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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 09.11.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19271109013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927110901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927110901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-11
- Tag 1927-11-09
-
Monat
1927-11
-
Jahr
1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 09.11.1927
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Ar. S2S Seit- S „L/» OVvIlE» ^TUCYTATyR^II MM^ch. s. X»-«»« l«r Aus Dresdens Lichtspielhäusern. Fünsztg Sichre „vol-euer Stiesel-. Wenn man vom Großen Garten -er ober au» der Htreb- lener Genen» ostwärt» wandert, so taucht tu der Fern«, zwilchen Leubnitz und Torna, bald der langgestreckte Feld- rücken des Psasfruberges aus und aus seiner Höhe, in- mitten alter Linden, ein sreundliche» Häuschen, die wohl, bekannte Gastwirtschaft »Zum goldenen Stiesel". Sie blickt Heuer im November aus rin halbe» Jahrhundert ihres Bestehens zurück. Ter Name ist tedoch viel älter. Er weist zurück aus die alte, aus dem Reihclchank hervorgegangene Schanke zu Torna. Diese befand sich in dem kleine» Anwesen, daö rechts vom Tornaer Fußwege, kurz vor dessen Einmündung in die Dorfstraße, heute noch steht. Hier übte seit l8l5 der Schuhmachermeister Kotte das auf dem Grundstück ruhende Schankrechi aus. Die kleine gemütliche Dorfwirtschaft er neute sich schon zu Kottes Zeit großer Beliebtheit und regen Besuchs auch der Dresdner, sür die damals der Fußmarsch ».ich Torna schon eine recht ansehnliche Landpartie bedeutete, linier anderem verkehrte dort um die Mitte des vorigen Jahr» Hunderts eine lustige Jagdgesellschaft von Dresdner Herren. auS deren Kreis im Jahre 1850 der launige Einsall kam. dem Stammlokal, mit scherzhafter Anspielung auf den Schusterberus des Wirtes, de» Namen „Zum goldenen Stiesel" beiznlegen. Der Bater des Gedankens soll ein ge wisser Hoch gewesen sei», der damalige Inhaber der Nestau- ralto» am Großen Garten, die jetzt zum Zoologischen Garten gehört. Am Geburtstage Bater KotteS überreichte man ihm feierlich ein schon gemaltes Firmenschild mit der Inschrift: ..Restauration zum goldenen Stiesel" und mit dem vergoldeten Siielelbildnis in der Mitte. 18lÄ starb Kotte. Die Gastwirtschaft übernahm lein Schwiegersohn Schmidt, der bis 1877 im alten Hause daS Gescl>äft fortsührte, dann aber den jetzigen Bau aus der Höbe des PsasfenbergeS errichtete und hier im November 1 877 unter der alte» Bezeichnung „Zum goldenen Stiesel" den Schankbetrieb neu eröffnet«. Am 1. Juli 1879 er warb dann das Grundstück Ernst Wilhelm <1 l i m p e l und be wirtschaftete eS. seit 1890 in Gemeinschaft mit seiner Gattin, bis zu seinem Tode im Jahre I8!>8. Frau Anna Hl l i m p e I aber, die säst Siebzigjährige, schallet und waltet heute noch rüstig und rührig und führt die Wirtschaft im guten Geiste der alten Zeit fort. Ihr vor allem ist das Gedeihen und die seit Jahrzehnten unvermin derte Beliebtheit des „Goldenen Stiesels" zuznschreiben. Bor fünfundzwanzig Jahren, am 12. November l 0 02. konnte sie die B i e r t e l j a h r h u n d e r t s e i e r im Kreise zahl reicher Freunde des Hauses, von denen manche noch heute zu den ständigen Besuchern zählt, begehen. An demselben Tage wird in diesem Jahre nun des 5 tl jährigen Be- st e h e n s in schlichtester Form feiernd gedacht werden. Äeilquellenboftrung auf dem Melstr.» Kirsch Au unserem Artikel in Nr. 521 <0. Nvv. 19271 schreibt unS die Firma August B o r r in a n n hier: Die Bersuchsbohruug ist im Einverständnis mit der Moor, und Kurbad-A.