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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 05.08.1929
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1929-08-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19290805010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1929080501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1929080501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-08
- Tag 1929-08-05
-
Monat
1929-08
-
Jahr
1929
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 05.08.1929
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Schüsse aus Nationalsozialisten «kt» kauzig-polnisch« SatttkonffA D«»«1», 4. Auaust. Der polnische tn Danzta, Minister Gtraßburge seine v»retn»e«»«»ienheK gegen die erkennen «ege»«« hat, hat anläßlich suche« ttali «ui scher Krieg» sch neuen Borstoh unternommen. Nach ^ ^ Beretnbarung »o« M. Aunt 1V2S über den Besuch ftemder »riegeschttfr in Danzig werden die Verhandlungen über die Formalitäten dieser Besuche sowie über die geplanten Ber- anstaltuugen zwischen der Freien Stadt Danzig und der be treffenden ausländischen Macht durch Bermittlnna de« polni- scheu diplomatischen Vertreters tn Danztz» geführt. Diese Vereinbarung bat Minister Straßburger »un zu folgendem benutzt: Die italienischen Kriegsschiffe sollte» ursprü»mlich aus der Danztger Reede vor Anker gehen und A Salutschüsse für den Danziger Senatspräsidentcn Dr. Sahm abgeben. Straß- burger erklärte, Präsident Sahm sei kein Vtaatöober- Haupt, sondern habe nur die Rolle eines Mtntsterpräsiden- ten. Einem Ministerpräsidenten stiinden aber nur 19 Salut schüsse zu. Diese Auslegung richtet sich gegen di« Hoheit de« Danziger Freistpates. Polen bekämpft bekanntlich bet jeder Gelegenheit den souve ränen Charakter der Freien Stadt Danzig. Obwohl sowohl der italienische Geschwaderkmimandant ivie auch der Danziger Völkerbuudskommissar, der italienische Graf Gravi na, sich für die Abgabe von 21 <L?lutschüssen aussprechen, beharrte Straßburger auf 1V Schuß. Der Kon flikt wurde vorläufig dadurch auS der Welt geschasst, daß Danzig eine Aendcrung im Programm de« Kricgsschiss- besuche« vornahm. Die Schisse werden am heutigen Mon tag nicht auf der Reede vor Anker gehen, sondern tn den Danztger Hafen etnlaufen. Da in Häfen die Abgabe von Salutschüssen nicht üblich ist, ist der SalutkonsKjkt für diesen Fall zwar gegenstandslos geworben, nicht aber für die Zukunft. ES wird Sache der noch zu führenden diplomatischen Verhandlungen sein, hier daö volle klare Recht Danzigs ans einen Ehrensalut von 21 Schuf? für seinen Präsidenten durch- zusctzen. diplomatisch« Vertreter r, der schon »tederholt Frei« Stadt Danzig,u Le« bevorstehenden Be- tff« tn Danzig einen ebner Da»zigw»luischen hinderte dies und ging dabei äußerst scharf gegen die National, sozialisteu vor. Ein weiterer Nationalsozialist beabsichtigte, ein tn der Nähe liegendes Lokal zu betreten, wurde aber gleich nach seinem Eintritt von etwa 20 Personen angegrissen. Vci dem einsctzenden Handgemenge ivnrde die ganze Einrich tung des Lokals zertrümmert. Sö soll einige verletzte gegeben haben. Deutsche Pfa-fin-er in Belgien Angebliche Brüökierung Belgiens Brüssel. 