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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 30.11.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-11-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19261130017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926113001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926113001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-11
- Tag 1926-11-30
-
Monat
1926-11
-
Jahr
1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 30.11.1926
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Pa,lor Roller und ein noch lebender getlgsnosje. wer Wilhelm v. KEgelaen» ^Jupenherinnernn»«« et««» «ckte» Manne»" kennt und schätzt, «irh immer mit tzespnderer Kr,«de her Kapitel gehenken. in henrn der verfaffer öte im Laufaer PfarrHau» verlobten T»a« schildert, he» Tnfenchalt »ei Pastor Roller. h«n abionderltchen Monn«, her aber hoch ein so tiefe» Grawüt, «in so ivettrelchenhr» Wissen be- faß »nh he» wir. wenn wir un» in jene AHschniiie vertiefen, «benso lirbgewinnrn nrüfle», wie KÜHtlgen einst selbst vor mehr al» hundert Kahren. So lang« ist e» bereit» her. daß her «alte Mann- al« Vierze>h»jÄhrtger von h«n Lausaer Pfarrherrn Davih Samuel Roller so vortrefflich in den Kleinen Lutherischen Katechisnur» einaeSüchrt uwd mit »wet Grafen Stvlberg und de» Lausaer Banernkindern auf bi« Konstrmatlon vorbereitet wurde, dir in der heute noch stehen» de« Klrch« he» ansehnlichen Dorfe» stattfand. Das, «» auch heute noch Personen geben konnte, die den streitlustigen, schrullenhaften Votte-gelehrte» gekannt haben, erscheint kaum glaubhaft. Wer wenn man weiß, hast Roller tm Jahre 18S9 ha» ZetUtche gesegnet hat, also vor nunmehr 7S Hähern, so Vinnen doch noch Menschenkinder loben. h<« zu seiner Heit bereit» ans Erbe» geiwandelt stiih. Und so ist «» taßsächltch, wenn e» natürlich auch nur wenige noch sind. Hui R0derort« HermSdorf bei Lausa. bekannt und berühmt durch s«in schönes Schlaft und seine» wundervollen Park, der von den Beisitzern, Len Prinzen von Schünburg- Waldenburg, in liebenswürdigster Weise für jedermann offen» gehalten wirb, — tu dt-esom Dorfe lobt in. Kt. Jahre sclneS arbeitsreichen Dasein» brr privatisierend« Gasthosdesiher Karl Gustav Schvnert. ES ist noch einer vom alten Schrot und Korn, wie sie immer mehr anSstcrben. Sind keine Augen durch ha» Alter auch schon schwach geworden, so ist er körper. lich doch noch sehr rüstig und besitzt eine geistige Schärf« und Lebcudigklit, um die ihn viel jüngere Semester beneiden könnten. Der alte Herr Schänert ist nicht nur von Pastor Roller getauft worden, er weift sich auch noch sehr genau LeS kleinen, breilschultertgen Bkanne» zu erinnern, und kann viel davon erzählen, wie er von Pastor Roller in die Schule auf. genommen wurde, wtc Roller, der seine »nb gründliche Natur beobachter, mit den Schulkindern sortieren ging und ihnen reich« Belehrung angedcthen liest, wie die fügend von Roller etngcladcn wurde, in seinem «Karten Stachel, und Johanni», beeren zu schmausen, wie dir fröhlichen Schulfeste gefeiert anirhen, bei denen Roller natürlich eine her Hauptpersonen war. Herr Gchönert steht den wackere» Lairsacr Pfarrherrn noch wie heute, als er mit seinem alten Pferde zur Kartoffel, ernte auf da» Pfarrfeld fuhr, denn mit dem Pfarrgrundstück war eine ansehnliche Wirtschaft verbunden, die von Roller selbst, seinem kränklichen Bruder, seinen Schwestern und dem HaiiSgcstnde, von Roller .