-G. von vornherein als .Kernbohrung vorgesehen und ausgeführt worden, um zunächst festzustellen ob die Angaben der Wünschelrntcnforscher zutressen Die Bohrung ist planmäßig in 40 Arbeitstagen ohne lebe Schwierigkeit in hartem Granit bis zur Tiefe von »0 Meter niedelgebrachr worden mit einem Durchmesser von 105 bis 8v Millimeter. Es ist keine Bohrkrone w r g g e b r o ch e ». Die Bohrung war ein Erfolg der Wünschelrutensorscher insofern, als das Mineral wasser unter Absperrung des Oberwassers artesisch gespannt! bis 1,50 Meter unter Tage hoch kam und aus diesem Bohr loch bereits viele Wasserproben zu Trink- und Untennchungö- ,zwecken entnommen worden sind. Das Borhandensein der Quelle ist also ducch die Bersuchsbohruug bereits sestgestellt Ferner eihutteu wir von Herrn Geh. Tanitätsrat Dr. Bach sBab Elskeri, der sich zurzeit als Kurgast auf dem Weiften Hirlch uufhält. folgende Zuschrift: Der Bericht Ser „Dresdner Nachrichten" vom 8. d. M. über die Bohrungen aus dem Weißen Hirsch, die anscheinend zu großen Hoffnungen berechtigen, beweist wieder einmal, daß der Prophet nichts gilt in seinem Baterlande. Nach diesem Bericht liegt die Bermutung nahe, daß nur den Untersuchun gen des bekannten Wünschelrutengängers Herrn v. Groeve die Auffindung einer Mineralquelle auf dem Weiße» Hirsch zu verdanken ist. Es ist aber aktenmäßig sei'tgclcgt. daß die Bohrung nach seinen Angaben kein befriedigendes Ergebnis harte und daß deshalb jetzt an einer Stelle gebohrt wird, die von der ebenfalls bekannten Wüm'chelrutengängcrin Frau Dr. Hedwig Th. Winzer. Dresden-A. 20. Mockritzer Straße 6. 2., gefunden wurde. Frau Winzer ist nach dem Urteil von Fachleuten außerordentlich rutenempsiudlich. Ihre Quellfunde aus dem Weißen Hirsch wurden von dem Wünschel rutengänger. Herr» Stadtbaurat Hasse, Aue i. Erzg., und vom Borsitzenden des internationalen Vereins der Wünschel- ruteniorscher, Herrn Dr. Paul Bener, Berlin, begutachtet und als richtig bezeichnet. Wenn also der Weiße Hirsch durch eine Mineralquelle bereichert wird, gebührt ibr daö Berdienst, die Quelle und das Bohrloch bestimmt zu haben, was ihr auch von Herrn Tr. Wege, Weißer Hirsch, und anderen zuständige» Herren schriftlich und mündlich bestätigt wurde. Es dürste deshalb für alle Beteiligten von Wert sein, dielen akten- mäßigen Sachverhalt hier klarzustellcn, nachdem diese Boh rungen in die Lefsentlichkeit gedrungen sind. Die moderne Frau und das Vaterland. Zeutrum-Ltchtspiele lSrrstraß« 1». von vackfftch» Lew und Freud, aber auch von der Verpflichtung der Etter» und Erzieher, die jungen weiblichen Menschenkinder in ihrer gefährlichsten Entwicklung»»«»« mit ganz brlouderer Lieb« zu umhegen, redet der jetzt abroilenbe Film »Hü her« Töchter" von Han» Zerlett und R. Rtllo. Dt« ltljährige Maria Hartung ist nicht in der glücklichen Lage, im Elternhaus die rechte Liebe für ihr übervolle» Her» zu linden. Der Bater hat zum zweiten Male geheiratet, und um sein neue» Glück ungestört zu genießen, muß sein Töchterchen au» dem Hause in eine Pension für „höhere Töchter". In der neuen, liebeleere» Umgebung wird von Maria zunächst der Literaturlehrer, dann aber — und erst recht — der ältere Bruder ihrer einzigen PensionSsreunbt» Moli» angcschwärmt, und während der Ferien, die Maria aus dem Gut