Suche löschen...
01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 16.11.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-11-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19261116016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926111601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926111601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-11
- Tag 1926-11-16
-
Monat
1926-11
-
Jahr
1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 16.11.1926
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nr. 53- Seite S — .Dresdner Nachrichten" — viens'ag. IS November 1826 Jahresversammlung -er silchsische« Bezirks- schuirSle. sX.l Am >>. November ßind unter dem Vorsitz de> Volks« bildnugsininisters Dr. Kaiser die Jahresversammlung »er Bezirksschulräte Sachsens statt. Auster den Bezirksschulräten umreu aus Einladung erschienen Vertreter »es ArbeitS- und WvlilsakirtSministeriuuis. der Präsident des Landesgesund- lieitsamteS der Bo rufende der 'Vereinigung der Schulärzte. Vertreter der Laudosaiinalie». der Taubstummenanstalten und 'Vertreter der Lebrervereiuigungen. Minister Tr. Kaiser nab unter Zugrundelegung der non den Bezirksschulräte» iiber das Schulsahr 1925 26 ein» gereichte» Jalirosberickte einen aussübrlichen lleberblick über die Entwicklung deo 'Volks- uud Berufsschulwesens im Be» richtSjabre 192526 und würdigte die schwere Arbeit, die die Bezirksschulräte auch in diesem Jahre im Dienste der beiden ihnen auverlraiiteu Schularten zu leisten hatten. Hieraus hielt BezirlSschulr'at Tr. Sckröblcr in Marlenberg eine» 'Voricgg iiber das Thema: „Ter Unterricht -er Volksschule must seiner ganzen Art nach Heimat- und nolkStümlich sein " Cr bezcichnete als die höchste Ausgabe der Bolko'chule die llebcrtragnng der Werte, die im Heimat, und BolkSium euthaUe» sind und die als geistig-sittliches Allgemeingut anerkannt werden, und knüpfte daran di: Forderung, dast das gesamte BilduugSant an sich zu Heimat- und vottsuinilichen BildungSgut iimgestaltet und das, dieser Umgestaltung auch der BildnngSvorgang unterworfen werde. Bezirksschulrat Wehn er in Leipzig erstattete darauf Bericht über das Thema: „Sind die Bestimmungen deS Uebergaiigoschiilgesehes und des SchulbedarsSgeseheS über die Gliederung der allgemeinen BolkSschnle ausreichend?" Cr erkannte an, das, daS Uebergangsickiilgesetz und daS Scknlbedg, ssgeietz dem 'Bedürfnis nach Gliederung der all gemeinen Bolks'chule ans der (Grundlage der Begabung im allgemeinen stiechnnng trage, das, sie aber in verschiedenen Punkten geändert und ergänzt werden möchten. Sv ver langte er Erleichterung der Bildung von höheren Abteilun gen und von 9. und ltl. Schuljahr in der Volksschule sowie Uebernabme der persönliche» Aufwendungen für wahlfreien Unterricht auf die Staalokassc. ferner Erweiterung der Be stimmungen über den Unterricht von Schwachsinnigen in der Hilfsschule. über die Einrichtungen für Schwachbesähigte. für »körperlichbehinderte und Schwe rer ziehbare und schließlich über die Errichtung von Schnlkindergärten alS Bildungs stätten schnlnnreiser Kinder. lieber die in den beiden Borträgen ausgestellten Grund sähe iand eine eingehende Anssprache statt. Tie ausgestellten Forderungen wurde» zum größten Teile von den Anwesen den iinterstüht. Minister Tr. Kaiser dankte für die wertvollen