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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 01.08.1913
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1913-08-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19130801023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1913080102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1913080102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-08
- Tag 1913-08-01
-
Monat
1913-08
-
Jahr
1913
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Ins»«« Nachrichten. L"'?;,, Nr. 218 Vitt«» die Soldaten »m Brot. Das Volk verlangt stürmisch den K önig z» sehe», um ihn um Frieden und Brot zu bitte». Die Lebcnomiltelpreise sind ungeheuer ge- stiege». Einige der früheren Minister habe» Sofia ver lasse», »in sich Racheakten zu entziehen. DanewS HauS wird ständig durch starke Militärabteilungcn bewacht." Die neuesten Meldungen lauten: Der Wortlaut der Wassenstillstandsdcschlüsse. Athen. Wie das Ministerium des Aeutzeren mit teilt. haben die militärischen Delegierten in Bukarest für die Einstellung der Feindseligkeiten ein stimmig Bedingungen beschlossen, in denen cd heisst: Die Demarkationslinie. die durch meiste Fahnen gekennzeichnet wird, wird in gleicher Entfernung von den am 3l. Juli mittags von den gegenseitigen Vorposten beichten Linien sei'tgciegt. Der Wassenstillstanü beginnt am !tl. Juli mittags lkhi und dauert fünf Tage. Die Kriegführen den werden stcb die getroffenen Bestimmungen gegenseitig Mitteilen, damit auf allen Fronten die Feindseligkeiten gleichzeitig anshoren. Die Hauptguartiere werden dringend benachrichtigt werden, »m die notwendigen Befehle erteilen zu können. Eine Acusternng des Königs von Griechenland. Paris. sPriv.-Tel/ Der ins griechische Haupt- gnartier entsandte Korresvondent des „Figaro" hatte wie der eine Unterredung mit Sem König Konstantin von Griechenland. Der König erzählte dem Journalisten u. a., das; sich seht auch ein deutscher Offizier iHaupt- manii t> ii n z c). der Mtlitärattachö in Athen, im griechi schen Hanptauarticr befinde, und das; dieser ebenso wie seine französischen Kameraden Gelegenheit haben werde, sich von den b n l g a r i s ch e n G rcneltat e n zu ii ber zeugen. Wir sind, sagte der König, leine gewalttätigen Eroberer, wir sind gerechte Menschen und wollen Ge rechtigkeit. Norwegen, in Gnade annehmen »u wollen! Achtung! Prä sentiert . . . Drei Hurras für Le. Majestät den König Haakvn VH. von Norwegen!" Siel ist heute norde». Indienststellung öeS »König Albert". Das neue Turbinen-Linienschiss „König Albert" früh mit Flaggenparade in Dienst gestellt Neueste Drahtmeldungen vom 3t. Juli. Die Rede des Kaisers bei der <5ittweihung der Arithjof-Lmtne. Balestrand. Bei der heute mittag in Gegenwart des Kaisers und des Königs smakvn von Norwegen erfolgten Einweihung der Frikhiof-Slatue in 'Balestrand hielt der Kaiser an de» König folgende Ansprache: „Eure Majestät! Um Ruhe und Erholung von schwerer veraiitworttingsreicher Arbeit zu finden, wandte ich mein Schiss nach Norden. Mil echt altgermanischer Gastlichkeit nahm mich das norwegische Botk ans, so dast meine Reisen ihren Zweck vollkommen erfüllen konnten. Es drängte mict>, meiner warmen Dankbarkeit dafür ei» sichtbares Zeichen zn verleihen. Das fand ich in dem herrlichen Sagenkreis des Nordens. Zwei Ge stalten taugten mir besonders gut dazu: Der Beherr scher von 'Balestrand, König Bclc, Jngeborgs Bnter. und Frithjof, der tapfere seebcsalirene Held. Beide stehen imii vollendet. König Bete, von des G rasen Görz Kiinstlcrhand