Volltext Seite (XML)
Dvesdner Nachrichten. Rr. 818. Lene 2. Sonntag, I>^> Rovember 11>88 ungen zwischen Italien und Rußland ändern können, während irgend ein Zwischenfall, entgegen den Wünschen des Kollers und aller Russe», großes Mißbehagen geschossen hätte Dos Re,seproiekl sei nicht ausgegeden, und man hoffe, den Besuch des Kaisers »u stände zu bringen, sobald andere Umstände eS gestatten. Keinerlei politische Meinungsverschiedenheiten trennten Rußland von Italien: beide seien einig in dem Gedanken der Ausreclsterhaltunq des Friedens, und der Besuch in Rom habe diese Politik bestätige» iollen. Er werde mit alle» Kräften für den Abschluß eines russisch italienischen Handelsvertrags emtreten. Petersburg. Aus kompetenter Quelle wird versichert, daß von einem Rücktritt des im Vollbesitz des Vertrauens seines kaiserlichen Herrn befindlich«» Grasen Lamsdorfi au den maßgebenden stellen bisher weder die Rede ivar, »och im Augenblick die Rede ist. Kon stan t 1 n op el. Rach offiziöser Mitteilung sind im Bilajet Monastir gegen 3000 Häuser n i e derge bra » n!. welche mil eine!» Kostenanilvande von 5i5000 Piaster wieder ausge baut werden. Auch Geldunterslützungen werden verteilt. Bukarest Der König richtete an die Truppen einen A r in e e b e s e h l. wodurch die Armee ein neues Reglement >>>.- Inspizierungen und eine neue Orclro cko but-rillo erbält. Der Armeebefehl bestimmt, daß Bestrafungen auf das Voriich- ligste mit erzieherischem Zwecke zu erfolgen haben, wendet sich gegen die Prügelstrafe und fügt hinzu, daß man bei der Soldaten, ausbildiing iiichk nur aus Erlangung der praktischen zkenntinsse sondern auch aus Hebung des Bildungsgrades und Schärfung des selbständigen Urteils, auf die Entwicklung des Charakters Pflichtgefühl und Gehorsam binivirken solle. Der Armeebefehl enthält ferner taktische Bestimmungen, bestimmt die Reusorina- lionen und wünscht am 1. April >901 die Vorlegung neuer Regle- mentsentwürse für die Truppenausbildung, Sofia. Die Rachricht von einer angeblichen Offiziers- Verschwörung in Bulgaren sind, wie offiziös mitgeteut wird, aus das Bekan»lu>erden der Absicht einer Anzahl junger Offiziere niakedo» iulier Herkunft zurückzuiühreu. einen oasu-, lwll, durch Hervoiwusung eines bulaartsch-lurkiichen Grenzsireiiialles zu Waffen. Der Kriegsmiiilsier verrügie demgemäß die Versetzung von ctiva 140 Ostiz.eren vom Haupimann abwärts. Gegen dft Perftn des Junten bar sich diese sogenannte Verschwörung nicht gerichtet. R e w p 0 r k. Der als Urheber der Groß-Newyorker Versckmei- lug bekannte Andrew Green, einer der einflußreichsten Männer 8lewyorks, winde vor seiner Wohnung durch einen hwarzcu Diener erschollen. Rewnork. Wie der „Newuork Herold" aus Bogota vom >o. g MtS meidet, ist Neues als kolumbischer Friedensgesandter >r Panama mit emer bewaffneten Armee nach der Küste ab- iegaiigen. Der stellvertretende Präsident erklärte, die kolumblsche llegiening würde ihren letzten Blutstropfen hingebe» und ihren 'eyien Cent auswenden, um den Aufstand in Panama, niederzu- versen. Bogota ist im Belagerungszustand Die Gesandticha'i aer Vereinigten Staaten Hai eine Schutzwache erbalten Mau glaubt, die Regierung rechne auf die Sympathie der anderen aieinischen Republiken. iZr.iiS. s3 Uhr «eme V8.22' ^tall^ner 109 80 Spanier 90 4L Lorrugieserl 64 07>/, Gurken (unisie. .'lnleitze) >8.!7'ch. TürkenU-s« l44. ^ttominkank 590. . Htaar«dabn -Llimdarde» 9!.