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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 24.07.1930
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1930-07-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19300724019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1930072401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1930072401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-07
- Tag 1930-07-24
-
Monat
1930-07
-
Jahr
1930
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 24.07.1930
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Das Fest -er „kßolsntil" Vo» uu»«r«iu rSu»I»eI»»u Lorr«poock»»t«u Rom, Ende Jult. „dloj»ntri" ist römischer Dialekt und heißt auf italienisch -Uoi »llrj", auf französtsch „dlous »utres", also: „Wir andern" und ist der Name der Leute von Trastevere, dem Stadt- teil auf dem „andern" Ufer des Tiber, dem Viertel der -kleinen Leute" oder vielmehr der hundertprozentigen Römer, oenen Stendhal vor jetzt hundert Jahren noch ihren Stolz und ihre „Wildheit" nachrühmte, wo Feucrbachs Jphigenien- modell Nana zu Hause war. Die von Trastevere wollten schon immer etwas Besonderes sein; man sagt, tm Weltkrieg bade einmal ein Oberst au der Karstfront drei stramme versagltert gefragt: „Seid Ihr von Rom?" die aber hätten wie anS einem Munde geantwortet: „Nein, auö Trastevere!" Sie selber sprechen von den sieben Hügeln als den „Mont i", und Montt und Trastevere werden Gegensätze sein, solange die Ewige Stadt steht; vollends aber sehen sie auf die ihnen zunächst — jenseits der Tibcrtnsel — gegenüberliegende Viertel der Juden und Griechen herab, den Ghetto und die Gegend bet Santa Maria in Eoömedtn. Sie hatten auch früher eine Art vertraute» Verhältnis zum Vatikan, ob gleich die alte Stadtmauer die beiden Viertel durch das freie Gelände zwischen Fluß und Gianicolo trennte; ihr Stolz ist noch heute, wenn ein Kardinal, wie Nampolla, wie einer der ihren unter ihnen wohnt. Dieses wahre und echteste Ouiritenvolk, weniger elegant, «ber auch weniger verwässert durch Zuzügler aus dem übrigen Italien als die anderen Stadtteile, hat alljährlich in -er letzten Jultwoche sein Volksfest, zu dem aber die „von drüben" ln Hellen Scharen als Zuschauer und Zcchgenossen herbeiströmcn; eine Vogelwiese also, wie sie das Lateran- vicrtel vier Wochen vorher zu Johanni und die Gegend um Piazza Navona vier Wochen später zu „Ferragosto" feiern, dem uralten „b'erise August sc". Nur ist eS nicht nur Rummel» sondern der sakrale Eharakter wird sorgfältig gewahrt» vor allem durch die große Prozession der Madonna, mit der die Fest» woche am Sonntag eröffnet wird. Die hochverehrte Statue soll in einer Sturmnacht des Cinque cento an der Tibermündung angeschwcmmt morden sein und steht das ganze Jahr in der unscheinbaren .Kirche Sant' Agata. Nur zu der Festwoche von Trastevere wird sie mit reichen Gewändern bekleidet und von den Bruderschaften in die am Hauptplatz des Virtcls gelegene Kirche San Grisvgone getragen; Tausende nehmen daran teil, voran die drallsten unter den zahllosen Kindern dieses Volkes, das noch sehr weit vom Geburtenrückgang weg ist, mit silbernen Chcrubflügcln an den himmelblauen Kleidchen, dann die Schulen, die Klöster und die geistlichen Erziehungsanstalten. Aus allen Fenstern hängen Teppiche, und fromme