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87. Jahrgang, 203. Bezug«-»«tühr »teiieliLHN. sür Dr,»- den bei IL,Iich zwei, malig», Aulraaun, <an Sonn. nn>> Moniogen nur einmal» 2,L0 M., durch auawLrlla» Nom. mliftonilre di, z.N, M. Vri »lnnialtg», Zu- Ilellung durch dl« Palt aM.cohneBesteUgeld». «u»land: Oelle». r«lch.Ungarn L,<d Nr, Schwei, K.KL grk» . Italien 7,17 Lire. — Nachdruck nur mit deutlichcr Quellen angabe <„Dre»dnee Naqr ">zull>Ilig.-Un. v«,langte Manulkrtpie «erd.ntchlauidewulirl. Telegramm-Adresse: Nachrichten Dresden. Fernsprecher: II » 2<»i>3 » 3601. Freitag, 28. IuN ISIS. KsgvünSet L8SK Druck untz Verlag von kiepsch Lc Reich ardt in Dresden. Sommsrfsslsrliksl, XinclsrfLiirisn u^w. liekert D Xktrlcmua^onfLkrik, ^ni 21. AnzetnrnTurif. «nnahm» von tllnkvn- dlgungen dt» nachm, tt Uhr, Sonntag, nur Martcnllrabe Nt von ll di, >/>, Udr. Die »inlvolttge ^elle (etiva b Süden, 20 Pl. die Iweilvalttge stelle auf tlertleite 7» P1>. die rwetipall Neklaineretl» I.kb M. Familie». den die etnlpa». Zelle 25 Ps. - In »ium- inern nach Sonn und Feiertagen erhöhter Saris, Aurwarlige SlustrLg« nur gegen Norauidezohiung — JedeiBclegblalllvPl. Hauptgeschäfts st rllr: Maririistrasic 3^» 4t» preiivven I>ei l»erv«sk2tjenc1er Oualitat. Kciiie Vufckiec?inil1.«^«st.' ^rmäeni oriLink'Ilt' 5ofkxkü!t!kstte l^ureiittikrunk aller ^uiträLe bei cou- lanteLter Verlienunk «dincl äie «nerksnnten Vorrüjre - OrüKter ^-'msatr bei telcinein ^ul/eii irl äsv prinrip cler oncsokn.z.. VilctoriaKr. 5/7. Lieonv ^adrikalion von Wolinuntzs - elnficlilun^vn allsr Slilsrlan. „kLUMKlMKl", r ?.ur xrünciiichen ljeseitiguiiL von ttornksut, XVseLSN U8VV. so sifeimix. Versancl nach LULvärtL. Lölllel. llolapotdeke, vrsLSkll-^.. keorsevlor. Die „Orsscitikr ^actii-icliten" kerielit man iu Hellerau la^licii 2 mal mor gerNS u ni sbsrdels elurcli vl'llNll liMLIIlSIIll. KUüllllSNlliUIlg. KM ÜUgM. !.e«l8i'«sl'liil »eine kiM! " I^sLter Ve^ranä nsck «urvvärlz. — Katalog kortenlv». A l'tssei' SIrssll W. eilige ^osev. Mutmaßliche Witterung: Nvrdostwind, wolkig, kühl, tein erheblicher Niederschlag. Eine S t u d i c n k o in m i s s i v n chinesischer S t a a i s m ä n n e r und Polititer isl, von Petersburg kommend, in B e r l i li e i n g c t r v s s e n. Am 14. oder I5>. August wird eine Fernfahrt deö Z e p p c l i n - H u s t s ch i s s e S «Hansa" nach Kopen- h a g c n siatlsiildeii. Die Bewegung gegen die H o m e r u l e b i l l in Irland n iinmt bedrohliche Formen an: man rechnet mit der Möglichkeit einer Revolution. Nach Pvscner polnischen Blättern soll in den nächsten Tagen in einzelnen Bezirken RnsilandS der Befehl zur P r v b c m v b r l i s i e r n ii g ergehen. In den nächsten Tagen soll ein E o m m » n i g ii ö des Grasen Beräitold über die auswärtige Politik Oester reichs erscheinen. Die Einwirkung der Mächte gegenüber der Türkei wird am Freitag oder Sonnabend erfolgen. Die Türken haben die bulgarische Grenze überschritten und sind bereits 15 Kilometer vor- geüriingcn. Serbien bat es abgc lehnt, Waffenruhe ein- treten zu lasten, weil in letzter Zeit bulgarische Truppen wiederholt in serbische Ortschaften eingefallen seien. Der König von Rumänien wies in einer Depesche den Sultan ans die Enttäuschung hin. die die Türkei mit ihrem kriegerischen Borgehen erfahren könnte. SozialveN.skmste und Budget- bewillig«»«. Im sozialdemokratischen Hager wird bekanntlich schon seit Jahren ein heftiger Kampf um die Frage geführt, ob „zielbewusste Genossen" daS Budget einer bürgerlichen Ne gierung bewilligen dürfen odcr nicht, und gegenwärtig ist dieser alte Streit infolge verschiedener Porgüngc in ein neneS Stadium