„HauSkinder" genannt, betrieben wurde. Au dieser Ae-tt kxsttc HermS-dors selbst noch kein SchulhauS. und die Kinder mustten »rach Lausa zur Schule wandern. War tm Winter der Schnee für die ?lMC»Schützcn gar zu hoch, wte beispielsweise im Jahre »899. da brachte ein Bauer den alten Schn im elfter Menzel samt der Wandtafel von Sans«, hcrübcrgesahren. und man hielt tn der Gerichts, stube Unterricht ab, denn HermSdorf besah damal» ein so. genannte» PatronatSgcrtcht. Dast inan sich später selbst «tncS Schulhause» erfreuen konnte, ist in erster Linie ein Verdienst de» Herrn Gchönert. Ans sein Betreiben wurde eö im Fahre 1875 in HermSdorf gebaut, nachdem er den Bauplatz zu-m gröhten Teile der Gemeinde geschenkt hatte. Luch sonst hat di« Gemeinde HermSdorf Herrn Gchönert viel zu danken. Mehr al» vier Jahrzehirle hat er im Gemetnderat gewirkt, lind dast die Röder, hie den Schlostpark und Len Ort durch, flicht, im Frühjahr nicht mehr die argen Ucberschwemmungen verursacht, sondern durch ein« weise Regulierung in ihr Bett gebannt ist, auch das ist ein Werk, um Lessen Zustande- kommen sich Herr Gchönert mit Zähigkeit und Ausdauer ein gesetzt hat. Die DchöuertS sind eine altetngeseffene HermSLvrfer Familie. Bereits 183 Jahre befindet sich der Gasthof tn ihrem Besitze. Gern erzählt Herr Gchönert. der natürlich auch tn HermSdorf geboren ist, von seiner Lehrzeit bei Fleischer- mcister Bernhardt an der Groben Brüdergassr tn Dresden, von seiner Gesellenzeit, wo eS anfangs den fürstlichen Lohn von IS bis 20 Groschen und schltcstlich einen Taler wöchentlich gab, und wte er sich — wohl einer der letzten, denen die» bcschiedcn gewesen ist — sür »99 Taler vom Militär loskaufte. Im Jahre 1879 hat er den Gasthof übernommen. Sein Vater war freilich schon lange vorher gestorben und die Mutter hatte daö Geschäft geleitet. Gerade ein halbes Jahrhundert hat er den Ggsthof besessen und ihn tm Jabre 1893 neu gebaut, bi» er ihn UM an seinen Sohn abgab. Mit Genugtuung wetst er auch daraus hin, dast die »Dresdner Nachrichten- seit ihrer Gründung im Jahre 1856 nicht au» seinem Hause ge. kommen sind. Auf dem Rückwege von HermSdorf nach Dresden tst es eine Gelstverständlichkett. dem Grabe Roller» einen Besuch abznstatten und dem eigenartigen Mann an seinem wohl» gepflegten Hügel, auf dem ein hohe» Kreuz ragt, ein stille» Gedenken zu weihen. Da» Grab ist leicht zu finden, denn auf de« alten Krtebhof« an der Kirche sind nur noch wenige «eäber vorhanden. Ruhestätten von Angehörigen brr Laufaer Gchtvfthcrrfchast. von Laufaer Pfarrer» «nt Lehrern. Dicht nate» den t»r»her>, steht auch ha» alt« Pfarrhaus, da» Sügelgrn so liebevoll beschrieben hat und da» noch mancherlei Erinnerungen an fene Zeit birgt. Ohne Kügelaen wäre Roller vielleicht vergesse«. E» ist gut. hast dem nicht so tst, denn die LebenSgeschtchte diese» etsrnseftrn Manne», der sich unter denkbar schwersten Verhältnissen emporgearbettet hat. könnte heute wohl manchen veranlassen, sich diese