von Molly» Eltern verbringt, vergißt sich da» haltlose junge Mädchen so weit, sich in ihrem LirbeSrausch dem jugendlichen Geliebten völlig hinzugeben. Aber das Geheimnis ihrer sträfliche» Liebe wird von einer gehässigen Mitpensionärin and Licht der Oesscutlichkeit gezerrt, und Maria soll aus dem Pensionat sortgejagt werden. In ihrer Bcrzweislung nimmt sie «ine starke Dosis Beroual, um sich zu vergifte», kann aber durch ärztliche» Eingriss noch gerettet werden, und der heißblütige junge Bersührer ist MaunS genug die Ehre der Geliebten durch de» Gang zum Slaudcsamtr wicderherzustcllen. Da Grete Mosheim die liebchungrige „höhere Tochter" und HanS Brausewetter den junge» Lothar v. Baddenkorss, ihren Liebhaber, mit echter Menschlichkeit umkleiden, und da im übrigen Künstler wie Paul Otto iLiteratnrlehreri, Margarete Lanner iPensionSvvrslehertnl, Margarete Stengritt iMollyj. Bala de LyS ider böse Geist im Pensionats und etliche andere vortrcstliclie Darsteller am Werke sind, so ist nnter N. LoewenbeinS Ncgic ein sehr beacht licher Film zustandegckommen. Besonder- hübsch sind die heiteren Bilder aus dem PenfionatSleben der munteren Back- fische gelungen, die getreue Spiegelungen des Lebens auS der Pubertätszeit des schöneren Geschlechts sind. W. Wlatkoff illustriert die Borgänge mit sehr gefälliger Orchcstcrmusik. — Im Nebenprogramm gibt'S außer der sehenswerten Opel- Wochenschau noch eine nicht gerade geistreiche, aber recht amüsante Groteske in zwei Akten: „Petrvleumhvchzeit". « Capitol lPrager Straßes. A b u M a r k ü b. JnS Deutsche überfetzl heißt das „Bater des Schuhes". Sv nennt der Araber in seiner blumenreichen Sprache den Schuhschnabel, storch, jenen seltenen und seltsamen Niescnvvgel mit »cm gro- testen schnhsörmigen Schnabel, der vereinzelt und säst unnah bar sür Menschen im Sumpsgebiet um den Blauen Nil herum lebt. „Abu Marknb" so heißt ebenfalls der Film, der zurzeit im Eapilol laust und von dem bekannten schwedischen Tiersvrscher Bengt Berg gedreht wurde. Bisher kannten wir Bengt Berg von seinem reizvollen Buch „Mein Freund, der Regenpfeifer". Ein Film? Gewiß, aber nur technisch gedacht! Denn dieser Film ist ja Beugt Berg selbst und sein allerpersönlichstcs Er- leben. Der Schwede spricht zu diesen lebenden Bildern mit fast dichterischem Einfühlungsvermögen in die deutsche Sprache und mit. man möchte fast sagen persönlichen Bemerkungen z» seinen so schwer erreichbaren „Darstellern". Also ein Vortrag mit Film? Weit gefehlt! Der StimmungSreiz der Aufnahmen, die Lebendigkeit der Worte verschmelzen zu einer ganz starke» Gesamtwirkung. Afrika selb,', ist da. ist im Auge, klingt im Ohr, uni seinen Savannen und seinen Palmen. Der Nil ist da mit seinen treibende» Inseln und seinen MoSkiivsümpsen. Aber lebenstrotzendes Afrika! Man sicht Negerdörscr, Schwarze, aber mehr alS Umrahm»»!,. Bor allem lebt in allen diesen schönen Bilder» das Tier! Da ist der Wasserlänscr aus der Schlamwkiank den der Forscher als Zugvogel aus der Heimat wiedcrerkennt der Pelikan, der Reiher, der Kranich. Dort ivieder räkeln sich Krokodile, faul wie Baumstämme ans einer Uferbank, liier schwimmen Nilpferde, huschen Assen vorbei und stolziert schließlich . . . Aku Marküb, der menschen scheue ""b Riescnstorch daher, erstaunlich nahe von der Kamera sestgehaltc»: bald ist er in schwersälliaem Fluge, bald neugierig, bald beim Verschlingen eines Fische? sestgehalten. Später Elefanten Elefanten. Elefanten! In