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Dresdner Nachrichten : 09.11.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187711092
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18771109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18771109
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1877
-
Monat
1877-11
- Tag 1877-11-09
-
Monat
1877-11
-
Jahr
1877
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 09.11.1877
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«r A3 l,. »»,«. »»»rteUiihr. «Iimuikk» 10 Pf,«. »«N»I« 82VV0 «M. yiir die «»»,»»- »In^» landler Mauuscri»«» «acht sich die «edacki»» nicht »rrdinditch. Jnse«,ten'«nna»me «ul- »tri»! ««» »»«leein tznmdur,, «er» lin.wien. Lei»»!,, «alel, «retlLU.LraaNurl»t, —«n». «»ft« in Berlin. - Lei»,,-. Wien. tz»mdurL ^ Yk-nisu«» a. Di., Mün chen. - »««de » «». in granNurl s. «. — ch 0«. in Pari». Freitag, seu S. November. Mrsenkericht und Kremdenlike. Druck und Eigenthum der Herausgeber: §ktpsch <r Nrichardt in Dresden. Verantw. Redacteur: Ernst Lltpsch in Dresden. *«r Jahrgang. Mitredntteur: vr. «mH Für daü Feuilleton: »»rtinmnii. Jnierole werden Marien- «irade di» «i>.» U», angenommen. Sonnt-,» »ii Mitta,» »L »de «In «euftadl: große ,lo»«r H-iie Z bi» Nachm. 4 Uhr. — Der Non,»> einer ein Ipalligen Pciilzeile tollet iS Psge. Einges-ndl die Zeile iii» Psge. Eine Garantie iiir da» »iichliila,>,!« Erscheinen Her Inserate iotrd n ijchj ,«,», die,'». Uniwäriige Annoncen- Ausirijgc von »n» unbe kannten Mrine» und Per- ionc» inserire» wir »ur geae» Pränumerando- lZahIu», durch Brlei- marken oder Posteinzah- ln»,. Acht Silben kosten >S Piae. Inserate sür die Montags-Nummer »der nach einem Festtage die Pendelte 2U Psge. Dresden, 1877. «oUNI«e». Innerhalb des Jesuiten-Orden« ist eine Streitfrage ausge krochen, die weit über die Grenzen Italiens hinaus Anspruch auf Beachtung hat. Pater Curci, seit 50 Jahren Mitglied dieses Ordens, großer Kanzelredner, ausgezeichneter Redacteur, Liebling des Papstes und Leuchte der Doctrinen der Jesuiten, ist durch seinen Ordens- General Pater Beckx aus dem Orden ausgestoßen worden. Wofür? Curci hat seit dem Sturze der weltlichen Macht des Papstes immer deutlicher und lauter die Ansicht verfochten, es sei den Interessen des Papstthums angemessener, wenn sich der Papst mit König Victor Emanuel versöhne, auf die Wiedergewinnung weltlicher Macht Ver zicht leiste und den Verlust der weltlichen Macht auf geistigem Ge biete wettmache. Selbstverständlich stieß er mit diesen nahezu ketzerischen Anschauungen auf lebhaften Widerspruch; er wurde von, Papste ausgefordert, seine Gedanken in einem Memoire nicdcrzu- legen, er that dies und führte darin aus, der Papst solle Victor Emanuel als König von Italien anerkennen und krönen, dafür solle dieser die katholische Kirche als Staatslirche Italiens anerkennen ; die klerikalen sollen sich bei den Wahlen betheiligen, eine ultramontane Kammer-Mehrheit Herstellen und der König ein ultramontanes Ministerium berufen. Der jetzige König sei zu einem solchen Arrange ment gewiß vielmehr bereit als sein Nachfolger. Als der Papst die sen Gedanken ganz gelesen, schrieb er auf das Schriftstück: „'S ist eine Unverschämtheit" (B uu Iwportiuvur») und darauf hin wurde Pater Curci vom General Pater Beckx au» dem Orden ausge schlossen. Diese Vorgänge rufen nun in Italien einen erbitterten Streit hervor, denn ein großer Theil der Priester Italiens billigt entschieden den Plan Curci's. Umgekehrt suchen die Jesuiten den Papst dazu zu