Persönlich, krtt zum Vorbild« zu nehmen. C.. V. Nochmal» da» neunke Schuljahr. Der Vorstand deö Dresdner Lchrertnnenvrrein» schreibt unS: »Der Artikel t» Nr. S57 über ein nennte» Schuljahr, da mit» Verbände der weiblichen Handels- und Bureauangcstell. ten beantragt wird, wetst eine bemerkenswerte Unkenntnis sächsischer Verhältnisse auf, t», besonderen auch der Dresdner. Es ist da der Vorschlag gemacht worden, für die stellenlosen Schulentlassene» rin neunte« Schuljahr etlrzurtchtrn. Dem ist zu entgegne», dast die Mädchcnbrrnfsschule diesem Bedürfnis bereit« I» weitgehendem Maste entaegenkommt, und »war tnS- Lcsondcre durch ihre K-Klassen. In diese werden die Mädchen nach Vollendung ihrer achtjährigen Schulpflicht ausgenommen und besonders in hauswirtschaftlichen Fächern unterrichtet tn wöchentlich 8N Stunden ivährcnd de» ersten. 1» Stunde» wäh. rend des zweiten Jahre». Für besonder» Begabte stehen die F-K lassen einiger VolSschnlen vfsrn. die tn zwei Jahren mit je 89 Wochcnstundcn zu der Reife sür die erste Klaffe der höheren Mädchenschule führen. Auch für die Ausbildung in Handels- und ln gewerblichen Fächern stehe» Klassen zur Verfügung. Dast in den Kreisen der Eltern der lebhafte Wunsch besteht, ihre Töchter besonders den ».Klaffen zu- zuführcn, beweist die groste Zahl Anmeldungen, die für kom. mende Ostern für diese Klaffen erfolgt ist. Es tst nur zu bedauern, dast ein grosser Teil dieser Mädchen keine Ausnahme finden kann, da die nötige Zahl Klaffen nicht vorhanden tst. Daher tst eö dringend zu wünschen, dast die Negierung dir fehlende» Klaffen bewilligt. Damit würden viele stellenlose Mädchen vor de» verlsängntSvollcn Folge» der Arbeitslosigkeit bewahrt bleiben." An den Quellen -es Lebens. Dritter Vortragsabend deS Heimatschußes im RercinShauS. Was Leben ist, wir wissen cS nicht. Woher cs kommt, nie. mand kann es sagen. Sein innerstes Entstehen bleibt da» groste Geheimnis Gottes und der von il»v erschossenen Natur. Lediglich die Erscheinungen deö Lebens können wir Menschen beobachte» und erforschen. Unsere Wissenschaft hat gewaltige Fortschritte hierin zu verzeichnen. Bis an die Quellen deö Lebens durste sie Vordringen. Da konnte sie Vorgänge er» spähe», die Wunder Uber Wunder sind. Ihre Träger sind so winzig klein, dast nur das schärfste Mikroskop sie entdeckt. Immer tiefer sucht die Forschung tn das heilige Geheimnis des Lebens einzudringen. Die kunstvollsten Apparate nimmt sic zu Hilfe. Im Ksnematographcn hat sie einen Mitarbeiter gefunden, der airfö genaueste und zuverlässigste sie unterstützt. Durch ihn sind Entdeckungen möglich geworden, deren Kern man früher nur vermute» konnte. Die Verbindung des Films mit dem Mikroskop, die Mtkrokinematographte, hat dtr kleinsten, feinsten Lebensrcgungcn. dem menschlichen Auge sonst verborgen, scstgehalten und gibt sic auf dem Lichtschirm tn unendlicher Vergröberung wieder. Staunend steht man davor, staunend nicht nur über die Wnnderwclt, dt« sich da anftut, staunend auch über die Erfinderkraft menschlichen Geistes. ' In dieses Wunderland führte am Freitag Dr. Mtcklt vom Hngieuemuseum die Mitglieder und Freunde unseres HctmatschntzeS. Mit Fernrohr, Lupe und Mikroskop, an die d«r Kurbclkasten angeschloffen