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»-7 I SS. Jahrgang. 188. u«. urbe. venu uge» ». 1« kraft rgen »tl lela» war von ilgen hin »licke cha,. auch seine sürst rrch. litte ihn ltten 8er. man tner Sie »er»- cürft Er Slick das ent- weit nur. -such auß- n no ung An. »»-. Donnerstag, 10. Juli ISIS. 182S DrahtanschrP: Nachrichten Dresden. Fernjprecher-Sammrlnummer: bü»S1. Nur sür Siachlgespräche: L«VU. »iuieilidriich in Dr«,den und v°r«ri«n d«t >w«tma>t,«r Zutramin, >»»t« bei ein. -oegugs- iseouyr m<ui,.r Aui'.llun, durch dl« P°I, <°dn. B«,I«l>,.Id> i «ü Ms m°L>Mch l « Die einivalii,« ,7 mm breii« Zeti« 7- Pf. Auf sinken unt-r Stelle«. UN» rlNZeiaeN-Prel e. wohnuna«^»!, etnlpaui«e«n. »nd vervius« 2»°/». vorm»«»L»« laut Tortf. " ^ ' Lu«i»Leli,e»usti!Ig-gegen «orauibezahl. Einzelnummer 1« Pf.. Sonntag» 20 Pf. Schristleitung und HauptgeschLst»stelle» «arienstratze 38/40. Druck u. Verlag von Ltevlch » «eichardt t» Dreien. «achdruck nur mtl deutlicher Quellenang.L« (.Dreidner Nachr.-» pULIst^ — Unveriangu Schriftltück« werden nicht ausdewa-rt. Vostscheck-lionU» 1» SSL LetP^ch. Der Friede bestStigt. Ar Parteien inr PaMatton. Unser Weimarer Sonderberichterstatter dralitet uns über die Stimmung in der entscheidenden Mittwoch-Sitzung der Nationalversammlung, deren Verlauf wir auf der 2. Geile dieser Ausgabe schildern, folgendes: Weimar, ü. Juli. Vollbesetzte Ministerbänkc. die Ab geordneten zahlreich versammelt. Logen und Tribünen Lichtgefllllt. Im Hause doppelte Schutzmannsketten und -Scharen Neugieriger vor dem Hanse: die äußeren Merk male eines „groben Tages" sind da. „Große Tage" in der Nationalversammlung, das ist neuerdings gleichbedeutend mit Unglückstagen für das deutsche Volk geworden, und der heutige, der durch die Ratifikation des FricdenSver- trageS baS Siegel unter die Schmach des deutschen Volkes setzen soll, ist der schwärzeste der schwarzen..-Heute tut bas deutsche Volk den ersten Schritt auf seinem 40 jährigen Marsch durch die Wüste. So kennzeichnet der neue R e tch S m i n i st e r deS Acußcrcn Hermann Müller, dem bei seinem ersten Hervortreten in die Öffentlichkeit die wahrhaftig nicht dankbare Aufgabe zu gefallen ist, dem deutschen Volke Len bitteren Trank, den eS nun einmal nach den Beschlüssen der Mehrheit seiner q» - i ch ,« r ä k i d eH Abgeordneten schlucken muß, zu reichen, die Lage: Ein Pryteft gegen die Vergewaltigung und die Ankündigung der Absicht, die Fricdcnsbcbingungen zu erfüllen, was in Menfchcnmacht steht, Worte des Dankes an die Neutralen für ihre Mitsorgc für die Kriegsgefangenen und das Ge löbnis, die deutschen Brüder auch in den vom Reiche los- getrennten Gebieten nie zu vergessen, nnd dann die Bitte an bas Haus, dem Gesetzentwurf zur Annahme der Ratifikation beizustimmen. Ein gewisser Fatalismus spricht aus der ganzen Art seiner Rede. Ei» bedauerndes Achselzucken: Was soll man machen? In demselben Sinuc sprechen die Redner der Regierungsmehrheit. Schon anders klingt, was der Demokrat Schücking sagt. Mit aller Schärfe betont er. daß seine Partei der Ratifizierung nicht zusfmmt, und richtet einen Appell an das Welt- gewissen, an das RschtSgefühl aller gesund Denkenden, die das Attentat gegen ein Volk als ein Attentat gegen alle Völker auffassen müssen. Tie nun folgende Rede -es Vrutschnationalen Dr. Traub, die eine Abrechnung mit Lwyd George und Elemcnccau enthält, kennzeichnet den von- hohem VatcrlandSgefühl und stolzem ManneSbcwuftt- seln Getragenen. Sic macht tiefen Eindruck auf das ganze HauS und nach ihrer Beendigung gibt die gesamte Zu- schauertribüvc ihrer Ergriffenheit und Zustimmung zu seinen