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Dresdner Nachrichten : 26.05.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-05-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189905260
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990526
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990526
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-05
- Tag 1899-05-26
-
Monat
1899-05
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 26.05.1899
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Zcngmß dafür ad von der ehrenhaften Gesinnung. Iwelche tni loffizierstorps herrscht- Aus Weimar wird gemeldet, das, nach einer Anordnung des Großhcrzogs die evangelischen Gei st lichen in Znkunft bei Hose statt im strack, im einreihigen schwarzen Gehrock mit Steh kragen und weiher Halsbinde zu erscheinen haben. Gleichzeitig hat der Großherzog in offizieller Form den Wunsch ausaedrückt. die Geistlichkeit möge sich auch bei anderen Gelegenheiten dieser Tracht statt des stracks bedienen. Mit dem soeben verstorbenen Dr. Paul Matunke. schreibt die „Rhein -Wests. Zig.", ist der vielleicht hervorragendste und glänzendste Publizist dahinaegangcn, de» der deutsche Ultramon- tonismus hervorgebracht hat. Er führte eine ungemein scharfe Feder, verstand es ausgezeichnet, sein Publikum für seine Gedanken und Absichten zu gewinnen und alle austauchendeu Fragen von seinem höchst einseitigen und engherzigen Standpunkt zu behandeln. Unter den schwierigste» Verhältnissen, änderen und inneren, über nahm er die Leitung der Berliner „Germania", und es gelang ihm, dieses Blatt in den Tagen des heißesten Kulturkampfes zu dem leitenden und vielbeachteten Organ der Centrumspartei zu machen. Allerdings känipste er stets mit vergüteten Wafscn, die er namentlich gegen das Tculschc Reich. den preußischen Staat und den Prutestantismns richtete. Er war das Urbild des leiden schaftlichen Heizkaplans, der unbedenklich alle Mittel wählte, die er sür geeignet hielt, die Interessen der römisch-katholischen Kirche zu fördern. Mehrere Male mußte er vom Redaktionspnlt nach Plötzcnsee wandern. Einmal ans ein Jahr, obwohl er damals Rcichstagsabgeordnetcr war. nachdem Fürst Bismarck mit seinein Abschied gedroht, falls der Bnndesrath dem Beschluß des Reichs tags stattgäbe. Majunke durch die Immunität als Abgeordneter zu schütze». Mit seiner Eigenart war Dr. Mailinke in den Zeiten der bochgehendcn Wogen des Kulturkampfes ei» unschätzbarer und wohlgelittener Mitarbeiter des EcntrumsführerS Dr. Windthvrst gewesen. Dessen bissigste Parlamentsrcden und Majunke s fanatische Leitartikel ergänzten einander auf's Beste. Mit der Zeit, nament lich aber als die Leidenschaft des Kampses sich abzukühlen begann und sich zwischen Staat und Kirche ein moclu» vivsncli anbahntc, wurde Dr. Majunke dem biclaewandtcn Parteiführer mehr und mehr unbeaueni. Windthorst hakte stets viele Farben aus seiner Parteipalette: er konnte immer „auch anders", je nachdem der Wind wehte oder ein Vorthcil für die von ihm vertretene Sache herausschaute. Majunke blieb immer derselbe und konnte nur Hetzen, auch, wenn es zufällig im Parteiintcresse lag, mildere Saiten auszichen und dem Staate scheinbar ciitgegenkommen. So gerieth er allmählich mit dem Ecnlrumssilhrer in einen aus gesprochenen Gegensatz. Bereits im Jahre 1878. als sich angesichts der nahen Zolltarisresorm eine Annäherung zwischen dem Fürsten Bismarck und dem Eentrnm vorbereitete, sah sich Dr. Majunke durch