ivar. suchte der Vortragende seinen Hörern ein Bild aus der Werkstatt der Natur zu geben. An den fernem Hohen der Sternenwelt blickten wir empor. Die alte Erde kreiste um die Sonne. Zwischen den unzähligen Sternen deS Himmels fand Saturn seinen Weg, und eS veränderte sich der Sternbilder Stellung gemäß der Drehung unseres Erdballes. DaS Gesetz der ewigen Be» wegung regelt diesen Lauf. Es beherrscht das ganze All. Ja selbst in der tote» Materie wirkt cS sich auS. Im elektrische» Flammcnbogc» wuchsen Mctallbäume empor, wett verzweigt und viel verästelt. Kristall« formten sich zu herrlichen Ge» bilden. Selbst flüssige Kristalle sah man im Entstehen. Die schönsten Gestalten und Formen, wte sie tm polarisierten Licht sich offenbaren, zogen am Auge vorüber. Und wenn schon daS leblose Gestein so von Bewegung erfüllt tst, wir anders must es erst bei Pflanze und Tier sein. Der Zelle Leben offenbarte sich. In den Zellstaat der kbrinsten Pflämzletn, der Dia tomeen. durste man schauen. Die feine Baiiart dieser Leben», träger enthüllte sich. Im Waffcrtropscn wimmelte eS von Schwärmalgen. Die Ehlvrophyllträgcr tm Blatt stellten sich vor. All die kleine» Baumeister der Pflanze kernt« man kennen und sah sie an der Arbeit, bis schltcstlich ein Geranten, stöckchen seine Blätter der Sonne entgegenstreckte. Knospen entfaltete, seine Blüten auftat und unter den Strahlen der Sonne wuchs »nd nmchS. Was tst der Unterschied von Pflanze und Tier? Aus diese Frage aab der nächste Teil des Filmes Aufschlust. Die etnsachften Lebewesen, dt« Amöben, zeigte» ihre Fähigkeit der Formveränderung. Stotterten und Räderttere »vielten munter lm Waffertropfen. Vereinzelt und in ganzen Kolonien iah man sie an der Arbeit der Nahrungssuche. Ihre so winzig kleinen Organe konnte man In Tätigkett beobachten. Glocken- tterchen schwammen aus und ab. Da tritt in dieser Welt »um erstenmal die bewustte Handlung aus. Vor Hinderniffen weichen diese kleinen Gesellen aus. Sie werden ioaar frech. Sie setzen sich direkt vor den Mund einer Daphnia und schnappen dem armen Wafferslob die Nahrung vom Mäulchen weg. Leben entsteht durch Leben Plötzlich teilte sich die Amöbe. Nun waren es zwei Tierchen. Ai» Slistwasierpolnpen wuchs ein Knösplein. Gröster wurde es. Fangärmchen streckten sich auS. Am Mutterleib schnürte sich der Spröstltng zusammen. Siehe da. rin neuer war entstanden. An der Wiege deS Frosches, der Schnecke durfte man stehen und beobachten, wie tn dem Et die Kaulanavve das Schcckchen sich bildete. Al» dunkler Punkt schwimme» sie zuerst im Prvtovlasmastrom. Bald sangen Ne an zu wachsen. Reim Schneckletn bildet sich das Häuschen, und schon schlüpfen die RäbnS aus und schwimmen munter davon. Eine durchsichtige Welt tat sich auf. Familie EnklopS und Daphnia konnte man beobachten. Tie feinsten Organe ihrer millimeterarosten Körverchcn waren zu erkenne». DeS Auges MuSkeln regierten es. Das Herzchen schlug, man denke: 259 mal tn der Minute. Der Tarm arbeitete, der Magen zerkaute die Nahrung. Dann ia dann! Im Mutter- leibe wachsen die Kleinen. Nun sind sie lebenösähta Das Köpfchen stöbt eine kleine Klavvc am Rriitraum der Mutter auS. Langsam gleitet es hinaus tn die Welt. Jetst sind auch die Aermchen frei. Da. ein