—- Ruhig. Paris. Produkrenmarkt. Wei,en ver ''kovember 20 8ö ver Jan.-April'0 90. feit. LplriruS rer droocmber ckr, 25, per Mar-August 49.LS, fest. Siübol per Aovember bl.25 per Kai-Augusl 51 75. ruhig. Amsterdam. Produkten , Bericht. Setzen per Noobr. —, per Marz . Aoggen per November -. per v.ür- —. SeschLirSlo». OertlicheS und Tächstsches. — Se. Königl, Hoheit der Kronprinz wohnte gestern mittag 1 Uhr der Weih: des Kasinos des hiesigen Bataillons ver 177er bei. — Se. Maieitäk der König hat genehmigt, daß der Banrai Quentin in Pirna die ikm verliehene Koduig-Ävthaische Herzog Alfred Medaille a»»ei»ne und trage. — Das Königl. Historische Museum und die Königs Gewehraalerie werden von morgen, Sonntag, ab. nach dem für das Winterhalbjahr geltenden Plane wiederum für daS Publikum geönuet sein. — In der Zen vom 21. November bis 31. Dezember d. I. dürfen aus Grund der gemeinschastlichen Bekaniumachung des Rates und der beiden Dresdner Amtshaaptmaiinichaften alle offenen Vrrkau'sslelleii am 21. und 28. November uns am 5.. 10.. 11.. 12.. 11.. 15. 16. 17. 18., IS.. 21.. 22. 22. und 21. De zember bis 10 Uhr abends geöffnet sein. — Der Entwurf eines Gesetzes, die Beteiligung an a u ß e r i ä ch s i i che n L o k t e r i e n betreffend, der als Dekret 18 dem Landtage zugegaii en isi. lautet in seinen wichtigsten Bestim mungen i z I. Das Spielen in außersächsischen Lotterien, die nicht im Könftreich Sachsen zuaelalleu sind, wird mit Geldstrafe bis 600 Mk. bestraf!. § 2. Wer Lose oder Losanleile der be- zeichneten Lotterien anderen zum Erwerbe anbieiet. seilhält, ver- kann, verschenk: oder sonst vertreibt, ingleichen wer Lvsbestellungeii oder Einsätze dafür annimmt oder sammelt, verfällt in eine Geld strafe, die wegen jedes einzelnen Loses, Loksanieils oder Ein- -atzes auf 50 lös .100 Mk festzusetze» ist. Auch Klassen- und deillosc gellen als lelbständige Lose >m Sinne dieftr Beilimmung. Bezieht iich die strafbare Handlung nicht auf eine bestimmte An zahl von Losen, so tritt Geldstra'e von 50 bis 1500 Mk. ein d 8. Wer eine der bezeichnet?!: Handlungen als Mittelsperson be fördert. wird mit Geldstrafe von 50 bis 1500 Mb bestraft - 1 Wer nach rechtskräftiger Vernrieiluna wegen einer der in ß-s 2 und 3 bezeichneten Handlungeii abermals eine dieser Hand- iilgen begeht, wird im >ralie der Zuwiderhandlung gegen ß 2 7löiatz I mit emer weae» jedes einzelnen Loses. Losanteils oder Einsatzes aut WO bis 600 Mk. sestzusetzendeil Geldstrafe. >m Falle er Z.uw derbanslung gegen H 2 Ab'atz 2 oder ?r 3 aber mit f'feid'lraie von 100 bis 1500 Mk bestraft. Jeder scriiere Rück- -fti zie.ik n> den Fälle» des fr 2 Ab'atz 1 eme iveaen fedes nzelnen Lotes, Losanie.ls oder Einsatzes auf 300 bis 1500 Mk 'eiizusetzende «^eldstraie. in den ,lallen des H 2 Absatz '2 und 3 aber Geldstrafe von 300 bis 15'.>1 Mk nach 'ich. ^ 5. Die Perö'temlichung ccr Gewinnre'uliate von Lotterien der bezeich- ncien Art durch Aushängen. AuSlegen oder Abdruck m den iw Koniareich Sachsen, erscheinenden Zeitungen wird mit Geldstraft b;s 50 Mk. bestraft. H 6. Den in § 1 bezeichnten Lotterien nd außerhalb Sachsens öffentlich ocranftaltcle und nicht mit Genehmigung des M nifter:ums des Innern in Sachsen zuge la'sene Ausspielungen beweglicher oder unbeweglicher Sachen gleich ,u achten. — In der Begründung des Gesetzentwurfes heitzt es ln beiden Kammern :s: auf den mangelhaften gesetzlichen