den Einfluß des Parteiführers gcnöthigt. von der Leitung der „Germania" zurückzutreten. Er blieb aber Mitglied des Reichs tags und übernahm noch dazu ein Mandat für das preußische Ab geordnetenhaus. Auch blieb er publizistisch lhätig und bekämpfte nicht selten die Frnktionspolitik. die ihm mehr und mehr gegen den Strich ging. Majunke besaß augenscheinlich sehr mächtige und einflußreiche Gönner in der Umgebung des Papstes. Nur so ist cs zu erklären, daß er diesen unterirdischen Kamps gegen den Parteiführer fast sechs Jahre lang ungestraft führen konnte. Aber endlich erreichte auch ihn die Rache. Den beiden leitenden Männern der deutschen CentrumSfraktion, Dr. Windthorst und Frcihcrrn von Franckenslcin, gelang es endlich, in Nom die Kaltstellung Majnnkc'S durchzusetzen. Er, der nur kurze Zeit, ganz am Anfang seiner Laufbahn, sich in der praktische» Seelsorge bcthätigt und sich dann 1.', Jahre lang ausschließlich der Politik gewidmet hatte, mußte plötzlich aus päpstlichen Besch! der ..Hexe Politik" entsagen, seine beiden Mandate uicdcrlcgen und sich »' einem kleinen schlesischen Dorfe als Psarrcr „lebendig begruben" lassen. So faßte er wenig stens im Gespräch mit Freunden lvehmüthig die ihm zu Dhcil ge wordene kirchliche „Beförderung" »ns. Ungefähr so ist cs auch gekommen. Er war seitdem ein politisch lvdicr Mann, und nur bin uiid wieder sprach man von ihm, wenn er in einer klerikalen Zeitschrift alle Kiilturkampftönc wieder vernehmen ließ oder eines seiner vom einseitigsten Protesiantcnhaß hchcrrjchicn Pamvhlete veröffentlichte, wie feine berüchtigten „GcichichiSlüge»", in denen er »ach langer Panse wieder das alte klerikale Märchen vom .Selbstmorde Luther s" anssrischte und verbreitete. - Persönlich war er dabei ein prächtiger Gesellschafter, mit dem auch politische Gegner gern und in vollster Harmonie verkehrten, was übrigens im parlamentarische» Leben weit häufiger volkommt, als Fern stehende ahnen mögen. Wie nachträglich verlautet, hat der BmideSrath vor einige» Wochen einen niteresjaiilcii Beschluß ans Anlaß der Einweihung des B ismar ck - M a u s o! e u in s gefaßt. Er hat nämlich be schlossen, „ans Billigkeüsrüclsichteii zu genehmigen", daß die dem Andenken des verstorbenen Reichskanzlers Fürsten v. Bismarck ge widmeten lind zur Niederlcginig i» Lein Mausoleum z>i Friedrichs ruh bestimmten Gegenstände zollfrei abgelaisen werden. Die „Eenl»a! News" verbreitete jüngst ans Berlin die Nachricht, daß Gras Münster sich ans Gcsniidhcitsrücksichten von der Haager Kmiscrcu; zmückziehe» und daß an seine Stelle der deutsche Ge>andte in Brussel, Gras Awcnslebcn. treten werde. Dazu bemerkt der „Hamb. Korr.": Diese Falschmeldung ist nichts Anderes als eine gröbliche Entstellung unlerer nenlichen Mitlheil- nng, daß Gras Atvcnslebcn als Stellvertreter des Grasen Münster für de» Fall in Aussicht genommen ist, daß dieser gelegentlich einmal verhindert sein sollte, an der Plenarberathnng dcr Konserenz theilzuiichnicn. Man sieht hieraus wieder, wie sich die englischen Nachrichtenbureanr hcmühen. Alles zu verdrehe», was über An gelegenheiten der deutschen Politik bekannt gegeben wird. Mali fälscht frisch und nnniter. in dem Wunsche und in der Erwartung, daß aus dem einen Gerückne andere erwach»:» mochten, die dann schon trotz aller Dementis ihren Dienst leiste» werden. Wir legen Werth daraus, der wahrhertswidrigcn Ausstreuung der . Central News" gleich bei der ersten Gelegenheit cntgegenziltretcii und die Quelle feitzuslelleii. ans