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Dresdner Nachrichten : 22.09.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-09-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188609222
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18860922
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18860922
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-09
- Tag 1886-09-22
-
Monat
1886-09
-
Jahr
1886
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 22.09.1886
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«ENA»' SKnÄ'äus. Vmnumerundozanluna d manrn od. VoileuMhIunW neimen,jammtzicde rniomn »onceR'ttLv^inon7li an. " «°d« IlWltzM Tageblatt für Politik, KickchlM»«. KefMrmkhi, Ittsmönicht, IrmdMjle. Vkitrv «»! s Ssldsßviirti^r, xsrLrweti- loser H»ür8«I»U688vr, neu, «int^ell, preiavsrtt». Lvvällrtes, a8iisrkatt«s 85«t«m. I'razpvktszrittts uoä träne«. S»rt Uresösn-U., 2 Httiresleovtr»«»« 2. > s öiiUas SodüaUvd. ^a» S«« 4V. 'S- kstrolsum-IzAMM, ^srsöir-Lronlsuelitör. lkinsvr ^««tUIvi» ösr Lei. Lrunnentcurveiwaltun^, nntsr Ktnntseontrolv üsr- eestollt, doi ttustso »ml ttviksrlcoit 8«kr rvselcöivnliok. Sedaoktsl 75 Lk^. Lönixl. Hotapolkvkv Vresüvn, «r» «v»r««ntli«r. ILieli. /MlMike 2 l'asetienderg 2 vis-^-viv 6vm lis<l. 8etiln«. j- LdnIc von K"rt-WtUln»n unä Nis t'.tt «ion !><>, t»fttttl.8wn ^r- üx^In.'/nrl^ÜE^onolsoriro livi8ok>"'i't)0, por Li. 4—30 .>!. kr»t vr. Wr'8 «lormLl-LllMo, 7L°E"°°- Nr. 265. 31. lahriaur. Anslagt: 42,000 Srpl. Witten,»,» «,»»,!,«»» ttir »e» 22. ve»t. Nardaftwia» »», mtttierer Slörle »r« durchschnittlich mittlerer Vrmölln»,. ohne weiemltche Ried»eiLtä,e. lemveratur «e,i, »eet»»rrt. «emerfu,» : wttienm,«charak«er «echirl-d. vrnmttvortlkLer Redakteur lür Politisches vr. Emil Biere» In Dresden. An Herzlichkeit ist Metz beim Empfange des Kronprinzen nicht hinter den Kaisertagen von Sttaßburg zurückgeblieben. Der poli tische Gewinn, den Deutschland aus der Anwesenheit des Kaisers und so vieler erlauchter Fürsten in den Reichslanden eiicheimst, ist durch das Nachspiel «n Rietz nur erhöht worden. Beinahe wäre auS dem Besuche in Metz Nichts geworden. Man kennt jetzt den Grund des Verzichts des Kaisers auf den Besuch von Metz. Die sür die persönliche Sicherheit des Kaisers verantwortlichen Behör den hatten von einem eigenthümlichen Vorkommnis; Wind bekommen. Ob wirklich ein Attentat geplant wurde oder ob man nur ausgesprengt hatte: es könnte das Leben des Kaisers ans der Eisenbahnfahrt zwischen Straßburg »nd Metz in Gefahr schweben, darüber wird man noch nähere Mittheilungen abwarten. Es ist noch nickt ge nügend ausgehellt, wie es sin» mit den angeblich aus dieser Strecke ausgesundenen 147 Dtmamitpatronen verhält, ob sie von fran zösischen Protcstlem oder Anarchisten an die Eisenbahn gelegt wurden oder ob man nur ein grausiges Gerücht ausgeheckt hatte, um den Metzern ihre Freude, den Kaiser Wilhelm von Angesicht zu sehen, zu v>rderben und die dadurch erzeugte Enttäuschung in fran zösischem Sinne auszubeuten. Es entsprach der Vorsicht, unter allen Umständen das Leben des Kaisers vor jeder Gefahr zu hüten — deshalb mußte der rasch wiedergenesene Kaiser auf den Besuch von Rietz verzichten; es war aber ebenso nothwendig, daßder Kron prinz