schütz blngeuftesen worden, den die sächsi'che LandeSioiterie gegenüber außersächsischen Konkurreu.zunterilehmungeii genießt. Insbeson. Sero hat man es als einen unhaltbaren Zustand bezeichnet, daß Personen, di? Loft der sächsischen Landeslotteric nach außer- 'ächiiichen Gebieten vertreiben, oder außerhalb Sachsens solche Lose spielen, nach oen hierüber erlassenen besonderen Straf gesetzen der Nachbarstaaten in Strafe genommen werden, während andererseits das sächsische Staatsgebiet durch auswärtige Kollet- ieure mit unbestellt gesendeten Oiftrien zum Spielen >n außer- lächsischen Siaaislotienen geradezu überschwemmt werde, ohne daß eine gesetzliche lügltchkeit bestehe, hiergegen strairechtlich einzv schreiten Diese Klagen sind begründet T>e nahezu unbeschränkt'' Zulassung des Vertriebs fremder Lose im hiesigen Staatsgebiete kann aber dem Interesse der sächsischen Lanoeslotterft um so mehr abträglich werden, als die auswärtigen .Kollekteure in ihren Anpreiiungeu häutig mit Hilft ungenauer oder unzutreffender und selbst gänzlich unwahrer Angaben das Publikum glauben zu machen oer'uchen. daß die von ihnen empfohlenen Lotterien rück- sichtlich der Zweckmäßigkeit ihrer Einrichtungen und der Gewinn- auSi'chten der sächsischen Landeslolkerft überlegen seien. Durch in solches Verfahren werden bei dem Publikum, das nicht in ver Lage "ft. die Angaben der Kollekteure.nacbzuprufen, leich' rrige Anschauungen erweckt, die, wenn sie in weitere Kreise drin- zeu. dem Aniehcn umerer Lotterie und der Absatzsähigkeit ihrer eoie nachteilig werden können. Die erwähnten Echwierigkeiftii lallen sich auf zweierlei Weift bekämpfe». Einerseits kann da nach gestrebt werden durch Aushebung aller das Spielen in aus wärtigen Lotterien und den Vertrieb ibrer Lose mit Straft be drohenden Landesgesetze für alle deutsche Ltoatslottcrien eine „Freizügigkeit" einzvsühren Diesem Wege würde, wenn und obald er gangbar wäre, unbedingt der Vorzug zu geben sein: denn von einer solchen Freizügigkeit wäre nicht nur als nächster Ersolg die Entlastung Sachsens von dem übermäßigen Zudrange der Lose solcher deutscher GtaatLlotterien »u gewärtigen, die in de» anderen Bundetstoaten. mit AnSnabme ihrer Heimat«, staalen, verboten sind, sondern «- würde auch die Ireijügiakeit al« weiteren schätzbaren Vorteil die Aufhebung bejiehrnUich die Vermeidung de« Erlasse« solcher LandeSstrasaesetze mit sich bringen, die vermöge ihrer notwendig rein si«kauschen Tendenz mancherlei nicht unerhebliche» Bedenken unterliegen. S« liegt auf der Hand, daß Bestrebungen zur Erlangung einer >olchen Jreijilaigseit au-sichlSlo« sein müssen, solange mcht der größte eine Lotterie unterhaltend« Bunde«staat Preußen sein, Mit- rechnen. Aber auch bezüglich de« anderen Weges, den einer Lotteriegemcinschast der Bundesstaaten, hat sich di« Preußische Regierung ablehnend verhalten Auch soll nicht unerwähnt bleiben, daß die Einführung dieser Strafbestimmung eurem lebhaften Wunsche der Kollekteurschaft der sächsischen Londeslotterie ent spricht, die sich durch das nach ihren Beobachtungen in Sachsen in sehr großem Umfang« betriebene Spiel in au»wärtigea Lotte- rien benachleiligt fühlt und wegen tunlichster Abhilfe dringend vorstellig geworden ist. WaS aber die Lotteriespicler selbst an- langt, so erleiden sie dadurch, daß sie ausschließlich aus die fächsi- sche Landeslotterie verwiesen werden, gewiß keinen Schaden, da