die alle etwa auftcmchendc» ähn lichen Gerüchte znrückzuführcn sein werde». Einige Einzelheiten vom deutschen Äeschwadcrbciuch inLilja - boii verdienen noch erwähnt zu werben. Tie Toaste gelegentlich des Besuchs der portugiesischen Majestäten an Bord des ..Kiirsiirst Friedrich Wilhelm" wurden sowohl von» Biec-Admiral Thompson als auch vom König von Portugal in dculschcr Svrachc c>»S- gebrachl. ebenso war der Speisezettel gelegentlich dieses Besuches in deutscher Sprache abgefaßt und die Schifsskapellc spielte dculsche Weilen, wie „Nibelungen-Marsch". „Rosaiinindc", „Lohcngrin", „Rosen auS dem Süden", „Fledermaus" :e. Dieselbe deutsche Kapelle spielte auch zusolgc eines vom Vicc-Admiral genehmigten Gesuches in einem Stiergefecht. Tie deutsche,i Schiffe muiden sehr stark von Extradnmpsern besucht, deren Fahrgäste» die Besichtigung der Schisse gestattet wurde, wobei den Damen seitens der denlschen Offiziere sckiwarzseidkile Matrosemiiützenbändcr mit dem Name» des Schiffes als Andenken geschenkt wurde». Ebenso schleppte ein deutsches Motorboot einen großen Kahn mit 60 Zöglingen beiderlei Geschlechts ans den deutschen Schulen Lissabons zum Geschwader. Während deS Besuches der portugiesische» Majestäten befand sich auch der Regent von Mecklenburg Schwerin an Bord, der vorher schon vom Könige mit Rücksicht ans dessen Eigenschaft als Ehren vorsitzender der Deutschen Koloiiialgescllschafr eingeladcn war. daü vorzügliche Gebäude der Geographischen Gesellschaft in Lissabon zu besichtigen. Der Regent, welcher mit seiner Gemahlin das ganze Gebäude in Augenschein nahm, war über die Größen- vcrbältnisse, die gute Ordnung. Schönheit der Einrichtung, Reich haltigkeit des Museums und der Bibliothek sehr erfreut und erklärte, daß er es sehr schätzen werde, in Berlin eine so vorzüglich organi- sine Studien-Einrichiung zu haben, die so viel patriotische und wissenschaftliche Hingabe verrathc. Ein Kongreß der katholischen Arbeitervereine für Nord- und Ostdeutschland fand in den Psiiigsltagcn im Lco-Hvspi; in Berlin statt. Dem Verbände gehören, dem Rcchcnschaftsberichr zufolge, 58 Vereine mit 11,000 Mitgliedern an, seit Anfang dieses Jahres sind 14 Vereine zumeist in der Provinz Brandenburg, neu deigetreten. Der Verband hat ein eigenes Organ „Der Arbeiter", das von dem Generalsekretär Dr. .Hille hcrauSgcgeben wird und unterhält ein sogenanntes Volksbnreau, wo jedes Mitglied unent geltlich Rath und Hilfe i» allen Rechtsfragen bekommt. Der Geldverbrauch für sozialdemokratische Agita tionen ist ei» so enormer, daß man getrost behaupten kann, alle übrigen Parteien ziijaiiimeiigenonimen verbrauchen nicht die Hälfte der Geldmittel zu Agitationszwecken, welche die Sozialdemokratie jahraus, jahrein dafür verwendet. Schon die Unsummen, die die Centralleituua der politischen Partei alljährlich ziisammenbriiigt und verausgabt, sind sebr erheblich; diese Summen aber werden durch die pekuniären Leistungen der einzelnen Glieder der Organi sation und der Gewerkschaften tief in den Schatten gestellt. So liefest fast jede Genewlversummlung einer Gewerkschaft ein Beispiel dafür, über welch' hohe Beträge ihre Leitun glich ist. trotzdem nicht mö nämlich die Unte: >aw rstü verfügt und wle e» rkscho , den eigentlichen GewerkschastSausgaben, . ... ützuna der Mitglieder, gerecht zu werden, weil eben alle Mittel aus Agitation und Verwaltung draufgchen. Die letzte Gencralverlommlung der Schmicdegewerkschast beispielsweise hat beschließen müssen, den