Ausführungen durch lautes Bravo und Hände klatschen Ausdruck. Wenn das auch den Gesetzen des Hauses Hlwiderläust, so hätte Präsident Fchrcnbach diese Zeichen vaterländischer Gesinnung in einem solchen Augen blicke doch nicht in so schroffer und em;iürter. Weise rügen sollen, wie er es tat. Gewiß, er mußte es rügen, aber es ist der Ton, der die Musik macht. Ist nach Herrn Fehlen- bgchs Anschauung ein Ausbruch von Vaterlandsliebe vcr üqmrnenswert? Wir erinnern ihn an jene Sitzung vom IT Mai in Berlin, als er selbst in überwalle.nder Vater lopdSliebe Worte sprach, die im deutschen Volke begeisterten Widerhall fanden. Ist Herr Fehrcnbach vielleicht von seiver Fraktion in bezug aus diele Haltung rektifiziert worden, oder hat er von selbst seine Haltung der neuen Gituation entsprechend gewandelt? Aus den Zwischen rufen -er Rechten über sein Vorgehen in dcesein Falle wird er wohl ersehen haben, daß seine Haltung in diesem Augen blick wie ein kalter Wasserstrahl wirkte. Die Rede des Ab geordneten Kahl (D. Vp.» ist ein glühender Protest gegen die Vergewaltigung unseres deutschen Vaterlandes und «ine Ablehnung der Ratifikation. Die Entscheidung müsse rein um öcS deutschen Volkes Zukunft und Ehre getroffen wsrden, ohne Rücksicht auf vorübergehenden ^Schaden oder Gewinn. Und dann kommen die Bcrtretcrdcrabzu tretenden Gebiete zu Worte, die alle einig sind in dem einen, -aß sie mit ganzer Seele am Deutschen Reiche hängen und ihr erzwungenes Scheiden ans dem alten Vaterland« niemals als zu Recht bestehend anerkennen werden. So der Vertreter für die östlichen Gebiete, Schlesien, Preußen, Posen, der Rcichsko-mmissar Winnig, so di« Bertreter der Rheinlande und Schleswigs. Und für Elsaß-Lothringcn, das ja schon keine Vertreter mehr im Hause hat, spricht der Präsident Fehrcnbach. Dann «in« kurz« Unterbrechung der Sitzung. Die Par keien wollen über den Antrag der Deutsch natio nalen Bolkspartei beraten, daß vor dem Jnkraft- treten der Rechtsfolgen dieses Friedensschlusses die Gut achten der anerkannten Volksrechtslehrer über die AuSIiesernngs-fra-ge einzuholcn sind und cin nu parteiischer Gerichtshof über die Schuld an diesem Kriege »u hören ist. Dieser Antrag bedeutet selbstverständlich keine bedingte Zustimmung zu -er Ratifikation: denn nach wie vor steht die Deutschnationale Volkspartei auf dem Stand punkte. die Mitschuld an dem Abschluß dieses Schniach- sriedens nicht tragen zu wollen: vielmehr stellt -er Antrag nur einen letzten Versuch dar, in alter deutscher Mannes treue sich schützend vor die Person des Kaisers und unserer Heerführer zu stellen. Dieser Wunsch war der Grund für seine Einbringung. TS wäre deshalb wahrhaftig nicht nötig gewesen. daß die Redner, die nach dieser Eröffnung der Sitzung gegen ihn sprachen, wahrhaft« Tobsuchtsanfällc Se- kamen. Am sachlichsten verhältnismäßig spricht n-och der Demokrat Schiffer. Aber auch er erblickt in der ver spätete» Einbringung des Antrages, an der, wie der deutsch- nationale Abgeordnete Delbrück beweist, bi« Fraktion un schuldig ist. ein Manöver zu ntchtlauteren Zwecken. — Such »r sozialdemokratische Abgeordnete 8 oebe-BreSlau haut k« dieselbe «erbe, und scheinbar ohne Verständnis für Auf wallungen nationalen Gefühles, bezeichnet er den spon tanen Beifall der Galerie nach -er Rede des Deutschnaklp- nalen Dr. Traub als Mache einer wohltnstruiertcn «lasse und die Herren Genossen unterstützen ibn be! bieier An schuldigung durch wildes Geheul aufs kräftigste. Mit vrr- g'ftrteN Pseile» aber schießt der ZentrumSadgcordnete Gröber. Man sucht bekanntlich niemand hinter dem Busch, wenn man nicht selbst dahinter gesteckt hat. und so ist es denn weiter nicht verwunderlich, wenn He.