phantastischer Zahl von der vvrsäbrlgen großen Ucbcrschwem- mnng ans ein enges Dschungclgcbiei ziUammengedrängt. Da stehen sie zu Herden beisammen mit den trivischen Ohren bewegungen. dort heben sie witternd und sichernd einen kleinen Wasd von Rüsieln. Oder sie trotten herdcnwcise dahin, und ihre Stoßräbne blinken im flimmernden Sonnenglast. Ja ein altes Leittier, eine Kuh, versucht mit erhobenem Rüsiel und brcitgestellten Obren einen Angriff aus die Knrbel- kamera, dem der Forscher knapp genug entging. Das alles lebt in vräck'iigen klaren Bilderst ans fast greifbarer Nähe. Jedes Wort des Schweden überstrahlt iiclstc Liebe zum Tier. ..Abu Marküb", der Name ieneS fremdartigen, scheuen Vogels schmilzt mit den Worten Bengt Berns zu dem Begriff Nkrlka zusammen und zu einem lebensvollen Kunstwerk aus Wort und Bild. daS von seltsamen Menschen und Geschönten und von ferne» Landschaften voll phantastischer Schönheit träumen läßt. Kammcr-LichUnieke. „Die A u S a e st o ß e n e n." DaS edle Borrecht der Dichter und Denker, Vorkämpfer sür Ideen »nd Streiter sür Unschnldiac zu sein, mache» sich auch einige Filmleuie zur Pflicht, so Lamprecht und hier K v s s l e r. In seinem Film empfiehlt er die AiiSacstoßcnen, daS sind die Kinder derjenigen, die mit dem Gesetz in Konslikt gekommen sind, unserer Lieb«. Ohne selbst schuldig »u sein, werben sic von der Gesellschaft geäcbtet. Diesen ernsten Stoff behandeln «utor und Regisseur entsprechend ernst, meist ohne unleidliche Zugeständnisse an den PublikumSgeschmack. Im Gegenteil, Berger tut in Symbolik eher etwa» zu viel. Der Hetdebauer Nadt, schon vorbestraft, hat einen anderen ntebergeschlagen. weil er seine Frau beleidigt«. Sich vor den Verfolgern »» retten, zündrt er die Heide an. Doch auch sein Hoi geht dabct in Flammen aus. und Nadt irr» mit Wrtb und Kind heimailvs umher, bi» er gefaßt und verurteilt wird. Maross, der menschenfreundlich« GesängniSdirektor, gibt Nadt» Stich unter sremdem Namen guten Leuten, während die Frau a» der Seite eine» neuen Gatten leider neuen Drmvttgunarii auSgesetzt wirb. Nadt schlägt bei einer Gelegenheit den Ge. sängniSdtrektor nieder und bricht au». Günther, Nadt» Sohn, ist »tudent der Medizin geworden Für dieJdeen Maross» sich, er ei» Duell auS, ivvsür ihn dessen Tochter Hilde aussucht, ihm zu danken. Seitdem lieben sie «tnanber. Später kommt Günther al» AnsialtSarzt an dasselbe Gefängnis, wo sein Duellacgner Direktor wurde. Die Feindschaft beider erhall neue Nahrung durch die Liebe, die beide zu Hilde fühlen, und der Gegner klärt Hilde über Günthers Vater aus, indem cr sie zum Wiedersehen Günthers mit seiner Mutter führt. Lange kämpst sie mit sich, aber Günthers menschlich« Größe führt sie endlich zu ihm zurück. — Hans Stüwe gibt erst prachtvoll den alten Nadt. dann männlich gesammelt dessen Sohn. Maly Del schaft spielt die junge und alte Mutter mit erstaunlichem Mut zum Altschmtnken. Kortner realistisch bis an die Grenze des Erlaubten. Gerventt an eine», schwarz gesoßten Monokel sich auötobend. Berger rill, deckte sür diesen Film die Heide bei Soltau, ließ daS Moor anbrennen und schuf so die große Brandszene des Anfangs. * Im Olympia-Theater wirb der neue Mady-Christians. Großsitm der Terra, „Heimweh", das Schicksal der Ber. triebenen, volle Häuser machen. DaS Grauen vor ber ent. fesselten Bestialität der russischen Revolution, die-in schatten- haften Bildern vvrüberhuscht, wird dazu ebenso beitragen, wie die schlichte, große