geformt, thront ans seinem Grab hügel, Friklnos. ein Meisterwerk des Professors Unger, ragt ans Bangsnaes empor über dem Grabe seiner an- gcbeteten Fngeborg und dem seinen. Norweger türmten die,Felsen zn mächtigem Unterbau, wie auch norwegischer Gärtnerkunst Ser Bliimen'chmnck entstammt, während deut sche Matrosen meines Schiffes ..Wittelsbach" gemeinsam mit Gladenbecks kundigen Monteuren das Standbild fügten. Die feanzöflsch-spauische Verbrüderung. Paris. Das „Echo de Paris" meldet, dast Präsident Poincars seine Reise »ach Spanien am 0. Ok tober antrete n werde. Das Programm umsastt ausirr den Festlichkeiten in Madrid auch «ine Besichtigung der Wasfenfabrik in Toledo und «ine Flotten sch au in Eartagen a, der der Präsident an Bord eines französischen Panzers beiwohnen wird. Der Präsident, der vom Minister des Aenstere» Pichv» begleitet wird, kehrt ans dem Wasser wege »ach Frankreich zurück. Kritische Vage in Venezuela. London. tPriv.-Tel.s Zu den neuen Putschver suche » des E x p r ü s i d e n t e n E a st r o wird aus Bene zuela gemeldet: General Jos» Manuel Fcrnandez, der Führer der venezolanische» nationalliberalen Partei, so wohl ein Gegner Gomez' wie auch des Expräsidenten Castro, hat eine Depesche von seinem Agenten an der evlninbischen Grenze empfangen, in der mitgeteilt wird, dast die Anliünaer Eastros mit snstematUchen Einfällen in Benezueta begonnen haben. Die Stadt Coro, die ein genommen wurde und deren Gouverneur gefangen gesetzt sein soll, ist strategisch wichtig, da sie einen Hafen besitzt, der beguem von Columbien ans erreicht werden kann. Die allgemeine politische Lage in Benezuela ist seit einiger Beit wieder sehr kritisch geworden. Zn den Unruhen in China. Schanghai. Hier ist svlgcu'de Depesche der Handels kammer von 'Nanking eingetrossen: Kinkiang-Esing Hai Nanking verlasse». Die U » a b h ä n g i g k e i t s c r k l ä r u n g ist widerrufen worden. Die Stadk ist ruhig. Schanghai. Gestern hat eine allgemeine Ruhepause i» de» Kämpfen slatigesunden. Ein Angriff ans W n s n n g ist noch nicht erfolgt. Nordchinesische Truppen, deren Stärke auf 12- bis 20 000 Mann geschätzt wird, sind in Hsu-Tschu-Ku eingetrossen: sie werden teils mit der Bahn, teils ans dem Grostcn Kanal nordwärts nach Tschingkiang befördert. Kiukiang. Die Regieriingstruppeii treffen Vorberei tungen silr eine groste Schlacht in der Nähe von Saho. Alle regulären Trnvvcn in Hankau werden mit großer Eile an die Front befördert. Die Artillerie der nvrdchinesischcn Truppen beläuft sich ans 40 Geschütze. Swinemlinde. Der Fischereiaufseher K r c st m a n n ist durch Kentern seines Bootes in der „Kaiserfahrt" er trunken. Sein Begleiter wurde gerettet. Rom. Bei Sen g r v st e n Manövern am Ticino lösten sich zwei Mittelglieder einer Schiffsbrücke, während eine Schwadron Eavalleggieri über die Brücke ritt. Zwei M a >i n ertrank e u. Cincinnati. Während eines Motorradrennens sticst einer der Fahrer namens Johnson gegen den Träger einer elektrischen Lampe. Der B e n z! n h e h ä l t e r seines Fahr zeugs explodierte. Johnson und eine zweite Person verbrannten. Lechs Personen wurden tödlich und elf schwer verletzt. Aber nicht nur ein Zeichen des soll dieser ragende Recke sein! Dankes an Norwegen allein Nein, eine grössere, all gemeinere' Bedeutung kommt ihm zu. Cr soll ein W a ii r z e i ch e n f ü r Skandinavier, Deutsche, A n g e l i a ch s e n und alle diejenigen Stämme sein, die mit Stolz sich zu der g ewaltigc n iss r n p p e der indvger m anischen Völker zählen! Wie er so dastelit, schwerlkrvh und schwertgeivvhnt, ans