-e Gröber, dem das Zeutrum lauten Beifall zollt, den Antrag als einen Versuch der Deutschnattonalcn Bolkspartei „ihre Parteislippe zu kochen" kennzeichnet. Gegen Liese von Parteihab eingegcbenen Unterstellungen muffen natürlich die ruhig und sachlich gehaltenen Erklärungen der deutsch- nationalen Abgeordneten S ch u l tz - Brombcrg und von Delbrück wirkungslos bleiben. So kommt der Antrag mit großer Mehrheit gegen die Stimmen der D e u t s ch n a t i o na l e n und einiger Mitglieder der Deutschen Volks partei zu Fall und die deutsche Nationalversammlung er teilt mit 308 gegen 115 Stimmen ihre Ermächtigung zur Vollziehung des Schmachfriodens. DkelleberrelchuugderRatiftkgtrovsurrunde. Bon unserem Weimarer Sonderberichterstatter. Weimar, 8. Juli. Wie ich aus zuverlässiger Quelle erfahre, hat sofort nach Gcuehmignng brr Ratifizierung des Fricdcnöocrtragcs durch die Nationalversammlung Ebert nufere Vertreter in Ver sailles von der Tatsache benachriclstigt» daß der Staaten» ansschuß nnd die Nationalversammlung die Genehmigung zur Ratifizierung des Friedensvertrages erteilt haben. Gleichzeitig ist der Inhalt der Urkunde, die darüber in Weimar ausgestellt worden ist, nach Paris übermittelt wor den, damit die Entente davon in Kenntnis gesetzt wird und die Folgen des deutschen Friedcnsschluffes — Aushebung der Blockade u«d Herausgabe der Kriegsgefangenen — so bald wie möglich in U>ie Wege geleitet werden kau«. Die entsprechende Urkunde ist im Laufe des heutigen Nach mittag« ausführlich ausgescrtigt, vom Präsidenten unter zeichnet und am Abend sofort durch Kurier abgesandt worden. Me bedeutsame Kabinettsfitzung. lDrahtmeldung uustcr Berliner Schrlftleituuas Weimar, v. Juli. In später NachmittagSstunbe gelangte -heute die Verhandlung betr. einer Autonomie Obcr- schlesiens zum Abschlüsse. Es nahmen an den Be ratungen n. a. teil die preußischen Minister Hirsch, Harnisch, Heine, Vertreter des Reichsministeriums, der Reichskommiff-ir H crsin g , verschiedene Breslauer Vertreter und Abgeordnete und ein großer Teil anderer rchcrschlcsischer Abgeordneter. Wie bereits gemeldet, waren bereits Bestrebungen im Gange, Qbcrschlesien eine weit gehende Autonomie zu geben. Von seiten der Zentrums- abgeordneten wurde jedoch gefordert, daß Oü-erschlesien zum selbständigen Gliedstaat gemacht werden soll. Diese Be strebungen. in denen man wohl SonLerwnnsche der Zen trumspartei wird erblicken können, ivurden mit großer Mehrheit ab gelehnt. Oberst«,lcsicn Autonomie zu geben, wäre natürlich erst nach der Volksabstimmung mög lich. Die Entscheidung darüber muß also bis dahin aus- §e>«tzt werden. Indessen wurde beschlossen, für Ober- schlcsien einen Beirat zu schaffen, der in weit gehendstem Maße allen Wünschen der oberschlestschen Be völkerung während der Zeit der Besetzung durch fremde Truppen, vor allen Dingen in bezug auf die Sprache, Reli gion all« Förderung angedeihcn lassen soll. Zu diesem Zweck soll der Beirat mit weitgehenden Vollmachten aus gerüstet werden, um für die Interessen der deutschen Be völkerung möglichst viel hcrauszuschlagcu. Wissrlls Rücktritt. Berlin, S. Juli. (Eig. Drahtm.) Der Rücktritt -cs RcichswirtschaftöministersWissells liegt vor oder ist bereits erfolgt. Wissell hat das Gesuch dem Reichs Präsidenten übergeben. An Berliner zuständiger Stelle wird jedoch erklärt, die Entscheidung sei zurzeit noch zweifelhaft. Erst in einer heute nachmittag stattfindenden .Kabinettssitzung würde hierüber die endgültige Entschei dung fallen. Wer im Falle der Annahme des ffiücktritts- gesuches