Jahresbeitrag um 2 Mk. 60 Pfg. zu erhöhen, weil der bisherige Beitrag von 10 Mk. 40 Pfg. es nicht gestattet bat. eine angemessene Arbeitslosenunterstützung zu ge währen. Tos ist aber kein Wunder, den» die Verwaltung ver schlang rund 6500. die Propaganda, einschließlich des Vereins- organs, rund 17.200 Mk. zusammen: also wurden säst 24.000 Mk. für diese Zwecke auSgcgeben, während an Unterstützungen ins- gesammt 2600 Mk. gezahlt worden sind. SO Prozent für Verwalt ung und Agitation, 10 Prozent für die Mitglieder: das ist das Ergeb»iß der sozialdemokratische» Kasscnsührimg. Bei der Oberbüraermeisterwahl in Stuttgart, welche die Ge- mütber außerordentlich erregte, ist dec Demokrat Gauß schließlich als Sieger hervorgegangen. Diese» Sieg verdankt er eiiiei» häß lichen W ahlma » övcr seiner Parteifreunde bczw. des demv- kratischcn Wahlkvmitccs, welche rothe Plakate an den Häusern an schlagen ließen mit de» Anreden „Arbeiter. Genossen", wodurch sie den Anschein erweckten, als ob die Aufforderung zu Gunsten der Gauß'sche» Kandidatur von einigen in dem Aufrufe genannten sozialdemokratischen Führen, ausginge. Wenn auch Demokraten und Sozialdemokraten sonst ziemlich in einander übergehen, so war doch im vorliegenden Falle ein starker Gegensatz vorhanden, und das Wahlmanover ist daher aus das Schäristc zu verurtheilcii und als ein trauriges Zeichen der Verwilderung der politischen Sitten bei der Demokratie zu betrachten. Wie man aus Münster meldet, wurde im Ausschuß de? West fälischen Bauernvereins vom Freiherr» v. b. Reck eine Resolution gegen die Kanalvorlage beantragt. Trotz des Widerspruchs des Abg. Herold lEcutr i. der sich der Abstimmung enthielt, wurde die Resolution mit alle» gegen 4 Stimmen angenommen. Boesmann's Telegraphisches Bureau in Bremen meldet: Ter Präsident des Norddeutschen Llo»d Gco Plate wurde zum Mit glied des Verwaltiliiasrathes der Suezkanal-Gesellschast in Paris gewählt. Diese Wahl erregt hierselbst, besonders in Handels- und Schissfahrtskreisen. Hobe Besricdigniig. um so mehr als bislang dieser Gesellschaft »och kein Deutscher angchöit hat. In der Assairc wegen Besreiiing junger Leute aus angesehenen Familien vom M i l i t ä rd ien st habe» in Reinscheid erneut Ver haftungen. darunter auch die eines weiteren Kölner Arztes siatt- gesnnden. Ein Untcrstichnngsrichter vom Elberseldcr Landgericht ist in Remscheid anwesend. Tic Untersuchung wird sehr geheim geführt. Es verlautet, daß der neuerdings verhaftete Arzt !m Aufträge einer VersicherungL-Geiellschast ärztliche Gutachten für junge Leute ausgestellt habe: eines dieser Gutachten sei von einer dritte» Person mißbraucht worden. Oesterreich. In den, Kronrathc, der am Mittwoch unter Vorsitz, des Kaisers siattstind, legten der ungarische Ministerpräsi dent szell und Gras Thun den »Standpunkt der ungarischen bezw. der österreichischen Negierung in der Ansglcichsiragc dar. Szell führte auS, er tonne in die von österreichischer Seite gewünschten Acnderilngcn bezüglich der Bankfrage. in Folge seiner Ahmach- ungen mit der Opposition, an die er gebunden sei. nicht einwilligen. Gras Thun legte sodann die Gründe dar. weShcilb die österreichische Regierung in Folge der Szell'schen Formel ans Aendenrngen in der Banksrage beharren müsse. Der Kaffer hörte alle Ausführ ungen an. ohne sich zu äußern, er erklärte zum Schlüsse, daß er sich seine Entscheidung Vorbehalte. lieber den Ausgang der Kcffc kann kaum ein Zweifel sein: da keine Regierung nachgeben will und