bewegen, ein neues Dogma des Inhalts zu verkünden, daß die Nothwendigkeit der weltlichen Herrschaft des Papstes ein Theil des katholischen Glaubens sei. Noch schwankt Pius, ob er die ungeheuerliche Erklärung abgeben solle, daß das Seelenheil der Gläubigen davon abhänge, Rom für den Papst zu fordern. Wir können schließlich in Ruhe abwarten, ob ein so wahnwitziges Dogma verkündet wird. Nur will es uns viel gefährlicher erscheinen, wenn die Curie auf den Plan Curci's einginge. Auf Curci'S Wege, mit Benutzung moderner Ideen, der Presse, der Volks-Vertretung und der freien Verfassung soll der UltramontaniSmuS wie in Belgien und im Frankreich des 16. Mai, so auch in Italien zum dominiren- den StaatSfactor gemacht werden. Kann Victor Emanuel aus Rom nicht mehr vertrieben werden, so macht man ihn zum Gouver neur des Papstes und kann der Vatikan Rom nicht mehr erobern, so erobert er dafür ganz Italien. Daß der jetzige Papst Nichts davon wissen will, begreift sich menschlich; daß aber di« Kirche noch den, Pater Curci Recht, dem General Beckx Unrecht geben, daß sie es für richtiger erkennen wird, da mit Gewalt Rom dem Papste nicht zu entreißen ist, lieber ganz Italien an die Interessen der Kirche zu fesseln, scheint uns recht glaublich. Curci, der einstweilen ausge- ftoßene Jesuit, ist für die Freiheit gefährlicher, als der Aus stoßer Beckx. Inzwischen ist es in Frankreich dem clerikalgefärbten, bisherigen Ministerium doch nicht erspart geblieben, der neuen Kammer Auge in Auge entgegenzutreten. In Folge der Weigerung des verdienst vollen Pouyer-Quertier, ein Uebergangs- oder Geschäftsministerium zu bilden, müssen die bisherigen Machthaber selbst vor die Kammern treten, um den Lohn ihrer Thaten zu empfangen. Dem Senate gebührte die Ehre des ersten Spruches; zwar trösteten einige Sena toren privatim den Marschall, daß er ein Vertrauens-Votum erhal ten solle, aber statt da« Vertrauens-Votum, stellte der Senat die Berathung der Reform des Generalstabes auf die Tagesordnung Was wird erst die Deputirtenkammer sagen? Die Republikaner sind entschlossen, eine lediglich zuwartende Haltung einzunehmen und der Regierung keinerlei Vorwand noch Mittel zu bieten, aus ihrer Verlegenheit herauszukommen, dagegen unter keinen Umständen ein Ministerium anzunehmen, das den parlamentarischen Ansprüchen zuwiderlaufe. Unter allen Umständen will man „dem persönlichen Regiment", als einem National-Unglück, ein Ende machen. Ja, ja, das persönliche Regiment eines EinzelwillenS! Was das unter Umständen bedeutet, davon wissen auch wir in Deutschland ein Liedchen zu singen und wer'S von Uns noch nicht begriffen hat, der lernt'S schon noch bald! „Nur mißmuthige Gesichter sieht man im preußischen Abge ordnetenhaus«", schreibt die „Franks. Ztg." „Wo man blnhört, nur Klagen über die Fruchtlosigkeit dieser Session, in der so gut wie gar nichts zu Stande kommen werde. Kein Mensch weiß, was die nächste Zukunst skr Ucberraschnngen bietet, und Niemand, Herrn v. Bennigsen nicht ausgenommen, kennt den großen Plan, welchen der Reichskanzler aui seinem TuSculum jetzt ausarbeitet. Mit Resignation machen sich ins besondere die nationalltberalen Mitglieder an die Arbeit; »Abge ordnete. die trüber emsig und energisch an den Commlsslonö- arbelten theilnabmen, gehen nur zaghaft an daS Werk, i» der testen Voraussetzung, daß alle Mühe schließlich doch eine vergeb liche sein wird. — Dem Grafen Eulenburg scheint e» in Berlin ganz gut zu gefallen; er macht noch gar keine Anstalten, um den ibm seiner „erschütterten