Gesänge schallen zum wolken losen Himmel. Aber ein zweiter Zug folgt sehr bald, und diesmal hat der Faschismus die Regie: alle gedienten Soldaten, alle Berussgcnossenschastcn ziehen zu den Dcnktaseln der Ge fallenen und legen Kränze nieder. Dann erst können die profanen Fcstereicn beginnen: sie stehen ganz unter der Leitung des faschistischen Dopolavoro und be stehen aus Wettlänfen, Wettschwimmen, Fackcllauf, Wettbewerb von Mandolincnsängern, Sackhüpfen und Dialcktthcater im Freien, bei dem die an Münchhausen erinnernde Figur des „M a r ch e s e d e l G r i l l o" die -Hauptrolle spielt. Außer dem gibt es natürlich alles, was in der ganzen Welt zum Jahrmarkt gehört: Russische Schaukel und Karussell, Schieß- buden und ungezählte fliegende Händler, die ihre Karren phantastisch aufgepntzt haben; Eis und geröstete Spanferkel sind die begehrtesten Dinge. In allen Ostcrien und Tratto rien aber flieht der goldene FraScati und Grottaferrata in Strömen, daneben auch Bier; der Deutsche freilich wundert sich immer wieder, daß die Menschen sich dieses schale Zeug ohne Schaum gefallen lasten. Erstaunlich ist aber auch, wie wenige Betrunkene man sicht; der Trastcveriner steht seinen Mann! Was diesen Jahrmarkt von anderen unterscheidet, ist die starke historische Tradition, die ihn trägt; in den Kanzoncn und Serenaden taucht immer wieder die Figur des Meo Pa- tacca auf, eines stolzen Jünglings vom Trastevere des Barock, der sich anschickte, zur Rettung von Wien vor den Türken ein Fretwtlligenheer zu führen, als die Nachricht etntraf, daß Johann Sobteskt das schon besorgt Habel Da machten sich die edlen Römer alsbald an ei» gewaltiges Siegesmahl, das in so eindrucksvollen Strophen beschrieben wird, dast über hundert Jahre später der römische Stecher Pinellt eine graziöse Folge von Blättern daraus gemacht hat, die heute sehr gesucht sind; der heutige Lokalchronist aber führt den Nachweis, daß Meo Patacca nichts anderes sei als der Vorläufer des „Fante", de» „endlich" siegreichen italienischen Soldaten de» Weltkrieges! Etwas an den Haaren hcrbetgezogen, aber so liebenswürdig, -atz man schon ein Auge -»drücken kan». Wer die harmlose Fröhlichkeit dieser Tage gesehen, wer in der anspruchslos vergnügten Menge gesteckt hat, ber weiß wieder, wie der Faschismus die Menschen zu nehmen versteht. Trastevere war vor zehn Jahre« «och «ine Hochburg des Marxismus! Heute war das Ziel ber Wettläuse gerade v»r de« Gebäude de »faschistische« Sauber« gerichts. und au« allen Fenstern schaute das militärische und da» wetb, ltche Büropersonal in freudiger Spannung zu. und niemand fand etivas dabei, wen» in der Menge ein verhaltener Groll lebte, wie es gerade jetzt wieder gewisse Todfeinde des Faschis mus in der ausländischen Presse auöstreuen, so hätte er vor diesemHause.tn dem fast täglich Kommunisten und ander« Gegner de/ neuen Aera einem sehr summarischen Verfahren unterliegen, irgendwie erkennbar werden wüsten; aber da war auch für ein kundiges Auge nichts zu bemerken. Und das» während die Teuerung jetzt sogar von den saschtstisct>en Blättern ausfallend unverhohlen kritisiert und nach radikaler Abhilfe gerufen wird! Wieder tragen hier ein glückliches Temperament und ein glückliches Klima die Menschen über Abgründe hinweg, in denen andere Völker ihre besten üräste erschöpfen. Die Erdbebenkatastrophe in Sü-itatien Man rechnet mit L«o Loten Berlin, 28. Juli. Zu der Erdbebenkatastrophe von Neapel, der furchtbarsten, die in der ganzen Geschichte der Stadt zu verzeichnen ist, wirb ergänzend noch berichtet: Gegen 1 Uhr nachts schien schweres Gewitter heraufzuztehen. Es blitzte dauernd, und ein leiser Donner ertönte. Plötzlich erfolgte um 1,08 Uhr eiu fürchterlicher. 