einer von Denen gewesen, dr. „ zuletzt denken, aus Gott vertrauen und den Bedrängten helfen . „ wieuiche Gmbeslird „ES ist bestimmt in Gvltes Rach" begleitete den hiiiabs»,kruden Sara und endet« die ernste Handluna. — Dir große Lvristbescheruna. weiche viel« Jahr» zehnte alljährlich von der ArmenversoraungSbehörd« veranstaltet wurde, früher auf dem Gewanddause, spater im Saale d«S Ge werbehauses, wird diesnml »licht und überhaupt nicht mehr statt- finden. Es verschwindet damit eine Dresdner Eiaenthünilichkeit der alteu Zeit. Damals, als durch die ganze Fronte des Gewandhauses der grob« Saal des Gewandhauses ging, als bei der Bescherung ein« grosse Anzahl Cbristdäume die langen Tafeln schmückte und der Schimmer iinzüdliger kleiner Wachslichter die groben Räume festlich er leuchtete. als mehr als Tausend Personen aller Stände sich versammeln konnte», um das schone Fest nutzuseieru. bei welchem 3—4M Kinder verschiedenen Alters beschert bekamen — damals stand diese gros Christbescher»»!) so in der Gunst des Publikum-, daß Biele sei. gern das Eintrittsgeld von 75 Pta nicht schenke» und auch dadurch der Festkasse ein nenneilSwerther Ertrag zufioß. Der eigenthümliche Zauber ging verloren, als mit dem Umbau des Gewandhauses auch die Verlegung und Umwandlung der Chnstbescherung noth- wendig wurde. Aber im Lause der letzteren Jab re haben sich auch die Eliristbescherungen vermehrt, die von verschiedenen Pnvatkorpo- ratwnen zu Gunsten armer Kinder veranstaltet wurden. So hat man neuerdings von der großen Cdristbescherung abgesehen, die vor 30 Jahren von einem gefeierte» Kanzelredner als ein DreSdner Unicum bezeichnet und in Wiener Blättern als ein Lichtblick auS Elbflorenz gepriesen wurde. — Wie schon früher mitgetheilt, wird beute Abend einer der ersten Pioniere aus dem Gebiete der Kvlvnialpolitik. Herr Dr. PeterS, derPriisidcul der deiltsch-vstafrikauische» Gesellschaft, im großen Saale des Tivoli einen Vortrag über „Ter gegenwärtige Stand des deutlch- vstistrikannchen Unternehmens und seine Bedeutung für die Zukunft" halten. Ter konservative Bereni, aus dessen Veranlassung Herr Tr. PeterS nach Dresden kommt, hat zu dem Vorträge die bei der legten Siadiverordnetenwahl mit ihr verbunden gewesenen Vereine und die Ablheilniig des hiesigen Kv l on i al v e re i nS eingeladen. Ter genannte Verein wird übrigens auch gewiß jedem sonstigen In teressenten. wenn ec sich bei einem der Vorstandsmitglieder meldet, Eintritt gewahren. Als Herr Dr. PeterS »n vergangenen Winter in Dresden war. wurde ihm die Auszeichnung zu Theil, daß Je. Kgl. Hoheit Prinz Georg seinem Vorträge beiwohnte und es sicht zu erwarten, daß auch dem heutigen Auftreten des thatkräsiigen Führers der kolonialen Bewegung, der auf den letzt unter Reichs- lioheit stehenden Schutzgebieten Ostasrikas zumeist die deutsche Flagge gehißt, reicher Beiuch und Beifall zu Theil werden wird. — Am Sonntag wurde dasJahreSiest der Kindergottes dienste der Paiochie der Frauenkirche, der Neustadt und der Ovvellvorstadt Nachmittags' -4 Uhr in der erleuchteten Frauen kirche abgehalten. TaS ganze grobe Schiff der Kirche war durch aus gefüllt mit Schaaren von Kindern in Begleitung ihrer treue» Helferinnen: aus dewEmporen saßen dichtgedrängt die Angehörigen lind Freunde der Kinder; vor dem Altar standen zwei mächtige, in Hellem Lichterglanz strahlende Ehrislbäume; das Ganze bot beiden weiten Näumen der herrlichen Kirche einen wahrhart erhebenden Anblick. Mil Hellen Summen sangen die Kinder fröhliche Advcnt- lieder und folgten dann mit musterhafter Aufmerksamkeit der An- wrache des Herrn Pastor Klemm, der mit warmen und lebendigen Wollen in klndesverständlicher Rede ihnen Psalm 24. 