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01-Vorabendblatt Dresdner Nachrichten : 09.08.1922
- Titel
- 01-Vorabendblatt
- Erscheinungsdatum
- 1922-08-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19220809019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1922080901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1922080901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-08
- Tag 1922-08-09
-
Monat
1922-08
-
Jahr
1922
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Dresdner Racheichren » Rg7,??«r M.ötzg Wabrnnsf und Hochhaftung der StaatSrechtr und de- Staatscharaktcrs der Münder durch Srichsregienmg und Reichstag. Mit anderen Worten: Fort mit fanatischem llnitarismus und Iier mit »rcsundem Föderalismus. Die negenwärtige Politik der bäurischen Regieruna und Koali tion ist der Ausdruck eines klar beivußien und unerbittlich fordernden VolkSwillens. Die allen föderalistischen Vertrüge. Berlin. 8. August. Wenn sich auch eine Entspannung in der Diftercnz zivische» Bauern und dem Reich zeigt und wahrscheinlich ist, das, die persönlichen Berliandlungen des bäurischen Miuisterpräsidenten Lerchenselb, dessen Ankunft in Berit» i» den nächsten Tagen erwartet wird, eine Ver ständig»»» ergeben, so ist dennoch die Stimmung in Bauern >u beachten, die namentlich durch den Eintritt der Mitiel- parteien i» die Koalition wieder schärfer gegen Berlin ge richtet wird Rach in Berlin zuverlässig vorliegenden I«- sormatione» wird von den M t t t e lp a r t e i en die Forderung erhoben. daf> Lerchenfeld, fall- sein« Verhandln»';«» in Berlin einen Mißerfolg ergeben, zurücktritt. Man nennt als seinen Nachfolger bereits wieder Herr» v. Kahr. Die bäurische» Mittelparteien stützen sich in ihrer Haltung darauf, daß immer noch die unter Bismarck erlassenen Beiordnungen über die Hoheits rechte Ser Länder aus dem Jahre 187l rechtsgültig seien, da sie weder durch die Weimarer Verfassung, noch durch das Gesell znm Schuhe der Republik ansgehoben oder ab geändert seien, Derdol eines bayrischen Blattes. München. 8, Aug. Das antisemitische Organ, „Der Völkische Beobachter", wurde ivegen Beleidigung der ReichSrcgierung und der bäurischen Regierung aus acht Lpge verböte n, Radikale Detriebsrüle. Berlin, 8. August, Zu stürmischen Szenen kam eS gestern abend in einer von der freien gewerkschaftlichen Betriebsrätezentrale e inberufenen Generalversammlung der Groß Berliner 'Betriebsräte, auf deren Tagesordnung als einziger Punkt das Referat „D i e politische Lage und Bauer n" stand. Der Vertreter der Mehrheitssozialisten beantragte die Absetzung dieses Referats von der Tagesordnung, da dieses Thema nicht vor eine Generalversammlnna der 'Betriebsräte gehöre. Dieser Antrag wurde mit großer Mehrheit abgelehnt, und der kommunistische ReichstagSabgevrdnete Remmcle erstattete den Bericht in der üblichen aufreizenden Weise. Als dann der Antrag aus Schluß der Versammlung mit großer Mehr heit von den Kommunisten abgelehnt wurde, verließe» die Mehrheitssozialdeiiivkraten und Unabhängigen unter stür mischem Zuruf der Kommunisten geschlossen den Saal. Von den Kommunisten wurde ihnen noch nachgerusen: „RauS ihr Gesindel!" Die deutschen Kausbefiher in München. (Von unserem L o » t> e r b e r i ch t c r ß .1 t t c r.t München, R Aug. Der Bentral verbandstag der deutschen H auSbesitzer nahm scharf