unsere Lotterie, wie entgegen den zu Reklamezwecken vielfach ver- breiteten Angaben außersächsilcher Lotterieverwaltungen ohne Neberhebung behauptet werden darf, vermöge ihrer vorzüglichen Organisation, und insbesondere hinsichtlich der Gewinnausfichten für die Spieler allen anderen deutschen Staatslolterien eben bürtig, vielen von ihnen aber sogar überlegen ist. — Die Vorgänge in der säreltagS-Sitzuna der Zweiten Kammer anläßlich der Wahlen zu den Deputationen habe» einiges Aussehen hervvrgerufen. Die Ursache, daß diese Wahlen nicht glatt abgewickelk iverden konnten, war Herl Handelskammer- Syndikus Schulze der bei der diesjährigen Londragswabl als Rattonalliberaler radikaler Richtung im 1 Landtagswahlkreise Dresden-Altstadt gewählt wurde Die konservative Irakiion lehnte eS ab, wegen der unbewiesenen Beschuldigungen, die in den Wahl- ausruten zur Betreibung der Kandidatur des Dresdner Handels- kammer-Syndikus enthalten waren, Herrn Schulze zum Deputa- tionsmitgliede zu wähle». Die nationallrberale Fraktion wollte aber Herr» Schulze nicht fallen lallen. Es kam daher zu kleinen Rechliiigen und zu den Erklärungen, welch« die FraMonsvo» sitzenden im Aufträge ihrer Partei abaaben. Die am Freitag züm Austrag gelangte Meinungsverschiedenheit zwischen Kon- servaiiven uns Nationalliberalen hat folgende Vorgeschichte: Die Wahlaufrufe, die sür Herrn Schulze im September d I. er- lassen wurden, ench elte» gegen die Landtagsmehrheit heftige An griffe, welch« die Grenzen einer sackitichen und berechtigten Kritik wett überschritten. Der „unabhängige Ausschuß" sür die Wahl des Herr» Schulze erhob u. a. die nachstehenden schtveren An klagen : Die konservative Fraktion stehe ganz unter großstadtseind- lichem, rückschrittlich-agrarischem Einfluß, die rückschrittliche, ein- festig agrarische Landtagsmehrheit sei zu einer Art Rebenregierung ausgeartet: tie allein sei verantworllich für die Verschlechterung der einst blühenden Staaisfinanzen: sie lx>be zu zahlreichen erlraalosen, Sonberinteressen dienenden Bahnen gedrängt und sür lanowirt- schaftlich« Waren Beförderung unter Selbstkosten durchgejetzt-, sie habe ferner trotz schlechtester Finanzlage Millionen für Aus gaben bewilligt, die sich mindestens aist bessere Zeiten verschieben siebe», an Unrechter Stelle aber kleinlich gespart: endlich wolle sie in der Ersten Kammer auch in Zukunft nur vieLandwirtschast vertreten haben und widersetze sich infolgedessen ,eber Reform dieserKörperschaft. Diese Beschuldigungen gegen die Landtagsmehrhest wurden natur- gemäß in den Sitzungen der konservativen Fraktion zur Sprache gebracht. Man wies sie, als der Wahrheit nicht entsprechend, mit Entrüstung zurück. Die Meinung war allgemein, daß eine Partei, die stets Ehrlichkeit sür die beste Politik gehalten habe, iich nicht Dinge nachsagen lassen dürfe, die es jedem Vaterlands- freunde unnwglich machen würden, noch länger in ihren Reihen auszuhalten. Es erregte deshalb großes Befremden bei der kon- servativen Fraktion, als man ihr von natwnalliberalcr Seite zumntete, Herrn Schulze zu einem Sitze in einer Deputation zu verhelft». Anfänglich bestand bei der konservativen Fraktion auch Neigung, Herrn Stadirctt Dr Vogel von der Lifte der zu wählenden Deputationsinitglieder zu streichen Herr Dr. Vogel gab aber die schriftliche Erklärung ab, daß er dem Wahlausschüsse, der für Herrn Schulze arbeitete, nie angehörte Er