An regungen. die daS Ministerium für Volksbildung erhalten habe, und sicherte ihre ernsteste 'Nachprüfung zu. Prrinkrsttzuni, „Die vom Rhein". Am St me-tag versammelten ans dem 'Belvedere „Tie vom st!Hein" zum l. und znm ll. Male ihre Getreuen zu einer Prunksihnng, für die auch dieomal eine viel größere Karten nachfrage war, als der Saal hätte fassen können. So saß man denn auch an diesem Tage an langen Tafeln in bunter Reihe und gemütlicher 'Bedrangibeit, fand aber später zum Tanz durch Hin,»nähme der Konditorei genügend Raum, so daß die gnßcrgewöhuliche Lustigkeit, die die vom Kleinen Rate prächtig geleitete Sivung heransiührte. ohne Gedränge weiter leben konnte bis znm ebenso vorgerückten als behaglichen Ende. Ter Präsident Hano Walther war in großer Form, svdaß es lustige Devisen, persönliche Jnvcktien, Anspielungen aus öffentliche Borgängc nur so hagelte. Seine Senatoren und der iincrmüdliche Zercmvnicnmeistcr Go er gen unterstützten ihn mit lachen-den Gesichtern und famosen Einzelgaben. Tic Reihe crössneie diesmal Heinz Elber mit einem Geigcnsolo. begleitet von Else E r m v I d. Tic köstlichen Reden ans der Bült leitete Hein, Mager als kommunistischer Parteiredner ein. Tic Ernährnngsfrage löste er durch die vielen „gekränk ten Leberwürschte", die hertimlaufcn, und die großen Rosinen, die manche Politiker iin Kopie haben, die Bekleldungssrage durch Mobilisierung der Hosen. in die vielen daö Herz ge- lallen ist. die Wohnungsfrage durch die Erschließung der Ober stübchen, in denen eS bei gar vielen rappelt. Eine famose Tnpe bot Senator Langohr alS Portier zu den drei Quasten: er strotze vor Kraft und Schönheit, cs habe sich mir noch nicht herumgesprochcn. Einen Höhepunkt erreichten die Lach- und Beifallsstürme, alS Präsident Walther in der Maske Mussolinis im Sckiwar,Hemd erschien. Ter Fa'chistengriiß. mit dem er den Saal betrat, wurde von der Menge mit schallender Heiterkeit erwidert. 'Wenn sich „Tie vom Rhein" schon jemals in ihren Darbietungen wiederholt hätten, möchte man wünschen, daß dieser „Schmus,vlini" zur großen Prunksitzung, die im Fe- brnar im Ausstelliingspalast geplant ist, noch einmal käme. Ter große Duce versprach den Kamps durchzuführen bis aufs Messer, mit dem er schon als Kind fressen gelernt habe. Mit unnachahmlichem Ernst erklärte er. man müsse seine politische Karriere von „links" beginnen, nach „rechts" rutsche man von allein hinüber, der Faichistengrnß sei ein Wegweiser, an dem man nicht erkennen könne, wo eö hingehe. Selbstverständlich beschäftigte sich dieser Mussolini nicht mit rein italienischen Dingen: seine Kritik sächsischer und deutscher Borgänge atmete den überparteiliche» deutschen Balerlandsgeist und daS Zu- tranen zu deutscher Kraft, das als ernster Hintergrund aus all diesem karnevalistischen Ulk herausleuchtet. M. Roesberg trug als Hnngcrkünstlcr gleichfalls eine ausgezeichnete Maske in die Bütt und schlug mit kräftigen Narrenstreichen ans Schwäche», Torheiten und Lächerlichkeiten unserer Zeit. Mit edler Gcsangsknnst trugen E „bisch und Büssel. letzterer zum ersten Male von seiner Tochter am Flügel be gleitet. ernste Kunst zwischen die Höchstleistungen des gebotenen Humors. Auch diesmal gab eine Reihe prächtiger Lieder den Gästen Gelegenheit, an der Gesamtstimmung tapfer mit- znivirkc». 