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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 09.11.1913
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1913-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19131109024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1913110902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1913110902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-11
- Tag 1913-11-09
-
Monat
1913-11
-
Jahr
1913
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Dresdner Nachrichten Rr.ZIV Ädee: der Hauptsaal, in dem sich auch da» Haupttretben abipielen dürfte, wird dem Grundgedanken des Feste» am Veiten grrccht. Sine stilgetrrue Budenstadt ist da ent- standen. miS künitlertlchem Blick geschaut und von geschick- ten Banden ausgebaut. Die Türme und Giebel des alten Dresdens ragen über den Zelten und Buden empor, deren Gesims durch gängig von Tannen reisiggirlanden mit hinein» gebundenen Orangen zieren. Besser aber als alle Um» lahmung tärscht die Zulle entzückender Biedermeier» und Empirekostü »re der Berkäuserinnen und Patronesien die Zeit vor l«B Jahren vor. Um S Ubr erschienen die ersten Besucher, die unter den Klangen der Militärkapelle zu nächst mehr ,»ls Schauende als Kauflustige die Säle durch- wandelten uid den Striezrlbuden ihre besondere Ausmerl- samkeit zuwapdten. Alles war mit dem Schlage drei fertig und harrte btB Zuspruchs. Der Markt war eröffnet, jede Verküuf-nrtn an ihrem Platz. In die Hunderte ging die Zahl der hilfsbereiten Damen. Bon dem Um sang des KrammallteS gibt folgende Aufstellung daS beste Bild. Bube». Waffeln: Krau Fabrikbesitzer Abraham, Kran Fabrikbesitzer Menzinaer. — Silhouetten: Krt. Jolephiue South. Krau v. Bcschwip. Kr5. Helene Schurig. Krl. v. Carlowitz. — Künst liche Blumen Parfüms: Krau v. Blcichröber, Krau o. Oldershausen, Arl. v. Buttlar. — Puppen: Krau v. tkönneriv. Krau r>. Röiner» Krau v. Leipziger. — Allerlei: Krau v. Widdern, (4ran v. Wolfersdorf, Krau Kommerzienrat Leonhardl, Krc» v. Bculwitz, Krau Fabrikbesitzer Stecker, Krl. v. Eins-edel. — Briefpapier, Schreib- warcn: Crz. v. Mangoldl, Krau v. Krug-rhümmel, Cxz. «Nene- rat v. Schulz, Kr«u v. Kritzich. — Schokoladen: Krau Justiz- rat Bvndi. Krau H roscslor Kanio. — Spielwarcn: Ihre Erz. Krau Liaatsuiiui'ier Gräfin Bitzthum, Krau v. Arnim. — Sachets, Kutlen, Puppen: Krau Laura Künzelmann. — Ennilvuüe: Krau Profeffor Bracht, Krau Gehcimrat HallwachS, Krau GchelUliat Lchmaly. Krau Oberleutnant Planitz. — Pfeffert itchenr Krl. v. Hübel und Krl. v. Hodenberg. Krau v. Zimmermann. — Metall, und Holzwaren: Krau Justiz, rat Sräncknrr, K-rau Rechtsanwalt Richter. — Po st karten, nach einem Entwurf« Ihrer Kdnigl. Hoheit der Prinzessin Mathilde und nach dem Plaiün: Krau Oberst Netto. — Porzellan: Krau- lein Reimer. Krau Bankdireklor Ichiebler. — Lebensmittel: Krau ÄencralLireltor Gürichow, Krau Kebeimrai Menz. — Blumen: Krau o. Kinck, Gräfin Castell. — Hochfürstlicher L u si g a r I c n < Lcktzelt>: Krau Konsul Slippgen, Krau Major Oppc. Berka« ssftände. Lickte, Seifen. Chri st da um schmuck: Krau Major Temiani, Krau Hanptmann Erner, Lindner. — Zigaretten: Krau Recht-auwalt Benndorf und zwei