Purzelbaum! Fort ist es! Ein reicher Kindersegen ist diesen Familien beschicken In zwei Monaten bringt ein einziges Weibchen 1 Milliarde 299 Mil lionen Kleine zur Welt Wahrlich. Wunder über Wunder! Eine Stunde fein sinnigster Anregung dankten die zahlreichen Hörer ihrem HetmatschuN und dem Vortragenden. Der Dank aalt aber zugleich auch der Mühe bei der Ausführung des Filmwerks, das ganz vortrefflich gelungen ist. und am Freitag seine Ur aufführung erlebte. — Franziskus Naglrrö volkstümliches Singspiel „'s Kliag- häuS'l" wird von der 89. Volksschule am 8. und ü. Dezember, abends Uhr in der Deutschen RcichSkrone, BischosSweg, auf- grsühr». — Oukel Günther als Märchenerzähler. Zum Vesten des Säch sischen SÜnstlerhilsSbunds erzählt Onkel Günther <S a n d e r s o n> am Sonntag Uhr tm KünftlerhauS Märchen unterm brennenden Ehristbaum. Karten tm Neka. »Kinder dl« Hälfte. Dio 8IN6LK «,n nue-tla/is- Mc i/irre7c'/t/cs (?k>/'^t<'»/e — : c-',' VerIrr»uk88lvUen in Vreden: kraxer 8trake 13 rarcklnaackalrasta 2 NanplatraSv k § vis suis tznnkvn 8l« tu» LnrdxsutdLN G L.orenr, frsuenslr. 1. Schüler-Sprachen. Die meisten Stände und Berufe haben mehr oder weniger reiche Eigensprachcn auSgebildet. mit denen sich bie Wort, sorschung viel beschäftigt hat. Wenig beachtet worden tst aber bisher die Sprache deS jugendlichen Völkchen», da» eigentlich Sprachen lernen und keine eigenen erfinden soll, nämlich die der Schüler. Ueber diese Tchnlersprachc macht Frtso Melzcr tn einem Aussatz der „Schlesischen Monatshefte", der sich mit der Vrcslaner Schülcrsprache beschäftigt, nähere Mitteilungen. Seit alter Zeit gibt eS Schülergeheim sprachen, die die Landessprache benutzen und nach bestimmten Regeln entstellen, und aus diesen Wortverdrehungen und -umbtloun. gen hat sich dann die eigentliche Standcösprache ausgcbaut. Die Geheimsprachen der Schüler haben ihren Wortschatz hauptsäch lich ans den alten Geheimsprachen der Landstreicher und Gauner entlehnt. DaS erklärt sich an» der Geschichte unserer höheren Schulen, die vvn „fahrenden Schülern" im Mittelalter viel besucht wurden, und diese Scholaren kamen auf ihren Wan derungen mit Landstreichern und Verbrechern zusammen. Ansierdcm haben dann die Schüler auS der Studentensprache Bezeichnungen übernommen, die den Lehr- und Lernbetrteb kennzeichnen. Unter den Schüler-Geheimsprachen ist die Gruppe die bedeutendste, die die Landessprache durch Verlänge rung von Wörtern, Entstellung von Silben und Vertauschung einzelner Laute verdreht. Schon tn der ersten Hälste deö >b. Jahrhunderts findet sich in der Klosterschule von St. Gallen die „B. Sprache", die z.B. für „ave Maria" ein abäoeb«t Mabäribiabä" anfzeichnct. Sie tst »och heute in Brauch, so daß z.B. der Tertianer statt „wir schreibe»" sagt: „wibtr ILrciböibebcn". Statt deS B seht man ei» P ein und erhält so die „P-Sprache", die zum erstenmal 1698 ermähnt wird. Eine sehr geheimnisvoll klingende Sprache tst dt« sogenannte .N ä u b c r s p r a ch c". die natürlich auS den schönen Schüler- spielen „Ritter »nd Räuber" oder „Räuber und Schutzmann" entstanden ist. Das Wort Räuber lautet in dieser Sprache: „R«u «u'les/äuber ^r/lef^r": Rer wird jede einzeln« Gilbe unter Weglaffnng de« anlantenden