habe nur die Wahl des Herrn Schulze unterstützt und seine Unterschrift ohne Kenntnis des Wortlautes des Wahlaufrufes gegeben. Erst durch die Zeitungen sei ihm dessen Inhalt bekannt geworden Diese Erklärung ist besonders wichtig, da aus ihr hervorgeht, daß man selbst in nationalliberalen Krellen nicht mit der Art und Weift einverstanden ist. in welcher die Wahl des Herrn Schulze betrieben wurde — Unbeschadet dieser Reibungen herrscht bis heut- uvst'cken den Leitungen der beiden Kammersraktionen das beste Einvernehmen, wenn auch innerhalb der nationalliberalen Partei die nach links drängende Richtung Verstärkung erfahren hat. — wurde doch bei der letzten Vorstandswabl der reckst- stehende Abgeordnete Schieck nur mit 11 gegen 9 Stimmen, die der mehr links stehende Abgeordnete Dr. Vogel erhielt, zum Vor sitzenden der Fraktion gewählt. — Im ordentlichen Etat findet sich in Kap. 77 Tit. 1k eine Forderung von 267.500 Mk. sur einmalige außergewöhnliche Ausgaben zu Gunsten der B e rg a ka dc m i e zu Freiberg ein- gestellt Aus der hierzu gegebenen Begründung sind folgende be merkenswerte Ausstibrungen bcrvorznheben: Der Weltruf, dessen sich die älteste technische Hochschule Deutschlands seit 137 Iabren erfteut und den sie u'chr nur ihrer Lage. Verfassung und Ge schichte, sonder» vor allen Dingen ihre» Lehrkräften und Samm lungen verdankt, bot bis auf den heutiaen Tng zueenommen. Ihn auch für die Zukunft trotz der allmählich eintretenden Verände rung in de» Verhältnissen womöglich dauernd zu erhalten, liegt im Interesse des Landes. Denn der niedergehende Silberberg bau. dessen Blüte die Bergakademie ins Leben rftf, bildet schon seit längerer Zest nur noch einen verschwindend kleinen Teil der 'ächsischen Montanindustrie und wird durch den blühenden Kohlen bergbau in den nächsten Jahrzehnten reichlich ersetzt werden Handel und Gewerbe werden un Königreich« Sachsen stets An teil an den montanistischen Interessen behalten, und sür unsere bochenstv ckelte Eisen- und Metallindustrie bleibt di« Fortbildung der aut keiner anderen sächsischen Hochschule gevfleeten metallur gischen Wissenschaften immer wichtig. Der Besuch der Berg akademie hat sich in den letzten 30 Jahren von den Ergebnissen des Freiberger Erzbergbaues unabhängig gemacht. Im Jahre 1872 betrug die Zahl der Sachsen 10. anderer Deutscher 12 undcher Ausländer 54, zusammen 76: 1902 waren 71 Sachsen, 119 andere Ttutt'chc und 294 Ausländer, insgesamt 187 stud'erende vor handen Läßt mau o>e Ausländer, welche durch Extrabeiträge f'eu Zuschußbedarf vermindern und zur Erhaltung tüchtiaer Lehr- kräftc ivesentlich beitragen, als einen unberechenbaren Faktor außer Betracht, so ergibt sich, daß in den letzten Jahren die Zahl der Deutschen und auch die der Sachsen fortgesetzt gestiegen, »väh rend der Wert des Ausbringens vom Freiberger Erzbergbau konstant geftlleu ist. 'Diese Wahrnehmung berechtigt zu der An- nähme, daß das Bedürsills nach einer wissenschaftlichen Aus bildung, w>e sie von der Bergakademie geboten wird, und die Freauenz dieser Hochschule auch bei gänzlicher Einstellung deS Frcibereer Bergbaues nicht Nachlassen wird Deshalb bronckst ftir diese» Fall auch nicht an eine Verlegung der Bergakademie gedacht zu werden, die der Staatskasse viel erheblichere Ovft'. auferlegen und schließlich doch einer völligen Aufhebung nahckoinmen würde. Tenn nbgcsehen von den schweren Nachteile», die damit