gegen die gesamten Linksparteien und ihre Politik Stellung und faßte eine Entschließung, in der eine einmütige und geschlossene Abwehrfront gegen die Linksparteien mit ihrem gleichgesinnten Anhang gefordert wird. Die Zentral stelle für Ausrechierhalkuug von Privatwirtschaft und Be sts wird ausgeiorderr. alsbald mit den Gruppen des wer benden Besitzes ein großzügiges Programm für den Ab wehrkamps anszuarbeiten und an der wirtschaftlichen Wiederausrichtung TenilchlandS mitzuwirkcn. Eine weitere Entschließung verlangt restlosen Abban der Zwangswirtschaft im Wohnungswesen bis spätestens l. Juli 192». Keine Verschmelzung zwischen Demokralischer Partei und Deutscher Dolkspartei. Vom V erei n der D e u t s ch e n D ein vkratischen Partei für Dresden und Umgegend erhalten wir eine Zuschrift, der wir folgendes entnehmen: „Die „Dresdner Nachrichten" lauen sich unter dem August aus Berlin melden, daß die Demokratische Partei der bevorstehenden Vereinigung der Sozialdemokratischen Partei mit den Unabhängigen durch eine Verschmelzung mit der Deutschen Volkspartei begegnen wolle. Wie wir von maßgebender Stelle der demokratischen Reichstagsfraktion und der Parteileitung erfahren, widerspricht diese Meldung vollkommen den T n t s ci ch e n. Sowohl der Partrivorstand, wie die Reichstagsfraktion der Deutschen Demokratischen Partei stehen auf dem Standpunkt, daß die mit dem Zentrum und der Deutschen Volkspartci eingeleitetc parlamentarische Arbeitsgemeinschaft nicht der Anfang einer Fusion zwischen der Deutschen Demokratischen Partei und der Deutschen Volkspartci sein könne: infolgedessen sind auch irgendwelche Verhandlungen nach dieser Richtung zwischen den beteiligten Parteien nicht eingeleitet worden." Verlliches un- Sächsisches. D,««»«n. s- August. Zwölfter Ialernationaler Llruographenkongreh Dresden 1922. Zu Bereitungen, die fast die ganze Woche in Anspruch nehuren werben, ist am geyrigen Montag der XII. Inter nationale StenograLbrnkongreh im StPungssaale der frühe- ren ersten Ständekammer zusammcngetreten. Angemeldct haben st- 28» Teilnehmer, davon IW aus dem Auslände, da» mit 18 Ländern vertreten sein wird. Der Kongreß zer fällt t» drei Abteilungen: AllgerneineS und Theorie: Par laments- und Brr-andlungsstenographie. drittens: Unter- richt. Der Kongreß besteht aus Stenographen, die ihre Kunst beruf-mäßig ausüben oder auSgeübt haben, sich ihrer bedienen oder stenographischen Unterricht erteilen oder er teilt haben. Die gestrig, erste Sitzung eröffnet« der Vorsitzende des OrganisattonOausschusses, Direktor Dr. Fuchs vom sächsischen Stenographischen Landesamte, mit eine, längeren Begrüßungsansprache. Offiziell vertreten waren das sächsische Kultusministerium, das Staatsministc- rium von Braunschweig, die österreichische und die ungarisch Regierung, ferner waren Brrtreter von Dänemark, Schwede». Norwegen, der Tschecho-SIowakei, Ungarn, Polen, Bulgarien und Griechenland zugegen. Angemeldet ist bestimmt noch Italien. Hierauf wurde zunächst ein Be richt von Drews Merlin) über den Verein Deutscher Kammerstenograiphen, seine Organisation und seine Auf gaben gegeben. Weiter sprach Hohne Merlin) über die stenographische Praxis und dte Bcrufsvcrcinigiing steno graphischer Praktiker Deutschlands und darauf folgte ein Vortrag liber „Die Landrsanstalt für Kurzschrift in München". Wie dte