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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 21.07.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-07-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050721025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905072102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905072102
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-07
- Tag 1905-07-21
-
Monat
1905-07
-
Jahr
1905
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Ln- tündiaunaen aus der Privatieite Zeile » Ni, : die rivaltiae Zeile aus Lert- ieite w Pia . als Einaelandt Zeile « Pia I» «u»m,n> «ach Sen»- und Arten»,e» i ivalti,e Grundietl« « Ni,., aus Privatieite « Pl,. rlvaltiae Zeile aus Leillelte und all EmaciandtsoPla. AuSwärtiae Aus- träge nur gegen Borausbezadluna. Belegblatier werden mit lo Ps^ berechnet. kernivrechanschluk: «ml I Sir. U und Nr. A>SL 8 t iLSir L^1L1viL«rHeLL- 8« » ckk» „ Vorrätig ü Ltüclc 50 kkg. iu I allsu klpotbslcoll, Drogerien uuck kart'üweriou. «r. 2vt». § * ^ueste Drahtbenchte. Hosliachnchten, Einkommen. Sächsische Fabrikinspektion. Handwerkergenossenschastsverband, l tPIlUN. Dentsch-evangelischer Kirchengesannvereinstan. Rnss.-jap. Krieg. Mnfiksoziale Nandbemerknngen. Freitag, 21. Juli 1Ä05. Neueste Drahtmelduuaen vom 20. Juli. Zur Lage in Rußland. Petersburg. Gestern lies hier bas Gerücht um, daß »uf den Oberproknrator des Heiligsten Synods Po oje- donoszew ein Mordanschlag versucht worden sei. Die ses Gerücht wird heute durch folgende Meldung des „Nus;kose Slowo" bestätigt: Als der Oberprokurator gestern auf dem hie vermochte dies jedoch zu verhindern und übergab den Mann der Polizei, die ihm den geladenen Revolver abnahm. Nur die Geistesgegenwart dieses Reisenden, dessen Name unbekannt blieb, rettete den Oberproknrator. Dieser subr nach dem An schlag zu dem Gebäude des Synods und kehrte später vbne jede Begleitung nach Zarskvje Selo zurück. Ter Verhaftete ist etwa 29 Jahre alt. Petersburg. Die „Pctersb. Delegr.-Agentnr" schreibt: Die Nachricht, General Stvssel sei znin Komimindciiiten dcS 7. Armeekorps ernannt worden, wird vom Hauplstabc für unbe gründet erklärt. Köln. lPriv.-Tel.j Im Hinblick auf Meldungen, das; der russische Botschafter der Pforte einen energischen Protest gegen die Verstärkung der V o s p o r u s -- B c fe st i g u n g c n über reicht habe, gewinnt eine Konstantinopler Korrespondenz der „Köln. Ztg." Interesse, wonach die Meuterei der russischen Seeleute Rußlands Einslus; an türkischen massgebenden Stellen noch mehr geschadet habe als alle Miß erfolge der russischen Waffen in Ostasien. Heule werde Rußland die Geister, die die russische Botschaft durch die Mitteilung, angesichts der russischen Meuterei etwas für die Ver teidigung des Bosporus zu tun, heranfbeschworen habe, nicht mehr los. Die Versicherung, daß die Rebellen un schädlich gemacht seien, fruchtet nichts. Die Türkei rüstet eifrig weiter, wobei sogar von bevorstehenden Schießübungen einiger Batterien gesprochen wird, Vorkehrungen, die für die dortigen Zustände nicht ohne Bedeutung sind. Aarhus. Die Jacht „Iduna" mit dem Kron prinzenpaar an Bord ist heute vormittag in See gegangen. Köln. (Priv.