'Besonders gefielen von Hans Walther das Ein gangslied »nd das sehr lustige ,Z)arnm solle wer ald en de He ja ggn?", mit dem Kehrreim: El cs noch viill zu früh — Mer bleiwe noch jct hie' —, und ein lustiger Sang über „leckre, dicke Bohnen" von Heinz Mage r, 'vwie ein ernsteres „Sommcrabcnd am Rhein" von Jnlitts SachS und eine ulkige Schilderung der „Jndiancr in Dresden" von dem vielseitigen Ermvld, wofür er die Devise erhält: „Ter 'Blüber denkt und Larrcn'ani lenkt". So streute» „Tie vom Rhein" wieder eine vollgemessene Ladung fröhlicher Kunst anS und bekundeten in heiterer Kritik unserer Zeit ihre tapfer-lebciiSmiitige Gesinnung. —* Ter Verein Dresdner Presse hielt am Sonnabend seine Hauptversammlung unter Leitung des l. Vor sitzenden Georg Irrgang ab. der zunächst den Bericht iiber das verflossene Bercinsjalir erstattete. Tiefer entrollt ein Bil der Bercinsiätigkeit und widmet den in diesem Jahre ver storbenen Mitgliedern Tr. Gcindil. Altkirch »nd Scholze ehrende 'Nachrnie. Ter Schatzmeister Julius Meiichncr trug den Kassenbericht vor. der ei» zufriedenstellendes Bild der Fing»,läge des Bercins bot und vor allem dartat. wie segens reich die Woblfahrtskassen auch i» diesem Vereinsjahre ge wirkt haben, konnten doch den Witwe» der genannten drei Kollege» ansprechende Summen anSgczaült und hilsesnchendc Kollege» mit Geldmitteln unterstützt werden. Die Wahle» drallsten keine Veränderung in der .'>»>ami»elueh»lia des Vor standes und des EhrengerichiS. Eine längere Zeit nahmen die von de» -Kollege» Hcrrlcin »nd Hosrat Häßler dnrch- gearbeitete» Abänderungen der Satzungen in Anspruch. — Eine sächsische Alkoholgrgnertagnng 1926. verbunden mit einer Ausstellung gegen den Alkoboltsmns und dem zwölften sächsischen Wissenschaftlich-praktischen Lehrgang über Leipziger Kriminalbeamte als Diebesverbündete. Leipzig. 10. No». lFortsetzun, »«» Bericht» an» »em «bendblatt.s In der NachmlttagSverhanblung bittet Rrchtsanw. Graf, sestznstellen. daß daS FrennöschastSverhLltnt- RouvelS z« Srebnick rein platonischer Natur gewesen ist Rouvel lege be sonderen Wert darauf. Sr habe die Zärtlichkeiten Srebnick» nicht erwidert Srebnick: Nu«, «nd ob er sie erwidert hat? Es wird weiter darüber gesprochen, daß Amster nnd Srebnick In letzter Zeit wie Katze und Hund zueinander standen. Amster soll wiederholt mit dem Messer ans Srebnick losgegangen sei» Hieraus beginnt das Gericht die Vernehmung des Angehlagien Rubin, -der sich in der Untersuchungshaft, wie bereits gemeldet worden ist. eine» lange» Bart hat wachse» lalle» anaeblich weil er büßen müsse. Aus Rubi» Ist kehr schwer etwas herauSznbekvm- men. Er beginnt seine Bernehmnng gleich mit der Angabe: „Ich weiß gar nickt. waS mir hier vvrgenwrsen wird." Ans die Frage des Vorsitzenden, ob er denn die Anklage ichrift nicht gcleien habe. behauptet er. nicht lese» zu können. ES wird ihm hieraus aesagt daß er im Juni 1921 und zur Herbstmesse 1921 tn der Kolonne Diamant Kasiendiebstähle be gangen habe» tolle nnd in dem einen Fall allein 599 Mark ge stohlen zu hoben verdächtig erscheine. 