estl Durchdringen der österreichische» Auffassung de» Nücktrill des KalffnclS Szell bewirken würde, woran kcinessalls zu denken ist, wird der Rücktritt des Käbincls Thun nnvcrincidüch die Folge sei». Schwierig dürfte sich die Frage der Nenbildnng des öster reichischen Kabinets gestalten, da kein bedeutender Politiker die Erbschaft Thnn's mit ihren fast unüberwindlichen Schwierigkeiten bezüglich der Ausgleichs- und der Sprachcnsrage übernehmen dürfte. Frankreich. Bei seinem Aufenthalte in Dijon führte Präsi dent Loubet die Ncncrung ein, doß er alle von seiner Hand dckorirlcn Militärs, auch llntclossizicre und Soldaten, bei der Ueberreichnng der Auszeichnung umarmte. Herr Faurc hatte eine strengere Etiguette beobachtet: er umarmte die Offiziere, krönte dann sein Haupt mit dem Eftlinder und reichte den Militärs, die keinen Offiziers ang haften, die Ehrenzeichen. Sie nnlßte» six zn- saffen. da die Anszeiclmnngcn sonst ans icincr Hand sielen. „Ganla'is" jammert über Lonbct'S dcmvlratljchc Neuerung und er klärt, min sei cs mit dem Heere vollständig zu Ende „Libro Parole" meldet, die Regierung have die Anlage neuer SvcrrsvrtS ans den Mojclrnndhöhen zwischen Fronaiv und Paaii» bis Brie» beschlossen, um Nanc» zu »hützen und der Linie Veronn--Lvnl—Nensibatean eine erste Fcstnngsliiiic vorziilegen. Ein Ausschuß von 5 Generalen, 20 Stabsoffizieren und 21 Haiipt- Iciiten bereise zur Zeit die Gegend, um cndgiftige Bestimmungen zu treffen. In der DcpntirtcnI a m in c r crlläric Grouanet, die algeri schen Antisemiten mochten die Inden zum Nutzen einiger Ans- länder ihrer sraiizvsischcn Bürgerrechte beraube». Pascal Krousset bcaiiiragte, daß die Rede Groncniet'S in ganz Algerien angeschlagen werde. Ter Antrag wurde mit 267 gegen 101 Stimmen obgelehnl und hieraus die Sitzung geschlossen. Der deutsche Krenzei: „He lo", Kapitän Rampold. der, von Lissabon kommend, sich nach Dover bcgiebt, lief Breit an, um einen tranken Matrosen an'S Land zu setze». Das dentirhe Kriegs schiff tauschte die ordnungsmäßigen Grüße mit den Landbefcstig nngen ans. Seit 1870 war nie ein dcnffchcs Schiff nach Brest gekommen. Die „Hcla" stach sofort nach Ausschiffung des Matro'cn wieder in See. Italien. Es verlautet, der Präsident der Tcpntirtcnkammcr „>a ii a rd c l! i habe an den Vieepräsidenici! Palbcrti ein Schreiben gerichtet mit der Erklärung, er halte es unter den gegenwärtigen Umständcn für seine Pflicht, das Präsidium niedcr- ziilegen. In der Provinz Massai i sind wiederum 0 Ilebelthätcr. die sich verborgen hielten, ergriffen worden: arb! andere stellten sich seldst, drei wurden bei einem Zusammenstoß mit der bewaffneten Macht getobte!. Man hofft mit Bestimmtheit, daß durch die polizeilichen Maßnahmen die normalen Sichcrheitszllständc in den Bezirken Nnvw und Osten wieder hcrgcstcllt werde» Portugal. Tie Pairslannncr genehmigle die Vorlage, durch welche einer englischen Gesellschaft die Kvnzeision crtheilk wird zur Legung von direkten T alcgrap Han kabeln zwischen den A:oren. Kanada und New-Zoil und zwü'chcn den Azoren, England oder Irland und Emden. -Holland. Tie Königin empfing beute den Botschafter Baro» v. Staat, welcher ihr den Katharinen-Orden in Brillanten überreichte. Hierauf empfingen die Königin und die Königin- Mutter die ersten Tclcgirtcii der Friedenskonferenz. Tie Abgesandten zur Friedens-Konferenz find bereits mehrfach in unliebsamer Weise von den Kosten überrascht worden, die ihnen ein längerer Auicnthalt im Haag verursachen