18 Sekunden danernder Stoß, dem sofort zwei schwächere Stöbe folgten, und der von lautem, unter, irdischem Donner und starken Blitzen begleitet war. Mit einem Schlage erlosch bas Licht in den Straßen und Häusern. Mit schrecklichem Krachen stürzten allenthalben Ge bäude zusammen, und in stocksinsterer Nacht entstand eine Panik von unvorstellbarem Umfang. Schreiend stürzte« die vor Angst halb wahnsinnigen Bewohner aus den Häusern. Sic verfingen sich in dem überall «mherliegenden Gewirr der zerrissenen und herabgesalleneu elektrischen Leitungs- drähtc, erlitten elektrische Schläge und Brandwunden und flüchteten in die schwankenden Gebäude zurück. Ueberall flackerten Brände aus, allerorts erscholl baS Jammern von Verletzten und das Schreien der ent setzten Franc« und Sinder. Erst der Morgen machte dem allgemeinen Chaos ein Ende. Militär, Polizei und Feuerwehr begannen ihr HilfS- ivcrk, und cö war wenigstens teilweise möglich, den Umfang der Katastrophe fcstzustcllcn. Die Zerstörungen in Neapel find geradezu unermeßlich. Besonders die Vororte Capo dt Monte und Fuori- grotta haben schwer gelitten. Zahlreiche Gebäude sind dort cingestürzt. Im Armcnviertel ist jedes einzelne Haus so schwer beschädigt, daß wohl der ganze Stadtteil wird ntcdcrgcrissen werden müssen. Im Stadt teil Vomero, einem Villenviertel» sind gleichfalls viele Häuser dem Erdboden glcichgcmacht worben. Der Madone- Palast ist ein Trümmerhaufen, die C a s a n o v a b r ü ck e ist znsammengcbrochcn, und überall wüten noch Brände, zu deren Bekämpfung die Feuerwehr nicht imstande ist. Die Bevölkerung verblieb auf den Straßen, nachdem die erste Panik sich gelegt hatte, und sammelte sich ans den Prome naden am Strand, wo die Gefahr geringer war. Militär patrouillen durchziehen die Straßen, räumen gefährdete Häuser und leisten Hilfe, wo noch Menschen unter den Trüm mern begraben liegen oder wo Feuerschein aufflackert. Manche Straßen sind durch Häusertrümmer und Schutt vollkommen versperrt, und das Hilsswerk ist äußerst schwierig. Die Gräfin De Nossi-RargaS starb vor Schreck. Zahl, reiche Personen sind wahnsinnig geworden. In ununterbrochener Reihenfolge werden Tote und Verletzte in die Hospitäler eingeliefert. Die Seismographen des Vesuv-Observatoriums wurden von der Gewalt der Erdstöße zerstört, so daß keine Messungen erfolgen konnten. Ministerpräsident Mussolini hat sofort nach der Meldung über die Erdbebenkatastrophe persönlich die erforderlichen Anweisungen für die von dem Erdbeben betroffenen Gebiete gegeben. Noch im Laufe der Nacht sind von Foggia Hilfszüge nach den Katastrophen, gebieten abgcgangen, um für die Unterbringung der Ver letzten in die Krankenhäuser von Potcnca zu sorgen. Der Präsident des italienischen Roten Kreuzes Senator Cremonest und der Unterstaatssekretär im Ministerium für öffentliche Arbeiten sind in das Katastrophengebiet abgereist. In den ersten Morgenstunden sind aus den Garnisonen