vorstehenden, sind auch alle anderen Verhandlnngsgegenstüiide rein fachlicher Art. Am Montag fand im Katholischen Gesellcnhause aus der Kausferstraße ein zwanglos schlichter, auf familiären Ton abgestimmter Begrüßung-abend statt, der er- öfsnei winde mit AbiS „Gott grüße Dich!", gut dargebvlen von der Sängerabtetlung des Kaufmännischen Steno- graphenvereins Dresden, die alsbald noch mehrere heilere Sachen folgen ließ. Direktor Fuchs begrüßte darauf die Teilnehmer aufs herzlichste, insbesondere den als Privat person anwesenden Ministerialdirektor Lempe und die Ver treter fremder Länder, und stellte den Abend unter das Motto: „Freuet Euch!" Gemütlich plaudernd, getragen von deutscher Herzlichkeit, entspann sich auch rasch die lebhafteste Unterhaltung, die manche neu« wertvolle Bekanntschaft her beiführt«. Außer den Sängern hals Regicrungs-Verwal- tttngs-Infpcktor Döbbelin durch mohlgelungene Sprech- vorträgc aus Werken unserer beliebtesten deutschen Dichter den Il-bend verschönen. Mit lebhaftem Beifall ausgenommen wurde auch der in sächsischer Mundart gebotene heitere Vortrag über das Dirndlkleid vom Obersekrclär a. D. Geißler, einem bekannten Dresdner Veteran der Kunst Gabclsbergers. —* Die Minister Fleißner und Dr. Zeigner sind vom Urlaub zurückgckehrt und haben ihre Dienst- gcschäfte wieder übernommen. —* Reparationslieferungen im freien Verkehr an Frankreich. Nach der Bekanntmachung des Wiederaufbau- ministcrs vom 17. Juli 1922 können nunmehr dte von Deutschland zur Erfüllung deS Vertrages von Versailles auszuführenüen Lachltcferungen im Wege freier Ver träge zwischen deutschen und französischen Staatsangehöri gen erfolgen. Abdrucke der Bekanntmachung gibt die Ge werbe k a m »> c r Dresden an die von ihr vertretenen Kreise zum Selbkvstcnpreisc sl.10 Mark für das Stücks ab. —* Lchcllcrhauer Straße ist laut Ratsbcschlus; die bau- planmäßige Straße 18 zwischen Kipsdvrfer und Zinnwaldcr Straße in V o r st a d t Striesen benannt worden. —* Erhöhte Gebühren für Handgepäckansbcwalsruug. Die Gebühren der Reichsbahn für -Handgepäckausbewa- riing werden von 1,5» Mark auf 8 Mark und für größere Gepäckstücke von 8 auf 5 Mark erhöht. —* Erhöhung der Eintrittspreise zur Iahrcöschan. Der steigende Dollar reiht auch die anderen Preise mit sich empor. In der Jahresschau Deutscher Arbeit mußten die Eintrittsgelder auf 12 Mark lbezw. ab 7 Uhr auf 6 Markt erhöht werden. An Elitetagen fDonncrStags und Freitags) findet abends keine Ermäßigung statt. — Morgen, Mittwoch, abend wird in der Jahresschau wieder ein großes Feuer werk abgebrannt. - Körperliche Ertüchtigung der Lehrlinge. Das Arbeits- ministcrium hat zu einer Verordnung des Wirtschastsmiui- steriumS wegen körperlicher Ertüchtigung der Jugend Vor schläge u. a. zur Gewährung eines mehrwöchigen Ur laubs an Lehrlinge und zur Einrichtung eines Berufs- amts für Lehrlinge gemacht, zu denen die sächsischen Handelskammern Stellung zu nehmen hatten. Es wurde anerkannt, daß der körperliche Zustand der Lehrlinge ge hoben werden müsse, dagegen aber geltend gemacht, daß die Gewährung eines mehrwöchigen UIrlau»« btele« Zweck nicht erfüllen werbe, da die nutzbringende Verwendung der Frei, zeit nicht geivährleistet werden kann, und daß damit außer- dem Störungen des regelmäßigen Betriebs und der Lehr- lingsansbildung und durch die Fortgewährung der Löhnung