Konsonanten verdoppelt und dann „les" mit nochmaliger Wiederholulia der verkürzten Silbe gesetzt. Dem Uneingeweihten ist diese Sprach« ganz mi. vcrsiändlich: Nr Ist aber schwierig, das, hie Landstreicher früherer Jahrhunderte sich eine ciniachere Gebeimsvrache bildeten, die heute »och in der „U-Sprache" fortlcbt. Dabei wandert der anlantcnde Konsonant mit folgendem ä a» daS Wortend«. und der erste Selbstlaut wird in u verwandelt. Stehlen heibt also „uhlenstä". Sehr geläusig ist «och unseren Kindern die Erbsen spräche, bei der au jeden Laut die Endung „rbsen" gehängt wird. Außerdem bedienen sich die Geheimsprachen der Schüler der S i l b e n o e r d r « h u n g, bet der z. B. statt Unterschied „Schtcduntcr" gesagt wird, und der Lautvcrtauschung, sür die di« ersten Belege aus dem Ende deS 16. Jahrhunderts stammen. Die Breslauer Schüler sagen ». B. für „Musterschulc" .Schustermille" und so weiter. Beliebt ist auch die „F r o s ch s p r a ch e", bet der nach dem „Quak- quak" der Frösche ieder Selbstlaut durch ^ ersetzt wird. Der Wortschatz der Schülersprachcn hat viele Entlehnun gen aus der Gaunersprache ausgenommen, so z. V. Deckel — Hut, Draht — Geld, aus dem Umweg über die Studentensprache: Blechen ---- bezahlen (von Blech.- Geld), mogeln — betrügen, petze» — angebcn, Zwiebel — Taschenuhr, Penne — Schule Un der Gaunersprache Herberge). Bude — Zimmer deS Schülers U>« der Gaunersprache Werkstatt). Direkt aus der Studentensprache stammen Wörter wte .anöden", .Schmöker", .büsseln" oder .ochsen". Da» Wort .büffeln" stammt eigentlich aus der Bergmannssprache, wo busscn ---- schlagen ist. Später hat man den Ursprung deö Wortes nicht mrhr verstanden und eS von dem .Büssel" ab- gelettet, woraus dann aus dem „Büssel" ein .OchS" wurde. Der Wortschatz des Schülers spiegelt deutlich die Besonderheiten seines Leben- ab. AuS dem mittellatrtnischen pennale --- Fedcrbüchse entstand die Bezeichnung der Schule al» Pennal: die Besucher dieser Anstalt sind dtr „Pennäler". Da» Dchulhaus heißt auch „Kasten" ober „Knochenmühle" Die Im Schülcrleben so wichtigen Zeugnisse werden wegen ihrer schwerwiegenden Folgen „Gtftzettrl" oder „Käseblatt" ge- nannt, man sagt auch „Aktien" und erkundigt sich tetlnahmß- voll: „Wie stehen die Aktien?" A»S der Studentensprache stammt das Wort „schwänzen", das betrügen, hintergehen und dann eine Vorlesung versäumen bedeutet. Der Lehrer heißt „Schuster", und will man sich bet ihm beliebt machen, so „schustert man sich an". Für die Mißerfolge dev Schülers gibt eö unendlich viele Ausdrücke: er kann dnrchfallen, hängen oder kleben bleiben, kann raffeln oder sausen, reinsallen oder rein- segeln usw. Neben der Schule nimmt daS Spiel tm Lebe» des Schülers eine große Rolle ein. Den Fußball bezeichnet man nach seinem Aussehen al» „Pslaume": mit ihm spielen heißt ^pflaumen". Weil man Labet den Gegner auch zum besten haben, ihn „flachsen" kan», sagt man dafür auch slanmrn vder anslaninen. Prügel» ist sehr beliebt, und e» gibt dasür un. zähltge Benennungen. Sv bat die Schülersvrache einen großen Reichtum an originelle» Ausdrücken auSgebildet: jede Stadt, sa jede Schule hat ihr eigene» Lexikon, und io eröffnen sich der Forschung aus diesem so unterhaltsamen Gebiet noch wette ÄnSffchtcn. Bücher und ZettjchrMen. X „versuukeues Deutschtum — «ersluleudtS Deutschtum.