in der Näh: der Unglückszone Militärubteilungen mit Htlfsgerät ab- gegangcn. Ucber die Zahl der Opfer liegen keine weiteren Nachrichten vor. Man glaubt ober, daß die Zahl der Toten 299 nicht übersteigt. An -er Koblenzer Anslücksstatte Koblenz, 23. Juli. Die Unfallstelle ist durch ein großes Polizeiaufgebot immer noch weithin abgesperrt. Kähne des Wasserbauamtes suchen mit Hilfe von Schleppketten nach den letzten Vermißten. Nach der Mitteilung ber Polizei sind noch vier Personen vermißt, und zwar vier junge Mädchen aus dem Pensionat Rheinwaldheim. Nachmittags wurde vom Wasserbauamt ein Taucher angesetzt, um nach den Vermißten weiter zu suchen. Die ans dem Wasser gebor- genen Leichen sind in der Turnhalle der Telegraphenkaserne aufgebahrt. Notdürftig ist aus den Ställen Stroh herbei geschafft worden, um eine Unterlage zu geben. In der Turn halle spielen sich herzzerreißende Szenen ab. Die Opfer Koblenz, 28. Juli. Unter den Opfern der Einsturz« katastrophe befinden sich 13 Männer, 18 Frauen und Mädchen und vier Kinder. Die bisher geborgenen Personen stammen fast ausschließlich aus dem Stadt- und Landkreis Koblenz. Unerkannt sind noch zwei Männer und sechs Frauen und Mädchen. Wie wir weiter erfahren, be findet sich unter den toten Kindern ein sechsjähriger Deutsch- amertkancr, Naimond Pawler, der bet seinem Großvater in Koblenz-Lützel zu Besuch war. Beide waren unter der Menschenmenge auf der Unglücksbrücke und kamen aus diese tragische Weife zusammen ums Leben. Die Eltern des ver unglückten Knaben wohnen in Akron lOhioj. Die Strombaudircktion ist der Auffassung, daß nur noch wenige Leichen im Vodcnschlamm an der Unglücksstclle liegen oder abgeschwemmt fein müßten. Vermißt werden noch zwei 16jährige Zöglinge des Schwesternhauses Nlicinwalbhetm. Bet der Polizei sind seit der Katastrophe 18 Vermißtcnanzcigen eingegangen, doch dürften in dieser Zahl die üblichen Ver- mißtenanzctgcn enthalten sein, wie sic täglich einlaufen. Die Beerdigung der Todesopfer ist auf Sonnabend nachmittag 4 Uhr festgesetzt worden. Das preußische Staats ministerium hat angeordnet, daß die staatlichen und kommn- nalen Dienstgebäude und Schulen in ganz Preußen am Beerdigungstage halbmast zu beflaggen sind. Auch zwei Dresdner unter den Opfern? Am Mittwochabend hat die Leitung einer Dresdner Reisegesellschaft» die sich in Koblenz aushält, mitgeteilt, daß zwei Personen der Gesellschaft seit Dienstagabend vermißt werden. prachtvolles, cluktlge» j-iasr ist nurclurch Haar pflege erreichbar, ln veutLchlancj verdanken /Millionen itir schönes blaar öern beväkrten 8rIZaunipoiH (PSctcckmn 20 k>kg„ „llxtra" mit llosrglsiir 30 pfg.) Der Dichter der „Letzten Rose" Z« W. Friedrichs 12». Geburtstag Solange die harmonischen Klänge von „Stradella" nnb „Martha" ertönen werden, wird auch der Name des Dichters dieser beiden Flotow scheu Opern un- vergessen bleiben. Am 24. Juli jährt sich sein Geburtstag zum 125. Male. Friedrich Wilhelm Niese ist tu Berlin geboren, woselbst sein Vater Martin Riese ein Geldgeschäft besaß. In frühester Jugend schon zeigte sich beim Sohn eine starke Nei gung fürs Theater, die ihn schließlich die literarische Laufbahn einschlagen ließ. Er wurde einer der fruchtbarsten Bühnen dichter um die Mitte des vorigen Jahrhunderts. Keine deutsche Bühne, die seine Stücke — vielmehr