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67. Tahr-emg. 478 Mttttvoch- 8. November 1VSL «r»dt-»I»rMl «-chrtchio» 8»r»I»»»ch«r-S«mm«lmimin»r 2» L.1 Hd» str v«ckl,»l»rü»«: 20011. .. M, IlpaM^ vmm dk»il« g^>»«. 2^-. «,!>»N>ckd ««utj«», M,^.- Anzeigen-Prelse. HchrM»»o», und Manoke-tLAt^»» »«»«.»»ria,»»» vIch»«««ch«»N,D« V,IMd,».««ü» 10S» »r«»«. Lllekes» Libliolksken Xliptvlstlcks. sfsnörelodnungsn. suvk giovs Odjslcks, lumn vuekkLnälung V. rskn L Isensrk Ak»t»«i»I»»u»,1e,»» Hy, nvdan cksm Lonte»I-7t,s,t«r Schloßstraße 19 «este, Lagea-Osö mit fern«, K-mdltsrei.Speztalltätea vsuerdDsnclükSN Vrim»porlLdIs Ssrüo — DrometdouL-SLskoedor rrvnLD vroeLert» Naedlvlssr Töp'/er<ztrak)e y, >0, >5 k'arnsprLctzer 25401 Käst Du Augengläs Sk nötig, gehe zu Gebrüder Roblttg, Neue Zuspitzung der Orienlkrise. v. Meuter berichtet aus Konstantinopel, viele hundert Mohammedaner, darunter der vormalige Bedrohliche Lage in Kons1a»>llnopel. Koustantinopcl, 7. Noo. (Reutcr.f Dir Sund» aebungcu i« den asiatischen Vorstädten von Sonstantiuopel haben gestern eine ernste Wendung genommen. Fenster der von Christen bewohnte« Häuser wurden einaeschlage«. Bier britische Soldaten wurden durch Messerstiche verwundet. Zwei türkische Polizisten wurden verdöster. Die Dcmonftrautcu riesen: Nieder mit England, Frankreich nnd den Alliierten! Man glaubt, dast die Üemalistcn die Stellung der Alliierten in Kon- stantinopel unhaltbar zu machen suchen, um so der Be setzung seitens der Alliierten noch vor der Friedenskonferenz «in Ende zu bereiten. iW. T. B.» ' London, 7. Nov -äst viele hundert L Scheich ül Islam, in der britischen Botschaft Zuslnckt ge nommen haben. — Auö den Dörfern in der Nähe der Linien der Alliierten sind über 7Wo griechische Flüchtlinge unter englischem Schutz nach Saloniki eingeschisft worden. Der Abzug der Bevölkerung nimmt zu. Biele Personen flüch ten zu den Gesandtschaften mit der Bitte um Schutz und Hilfe. lW. T. B.i .... Ausweisung der Engländer? London, 7. Rov. Wie auS Konstantin»»«! gemeldet wird, bat Nisat-Pascha den Alliierten «ine Rote unter, breitet. in der die Ausweisung der britischen Uvtertaneu aus Konstautlnopcl gefordert wird, lvtd.i Lelagerungszasran- in Konstanlinopel? Paris, 7. Noo. Nach einer Havas-Meldnua aus Kon» strmtluopel habe« die alliierten Lbcrkommissare ihre Regie rungen ersucht, Mahnahmcu zuzustimmcn, die der Ber- HLugnug des Bclagcrungszuftaudes gleich- rommeu. Die Notwendigkeit dieser Mahnahmcn wurde da mit begründet, daß die neue Verwaltung Schritte unter nehme. die mit der früheren Regelung in Widerspruch stehen und gegen dicAusländcr gerichtet sind. Ins besondere will sie die übertriebenen hohen Zoll tarife anwcnden, die von der Nationalversammlung aus gestellt worden sind »nd das Brot verteuern, die StaatS- oerträge über die Pflichten und Rechte der im Auölandc lebenden Staatsbürger iKapitnlantcni anshebcn nnd die Gesetzmässigkeit der gemischten Gerichte nicht anerkennen. Der frühere Stand der Dinge müsse mindestens während der Dauer der Konferenz bestehen bleiben. lW. T. B.l Lonstantinopcl. 7. Nov. lRciiter.i Die alliierten Generale haben Rifcd-Pascha mitgctcilt, dast Kviistaiftinovcl entsprechend dem Wasfcnstittstandsvcrtragc zurzeit unter der Kontrolle der Alliierten bleiben müsse. Nised- Pascha hat daraus geantwortet, er lcbnc sedc Art von Kontrolle ab, werde aber in Angora noch Weisungen einholen. kW. T. B.i Die türkische Gendarmerie in -er neutralen Zone. 5» » n st a » t i u op c l. 7. Nov. lRenter.» In Tschanak ist eine kritische Lage entstanden, da dort türkische wendarmcrie gegen die britischen Linien vorgerückt ist und das Vorgehen britischer Patrouillen über die Drei meilenzone verhindert. General Harringtou werde am Dienstag die