-Tel.s Gestern abend fanden sechs große, zahlreich besuchte Volksversammlungen statt, in denen die gegen wärtige Fleischteuerung und Mittel zur Herbeiführung normaler Verhältnisse besprochen wurden. Es wurde be schlossen, das Stadtoerordncten-Äollcgium z>u ersuchen, durch den Oberbürgermeister die Initiative zum Vorgehen der Stadt behufs Herbeiführung der Anshebnng der Grenzsperre zu er greifen. Außerdem wird das Stadtoerordneten-Kollcgium er sucht, die Jleischversorgnng der Stadt durch die Stadtverwal tung zu organisteren. wie es durch die Stadtverwaltung Wien in letzter Zeit mit gutem Erfolge geschehen ist. Koblenz. lPrio.-Tel.s Ter Mörder Stoffel aus Windes gebunden batte. Pola. Beim gefechtsmäßigen Schießen mit scharfer Muni tion wurden an Bord des Linienschiffes ..Habsburg" beim Ab feuern eines 15 Zentimeter-Geschützes durch ausströincnde Gase ein Mann getötet, einer verletzt. Rom. Heute vormittag wurde in der Sixtinischen Kapelle ein feierlicher Fürbittegottesdienst für Leo XIII. ab gehalten, dem der Papst, sowie zahlreiche Kardinale und das diplomatische Korps, außerdem die gesamte Familie Pecci bei wohnten. Kardinal Vincenzo Vannntelli zelebrierte die Messe. Zum Schluß sprach der Papst ein Gebet. London. Ter Kapstädtcr Korrespondent der „Times" meldet, in amtlichen Kreisen seien Erhebungen angestellt worden bezüglich der in deutschen Blättern enthaltenen Angaben, daß die Bevölkerung der Kapkolonie die Eingeborenen gegen die Deutschen unterstütze, »nd bemerkt hierzu: Abgesehen von der Tatsache, daß hier keine allgemeine deutschfeindliche Stimmung herrscht, ist die Lieferung von Waffen und Munition an die Eingeborenen unmöglich. Beiondcrs seit dem südafrika nischen Kriege sind die Bestimmungen über das Waffentraqcn außerordentlich streng: für jede Waffe, die jemand in Besitz hat, ist ein Erlaubnisschein erforderlich; solche Erlaubnisscheine wer den nur an zuverlässige Personen verabfolgt. Es gibt infolge dessen keine Niederlagen, aus denen die Eingeborenen sich mit Waffen oersoraen könnten. Kon sta n tinop el. Heute mittag findet in Gegenwart türkischer Delegierter, des deutschen Geschäftsträgers und eines Vertreters des Rcichspvstamtes die feierliche Eröffnung des Ka b e ls Kü sten d s ch e — Ko n st a n t i n oP e l statt. Die ost europäische Telegraphcn-Gesellschast wird abends eine Festtafel veranstalten. Tre neue Kabellinie funktioniert von beute ab. Nrwyor k. Die Hitze verursachte gestern 9 6 Todes fälle in den Städten der östlichen Staaten. Während der Nacht brach ein Unwetter los, das die Temperatur um viele Grade hernnterdrückte. OertlicheS und Sächsisches. Dresden, 20 Juli. —* Sc. Majestät der K önig wird am, 20. August ?7,4 Uhr ans dem Bahnhofe in Werdau eintreffen und sich von dort mittels Wagens zur Wcbschule begeben. Um ^5 Uhr wird der Monarch im W.agcn »ach Erimnntschan weitersahrcn. —* K ö n i g F r i c d r ! ch A u g u st hat für die große Jagd- stickc des hiesigen Kbnologischen Vereins am 6. und 7. Ccpt. nicht nur sein Revier Ncichcnberg bei Moritzbnrg zur Verfügung gestellt, sondern sein Interesse an den Bestrebungen zur Förde rung der Zucht von Vorstehhunden auch noch durch Stiftung eines wertvollen Ehrenpreises betätigt. Ter Preis wird für die beste Schwcißarbeit auf 500 Meter langer, nicht unter einer Stunde alten Schweißfährte am Riemen vergeben und voraus sichtlich eine starke Anziehungskraft aus die Beteiligung an der Suche ansübcn. Die Anmeldungen zu der sportlichen Veranstal tung bei Herrn Direktor Schocps im Zoologischen Garten haben bereits begonnen. —* Die Einko Minen im Königreiche