Wiffells der Nachfolger werden wird, läßt sich zur Stunde noch nicht sagen. Ernährungsministcr Robert Schmidt wird in parlamentarischen Kreisen genannt, mit dem Hinzufügen, daß er das ReichScrnährungsamt, das dann dem Rcichswirtschaftsamt unterstellt werden soll, bci- behalten würde. Berlin, 0. Juli. (Eig. Drahtmcld.) Wie dir „Achtuhr" erfährt, soll der Reichspräsident das Abschiedsgesuch deS Reichswirtschaftsminister Wissell angenommen haben. Vrockdorff-Rautzau Botschafter in Wie«? Wie verlautet, besteht die Möglichkeit, daß Graf Brockdorff-Rantzau als Nachfolger des Grasen Wedel zum deutschen Botschafter in Wien ernannt wird. Eine Konferenz GcheidernannS mit Orlando. (Eigner Dra-tberlcht der „DreSdn. Nachrichten".» Zürich, »». Juli. Der frühere Ministerpräsident S ch e i d e ma n n, der sich seit kurzem zur Erholung in der Schweiz aufhält, hat sich von Zürich nach Lugano begeben, wo er mehrere Wochen zu verweilen gedenkt. In hiesigen, als unterrichtet geltend«» Kreisen wirb mit Bestimmtheit versichert, daß Scheidemann in Lugano eine Konferenz mit dem gleichfalls dort anwesenden früheren italteni- chen Ministerpräsidenten Orlando gehabt hat. Die beiden Staatsmänner sollen sich angeblich über die künftigen Beziehungen zwischen Deutschland und Italien ausgesprochen haben. In hiesigen geschäftlichen «reise», die mit Deutschland und Italien enge Fühlung haben, wird Lc- hairptet, daß eine Annäberung zwischen beiden Ländern namentlich in wirtschaftlicher Hinsicht ernsthaft betrieb«« wird und daß bereits die Voraussetzungen zu einer teil weise« Wiederanbahnung der alten Beziehungen geschaffen eion. A« der Züricher Börse wurde die Konferenz in Lugano lebhaft erörtert und »um Gegenstand geschäftlicher Transaktionen gemacht. ssrie,5ab,abe1S1I:ssrbfch»ft§-.Schenl««ir' und RachlMeuer: BermSgeoribgabe. Von Obermedizinalrat Dr. Gilbert-Dresden. Der fünfjährige Krieg, im besonderen der unglücklich verlaufene und von der Revolution abpelöste Krieg, hat an Menschen und wirtschaftlichen Werten Größen vernichtet, die in Zahlen auszudrücken vor dem Kriege Vorstellung und Sprache versagten. Die naturgemäße Folge der Niesen opfer sind die Riesensteuern, die jetzt das deutsche Volk aus zubringen hat. Mit dieser Tatsache, so schmerzlich und drückend sie ist. muß sich die lebende und die zukünftige Generation abfindcn. Aber es gilt, die Steuern so zu ge stalten, daß sie ihren Zweck erfüllen, daß sie die hohen Er trägnisse bringen, deren der Staat schlechterdings nicht ent behren kann, und Laß sie doch dabei wertvolle Volksteile nicht erdrosseln, lähmen oder dauernd verbittern. Freudig, leichten Herzens, ungesühlt werden nur ganz wenige die Steuern dieser Zeit tragen. Widerspruch gegen ihre Art, gegen ihre Höhe wird sich im allgemeinen und im besonderen geltend machen, Steuerfluchtsbcstrebungen werden von vielen Seiten unternommen werden und regierungsseitig zu bekämpfen sein, — ein jeder liebt und billigt eben nur die Steuern, die der andre zu tragen hat. Ueber alle solche Gegenströmungen und Proteste muß sich die Regie rung hinwegsetzen. Aber ja nicht möge sic sich leichten Herzens über die Klagen und Proteste hin wegsetzen, die aus ehrlicher, deutscher, vaterländischer Ge sinnung kommen und die aus wirkliche Mängel und Härten der St-euerentwürfe rechtzeitig aufmerksam machen wollen. Denn in der Tat bringen die jetzt veröffentlichten Entwürfe neben vielem Guten, Gerechten und sozial Ausglcichenden insbesondere für Len fleißigen, sparsamen Mittelstand Härten und Ungerechtigkeiten, die verbittern müssen, die mit Sicherheit auf die Arbeitslust und auf den