in die Bresche sprang und der reichstreuen Bevölkerung von Metz Ersatz für das Ausbleiben drS Kaisers gewährte. Somit ist der Plan, Metz unbesucht zu lassen und durch Aergerlichmachen der Bewohner von Metz und seiner Umgebung im französischen Sinne zu wirken, glücklich vereitelt worden. Die Franzosen haben damit noch eine Enttäuschung zn den vielen erlebt, die ihnen die über alle Maßen herrlich verlaufenen Kaiserin«« bereitet haben. Die Franzose» sind geradezu dass! über die Erscheinungen, die sich ihnen in Elsaß-Lothringen ausdrängten. Stimmen sie doch gar nicht zu der Legende, die sich ür ihrem Gedankenkreise festgesetzt hat! Räumen sie doch grausam und unerbittlich mit den Einbil dungen auf, von denen zu lassen ihnen so blutsauer fällt l Alles Vertuschen und Verdrehen hat Nichts gefrommt: es ist im ganzen Elsaß und zum großen Theil auch in Lothringen eine nur für den Blin den nicht sichtbare Wandlung zum Guten vor sich gegangen, Elsaß- Lothringen steht im Begriffe, mit der angeborenen deutschen Sprache und deutschem Denken, das sich bolle zwei Jahrhunderte ungeachtet gallischer Schmeichelei zum großen Theil erhielt, sich voll Liebe an d e Brust der Mutter Germania zu legen und wieder ganz deutsch zu werden. Die Franzosen sind entsetzt über den Umschwung; sie ließen, um die Hoffnungen der Protestler zu beleben, ungewöhnlich stark „die Stunde schlagen", unendlich rasch „die Zeit naben", un ausgesetzt „die uniflorte Fahne in Erinnerung" bringen. Die Berichte daß die Kundgebungen der Bevölkerung von oben Hemd in's 3 gesetzt, bezahlt und geleitet seien, daß man die zur Begrüßung des Kaisers gekommenen Elsässer Bauern von Badensern, Psälzern. Schwaben und Baven, geschickt in die Mitte genommen, daß icder Bauernvurlche 5, jedes Bauernmädchen 3 Mk. und außerdem Reise- Vergütung bekommen habe, sind schnell als Schwindeleien dem allgemeinen Gelächter verfallen. Auswärtige Berichterstatter be zeugten frei die Ursprünglichkeit, Großartigkeit und das Alles m«t sich Hinreißende des Empfanges In dem kernigen, alemannischen Bruderstamme lebt ein frisches und frohes Gefühl des Deutschthums Nur die pariscrisch erzogene, mit Frankreich starke Familienbeziehun- gen unterhaltende reiche Stadtbevölkerung bewahrt ihr Sträuben gegen Altdenschlaud und kaut an ihrem Ingrimm und Groll. Aber die Neichslaude bekundete» im großen Ganzen, daß sie den Kaiser des großen Reich«, zn dem sie jetzt gehören, als ihr Oberhaupt ver ehren, daß sie nicht mehr Paris, sondern Straßburg als den Mittel Punkt ihres Gemeinwesens bettachten. Die Ncichslande habe» so eben einen Theil der deutschen Wehrkraft in höchster militäriß Machtenttaltung geichcn und bewundert; sie wissen, daß dieser starke Arm sie niemals wieder an die Franzosen fallen läßt, sie wissen aber auch, daß Deutschland, wenn es auch den Krieg nicht süichtrt. doch nur den Frieden will. Deutschlands Kraft — der Welt Friede! Hat doch der Bismarck ein Glück! Kaum ist der deutsch« Handels vertrag mit Spanien im Reichstage durchgebracht, so bricht in Spanien eine Revolution auS. Selten ist eine Voraussage so aus die Minute erfüllt worden. Bekanntlich wurde die ungewöhn lich beschleunigte Einberuiung des Reichstags mit dem Hinweise begründet, daß die Unsicherheit