4. Aug. Man regt sich hier auf über einen Zwischenfall, den angeblich deutsche Psadsindcr hervvrgcrnfcn habe» sollen. Wie belgische Augenzeugen gesehen haben wollen, seien am Sonnabendabend 100 deutsche Pfadfinder am Strande von Nteuport erschienen, eine Musikkapelle voran, und hätten unter den Klängen von „Deutschland über alles" und der „Wacht am Rhein" eine schwarz-weiß.rote Fahne im Sande anfgepflanzt. Bon belgischer Sette sei hiergegen Ein- spruch erhoben worden, woraus sechs deutsch« Jungen ihre Dolche gezogen hätten. Die deutsche Fahne sei dann von der Polizei fortgenommen worben, und die Pfadfinder seien am Sonntag wieder abgereist. Die polizeiliche Untersuchung ist im Gange. Der Fall Eckermann Deutschnationale Antra»» an Gtretemann Berlin, 3. Aug. Der Abgeordnete der Deutschnational«« volkspartei, Geheimrat Tr. Qua atz, hat an den Außen minister Dr. Liresemann ein Schreiben gerichtet, in dem er die unerhörte Behandlung des Falles Eckermann durch dt« deutsche Gesandtschaft in Guatemala noch einmal ausführlich schildert und eine Darstellung der gesamten Vorgänge gibt. Neben den bekannte» Vorgängen enthält der Brief noch fol gende interessante Einzelheiten: Als sich die deutsch« Kolonie empörte, ging Herr v. Kühlmann zu den dortigen einsliiß« reichen Deutschen und erklärte: »Ich wundere mich, daß Sie sich für Ackermann einsetzen,- der Menkch ist doch ein hinter, listiger Meuchelmörder!" Dieses Verhalten steht in krassesten? Gegensatz zu der durchaus vornehmen Haltung der Regie- rung von Guatemala, in deren Gewalt sich Eckermann be fand. Man steckte ihn nicht inS ZuchlhauS, sondern inter- nierte ihn in der Kaserne, wo man ihm ein Einzelziininer etnräninle AIS Eckermann festgesetzt wurde, war er in Zahnbehanü- lung. Seinem Ersuchen, zum Zahnarzt geführt zu werden, damit die Behandlung zu Ende geführt werden könne, wurde aus Veranlassung der Gesandtschaft nicht entsprochen. Ecker mann lief mit angebvhrten Zähnen herum, in denen die Plomben fehlten. Als schließlich eine Entzündung auftrat, die eine Schwellung des Gesichts zur Folge hatte, gelang es ihn?, eine Audienz beim Staatspräsidenten zu erreichen, der dann sofort anordnete, daß Eckermann in Behandlung käme. Ein bezeichnendes Faktum, daß sich ein Deutscher vorn Oberhaupt eines fremden Staates gegen die diplomatische Vertretung seines eigenen Landes in Schutz nehmen lassen muß! Der Abtransport Eckermanns von der Hauptstadt nach dem Hafenort Pierto Varnas vollzog sich in folgender Form: Morgens um «> Uhr ivnrde der deutsche Seeoffizier gefesselt und von einer Polizcieskvrte in Stärke oon sieben Jndicnos zu Fuß durch die Straßen zum Bahnhof geführt. Ein gnatemalektscher General hat Eckermann gesagt, er bedauere diese Art außerordentlich, könne jedoch nichts dagegen tun, da die deutsche Gesandtschaft es so angeordnet habe. Aus dem Bahnhof stand ein Sonderivagen sur den Transport bereit. Baron von Lenz, Mitglied- der dentschen Gesandtschaft, fuhr im gleichen Zuge, aber in einen? anderen Wagen. Dieser Herr ordnete an. dem Gefangenen dürsten ans der zivölfstündigen Reise die Fesseln nicht abgenommen werden. Der Führer der Polizeieskorte kehrte sich nicht daran und befreite Ecker, mann von den Ketten mit der ausdrücklichen Begründung, die durch Herrn von Lenz angeoröncte Maßnahme bedeute eine unmenschliche Grausamkeit. Leibst die eingeborenen Schwerverbrecher, die das heiße Klima gewohnt seien, wür, den auf der Eisenbahn »«gefesselt transportiert. Zum Ausgleich verweigerte der Herr Baron von Lenz für Eckermann und die Leute der Eskorte die Verpflegung, ob gleich er verpflichtet war, dafür zu sorgen. Er begründete das mit den schlichten Worten: „Dafür habe ich kein Geld!" Tie Polizisten waren genötigt, sich selbst zu verpflegen, und gaben ihre»? Häftling gutherzig von dem ab, was sie ans > den Bahnhöfen kauften. In Puerto Barrias ivnrde Eckermann wiederum ge fesselt durch die Stadt transportiert und mußte in einen von Dreck starrenden