'Bon der Wnchc soll er damals wieder entlasse» worden >e!n. Im Oktober 1921 »nd zur Herbstmesse 1927, ist er anaeblich wieder in Leipzig aewe'en nnd toll dabei auch Beamte bestocken haben. Auf die Frage, wie er eigentlich nach Leipzig gekommen lei und was er hier gewollt habe, macht der Angeklagte. der lebr schwer zn ver stehen ist, Ausflüchte Er lei dnrcßaereist aber er Wille nickt mehr, wann daS gewesen lei Er habe sick einmal die Melle gnschanen wollen. AlS der Vorsitzende Ihm vorbält. daß er doch mehrmals in Leipzig gewesen lei. meinte Rubin das könne dreimal gewesen kein. TaS erste Mal habe er nack Wien fahren wollen nnd sei von Köln gekommen, da er in Aachen eine Kur durchaeinacki stabe. Ani die Fraae des Bor- sitzenden. ob es Tatsache lei daß er viel in der Welt herum- gereist lel. meint er das mit»? der Arzt der das «Nrntoknü geschrieben habe, ans andere» Akten aenommcn staben. Er stabe istm nichts davon ergäbst Bon Berns will Rubin Kauf mann kein, nnd er e<-,ästsf ,'cstr lannla. dast sein Lager in ein vaar S'ei«en bestanden stabe, die er in »er stes si-si hgho. Im Oktober 1921 ist Rubin beim Tascstendiebsiahl Im '"'auptpostgebände Leipzig verßattet worden. Er soll dann mit Beamten zusammen in mehreren Leipziger Wirtschaften ge- wesen sein. Rubi» bestauptet, davon nlckts z„ willen, gibt aber zu. zur Herbstmelle 1925 in Le-nzig aeweist »» staben. Er albt eine sehr breite Erklär»»» dieses A»sentstalteS Ein gewisser '^Hcstniak soll it>>» G-id gstgenoirnve» stund mit der Rück gabe aezöaert staben. Um z» keinem Geld zu komme» ist er ans Anraten Wiscknjaks nack Leimig getgstren. wo dieser Ge- scstäkte macken wollte. In Leipzig habe Rubin dann Bekannte getroffen, und zwar die Taschendiebe EstarloS »nd Ladreias a"S MaUanb. Mit diesen will er in den Sckwanenteicstanlagen gesprochen haben und sie schließlich veranlaßt haben, ihm eine leere Brief tasche mit einigen Papierschnitzeln zu übergeben, die er dann unvorsichtigerwciie ans keinem Zimmer stabe liegen lallen So habe man ihn in 'Verdacht bekommen, diele Briektakcke gestohlen ,» haben, da er a»S Unvorsichtigkeit die Tür offen gelallen stabe, und dann stabe man ihn verhallet Er könne aber mit Bestimmtheit aiiS'age,, daß d>e>e Briettokche z» keinen Ette'ten aestört habe. I» der Boriintersucßnna stabe er okt nicht geordnet anssagen können, weil er krank nnd schwach gewesen sei. Bei alledem se! er aber vollkommen unschuldig. Da keine weiteren Fragen gestellt werden, bricht der Vor sitzende die Vernehmung dieses Angeklagten ab. ES wirb hierauf der Angeklagke Vf-I»owlez gehört. Er ist Kaufmann, hat 1919 Polen verlaßen und In Berlin eine Schneiderei eröffnet Sväter Hot er sich aus den Handel mit alter Garderobe verleat. und als er auch da nickt weiter kam. hat er eine TteNnna als Berkänker angenommen Er erzählt, daß er der Frau des Taschendiebes Diamant. alS Diamant selbst sick I» Hast befand 129 Mark aeliesten habe die hm Diamant anickeinend nickt babe wgebe,, w--"?,, Um zu seinem Geld zu gelangen, lei er nack Leipzig gefahren und liier im „Ease Reichskanzler" mit Diamant znsammcngetrosscn. der ihm 89 Mark abgezahlt und gesagt habe, er solle keine» Krach machen. Diamant befand sich in Be-keituna »on Ronvek. der dem Angeklagten Eikekowlcz vorschlug, er solle Ihm bei der Aufdeckung eines großen Einbruchs und eines Dollarschwin- delö behilflich sein. Eisekowiez erklärt, er sei 86 Jahr« alt und nenn Jahre in Deutschland gewesen, habe aber dort niemals mit schlechten Sacken zn tun gehabt. Es ist mehrfach davon die Rede ge wesen. daß der Angeklagte an Rouvel eine Postkarte geschrieben