Menschlichkeit der Gestalten der russischen Aristokratie, wie die opferwillige Treu« des ein- fachen Mannes aus dem Volke. Iwan, der Verwalter, von WilhelmDictcrl« mit dem schwermütigen Ernst seiner Züge und der Wucht seiner bezwingenden Erscheinung ver. körpert, rettet seinen Herrn, den Fürsten Trubezkoj, und Lydia, die Tochter, der er in hoffnungsloser Liebe verfallen, aus den Schrecken der Revolution nach Parts. Rettet die Tochter nach dem Tode des Vaters, des durch Betrüger gänz. ltch Verarmte» und daran Zugrundegehenden. durch aus. opfernde Arbeit und führt sie schließlich, als das Heimmeh in beiden übermächlig wird, zurück in die Heimat. Im arm. seligen Dorfwirtshaus wird Lydia, die von Anfang mibe, mußt den Wert des Treuen in sich getragen, sein Wcib. Keiner braucht sich zu schämen, dem die Bilder aus dem Leben der Emigranten in Paris, besonders die Vorstellung im russischen Theater, die Rückfahrt durch Deutschland, die Ueberschreitnng der Grenze, die einsame Wanderung durch die endlosen russischen Welten die Tränen in die Augen treibt. Nicht sentimentaler Aufputz, die schlichte Wahrhaftigkeit deö Lebens greisen unmittelbar ans Herz. Was Mady Christians als Lydia schauspielerisch dazu beiträgt, muß man gesehen haben, ui» es vvll zu würdigen. Unter den übrigen Figuren ragt besonders Ltvlo Pa van eilt als schwindet- Hafter Pvlenprinz hervor. Aber auch alle übrige» Rollen sind schlagkräftig besetzt. Ein Kabinettstück ist die Aufnahme des russischen Kabaretts „Der goldene Hahn". Bezeichnend ist, daß wir eS bei diesem Film wieder einmal mit einem frei erfundenen Manuskript von Max Glaß und nicht mit einer „Bearbeitung" zu tun haben. Originalarbeiten sind auch für das Kino das Gegebene und Wirksamste. Im Bei. Programm fesselt besonders der Bühner »Film: „Wie ein Briefumschlag entsteht", in ber Deulig-Woche die Manöver der furchtbare» amerikanischen Atlantikflotte und der Krcnz- chor in Holland. DaS Lustspiel: „Was tut man nicht aus Liebe" ergötzt vor allem durch eine meisterhafte Pferbcdrcssur »nd ein tolles Pvlvspiel. - » Fllrstenhos»Lichtspiele. „Ein Mädel au» dem Volke." Dieser in Dresden in Uraufführung heraus, gebrachte Film läuft in den Spuren, die ber „Förster- Christi" soviele Erfolge gebracht haben. Denn ein Kaiser nach dem Herzen des Volkes, Joses, und ein Mädel, frisch, naiv wie das Volk, die Schusterstochter Stasi, und die Liebe zwischen beiden und der endliche Verzicht aus Staatsräson: kein Herz hält dieses alles aus. es schluchzt in Wehmut und in Lust. Nach Aclniks Muster mit witzigen Arabesken aus- gestaltct, führt das BolkSstück nach einer bei den Wienern umlaufende» Anekdote bis zu hochgetürmten blldbramatischen Effekten und schließt mit fühlbarem Ruck als Rührstück. Die Szene im Weinkeller, die Ueberraschung des ungleichen Liebespaares im Pavillon durch die Hofgesellschaft und die Josef zudiktieric Prinzessin: das sind unter vielen anderen Szene» die besten. Mit dem alten Soldatenlied; „Soldat gehört zur Fahne" wird die einen Kaiser zuerst treffende Pflicht bedentungSrcich betont. Harry Ltedtke will das Publikum einmal im Monat wenigstens alS Kaiser lcken, und er „kaisert" sehr vornehm, lächelt herzbezwingenb, tollt jung-männlich. Tenia Desn! gibt der Stasi alle Blondhcst und Frische, deren sie fähig Ist, und eine Menge gutauS. gearbeiteter Charakterrollen steht obendrein im ausgezeich- neten. jugendfreien Film. Im Frauenklub 1910 sprach am Dienstag obcvd