der spanische» Verhältnisse die rasche Sickerung des mit Deutschland abgeschlossenen Handelsvertrags sehr wiinschenSwertb mache. Es bat wenige Leute gegeben, die diesen Grund gellen ließen; man hielt bis gestern ihn nur als einen Vor wand Bismarck s, um den Reichstag bei der Hand zn haben, wenn dir Umstande ihm eine öffentliche Aussprache über die großePolitik, über Bulgarien »nd Deutschlands Verhältniß zu Rußland sür nütz sich erscheinen ließen. Schon die Ankündigung der RrichStagsbe- ruflina (so »ahm man an) habe ausaereicht, um dem Fürste» Bis marck Lusi zu niachcn und, nachdem dieser Zweck erreicht, sei eigent lich der Zmamnientritt des Reichstags nachträglich unnöthig ge Merkwürdig ist. daß der Militärputsch in Madrid von de» Republi kanern ausging. Eber erwartete man etwas der Art seitens der Carlistcn. Wohl las man in den letzen Tagen von carlistischen Wühlereien, Wassenschmuggcl und kleineren Erhebungen, wie sie zu den regelmäßigen Zerstreuungen des spanischen Volkes gehören; doch legte man Dem um so weniger Gewicht bei, da Don Carlos jetzt mit der Ordnung der großen Erbschaft des Grafen vonEhnm- bord vollauf beschäftigt ist und in Frohsdors bei Wie» Aufenthalt genommen hat. Es scheint daher, daß die erwähnten Putsche ent weder fälschlich auf Rechnung der Carliste» geschrieben wurden, oder daß sich die Republikaner beeilten, den Carlisten zuvorrukom- men. Das Beste ist, daß kein General von Ruf bei der Soldaien- revolte betheiligt ist. sondern daß die der vcrwittweten Königin treuen Truppeniübrer sie sofort zu unterdrücken vermochten. Aus Bulgarien liegen heute nur Nachrichten vor. welche be kunden, daß sich dieses Volk durchaus nicht von Rußland ein schüchtern läßt. Die Beschimpfung des Regentschaftsmitgliedes Stambulow durch den Panslawisten Katkvff macht diesen seinen Landsleuten nur umso werthvoller. Als der russische Konsul in einer Note den Aufschub des Prozesses gegen die meineidigen (von russischem Golde bestochenen) bulgarischen Offiziere verlangte — bei läufig bemerkt: eine eigenthümllche Erfüllung des russischen Ver sprechens, sich nicht in die bulgarischen Verhältnsse einmischen zu wollen — antwortete die Regentschaft damit, daß sie die Fahne der Sofiaer Sadettenichule seicrlichit verbrennen ließ. Die Herren Kadetten hatten sich bekanntlich durch Theilnahme an der Ver schwörung des 21. Aua. entehrt. Der Rauch, der c»:S der Ver brennung dieser geschändeten Fahne aufftieg, wird den» russischen Konsul wohl etwas in die Augen gebissen baden. Nmso entrüsteter tobt die russische Presse. Die Adresse der Sobranje nennt sie eine „freche Narrheit", auf die Rußland nur durch Beseitigung der Regentschaft antworten könne. So rasch wird's wohl nicht gehen. Eine ganz eigenthümliche Schlußfolgerung zieht England aus den bulgarischen Wirren. Es erklärt kategorisch : Nun, dann an- nektiren wir Egypten! Darüber sind nun die Franzosen ganz außen» Häuschen. Sie führen jetzt eine Sprache gegen England, di« man in solcher Heftigkeit nur gegenüber Deutschland gewohnt ist. Man kann den Franzosen ihren Aon« nicht verdenken, ^rank Später trat vorübergehende Abschwächung ein infolge eines Artikels des „Journals de St. Petersd." Spekulative Bunten waren wenig belebt, von deutschen