die vor nehmste nies Liebiingswasse der Germanen, aus sein gutes Schwert „Angürivadel" gestillt, „das stets Böses schlug, litt Unrecht nie": in männlicher Zuversicht und un erschütterlichem Selbstgefühl - so soll er alle Jndogcr- mancn daran erinnern, dass sie eines Stam me s , c i n e s B l u t e s sinö. dass ihnen durch Gottes Gnade vergönnt gewesen ist. in der Vergangenheit Grosses sstr die Entwicklung der Welt und ihre Kultur zu leiste», und dass sie treu und fest z u sa m m e n h a l t e n sollen, um auch in Zukunft die grossen A n f - gaben, die Gott ihnen stellen wird, znm Segen der ganzen Menschheit gemeinsam zu lösen. Das will ich, dass dies F r i t h j o f a l I e n sagt. die ihn betrachten wer den! Das walte Gott! Geruhen Cure Majestät nun mehr, dieses Denkmal, das Zeichen meines Dankes an Sertliches und Sächsisches. Dresden. 31. Juli. —* Der König hat die Versetzung des Bauamtmanns bei der Staaiseisciibahiivcrwaltung, Baurats Plagewitz, in den Ruhestand genehmigt. Der Regicrnngsbanmeister Rentsch beim Strassen- und Waffcr-Banamt Schwarzen berg wurde zum Strassen- und Wasscr-Bauamt Pirna I versetzt. —* Dem Bezirkslandmeffcr Oberlanömeffer Alexander Max Lüste in Meisten wurde anläßlich seines Uebertritts in den Ruhestand das Ritterkreuz '2. Klasse vom Verdienst orden verliehen. - * Znr Elektrisierung der Staatobahnen. Am DienS- j tag fand im Anschluss an eine Reihe von Vorträgen, die Professor K übler von der Technischen Hochschule vor den Mitgliedern der Finanzdepntation 14 der Zweiten Kammer des sächsischen Landtags über die Elektrisierung der säch sischen Bahnen gehalten bat, eine S t n d i e n s a h r t der Deputation auf der elektrisch betriebenen vreuhischcn Ltairtsbahnstrecke B i t t e r f c l ü — D e s s a n statt. Auch die beiden Kraftwerke Mnldenstetn und Bitterscld wurden besichtigt. Professor Kühler und der preußische Negie- rnngsbanmclstcr Hcnden teilten sich in die Führung. Das Militärlustschiss „Z. 1", das unter Führung des Hauptmaniis v. Horn gestern abend von Königsberg i. Pr. zu einer Fernfahrt nach Leipzig aufgcsticgen war, ist heute gegen 7 Uhr früh in Leipzig eingetrossen und um 7'/l Uhr glatt vor der Halle gelandet. D-r Königlich Lachst,che Verein stir Lustsadrt schreibt unö: Gelegentlich der vom Königlich Sächsischen Bereln für Lnftsabrt in Dresden veranstalteten Flugvor- sührungen mit den Döberitzer Militärflugzeugen wurde verschiedentlich die Frage gestellt, wie inan Mitglied des Königlich Sächsischen Vereins für Luft fahrt werden könnte, um bei der Fördern»« der Luftfahrt beizutragen. Der Verein gibt im Sekretariat des Vereins, Frrdinandstrastr 5, l., gern Anskunst über ^>ie Eintrtttsbedingungen. Der Jahresbeitrag beträgt '20 Mk., dafür haben die Mitglieder be> de» meisten Veranstaltun. gen ermäßigten Eintritt, auch sonst eine große Reihe von interessanten Anregungen, wie Vortragsabende, ausgcloste Freifahrten im Ballon, Lustschiss und Flugzeug usw. —* Städtische Zentralbibliothek. Vom 1. August an sind sämtliche Stelle» der Städtischen Zcntralbiblivthrk wieder für das Publikum geöffnet. —* Z„ den Kosten der Fcnerlöscheinrichtungen in Sachsen hat die Königlich Sächsische Brandver- s i ch e r u n g s k a m m e r in den letzten zehn Jahren 4 4-13 OM Mk. bezahlt. In dem Berichte über die Haupt versammlung des Reichs-Fenerwehrlages war in dem Aus zug der Begrnstnngsansprache des Präsidenten der König lich Sächsischen Brandversichernngskammer Herrn Geh.Re- giernngöratS Veeger die obengenannte Ziffer als für ei» Jahr geleistet angegeben. —* Vom 12. Dentschcn Turnfest Leipzig ItUS sei noch mitgeteilt, dast der beste Gerätturner Georg Gratz- Müller, Mio. München, mit 7."