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93. Jahrgang. S22 Sonntag- 17. August 1924 Begründe! 18SK Dradlanlchrist: »«chrtch»,» »r,«»«». A»rnlpr«ch»r-Sammel»ummeri 2S2»1 Nur lUr NachlgelprLche: 20 011. XKKKO. 8c«oxo^vk Müxc ogcmitia fivms gsgv. 1838. . Schrifllritung und 1iaupIil»>chdft»II»ll«: »«rt,»flr»h» 38,-»O. Verl«, »on vleplch ä, Arlch.rdl m Dr»»dea. Poftlch»<t,.üonto 1068 »r»»dr«. Bpr>»1«z-klFl»sl»ls»I' disZI.,8.21 beilLal. »weinial.JusteU.Ireizzau» >,50 Moldmarll. j DleAn»eigenwerdennachGv>dmarkd,rechneIld,»IIpaU..10mmdr.J«i>eZV.',> »usw.zsz. Yam>>>enani»ig»nu.SIrlleng»Iuchevhn» Postbezug»»»'» i. Monal Aug.Z.l««..M ainzelnummer I» W..PI,. s Lluzeigen ^rtzlse. Rabaiuoz. aus,ert>,20z. d'«g0mm breileRekIamezecle Ibo^.-usierh.MV^. Offerlengedudr 18^. Stusw. Auslriig» 8-2 Doraubdezadl. N-chdru» nur mil beull'cher QueUenongade «.Dresdner Nachr.-, ! I5V^, auderh.Mz. Offe Unverlangte SchritlftülN» werden nicht ausbewobrl. ff. lieniismi üeeg a.-s. llkS8lIen-A. llsichtiäillgss Kuetsclsgscl Vacis-, Waso^- cwct !< > O s I Lg 6 N llsivhhgiligss ^ustsclsgecl ELH Lentval t.ustheiLungen füv Etagen, Villen, l.anclt>3usev, 83le, ^utoganagen Oemnge ^nsÄ).iffungst<otten, billig irn Leteieb, Keine kepzpabrven Sl)v« (ILViNS, Oresclen-eX., (Zc. Livingerstr. 1Z ffeonfpveLl)eo - 16262 Re deutsche Unterwerfung. Deutschland fügt sich der Verlängerung der Ruhrbesetzung. Die Londoner Konferenz darf als beende! angesehen werden. — Zusammenfchluh der Deulschvölkischen und Nationalsozialisten. Geringfügige Zugeständnisse Kerriols. lEigucrDrablbericht der „Dresdner Na lü richte n".i Paris, lft. -Ina Der „Petit Pa rissen" meldet: Die Entscheidung des Rcichskabinetts von ^ierlin ist nach London telegraphiert worden. Der Inhalt kann wie folgt zusammcngcsastt werden: Deutschland nimmt die französische», Be dingungen a». Es nimmt Kenntnis von den Kon zessionen. die Hcrriot zn maäxn q c n> i l l t ist: 1. Die militärische Räumung des Rnhrgct'iets beginnt am lk. Angnst anstatt am >ü. Oktober. L. Die Zahl der Eisenbahner wird reduziert ans die eigentlichen Genietruppen. Die deutsche Delegation in London wird sich bemiihen, noch Konzessionen in folgenden drei Punkten zn er halten: 1. Sic wird versuchen, die Dauer für die Räumunq deö Rnhrgcbiets auch von anderen Bcrtragsmächtcn genehmigt z« erhalten. L. Sie wird versuchen, eine Milderung der Methode der Licsetzvna z» erhalte». >i. Sie wird versuchen, das Versprechen zu erhalten, das, die Gebiete von Diisscldork. Duisburg und R nhr - ort hinsichtlich der Räumung glejchmäsiiq »vic das Rnhrgcbiet behandelt »vcrden. Die Blmikwvollmrichl aus Berlin. lE inner Draht bericht der „Dresdner Nachrichte n."> Rotterdam, Ni. August. Der „Eonrant" meldet aus London: Es wird znoerlässig versichert, das» die deutsche Delegation eine Blankovollmacht von Berlin erhalten hat, die sie zur Annahme der Herriotschen Ränmnngsklanscl ermächtigt. Um s> illir abends ist ein kurzer Rcuterbei icht er schienen, in dem es lieisit, dafi die Besprechungen der Deut schen bei Maedonald keine Acndcrnng des Eintretens Macdonaids für die französische tllnbrränmiingsforniel ,-mr Folge gehabt bat. Die Unterredung der Deutsche» mit Mac donald ging kurz vor 7 Uhr zn Ende. Unmittelbar dgr- auf fuhr der deutsche Aiisieniniiiisicr Ltrescmgnn leim belgischen D>inistcrprä'!