Bahnen bestand zu weichenden Kurien für Ostpreußen Interesse. Oeiterreichische Bahnen waren ausaugs feil, später nachgebend, spekulative Bergwerke au» ein Gerücht, wonach Laurahüttc neue Acstelluiiaen erhalten hat, vorwiegend fest. Im Kassaverkehre waren deutsche Bahnen schwächer, österreichische besser behauptet, Banken mäßig belebt, Bergwerke und Industrien iesl, Colbrig siViProz. niedriger, österreichische Prioritäten abgeichwächt. Tie Nnchbörsc schloß malt. 21. Scftibr. clrrdtt 228'/,. Sla-ISbnIin 188'/«. «»»,. Privatdiskont 2 Proz »ea»k»»rt a txrde» 85'/,. Galiper —. Vanrier 75.','». «»rar. Unqar. cnoidreaie 88,1». DiScoitto 207,8». 8»er Russe» —. MeUIenburqee —. Vesser. Wie», 21. SeiNbr. gredtt 278,78. Slaa««bain> —. Lombarde» —. »aNzier -. Mbeldal Uno. i»,l» >08.22. Matt. pari». 21. Seprbr. Schi»«, «enlr 82.87. «»leide U8.88. Italiener 188,85. «iaaiSbadn 187' ,, Lombarden 22l'/„ b». «riorttälc» —. Siianier 82,18. «g»»ler 888,11V. Ottomanen «88,0». Reue Auleidc —. Traar. « re « ia « , 21. Srpibr., Nachm. «vierretdemarkil. «virttuS br. 18V Liier ros Pror. Pr. Levldr.-Oelde. 87.8«, pr. Roobr -Der, 87,8«, vr. Äpril-Mai 88,11«. Roaaea »r. Sepl.-Ocloder >27,5«, pr. Ilion.-Der. 128.8«, pr. Aprtt-Mai 188,5«. Midi» loe« Pr. Erpl.-Lciober «8,Y«, pr. OcI»der>Niv. 11,v«. Zittl umsatzlos. — Srierr: «cbeckt. Seeitt», 21. Sept., Rahm. 1 Ndr. <«e«reldemarkt>. Weizen »»«eriinder«, loco >5»—157, pr. Sepl.-Vc«. 158,8«. »r. April-S'Iai I8i,m». Rouge» unvcriinder», loco 118—122, pr, Leptrmber-Oriober 121LV. «r. Rpril-Mai I28.VV. Rllbüs »»«erSuder«, pr. Srptbr.-Letbr. 12.7«, pr. «Pril-Mai 11,28. Svirttn« Iirtzauplel, „ , loco 88,88, pr. Septrmbrr-Oeiober 88,8«, pr. Leide.-'November 88,0«, pr. April- A Mai 10,«v. Veerole»« loc, »erfteuert Usance 1 Aroc. Lara 18.8«. «mfterbam ivrodukin». 21. Septbr. «Schluß,» «eijeu per R«»em»er21». 8 «p-» «»»« » »rr Octoder 128, per MLr, 18«. s' aas , . worden. Der Ausbruch einer Revolte in Spanien beweist wenig stens dos Eine, daß Bismarck über die Zustände im Auslände ausgezeichnet bedient ist. Er mußte gegenüber mcmcheni Angriff stumm bleiben und die Rcchtserligung von der Zeit abwarten Das ist denn auch durch die Madrider Ereignisse prompt besorgt worden. Wir schöpfe» daraus die Urberzeuaung, daß, wenn Bis marck betreffs der bulgarische» Verhältnisse Manches gelhan und unterlassen hat, was i» Deutschland Kopfschütteln erregt bat n»d erregen mußte, er auch hierbei Gründe batte, die er zunächst nicht an die große Glocke hängen durfte. Das Mißverständniß ist ledig lich durch die elenden Berliner ZwangSichreiber entstanden, die dem deutschen Volke zunilitheten. Verrat!,, Meineid und Treubruch als rühmliche Thaten zu bejubeln und das Opfer niederträchtiger Bubenstücke, de» edlen Fürst«'» Alexandre, noch mit Hohn und Fußtritte» zu regaltren. Doch, es ist schon zu oft gesagt worden, baß Bismarck von wahren Stümpern in der Presse bedient wird, die ihm mehr schoben als nützen. Was aber die spanische Schild erhebung anlangt, so scheint sie ersreulicherioeise sofort erstickt worben zu sein. DaSMhere ist in der TgSgesch. zusammengestellt. reich bat in der That in Egypten rmLl bloS eine «cntsurxilü: ge- GesternrKiormittag beggb sich schichtliche Tradition und seinen