> Punkten,' der beste Rcck- lurncr Martin Gebhardt, Leipzig, Turngem., mit '20 Punkten: der beste Varrenturner Hans Kerstcn, München, Tv. v. 1800. mit '28,ss Punkten: der beste Pserdtnrncr GvtUieb Siebenmal»», Basel, Bürgert»» mit 20 Punkten war. ^ —* Der Vogclbeerbaiim, der besonders häufig in den oberen Lagen des Erzgebirges angepslanzt ist. gehört zu de» ersten herbstlichen Vorbote». Seine Früchte nehmen meist erst Ende August die ihnen eigene vrangenrote Fär bung an. Heuer aber ist sie schon so weit vorgeschritten, dast man schon setzt z. B. im Großen Garten, Bäume voll roter Becrendolden sehen kann. Die Frühreife der Beeren soll einen frühen Eintritt des Herbstes bedeuten. Und wo bleibt den» in diesem Jahre der Sommer? —* Beim Ansspringe« ans einen Straßenbahnwagen stlirzte der in Dölzschen wohnende Monteur Kostmehl in der Aiinciistraste und vtieb besinnungslos liegen. Er wurde nach dem Friedrichstädter Krankenhausc gebracht. — Beim Abspringen von einem Straßenbahnwagen riß ans dem Postptatz ein Fahrgast die in den sechziger Jahren stehende Witwe Petermann ans der Augsburger Straße um» so dast diese sich nicht wieder erheben konnte. Auch sie wurde nach dem Krankenhaus Fricdrichstadt gebracht, wo der Arzt einen Oberschenkclbrnch fcststellte. —* Tödlicher Stnrz. Gestern Mittwoch nachmittag brach der 31 iährigc, i» der Glascwaldtstraste wohnhafte Fensterputzer Max R a ck i s ch durch ein Glaödach und stürzte 12 Meter hoch in den Hvsranm hinab. Er fand hierbei seinen Tod. Durch einen Stnrz vom Gerüst erlitt gestern mit tag der in den dreißiger Jahren stehende Maler Letstner einen Beckenbruch. Die Wvlilfahrtöpotizci brachte den Ver unglückten mittels Automobils nach dem Krankenhause Friedrichstadt. —* Bei einer nächtlichen Antomobildroschkensahrt setzte sich ein 10 Jahre alter aus Zwickau gebürtiger Mechaniker aus die Tür. stürzte ans der Wettincrstrastc aus dem Wagen und trug eine Sttrnivunde davon. Der junge Mann wurde im bewußtlosen Zustande nach dem Frtcdrichstädtcr Krankenhaus gebracht. —* Dringend verdächtig, den Diebstahl bei dem Viergrosthündlcr Ziliang in Heidenau im vorigen Jahre verübt zu haben, ist der vor etlichen Tagen fest- gcnoinmene Einbrecher v. Ragowski. Es sielen ihm - damals 0000 Mark bares Geld in die Hände. Wie ver lautet. hat man bei ihm bereits einen Ring und eine Nhr als in Heidenau gestohlenes Gut erkannt. —* Ein Einbruch wurde gestern nachmittag in einer Wohnung ans der G e r i ch t s st r a st e verübt, wobei den unbekannte» Tätern-wertvolle Schmucksachen in die Hände fielen. —* Gestohlen wurde ans dem Neustädtcr Bahnhof eine sthwarzledcrnc Handtasche, in der sich u. a. für einige Hundert Mark Schmucksachen befanden. —* Ein großer Jnwelendiebstahl, der in allen Einzel heiten an den vor einiger Zeit in einem hiesigen Hotel ver übten Diebstahl erinnert, wurde in einem der ersten Hotels in W i e s b a d e n verübt. Ter Hotcldieb hatte sich vor einigen Tagen als ein angeblicher englischer Journalist einlogiert und dann einer Dame aus dem Koffer für 12 000 Mk. Juwelen und Schmncksachcn gestohlen. —* Feucrwchrbericht. Gestern abend nach 7 Uhr er folgte ein Alarm nach Stcrnplatz 8, wo in einer Anto- mobilwcrkstatt beim Löten Benzol in Brand geraten war. Ein Automobil wurde erheblich beschädigt. —* Leipzig. Nachdem in der vergangenen Woche die Innung der Leipziger Gastwirte bereits einmütig in einer Versammlung beschlossen hat, das „Bert. Tagebl." gang durch