der Tladtgemeinve Jreibcvg zugefügt iverden würden, ist auch der Ruf der Bergakademie mit lhrem Sitze und den eigenartigen Verhältnissen, die sich in F-reiberg histo risch enlw'ckelt haben, untrennbar verbunden. Muß man hier- nach die Bergakademie sür absehbare Zukunft m Frciberg lasse» und fortgesetzt als ein notwend'ges Glied in der Kette der sächsischen Hochichulen betrachten, so dark man ihr auch nicht die vercheiafsweiie geringen Mittel vorcntbalten. die erforderlick sind, da»» diese berühmte Anstalt zeitgemäß fortaebildet und nicht von ihren Konkurrentinnen überflügelt werde Die unablässigen Fort- ichritte der Wissenschaft und Technik erzeugen hier, wi- überall, fortwährend neue Spezialfächer, die sich von den alten obzwe gen, und erheischen immer mehr Raum, um experimentelle Unter suchungen und Anleitungen ans diesen Gebieten vornehmen und das ständig anschwellende Material der Sammlungen in Ordnung und zugänglich erhalten zu können. Ein Vergleich der geringen Summen, welche in den letzten Jahrzehnten bei der Bergakademie für vteje Zwecke verwendet worben find, mit den erbeblichen ä gaben, di« de» übrigen sächsischen Hochschulen erst kürzlich Neu- Um- und Lrw«i,taunL»dautm bewilligt wurden, läßt Nach folung de« hier diSlano Versäumten so dringlich er che,,..„ 7aß ich die Regierung trotz der mißlichen Jinai^lage sür veil sticktet hält, diese Forderung angelegentlich zur Bewilligung zu m-sehle», zumal im Fall« der Annahme dir Arbeit in den neuen sür diese Zwecke verwendet worden sind, mit den eicheblichen Aus- .. ... .. ^ die -_-i - -M»"»- pstnt emps Räumen mit den neue« Lehrmitteln ohnehin nicht vor dem Jahr 190k ausgenommen werden kann. Während nun in den vorher- gebende» drei ginanzperioden unter den entsprechenden Titelnde« außerordentlichen Etats für die Universität zu Leipzig, sür die Technische Hochschule, für die Tierärztliche Hochschule und sür die Kiinstgewerbeschulc zu Dresden im ganzen über 13 Millionen Mark bewilligt worden sind, ist für die Bergakademie zum letzte» Male >m außerordentlichen Etat für 1855/57 die Summe von 65100 Mk. und seitdem in den Jinanzperioden 1868/69, 1871/75 1880/8l, 1886/87, 1898/V9 und ISOO/Ol zusammen die Summe von 2H S50 Mk. für einmalige transitorische Baukosten über de» kaufend««, oeraleichsweise ebenfalls sehr geringsüglgen Zuschuß hinaus verwendet worden, sodnß im ganzen in einem Zeiträume von 49 Jahren sabgesehen von den laufenden Unlerhaltuiiaskosie»! sür Bauten nur 280 350 Mk. auSgegeben worden sind Auch die übrigen Bergakademien Deutschlands >Beriin, Elausthal und die Berg- und Hüttenmännische Abteilung der Tectpstsckcn Hochschule zu Aachens haben in den letzten Jahren gewaltige Anstrengungen gemacht und diel erheblichere Summe» als die hier geforderte ver- braucht, um den ständig wachsenden Anforderungen der unaushali- sam fortschreitende» Wissenschaften durch neuere Lehrräume und Lehrmittel gerecht zu werden. - Nachdem die Untestaaen zur Zählung der Arbeits losen in Form von Fragekarten lur seden einzelnen nach den Tteurrbau-ilsten innerbalb de« Gemelndebezi-k» Diesden lein- lchlleßltch der Vororte! wohnhaften ArbeliSlolen gefertigt sind, beginnt die eigentliche Zäblung durch Beamte de« diesigen statisti schen Amtes Diele Atveit ist in vielem Iakre gegen frvbeie in- solae der Anfang diese» JahieS statigedabte» Einverleibungen von vielen Vorort«» ganz bedeutend erweitert