7—8. (Machet die Thore weit rc.) auslegte. — In den letzivergangenen Tagen ist der Anschluß des hiesigen Kgl. R es i d en z s ch l o sseS und der Kgl. Villa in Strehlen an die S tad l f e rn s p re ch e in r i ch rung bewirkt worden. - Gestern war das Gerücht verbreitet, der Reichskanzler Fnrst Bismarck habe Tresden paffrrt. ES konnte die- nur auf der Durchreise nach Wien geiveien fein, un^wäre ein Anzeichen, daß die politische Lage in ein höchst kritisches Stadium getreten sei. Aus Erkundigungen an zuständlger Stelle erfuhren wir. daß von einer Durchreise Bismarcks nicht das Geringste bekannt war. — Wahrend bei uns nur ein rauher Nordwest dre Nähe des Winters verkündete, hat er sich bei unseren Nachbarn am Sonntag sehr ungeberdig eingestellt. Die anS Böhmen eintrrffen- dcn Eiseiibahnzüge verlpätigten sich am Sonntag und gestern in folge bedeutender Schneeverwehungen. So kamen die um 0 Uhr 56 Min. und 8 U. 42 Min. Abends hier über Bodenbach-Tetichen eintreffenden Schnellzüge am Sonntag verspätet und ohne dir Wiener Anichlüsse an, und der am Montag »rüh fällige Eoucierzug Wicn-Tet'chcn Halle cine Velipätignng von über einer Stunde. Ta der Leipziger Zug diesen Anschluß nicht abwarten konnte, io wurde derselbe von Tresden ab als Extrazug gefahren. Bei pünkt licher Abfahrt verspäligtc sich derselbe dennoch um 20 Minuten, weil zwischen Taillen imd Leipzig die Schienen vollständig mit Glatteis beleg! irarc». Tie gleichen Verhältnisse müssen auch in hnringcn und Norddeutschlaiid obgemaltet habe», denn auch die ... der Sa! raubte NtnsdwiMüde Werth« von 15004 ten Thklt des fall» lb ' ' tehl l und ie Frank »ch. war . tt tzitnr» 4 Staat-pavirr im haste Gemeinschaft mit . , und Arthur ufmann Gustav Hermann ten. Derselbe . hier, ein lächsisö . »erte dasselbe uni dienen Geld«» n, klagte» verpraßt. ^ ch den Geständnissen der «Verbrecher etmgten sich Groß« und Arthur F. am Vormittage deS 28. Juli dahln. den Koch >n'S Freie zu locke«, niederzuschießen und um den Rest des gestohlenen Geldes zu beraube». Zu diesem Be- huse schaffte Arthur F. einen sech-läufigen Revolver sammt Munition an; Beide probirten sodann die Mordwaffe, indem sie mit derselben 2 bi- 8 Lentimeter starke Bretstücke durchschösse», und hierbei kan. Große zu der Ansicht: „Wenn Koch so rme Kugel in die Brilst kriegt, wird er gleich sterben!" Sein Komplice verlangte darauf ausdrücklich, daß Große zwei Schüsse abfeuern solle. Nach diesen Vorgängen suchte Arthur Frankfurter iin Laufe deS Stach- mittag- Koch auf. um diesem vorzuschwindeln, Große habe reiche Eltern in WeißtropP und werde ein anderes Werthvapier beschaffen, damit sich Koch nicht, wie er mehrfack erklärt batte, erschießen brauche, wenn sein Vater den Diebstahl entdecke. K. accepsirte sofort den und fand der Augv ^ - bestehend cm- sechs Einhundert- und zwei Fünfmarkscheinen, sowie ein Fünftel-Loo- der Lanveslotterie rc. m der Brieftasche bei sich und sein Portemonnaie enthielt überdies noch mehr als 20 Mk. Große hielt dm inzwischen von ihm geladene,, Revolver in seiner Rock