die besagte Tür verwehren wollte. Haide nahm uanjilttl, die Partei seiner Frau und schnaubte den Man» iürchterilch an, wie er seiner Frau verbieten könne, diesen Enigan; zn benutzen. „Dafür kann ich nichts," entschul Sigle sich der Diener, „der Herr Gebcimrat Goethe hat es verboten." — „Ach was," ries der ergrimmte Schauspieler, „der Herr Geheimrat Goethe kan» - —" und nun folgte ein bekanntes eAtat ans des Meisters „Götz". Der Diener batte natürlich nichts Eiligeres zu tun. als diesen Vorfall zu melden. Ein umfangreiches Aktenstück wurde darüber ausgenommen, und darin bedauert Goethe, „daß er nicht, als er ihm gemeldet wurde, einen der Kammerhusarcn zur Hand gehabt hatte: er hätte sonst den Schauspieler Haide gleich nbsührcn lassen". Sehr lehrreich ist das noch vorhandene Aktenmaterial über dari Schauspieler Bost, das fick in wcimarischem Pri vatbesitz befindet nnd auch, soviel ich weiß, den eifrigsten Gvelhesorichcrn bis jetzt unbekannt blieb. Der Schauspieler Voss scheint in recht schlechten Gcld- verhälinisse» gewesen zn sein. Dafür spricht ein Gesuch an „Se. Exzellenz den Herrn Geheimrat v. Goethe" um einen Vorschuß von 4M Talern, obwohl er einen solchen von 200 Talern bereits abznzahlcn hatte. Er will davon wöchentlich 3 Taler abzahlen, mehr könne er nicht ent behren. um leben zu können. In einem Aktenstück hat nun Gve'i-r darüber sein Gutachten abgegeben. Eine Ueber- schrift ist nicht vorhanden, augenscheinlich ist cs an eine Goeilie, als dem „Theaterdirekkvr", übergeordnete Persön- lichteit gerichtet. Das Aktenstück trägt die eigenhändige Unterschrift Goethes und lautet folgendermaßen'. ..Wen» inan den lepten Brief !>cö Herrn Boi; mit den vorigen, die sich in de» Akte» befinde» und überhaupt mit de» mmilichcn Verhandlungen Zusammenhalt, so ivitl cs frentich nicht recht passe». Indessen wißen wir, was dieses Jahr über vor- gcgangen is>, so wie man wegen fremder Engagements noch immer Bewegungen zu machen scheint. Tic Vossischcn Eheleute haben ihren Eontract bis 1802 ver längert und da der Termin Ostern ist, so haben sic von Osler» I7>n, an gerechnet noch drei Jahre Eontract. Aach der Benage bleibt Herr Voss, wen» man ihm die IM Tblr. ans Michaelis zugcstcht, gegen »00 Thlr. Ichnldig. Wollte man ihm jährlich w» Thir. znm Scheine tli zulcgcn, »m diese Schuld zn iilgcn, io branchic cs a Jahre, und die Vossischen Ehe- icnie müssten sich w nigsicns noch Jahre länger engagieren, um aus diese Weise i»S Beine zu fommc». So ungern ich an dieses Opfer gehe, so finde ich e» doch röt lich, ans allgemeinen und besonderen Ursachen, die ich mündlich naher bezeichnen will. Sagt doch Voss in seinem Briese mit eigener Ansrichiigkeit, dass ein Schauspieler, der heimlich davon gehe, bei dem Publik» leicht Entschuldigungen finde. Er hätte sagen sollen, daS Publi cum vergesse leicht so etwas und niemand trage darnach und das ist fraglich wahr. Dem sei wie ihm wolle. To ist eS wünschenswert, dass die Vvssitchcn Eheleute erhallen werden, und wenn wir sie aus gedachte Weiie ans » Jahre engagieren, so gewinnen wir am Ende doch, indem man sehen wird, wie bei neuen Eontractc» die Gagen sich immer erhöhen werden, indem sowohl bei uns die Vebensmitiel »nvcrhälinismässig steigen. alS auch von anderen Theater», wie inan vernimmt, immer höhere Gagen gezahlt werden. NebcrdicS sind gute Schauspieler selten genug. Wenn man z. B. den l'eisstringschcn Fall hintendrein näher betrachtet, so steht man, dass cS »ns vorteilhafter gewesen wäre, wenn wir durch eine scheinbare Gagenerhöhnng die Abzahlung seiner Schulden übernommen