Kräulein Müller. — G I a S w a r e n: Krl. Kirch. Puschmann. Hoffmann, Anhalt. — :>i ä h u t e n s i l i e nr Krau Major Schulz, Krau v. Beulwiy. Krau v. Carlowin. — Rote Psefserkuchen-Herzen. wie auf »cm Plakat: Krl. Bartky, Müller, Corde-, Götze. — Kuchen, Stollen: Krau o. USlar, Krau Major Bruckner. — Alte B nche r: Krl. Meinbold, Krl. r>. Haustein. — Leben-mittel: Krl o. Bieiinghosf, v. Meyich, o. Uslar. — Meeraner Ob»: Krau v. Platon. Krau Buhrc. — Aepfel: Frau Kammer- längerin Wedekind. Komtesse Zcdtwrh. — T o o f w a r e n: Krau Hauvrmann Legier, Krau v. Beniventi, Frau v. Wolfersdorf. — aalender, Körbchen. Basen: Krl. Roscher, v. Einsiedel, Nagel, o. Harnen. — Lebende Kanarienvögel, solche von Porzellan, Doaelfutter. Käfige: Krau v. Hart- mann, Krau Voigtländer-Teyner, Krau v. Schräder, Shaw. — Rote Pfefferkuchen-Herzen, wie aiis dem Plakat: Gräfin Vitzthum, Krl. Ulrich, Krl. o. Baffe, Krl. v. Hagen. — Seidenbau-, Seidenreste» Schlipse: Krl. Burdach, v. Teubern, v. Watzdorf. Stcchow. Berka u f von Bomben und Granaten in sämtlichen Räumen: Herr GtnSberg als Lützower, Ranchsalo». Erz. v. Watzdorf, Krau Konsul Palmie, Krau Ellen Hoesch, Krau Hermark, Krau v. Schimpf, Kran Wunderlich, Siebe» »«» Sand ans Liiderißbncht. Krau Generalarzt Lelle, Krau Generalarzt Reichel. Lotterie. Ex», v. Broizem, Kva» Präs. v. Lirchbach, Krau Gen.-Masor Schubert. Krl. o. d. Planitz, Kretin v. Hausen, Krl. v. Gütz, Krau v. Criegcrn, 2 Krl. v. Wardenburg. Krl. v. Bölzig, Krau v. Sec- bach, Krau v. Hammerstein, Krau Jenner de Baux, Krl. Schramm, Ober-Rcg.-Rat o. Wolf. Wiirselbnte. Krau ltzenrralkoiifnl Schultz, Kran v. Cremer, Frau Dr. Ludwig. Büfetts. Krau Ltaatsminister v. Meysch-Reichenbach. Krau Oberhos meister v. Malortie, Krau Oberhofmarfchall v. L. BuSsche-Streii- horsi. Krau Hofmarschall v. Tümpling, Krau Oberst Gräfin Biythuui v. Eckilädt, Krau Olga Günther, Krau Dr. Ginsberg, Krau Major Hauth, Krau Minister v. Rüger. Krl. o. Tschirschky, Krau Gehetmrat Niethammer, Krau Oberbürgermeister Dr. Beutler. Krau Kommerzienrat Arnkold, Krau v. Zcfchau gcb. von der Planitz, Krau v. Slcmperer, Krau v. Ponikau, Krau o. Ltralcnbeim geb. v. Minckwitz. Krau General d'Elsa, Krau Gräfin Wallwitz, Krau General Barrb, Krau General v. Lindeman, Krau ». SandcrSlcben, Krau n. Helldorjf, Krau v. Senfft, Krau v. Stieglitz, Krau v. d. Decken, Krau o. Hopfganen, Frau v. Eulitz, Krau Müller-Natzmann, Krl. v. d. Planiy. Krau Tr. Paulffen, Krau v. Schweinitz, Krau v. Beulwiy, Krau v. Schaumbcrg, Krau v. Römer. Krau v. Tschammer, Krau o. Hammerstein, Krau o. Weber, Krau o. Stralenhcim, Krau v. Beschwitz. Regie der beiden Theaterstücke „Gustel vo» Blafewttz" und »Der Beiter aus Bremen": Herr Major v. Heygendorff. Künstlerisch« Leitung der ganzen Veranstaltung: Herr Graf Hardenberg. lieber den weiteren Verlauf des Festes werden wir morgen ausführlich berichten. Seitlicher «sll Sächsischer. Dresden. 