wird. Bclanntlich zeichnet sich das Lebe» i» Holland auch in gewöhn lichen Zeiten nicht gerade durch Billigkeit ans. Wenn aber eine besondere Gelegenheit eintritt, so zeigen sich die Holländer gleich als ausgezeichnete Geschäftsleute und die Haager Gasthossbesitzer sagten sich, daß es sich sür Mitglieder einer Friedens-Konferenz nicht schicke» würde, mit ihnen wegen der gesalzenen Hotelpreüe anznsangen. Die niederländische Residenzstadt heil Freu Flotte für die Königin. Rustland. Die Arbeiter der Iutekabrik ln Riga begannen von Neuem zu excedireu: zu ihnen gesellten sich auch die Arbeiter innen. Diese verlangen, ihren Lohn von 35 ans 40 Kopeken pro Tag zu erhöhen, was ihnen auch versprochen wurde. Da die Administration der Fabrik aber keine Anstalten machte, das Ver sprechen ciiizulvsen. wollten die Arbeiterinnen die Angelegenheit dein Gouverneur Vorträgen, woran sie von der Polizei verhindert wurden. Die Polizei trieb sämmtliche Arbeiterinnen in einen Garten hinein und hielt sie dort bis znm Abend fest. Das war das Signal sür die Arbeiter, die sich in Hellen Hausen zusammen rotteten, um den Kolleginnen Hilfe z» bringen. Sie biebc» aus die Polizei mit Flaschen und Knütteln ein, kur; aus Alles, was ihnen unter die Hände kam. Es gelang ihnen, die Arbeiterinnen zu befreien, und gemeinsam mit dieien begannen sic nun ein wahres Rauben und Plündern. Ein Theil der Arbeiter zündete die öffentlichen.Häuser an, die säst alle niederbrannteu. Wahre Schreckeiissccneii spielten sich ab. Tie betrunkenen, rasenden Arbeiter begossen einige Freudenmädchen mit Petroteum und zündeten sic an. Mehr als 30 Brände wurden durch Arbeiter verursacht. Riga ist in den kleinen Belagerungszustand versetzt. 16 Personen wurden getödtct. viele verwundet. Rach anderen Aeilßeruiigen ist die Zahl der Getödtetcn »och größer. Ob die Excejse sich mir auf Riga beschränken oder ob man cs mit eine! planmäßigen Agitation rn thnn bat, die noch weiter um sich greift und andere Städte in Mitleidemchast zie t. kann vorläufig nicht koiistcitirt werden. Die Rnbe ist nur oberflächlich hergcstclll. Neue Ausschreitungen werden befürchtet. Am 22 d. M. fand in Petersburg eine von 123 Personen besuchte Versammlung des slaviichen WohlthKtigkeits Vereins statt behufs Wahl eines neuen Präsidenten und zweier Bieepräsidentcii. da der bei der letzten Wabt zum Präsidenten ge wählte Chefredakteur des „Swet" Oberst Komarow vom Minister nicht bestätigt wurde. Tie Neuwahl erfolgte aber nicht, da es zu stürmischen Scene» kani und die Sitzung ganz erfolglas verlief Türkei. Prinz Georg veröffentlichte eine Proklamation, in welcher er die Christen cmffordert. durch freundliches Entgegen ^ kommen der Auswanderung der Muselmanen Einhalt zu thn». Der englische Gouverneur in Knndia erließ eine ähnliche Proklamation. (6riechcula»d. In der Kammer entwickelte der Minister präsident Theotokis das Programm des neuen Ministeriums Dessen Hanvtpluckie bilden die VenvaltunaSresorin, die Einrichtung einer staatlichen Polizei und die Heranziehung ausländischer Off:- zierc als Armee-Instruktore», Asien. Tie „Times" melden aus Peking: Als intercssanle» Kommentar zu den Versicherungen des Grasen Murawrew kann man die Nachricht aufsassen, daß der russische Gesandte in Peking. ». Giers. das Tsnngli-Namen benachrichtigte, Rußland sei außer Stande, die chinesischen Wünsche betreffend die Fortsetzung der Mondschnrcib ahn zu berücksichtigen und werde sofort In genieure entsenden, um die Vermessungen für eine