äe»l>ni Tsi-'nui^ ,>„d i L'- bei -Herriot vor. Die Aussprache mit Herriol war erst gegen!k Uhr beendet Schlusssitzung vielleicht schon am Sonnabend. London, Ui. »tilg. Wie aus Uonsereuzkrciscn verlautet, ist cs nicht unmöglich, das» die Schlusssitzung der Konscrcuz heute stattsindet. Um 10 llhr morgens ist eine Anzahl Sach verständiger zusammcngctrctcn, in» ». a. verschiedene fragen betr- das Rheinland zu erörtern. Um ll llhr treffen sich die deutschen, französischen und lwlgischen Hauptdelcgierten, nm die Verhandlungen von gestern abend sortz,«setzen. Um 0 Uhr nachmittags ist eine ts-esprechung der grostc» Vierzehn an- beranmt worden. Rach HavaS soll abends 0 Uhr eine 'Vollsitzung der Konferenz abgehaltcn »vcrden, in der die llnterlchristc» unter das S ch t u stp r o t o k o l l crsvlgeu würden. Sollten sich im Lansc des Tages noch Lchivierigkeilen ergebe», so würde die «chlnstsistuiig der Konferenz erst am Montag stattsindcn. Man erwartet, das, bei Ende der hentigen Morgensistnng zwischen de» deutschen, französischen und belgischen Hanpt- dclegjcrten die Roten betr. die Rnhrräumung auogctauscht werden. l W. T.'B.I Deulsch-franzöfifch er Nolenauslar sch. Die Festlegung der Bcsetznngsverlängcrung. London, IO. August. Dos amtliche .Kominnnicme. das über die gestrigen Besprechungen mit Bl a r r und Streseinann auf der einen und Herriot nns der anderen Seite anscieacbc» ivordcn ist, kündigt deutlich a». das, die deutsch-sran- zösischcn Berbandlnngcn über die militärische Räumung des Rnhrgebictes e r st hentezum 4l b s ch l n st kommen werden. Dke dentichc »>id die französische Delegation wird, wie an- gekündigt, Brtcsc miteinander a u s t a » i ch c n. In dem Schreiben HerrsotS wird dieZusage der militärischen Räumung des Rnhrgebictes innerhalb der Mc»rimalfrist oon einen» Jahre geaebcn und die sosorüae Nänmnng der sogenannte» Flaschenhälsc ange kündigt. Darüber hinaus ivird auch die Zurückziehung der Besastungst»uppen aus Rnhrort zngesagt. Was Ocrriot !» dem Briese wicht aussprechcn dürste, ist die baldige Räumung von Dortmund. Weiter soll der Brief -Herrivts noch einen Passus cntbaUen. der von deutscher Seite als ganz besonders wichtig angescbe» werden must. -Hcrriot will sich gegen die deiitsäw Erklärung, das, die Besetzung der Ruhr »nrechtmästig und gesetzwidrig er folgt ist, wehren. Dost Herriot sich diese These Poincar>'-S zn eigen macht, be weist ans das dcntlichstc, »on welchen Eiuslüssen er abhängig ist. Die deutsche Delegation wird in ihren» Briese den deutschen Protest gegen die nnrcchtmästige und vertragswidrige Besetzung der Ruhr wicderbolcn, sich im übrige» damit begnügen, die Mitteilungen des sranzosischen Ministerpräsidenten über die irrist und die Durchführung der militärischen Räumung zur Kenntnis nehmen. Heute vormittag traten die Delegationen Frankreichs und Belgiens zu einer Sitzung zusgmmcn, nm die militärische Räumung des Rnbrgcbieis endgültig schriftlich scstznlegen und alsdann zu unterzeichnen. Die Belanntaabe dieses Ab kommens über die mililärischc Räumung des Rnhrgcbiets an die "on'erenz tan» sich nm eine» Tag oerzögern, da gestern verabredet wmde, dast heule Spezialverbandliinge» zwischen dem dennchen Delegierte» v. Schubert und dem sranzösi- ichen Bizechcs des Gencralsiabs, «ü e o r g c, der zn diesem ,'iweek nach London gerufen wnrdc, stattsindcn. A Mehr zur Politik -es Schuhes -er nalionalen Arbeil. Die bedrängte Lage der Lnndwirtschast hat bewirkt, dast ihre berufene» Führer und Organisationen mit allein Nach druck die Rückkehr zur Politik des Schutzes der nationalen Arbeit fordern, die dem alten Reiche das wirtschaftliche Ge präge aufdrücktc. Der Rcichslaiidblind. der Sächsische Landes- knlturrat, der Nassauische Bancrntag, die -Hamburger und Lübecker Landwirte, die bäurischen BerufSgciivssen, zahlreiche prcustische Krciölandbünde, kurz, alle mastgcblichen Kreise, die auf Gedeih und Bcrdcrb mit der Ackerscholle verknüpft sind, verlangen