großen politischen Einfluß in der mittels Wagens nach der prinzlnhen Levante überhaupt, fanden, äußern wettbvolle materielle Interessen zu vertheidigen. Es kann unter keinen Umständen in Egypten abdanken. Außer Frankreich und England haben aber in Egypten alle anderen Staaten Europas, vor Allem Italien, Oesterreich und Deutschland, sehr erhebliche Interessen, sowohl allgemeine politische, nicht minder auch private ihrer LandeSaiigehörigen zu vertreten. Es erscheint ausgeschloffen, daß Europa Egypten zu einer englischen Provinz, den Suczkanal zu einer englische» Wasserstraße werden läßt Aber es ist zuzugeben, daß das höchste und dringlichste Interesse dasjenige Frankreichs ist. Und nun auf einmal ist Deutschland gut genug, die Franzosen aus dem Wasser holen zu sollen. Freycinet schickt seinen Vertrauensmann Herbette eigens dnzu nach Berlin, >nn Bis marck zu bewegen, Egypten sür Frankreich den englischen Klauen zu entreißen. Denn man auch weit davon entfernt ist. darin den Beginn eines deutsch-französischen Einvernehmens zu erblicken, soviel beweist die Sendung Herbette's dock, daß es in Frankreich zu dämmern beginnt, wohin es in seinem blöden Deutschenhaß gerathcn ist. Elsaß nicht wieder bekommen, weil das Bündniß mit Rußland schlechterdings nicht zu haben ist, und nun auch von den Englän dern beinol>e aus Egypten herausgeworfen zu werden — die Gefahr ist dringend. Alan iängt in Paris an, auf bessere Beziehungen zu Deutschland wieder Werth zn legen. Uns! aoit-il! Neuest, Teleannume der ..Dre»»nerNaidr."vom 21. Sept. Berlin. Die „Nordd." dementirt die Brüsseler Meldung des „Tageblattes", von der auf direkte Einwirkung Deutschlands er folgende Wiederaufnahme der Befestigung der Maßlinie seitens der belgischen Regierung. Ferner dementirt dieselbe die Bebauptuna des „Tageblattes", wonach die Vorgänger des Staatssekretärs Grasen Bismarck nicht die Stellvertretung des Reichskanzlers im Auswärtigen Amte gehabt hätten. Sämmtlichc Vorgänger des letzigen Staatssekretärs seien in derselben Weise mit der Stellver tretung beanftragt gewesen. — Das „Tageblatt" erblickt m dem Artikel der „Nordd." eine indirekte Aufforderung an Eng land, eventuell in Genieinschaft mit einer anderen Macht m eine Aktion gegen Rußland einzutreten. Dieser Wink gewinne an Be deutung durch das Eintreffen des englischen Thronfolgers in Kon- stantinopel. Köln. Wie der „Köln. Ztg." aus Wien gemeldet wird, ver langten die bulgarischen Offiziere mit Ungestüm die sofortige Er schießung Gruews und Benderows. Der russische Koniul drohte mit dem aesammten Personal abzmeisen, falls die Vernrtheiluno der Freunde Rußlands vor der Ankunft des Generals Kaulliars erfolge. Wien. Auf die mißtrauischen Aeußerungen, die Graf Avponyi gegen das Bündniß mir Deutschland am Sonntag in einem Rechen schaftsberichte vor seinen Wählern aemacht hat, enlgeanet der „Pester Lloyd", daß, wenn Appmiyi das Vertrauen in das deutsche Bund' niß eine Selbsttäuschung nenne, er, der „Lloyd", dies nicht unter' schreibe. Es frage sich in erster Linie, was Jemand von diesem Bündnisse envartet hat und ob man glauben dürste, dasselbe werde auch Schutz gewähren gegen die Mattherzigkeit unserer eigenen Ent schließungen. Dies sei nie vorauszuieden gewesen. Die