seine flotten, musterhaften Uebcrtragungen, Anpassungen und Bearbeitun gen französischer, englischer und italienischer Komödien — nicht als unentbehrlichen Bestand Jahrzehntelang auf dem Spiclplan gehabt hätte! Ehärt Maurice, der Gründer und Letter des seinerzeit weltbekannten Thaliatheaters in -Ham burg. erössnete 1843 seine Bühne mit „K öckundGuste" von W. Frtedrich, wie sich Riese als Dichter nannte, und auch die darauf folgenden Stücke hatten für damalige Zeit beispiel losen Erfolg. Riese übersetzte »nd bearbeitete in einem fort. Sein Name verschwand wochenlang, einen Tag wie den anderen, nicht vom Zettel des Thaliathcatcrs. Gutzkow spöttelte: „Uebersctznngsrtcse!" Der Dichter füllte seine Taschen mit Tantiemen, der Theaterdirektor seine Kaste mit auSvcrkanften Häusern. An die 266 Vaudevilles, Ein- und Mehrakter, Possen, Komödien, Dramen usw. sind aus der nimmer ruhenden Feder Rieses hervorgegangen. Er hatte ein seines Ohr für phonetische Wirkungen in der Sprache, so -aß seine Couplets und Ltedcr schon beim Lesen melodiös klingen. Flotow hatte das Glück, ihn als Librettisten zu bekom men. Der Tondichter verdankt cinaestandcnermaßen ein gut Teil seines Ruhmes dem schlichten Theaterdichter, der für Ihn die Textbücher znm „Stradella" und der „Martha" schrieb. Aber auch andere bemühten sich »m Rieses Gunst: Con radin Kreutzer.Heinrich Marschncr und Meyer, beer. Indessen ist cS hier z» keinem ersprießlichen Zu sammenarbeiten gekommen. Das hatte wobl seinen Grund in der Verschiedenheit der Charaktere der Beteiligten. Oder sollte der Dichter Ratschläge und Richtlinien, wie sie Ihm z. V. Marschncr für seine Bearbeitung gab, übelgcnommen haben? Wohl jedenfalls; denn mehr »nd mehr wurde Riese trotz her vorragend liebenswürdiger Eigenschaften ein Sonderling. Die «normen Erfolge in Hamburg hatten allmählich aufgehört, mit 188 Komödien schien er genug zu haben. Er übcrsiedclte Mitte der fünfziger Jahre von Hamburg nach Neapel und blieb doict, sein Junggcsellenleben genießend, bis an sein Lebensende, eng befreundet mit Chsri Maurice, mit dem Wiener Hofschauspieler Karl v. Laroche, mit Karl v. Holtet imd dem gewandten Dichter feiner Lustspiele Eduard n. Vaucrnfcld. Mit letzteren drei kam Riese alljährlich in Jschel, Gmunden oder Graz zusammen, und die Geistes verwandtschaft der vier alten Herren festigte den schönen Frcundschastsbnnd je länger je mehr. Die Freundschaft mit der Familie v. Flotow hatte aus unbekannten Gründen auf- gehört. Seine Verwandten besuchte er von Neapel noch öfter in Dresden und Wachwitz, aber das nahm auch ein Ende, ja er enterbte in einem Testament, welches in bissigen Versen geschrieben war, seine Geschwister, und vermachte sein nicht unbedeutendes Vermögen Berliner Wohltätigkeits anstalten. Wie er gewünscht, wurde er am 18. November 1876 auf dem britischen Friedhof in Neapel „»ans tamdours, nl trompettss" beerdigt und auf den Grabhügel nur eine Stech. palme gepflanzt. Sie mag mittlerweile zu einem stattlichen Baum herangcwachsen sein. Ein immergrünes StechpalmretS sei unseres Gedenkens an den in seinen besonderen Eigenschaften großen Mann das Zeichen. Doch auch die Rose! Den aus dem Englischen stam menden Gedanken hat W. Friedrich zu einem Lied um- gedtchtet, das ein deutsches Volkslied geworden ist: „Letzte Rose . . ." D 8. N. Kunst