eingctreten. Die sozialdemokra tische HandtagSfraktion in Rudolstadt hat nämlich dem Bndaet gcichloüen ihre Zustimmung erteilt, obwohl die Partei des Umsturzes in der Volksvertretung des genannten deiitichcn Bundesstaates die Mehrheit bc- sst't und es somit in der K>and gehalst hatte, durch Ab- lcbniing des Budgets daS Zustandekommen eines solchen überhaupt zu verhindern. Das Organ des Berliner Parleivorstandes hatte zu dieser „Ketzerei" beide Augen zngedrnckt und sich gründlich ansgeschwiegen. Daraufhin haben die badischen „Genossen", die wegen ibrcr ähnlichen Haltung in Bndgctsragen io oft und scharf von der Ber liner Zentralstelle der Umstiirzpartei gerüffelt worden sind, flugs die Gelegenheit ergriffen, um unter -Hinweis aus das alte Wort, dost, was dem einen recht, dem anderen billig ist, inininehr auch ihrerseits eine gleiche Rücksicht nahme von seiten der Parteileitung zu verlangen. Jetzt endlich begiicmtc sich auch der „Borw." z» einer Stellung nahme. aber merkwürdigerweise nicht etwa im Sinne einer Verurteilung der Nudvlstädter „Genossen", sonder» er gab im Gegenteil den Rudolstädtern in einem Artikel recht, der von den schönsten, selbst durch die geübtesten offiziösen Federn nicht zu überbictcnden dialektischen Schlangenivin- dungen strotzte. Das Zentralorgan erklärte den Badensern kurz und bündig, das, ihr Kall mit der „Zwangslage" der Rndolstädter „Genossen" nicht zu vergleichen sei und dass sie daher auch künftig den parteipolitischen Bannfluch zu gewärtigen hätten, wenn sic sich etwa unterstehen sollten, nach dem Nudvlstädter Beispiel nochmals wider den Nürn berger Beschluß betreffs der Budgctbcmilligung zu ver stoßen. Diese Haltung der Parteileitung ist ungemein bezeich nend für die skrupellose Art, wie die Führer des Um sturzes ihre Taktik ändern und willkürlich mit den sonst so nachdrücklich betonten „Prinzipien" der Partei hcrum- wirtschasten, sobald die Aufrechtcrhaltung und Vermehrung ihrer politischen Macht in Betracht kommt. Tatsächlich lag die Sache so, daß die Rndolstädter sozialdemokratische Hand- tagSfraktion, weil sic über die Mehrheit gebot, die schönste Gelegenheit gehabt hätte, durch glatte Ablehnung dcS Budgets ihre revolutionäre „Taktfestigkcit" zu beweisen. Was wäre dann weiter geschehen? Diese Frage hat der« hervorragende Staatsrechtslehre!: Prosessor Haband- Straßbnig in der „Deutschen Juiisienzöiluiig" dahin be antwortet, daß dann der Konflikt zwischen Reichsgewali und Bundesstaat gegeben wäre, weil jeder Landcsctat neben solchen Ausgaben, die nur aus Haiidcögcsctzcn be ruhen oder ansschli/ßlich den Bedürfnissen des Einzel staates dienen, auch solche enthält, die zur Ausführung und Handhabung der Ncichsgesetze erforderlich sind. Haband verweist darauf, daß eventuell Artikel l!1 der Ncichsver- sassung über die B u n d c s e x e k u i i v c in Anwendung kvmmeii müsse. Er gibt selbst dem Wunsche Ausdruck, daß diese Art von Exekutive niemals praktische Gestalt an- iichmen möge, verhehlt sich aber nicht, daß das Auskommen und der wachsende Einfluß einer der bestehenden Rechts ordnung feindlich gegciiüberstchcndcn Partei eine solche Gefahr hcraufbeschivörc. Offenbar mit Rücksicht auf diese weittragenden Folgen, die aus jeden Fall die Sozialdemo kratie mit zermalmender Wucht treffen müßten, konstruiert nun die Parteileitung für die Rndolstädter „Genossen" für sorglich und liebevoll eine „Zwangslage", um sie entlasten und den schützenden Parteivorstandsschild über sic decken zu können. ES wird nämlich erklärt, die Rndolstädter Regierung habe „nach der festen Ucbcrzeiigung der dortigen Genossen" die Absicht gehabt, den Beweis zu erbringen, daß es nicht