Sachsen haben sich im vergangenen Jahre nach den ans allen Landcs- teilen vorliegenden Steuereinschätzungscrgcbnnscn erfreulicher weise in aufstcigendcr Richtung benagt. Eine alleinige Aus nahme hiervon macht der Stcucrbczirk Dresden und speziell der Dresdner Stadtbezirk. Hier hat die Steuerkrast noch nicht wieder zngcnommcn, sondern es ist im Gegenteil ein Rückgang der Einkommen zu konstatieren. Diese bedauerliche Erscheinung bat ihren Grund darin, daß in der legten Zeit zahlreiche wohl habende Leute, die in Dresden ihren Wohnfftz hatten, der säch sischen Residenz den Rücken gekehrt und andere Städte, z. B. Wiesbaden, ausgesucht haben. Ferner hat, wie bereits mehrfach konstatiert worden ist, der Frcmdenzuzug nach Dresden gegen früher bedeutend nachgelassen. Dazu kommt noch; daß zahl reiche Gewcrbtreibrndc, Handwerker und Geschäftsleute von Dresden nach den Vororten verzogen sind, die noch nicht znm Stadtgebiete gehören, in denen sie weniger Steuern zahlen, billiger wohnen und billiger leben können. Erfreulicherweise machen sich icdoch auch in Dresden Anzeichen bemerkbar, daß ins besondere ans industriellem Gebiete eine Besserung cintritt. Die Blumen-, die Strohhut- und die Zigarettenindustrie sind voll be schäftigt, und auch in der Eisen- und Maschinenbranche beginnt ein lebhafter Geschäftsgang einzusetzen. Ueberall aber klagt man noch über sehr gedrückte Preise, und die Geschäftswelt hat die Krisen der letzten Jahre immer noch nicht ganz überwunden. —* Für die Zulassung von Ausländern an der Konigl. Bergakademie Freiberg bestehen Aus nahmebestimmungen, die an Schärfe denen an keiner deutschen technischen Hochschule oder Universität nachstehcn. Bor kurzem haben die Bestimmungen abermals eine Verschärfung erfahren, indem das Finanzministerium u. a. folgenden Nachtrag gc- — Die besondere Sorgfalt, welche die sächsischen < . . - . r - . . . ' e... " "" jhri Deutschen Reiches frei, während nach Ablaut dieser Zeit die noch sreigebliebcnen Plätze nach Ermessen des betreffenden Pro fessors auch an Ausländer verteilt werden rönnen. Sollte der Inhaber eines Platzes, er mag Deutscher oder Ausländer sein, den ihm überwiesenen Platz nicht oder nur in ungenügender Weise benutzen und eine an ihn ergangene Verwarnung des be treffenden Professors erfolglos bleiben, so steht es diesem frei, ihm den Platz zu entziehen und anderweitig zu vergeben. Auch hierbei sind Deutsche, welche noch ohne Platz geblieben sind, in erster Reihe zu berücksichtigen. Fabrikinjpektoren bei der Erfüllung ihrer sozialer Aufsichtspflichten beobachten, erhellt u. a. aus der großen Anzah der alljährlich vorgenommenen Revisionen, die ini Ver gleich mit anderen Bundesstaaten einen erheblichen Ueberschuß aufwcisen. Im Berichtsjahre 1004 wurden von rund 18 800 revisionspslichtigen Betrieben 16 854 revidiert, darunter 96 in der Nacht, 552 an Sonn- und Festtagen, 12 081 einmal, 1726 zweimal, 400 drei- oder mchrmal: außerdem wurden 974 Unfall- unterfuchungen vorgcnommen. Im Berichtsjahre 1903 betrug die Anzahl der Revisionen 13 552: sie hat also im Jahre 1904 oberinals eine bedeutende Steigerung erfahren. Von den sonstigen Mitteilungen in den bereits mehrfach erwähnten Berichten der sächsischen Gcwcrbcinspektoren für 1904 sind insbesondere noch diejenigen Angaben von allgemeinem Interesse, die sich ans die Dauer der Arbeitszeit beziehen. Aus dem Bezirk Leipzig wird hierüber