deutsch- österreichische Allianz habe sich einen Platz erobert im öffentlichen Bewußtsein und sei ungeschwächt hcrvorgegangen aus den bulga rischen Wirren. Wien. Die „R. Fr. Presse" bringt einen vielbemerkten Ar tikel, welcher das deutscü-öflcrrcichische Bündniß in Frage gestellt erscheinen läßt, weil dasselbe keine Bürgschaft gegen die Exvansions- bestrebungen Rußlands über die Grenzen des bestehenden Zustandes hinaus biete. — Die Cholera gewinnt in Pest bedenkliche Ausbrei tung. Gestern wurden 25 Erkrankungen gemeldet. Auch wohl habende Kreise werden von der Seuche heimgesucht. Paris. In Madrid sollen gestern bereits etwa 15 Erschieß ungen startgesunden baden. — Der Weltansstelllingsausschiiß min derte den Kostenboransthlag von 45 ans 38 Millionen. Amsterdam. Der Sozialist Gerl ward des vorbedachten, überlegten Attentates angeklagt und zn sijahriger Gefängnißstrafe vernrtycilt. Brüssel. Das nltranwnfane „Journal de VrnrelleS" meldet a»S Rom den bevorstehender Rücktritt dcS schwer erkrankten Kar- dinalstaatssekretars Jacobini. Rom. Das Polizeiministerinm verbot ans Gesnndheitsrück- ichten den katholischen Kongreß in Lncca. Berliner Börse eröffnete ziemlich fest mit tbcilweiS höheren Kursen. Spanische Nachrichten übten keinen Einfluß. ^ Lokale» nnl» Siichiischcs. Mas. der K ö n i i y Pr* — Sk. Maß der König begab sich gestern früh 7 Nhr von ^ Strehlen aus zur Hochwildjagv nach dem Cunnersdoncr Revier. " Ao Nachmittags 5 Uhr fand in Sendigs Villa Quisi'ana Hoftciiel niit ^ ^ 17 Gedecken statt. Heute Morgen tährt Se. Rias, der König nach Z Svechthauien bei Tharandt ebenfalls zur Hochwildjagd. Tie Jagd- « tasel wird im Aldernaion zu Tharandt abgedaltcn werden. I " Hw Maj. die Königin .—, — ^rilla m Hosterwitz, von wo dieselbe heute Nachmittag nach Strehlen wieder znrückkchren wird. — Ihre Kgl. Hoheiten, Herzogin Elisabeth von Genua. Schwester unseres Königs und des Prinzen Georg, sowie deren Sohn Prinz Thomas werden nächsten Sonnabend bereits hier eintceffen und im Kgl. Residenzschlosse nach der Hauptwache zu ihre Gemächer beziehen. — Tie O L o L " erwähnte AbschicdS-Obation, welche die Gemeinden E Pillnitz-Hosterwitz am Sonntag Abend Ihrer Kgl. Hoh. der Prin- § zessin Maria Josepha darbringen wollen, wird sich folgender- maßen gestalten. Ein Fackel- und Lamvionzng, nusgeführt von der Z ^ Pillnitzcr Feuerwehr, den Gesangvereinen, der Schuljugend und 20 i weißgekleideten Jiingfrailen mit grüne» Schärpen, wird sich nach ^ der prinzlichen Besitzung in Hosterwitz begeben und dort werden ^ - nach erfolgten Geiangsvorträgen die Gemeindeverttcter Ihrer Kgl. Hoh. der Primeisin-Brant eine kostbare Mappe überreichen, in welcher sich in Photographie all' die Plätze der Umgebung von Hosterwitz und Pillnitz befinden, welche Ihre Kgl. Hoheit von Kind heit an oft und gern besucht bat. — Herr Gehem,rath v. Watzdorf ist von seiner Urlaubsreife Wieder hrer einacttosfen. , — Das Allgemeine Ehrenzeichen empfingen: der Briefträger Emst Winter hier, der Erzlieiemiigssteiger Wolf und der Schmiedesteiger Haupt. Beide bei „Gesegnete Bergmanns-Hoff nung Jiindgrube" in Obergruna. — Ter augenblicklich in Berlin tagende Natlirforscherkongreß und der beraiiiiahende Schluß der Berliner Filliiläumskiinstaus- stellung, der