möglich sei, mit einer sozialdemokratischen Mehrheit positive gesetzgeberische Arbeit zu leisten, und im Hintergründe habe dann die Landtagsaiislösung und der „Staatsstreich" gestanden. Um eine solche „der Arbeiter schaft nachteilige", das heißt in Wirklichkeit der svzialrevo- liitionnren Parteimacht abträgliche Entwicklung zu ver hindern, hätten die Rndolstädter „Genossen" dem Budget ihre Zustimmung erteilt, und das sei denn auch ausnahms weise gntznheißcn. Also: die Rndolstädter Sozialdemokratie bewilligt aus krampfhafter Angst vor den sie bedrohenden Folgen' eines Konfliktes im Widerspruch mit einem klaren Parlcitags- bcschluß ein bürgerliches Budget, und die Berliner Parteileitung ruft nicht wehe über die Schuldigen, sondern hält ihnen die Stange. Das bedeutet eine ent schiedene Zuwiderhandlung gegen den Nürnberger Partcitagsbeschluß, der besagt: „Die grundsätzliche Verweigerung des Budgets entspricht vollkommen der Klasscnlage der besitzlosen Volksmasscn, die eine unver söhnliche Opposition gegen die bestehende, dem Kapitalis mus dienende Staatsgewalt notwendig macht." In diesem Falle ist die Vndgetbcmilligung durch die Rndolstädter sozialdemokratische Landtagssraktion gerade in der aus gesprochenen Absicht erfolgt, im Interesse der Verhinderung einer parteipolitischen Machtcinbußc für die Sozialücmv- R ii mänicn. der zivilisierteste der mittleren und kleineren Balkanstaatcn, hatte sich als Vermittler ans- gctan. Wie im Abendblatt gemeldet, richtete König Earol an Serbien, Griechenland und Montencgrv die Aufforde rung, Waffenruhe cintrcten zu lasten. Die serbische Antwort liegt bereits vor und enthält eine Ablehnung des rumänischen Vorschlages mit dem Hinweis, daß die Bulgaren erst jüngst unerwartet serbische Ort schaften angegriffen hätten. Diese Begründung scheint schl au den Haaren licrbeigczvgcn zu sein. Es dürsten in dem serbischen Entschlüsse, weiter zu kämpfen, wohl andere Motive zu suchen sein. Serbien blickt schon seit einiger Zeit mit scheelen Augen nach Bukarest und ist etwas ver schnupft. daß man dort sv wenig von den Serben wissen mag. Die Führung, die Rumänien zurzeit auf dem Balkan unzweifelhaft an sich gerissen hat. dürfte in Belgrad, wo man sehr eitel ist, die Verstimmung noch vergrößert haben. Tie kommenden Waffenstillstands- und Friedcilsverhand- lnngcii mußte man in Serbien, da Rußland cs wünschte, ohne Zweifel beschicken: aber solange diese Beihandlniigen nicht offiziell im Gange waren und sind, kann man ja, so kalkuliert man wohl in Belgrad, gegenüber den übrigen Balkanstaatcn und den Mächten zu erkennen geben, daß Serbien auch noch da ist und gar nicht daran denkt, Waffen ruhe cintrcten zu lassen, wenn Rumänien cs wünscht. Der leitcndc Wunsch ist cs wohl auch, noch einige Waffenersolge zu erringen und so die allgemeine Aufmerksamkeit, die in den letzten Tagen außer auf die Türkei hauptsächlich anf Rumänien gerichtet mar, auf Serbien erneut hiiizulenken. Es ist anzniichmen, daß nach Serbien auch Montenegro, daS von Serbien völlig abhängig ist. die rumänische Mah. nuiig zur Waffenruhe ablehncn wird. Wie Griechenland kratie den Beweis zu liefern, daß die Umstiirzpartci leine „unversöhnliche Opposition" treibt, sondern daß sie linier Umständen „auch anders tanii", wenn es ihr gerade partei taltisch besser in den Kram paßt. Die Parteileitung hat diesen Standpunkt zu dem ihrigen gemacht und damit un zweideutig gezeigt, daß ihr „>B-iind>ätze" Hclnba sind, wenn cs gilt, Vas varieipvlitische Machtprinzip z» retten, durch dessen ungeschmälerte Erhalinng allein der Nimbus der Umstiirzpartei in den Augen der Massen gewahrt werden kann. Ein solches Verhallen