Hab«, daß fünfzig Taschendiebe au» Berlin nach Leipzig kommen wollten. Da» hat insbesondere der Angeklagte Srebnick vorgebracht. ES wird hierauf auf Veranlass»«,, -cs Rechtsanwalts deo Eilekowicz sestgesiellt. daß dieser höchstens seine» Name» schreibe« kan», wahrscheinlich aber auch das nicht einmal. Der Angeklagte gibt zn, daß er geschäftlich einige Tag« in Leipzig geivese» Ist wo er gewohnt hat. will er nicht mehr wisse». An Talchendiebstählen will er nicht beteiligt geivcscn sein. Auf die Frage des Vorsitzenden, ob er nicht mehrmals mit Rouvel gesehen worden sei »nd auch bei Rouvel ge. wohnt hat, erklärt er: Um Gottes willen, waS heißt gewohnt. Eine 'Nacht bin ich mal dort gewesen. Der Vorsitzende holt hierauf hinter hei» Gerichlstisch einen eleganten Kofser aus gelbem Leder mit vollständiger Einrichtung hervor nnd fragt: Was hat cs damit für ein« BewaiedlniS? Der Angeklagte erklärt achselzuckcnd: „Den habe ich Fra« Rouvel geschenkt, weil Ich eine Nacht bei ihr gewohnt hatte." Mo er den Koffer gekauft hat. weist er nicht mehr. 'Nach den Angaben Bekermeisters will Eisekowiez zunächst »ach Leipzig gegangen sei», da unter den platte» Beamte» gut zu arbeiten wäre. Eisekowiez erklärt. Beker»,cister sei ein so schwerer Verbrecher, das, er sich mit ihm überhaupt nicht würde abgegeben haben und alles, ivaS Vekermcister erklärt habe, sei pure Lüge. AlS der Vorsitzende dem Angeklagten vorhält, -aß er Rouvel Platz gemacht haben solle, bezeichnet dieser das als lächerlich. Rouvel bittet hieraus »mS Wort und erklärt, Eisekowiez sei niemals bet einer Kolonne gewesen, und wenn er gcstvhlcik habe, so sei cs nur hinter seinem Rücken geschehen. Der Angeklai,le rvaqltftal ist im November 1925 in Berlin wegen Taschenblebstahl» an- geklagt gewesen, sedoch mangels Beweise» freigcsproäxn worden. Seine» Wohnsitz hat er in Berlin, wo er als Aer- mittler in Textilten tätig gewesen sein will. Am 1. Juli Ml kam er. »ach seine» Angaben, erstmals nach Leipzig zum Be. suche seines Bruders. Er will sich bis zum 8. Juli hier aus- gehalten und in verschiedene» Hotels gewohnt haben. Zuin zweiten Male war er vom 81. August biS 2. September in Leipzig, und zwar n»i eine verheiratete Frau, die sich i» ihn verliebt Häven soll, zn besuchen. Den 'Namen dieser Frau weigert er sich, an,»geben. Die Angeklagten Grandke und Sckäster will Wagschal überhaupt nicht gekannt haben. Mit Rvnvel und Kühle will er durch Srebnick bekainitgcivordc» sei». An Widersprüchen, die sich im Verlaufe seiner Ver nehmung ergaben, ist seiner Ansicht nach di« Untersuchung schuld. Der Angeklagte beschwert sich sehr über hie Behandlung in der Unterinchnngshgst und meint, man müsse Stahlnerven haben, um anläßlich der haarsträubenden Zumutungen, die ihm dort gestellt wurden wäre», noch an sich zu halten. Ti« Uhr, die Kühle bei der Verhaftung Ronvclü ttrs Wasser ge worfen hat, ist angeblich von dem Beamten gekauft worden. In der Anklage heißt es. daß sie ihm von Wagschal geschenkt worden sei. Tie Beziehungen zu Kühle beschränkt der Angeklagte darauf, daß er ihm in Berlin eine billig« Wohnung verschafft habe »nd ihn aus einer Autornndiahrt sowie abends in die Skala und daS Easä „Vaterland" be gleitet habe. Während in de» UntersnchnngSakte» steht, daß Wagschal nur zweimal in Leipzig gewesen sei. gibt er heute weitere Male