worden, zumal in den meisten Vororten dle Zahl der Arbeitslosen gegen daS vormalige Stadtgebiet Dresden eine bedeutend großeie ist. Auch die Aus gaben werden in dlelem Iobre durch dir Statistik eine Vermcimuig ersah,e». Dle Statistik soll eine sehr aewisseiihustr werden. Außer Namen. Wodnung, Berus. Alter, Mietzins wird noch Auslunit über den letzten Arbeitgeber, die Dauer des letzten ArbeitsveMIt- nisies. dle Anzahl der Angehörigen, Kinder u»v verlangt, ferner soll a»ch mit srstgrstellt werden, in ivie viel Famiilen die Ede srauen erwerbstätig sind Soweit sich schon fetzt übeileben läßt, ist eine nennenswerte allgemeine Veiiniiideruiig der Arbeitslosen gegen da« Voriahr nicht eingetietr» — Nächsten Sonnabend findet vor dem hiesigen Schwur gericht die Verhandlung gegen den hiesigen FrauenarztDr. med. Planer statt, der gegen Ende vorvergangener Woche wegen dringenden Verdachts des Meineids verhaftet wurde. Der Anklaae dürsten folgende Vorgänge zugrunde liegen: Tr. Planer behanvclie vor längerer Zeit in seiner Eigenschaft als Orts- krankenkassenarzt die Ehefrau eine« hiesigen Handelsmanns B., und hierbei soll Dr. Planer zu seiner Patientin in verbotene Beziehungen getreten sein. Der Ehemann der Patientin hat gegen Dr. Planer aus diesem Grunde mehrfach Anzeigen er stattet, aber Dr Planer hat hieraus mit einer Klage wegen Be« leidigung und einer Anzeige wegen Erpressung geantwortet. Wegen letzterer fand auch am 16. April 1902 Verhandlung vor dem hiesigen Landgericht statt und B. wurde wegen Erprefsung zu 2 Jahren Gefängnis und 5 Jahren Ehrverlust verurteilt, namentlich weil Dr. Planer eidlich versicherte, daß der gegen ihn von dem Ehemann gehegte Verdacht in keiner Weise begründet sei. Bereits während der damaligen Verhandlung hat der Ver- leidiger des Angeklagten B. rückhaltlos seiner Vermutung Aus- drucksaeaeben, daß Dr. Planer einen Meineid geschworen habe, und B. bat auch während seines Aufenthalts im Gefängnis un ablässig daran weiter gearbeitet, den Beweis sür den Meineid Dr. Planers zu erbringen. Die Verdachtsmomente hierfür haben sich in letzter Zeit derart gehäuft, daß B. nach einer Ver büßung seiner Strafe von mehr als einem Jahre aus dem Ge fängnis entlassen worden ist. — Zur Saalinhaberbewegung in Sachsen wird uns mitgeteilt, daß sür den Bereich der Amtshauptmann- Ichafi Meißen am 17. November, mittags 1 Uhr, in der „Gol denen Sonne" zu Meißen, sowie sür die Saalbetiiebe innerhalb der Amtshauptmannschaft Großenhain Donnerstag, den 19. Ro- vember d. I.. nachmittags 3 Uhr, im Gesellschaftsyause zu Gro ßenhain Versammlungen stattsinden. — Das vor einiger Zeit vor dem Doptzelportal auf der West seite der Evangelischen Hof- und «sophienkirche aus gestellte sechs Etagen hohe Baugerüst ist gestern wieder abge brochen worden. Die große Rosette über dem Haupteingangc hafte in einigen Teilen durch Witterungs-Einflüsse Beschädigungen erlitten, die fetzt durch Erneuerung der fraglichen Stellen beseitig! worden sind. Gleichzeitig ist auch h er der sonstige Zierrat de: gotischen Schmucktiirmchen. die Spitzen. Kreuzblumen usw., einer eingehenden Untersuchung und Befestigung unterzogen worden Dadurch dürfte ein ähnlicher Vorgang, wie er sich Mitte Oktober ereignete. >vo an einem Sonntag Vormittag ein Sandsteinstück deS Schmuckes sich loslöste und herabiiel, kaum eine Wiederholung erfahren Zum Zwecke besseren Hcrvorlretens der plastischen