Verbindung der russischen Mandschureibahn mit Peking zu beginnen. Afrika. Ter erste und der zweite Volksraad von TffraiiSvaal vertagten sich. Zur Feier des Geburtstags der Königin Victoria wurden Salutschüsse abgescuertz ^ Der französische Minister der Kolonie» erbielt eine Depesche, j in welcher miigeiheilt wird, daß Gr o ß-B asso m infolge der l Zunahme des gelben Fiebers von den Einwohnern geräumt wird, i Bis jetzt sind 18 Perjone» am gelben Fieber gestorben. Die j Epidemie, die unter den Eingeborenen berrschte und angeblich die > Bculcnpest gewesen sein soll, gilt als vollständig erloschen. ! — Kunst und Wissenschaft. ff Im Königs. Hofopernhanie gelangt heute „Die Zauber slöte" zur Aufführung. Aniaiig 7 Ilbr. Das Königl. Hor- j khanftffcl giebt ..F igaro' s H o cd z c i I". Anfang halb 8 Uh;. ff Ein Leipziger Blatt läßt sich melden: „Als Ersatz für Fräulein Charlotte H » b n. die nach Wien geht, ist, wie ans guter Quelle verlautet. Fräulein Emaniiela Fra nt von der Münchener Hofopcr auf drei Jahre mit 1840» Mark engagirt worden." ff I» Kassel beginnt heute der große Sängerwett streit. Nach den Bestimmungen der Koimniffion ist die Rcihcn- solge der einzelnen Vereine: I Gruppe, die heute Vormittag lO Uhr singt: 1 Männergcsangpercin „Sanssouci". Dortmund, I2l Sänger: 2, Siraßbnrgcr Männergesangverein, 131 Sänger; 3. Essener Männergesangverein, Essen, llft Sänger: I. Hanno verscher Mniniergesaiigvercin. 232 Sänger: 5 Männcrgeiangvcrei» „Polhhmnuia", Dortmund, l!3 Sänger; 6. Bremer Lehrergesang- verein, 113 Sänger. II. Grnvve, die heute Nachmittag 3 Uhr singt: 1. Berliner Lcl>re>geso»gvc>eln. 2l!> Sänger: 2. Liedertafel zu Gotha, 115 Sänger: 3. Potsdamer Mannergesangverein, 112 Sänger: 1. Mannergesangverein „Frohsinn", Mülheini a. Rhein. 125 Sänger: 5. Mannergesangverein „Arion" in Mühlhausen in Thüringen. 130 Sänger; 6. Kölner Männcr- gesnngvercin, 210 Sänger. III. Gruppe, die am Sonnabend Vor mittag lo Uhr singt: I. Erfurter Mälliicrgeiaiigbercin, 117 Sänger: 2. Mannergesangverein „Konlordia", Aachen, 116^ Sänger: 3. Magdeburger Lehrergeiangverein. 127 Sänger; 4. Sängerchor des Turnvereins in Ofseiibach am Mai». 137 Sänger: 5. Mauncr- einen Streit sonst keinen großen fremdenbesuch aufziiweisen die Hut, besitzt mir wenige Hotels, die nicht einmal durch ihre Größe glänzen. Die Ankunft von einigen hundert Personen ruft gleich eine Ucbcrfüll- ung hervor und damit natürlich die Verdreifachung der Preise. Die versammelten Diplomaten sind daher gleich am ersten Tage zur Wabrnchmung gelangt, daß der ihnen zur Verfügung gestellte Kredit für ihre Bedürfnisse lange nicht ausrcichen wird. Das meiste Geld hat Herr v. Staat nntgebrncht, nämlich 150,000 Rubel, die ihm seine Regierung bewilligte- Er wird bis zum Schluffe der Konferenz mindeslens dns Doppelte ausgebcn müssen. Tic übrigen Abgesandten beziehe» 300 bis 500 Franken täglich und dabei ist bei dem theuren Leben noch Sparsamkeit uotlnvendig! Recht knauserig hat sich das niederländische Parlament benommen, indem es für die gemininten Kosten nur die Summe pon 75,000 Gulden bewilligte, während die Stadtvertrctung von Haag über haupt jeden Kredit albehnte. Die Niederländer sind nämlich einigermaßen erbittert über die Nichteinladung der beiden stamm verwandten südafrikanischen Republiken und haben ihrem Mißmuth dadurch Ausdruck geliehen, daß sie nur eine bescheidene Einpsangs- summe bewilligten- England. Während der Heeres- und Flvttcnrevue, die. an läßlich des 80. Geburtstags