eine zu stark« Belastung des Arbeitgeber« verbunden kein würden. Es wurde vielmehr empfohlen, auf eine bessere AnSnutzung der regelmäßigen Freizeit der Lehrling« zur körperlichen Ertüchtigung htnzuwirkcn. —* Diebstähle. Am 7. Auausl gegen Uhr nachm, ist in Vorstadt Mickten von der Wlnlerllrahe weg et» arüngestrtchener zweirLderlger Ä a st e n b a n l» >v a g e » gestohlen worden, der der Firma Mar Meyer. Biittergrobliandlnng. gehört, und mit drei Kisten mit I« »0 Pfund Margarine der Marke „Lettkat" be laden war. sowie eine desekt« graue, etwa 2K : > Meter große wallerdtchte Plane und «in Herreniackett au» Zeftbalmftoft ent- billt. — Gestohlen wurde» ferner einer btestgen Darmbandluna etwa soon Gtltck logenannte Saitlinge zur Herstellung von Brühwürstchen. Dte Därme find mit rotem und lchwarzaelbem Bindfaden verschnürt. — In »er A««erbeftatt»»a»auftalt find lm Monat Juli IW Einäscherungen erfolgt, und zwar von S8 Personen männ lichen und <l> weiblichen Geschlecht», von de» verstorbenen waren IM evangelisch, 2 katholisch, 1 Freidenker, 7 Dissidenten. In 8k> Fällen fand religiöse Feler statt, vom Tage der Inbetriebnahme 122. Mat llttls sind dies V8U7 Einäscherungen. —* Chemnitz. Ein folgenschwereöAutomobtl- Unglück ereignete sich Sonntag früh ^8 Uhr auf der Zschopauer Straße bei Gornau. Um diese Zeit geriet ein mit fünf Personen lzwei weiblichen und drei männlichen) besetztes Auto, auf der Fahrt von Zschopau nach Chemnitz begriffen, kurz vor Gornau, wo die Zschopauer Straße eine Biegung »nicht und die Strgße von Waldkirchen— Zschopenthal her einmündct, in voller Fahrt in den rechts seitigen Straßengraben. Der Kraftwagen fuhr dort einen Kirschbgum »in und ebenso dte stcirkc, schrägstehcnde Stütze eines Telcgrgphenmgsteü. Bei diesem heftigen Anprall er litten der Kraftwagenführer Münch und der neben ihm sitzende Kaufmann Btlz a»S Chemnitz tödliche Ver letzungen. Die übrigen drei Insassen, ebenfalls au» Chemnitz, wurden seitwärts heraus ans ein Feld geschleudert und kamen mit leichten Verletzungen und einem leichteren Nervenschock davon. Das Fahrzeug wurde stark beschädigt. Die fünf Beteiligten waren nachts 1 Uhr von Chemnitz nach Zschopau gefahren und dann, nachdem sie dort eingekehrt waren, auf der Rückfahrt begriffen. Auf der Höhe der Zschopauer Straße, wo sich das Unglück ereignete, herrschte zu dieser Zeit starker Nebel. Im übrigen hat eS sich um eine Vergnügungsfahrt, vermutlich eine sogenannte „Schwarzfahrt", gehandelt, denn der Besitzer des verun glückte» Kraftwagens, Inhaber eines GarngeschäfteS tr> Chemnitz, befindet sich zurzeit aus einer Badereise. Die Leiche der Stepperin Frieda «Sppler gesunden. Ueber das rätselhafte Verschwinden der Stepperin Frieda Küppler im Juni 192», über das der Poltzei- bericht seinerzeit wiederholt berichtete, scheint sich jetzt der Schleier zu lüsten. Pilzsncher fanden am 4. August im sogenannten Buchhvlz des Rittergutes Sachsendorf beiWurzenln einem etwa 3» Zentimeter tiefen, 35 Zenti meter breiten und 14» Zentimeter langen Loch das Skelett einer Frauensperson mit weißem Leinenhemd und schwarzen, mit hohen Absätzen versehenen Schnürschuhen. Tie übrigen Kleidungsstücke waren in der Hauptsache verwest. Das Skelett ist offenbar vom Wilde aufgcscharrt worden. In seiner nächsten 'Nähe lag ein kleiner Schädel, annehmbar von einem menschlichen