Käfig gesperrt werden, weil Baron von Lenz sich weigerte, ihn? eine an ständige Unterkunft zu gewahren. Der Herr verbot auch, daß mai? dem Gefangenen seine Toilettengcgenstände ans händigte. Sv saß Eckermann bei glühender Hitze in diesem üblen Gelaß und bekam 42 Stunden lang keine Verpflegung außer den Brocken, die ihn? von den Polizisten zugesreckt wurden. Schließlich ereignete sich folgendes: Ein Deutscher, der im Dienst der guatemalekischen Polizei steht, erschien bei Eckermann und sagte: Er scheine ja eine seine Nummer zu sein: Raubmörder, Ausbrecher und ähnliches. Als sich Ecker mann erkundigte, was das dem? heisten solle, antwortete der Deutsche, Baron von Lenz habe ihn so unterrichtet. Als Eckermann ihm daran? das Gutachten des Staatsratcs zu lesen gab, nahm der Mann Veranlassung, mit Baron von Lenz deutsch zu reden, woraus Eckermauu endlich etwas zu essen bekam und seine Sachen ausgehändigt erhielt. Die Eskorte aber mußte erst nach Guatemala telegraphieren, da mit sie untergebracht und verpflegt ivnrde. Morgens um zehn Uhr wurde Eckermann daun auf den Dampfer „Galizia" geschafft und dort in einen Raum ge führt, der vergittert war. Trotz dieser Sicherung hatte Baron von Lenz angeordnet, Eckermann habe bis abends zehn Uhr, zu welchem Zeitpunkte das Schiss in See gehen sollte, ge fesselt zu bleiben. Als der Bootsmann August Kallweit von der „Galizia" sah. daß Eckermanns Handgelenke dick ge schwollen waren, benachrichtigte er den Führer der Polizci- eSkorte. de» de» Schlüffe! zu de« Fessel« besaß. Dieser Mann nahm dem Gefangenen dann di« Ketten ab. Herr Baron von Venz «der, der ket« Selb hatte, Ecker«««« u«d seine ««» er»ü»lch1« Beglett»«« verpflegen ,» laff««, ilderaab dem Kapltä» de, »Galigf«" ««« NelchSmark «tl de« Bitte, da« Sol» a» et« paar S««t« der «chiss»des«tz,», ,« erteil««, damit ß« Eckern?««» »rd«»tllch bcwache» falte». Si«d di« An»»»«« «»ch «»r t« den H»»»tp««kte« richtig, «i» Sk»«d«ls»ll schlimmster «rl v»r, de« fos»rtig«« Etnschrette« ver>«ngt. Ich erfttche Sie, sehr verehrter Herr Minister, »m sofortige A»sk«»ft, »ms »ortfeil« v«r«nlaßt morde« ist. I» vorzüglicher Hochachtung und Ergebenheit gez. Qua atz, M. d. R. Die Antwort Dr. Stresemanns In dem Antwortschreiben des Rcichsministers Dr. Gtrese- mann auf den Brtes des RctchStagsabgeordneten Dr. Ouaatz heißt eS u, a.. daß die von? „Täglichen Dienst für nationale Zeitungen" verbreitete Meldung über das Verhalten der Be amten der deutschen Gesandtschaft in Guatemala tn der An gelegenheit Eckermann offensichtlich tendenziös sei. Auf Anfrage habe der Gesandte tn Guatemala geäußert, daß die erwogenen Beschuldigungen In jeder Beziehung unberech tigt seien. Mit der Fesselung des Leutnants Eckermann hätte die Gesandtschaft nichts zu tun gehabt. Was die schlechte Verpflegung Eckermanns be treffe, so habe sich im Gegenteil erwiesen, daß Legations sekretär von Lenz, als er dies erfuhr, aus eigenen Mitteln das erforderliche Geld zur Verbesserung der Kost zur Ver fügung gestellt habe. Dr. Stresemann werde nach dein Ein gehen eines schriftlichen Berichtes ans Guatemala sofort eine genaue Mitteilung über den wirklichen Sachverhalt geben. Der Minister des AnSwärttgen drückt sein Bedauern iiber die tendenziöse Veröffentlichung dieser Vorgänge tn Guatemala durch einige deutsche Blätter ans, durch die das Ansehen deutscher Beamter in? Ausland herabgesetzt werde. Die Hauptkull-sebung in Nürnberg Nürnberg, 5. Augnst. Am Sonntag fand in Nürnberg die große Kundgebung der 'Nationalsozialisten statt. Ab 8 Uhr vormittags begann der Aufmarsch der Braunhemden