tasche verborgen. Alle Drei begaben sich zunächst nach dem Ber liner Bahnhof und sreauentirten, nachdem sie erfahren, daß der nächste Zug nach Cossebaude erst Abends "/«S abgehe, etiva eine Stunde lang das Restaurant „Bayrisches Brauhaus" an der Brr- linerstraße. woselbst Koch 6 Glas Bier zum Vesten gab. Wohl schöpfte Koch unterwegs mehrfach Verdacht, daß man BöseS gegen »hu im Schilde führe, doch schwanden seine Gedanken wieder und erst als der einsame Schauplatz des Verbrechens erreicht war. kam Koch zu der Ueberzeugung. daß man eS nicht nur aus sein Geld, sondern auch aus-Leben abgesehen habe. Sofort nach der Ankunft in Cossebaude ging eS in der Richtung nach Obcrwarlba-Weiß- tropp weiter und bei dichtester Finsterniß' erreichte man jene» weit ab von allem Verkehr gelegenen, mit KastanienbSumeu besetzten Ort. den Große als den geeignetsten zur Ausführung des Raub mordes i» Aussicht genommen hatte. Dort wurde Halt gemacht: Koch brannte, um sich zu vrientire», zwei Streichhölzer an und mittlerweile entschloß sich Große aus heimliches drmgciweS Zureden usüliren. nächste Züge von daher verspätigten sich ganz wesentlich, so der uw Mll Uhr Vorm, hier eintrefseiide Leipziger Coiirierzug um dreiviertel Stunden. Tie Züge der Berlin-Dresdner Bahn verspätigten sich gleicusalls. und bei Nachtcvnricrzug von Görlitz kam ohne Anschluß von Breslau hier an. — Der vorige Sonntag brachte für Oesterreich und Ungarn einen sehr mächtigen Schnecfall. In Ungarn waren die E»en- balinen verschneit, in Wien hat der Schnee am Sonntag mehrere Fuß hoch gelegen. Wir in Dresden wissen diesen Winter noch nicht, wie Schnee aussieht. — Gemeinnütziger Verein. Mittwoch den 8. Dezember wird Herr Professor Tr. Neelien cinrn Vortrag „über die Mechanik des Stehens und Gehens" halten. — Nachdem, was man in einem Bautzn er Blatte liest, haben die dortigen Stadtverordneten-Wäliter keine Ursache, auf das Fundament zu dieser Wahl, die Wählerliste, mit Befriedigung zu blicken. Denn, wenn sie auch sonst Alles besitzen möchte, was emem seines Mordgefellen. di« Tliat auSzusühren. Er trat in Nähe Kochs, zielte nach dessen Brust und feuerte dann unmittelbar bmtcr einander, wie verabredet, zwei Schüsse ab. Koch stürzte mit lauten, Aufschrei zu Boden »no rief, während sich die Mörder an fänglich entfernten, dann fortgesetzt um Hilst. „Ach, wenn ich nur nicht geschaffen hätte!" äußerte Große daraus, nachdem er die ganze Schwere der verhängnißvollcn That empfunden hatte. Jedoch, nachdem ihn Arthur F. mst dem Hinweis: „Ach, das schadet nichts, der stirbt schon noch!" getröstet, traten Beide an ihr Opfer heran und nahmen ihm die Brieftasche und Portemonnaie ab. Sodann legten sie den au» die Seite geworstnen Revolver dicht »eben den vor Schmerzen stöhnenden Koch, uni die Meinung zu erwecke», derselbe habe sich selbst erschossen und kehrten schleunigst nach Dresden Zurück. Der tödtilck Verwundete blieb die Nacht über liegen und schleppte sich am nächsten Morgen in die Nähe der sogenannten „Lledenecke". wobei er öfters zusammenbrach. Herzukommende Per sonen veranlaßlen dann seinen Transport in das hiesige Stadt- krankenhaus und dort starb Koch unter entsetzlichen Schmerzen nach einem bOtäaigen Krankenlager an den Folgen der Verwundung. Nach dem Ansipruch deS Herrn BczirlSarztee, Medizmalrath Dr. Lehman», ergab die Sektion der Leiche Kochs schwere