8. Sioveinder. —* Le. Majestät -er König wird morgen früh 2 Uhr 1» Rin. von Söntggwufterhausen wieder in Dresden ein- treffen und morgen nachmittag um ö Uhr 19 Min. mit dem Kronprinzen nach Sybillen ort zurückkehrrn. — Aus Königs wusterhaufen wird gemeldet: Der König von Lachsen, der mit dem General L In suit« v. Lettrnborn in seinem Talonwagen tm Laufe der Nacht hier angekom» men ist. begab sich um 8 Uhr SS Rin. in einem kaiserlichen Automobil nach dem Jagdschlösse, wo das Frühstück ein genommen wurde. An den Jagden nimmt auch der säch. fische Gesandte in Berlin Freiherr v. Salza und Lichtenau teil. Prinz Stiel Friedrich ist mit dem Hosmarschall von Lettow Borbeck ebenfalls beute srüh hier eiugetroffen. Zu den kaiserlichen Iagdgästen tritt auch der Landrat Rothc- BeeSkow. Das Wetter ist schön. Um O'z z,hr brach die kaiserliche Jagdgesellschaft in Automobilen zur Jagd auf. Im ersten Kraftwagen saßen derKaisrr und der König von Lachsen, im zweiten nahmen die Prinzen Eitel Friedrich und Oskar sowie der Reichskanzler Platz. DaS Publikum und die Schulen begrüßten die Fürstlichkeiten herzlich. ES wurde ein abgestellteS Jagen auf Damwild und Lauen in der Oberförstcrei Hammer abgehaltcn. Das Frühstück wurde im Jagdzeit eingenommen. —* Dem Maschinisten am Grwandhause zu Leipzig Händel wurde die Friedrich-August-Medailie in Bronze verlieben. — Der König har genehmigt, dah der Rechts anwalt Ltadtral Dr. Limburger und der Kaufmann Beckmann in Leipzig das Ritterkreuz erster Abteilung des weimartschcn HauSordenS der Wachsamkeit oder vom weißen Falken annehmen und tragen. —* Tranerseier für Hosrat Thiergen. Eine stattliche Zahl von hiesigen Alten Herren -er Sängerschaft Arion (Leipzig! versammelte sich am Freitag abend in den oberen Räumlichkeiten von Kneists Restaurant zu einer Trauerfeicr für ihren jüngst verstorbenen Farben bruder Studiendirektor Hofrat Professor Dr. Oskar Thicrgcn. Nachdem die Klänge des Quartetts „Stumm schläft der Sänger" verhallt waren, hielt Rektor Professor Tr. Börner, der 33 Jahre lang in Freundschaft und Arbeit mit ihm verbunden war, eine eindrucksvolle Ge dächtnisrede. Er entrollte noch einmal Las inhaltreichc Leben dieses geistig so hoch stehenden Mannes und wies nach, daß Oskar Thiergens Tob eine unaiisfüllbare Lücke in die Reihen des Arion gerissen hat. Die Feier klang aus in dem LieblingSquariett des teuren Entschlafenen, das er so oft als ein Freund der Natur in den rot-grün-goldenen Reihen mitsang: „Wem Gott will rechte Gunst erweisen". —* Der Landtag tritt, wie bereits gemeldet, am 11. d. M. zu seiner diesjährigen ordentlichen Session zusammen, und zwar findet auf Grund der Ankündigung der Einwcisungö- kommtssion die erste Präliminar sitzung der Ersten Kammer um 1 Uhr. die der Zweiten Kammer um 6 Uhr nachmittags statt. —* Zur Landtagswahl 1915. Die fetzt stattgcfundenc Generalversammlung des Nationallibcralcn Vereins für Freiberg und Umgegend hat für die im Herbst 1013 bevor stehende Landtagswahl an Stelle des eine Wiederwahl ab lehnenden Kammerrats Staötrals Braun den Oberverwal- tungsgericktsrat Blüher in Aussicht genommen, und dieser hat sich zur Uebernahme der Kandidatur bereit er klärt. Herrn Braun wurde die Ehrenmitgliedschaft des Nationallibcralen Vereins verliehen. —* Angesichts der Erhöhung des Zinsfußes der Spar kasien. die in letzter Zeit verschiedene Stadtverwaltungen Sachsens, so am vergangenen Mittwoch, wie wir kurz mit- tcilten, wieder Leipzig, und nicht