folgendes berichtet: „Die i» de» in Leivzig niid Umgegend gelegenen Bau- und Möbeltischlereien, Holzorcchslcrcicn und Holzbildhaucreien tätigen Arbeiter er reichten cs, daß die bisher übliche 9'/-, und tOstündige Arbeits zeit durch eine nur 9 Stunden daneriide tägliche Arbeitszeit er setzt wurde. Weiter erzielten die Metalldrücker eine Herab- tetzung der Arbeitszeit von 10 auf 9'^ Stünden. Eine gleiche Verkürzung der Tagestätigkeit ist ferner in einer Maschinen fabrik, einer Fabrik für Eisenkonstruktionen und in einer Pianoforlesabrik eingetreten, wogegen in einer Jarbholzextrakt- fabrik die Arbeitszeit von 9s^ an; 9 Stunden herabgesetzt Ivurdc. Während die Rciuchwarenznrichtereieti und Färbere'en, sowie die Mnsikwcrkfabriken sich infolge des schlechten Geschäftsganges gezwungen sahen, zeitweise die tägliche Arbeitszeit auf sieben Stunden heraözusetzcn bezw. den Betrieb an den Nachmittagen der Sonnabende ganz einzustcllen, mußte in verschiedenen Buch- druckereicn und Picinoforlcfcibriken mit Ueberstundcn gearbeitet werden." Wie die Inspektion berichtet, haben sich die Arbeit nehmer in Versammlungen über die eben erwähnte Verlängerung der Arbeitszeit beklagst weil sie durch dieselbe überanstrengt würden und weil unbeschäftigten Arbeitern hierdurch die Ge legenheit, Arbeit zu erbalten, entzogen würde. Mehrere Stein- brnchsbesitzer beschäftigten die bei der Steingewinming verwende ten Arbeiter nach Ablaus der für die letzteren vorgeschriebencit lOstüiidiaeu Maximcüarbeitszeit mit anderen Verrichtungen in der Weise, daß die früher üblich gewesene Arbeitszeit wieder er reicht wurde. Di« Inspektion bestand in allen diesen Fällen daraus, daß die nur gedachten Arbeiter täglich nicht über 10 Stunden beschäftigt wurden. Im Bezirk Bautzen wird in den weitaus meisten Betrieben der Textilindustrie und der Industrie der Steine und Erden wie bisher eine llftündig« Arbeitszeit eingehnlten. Zu den nicht zahlreichen Betrieben, die nur 10 Stunden täglich arbeiten, wie der Maschinenbau, oder die noch kürzere Arbeitszeiten einhalten, wie die Mehrzahl der Betriebe im polygraphischen Gewerbe und in der Zigarren- sabrikation, sind neue nicht getreten. In der Posamentcn- Jndnstrie, in den Gold- und Silbergespiust-, sowie in einigen Spiclwarcnsabriken im Bezirk Anna derg haben in den Sommermonaten des Berichtsjahres infolge ungünstiger Be einflussungen der Geschäftslage Verkürzungen der Arbeite- zeit eiutreteu müssen, die jedoch später wieder infolge Ncu- belebung des Geschäftsganges wcggefallcn sind. Im allgemeinen scheinen die Arbeiter ans ihren Arbeitsstellen nicht mehr so scsi zu sitzen, wie dies früher der Fall war. Bei geringen un günstigen Beeinflussungen des Geschäftsganges, sind manche Unternehmer gleich mit Verkürzungen der Arbeitszeit oder mit Entlassungen eines Teiles der Arbeiter bei der Hand, da sie bei Bedarf sofort wieder andere bekommen. In dieser Hinsicht wird icdoch noch in einigen solcher Fabriken eine Ausnahme gemacht, in denen zumeist Arbeiterinnen beschäftigt werden, weil diese in der Regel sehr schnell anderen Erwerb finden. Im Bezirke Zittau hat im allgemeinen in diesem Jahre das Bestreben Vorgelegen, die tägliche Arbeitszeit zu be- schränken. Maßgebend für diese Bestrebungen waren eines teils die ungünstigen Geschäftsverhältniffe in den Webwaren- fabrikcn und Kleiderfabriken, anderenteils vielleicht auch die Er gebet: angesehen werden, daß