Verletzungen der rechte» Brusthöhle, bcz. Leber und Speicheldrüse. Koch batte aber am Morgen »ach der verhitzign>ßvvllen Nacht nähere Aus kunft über die Raubmörder geben können und ist auch am 3. August gerichtlich vernommen worden Hierbei war er im Stande, ein ganz klares Bild von dem entsetzlichen Vorgang zu geben. Die beiden Mordgefellen theilten bei ihrer Rückkehr »ach Dresden ans der Schästrstraßc die Beute und behielt Fraiiksurtcr die Brieftasche mit 3 Hundertmarkscheinen und den Verden Füilimarkschciiicn für sich. Anr nächsten Vormittag i» der 9. Stunde trat Arthur Franksnrtcr an das Bett seines BrnderS Richard und erklärte diesem, Koch habe sich erschossen und vorher noch bestimmt, daß er, Richard F. das beifolgende Geld — 3l0 Mk. — erhalten solle. Letzterer will an sanglich auch geglaubt haben, daß sich »ein Schulireund K., mit den, er schon vorher eine Reise nach Berlin gemacht harte, das Leben genommen habe, anstatt, wie er auch einmal gesagt, nach Brasilien zu flüchten. Richard Frankfurter bestritt »u» eine Reihe von Ausgabe» und »richte seine Geliebte, die Näherin Edcrt, am. Mit dieser traf er später wieder in der „Picarnie" zusammen und übergab ihr schließlich von dem ihm angeblich vermachst» Gelbe 200 Mk. zur» Ambeben Die Ebert versicherte gestenr eidlich, daß sie aus dem Munde ihres Geliebten nur erfahren habe, das Geld sei diesem von Koch geschenkt, während dieser im Verlaust seiner Vernehmung trotzig behauptete, sie habe schließlich ebenfalls von deni Raube Keimtniß erhalten und wolle sich nur auf seine Kosten „mcißbrenncn." Uebriqcns ließ das Benehmen aller drei Ange klagten sehr viel zu wünschen übrig. Mit einer cvnischen Gleich giltigkeit erzählten sie alle Details des grausigen MordvlaneS und obschon sich die Aussagen der beiden Mörder im Wesentlichen deckten, so »and doch Arthur Frankfurter an der Darstellung Großes „Alles falsch", worauf Große wiederholt mit dem Ausdruck „Lüge" replieirte. Die den Herren Geschworenen vorgelegtcn Schuldsragen lauteten aus Mord und Raub und Begünstigung des Raubes bez. Hehlerei und erachtete die Kgl. Staatsamvatnchast in erster Linie den Thatbestand von 8 211 des R-Str.-Aei-B. gedeckt, wonach Große nnd Arthur Franksurter die Tüdtung Kochs vorsätzlich auö solche» Schrnlstück eigen sein muß — in der Nichtigkeit sind geführt und dabei auch mit Uebcrllgniig gehandelt Hütten. Nach ihr gewiß die Listen aller anderen Orte über, llauplct — findet man Namen, deren Träger ^ M " Da — so wird de schon jahrelang die schützenden Mauern Bautzens verlassen haben, unter den „An sässigen" Leute, die längst keine Grundstücke mehr haben nnd um gekehrt unter den Unansässigen sehr angesessene Leute. — Wie zu jeder patriotischen Festlichkeit hat die Firma Karl Horn, Frauenslraße 42. auch diesmal zur Feier des 80>ähr:gen T ienstj nbiläums Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm Medaillen prägen lassen und dem Versandtgeschäft von Hugo Wiese, Kaulbachstraße 33, zum alleinigen Vertrieb übergeben. Die Me daillen sind von Bronee und echt vergoldet, viereckig, zeigen aus der einen Seite den Kopf des Kaisers, ans der anderen die Zahl 80 mit verschiedenen Jnichristen. — Seit l. d. M. erscheint in Dresden eine neue Zeitung: „Der Barbier und Friseur". Dieselbe soll das Organ »ür die gesammten Interessen der Barbiere nnd Friseure »ein sie erscheint nur zu Aniang