hätten, anstatt dass wir seht an seinem Nachfolger weder einen Sänger noch einen Schauspieler gewonnen habe». Weimar, am 9. Ang. 1799. Goethe." Der „smarteste" Theaterdirckior von heute konnte sich in solchem Fülle nicht anders geäußert haben. Gan.z von sol chem Standpunkt aus betrachtet Goethe die Angelegenheit. Er sucht, sich einen guten Schauspieler möglichst billig zn erhalten. Er war wohl dazu gezwungen, denn sein „Bud get" war vermutlich knapp. Und die Theater in den große» Städten bereiteten dem kleinen Weimar eine empfindliche Konkurrenz. Die augenblickliche Verlegenheit „des Bost" wird also benutzt, um ihn sich möglichst lange ohne größere Opfer zu sichern. Allerdings scheint die gcschüftskluge Absicht GocthcS nur halb erreicht worden z» sei». Dafür spricht jedenfalls ein weiteres Aktenstück, von Goethe ebenfalls unterzeichnet/ das dem Ehepaar Bost zwei Jahre später die wiederholt er suchte Entlassung aus dem Verbände des HoftheatcrS ge währt. Gleichzeitig ergeht aber von Goethe ein schriftlicher Befehl an den Theaterkassicrer: „den Eheleuten Bost von heute an weder Gage »och Klctdergcldcr auszuzahlen"/ Was mag lni» Herr Bost angefangen haben? Die Akten schweigen leider darüber. 1 Goethes GcbnrtstagSseier 1818. Goethe hat seinen Geburtstag vor 100 Jahren mit dem Herzog Earl August zusammen in I l m cnau verlebt. Interessante Einzelheiten über den Verlauf dieses Tages, dessen Erinnerung nun bald wieder vor uns hcraussteigt, teilt Frhr. v. Eglosfstein in der Fortsetzung seiner großen Arbeit über Earl August während des Krieges von 1813 mit, die er im neuesten Heft der „Deutschen Rundschau" veröffentlicht. Earl August hatte ebenso wie Goethe im Juni und Juli das Bad Tcvlttz ausgesucht, um sich hier von den grostcn Sorgen und Aufregungen der letzten Monate zu erhole». Der malerisch gelegene böhmische Badeort, den er einmal „meinen alten getreuen Helfer" nennt und den er alljährlich besuchte, tat seine Schuldigkeit. „Von unser,» thenren Herzog," schreibt Goethe am '24. Juli an die Gräfin O'Doncll, „werden Sic unmittelbar gehört haben. Das Bad tut seine alte gute Wirkung »nd der Um gang mit so viel Personen, die er liebt und schätzt, macht ihn froh, und so ist zu hoffen, daß die Cur gut anschlagen werde." Aber auch Goethe gewann durch die Hetlgncllen alte Kraft und Lebensfreude wieder. „Goethe ist ganz wie nengcbohren," meint der -Herzog in einem aus Teplitz an Voigt am 13. Juli gerichteten Brief. Der weimarischc Staatsmann Wolfskccl, der ihn später in Dresden ivicdersah, fand den Dichter aufsallend frisch. Goethe wohnte in der sächsischen Hauptstadt der Feier des NapolconstageS bei, der statt am lss. August schon am 10. mit außerordentlichem Gepränge, mit Feircrivcrk und Illumination begangen wurde. „Seit vorgestern," so be richtet Wolfskccl am t'2. August seinem Fürsten, „ist Hr. Geh. Rath v. Göthe hier. Er lebt blos in den Kunsischätzcn dieser so reich damit versehenen Stadt. Dast er an Pcncers Arm am lOtcn Abends — bei der Beleuchtung der Stadt zur Vor Feier des NapoleonStagcs — stundenlang der wogenden Menge in den Straßen folgte und Tags darauf den Franenthiirm 230 Stufen hoch bestieg, »m die Sonne unterstehen zu sehen, sind Beweise glücklich vollendeter Eur." Dieser Bericht, de» der Herzog bereits In Ilmenau erhielt, wohin er sich zur Nachkur begeben hatte, mag ihn auf den Gedanken gebracht haben, den alten, inzwischen nach Weimar znrückgelchrteu Freund z» sich einznladcn. „Döbcrctncr" — der bekannte Jenenser Chemiker —, so
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