Fötus herrührend. Das Skelett wurde mit den Klciderresten nach Leipzig in das Institut für gerichtliche Medizin des Professors Kockel zur Unter suchung gebracht. Ganz wahrscheinlich hat man eS hier mit der damals verschwundenen Käppler zu tun, die im neunten Monat schwanger war und in intimem Verkehr mit dem Monteur Otto Lach mann stand: sie wollte sich in Sachsen- dors zu der nahe bevorstehenden Niederkunft Kinderwäsche holen. Ilm 18. Juni, 9,55 Uhr vormittags, fuhr sie mit dem vom Hanptbahnhos nach Leipzig verkehrenden Pcrsoncnzugc bis Dornreichcnbach. Von da beabsichtigte sic, nach dem 1!tl Stunde entfernten Sachsendorf zu Fuß zu gehen. Sie mußte dabei den Wald des Rittergutes Sachscndorf durch queren. In Sachscndorf ist die Käppler seinerzeit nicht ein- getrossen, und es fehlte bis jetzt jede Spur von ihr. Offen bar ist sie beim Gange durch den Wald um ge bracht und an der Fundstelle verscharrt worden. Starker Verdacht, die Käppler beseitigt zu haben, bestand schon früher gegen den Monteur Lach m a n n. Man nahm an, das; er sich durch deren Beseitigung den Pflichten der Vaterschaft entziehen wollte. Lachmann wurde damals in Haft genommen, mutzte aber mangels genügender Beweise, obgleich er zur selben Zeit in jener Gegend gesehen worden war, wieder frei- gelassen werden. Jetzt ist Lachmann von der Gendarmerie- Brigade Leipzig und der hiesigen Kriminalpolizei erneut wegen dringenden Verdachts der Ermordung der Käppler fest genommen worden. Die weiteren Erörterungen sind noch im Gange. Kunst un- Wissenschaft. -t* Albert-Lheater-L'per. Am Donnerstag nicht „Fra Diavolo", sondern «Zar und Z i in in e r in a n n ". Erich Ziinmermaun gastiert in dieser Vorstellung zum letzten Male als Iwanow. da sein Vertrag am Sandestfteater in Vraunschweig am tl. August »ieder beginnt. s* Die Weimarwoche der Thüringer Volkshochschule. DK Volkshochschule Thüringens veranstaltet vom 15. bis 24. September eine Weimarwoche, in der den Teilnehmern die klassischen Stätten gezeigt und die Bedeutung unserer Dichter für die Gegenwart nahegebracht werden sollen. An Führungen durch die Mmeen, Schlösser und Erinncrungs- plätze sollen sich Besprechungen und Arbeitsgemeinschaften in dem idnllisch gelegenen Park des Schlößchens Tiefurt schließen. 4°* Uraufführung im Harzer Kergthcaicr. Fm Harzer Bergthcater in Thale erlebte die Revolutivnskvmödic „Himmel und Erde" von Erich Johann Dörr mit starkem Erfolg die Uraufführung. ES handelt sich nm eine Revolution im Himmel. Die selig Verblichenen sind mit ihrer Seligleit nicht mehr zufrieden. Das ewige Einer lei und das Harmonische in, Himmel sagen ihnen nicht mehr zu, sie wünschen wieder die Erde mit ihren Intrige», ihrem Haß und ihrem Kampf, lind so entfliehen sic denn dem himmlischen Reiche und kehren zu der Erde zurück. Ein witziges, flottes, vielfach satirisches Stück, das trotz der Heikeltcit des Stoffes in keiner Szene verletzt. Tie Ur aufführung fand am Abend statt, bet Fackelbeleuchtung: sie versetzte das Publikum in ausgezeichnete Stimmung. ch* Waldsestspjesc in Zoppot. In der Waldover des Ost- seebadeS Zoppot, unter freiem Himmel, gelangte Richard Wagners „Siegfried" zur Ausführung an fünf Abenden. Es war ein glücklicher Gedanke, Sen iungen Siegfried mitten hinein in die lebendige Natur zu stellen, denn gerade bei diesem Werke bestehen inniaste Beziehun