zum wenigsten auch Landgemeinden vorgenommen haben, drängt sich unwillkürlich die Frage auf. wie sich die städtischen Körper schaften unserer Stadt zu einer Heraufsetzung des gegen wärtig 3 Prozent betragenden -Zinsfußes der Spar kasse der Stadt Dresden verhalten. Die Verwal tung dieses Institutes hat sich wiederholt und eingehend mit dieser Frage beschäftigt, ist aber bisher stets der Ansicht gewesen, daß eine Erhöhung des Zinssatzes vorläufig noch nicht empfohlen werden kann. Tic Verhältnisse liegen in Dresden doch etwas anders als in Leipzig. Während diese Stadt nur einen Einlagen- bcstand von etwa 110 000 00«) Mark ausweist, besitzt Dresden zurzeit einen solchen von rund 163 000 000 Mark. Wenn nun die Verzinsung der Gurhaben um Prozent auf 3!4 Prozent erhöht würde — eine Heraufsetzung des Zinsfußes um nur Prozent würde nicht den erwünschten Ersolg bringen —, so würde eine Ztnsenmekraus- gabe von rund 823000 Mark pro Jahr die Folge sein. Wie soll nun dieser Mehraufwand gedeckt werden? Die Verhältnisse auf dem Fondsmarkt sind bekanntlich in den letzten Jahren derart traurige gewesen, und noch jetzt, daß alle Sparkassen, die ja satzungsgemäß einen Teil ihres Vermögens in mündelsichcren Wertpapieren anlegen müssen, ganz erhebliche Kursverluste zu verzeichnen hatten. Nach dem Verwaltungsbericht der Sparkasse der Stadt Dresden auf das Jahr 1912 bat der Rechnungsab schluß einen Betriebsüberschuß von rund 1167000 Mark ergeben, dem ein Kursverlust von rund 1610 000 Mark gegeuübersteht. 1080 000 Mark des Betriebsüber schusses wurden zur Deckung von zwei Dritteln des Kurs- vcrlustcs verwendet, das andere Drittel des Verlustes mit rund 340 000 Mark iß aus den Rücklagen gedeckt worden. Eine Hcraussetzung des Einlagenzinssußes der Sparkasse hätte nun unter allen Umständen eine Erhöhung deS jetzt vielfach noch 4 Prozent betragenden Hypotheken- zinssußes zur Folge gehabt. Denn nach sinanztech- ntschen Grundsätzen mutz die Differenz zwischen Einlagen« und Hypöthekenverzinsung mindestens 1 Prozent betragen, andernfalls der ganze Lparkasicnbetrieb mit Verlust arbeiten würde. Eine Heraysletzun, de» Hypo. tkekenziiiSfußeS würde aber in Dresden eine weit einschneidendere Wirkung zeitigen als in Leipzig, llusere Lparkaiir hat nämlich nach dem letzten Verwaltung», bericht einen Bestand an mit 1 Prozent zu verzinsenden Hypotheken von rund ll3oou 000 Mark. Leipzig eine» sol» chcn von nur 37«)0«>000 Mark, also knapp dir Hälfte. Eine Erhöhung des Hypothekenzinsfußes hätte in Dresden ihre Wirkung aber nicht nur auf die Grundstückseigentümer geäußert, sondern wette Kreise in Mitleidenschaft gezogen, da die Hausbesitzer, um die Mehrausgabe an Hypotheken, zinsen zu decken, eine Steigern»« der Mieten vorgenom. men haben würden. Was also bet einer Mehrverztnsung die Zparkasicnetnlcger gewonnen, wäre auf der anderen Sette den L>ausmtrten und als Folge davon den Mietern als neue Belastung auserlegt worden. Da die Dresdner Svarkasie im Interesse einer steten ZahlungSberritschatt einen sehr bedeutenden Wertpavierbestand mit einem Nennwert von rund 33 000tl00 Mark und einem am 3l. Dezember vorigen Jahres mit rund 46 000 000 Mark angesetzten Kurswert halten