icben Monats: Redakteur und Heraus geber ist Hans H. Harder, hier. Schäserstraße 66. Die Barbiere und Friseure in Sachsen und Thüringen erhalten daS Blatt gratis und franco. — Ein Arbeiter stürzte auf der Flemmingstraßc am vorigen ''' Strotze, daß er sich eine lange und bewußtlos liegen blieb, ^ann nach demSladtkranken- Sonnabeiid so unglücklich auf die , »nd tiefe Wunde an der Stirne zuzo Ein Wohliahrtsbeamter brachst den Ü Hause. — Schwurgericht. Prozeß gegen den Tischst,gesellen Oskar Franz Große aus Weißtrvpp »nd Friedrich Wilhelm Arthur Frankfurter, sowie den Handlungsgehilfen Karl Theodor Richard Franksurter, beide aus Dresden, wcgm Mordes und Raubes bez. Begünstigung des Raubes. Die Anklage ist von Herrn Staatsan walt Stein vertreten: als Verthcidiarr sungiren die Herren Rechts anwälte Tr. Reichel. Fränzel und Krause. Ein Raubmord, wie er überlegter kaum geplant werden kann, bildete den Hauptgegenstand der Anklage gegen das fast noch dem Jünglingsalter angehörige Verbrecherkleeblatt. Die Schwere und Eigenart des Kriminalsalles erklärt den riesigen Andrang des Publikums nach dem Justizge bäude schon eine Stunde vor Beginn der Verhandlung, und ob wohl die Tribüne des großen Schwurgerichtssaales knS aus das letzte Plätzchen gefüllt war. mußten doch Hunderte Personen auf eine Zutrittskarte verzichten und resultatlos wieder von dannen gehen. Der Angeklagte Große ist am 10. Januar 1667 geboren, also noch nicht 20 Jahre alt, und arbeitete er l>iS zu seiner Fest- nähme Ende Juli d. I. gemeinsam mit dem ca. 21 Jahre alten Arthur Frankfurter in der Werkstatt von dessen Bater, einem hiesi gen Modelltischler. Richard Frankfurter, geboren am 29. Dezem ber 1863. wollte ursprünglich Sattler werben, widmete sich aber dann dem KausmannSstand und war schon seit Monaten vor seiner den Plaidvhers der Vertheidiger und der Rechtsbelehrung durch den Herrn Präsidenten, Oberlandesgerichtsrath Leonhardt, zogen sich die Gemäß i» „ . »ür schuldig befunden. Nach dem Antrag deS Staatsanwaltes auf ent sprechende Verurtheilung der Angeklagten zog sich der Gerichtshof zurück und erkannte bei seinem Wiedererschcinen im Saale unter lautlostr Stille an» Todes st rase gegen die beiden jugendlichen Raubmörder, sowie Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte. Richard Franksurter wurde unter Wegfall der chm bereits im Oktober zuer- kannten Monatlichen Strafe zu 10 Monaten Ge»ängn>ß verurtheilt. Bei der Verkündigung deS veihängnißvollen Urtheils färbten sich die Gesichtsziige der beiden Todeskandidaten leichenblaß. Fortsetzung de- lokalen Lvettes Sette ». TaFeSgkschichte. Deutsche- Reich. DaS höchste Interesse in der Militär- rtatsdebatte erregte die Rede deS Abg. Dr. Graf v. Moltke. Sic hatte folgenden Wortlaut: Ich möchte Ihnen die Vorlage der Re gierung recht angelegentlich empfehlen. Ganz Europa starrt in Waffe», wir mögen uns nach links oder rechts wenden, so finden wir unsere Nachbarn in voller Rüstung, in einer Rüstung, die selbst ein reiches Land auf die Tauer nur schwer ertragen kann. Das drängt in Nalurnvthwendigkeit aus baldige Entscheidungen hin, und das ist der Grund. weShalb die Regierung schon vor Alban» deS Septcnnals eine Verstärkung der Armee verlangt. AuS den Moti ven ersehen Sie, wie sehr wir hinter den Rüstungen der übrigen Großmächte zurückgeblieben sind. Man hat uns den Rath gegeben, uns mit