gen zue Natur. Ta die Zoppoter Wnldfestspiele im Gegen satz zu anderen bei cinbrcchender Dämmeruna beginnen, ließen sich mit Scheinwerfern ganz zauberhafte Lichtwir- tungen erzielen. Die Gesangskräfte waren von den ersten Bühnen Deutschlands zusammengekommen: neben dem Wanderer Werner Engels <Wien» und dem Mime Henkes Merlin) sangen den jungen Siegfried abwechselnd Fritz Dogelstrom jDresden) und Heinrich Knote. Die Ober leitung hatte der neue Münchener Generalmusikdirektor HanS knappertsbuich. —sr. ch* Ernst Zitelmanns 79. Geburtstag. Prof. Dr. Ernst Zitelmann in Bonn vollendete sein 7». Lebensjahr. Zitel- mann ist in der Juristcnwclt vor allem als Autorität auf dem Gebiete des internationalen Privatrechts bekannt. ch* Reinhart Göring aus sreiem Fuße. Der Dichter der „Seeschlacht" und Träger des Schiller-Preises. Retnhart Göring aus Braunschweig. ist jetzt auS der Untersuchung»- hast entlassen worden. Göring ist bekanntlich vor mehreren Monaten in den Verdacht geraten, sich der Unterschlagung einzelner wertvoller Gemälde schuldig gemacht zu haben. Die Untersuchung nähert sich dem Abschlüsse. i * Ei« Institut für auswärtige Politik a» der Univer sität Berlin. Der preußische Staat plant die Schaffung eines Instituts für auswärtige Politik, das der Universität Berlin angcglicdcrt werden soll. Es ist beabsichtigt, die Leitung dieses Instituts dem hervorragenden Kenner des ausländi schen Rechts Professor Dr. jur. Albrecht Mendels sohn - B a r t h o l d y. bisher ordentlicher Professor an der Universität Hamburg und Leiter des Archivs für Kragen des Friedensvertrages und der auswärtigen Politik, zu über tragen. 7* Die Hauptversammlung der deutschen Bunsengcscll- schast findet im Nahmen der Hundertjahrfeier der Gesell schaft der Naturforscher und Aerzte in Leipzig am 21. und 22. September statt. Eie stellt einen allgemeinen Phnsiker- und Chemikerkongreß dar. 7* Neues zur Farbenlehre. Wilhelm Ostwald hat be kanntlich vor vielen Jahren schon eine neue Farbenlehre ausgestellt, die zunächst in wissenschaftlichen Kreisen Auf sehen erregte. Sämtliche Farben erklärte er als zerlegbar in die sogenannten reinen bunten Farben und Schwarz und Weiß. Es liegt selbstverständlich nicht in Ostwalds Sll Mt, etwa die Kunst und das Kunstgcwerbe auf bestimmte Normaltvne festzulcgen. Für den normalen Bedarf des Lebens ist eine Verringerung der heute üblichen Menge von Farbtönen möglich und wünschenswert. Inzwischen hat ein anderer, Direktor Max Becke, eine neue „natürliche Farbenlehre" ausgestellt und sich patentamtlich schützen lassen. Becke nimmt für sich in Anspruch, daß seine Farbenlehre mehr aus die Praxis der Tcxtilfärberei und auch der Farbc»- vcrivendung im Druckercigewerbc zugeschnitten ist. Er stützt sich lediglich auf die drei Grundfarben: Gelb, Rot, Blau. Nach den der „Hamburger Techn. Rundschau" zugängigen Unterlagen will es jedoch scheinen, daß hier durchaus keine „neue" Farbenlehre vorltegt, sondern nur eine Verein fachung der Ostwaldschen für die Bedürfnisse der Praxis. ! * Deutsche Bücherei in Patagonien. In der Hafenstadt Tan Julian iArgentinisch-Patagvnicn) ist durch eine Ver einigung von Freunden des deutschen Schrifttums eine deutsche Bücherei gegründet worden. In dem Gründungs aufruf stehen die Worte: „Wir müssen mit höchster Htn- geoung aus den Quellen des Geistes uns