kann nach den Ersghrungcn bei der Tcckungsvorlage laum noch wuiidernehmcii. Durch die Zustimmung zu den neuen Steuern, durch welche die Kosten der jüngsten großen Hecresverslärtiuig aufgebracht werden sollen, hat die Sozialdemokratie den ärgsten Prin- zipienbruch begangen, der in ibrem revolutionären und antimilitaristischeii Sinne überhaupt deutbar ist. Sic hat sich auch hier von verschiedenen lattiichen Erwägungen leiten lasten: einmal wollte sie den „Mitläufern" zeigen, daß sie auch „positiv" arbeiten kann, dann aber kam es ihr vor allem daraus an, die direkte Steuerschraube, dieses unfehlbare Mittel zur Verbreitung von Unzufriedenheit, noch weiter anziiziehcn, und endlich wollte sie das Ihrige dazu beitragen, um die Macht des Reichstages, in dem ihre Hauptslärkc beruht, gegenüber den zumeist in der Bekämp fung des Umsturzes recht energischen Einzclstaaten durch die Bewilligung der NeichSvcrmögcnSzuivachsstcucr zu ver mehren. Welche taktischen Beweggründe und Vorwände sonst nvch für die Sozialdemokratie bei der jeweiligen Ab weichung vvm Boden der „Prinzipien" bestimmend sein mögen, sic haben jedenfalls alle das gemeinsame Merkmal, Laß darin niemals auch nur ein Oucnlchcn von wirklich „positiver" Gesinnung enthalten isl. Wenn die radikale bürgerliche Presse, gewissermaßen zur Entschuldigung und Beschönigung ihrer Verbrüderung mit der Umstiirzpartei, sich jetzt so stellt, als glaube sic an eine innere Umkcbr der Sozialdemokratie, an deren Umwandlung zu einer reinen Arbeiterpartei, sv ist das entweder bewußte Unwahrheit oder gefährliche Selbsttäuschung. Ihren revolutio nären Grundcharaktcr behält die Sozial- dcmok'-atie trotz aller gelegentlichen Kompromisse mit der bürgerlichen Staatsordnung unverändert bei, und je weniger die verständigen Kreise der staatSerbalten- dcn Wähler sich nach dieser Richtung von falschen Propheten in Sicherheit cinwiegcn lassen, desto weniger wird auch unsere bürgerliche Gesellschaft der Gefahr aus- gesetzt sein, daß ihr eines Tages die svzialrevolutionärcn Wogen unversehens über dem Kopfe ziisammcnschlagcii. sich stellen wird, ist noch in tiefes Dunkel gehüllt. Durch die Ausrcchtcrhaltung der serbischen Kricasopcrativiien wird das türkische Vorgehen gefördert. Plan möchte säst dem Gedanken Raum geben, daß Serbien bestrebt ist, das türkische Vorgehen auf diese Weise zu unterstützen: auch die serbischen Kriegsvpcrativneii werden durch den türkischen Vormarsch begünstigt. Bulgarien wird vhne Zweifel auf diese Weise gezwungen, die Friedensverhand- luiigen zu beschleunigen und den serbischen Ansprüchen die genügende Aufmerksamkeit zu schenken. Wie Rußland sich zu dem serbischen Entschluß stellen wird, muß ah- gewartct werden. Vielleicht ist sogar der Gedanke nicht ganz von der Hand zu weisen, daß Serbien die russische Zustimmung hinter sich wußte, denn Rußland hat an Serbien grvßcö Interesse und unterstützt es gern. Ser bien zeigt sich dafür dankbar, daß es vhne Genehmigung Rußlands nichts unternimmt. * Die serbische Ablehnung. A»S der rumänischen Hauptstadt wird amtlich über die serbische Ablehnung der Waffenruhe gemeldet: Serbien hat cs abgclehnt, eine Waffenruhe eintrctcii zu lassen und zwar mit dem Hinweis darauf, daß bulgarische Truppen erst jüngst'unerwartet serbische Ortschaften angc-- grisscu hätten. Serbien hat zu Bevollmächtigten für die F r i cd c ii s v e r h a ii d l u n g c n den Ministerpräsidenten Pasilsch, den früheren Gesandten in Sofia, Spalai- komit sch, ferner zwei Obersten und «inen Sekretär in Aussicht genommen. Griechenland wird wahrschein lich den Ministerpräsidenten Bcnizclos und den früheren, Die Serben kämpfen weiter.