gemeinsam einen wirksamen Zvllschust für die laiidivirtschastlichcn Erzeugnisse, die seit dem AuSbruch des Krieges schonungslvs der fremden Konkurrenz pretsgegcben waren. Diese Notrufe haben auch im NcichSrat, der vcr- sassungsmähigen Vertretung der Länder, ein verständnis volles Echo gesunden, und diese Körperschaft hat der Zollschntz- vorlagc, welche die Rcichsregieriing unter dem Drucke der landwirtschaftlichen Notlage eingebracht batte, ihre ^iistim- nivng erteilt. Danach ivird die am 1. August 1011 erlassene Bcrvrdmilig aufgehoben, welche für eine ganze Reihe von NahrilngSmittcl» die ^'sölle beseitigte. Nunmehr sollen die Böllc zunächst in der alten Höhe wieder eingcsührt werden für Roggen, Weizen, Spelz, Gerste, Hafer, Kartoffeln, Rind vieh, Schafe. Schweine, Speck mid Schweinefleisch. Ferner ivird die Regierung zu vorübergehenden Zvllniiderungen er mächtigt, insbesondere im Sinne einer Erhöhung der 1014 nicht ansgehobencn industriellen Zölle, aber nur in solchen Fällen, wo ein dringendes wirtschaftliches Bedürfnis vorlicgt: der Reichsrat und der wirtschaftliche Ausschust des Reichstages müssen dann ihre Zustimmung geben. Die Linkspresse ist über dieses Vorgehen der Regierung und des Rcichsratcs ganz aus dem .Häuschen geraten oder stellt sich wenigstens so, als ob sie es wäre, »ud sie benutzt mit sichtlichem Behagen die Gelegenheit, um alle die Phrasen, die sic früher gegen de» Schutz der nationalen Arbeit ins Feld führte, neu ansziifrischen »nd daS Lied von dem „agrarischen Lehensmittelwiichcr" in allen Tonarten ,zu singen. Gegen über derartige» geflissentlichen Entstellungen und Ver drehungen must immer wieder fcstgesicllt werden, wie die Dinge in Wirklichkeit sichen, und was es mit der Behauptung von der durch den Schutzzoll bewirkten Lcbcnsinittclvertcnc- rnng auf sich hat. Tatsache ist, dast die Kleinhandelspreise für Lebensmittel trotz der bisher freien Getreide- und Flcisch- Einsnhr über den Friedenspreisen von 1011 liegen, während sowohl die Einfuhrpreise wie die, welche der landwirtschaft liche Erzeuger erhält, mit Ausnahme von Milch und Eiern, die nur einen sehr geringen Bruchteil der landwirtschaftlichen Gcsamtcrzenguiig darsiellcn, weit unter die Friedenspreise hinuntergchcn. Der deutsche Verbraucher hat also von dem angeblichen prcismindcrndcn Einslnst dcS Nichtvvrhandcn- scins von Schutzzöllen bis ictzt nicht das »lindeste verspürt, vielmehr ist der Zwischenhandel in seinen verschiedenen Ab stufungen der sich freuende Dritte gewesen, dessen Gennnnc zur Folge habe», das, der Landwirt weniger erhält als im Frieden, und dast der Verbraucher trotzdem mehr bezahlen must als früher. Werde» nun wieder Schutzzölle eingeführt, so können diese eine gewisse Verteuerung der Lebensmittel nur dann bewirken, wenn eö nicht gelingt, den Zwischen handel, soweit er überflüssig, ungesund und »»wirtschaftlich ist, unschädlich zu mache». Der Rcichslandbiind hat daher in richtiger Würdigung dieser Zusammenhänge bereits Schritte eingeicitet, um zwischen seinen Genosscnschgstcii und dciic» der Verbraucher eine direkte Verbindung herziisiellen und so die Preisspanne zu verringern. Dabei ist cs dann freilich unvermeidlich, dast die Hcindclskreisc, die ihre AnSschciltlmg befürchten, sich zur Wehr setzen. ES must daher versncbl werden, die Belange von Erzeugern, Verbrauchern und -Handel möglichst gerecht abziiwägen und nur dort cinzn- grcifcn, wo sich im -Handel »»berechtigte Gewinne und »cr- mcidbarc Zwischenstufen zeigen. Die Schutzzölle sind unbedingt nötig, um die Landwirt schaft aus der ihr iminer tiefer ins Fleisch schneidende» Krise zu retten und sic wieder rentabel