Fra» v. Stieglitz über die Einstellung der modernen Frau zum deutschen Baterlande. Die Rednerin legte zunächst zwei kraß gegensätzliche, sich bekämpfende Strömungen der Frauen dar: die hypermoderne Frau einerseits und das Wanderoogelmädel anderseits, und führte dann aus. daß das wahre Franenidcas in der Miite liege und stark beeinflußt sei von dem Nationalen. Nach gefühlsbetonender Darstellung denen, was wir uns unter „Vaterland" vorstellen, wendete sich die Redner!» gegen jede Verengung des DeuischiumsbegrifsS, wie sie z. B. in dem Wort vom „deulschcn Gott" liegt, wenn wir auch Gott nur aus unserem deutschen Wesen heraus be greifen können. Weiter wies die Redncrtn aus die enge Ver. bundcnßeii des Wesens der größten Deutschen mit dem Deutsch tum und dem Charakter der deutschen Landschast bin. To sind wir alle untrennbar mit dem Baterlande verbunden. Aus dieicr Erkenntnis leitete Frau v. Stieglitz die Auf gaben der Frau gegenüber dem Baterlande ab: Wir haben uns zu sehr an hie Not deS Nächsten gewöhnt: darum muß hier jeder eine nationale Aufgabe erfüllen, indem er Hilst und den die Klassen trennenden Haß bekämpft und überwindet. Da rrst heißt Dentich-sein. Aus dieser Linie tiea» auch die Ableh nung der Modetorheiten und des übermäßigen Sports, well es deutscher Anüassung entspricht, im Mniier-sein den höch sten Berus der Frau zu sehen. Welche großen Ausgaben hat weiter in diesem Sinne die Frau innerhalb des deutschen Hauses und in der Ehe! Die Verantwortung für die Familie muß sowohl in die Vergangenheit sFamilienforschnngt, wie in die Zukunft blicken, und die Betätigung für die Familie ist zugleich Dienst am Baterlande, aus dessen unerschöpflicher Tiefe unsere Kraft quillt. — Ausstellung: Gegen Kurpfuschertum. Die Ausstellung im Lichthos des Neuen Rathauses Dresden, die noch bis einschließlich 10. November geöffnet ist. erfreut sich in den weitesten Kreisen der Bevölkerung eines regen Zuspruchs. In den ersten beiden Tage» konnten annähernd 20000 Be sucher gezählt werden. Vereine, Gesellschaften und Schulen machen reichlich Gebrauch von den Führungen, die durch die AnssteNungsleitung sRuf 111174) vermittelt werden. Die Ausstellung ist auch an Sonn- und Feiertagen in der Zeit von 9 bis 9 Uhr geöffnet. Täglich ab 5 Uhr finden Führun- I gen statt. An Sonn- und Feiertagen wird außerdem um > l> Uhr vormittags geführt. Der Eintritt ist frei. — Neuer Sondervortrag im Planetarium. „Sonne und Mond als Zeiger der Weltuhr", so lautet das Thema des nächsten Sonbervortrages im Planetarium, den Direktor Kißhauer am Donnerstag. ^8 Uhr. unter Ber- wendung zahlreicher Lichtbilder und der Planctariumsappara- inr halten wirb. Im F.uge durch die Geschichte der Himmels, künde, die ein Stück Menschheitsgeschichte ist. wird man die bedeutsame Nolle, welche die beiden großen Himmelsltchtcr Sonne und Mond, dabei gespielt haben, kennen lernen und von Nencinteilungen im Kalender hören, die sich aus den ver schiedensten Gründen jetzt notwendig machen. —* Mittels Einbruchs in einen Schrebergarten an »er ver längerten Homiliusltraße wurden in der vergangenen Nach» siebe« Hühner gestohlen und an Lrt und Slelle abgclchlachiet. — TymianS Thalia-Theater. Heute, 4 und 8 Uhr, Lachschtager: „Der KcuschheltSpräsident" mit Paul Becker». — Landerbellag«. Ter Landauslage unserer heutigen Numnier liegt ein WcrHeblolt der Schuhwaren-Berkaus-häuicr L. Neustadt. Dresden, den
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