in? Luit poldhain. General v. Epp sprach vor dein Tvtenmal für die Gefallenen. An? entgegengesetzten Ende des Hains sprach Adolf Hitler. Wenn der Staat, so sagte Hitler u. «?., mit dein Geiste des Jahres 1011 brechen wolle, dann sei es Pflicht des Volkes, die Beziehungen zu den alten Symbolen Ehre und Macht wieder anfzunehmen. Es folgte dann die Weihe von neuen Fahne?? und Standarten. Um ll Uhr setzte sich der Festzug, der drei Stunden dauerte, in Bewegung. In? Festmarsch, der sich reibungslos abwickeltc, wurden besonders die Pfälzer Nationalsozialisten begrüßt, die in weißen Hemden erschienen, da ihnen von der Rheinlandkommission das Tragen der nationalsozialistischen Braunhemden verboten ivnrde. Auch die Sudeten- und sonstigen Ausländsdeutschen wurden mit Hetlrufen empsangen. Kurz vor 5 llhr wurde an? Sonntag aus einen? kleinen Kaiserhaus in der Altstadt ans dem Fenster aus einen Natio nalsozialisten geschossen. Der Mann ivnrde schwer ver wundet. Einige Nationalsozialisten versuchten in die Häuser einzudringcn, um den Schützen sestzustellen. Die Schupo ver- NtthemM ratsmi-skatastrephe über 3nöo»iiin Siebzig Tote — Schwere Verwüstungen Paris» S. Aug. lieber einen über Teile der fran zösischen Kolonie Jndochina nicdcrgegangeucn Taifun be richtet die Agentur Jndopacifique: Die Gesamtzahl der durch die Taisnnkatastrophc getöteten Personen beträgt bis zur Ltnnde über 70. In der Gegend von Ninh-Dinh sei ein Gebiet von etwa SV Quadratkilometer dem Erdboden voll ständig glcichgcmacht worden. Die Hauptstadt der Provinz Tai-Dinh sei besonders schwer heimgrsucht worden. Man zählt dort acht Tote. Die Telephon- und Telcgraphenlcitnn- gen seien zum größten Teil zerstör« worden, so baß die Nach richten nur sehr spärlich nach Hanoi gelangte». In der Pro vinz Nan-Dinh wurden zehn Personen getötet. Der Note Flnß hat zehn Leichen angcschwemmt, deren Identität noch nicht scstgestellt werden konnte. In mehreren Städten sei kein HauS mehr ganz geblieben. Die Einwohner Lbcrnach. teten im Freien. Die Pflege der Bcrwnndetcn sei infolge Mangels an Berbandstosf höchst unzureichend. Dadurch, daß die Telcphonvcrbindungen im Innern des Landes fast sämt lich zerstört worden sind, hat man «och kein klares Bild über die schweren Verwüstungen und die-Höhe der Opfer gewinne« können. Man befürchtet aber, daß der Taifun noch weit mehr Opfer gefordert hat. Schlagwetterexplosion bet Hamm Dortmund. 4. Ang. Wie das preußische Oberbcrgamt ii? Dortmund mittcilt, hat am Svnntagvvrmittag 8 Uhr aus der Zeche de Wendel bet Hamm tn der 812-Meter-Svhle aus bisher ungeklärter Ursache eine Schlagwettercrplosivn statt- gefnndcn. Zwei Arbeiter wurden tödlich und einer schwer verletzt. Die Untersuchung ist durch die Bergbehörde sofort ausgenommen worden. Kunst un- Wissenschaft Die seelische Auswirkung -es Weltkrieges Tie Berliner Universität beging an? Sonnabend den Gedenktag an ihren königlichen Stifter Friedrich Wil helm III. intt einen? Festakt in ihrer alten Aula. Die Feier erhielt ihre besondere Bedeutung durch eine Rede des Ge he i n? r a t Prof. ll. Adols T e i ß ui a n i?, des Führers in der „Stockholmer" Einhcttsbeivegung der Kirchen, über die „ökumenische Erweckung". Diese Wortprägung des Erzbischofs S ö ö e r b l o m benutzte der Berliner Theologe, »in die answüstlenüe Bewegung zu kennzeichnen, die als seelische Auswirkung des Weltkrieges ebenso spürbar wird wie sie etwa nach den Freiheitskriegen nnd nach den? Dreißigjälnigen Kriege sestgestcllt worden ist. Zwar die stürmische Hochflut des religiösen Lebens, die der Kriegs- beginn bei allen