der Königin in Dover slattfand. lies das erste Geschwader der denlschen Flotte, neun Schiffe, in j Mitgliedern der Akademie Pros. Pierling und Prof. Heinrich ! Hoffman», Prof. Taubert, Musikdirektor Pruicr. derzeitigen Leiter 1 des Domchors, und Komnicrzicnralh Hugo Bock. ! ff Für daS Nene Königl. Operntheatcr in Berlin ist als Kapcll- ! mcistcc dcrMufckdirclior Walther Eichbcrger vom Hoftheatcr in ! Schwerin verpslichiet worden. Eichberger ist ein Sohn unseres ! hiesigen Hosovcrniängc>S a. D. Wilhelm Eichbcrger. ! ff In Nürnberg beschloß die Versammlung des Musikverein?, c dort das erste bapcrischc Miisil 1 c sr in der Psnigstwoche 1000 abzuhalten. ff Zinn Besten des ThcatcrpensionssondS gelangt im Leipziger ! ^»tadttheatcr am 3. Juni der „Z igeu »crb a r o n". mit Ovcrii- ! Kräfte» besetzt, unter Leitung von Nstisch, zur Aufführung. ff Die vorgestern, am Geburtstage der Königin von England, : im Schloß Winds o r angesctztc Festvorftellung von „Lohen- > grift' war wie nachstehend besetzt: Lohcngrin: Jean de Rcszlc: >Elsa: Madame No-.diea: der König: Edouard de OieSzlc:^Tclia- ^ mnnd : David Bispbam ; der Herold : Lcmvricrc Pringle : Ortrnd : ! Frau Schilmann-Hcin!. Lignor Maneiiielli ivlltc die r.ver üirigften. j Die Aufführung ei folgte in deutscher Svrachc. ff Ter bekannte Tenorist Heinrich Botel unternahm vorgestern in Hamburg eine Wagenanstahrt. Durch einen Unfall stürzte das Gefährt in», und der Insasse lam so darunter zu liegen, daß er eine schwere Verletzung des rechten Beines davontmg. Tie Acrzte mußten zu einer Operation der Kniescheibe schreiten. ff Das Römische Gericht hat in diesen Tagen ein inte! esscniics Urthcil gesnlli. Ter Fürst dcl Drago Halle das Ilnte'. richrsministenmn angcklagt, für das Etriirische Mus cum der Villa di Papa Güstin Gegenstände erworben zu haben, die heim lich auf seinen — deS Fürsten — Gütern in der Sabina aus- gcgraben wurde». TaS Gericht bat die Klage deS Fürsten nun als gänzlich unbegründet abgcwiesen. — Gegen die Leitung des oben erwähnten Museums richtet sich auch eine Enguetc. die fest stellen soll, ob gewisse Beschuldigungen des deutschen Profeisors Helbig ans Wahrheit beruhe» oder nicht. Hclbig hatte nämlich behauptet, das Etriirische Museum habe keinerlei wisseiischastlichcn Werth und sei in rein dilettantischer Welle zn- sammengcstcllt. Selbstverständlich wollen diesen Vorwurf die italienischen Gelehrten nicht aus sich sitzen lassen. ff Ein kleines, noch dazu billiges Klingcrwerk. das den Vorzug hat. die erste Leistung des großen Radircrs zu sei», wird, nachdem cs vorher weiteren Küilstlerkrciscn laum bekamst gewesen sein dürfte, jetzt wieder in Erinnerung gebracht. Kliiiger hat näni- iich vor Jahren einmal ein tleineS Gedichtbuch „Blüthcn ans dem Treibhanse der Lvrit" illnstrirt, d. h. mit ca. 50 radirtcn Vignette», Initialen :c. versehen, die nieist humoristisch oder satirhch der Tendenz des Buches entsprechend ansgesallen sind. Tie Rest- Artflage des seiner Zeit bei Ambrosius Barth in Leipzig erschienenen Büchleins — sie ist als dritte Edition aus dem Jahre 1882 datirt — das um seines berühmt gewordenen Meisters willen eine interessante Curivsität rcpräscntirt. hat die bekannte Dresdner Kunst- handlniig von Max «sinz (Vragerstraße) aufgctauft. van der Exemplare des sicher bald vergriffenen Weises z»n> Preise von 2 Mark zu beziehen sind- Dresdner Nachrichten. Ar. ttl. Leite 3. Freitag. 26. Mai 1896
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