- Sonderheft der „Dcutichcn Welt" IZcitschrtst des Vereins sür da» Deutschtum Im Ausland). In packenden und tnhallrctchen Beitrage« au» berufener Feder will dieses Sonderheft, das ml« zahlreiche» Bildern geschmückt tst, unser Immer noch schlafendes Volk ausrüNeln» damit es zur Schutzarbclt, zur Mithilfe im Verein sür das Deutsch tum im Ausland, aus die Deiche eilt. Ans dem Inhalt deS Sonder heftes: Versunkenes Deutschtum — versinkende« Dcuischtuni von Dr. A. Schmidlmaycr. Verlorenes Land (Gedichts von Franz Gotisch (Kratns. Schwindende« Deutschtum, von einem Sprachinscldeutschen. Fm Schatten de» VeitSdomeS von Dr. Ernst Lelbl. Aus deutschen Spuren In Sletnpolen von Proseffor N. F. Knindl (Grazs. Zu Füßen des Triglaw vvn F. H. Rctincsch. Der Ostarntak von Dr. Stöcker (Stebciigemcindeni. Alte Burschenlicrrlichkclt tn Dorpat von SNvto Brocdrich. Deutsche Sprachtnlcln in Vberitalten von Emil Balmer lBerns. Wanderung durch die Fremde (Gedichts von Earl Siewert. Unser Recht (Gedichts von Dr. Franz Lüdlke. Bezug der Zeilschrist beim V. D. A. - WirtschasiSunIcriiehmen, DrcSd«n-A. Wilsdruffer Straße IS. X Paul Hubel. Führerlose Gtpselsahrte». <C. H. Reck. Mstnchcn.s Wer te auf stolzen Gipseln gestanden hat, tn dem erweckt diese» Vcrgbuch Erinnerungen an Stunden hoher, rclner Freude. Und auch der wird Hubels Taten und Waenlüen gern (vlge». ''em die HochgebtrgSwelt bisher unerreichbar war. Denn der kühne Kletterer versteht zu erzählen, schlickt und dabct Io anschaulich, dast wir mit ihm die drohende Felswand und die kühne Kontur des Gipset«, Hochgewitter und Schiicesturm. leuchten Dämmer de» FclS- kamtnS und besellgenden Sonnenausgang erleben. Dazu sührl er uns tnS Wctterstetiigebirge und tn den Wilden Kaiser, aus Ortler, die Drei Zinnen, den Etmone della Pola, die Etvctla, die Vaiolcit. Türme bis zu den Schiv-Uer Niesen, dem Moni-Blanc, der Fungsrau und dem Löwe» von Zermatt, dem Matterhorn. Reben dem sehclndcn Texte stehen li> ausgesucht schbne Vollbilder. vr. >V. 8. X Me«schheit»k»ub«. Bon Proseffor Dr. H. Friedenthal, 187 Seiten. (Verlag vvn Quelle Sr Mever In Leipzig.» X Frist Mautharr. Der Mann und sei» Merk von Theodor Kap pst ein. Phllolopliische Reihe 7». Band. (Gebrüder Paetel» Bcrlin-Lctpzlg.s X EI« neuer Schiller! Der Schillerlorscher und Vorsitzende de» Schwäblschen Schlllervercln». Otlo Günttcr. hat zu der bekannten Ausgabe von Schiller« Gedichten und Dramen, von der ioebe» da» 1K1. bt» SKI. Tausend tm Verlag von Earl Grüntnger Nach«. Ernst Klet« ln Stuttgart erschien, den einleitenden Text sowie Worte zur Erklärung der »n« heule vielfach fremden Mythologie gcschrlcben« Wa« den Inhalt anbclangt, so ist ln dieser AuSaabe aui dlc Bost, stondigkeit der größte Werl gelegt: ne» tst die Anordnung der Ge dichte tn der Reihenfolge ihrer Entstehung, dlc die Einsttbluna in da» Wesen und Werden de« Dichter« besonders leicht werden läßt. Der stattliche blaue Lcinenband i.'>>(2 Seiten stark» wurde durch ein« viersarvsge Kunstdruck. Wiedergabe des SchlllcrbtldnisscS de, Ludovikr Stmanowlz bereichert.
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