die lOstündige tägliche Arbeitszeit aenüge: denn mit der Kürzung der Arbeitsdauer aus 10 Stunden fand zugleich eine Erhöhung des Arbeitslohnes in der Weise Mnfiksoziale Nandvemerknngen. Unter diesem Titel bringt zu einer oft schon ventilierten Frage das ossizielle Preßorgaü des „Allgem. Musikerverbaudes" einen Aufsatz, der noch einmal die einschlägigen Gesichtspunkte in zusammensassendcr Darstellung erörtert. Ohne in allem dem Autor des in jedem Falle lesenswerten Artikels Lcipflichten zu wollen, gewähren wir den Auslassungen gern Raum: „Fast in allen Gesellschaftsschichten wird mit allen rechtlich zu Gebote stehenden Mitteln danach gestrebt, das Erdenlos durch "" ' ß " ^ ^ - überall gewahren wir, wie die Menschen, durch die Entwick lung der Kultur an Selbstachtung wachsend, bemüht sind, eine ihrer Ueberzeugung würdige soziale Lage zu schaffen. Nur l-Veranlaauna steigen, daß es nur einem ungeheuerlichen Ringen Vorbehalten Et, einen einigermaßen befriedigenden Ausgleich zu schassen. Die Allgemeinheit allerdings, der die Musik so oft frohe Stunden bereitet, konnte nicht ahnen, daß die Interpreten dieser gött lichen Kunst einen dornenvollen Lebenspsad wandeln, da sie, eben meistens von Natur Träumer und Idealisten, für das rein Materielle zu unpraktisch veranlagt, versäumten, dem Publikum «inen Einblick in ihre soziale Lage zu gewähren. In den letzten Jahren aber wuchs die sie schädigende Konkurrenz, sowie die Ueberfüllung undoas daraus entstehende schamlose Ausbeutungs system in einer Weise an, daß auch der Musiker den Weg der anderen Berussklaffen emzuschlagen gezwungen ist, die Flucht in die Oeffentlichkelt. Da ihm vorläufig vom Staate aus die gewünschte Gewahr für Besserung kurzer Hand abgeschlagen, w wendet er sich vcrtauensvoll. Unterstützung heischend, an sein« Mitbürger. Wir verweisen aus die vom Deutschen Musiker- verbände herauSaegebene Broschüre: „Recht verlangen wir. nichts ol« Recht". Dieselbe beschäftigt sich mit der Militär- und Beamtenkonkurrenz. Beim Lesen dieser Schrift wird man sofort mit dem bittersten Elend bekannt, das dem Musiker durch die gewaltige Konkurrenz der Militärmusik erblüht. Kein bürger licher Beruf leidet derart unter der Konknrrciiz der Armee, zu deren Erhaltung er doch selbst durch Steuerzahlung beitragen muß, wie der Musikerstand. Ist es nicht melir wie recht und billig, wenn der deutsche Musiker verlangt: „Die Militärmusik für die Soldaten, die Zivilmusik für das Publikum!"? Statt Hessen suchen die Militärkorps auf alle erdenkliche Weise Reklame für ihre berufliche Tätigkeit zu machen, am meisten aber zieht die Uniform! Wäre da nicht ein Eingreifen der Behörde am Platze? Mit der Ableistung der zwölfjährigen Dienstzeit aber bat die Konkurrenz noch nicht ihr Ende erreicht, dann kommt die Beamtenkonkurrenz ans Ruder. Die Herren Beamten, die sich in festen, pensionsvcrccktigten Stellungen befinden, üben in ihren außerdienstlichen Stunden ihren musikalischen Beruf aus, sich selbst einen angenehmen Nebenverdienst schaffend, dem armen Berufsmusiker das Nötigste zum Lebensunterhalte raubend. Ob die Herren Beamten ihren Berus nach einer nächtlichen Tätig keit noch vollwertig versehen können, das überlassen wir dem Urteile des Lesers. Nun werden vielleicht einige Logiker ein- wenden wollen: ja, wenn der Hoboist nichts mehr nebenbei verdienen soll, so wird er wieder ins Zivil zurückkehren, und die Anzahl