Gesundheit" wegen bewilligten Urlaub anzutreten. Seitdem er sich von den Geschäften zurückgezogen, hat er auch schon ei» wenig an Embonpoint zugenommen; wenig stens erzähle» dies seine Bekannten, mit denen er säst täglich sein Dejeuner in der Charlottenburger Flora eiuulmmt. Er amüsirt sich darüber, daß BiSmarck seine Städteordnung zu liberal ge sunde» hat. und erklärt seinen näheren Freunden, er werde nicht mehr mitmachen, sondern es Herrn Friedrntbal überlassen, zu sehen, wie man mit der Fortführung der VerwaltuiigSresorm weiter kommen werte." Mit großem Behagen malen di« russischen Depeschen verhält- nißmäßig unbedeutende Zusammentreffen aus. Wichtiger als die Zahl der angeblich erbeuteten Rinder, die erkennen lassen, daß cs mit der Verproviantirung Lsman's bei Plcwna doch nicht so ganz schlecht bestellt sei» kann, ist die geographische Lage des neuesten Scharmützels. Man ersieht daraus, daß die drei Nückzugsftraßen > Osmans: über Rachowa nach Widdin, über Orhanie nach Sophia, über Trojan nach Carlowa, nunmehr sämmtlich von den Russen verlegt sind. — Immer übler wird die Lage Moukhtar's in Asien. Die von Konstantinopel gesendeten Verstärkungen sind noch nicht bei Moukhtar eingetroffen; dieser ist außer Stande, Erzeruin zu halten. Er muß sich weit rückwärts flüchten. Es war nicht nur die höchste Gefahr vorhanden, daß nicht blos Moukhtar in seiner Stel lung vor Erzerum vollständig umgangen, sondern daß er mit seiner ganzen Feldarmee in der Festung eingeschlossen wurde, die schon aus Mangel an Lebensmitteln für eine solche Truppenmenge sich in kur zer Zeit Hütte übergeben müssen. Neueste Telegramme der „Dresdner Nachrichten." Petersburg, 8. November. Offiziell wird aus Kürükdara vom 6. d. gemeldet: Am gestrigen Tage versuchten türkische Truppen, als General Lasareff vor den südöstlichen Forts von Kars eine Position behufs Aufstellung von neuen Belagerungsbatterien besetzte, denselben anzugreifen; hierbei ivurden sie durch heftiges Ge schützfeuer aller Forts unterstützt. Unsererseits wurde ihnen jedoch eine Niederlage bereitet und retirirten die Türken bis unter das Fort Hast; Pascha. Bei der Verfolgung drangen zwei Bataillone des Kutaischen Regiments unter Oberst Fadejcsf ungeachtet eines Ar tillerie- und Gewehr-Kreuzfeuers mit dem Bajonett in dieses Fort ein, machten die Garnison großentheils nieder, demontirten die Ge schütze und nahinen 10 Offiziere und 40 Soldaten gefangen. Hier auf kehrten unsere Truppen mit verhältnißmäßig geringem Verlust zurück. Der Verlust des Feindes ist enorm. Die That selbst ivurdc glän zendst vollführt. Paris, 8. November. Heute Vormittag findet ein Mi nisterrath statt, in welchem darüber Beschluß gefaßt werben soll, ob sofort eine Botschaft einzubringen ist, oder ob eine Vertagung ker Kammern auf 8 Tage eintreten soll. — In diplomatischen Kreisen verlautet, der Herzog Decazes habe geäußert, baß er sicher hoffe, in den ersten Tagen der nächsten Woche einen Nach folger zu haben. Konstantinopel. 7. November. Cbakir Pascha bat sich von Baker Pascha getrennt und ist nach dem Schiplapasse gegangen. Vveale- an» Sächsisches. Vas Letuicbtets ist vmxvti-eten: Bestem .4bsnd 2/4? Bbr kaucbt« Ihre N. dis Königin ^.malia von 8acbsell ihren lotsten ^tbsm/u§ uns. Vom Normen an nahmen dis Kräfte clor hohen Krau fortwährend ab; von NittaZ an schwand allmäblitz' das Bewusstsein, um die Möacbte Niuuts soklnwmerte sio sankt und rubix hinüber, ^.n ihrem Sterbelager weilten ihre erlauvliten 8öbno, 8sine Najestät König Ulbert und krin/ 6eorg, lc. B, und