Frankreich zu Verständigen. Ja. daS wäre gewiß sehr ver nünftig, es wäre ein Segen für beide Nationen und eine Bürgschaft für den Frieden in Europa. Wenn eS nun aber nicht geschieht — <4 gm I» laute? So lange dir öffentliche Meinung in Frankreich ungestüm die Zurückgabe zweier wesentlich deutscher Provinzen fordert, und wir fest entschlossen sind, sie niemals herauszugeben (Lebhaftes Bravo), wird eine Verständigung mit Frankreich kaum möglich sein. Man hat dann hingewiesen aus unser Vcrhältniß zu Oesterreich, dieses Bündniß ist ein sehr werthvolles, aber es ist schon im gewöhnlichen Leben nicht gut. sich auf fremde Hilst zu verlassen: Ein großer Staat eristirt nur durch seine eigene Kraft. ES wurde behauptet, daß die Vorlage sich nur aus die Frirdenspräsenz, nicht aus dir Kriegspräsen;, d. h. die Kriegsstärke, bezöge. Die Vorlage fordert überhaupt rme Etatserhöhung für gewisse Truppentheile, die. nabe der Grenze, vielleicht berufen find, gleich im eisten Augen blicke de- Kriegs in Aktion zu treten. Dadurch wich die Kriegs stärke in keiner Weise vermehrt, eS vermindert sich nur die Zahl der t man rächt. herigeS L da noch e Vermehrung der. und dainit ist uw auch die finanzielle 'KL er und eine icht gedient. ischrn Lage unser ganzes biS- ifen zu werstn und rin neues , «in bedenkliches Experiment sein, lenftzeit haben wir eigentlich schon. »ng. yerbeizusühren. da- würde cine erschlechterung der Qualität sein Es ist dann mit vollem Rechte Frage in Betracht gezogen. Ich ver- öichtigkeit einer guten Finanzlage — da. >vo eS sich um Kämpfe nnd E»t- »e finanziell kenne gewiß nicht die große nicht eigentlich im Kriege: --- «... ....» >-.»>- scheidunaen handelt, wo nach dem Ausspruch des deutschen Lands knechts Patronenhülsen die gangbarste» Papiere sein werden, da hört die Rücksicht auf die Finanzlage ans. Aber außerordentlich wichtig ist sie für die Vorbereitung zum Kriege, für Anlage von Befestigungen, für zweckmäßig aesülirte Eisenbahnen. Ei» unglück licher Krieg zerstört auch die beste Jinanzwirthschast. DieFinaiijeii müssen eben durch die Armee gesichert lein. Wir habe» eine u»i- "" redliche und sparsame Armeeverwaltilng. (sehr rill Auch die jetzt in Rede stehende Vorlage ist wesentlich auf sichte» der Sparsamkeit bestimmt. Man hat daran» verzichtet, schon >m Frieden, wie dies außerordentlich wünscheiiswerlh wäre, alle unsere Geschütz« bespannt zu haben, wie dies bei unseren, Nachbar der Fall ist. Die Vermehrung bezieht sich wesentlich auf dir Infanterie als die mindest kostspielige Waffe, die Halste der neu auszustellenden Bataillone wird bereit» bestehenden Regimentern angeichlosse», »rn die Stäbe 'ür die Regimenter zu sparen. Kurz, es ist nicht daö militärisch absolut Wilnichenswenheste. wildem das finanzielle Erreichbare dabei in'S Auge aelatzt worden, und dann diese Foroemng, die an daö Land gestellt wird, sie wird gestellt, um den biSH« mühsam aufrecht erhaltenen Frieden in Europa, wenn cü möglich ist (hört! hört!