un» Wissenschaft Bon -en Festspielen in Bayreuth Unser nach Bayreuth entsandter Musikkritiker drahtet unS: Der zweite Abend mit „Tristan nnb Isolde" be deutete dem ersten gegenüber in künstlerischer Geschlossenheit noch eine Steigerung. ES gab diesmal kein Sängermiß- gcschick. Frau Larssn-Todsen war eine geniale Isolde, Melchior ein jedenfalls sehr würdiger Tristan. So konnte ToScantni sein musikalisches Gestaltungsgenie völlig un gehemmt entfalten. Sein Musizieren war ein Märchen von Klaugzauber, Temperament und tiefer Verinnerlichung. Näherer Bericht folgt. L. 8. 1 Dresdner Theaterspielpla« sür heute. Opernhaus: Geschlossen. Schauspielhaus: „Madame hat AuSgang" s8). Albcrttheater: Geschloffen. Restdenztheater: „Der müde Theodor" M Dte Komödie: „Mein Vetter Eduard" s8,30). Centraltheater: „Das Land des Lächelns" <8). 1 Uraufführungen im Deutschen Nationaltheater in Weimar. Im Deutschen Nationaltheater in Weimar ge langen in -er kommenden Spielzeit folgende Schauspiele zur Uraufführung: „Marsa" von Otto Erker, gemeinsam mit dem Staatstheater in Dresden, „Das Neichschrcnmal" von Maximilian Qucnel, in den Kammerspielcn „Jugend zu zweit" von dem jungen Dichter Conried und ein neues Werk von Johannes Schlaf. In der Oper wird in ber AövcntS- zett „Hirtenlegcnde" von Bodarch zur Uraufführung gebracht. 1 Dentsche Musik in Bad Ems. Die Kurverwaltung Bad Ems veranstaltet in der zweiten Scptemberwoche ein Musik- fest „Deutsche Musik in Bad EmS." Geplant sind drei große Konzerte» die Haydn, Mozart und Beethoven gewidmet sind. U. a. werden das Kaiser-Quartett von Haydn, Mozarts Juptter-Stnfonie, ein Klavierkonzert und die „Eroica"» Sinfonie von Beethoven zum Vortrag gelangen. 1 Schauspiclerelend auch in Frankreich. ANgemcin ist die Meinung vorherrschend, baß es in Frankreich keine Arbeits losen gibt. Wie indessen jetzt der Jahresbericht des Syndikats der Schauspieler mitteilt, machen nur die Schauspieler und Musiker davon eine Ausnahme. Von annähernd 9666 ein geschriebenen Schauspielern sind in der vergangenen Saison über 6606 Schauspieler ohne Arbeit gewesen. Recht schlimm steht eS auch für die Musiker aus, die natürlich unter der Tonfilmkonkurrenz leiden. Die Umfrage eines Pariser Blattes hat die aufsehenerregende Feststellung gemacht, daß von zwanzig in den letzten beiden Jahren mit einem Preis ausgezetchncten Schauspielern sechzehn ohne Anstellung ge blieben sind. -s- Karl Zimmermann. einer ber bekanntesten deutschen Jagdmaler, ist, 66 Jahre alt, in GoSlar gestorben. An fänglich hatte Zimmermann die Berliner Technische Hochschule besucht; später wurde er Schüler Engen Brgchts. 1916 über- siedelte er nach GoSlar. Seine Ticrbtldcr sind auch durch zahlreiche Reproduktionen in Zeitschriften bekanntgeworden. Dentsche Tanzkunst i« Amerika. Die Amcrtkareise Avonne Georges und Harald Krcuzbergs hat mit einem be merkenswerten Erfolg abgeschlossen. Der Amcrtkavertrag der beiden Künstler wurde aus drei weitere Jahre verlängert. 1* Offcnbach-Felern in Wien »nd Paris. Anläßlich der 59. Wiederkehr des Todestages von Jacques Ossenbach wirb in Wien im Theater in der Josephstadt ein Osfenbach-ZykluS etnstudiert werden. Parts wird den Meister der Operette durch eine Neuaussührung der Operette „Pariser Leben" ehren«
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