deren Oemaklinvsn, der Orossberrog von loskaua, der Lrrberrog Barl I-ndwig und dis beiden Lnlcslinnsn: die Brinrossin von Vos- Icana und Natbilds. Die Aerdesabramento batte dis höbe Krau am Nittwocb aus den Händen ihres Beicht vaters, des kater kotbolk outgegvogsnomwen; der selbe sprach auch gestern ^beud die Lterhegebete, unmittelbar nach deren Beendigung den Vod seine kalte Band auf das Bei?, der edlen Königin legte. Abschied von ihrer tiekbelcünunerten Kaimlis bat sie nicht genommen, da sie das Bedenlclicko ihres An standes nicht bannte. Ob sine Ausstellung der hoben Belebe stattbndet, ist noch unbestimmt. Unser Kö nigshaus ist durch die Karten 8chick8Ll8scklügs, die es binnen wenigen Llonatsn /um dritten Nsl beim- . suchen, tiek erschüttert. Nit der Königin Amalie gebt ein gutes 8tück Beschickt« 8acli8vns /u Braks, mit dem sie in Kreud' und Beid 54 ckalirs eng ver bunden war! Die nnnmeln- verewigte Königin überlebte alö die letzte alle ihre Schwestern, die mit ibr lencs Doppelpaar von Zwillings prinzessinnen bildeten, von denen drei eine KönigSkrone tragen und eine die Mutter eines Kaherö werden sollte. Denn sie war die Zwillingsschwester der Königin Elisabeth von Preußen, wäh rend die Erzherzogin Sophie von Oesterreich und die jüngst ver ewigte Königin Maria von Sachsen ebenfalls Zwillinge waren. Alle drei Königinnen sind ln Dresden gestorben. Die geliebte Mutter unseres König« war alö die Tochter des Königs Maximilian I. von Baiern am Ist. November I8Nl in München geboren, wurde mit dem damaligen Prinzen Johann am 21. Nov. 1822 vermählt und gingen aus der Ehe neun K>» der hervor: die Prinzessin Maria, teil "jetzige/König Albert, die jetzige Herzogin von Genua Elisabeth, die Prinzen Ernst und Georg, die Prinzessinnen Stdonie. Anna. Margarethe und Sophia. Von diesen leben nur noch: unser König, Prinz Georg und die ' erzoain von Genua. 1872 beging die nunmehr Entschlafene und König Johann unter herzlichster Tbcilnabme des aesammten Landes die Feier ihrer goldenen Hochzeit; ihren Gemahl überlebte sie aig Wittwe 4 Jahre. Die Hobe Frau ist weder als Prinzessin noch als Königin irgendwie merklich an die Oeffcntlichkeit getreten. Ihren Wirkungskreis und ihr ganzes Glück suchte und fand sie in der Häuslichkeit, im Familienleben, in der Erziehu>m ihrer Kinder und in der stillen Uebung der Woblthättgkct». Dem „F-rauen- verein" war sie bi« zuletzt Protcctorln; sie hat mväbliaeThräncn von vlrmen im Verborgenen getrocknet. Von der Politik hielt sie sich völlig fern: auch die Anregung von Künstlern und Gelehrten, was man vielfach als da» edle Vorrecht geiürsteter Personen betrachtet, lagen dein Wirkungskreise der Hohen Frau ferner. Alle guten Sitten eines deutschen bürgerliche» Hausstandes vffcgte sic aui dem Königsthrone. Beicheide» zurückbaltcnv waltete ibr edier Charakter schlicht und einfach; sie zählte zu jenen Franc», von denen dasSprüdmort mit Recht sagt, daß sie die Belle» sind, weil sic der öffentliche» Meinung am wenigsic» Gesprächsstoff bictcn. Der Schmer,z um den Heimgang einer ,0 treffliche» Mutier wirb in bcn Herzen Ihrer erlauchten Kinder tief sein. was sie alS LanbeSmutter war, sichert ihr aui Immer in der Er innerung aller Sachsen ein gesegnetes Andenken. — Durch die bedenkliche Erkrankung der hochverehrten Königin-Mutter hat die vielbesprochene Frage der Landes trauer neuerdings leider ein unmittelbar prakkischcs Interesse angenommen. Die Inhaber öffentlicher Vergnügniigs-Ctablissc- ments, die Künstler, Musiker, ihre Familien und die mit