Lage mit Jvmed-Pascha erörtern. <W.T. B.» Scharfe Worte -er englischen Presse London, 7. Noo. „Daily Chrontcle" schreibt: De, Waffenstillstand von Mudania sei bereits ein toter Buch stabe. Es fänden zahlreiche Verletzungen der neutralen Zone statt und cS sei kaum möglich, den rasch zunehmenden Ernst der Lage im nahen Osten zn übertreiben. Durch den Staatsstreich von S'ustautinopel hätten die «cmalisten die Verwaltung Lonftantinoselv übernommen, das unter alliierter Kontrolle stehen soll. Der ans Kon» stantinapel znrückgckehrte Sandcrbcrichirrstatier des „Daily Ehronicle" fragt, ob Großbritannien unfähig oder nicht gewillt sei, die vedrohte nationale Ehre nnd das Leben seiner Uutertanc« in der TSrkei z« verteidigen. ES könne sein, das, Blnt flieste« müsse, um die Ehr- Englands reinzuhalten. Die „Times" schreibt: ES ist die Pflicht der britischen, französischen und italienischen Regierung, die Kemaliftcn im Schach zu halten und Bedingungen zu gewährleisten, unter denen die Friedenskonferenz möglich ist. lW. T. B.» Dle französischen Delegierten für Lausanne. Paris, 7. Nov. Der Ministerrat hat den französischen Botschafter in Nom Bar re re und den früheren Bot schafter in Konstantinopel Bvmvart zu französischen Be vollmächtigten auf der Konferenz in Lausanne eruaunr. lW. T. B.) Die griechischen Flüchtlinge Klei aasten. Paris, 7. Nov. „Chicago Tribüne" meldet aus Athen: Die Zahl der kleinasiatischen Flüchtlinge in Griechenland beträgt setzt 880 000 Männer, 293 000 Frauen und 370 000 Kinder, darunter 70 000 Waisen. Aorwegisch-russiicher Konzessivnsvkrlray. Berlin, 7. Rov. Der norwegische Hauptmann Prytz Kat, wie uns mitgeteilt wird, im Aufträge verschiedener Nor- wegcr, die Sägewerke in Nordrussland besitzen, und gleich- zeitig tm Anfirage der Besitzer der The Oncgn-Wood-Cvmp. mit dem Chef deS Nordrussischen HolztrusteS, Licbermann, unter Mitwirkung Krassinö einen Vertrag ab geschlossen. Es wurde eine gemischte norwegisch russische Gesellschaft gebilde». die den Namen The Oncga- Fvrcst-Jndustrle- Comp. Limt. trügt. Die -Halste der Aktien soll der russische Staat besitzen, die andere Hälfte die nicht- russischen Gesellschafter. Das Kapital, bas durch den Ver kauf der alten frsihcr den Gesellschaftern gehörenden Holz lagern in Russland eiiikommt. soll als Betriebskapital der neuen Gesellschaft verwendet werden. Die Onega-Forcst- Jnd. Comp, erhält K o n z e s s i o » e n a u s a l l e W ä l d e r, die im Oncga-Flussgeblei liegen und gleich zeitig das Gebrauchsrecht an den Sägewerke», die früher den Gesellschaftern gehört haben. Diese Konzession ist die grösste bisher von Nusstand gewährte Waldkonzcssion. Sie umfasst ein Areal von 20 000 bis 30 000 Quadratkilometer. Die ungeheuerlichen Erhöhungen der Berkehrstarife. A Mark Fracht für ein Pfand Salz. sDrahtmelbung untrer Berliner SchrUtlettung.s Berlin. 7. Noo. Der Generaldirektor des Deutsche« Kalisyndikats W. Forthmann. Mitglied deS Neichs- wirtschasts» und des NcichöcisenbahuratS, hat die ungeheuren Steigerungen der ENeubahngittertarise zum Gegenstand einer Eingabe an den RcichSverkehrsminister gemacht. Es wird darin daraus hiugewicscn, dast die Tarife vom 1. No, »cmbcr ab gegen die von Ende Januar dieses Jahres bei einer durchschnittlichen Sntsernuug von über 890 Kilometer «m das 29» bis 32 fache gestiegen sind. Die Fracht für Carnostit und Sainit sHartsalzs stellt sich ans das SSI-fache, für Chlorealium aus das SkL-fache, für schnicfelsaures Salz aus das ÄS-sache gegenüber Ende Juli <9l7 und für schwefel saure Kalimaguesta. das für Kartosseln so notwendige Düngemittel, aus das 1207-fache der Friedens, rächt. Ein Doppelzentner Steinsalz fSpeiscfalzj ostet für die Strecke Marienborn sProvinz Sachsens bis Berlin seit 