unserer alten Kraft zu vergewissern suchen." Wir grüßen die Deutschen tm einsamen Patagonien, die ihrer seelischen und geistigen Heimat nicht vergessen. ck* Die Telegraphcnlinie zur „Verbotenen Stadt". Die Hauptstadt von Tibet, Lhasa, einst die „Verbotene Stadt", in deren Bereich kein Europäer cindringen durste, ist seit dem Zuge des englischen Obersten BounghuSband dem Vcr. kehr erschlossen worben, und Europäer gehen jetzt in der „heiligen Stadt" und im Palastc des Tala! Lliama aus und ein. Ter deutlichste Beweis für diese Erschließung Tibets ist die Tatsache, die jetzt aus Bomban gemeldet wird, baß eine telegraphische Verbindung zwischen Lhasa und Indien geschaffen morden ist. An-rees lehles Lebenszeichen. Vor fünfundzwanzig Jahren hat sich, verschleiert vor ihren Augen, und doch unter der zitternden Teilnahme der ganzen Welt im hohen 'Norden eine Tragödie abgespielt, die so manches gleich hat mit dem Schicksal jenes sagenhaften Griechen, der mit wächsernen Flügeln hat zur Sonne steigen wollen. Nicht die Glut der Son.ne war es allerdings, die den „Ikaros des Nordens", dem kühnen Schweden Andrer hat die „Flügel" zur Erde fallen lassen, ihm hat die Eiskälte des PolcS, dieses Sounenantipoden, die „Flügel" sprvd und brechlich gemacht. Oder hat sein Schicksal an jenen „Fäden" gehangen, die ihn als Schlepptau an der Erde seßhaften und so den Gasverlust, den die großen Höhen- schwankungen mit sich bringen, vermeiden sollten'? Diese Schleppieil-Jdee war eines der Hauptmvmeiite für das Ge lingen seines Planes. Und als sein Ballon in die Höhe ging zur Fahrt ins Ungewisse, da sielen diese Schleppseile — niemand hatte eine Ahnung, wie das zuge^angen war! — zur Erde nieder, wie die von der Sonne getroffenen Flügel, die mit Wachs an den Leib des Gricchenjünglings Ikaros befestigt waren! Selten hat ein wissenschaftliches Projekt die ganze Welt bis ins kleinste Dorf hinein so gepackt wie Andrees Plan, zum Pol zu fliegen. All die Fehlschläge der Polarforschung hatten die Hoffnung der Welt auf eine Lösung jenes Rätsels nur noch mehr erregt, das undurch dringliche EiSschleicr um einen Punkt gelegt, der vielleicht der Schnittpunkt zweier Welten war. Nach einer Lösung des Rätsel gedrängt, das der menschlichen Phantasie und Wissenssehnsncht so viele Erklürnngsmüglichkeiten gegeben hat. Andrccs Plan war, im Ballon, der durch die Schlepp seile und eine Segelvorrichtnng nach Möglichkeit etwas diri giert werden- sollte, direkt über den Pol hinwcgzugleitcn und jenseits auf dem asiatischen Festland wieder zu landen. Die Strecke, die 888 Meilen betrug, hoffte er bei günstigem Wind in 12 bis 11 Tage» z» bewältigen. Ta man nur mit einem täglichen Gasverlust von 44 Kilogramm rechnete, glaubte man bei Windstille den Ballon immerhin etwa einen Monat flugfähig erhalten zu können. Dieser Verlust mußte allerdings viel größer sein, wenn das System der Schlepp seile versagte. Als günstigste Zeit für den Aufstieg hatten i die Metcorolagen die erste Julihälfte bezeichnet. Und am 11. Juli 1897 ließen es die Windverhältnisse ratsam erschei nen, den Ausstieg zu wagen. Gegen 8 Uhr nachmittags stieg der Vnllon mit Andrer, Ltrindbcrg und Frankel auf. Ohne die Schleppseile. Eine Stunde lang konnte man den Ballon noch beobachten, der mit einer Geschwindigkeit von etwa
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