ihnen zusammenhängenden Kreiie scheu dem Eintreten jenes schmerzlichen Ereignisses mit begrciilichcr Spannung entgegen. Vielfach wirft man die Frage aus: ob denn nicht der Landtag riese Angele genheit rasch habe erledigen können? So sehr cs im allgemeinsten Interesse liegt, daß die so delikate Frage tcr Lanteslraucr dald aus dem Kreise der Erörterungen verschwinde, so darf inan tvcb nicht außer Acht laßen, daß die Abschaffung eines alten und tcr Erlaß eines neuen Gesetzes nicht im Handumdrehen möglich, son dern an gewisse Formalitätcn, Fristen und einen geordneten Geschäftsgang gebunden ist. Man will seitens des Landtags auch den peinlichen Eindruck einer öffentlichen parlamentarischen Be- sprcchung dieser zarten Frage im jetzigen Augenblick umsomehr vermeiden, als seitens der Regierung privatim a» Abgeordnete die Zusicherung ergangen sein soll. daß für de» Fall. daß das Regcntcnhaus jetzt von einein TraueriaU heimgesucht würde, eine Milderung der jetzt »wchglltigen Best»,minngc» über Laiirestraiicr aus eigener Initiative von oben bcvorstche. — Landtag. Die Zweite Kammer beschädigte sich gestern mit dem Autrug des Abg- Oe hm scheu auf Cim'ühgung eines Zusapparagraphen in das Gesetz über die Bildung von Bezirks verb ä n d c n. Nach diciem Gcietzc soll jede Amtohauptmaiiii- schait einen Bezlrloverband bilden, welcher druck eine BeürkS- versammlung vertreten wird, die u. A. berechtigt ist, zu gemein nützigen Zwecken, worunter auch die Einrichtungen zu Zwecken der Armenversorgung und öffentliche» Krgnkcnpflcge zu rechnen sind, über das Bezirksvermögcn zu verfügen und über Ausnahme von Anleihen und über die Besteuerung des Bezirks Beschlüsse zu faßen. »Antragsteller erblickt in diesem Gesetze einen hoch- bedeutsamen Fortschritt in civilisatorlschcr Hinsicht; doch enthalte dasselbe eine Lücke, welche auogeiulkt werden müsse, wenn nicht in einzelnen Fällen Härten und Ungerechtigkeiten entstehe» sollen. Seit einer Reihe von Jghrcn bestehen im ganzen Lande Privatverbände, welche ähnliche oder gleiche gemeinnützige Zwecke veriolgcn, wie die vbcngcdackten: nicht allemal aber treffen die Grenzen solcher Privatbezirtc mit bcn Grenzen der Amts- hauptmaimschastcn zusammen. Der »Abg. Oehmicken geht nun davon aus, daß, wenn in einem amtöhauvtmannschaitllchcn Be zirke gcmeinschaiilich« Einrichtungen für Armenversorgung und Krankenpflege beschlossen werde», alle Gemeinden des betreffen den Bezirks zur Unterhaltung solcher Anstalten verpflichtet sind, auch wenn sie Pripatverbändcn angehören, und beantragt einen Zusatzparagrapben zu dein Gesetz dcs Inhalts, daß in einem sol dien Falle die Grinelndcn und »Besitzer selbstständiger Güter nickt nur auS den Prlpatverbänbe». denen sie bis dahin angchört, aus treten können, sondern baß denselben auch die VermögenSantbeile, welche sie an dem Eigenthnme einer solchen »Anstalt besitzen, herausgezahlt werden. »Abg. v. OeblscdlSgel glaubt. daß das Gesetz anvcrS auSzulcgcn sei, als es Abg. Oebmlchen getpan, sonst würde la die »Autonomie der Gemeinde» völlig über den Hansen gestoßen. Abg. Klopfer für den »Antrag Ochmiche». durch den ein Ausgleich geschaffen werte. Abg. Üble m a n n wünscht, daß regierungsseitig eine Auslegung über die zweifel hafte »Bestimmung gegeben werde. Etwaige Differenzen möchte er am liebsten in srcu»dscl,ältlicher Weise gelöst wißen. In der Tendenz stimmt zwar »Abg. v. Ebrenstein dem Oehmichen'schen Anträge bei. well derselbe geeignet sei, eine größere Belebung innerhalb der Bezirksverbände herbelzusübren. Loch