> auch ferner noch zu sichern. Ich meine, wenn wir diese Vorlage alilehnen. so involmrt das eine sehr ernste Verantwortlichkeit, vielleicht für das Elend einer feindlichen Invasion. Durch große Opfer haben wir erreicht, was alle Deutsche» seit so vielen Jahren ersehnt habe». Wir haben das Reich, wir haben die Einheit Deutschlands. Möchten wir auch die Einigkeit der Deutschen in einer solche» Frage haben, wie sie hier vorliegt. Die gmuc Welt weiß, daß wir keine Eroberung beabsich tigen. Mag sie aber auch wissen, daß wir das. waS wir haoen. er halten wollen, daß wir dazu entschlossen und gewappnet sind. (Lebhafter Beifall.) — Die Ausführungen deS Sozialdemokraten Grillender«« sind im Leitartikel behandelt. Tie des nationallive- ralcn Abg Dr. Margnardsen bereits telegraphisch »l ihren Haupt- zügeu mitgetheilt. — Abg. Frhr. v. Wöllwarth (Neichspartei) ist ür die Vorlage und bemerkt: Herr Payer bestieg das hohe Roß der Politik und kritisirle sehr abfällig die auswärtige Politik des Reichskanzlers. Nu», ich glaube, wir Alle sind zufrieden, daß der Reichskanzler die Geschälte veK Reiches leitet und nicht Herr Paper (Große Heiterkeit). Wenn nach dem Sinn des Herr» Payer und »einer Freunde die bulgarische Frage geregelt wäre, dann wären wir in einen schweren Krieg mit zwei großen Mächten gerathen. — Kriegsminister v. Bronsart: Ich muß mich zunächst mit demirnigen Redner beschäftigen, welcher der Vorlage e>» lestcs non possumus! entgegengesetzl hat (Sozialdemokrat Grillenbergec), welcher gleich wohl die Bereitwilligkeit seiner Fraktion erklärt hat, an den Kom- missionSvcrhandluiigcii Theil zu nehme», nicht um daran mitzuar- bcite» im Interesse einer Verständigung, sondern, wie er sagte, um Kenntnis; zu erhalle» von dem. waS dort gesprochen wird, und um cs im Interesse des Volkes zu „vcrwertbcn". iHört! hört > rechts.) Mit Rücksicht aus diele Aeußcrung möchte ich doch die Frage hier anfwertcn, wie denn der Abgcordncte und eventuell andere Herren seiner Fraktion zu der Pflicht stkhen, die Ausklärungen, die ich in vollster Offenheit zn geben bereit bi», vertraulich zu behandeln? iHört! hört!) Ich kenne die politische Gesinnung und die politische» Grundsätze dieser Partei nicht hinreichend, um mir selbst augenblick lich daran» cine Antwort zu geben, aber das erkläre ich schon jetzt, wenn der Abgeordnete scine Theiinahme an der Kommission nur oazu benutzen will, um dasjenige, was hier im Interesse des deutschen Reichs im Plenum nicht verhandelt, sondern in der Kom mission vertraulich besprochen werden wird, an dieOeffentlichleit zu bringen, so würden mir recht nuaiiaenehiiie, auch mir persönlich recht unangenelnne Schranken in Bezug ans die Darlegung der Verhältnisse auferlcgt werden. (Sehr wahr!) Ich muß dann »erner dem Abgeordnete», obgleich nur seine Rede zu einer unendlichen Anzahl lharsächlicuer Benielfnngen Veranlassiing bietet, doch wenig stens das Eine noch erklären, daß, wenn er behauptet hat. im Feldzuge des Jahres 4870- 71 wäre die Masse der deutschen Arme« voll Begeisterung gewesen trotz des Gefühls, für eigentlich weiter nichts zu tänivsen. als um später von einer einzigen Klasse der Be völkerung auSgcventet und ausgesogen zn werden, diese absolut unrichl!., ist. Ich weiß nicht, ob der Abgeordnete den Feldzug »nt- gemacht hat, ich kann nicht misse», welche Motive ihn bewegt habe», welchen Gefühlen er unterlegen ist in schweren Augenblicke» des Gefechts und dergleichen, aber iür die Masse der deutschen Armee nehme ich in An'prnch, daß ihre Begeisterung getragen wurde von dein Geiühie. stir Deutschlands Macht »nd Ehre zu streiten (Bei fall). Eine weitere Diskussion mit diesem Abgeordneten hat keinen Zweck. Die Grundlage unserer Anschauungen ist zn verschieden, cs >st nicht