Sparsinn weiter Kreise, also auf die Entfaltung sittlicher Eigenschaften der besten Volksteile hemmend wirken und darum in letztem Sinne unmoralisch sind. Ernste Bedenken muß eS schon erwecken, daß die Kriegsabgab« vom Vermöge nszuwachs der Einzelpersonen bei einer 5 jährigen Vercchnnngszeit biS auf 5000 Mark Zuwachs herabgreift, daß also alle im freien Erwerbe Stehenden betroffen werden, für die cs eine zwingende Lebensnotwenbigkeit ist, tn ihren arbeits kräftigen Erwerbsjahren für die Tage der Krankheit und des Alters, für die Zeiten der Erwerbsunfähigkeit zu sparen und die durch den Krieg vielleicht schon wesentlich weniger sparen konnten, als sie es in Friedcnsjahren gekonnt und nach ihrer ganzen Lebenslage gemußt hätten, die also keine „Kriegsgewinnler" sind. Wie große Härten aber der Entwurf der Erbschaft s-. Schenk ungs- und Nachlaß st euer für den fleißi gen, sparsamen Mittelstand bringt, das überschreitet das Maß des Ertragbaren und läßt für den Entwurf einer Vermögensabgabe die schwärzesten Befürch tungen zu. Mit der Tatsache, daß auch die bisher von Erbschaftssteuer befreit gewesenen Angehörigen iEhegatten, Kinder und Kinderabkümmlinge) zur Erb schaftssteuer hcrangezogcn werden, kann man sich grund sätzlich einverstanden erklären, sa man m u si es angesichts des Umstandes, daß nur dadurch dem Staate wirklich, hohe neue Einnahmequellen, deren er eben unbedingt bedarf, erschlossen werden. Dagegen kann ich nicht finden, daß cs im allgemeinen berechtigt ist, die Abkömmlinge -er Kinder in eine mit höherer Erbanfallsteuer belastete Steuerklasse II einzureihen, als die Kinder selbst. Leun oft genug werben die väterlich oder mütterlich oder gar beider seits Waisen bei der Großeltern Tode in viel höherem Grade wirtschaftlicher Unterstützung bedürfen, so daß der Staat nicht einen Ausgleich dafür suchen sollte. Saß diese Erbansällc -er Wahrscheinlichkeit nach erst zeitlich viel später wieder seinem Zugreifen offenstehcn werden, als die den Ehegatten und Kindern gewordenen Erbansällc. Die schwerwiegendsten wirtschaftlichen und sittlichen Bedenken muß ich aber dagegen geltend machen, -aß auch für die Steuerklaffen I und II (Ehegatten, Kinder und KindcS- abkömmlinges der steuerfreie Mindestsatz zu niedrig be messen ist. in -er Nachlatzsteuer auf 20 000 Mk., in der Erb schaftssteuer auf 5000 Mk.. und noch dazu ohne jede aus gleichende Gerechtigkeit nach Lage der Einzclfälle. Es ist doch ein himmelweiter Unterschied, ob ein Nachlaß von alten Eltern ihren in den besten Erwcrbsjahrcn stehenden Kindern zufällt oder von jungen Eltern ihren jugendlichen, unversorgten Kindern, für deren Erziehung und Aus bildung, für deren Heranbildung zu erwerbsfähigen Men schen eventuell das ganze Kapital nach und nach auf gebraucht werden muß oder dazu gar nicht ausreicht, ferner ob unter den Kindern sich solche befinden, deren körperliche oder geistige Beschaffenheit überhaupt jede eigene Erwerbs« betätigung hindert oder nicht. Und was will in der jetzigen Zeit -eS gesunkenen Geldwerte» bei mehreren Erben ein Nachlaß selbst von 50 000 Mk., ein Erbanfall von 10000, selbst 30 0M Mk. bedeuten, wenn nicht andere wesentliche Einnahmequellen nebenhergehen. Bei so niedrigen Nach lässen. bet so geringen Erbanfällen den nächsten Familien-- Angehörigen. Ehegatten und Kindern, noch einen Teil, und seien eS auch nur 1 Prozent durch die Nachlabsteuer und 4 Prozent durch die Erbanfallsteuer, wegzunehmen und damit einen Teil des oft blutsauer Berdicnten. unter Arbeit nnd Entbehrungen Zurückgelegten weg,»steuern, wäre eiuc grausam« Härte. Werden wirtschaftlich eingeengte Elterv