zu. Auf die Frage des Vorsitzenden, warum er stets alS Jamek bezeichnet worden sei, erklärt er, das sei die abgekürzte galizische Form für seinen Vornamen Chain. Der Angeklagte Grandke will sich plötzlich nicht genau entsinnen können, ob cS tatsächlich Wagschal gewesen ist, mit dem er hier zusammen war. Er behauptet, er könne sich auch geirrt haben. Er sei bei der 'Vorstellung derart verwirrt ge- wesen, daß er gar nicht genau habe Hinsehen können, ob der Mann Jamek gewesen sei. Ans die Frage, ob nicht Srebnick den Jamek als „Gannove" bezeichnet habe, erklärt Rouvel: „Gannove muß doch nicht immer Taschenhieb sein!" Man kann das ganz verschieden auffasscn. Die Angeklagten Kühle und Srebnick erkenne» Wagschal mit Gewißheit wieder. Trotzdem behauptet dieser, alle in der Anklage ihm zur Last gelegten Straftaten müßten von einem ihm sehr ähnlichen 'Manne begangen worden sein. Große Heiterkeit erregt im Zirschauerraum dt« Mitteilung des Nidgcklagten Amster. daß ihm ein Zellengenosse des Wag schal erzählt habe, Wagschal habe dem Untersnchnngsrichter bei einer Vernehmung die Brieftasche wcggenommen und sie ihm später in der Zelle wiedergegebtn. Dies« und andere Angaben des Zellengenosse», ans die der Vertreter der Anklage anspiclt, bezeichnet Wagschal als niederträchtige Schuftigkeit, gegen die er sich durch einen Strafantrag wegen gefährlicher Verleumdung schütze» werde. Die Verhandlung ivird hierauf ans Dienstag vormittag vertagt. die Alkoholfragc, veranstalten die Stadt und der BezlrkSver- band der Amtshauptmannschaft Zwickau mit der Sächsischen Landeshanptstellc gegen den Alkvholismus vom 27. bis 89. No vember in Zwickau i. Sa. — Kirchcngemeinbe Laubegast. Die vom Erangelischcn Bund, gemeinsam mit dem ortskirchlichen Ausschuß, für Dienstag abend ergangene Einladung zu einem evangeli- chen Familienabend batte den Ratskellersaal bis auf das letzte Plätzchen gefüllt. Pfarrer Rein warth begrüßte die Versammlung mit einer Ansprache, die das Gedächtnis Luthers lebendig werden ließ, und darin auöklang, daß mehr Luther-Geist wieder in unser „Luther-Volk" kommen müsse. Das Hanptthema des Abends führte von Luther zu Paul Gerhardt- Pfarrer Rrinwarth ließ ein lebensvolles Bild dieses Glaubensdulders nnd Glaubcnssängerö vor den Augen vvrüberztehen und zeigte ihn an der Hand seiner Lieder alS den Sänger heiliger Lebensfreude, selbst unter Trübsal und tiefem Leide. Hierauf wurde zu sechs ausgewähltcn Gcrhargt- schen Liedern von, Evangelischen Jugendring Laubegast- Dobrid „lebende Bllder" gestellt, die eine tiefe Wirkung er zielten. Znm Schlüsse dankte Herr Lob in als Vorsitzender des kirchlichen Ortsausschusses allen Mttwirkendcn und brachte Pfarrer Reinmarth die denkbar herzlichsten Segenswünsche seiner Bezirksgcmeinde Laubegast zu seiner Einführung als 1. Pfarrer der Kirchgemeinde dar mit der Bitte und dem Be kenntnis: Treue um Treue! —* Der Ortsausschuß Dresden deS Gewerkschastsringes hielt am Montaa keine Hauptrersammliiiig ab. Der Vor sitzende des Ortsausschusses, Geschäftsführer S 8ch sc r. gab einen Rechenschaftsbericht über die Tätigkeit des verflossene» Jahres. Er konnte eine zufriedenstellende Entwicklung deS Ortsausschusses nnd auch der einzelne» Organisationen im Ring teststellen »nd über Sondersragen der Arbeitnehmer schaft berichten. Stadtverordneter