sprächen gegen denselben mancherlei »Bedenken, die namentlich in der »Autonomie der Gemeinden beruhen. Staatsminister von N 0 stih - Wall - witz: ES handle sich darum, ob solche Fälle, wie sie dem »An träge zu Grunde liegen, häufig seien. Zu einem Gesetz, wie eS beantragt, könne npr im Nothfallc geschritten werden. Man hätte mit Einführung dcs Gesetzes über die Bezirkövcrbändc die Privat verbände auslösen können, damit hätte man aber wirklich wohl- thätig wirkende »Vereinigungen aufgehoben. Man hatte auch da mals den Wunsch, daß diese »Vereinigungen in die Bezirksverbände übergelcitet würden. Die Regierung könne heute »och keine ganz bestimmte Stellung zu dem »Anträge einnebinen. Dem Wunsche deö Abg. Ublemnnn gegenüber müsse er »Bedenken tragen. alS — Juristenfacultät anfzutrcten. Abg. Günther glaubt nickt, daß durch den »Antrag Oebmlckcn alle Schwierigkeiten vermieden würden, denn es gäbe auch Gemeinden, die aus den Privatver- bändcn wobl austrcten könnten. aber nicht anstrcten wollten. Er ersuche deshalb die GesetzgebungSdeputation, and) die Frage mit in Berathung zn nehmen, ob und in welcher Weite Gemeinden genöthlgt werben können, ans Privatvcrbänken auszutreten und sich den von den Bezirksverbänden beschlossenen Anstalten anzn- schließcn. Der Antrag Oebmichen wurde schließlich an dieGesctz- gebnngsdepntation verwiese». - Der Geheime Medlcinalrath Prof. 1)r. Ernst Lebcrecht Wagner Ist zum ordentlichen Professor der speziellen Pathologie nnd Therapie nnd Direktor der incdlcinischcn Klinik bei der Uni versität Leipzig, der AppcNationsrath Gustav Clemens Lind c- »1 u t h zum OberappellatlonSrath in Dresden, sowie der zeittzerige Hilfsarbeiter daselbst, GericktSratb Ernst Hugo Scvsert zum NppellationSrath, der GcrichtSratb vr. Karl Gustav Haase mit gleichem Titel und Range zu», etatmäßigen Hilfsarbeiter beim Appcliationsgerichtc zu Dresden ernannt worden. — Oet sc n Nicke Sitzung dcrStadtverordneten Unter Mitamvesenheit des Herrn Oberbürgermeister vr. St üb ei und Stadtrath G r a b 0 w ö k Y. Die lange, ans 15 Nlimmcni bestehende Tagesordnung konnte trotz ziemlich vierstündiger Sitz ung nicht erledigt werden, eö mußten Nummern unbesprochen bleiben. Der Kvnologische Verein bat eine Petition gegen daS neue Regulativ über die Hundesteuer eingcreicht, welche zur »Be richterstattung an den NecktS- und Finanzauöschnß abgegeben wird. Drei Anträge der St.-V. Heger, Schöneckcr und Bösenberg wegen Frcihaltnng der Johannesstraße. Ver minderung der JahrmarktverkausSstände aus der Annenstraße und wegen »Abhaltung von überhaupt nur zweier gleichzeitig in Alt- und Neustadt stattznstndender Jahrmärkte wurden den, Ver- waltungSauSschuß überwiesen. Herr »Advocat Heydrnrcich hat dem Collegium eine Eingabe überreicht, in welcher er sich gegen Einführung einer ibureaukratischcn Armenpflege und tür Beibe haltung der freiwilligen auSsprlcht. jedoch „ad, Meinung des Referenten. Ct.-V. Adv. Lehmann, neue Gesichtspunkte nicht anfstcllt. In Veranlassung dieser Eingabe erinnert daS Collegium den Stadtrath an die endliche Einberufung riner bereits vor 8 Monate» zur Berathung der Reorganisation der Armcnversorg- nngSbchörde eingesetzten Deputation. Hieraus ertbeilt das Colle gium dem Stadirath »Adv. Lohrmann Actorium in einer Prozcß- iachc von 2:< Fleischer»,eisten, ceistra Statlrath bezüglich ihrer aiigek'lichci. Rechte a» den Fleischbänke», vollzieht das Regulativ betreffs der Bürger- und Einwohnersteuer und »lacht sich ferner
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