Völkern brachte, ebbte bald ab. Die christliche Maisenerwccknng, von der manche träumten, blieb aus Aber nicht nur Führerpersönlichkeiten wurden ausgerüttelt: überall entstanden neue Kraftzentreii christlicher Aktivität. Man ver schloß sich nicht der Einsicht, daß die Selbstzenlcischung der sich christlich nennenden Völker ein blutiger Hohn ans Ehristi Idee der Einheit war, und daß die Kirche als Anstalt im öffentlichen Leben einflußlos dasteht — wie es R. Macdonalb in seinem Telegramm an die Stockholmer Konferenz aus sprach. Die seelische Aufrüttelung liegt einmal in einer inneren Vertiefung vieler einzelner, in Gruppenbildungen z. B. tn der Jugendbewegung, in der von Barth und seinen Freunden ausstrahlenden Erweckung, dann aber in Anstösten von innen- her, von diesen Personen nnd Gruppen aus, Wirkungen, die kirchengeschichtliche Katastrophen bedeuten. Die ehrwürdigen Kirchen des nahen Ostens sind völlig vernichtet oder stehen in einen? Martyrium ans Leben und Tod, oder sie haben ihre Sondereristenz im Nationalitätcnlamps gewahrt, aber ihre ökumenische Gemeinbürgschait geschwächt. Ten p r o t e st a n t t- s ch c n K i r ch e n Mitteleuropas brachte die Noveinbcr- iimwälznng den Fort sali des landesherrlichen S n in m c p i s k o v a t c s nnd damit der ganzen Rechtsgrund lage ihrer Bersast'ung. Aber das wurde ihnen das Glück eines ne u e n Anfanges m i ? nnge a Hute n Z u - k u n s t s n? ö g l i ch k c i! e n. Das neue Beriasinngsivcrk lehrte, welche ansbaiicndei? Kräfte mobil waren und wie sehr man die ncnc Freiheit der Kirche als eine zn neuer Treue gegen daS Evangelium verpflichtende Gnadengabe empfand. Der Obcrlirchenrat betont eben in seinem Erlaß iiber die Bcrsassungsseier richtig, daß die Reichsvcrfassung einen Rechtsboden auch für die freie Entwicklung der Kirchen schuf. Der Krieg brachte dann aber auch eine beispiellose Aufrüttelung tn der Erkenntnis, daß eine Einigung der Ehriitenhett nötig ist. Kirchenuntonen kamen, große konfessionelle Zusammenschlüsse, dann die Zusammen fassung aller christlichen Kirchen zu einer Arbeitsgemeinschaft für praktisches Christen tum und zu einen? einzigen Korpus ans gemeinsamen Glanbenö- und Berfassnngsgrundlagcn. Teißmann schilderte da Entstehung und Charakter der Bewegungen, die zn den Wc ltkonferenzen von Stockholm und L au sänne geführt haben. Warum, so fragte er, ist Rom an dieser großen ökumenischen Bewegung nicht beteiligt? Der Grund liegt nicht etwa darin, baß die römisch-katholische K irche weniger aufgerüttclt oder daß ihr die Idee der Ein heit weniger wichtig wäre. Tie Gründe der Ntchtbeteilignng sind dogmatisch und haben durch den jetzigen Papst in der be rühmten Enznkltka „dlortalium aistmag" von 1028 deutlichen Ausdruck gefunden. „Wir achten diese Gründe, ohne den uns anempfohlenen Weg der Unterwerfung für richtig und be- Iretbar halten zu können. Hoffnungsvoller erscheint uns der Weg dcö Dienstes, deS freiwilligen, sich gegenseitigen DtenenS mit den Gaben, die jeder empfangen hat. Den Tag herbetzu- führen, an den? auch die römisch-katholische Kirche mit ihrem ungeheuren Erbteil an apostolischen Energien in die Ge- iamtiront -er ökumenischen Bewegung eintritt, müssen ivtr einen? anderen überlasten. Bis dahin sei", so schloß Detß- mann, „unsere Loung: Achtungsvoller Wettstreit um die höchsten Ziele!" i Dresdner Theaterspiclplan für heute: Opernhaus: Geschlossen: Schauspielhaus: Geschlossen: Albert, thcater: „Ohne Kleid — tut mir leid" s8); Residenz- thcater: „Friederike" <8>,- Die Komödie: „CharleyS Tante" i8.1>-,>. s- verband Deutscher