zn machen. Die -Hebung der landwirtschaftlichen Produktivität ans eine Stufe, ans der sie die Ernährung des ganze» Volkes zn sichern vermag, ist eine Frage von höchster Bedeutung für die Allgemeinheit. Ginge die deutsche Landwirtschaft infolge der schrankenlosen fremden Konkurrenz andauernd zurück, so würde ihre ansS änsterstc verminderte Kanfkrast auch ans die Fudnstric in ruinöser Weise civwirken. Tic Industrie wiirde dann ihre hauptsäch- Wird die Bankwett das Mat anerkennen? Der Grundsatz -er Gleichberechltgung und die Freiwilllgkeil Deutschlands sind mitzachtel worden Die Angewitzhei! -er Anleihe London. 10. August- DaS Ausschlaggebende der gestern ge fundenen Lösung bleibt, dast diese Lösung das politische End- ergcbnisdcr Konferenz darstellt, welches der Ban k- weltvor gelegt werden ivird, die sich dann zu der Möglich keit der Unterbringung einer d e » t s ch c n A n - leihe äustcrn ivird. ES ist scdoch zum mindesten zweifelhaft, ob die Anleihe gegenwärtig aufgebracht werden kann. Selbst bei optimistischer Betrachtung kann nicht angenommen werden, dast die Anleihe vor Oktober zustande kommt, wenn überhaupt die Ftnanzlcnte der Meinung sein sollten, das, das politische Er gebnis die Ausgabe der Anleihe rechtfertigt. Der DaweSpIan hängt von dem Zustandekommen dieser Anleibc ab und diese Anleihe beruht ans der Freiwilligkeit der deutschen Leistungen und der Zweckmüstigkcit der getroffenen Londoner Verein barung. Also das letzte Wort in der Konserenz isl noch nicht gesprochen. Es bleibt abzuwarlcn, ob die Bankwelt sich nicht »och ein mal den Zorn der Politiker in Frankreich und England zu- zicbcn wird. Dast die Koiiscrcnz letzten Endes trotz einiger politischer Ergebnisse ein Fe bisch lag war, dürste deutlich sein. Ucbcrblickt man den Verlauf der letzte» Tage, die die kritische Wendung gebracht habe», so ergibt sich, dast der ent scheidende Fehler von seiten Macdvnglds und Kcllvggö be gangen worden ist. Die Billigung des sranzösischcn Planes über die Zurückziehuna der Ruhi besatznng hat die M chrhctt gegen Deutschland ziistavdc gelnocht, hat aber vor allein eine Diktatlösung als Ersatz der Freiioilligieit hcrvvrgcrnscn. Dabei stützen sich sowohl Amerika als auch England ans die Auffassung, dast -Herrivts Tage gezählt wäre», wenn mnn ihn »och zn »'eiteren Konzessionen nötigen sollte, welche Gefahr denischerscitS nicht so unbedingt zn befurchten sei. Damit hat aber der G r »» n d s a st der Gleich berechtigung Schissbr » ch erlitte». Eines ist aber sicher, dast von einer Freiwilligkeit Deutschlands in Znkunst nicht mehr die Rede sein kann. Es ist höhere Gewalt, der Zwang der Majorität. Bon einer Freiwilligkeit gegenüber den, Geiste des Sach verständigengutachtens ist nicht mehr die Rede. DaS ist das entscheidende Ergebnis der Konferenz. Die Freiwilligkeit und die Durchführung des Sachoerständigen- gntachtcns in Gang zu bringen war die politische Ausgabe der Konscrenz Sic hat >» diesen, Punkte versagt. Ein führendes Londoner Vlall wirst Maedonald Fehler vor. London, Ist. August. Die „Westminstcr Gazette" schreibt: Es sei, falls die Rnhrbescstnng noch ein weiteres Jahr dauern sollte, schwer, dem Wunsche zn widerstehen, dast die Konferenz in den letzten Züge» liege» möge. Maedonald hätte diese Entwitklnng niemals znlassen dürfen. Er machte neuerlich Fehler. ES hätte niemals den Anschein haben dürfen, dast er abseits dieser änderst wichtigen Frage stehe Man könne sich nicht vorstcllcn, dast die Bankiers die Anleihe zeichnen würden, wenn Frankreich weiterhin ein Teil dcS Herzens dcS industriellen DentschlandS ans Gnade oder Ungnade anögclicsert werde», solle. (W T.B.)