der Musiker würde sich gleich bleiben, der Ueber- füllung wäre auf diese Weise nicht abgeholsen. Diese Logik basiert auf schwachem Boden. Der Musikerstand rekrutiert sich zum großen Teile aus der ländlichen Bevölkerung und der klein- vürgerlichen Klasse. Selten treibt den Jüngling der innere Drang zu dem Berufe, nicht immer ist Talent vorhanden, meist ist es nur die nüchterne Ueberlegung der Eltern, daß eine zwölfjährige sorglose Hoboistenzeit, 1000 Mark Prämie und nachher noch die Aussicht aiff eine Beamtenftelluna mit obligatem lohnenden musikalischen Nebenverdienst ihrem k ein schönes Dasein schaffen rönnen. Der zukünftig kommt alfo in eine der vielen Stadtmusikschulen, deren musst pädagogische Leistungen oft gleich Null sind, und deren moralil und sanitäre Qualifikationen allen sonst bestehenden Borschri Hohn sprechen, da unserem Berufe leider von Staats wegen vorläufig aller Schutz fehlt -ohne Jetzt beginnt das Ausbeutungssystem aus Kosten der körper lichen und seelischen Gesundheit der Lehrlinge. Den Lehrlingen anderer Berufe ist das Nachtarbeiten unter 16 Jahren Verbote», der Musik-Eleve wird mit 14 Jahren auf den rauch- und bier- dunstgeschwängcrten Tanzboden gesetzt, um dort durch nächt liches Spielen das Einkommen seines Lehrherrn zu fördern, sich selbst aber an den Roheiten und sonstigen Vorkommnissen zu „bilden". Fürwahr, eine ausgezeichnete Schule für den biegsamen Charakter eines Jünglings! Der Lehrherr hält zur Belehrung seiner beträchtlichen Lehrlingsschar auch vielleicht einige Gehilfen; was sie von denen beruflich lernen können, das liegt aus der Hand. Andere Berufe werden zur Fort bildungsschule verpflichtet, der Vkusiklchrling hat dos von Staats wegen nicht nötig, der muß den Garten >eines Lehrberrn be stellen, Kartoffeln schälen und sonstige die Intelligenz fördernde Betätigungen verrichten. Hat der Lehrling jetzt innerhalb seiner vier- oder fünfjährigen Lehrzeit so viel gelernt, daß er notdürftig Bescheid weiß, dann wird er Gehilfe. Es bleibt seinem Ehrgefühl überlassen, sich als Mensch und Musiker weiter zu bilden, um etwas Tüchtiges zu erreichen, vielfach aber bleibt er innerhalb seines Wirkungskreises und vermietet sich für 30 Mark monatlich und freie Station — so lauten etwa die verlockenden Anzeigen in unserem Berussorgan — oder er geht zum Militär. Genügt er hierzu nickt, so fällt er dem Musikerproletariat anheim, das dem Ansehen des ganzen Musiker standes so beträchtlichen Schaden zufimt. Wir wollen hier gleich einstigen, daß wir auch vollwertige Stadtmusikschulen, die selbst Fortbildungskurse eingestjhrt haben, besitzen, leider aber nur in der Minderheit, die Ausnahme bestätigt eben auch hier die Regel, das Laienpublikum ist ober meist nicht in der Lage, dos Gute von dem weniger Guten unterscheiden zu können. Würde nun aber die Aussicht auf eine forglose Militärzcit als Vor bedingung zum Beamtcnbcruf schwinden, würde den Beamten das berufliche Musizieren verboten, fo würde der größte Teil der vorerwähnten jungen Leute von der Ergreifung dieses Be rufes obstehen, der ueberproduktion wäre ein Riegel vorgeschoben. Die Leiter der zweifelhaften Musikschulen würden keine Lehrlinge mehr zur Ausbeutung bekommen und müßten ihre Bildungs- statten schließen, und nur die vollwertigen Schulen würden in ckrem ernsten Bestreben, gute Musiker zu erziehen, bestehen-
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