möglich, diese Kluft zn überbrücken. Wenn Sie im Jahre 4874 und 4880 einer Erhöhung der Friedcnspräsenzstärke des deutschen Neichsbeeres zugeslimmt haben, io kann doch »icht ohne Weiteres behauptet werden, daß diese Bewilligungen erfolglos gewesen wären, indem heute von Neuem eine Mehrtorderunq an Sie herantritt. Auch die damalige Erhöhung hat dem Anslande den Beweis gelie fert, daß daS deutsche Reich cntichloffen ist, sich in seiner Militär macht nicht dauernd von seinen Nachbarn überflügeln zu lassen. Gerade so liegt die Sache heute. Wenn Sie heute der Vorlage zu- slimmeii, so ist gar nicht ausgeschlossen, daß diese Zustimmung ge rade den Erfolg hat, daß wir in einen Krieg nicht verwickelt tverde». In Bezug au» die Zahlen, die gestern vom Abg. Richter nngesührt worden smd, kann ich hier noch einmal den Ausdruck des Staunens wiederholen, wie eS dem Abg. Richter möglich gewesen ist, ein so nmfassendkS Material zusammen zn bringen. Bei einigen seinerAahlen bin ich so fest überzeugt von der Uiivollständigkcit und Unzuläng lichkeit der ihm zu Gebote stehenden Grundlagen, daß ich nicht um hin kan», dieselben zn berichtige». Es ist u. A. daraus hingewicsen worden, daß bei der Betrachtung der französischen Verhältnisse man ein recht erheblicher Theil der »ranzösischcn Armee. 1870 habenwir es doch gleich nach der Kriegserklärung, die etwa mit der Mobil machung zusamnieniiel, erlebt, dem Tnrko, den man unter gewöhn land ganz unbekannt, aber ich möchte doch glauben, daß wir im Falle eine» Krieges mit sämmtlichen in Algier stehenden Truppen zu rechnen haben. Tann ist bei der Berechnung ganz außer Acht gelassen die sehr zahlreiche sranzösiiche Marine, obgleich wir 1870/71 mit einer Division Marinetruppen bereits bei Sedan zu fechten hatten. Es ist dann noch mehrfach bervorgehobcn worden, daß eS doch vielleicht eine etwas mechanische Art der Betrachtung wäre, diesen Zahlenveryältnissen allein großen Werth beizulegen. Das ist ja gewiß richtig; aber das Eine steht fest und darüber ist kem mst dem Kriege Vertranter in Zweifel, daß vstoris paridu, die Ueber- leaenheit der Zahl ganz bestimmt den AuSschlag giebt. Nun ist eS richtig, daß die Üroerlegenheit der Zahl ausgeglichen werden kann dnrch bessere Führung, durch bessere innere Verfassung der Armee. Wer steht uns aber dafür, daß wir im zukünftigen Kriege immer die Ueberleaenheit der Führung haben? Darüber ist gar keine Frage: im Falle einer Mobil ! neuen CadreS, 31 Bataillone und 24 > aber eS ist doch ein wesentlicher .. Mobilmachung zum Kriege neue CadreS durch Plünderung vorhan dener zusammengestellt werden müssen oder ob dieselben bereits organistrt sind, wo dann auch die notbwendiacn Vorgesetzten vor handen sind, so daß nur die zuströmenden Reserven hineinaeiührt zu werden brauchen. DaS Wesentliche an der Sache ist für unS. daß nns durch diese dauernde Bewilligung auch die Sicherheit ge boten wird einer dauernden Erhöhung unserer Kriegsstärke. Wenn wir die zweijährige Dienstzeit hatten, würden wir von einer Re- „ sprairnziiurre grivninrn nlmrrrn, vir Rekrutenaushebung etwa 50 Prozent mehr betragen als jetzt; dann aber spreche ich meine allerbegründetsten Zweifel daran auS, daß wir überhaupt so viele Rekruten jährlich werden au-beben können, wenn man an der erforderlichen Kürperbeschaffenheit sesthält. Sir
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