Ausschmückung des Gotteshauses wäre eine durchgreifende Reini gung der Fassaden durch Abwaschen des anhaftenden Rußes sehr wünschenswert. — Die iett einer laimen Reihe von Jahren bestehende B c aräbniSkasle der -städtlicken Feuerwehr hielt ani Freitag abend im „Ttvvlt" daS aus Konzert und Ball beklebende Jadrrsoeianilgen ab. an dem olS Ediengäste die Heuen Dezernent deS städtischen Feiierwebramts, Slabtrot Leistem.,»», Direktor der Aarnllon-Feuerwehr Mnior Meißner. Branddirektor Langer. Blondniestier Henmann und Mitimanir :c. tciluabmen. Die iich iortschrelteiider Eiiiwickiung erstellende Begräbniskasie entstand bei orr Umwandlung der Freiwilligen Feuriwebr Dresdens in eine Beiuisieurtwebr und umlcbließt die in andere Beamte,»lellungen ubergegatigenen früheren Wetulrute, daher ist ihr Mitgliedeikreis ein ziemlich erweiterter. Zahlreiche Deputationen von auswärtigen Wehlen waren zu dem Feste erschienen Einer der Begründer des BeieinS, Herr Pfeifer, hielt dir Begrüßungsansprache, die er in ein begeistertes Hoch aus den Protektor der'ächsischen Feuerwehren. König Georg, nusklingen ließ, dessen Büste uimstlen ftiichei Blattpflanzen nufgestellt war. Das von Martin Hölzels Herren gesellschaft ausgesiibrte Konzert bestand ans ernsten Lirderuoiirägen, humoristischen Gelängen und einer komischen Ensemble-Szene, in aer alle acht Perionen der Gesellschaft mitwlrktrn. Die Darbie tungen fanden den Beifall der Je»veriamnil>ii>g. die von echt kameradschaftlichem Geiste beseelt war. Nach den Borträgen folgte cln Ball — Sein viertes S t i f t n n g sf e st feierte am Freitag abend im großen Keglerheimsaale der hiesige Damen-Steno- gravhenverein „G o b e I s b e r ä e r", der gegenwärtig über die stattliche Zahl von gegen 200 Mitgliedern verfügt. Unter den Ehrengästen bemerkte man den Vorstand des Königl. Steno graphischen Instituts Herrn Regierunasrat Pros. Dr. Clemens nebst verschiedenen anderen Herren dieieS Institut«, sowie zahl reiche Vertreter bczw Mitglieder von Brudervereinen. Das genußreiche Proaramm wurde eingelestet mit der Ouvertüre zu „Figaros Hochzeit" und dem Kremserschen „Dankgebet", ge- spielt von Mitgliedern der Kapelle deS 177. Insanterie-Regi- ment« Hierauf ging ein sinnige« Festspiel in Szene, das ui vier Bildern einen Herold. „Die Kunst". „Die Wissenschaft" und eine Stenograpkie.Iüngerin in begeisterten und begeisternden Worten und Liedern die Kunst Äabclsbcrger« feiern ließ. Das Gedicht endete in einer Huldigung des Erfinder« der deutschen Redczeichenkunst: die Büste deS Meisters, um die sich die Damen deS Verein-, die Bühne füllend, künstlerisch wirkungsvoll mit mehreren kleinen Mädchen im Vordergrund« gruppiert hatten, wurde mit dem Lorbeer der Unsterblichkeit gekrönt. Um die Darstellung machte sich vor allem die Königl. Preuh. Hofschau- Ipielerin Frl Rau als Herold hochverdient. Die anderen Rollen l..D" Kunst". Frl Haas. „Tie Wissenschaft": Frl. Rahnftld: „Iüngerin". Frl Wakczvnskas lagen gleichfall« in guten Hän- den Alle Darstellerinnen sind Mitglieder deS Vereins. Nach ttnigen weiteren Konzertstücken kam der dreiaktige Schwank „Niobe" von W Blumenthal zur Ausführung, der infolge des flotten Spiels und der intelligenten Auffassung der Rollen seine zündende Wirkung nicht verfehlte Auch hier stand Frl. Rau al« Tragrrm der Titelrolle im Brennpunkte deS Interesse«, da- nebe» trugen namentftch Herr Binder vom Bruderverein,Fray