1. November 810 Mk. au Fracht. Mit Abfuhr stellen sich für die 181 Kilometer lange Strecke die Fracht kosten aus rund 8 Mk. für das Pfund. Forthmann steht aus dem Standpunkte, dast allerdings die Defizitwirtschaft der Neichöeiseubahn beseitigt werde« must, verlangt aber ander« Mittel dazu, al» schematische Tariferhöhungen, «Lmlich verlängerte Arbeitszeit und Entlassung der grobe« Zahl überslüssiger Beamte» u»d Arbeiter. In seinem Antwortschreiben gibt der ReichS- verkehröminister zu. dost bei einzelnen Gütern die Fracht allerdings In höherem Grade als der Preis gestiegen ist. Es feien das Güter, die früher eine nach ihrem Wert picht berechtigte Begünstigung genossen hätten. Die Dünge mittel. schivclclsanre Äalsmagnesia und schwcsrlianrcS Kali, seien hauptsächlich an die ausländische Landwirtschaft ver kauft worden und nur rin geringer Prozentsatz an die in ländische Landwirtscha' Die Ausgaben der Eisenbahn hingen in geringerem Grabe von der Höhe der Löhne und Gehälter ab, als von den sachlichen Ausgabe». Was die Arbeitszeit des ElsenbahnpersonalS anlange, lo könne der dem Nc1chSvcrkehrSi»lnIstcriul» vorliegende Nesercnicn- entunirf schon deshalb nicht weiter bearbeitet werden, weil die Entwürfe über die Arbeitszeit gcivcrblicher Arbeiter noch Gegenstand der Begutachtung durch den NetchS- wirtsclmstsrat seien und zunächst die weitere gesetzliche Be handlung dieses Entwurfs abgewarlet werden müsse. Die Bemühungen der Verwaltung um den Abbau des Personals hätten dazu geführt, dast das Personal tm Lause deS Rech nungsjahres 1021 um rund 10 000 Personen verringert worden sei. Motto: Es ginge wohl, aber e» geht nicht! Wettere TarifplSne. Die RelchSpoftverwaltnng plant bereits znm t. Januar 1928 eine neue gewaltige Tarif erhöhung nm mindestens 1V8 bis t2ü Prozent. Auch die Reichsbahn erwägt weitere Tariferhöhungen. Gegen den Ausverkauf Deutschlands. Berlin, ü. Nov. Vom LandcSpolizciamte Seim Ministerium des Innern sind mehrere Ausländer, die hier Waren auskauften, »m sie ohne AusfnhrerlaubniS lnS Ausland zu schaffen, festgenommen morden. Sie hatten bereits sür mehrere Millionen Mark Waren ver- schoben. Weitere 100 Kisten, die sich noch auf deutschem Boden befanden und einen Wert von weit über 20 Millionen Mark darstellen, sind beschlagnahmt worden. lW.T.B.) vollae (Amt!ick): S4S0 Im ps«Iv»rk»t,r «dvnck, S vstr: SS7S Die schleichende Kabinettskrise im Reich. Inmitten der Vertiner NeparaiivnSvcrhandlungen, die bei der täglich sich verschlimmernden Wirtschaftslage Deutsch lands von ganz besonders einschneidender Bedeutung sind, erhält das deutsche Volk um sieben Ecleu herum Kenntui- davon, dast sich innerhalb der Neichsregierung schwer, wiegende Differenzen ergeben haben. Tie französisch« Presse ist es, die sich in der Nolle des Ansagers gefällt und die in den letzten Tagen eines Morgens im Tone der Selbstverständlichkeit, als pfissen cs bereits die Spatzen auf allen Dächern, mit der für uns doch immerhin überraschen den Neuigkeit „einer kleinen Kabinettskrise !n Berlin" hervortrat und ihre Kombinationen daran knüpfte. Ge- wisse Pariser Blatter sprachen und sprechen ganz osscn vo» der „Unnachgiebigkcit Dr. Wirths" nnd von „aufrichtigen BerständigungLt'crsilchen des RcichssinanzministerS", die durch die starre Haltung deS Kanzlers vereitelt würden. Also die Situation ist die: wir sitzen im Karussell, das nnL in rasendem Tempo durch das Kreisrund der von den Punkten Reparationen — Moratorium — Garantien be- zeichnetey Bahn hmdnrchträgr, und von aussen ruft nnL iemand, nur in Bruchstücken vernehmbar, zu. wir möclstc« acht haben, Latz kein Unglück passiert: denn di« beiden tech- Nischen Leiter wären tu voller Fahrt miteinander nneinS geworden. Ein ungewöhnliches Gefühl für