aber vermuthlich bis zum 1. November noch hinausge schoben werden dürste, hat setzt in Berlin einen Fre in den- ström erzeigt, wie er ähnlich seit langer Zeit nicht beobachtet worden ist. So waren am Sonnabend Abend die in der Nähe der Linden gelegenen Hotels bis in die Dachkammern besetzt und viele Frembe fanden überall achsclzuckende, bedauernde, aber abweisende Portiers, so daß sich oft eine wahre Jagd nach einem Nachtquartier entwickelte. Ost rollten sechs bis sieben Droschken im schönsten Gänsemarsch hinter einander von einem Hotel zum andere», und wenn auch hie und da noch eine einzelne Person in einem Gasthof 2. und 3. Ranges Unterschlupf fand, so war es fast unmöglich, mehrere oder gar Damen nuterznbringen. Auch wird der „Nat.- Ztg." glaubwürdig mitgecheilt, daß Fremde, die mit der Stadt nicht nahe vertraut sind und eine gewiste Scheu empfinden, spät Abends sich weit vom Hause zu entfernen, bei der Ueberfüllung aller öffentli chen Lokale auch die Hoffnung auigeben mußten, ein ihnen zusa gendes Abendessen zu finden. Allen nach der Reichshauptstadt Reisenden ist daher anzurathen, sich vorher bereits wenigstens ein Unterkommen zu sichern. Gestern Abend gegen halb 9 Uhr wurde die Feuerwehr durch die Meldung „Grog-Feuer !" nach dem Böhmischen Bahnhofe gerufen. Glucklichcrweise war jedoch der Brand von geringerer Bedeutung, da nur das zur Beleuchtung eines Waggons bestimmte Gas dreier Behälter entströmt und durch Zufall zum Verbrennen gekommen war. Das Eingreifen der sofort hcrbeigecilten Feuer- wehr war nicht erforderlich. — Kurz daraus wurde der Feuerwehr der Brand einer Strohfeime an der Blaiewitzer Straße gemeldet. — Obwohl in Dresden alle Vorbedingungen vorhanden sind, Wettrennen zn veranstalten und Dresden zu einem inter- nattonalen T n r s - und Rennplätze zu erheben, scheiterten alle nach dieser Richtung >lntcr»om»ie»cn Anläufe an einem Umstande hauptsächlich. Der Totalisator sollte nicht erlaubt werden, d. h. dicienige Einrichtung, bei welcher das Publikum auf die laufenden Pferde wetten kann. Ein solcher Totalisator, der, unter genügender Aufsicht stehend, alle Bürgschaften für eine solide Wüthichaft bietet, und das Wetten regelt, das gefährliche heimliche Wetten beseitigt und die Gewinne ehrlich aiiszahlt, wirft erfahrungsgemäß solche Summen ab, daß dadurch die nickt nnbeträchklichen Kosten der Wetttennen gedeckt werden. Die Unterhaltung des Ren»Platzes, der Tribünen und die ionstigen nicht »nbelrächtlichen Speien decken sich unschwer von den Abzügen, die prozentweiie von de» in Wetten gesetzten Summe» abgezogen werden. Der Totalisator aber wurde ,n Dresden nicht erlaubt, weil er — in Preußen verboten worden war. Jetzt aber soll er auch in Preußen wieder erlaubt werden und so wird »m» wohl in Sachsen nicht tugendhafter sein wollen als man es in Preußen ist. Neuerdings hat nämlich der Kaiser aus Voriran der zuständigen Minister genehmigt, daß im Interesse der Forderung der heimiichen Pferdezucht und zur Verhinderung des beimlicheii Wcttens mit sog. Bnchmnchcr» die Ausstellung und Benutzung von Totalisatoren aus den Rennplätzen ans icdcs- maligen deionderm Antrag der Unternehmer und zwar auf Gmnd
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