Konzertdirektione«. In der Hauptver- wmmlung des Verbandes Deutscher Konzertdirektionen, e. v„ In Mönchen wurde der Mitbegründer dieses Verband«», Hofrat Kranz PlöIncr, Inhaber der Konzerldirektion K. Nie», erneut ein stimmig in den engeren Vorstand gewählt. f Uraufführung am Stadttheater Bern. Das am Berner Stadtthcater zur Uraufführung gebrachte dreiaktige Trauer spiel „TcrSchatte n" von Ernst Ba lzlt führt das Schick- , ial eines Menschen vor, der durch Not zum Einbruch verleitet wird, ziveinndeinhalb Jahre Zuchthaus absitzcn muß und nach- I her die Tragik des von der Gesellschaft Geächteten erfährt. Ein vielleicht nicht alltägliches, auf alle Fälle jedoch heikles und wenig originelles Thema, das durch rührselige Elemente leicht zur scntiinentalen Farce werden kann. Es kommt bei der künstlerischen Gestaltung solcher Vorgänge — die nnS sa seit Sudermanns „Stein unter Steinen" bekanitt sind —. vor allein ans die unbedingte und kvnzcssionslosc Objektivität der Dichters an. Der Dichter kann hier, wie überall, nur über dem Schicksal des Zuchthäuslers stehen, da er sonst unmöglich zu einem durch Notwendigkeit bedingten tragischen Konslikt kommen kann. Die Gestaltung hat also mitleidslos zu sein. Tic zivci ersten Akte hindurch hat Balzlt daö getan. Mit dem dritten Akt, der in seinem „moralischen" Gehalt ans die breite Masse einen starken Eindruck machte, wirft er alles, was er sich ernsthaft vorgenommen hatte, über den Haufen. Dieses durch aus nicht überraschende „Happn-end", in den? der arme Zuchthäusler als ein tin Grunde edler und anständiger Mensch gekennzeichnet wird, verwandelt daS anfangs ganz streng und folgerichtig gegliederte Trauerspiel in einem Wischwasch von sentimentalem Schauspiel — und daS ist schade. Denn nach Nn- hören der beiden ersten Akte batte man das berechtigte Gefühl, daß Bcilzlt es auch hätte anders machen können. Es schlic thm also nicht an poetischer Kraft, sondern an Mut, das Schick sal dieses von den Menschen „Geächteten" konsegncnt und un erbittlich durchziisühren. ES geht ja bet solchen Dingen in keiner Weise um die Tatsatze, daß einer ein Zuchthäusler ist ober war. sondern darum, baß das menschliche Urteil über einen Mitmenschen durch ein juristisches Urteil beeinflußt und anscheinend unkorrigierbar ist. Ein solchermaßen beeinflusstes Urteil läßt sich aber nicht durch ThcaterconpS, die die Sachlage umdrehen, beseitigen. Es ist eben da. und damit basta. So auch mußte die Denkungsart des Dichters sein. Es wäre zu hoffen, daß Balzli das nächste Mal seinen dichterischen Im pulsen ernster nachgeht, der menschliche Erfolg wird nicht ans- bletben. Sv mußte er sich in Bern mit einem allerdings außer gewöhnlich starken Pnblikumsersolg begnügen, der nicht zu letzt der ausgezeichneten Darstellung durch die Mitglieder des Berner HctmattheaterS zn danken ivar. dl. Ni. 8. s Dte Preußische Akademie der Künste an Knut Hamsun. Die Preußische Akademie der Künste, Sektion für Dichtkunst, hat dem Dichter Knn» Hamsun in Nörholmew sNorivegcni zu seinem 70. Geburtstage daö nachstehende Glückwunsch schreiben zugchen lassen: „Der Sektion für Dichtkunst der Preußischen Akademie der Künste als der staatliche» Ver tretung dcü gesamtdeutschen kiinstlcrtschcn Schrifttums ist cS ein Bedürfnis, Ihnen an Ihrem 70. Geburtstage den ein helligen, freudigen nnd bewundernden Dank jür Ihr bis- l»eriges Schassen und alle gute» Wünsche für Ihr künftiges Leben nnd Werk darznbringen. Wir richten diese Worte herz licher Ergebenheit nicht in die Fremde, denn Ihre Kunst lebt
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