uns, be- ängstigend, peinigend! Wir warten mit gequälter Brust und fiebernden Nerven, öah der TodcSjagd «nscres Wirt, fchastsversalls Einhalt geboten wird, und die beiden Männer, denen vorwiegend die Sorge um unser Schicksal zufällt, sind aus einmal in scheinbar nicht zu überbrückcndc Meinungs verschiedenheiten über die Nettungsmethodc geraten. DaS NIcderdrückendste an diesem Bargang aber ist die Tatsache, datz keiner von beiden bisher den Mut gesunden hat. mit offener Klarlegung deS Sachverhaltes an die OessciltlickKelt zu treten und dem Volke reinen Wein einzugietzen. Aller dings. der Kanzler hat einen Schritt unternommen, den man bet sehr viel gutem Willen ungefähr in dieser Richtung anS- legcn könnte. Er hat durch seinen Mittelsmann Georg Bernhard in der „Vossischen Zeitung" zn den Ausführungen der französischen Presse Steilung nehmen lassen. Absolute Klarheit lässt sich aber mich aus den umfangreichen Dar» lcgnngcn dieses Blattes nicht schöpscn. Nur das eine geht mit Sicherheit aus ihnen hervor, es bestehen schwerwiegende Differenzen zwischen Kanzler und Neichssinanzminister, „die einem einheitlichen Zusammenarbeiten des Kabinetts nicht gerade förderlich sind". Im übrigen bleibt der Ver- mntnng, der phantnstifthen Gehcimirümerci Tor und Tür geöffnet, und Hermes sowie Wirth scheinen die Ergründung des tieferen „Warum" denen überlassen zn wollen, die an der Lösung kniffliger politischer Exempel ihren Spass haben. Natürlich müsse» sich die Minister sagen, dass Schweigen in diesem Falle keineswegs Gold ist, und dass jede in diesem Sinne verlorene Stunde eine dunkle Stunde des ganzen Volkes ist. daS auf die von Berlin-oder Paris hertöncnde Melodie sich seinen eigenen Vers macht oder machen lässt, und daS bei der aus niirrschaftlichcn Gründen ihm inne wohnenden Gereiztheit sicherlich nicht gesonnen ist, mit seinen eigensten Belangen ein unübersichtliches Spiel treibe» zu lassen. Schon tauchen Gerüchte auf. die davon wisse» wollen, die Differenzen im Kabinett gründeten sich ans die unterschiedlichen Ansichten der Machtgruppen, die hinter de» führenden Männern, hinter Hermes und Wirth. ständen. Hermes sei der Mann der deutschen Grosstndustrte, die inr Bunde mit der französischen die Gesundung der deutsche» Verhältnisse ans einem Wege erstrebe, der nickt bcschritte» werden könne, solange die Sozialdemokraten und der sic I« jeder Hinsicht unterstützende Kanzler Wirth in der Regie-, rung säßen. DaS augenblickliche Kampfmittel sei der Acht stundentag: -er solle demnächst zu einer Kabinettssragc ge. macht werden und zwischen Für und Wider solle das Kabi nett Wirth aussliegcn, nm einem Kabinett Hermes Platz z» machen. Solchen Gerüchte» steht selbstredend der Unsinn ans der Stirn geschrieben. Die deutsche Großindustrie bat gar keinen Anlass, den Achtstundentag aus solchen Schleich wegen zu bekämpfen. Sie hat bisher in aller Offenheit die Nachteile der verringerten Arbeitsleistung beleuchtet — ma« denke an den Brief Thnssens an den Kanzler — und be- findet sich gerade gegenwärtig auf dem günstigsten Wege, sich mit den Gewerkschaften über die Notwendigkeit auch zeitlich verlängerter Arbeit zu einigen: warum sollte sie i» dem Augenblicke, wo eine gütliche nnd direkte Einigung sich onbahnt. gewissermaßen von hinten herum einen Schlägl gegen den Achtstundentag führen wollen? DaS würde dem Wese» und dem Brauch so ehrlicher ArbeiiSrccken wie Thyssen nnd Stinnes widersprechen. Nachrichten also, die dieses Inhaltes sind, fußen auf alberner Gcrüchtcmachere^ Aber je hilfloser sic sind, desto leichter werden sie er fahrungsgemäß geglaubt, und ihre beunruhigende Wirkung Im Volke ist natürlich genau so stark, als handelte eS sich um erwiesene Tatsachen. Um so mehr wäre eS Pflicht t«D