Berndt. als 2 Vor sitzender des Ringes, erstattete einen eingehenden Bericht über seine Tätigkeit und hob davon besonders die Bemühungen um Errichtung von Betrteßöräteschulen. Strasgcsangenen- Mrsorge »nd Fürkorgearbeit innerhalb der Jugend hervor. Auch der erstattete Kassenbericht zeigte ein - gute Entwicklung auf diesem Gebiete. Die Nenmahl des Vorstandes craab die eiiistimmtge Wiederwahl des bisherigen Vorstandes, denen Vorsitzender wieder der G. D A-GeschältSiiihrcr. Herr Schäfer, ist. Im weiteren Verlauf des Abends wurde »och die Wintcrccrbeit besprochen. Hierbei wurde beschlossen, auch tn diesem Winter verschiedene größere Vcranstaltnngen statt- sinden zu lasten und Vorträge moderner Arbeitsrechtler -urchzusüSren. Schwurgericht. Um daS „seelisch« Gleichgewicht" einer Fra« herznstelle«, iuS Zuchthaus gekommen. Wegen Zeugenmcineids verhandelte das Schwurgericht Dresden am Montag gegen den 1889 zu Löbau geborenen, tn Lohmen wohnhaften Inhaber eines Ncchtsbureaus, Traugott Emil Paul Berger, der beschuldigt wurde, am 6. Mai d. I. vor dem Landgericht Dresden im Ehestreit eines Monteurs namens Schuster gegen seine Frau umfangreiche falsche An gaben gemacht und beschworen zu haben. Diese Sträfliche sollte bereits in voriger Woche verhandelt werden, der Termin mnßte aber ivegen Erkrankung des Verteidigers verschoben werden. Der Angeklagte gab an. daß er schon öfter in Ehe sachen tätig gewesen sei. er will auch im Schusterichcn Elu> streit intensive Beobachtungen gemacht haben. Diese Ehe >ci sehr unglücklich gewesen. Von Frau Schuster förmlich be drängt, will der Angeklagte, »m deren seelisches Gleichgewicht herznstellen. um sie zn beruhigen, um ihr einmal etwas z» berichten und Neues zu sagen, der Austraggebcrin verschiebe,« angebliche Beobachtungen und Feststellungen mitgctcilt habe», ohne zunächst daran zu denken, daß eine Verwendung im Elie- scheidnngSprozcß erfolgen werde. So hatte Berger der Frau Schuster berichtet, er habe gesehen, wie sich deren Man» im Dresdner Hauptbahnhof mit einer Franenßpersvn getroffen und mit dieser ein Kino ausgesucht hätte, wobei es zn allerlei Zärtlichkeiten gekommen sei. Tann sollte der treulose Monteur, der in der Umgebung von Pirna wohnhaft war, einmal auch mit einer gewissen Müller in einem Dresdner Hotel übernachtet haben. Der Angeklagte gab zn, keinerlei greifbare Erfolge erzielt zn haben er hoffte aber, in der Folgezeit doch noch zu Ergebnissen zn kommen, »ur sei er dann daran verhindert worden. Ei» Verhältnis habe er mit der Frau Schuster nicht unterhalten, nur will er sie immer getröstet »nd -an», in einer Art Zwangslage befindlich, die ihr zuvor gemachte» aber unwahren Angabe» auch beschwöre» haben. Das Gericht trat nach Vernehmung des Angeklagte» in eine längere Beweiserhebung cttt. Staatsanwalt Eauzlcr plädierte für strenge Bestrafung, die Eidespflicht sei hier in »„verantwortlicher Weise verletzt worden. DaS Gericht ver urteilte den Angeklactten wegen Zcngeiimclncidcs nach 8 IN StGB, zu einen, Jahr Zucht Hans »nd fünf Jahren EhrenrcchtsvcrlusleS. Als ordentliche Strafe waren drei Jahre Zuchthaus -niSgcworsc». aber auf de» dritte» Teil er- mäßigt worden, da der Angeklagte, wenn er die Wahrheit gesagt, Ser Nnftraggcberl» gegenüber als Betrüger -„gestanden hätte.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)