muß, so konnte sie seit dem vorigen Jahre auch keine Uebrrlchüsie für gemeinnützige Zwecke zur Verfügung stellen. Im Hinblick auf das Vor gehen der Leipziger städtischen Kollegien werden, wie wir liören. sich demnächst auch die Verwaltunasorgane unserer Stadt mit der Zinsfußsragc erneut beschäGigen. Die Ver hältnisse würben sofort bessere werden, wenn sich die all- gemeine Lage günstiger gestaltete. Die Entwicklung deS deutschen Geldmarktes in der letzten Zeit läßt bereits i» dieser Hinsicht begründete Hoffnung auskommen. —* Großes Konzert der Gesellschaft „Hoffnung". Mit einem Festabend, rauschend, strahlend, voller Farbe und Glanz, eröffnete die «Gesellschaft .Hoffnung" gestern die neue Saison. Mehr als dreihundert Mitglieder mit ihren Damen versammelten sich in der 8. Stunde im Konze.rtsaale des städtischen A u s st e l l u n g s p a l a st e s. Es ist eine schöne Tradition der Gesellschaft, zu diesem ersten ihrer winterlichen Veranstaltungen die größten Künstler des Ge- angcs zu sich zu bitten: so sah die „Hoffnung", um nur einige zu nennen, schon die Damen LiemS. v. d. Osten, Wedekind, Keldorser und Serbe, die Herren Plaschke, Per- ron und Jäger bei sich zu ««laste. Diese Konzerte darf man daher mit zu den künstlerischen Ereignissen rechnen, die dem Dresdner Leben bis zu einem gewissen Grade den Stempel ausdrücken. Auch gestern wieder fand sich ein erlesenes Quartett von Künstlern zusammen: zwar hatte Fritz Vogel ström wegen Trauersallcs in der Familie seine Mitwirkung absagen müssen, aber für ihn sprang der andere große Fritz. Loot. ein und erlang sich mit der Cavatine aus „Margarethe" den lebhaften Beifall seiner Zuhörer, der ihn nach der BrahmSschen „Mainacht" und den Wols- chen „Fäden" und „Trinklied" so stark umhallte, daß er sich zu einer freien ««labe entschloß. 'Neben ihm wußte sich Frau Bartholome, die herzogliche Hosopernsängrrin vom Dessauer Hosrheatcr. die den hiesigen Gesellschaftskreisen aus ihrer Iungmädchenzeit als Wanda SchniVing de» kannt ist. mit Ehren zu behaupten. Die fleißig geschulte, wenn auch noch nicht volltönige Stimme und der Charme des Vortrages verwoben sich zu einem sehr günstigen Ein druck. Daß sich die Sängerin gerade die schwierigsten Par tien, die Traviata-Arie, das Margarethen-Rezitativ und den Frtthlingöstimmen-Walzcr erwählt hatte, sprach für die Höhe des von der Künstlerin gesteckten Zieles. Karl Pembaur. der König!. Hoskapellmeister. begleitete und geleitete die Sänger am Flügel mit so seinem Gesühl, daß die Künstler recht taten, auch ihn an dem herzlich gespende ten Dank des Auditoriums teilnehmcn zu lassen, ebenso wie den Kapellmeister Will» Qlsen, der mit seiner auS- gezeichneten Kapelle im Vorspiel zu „Traviata" dem Abend von vornherein die künstlerische Note gab. Die bis ins feinste ausgearbeitete Wiedergabe der Tschaikowskyschcn Variationen über ein Thema von Mozart, denen man in Dresdner Konzerten nur selten begegnet, hob die orchestra len Darbietungen des Abends auf eine hohe Stufe. — Mit den nachhaltigsten Eindrücken und mit dem Gefühl der Genugtuung über das volle Gelingen setzte man sich an die reichgeschmückten Tafeln zum Souper, in dessen Verlauf sich die beiden Vorsitzenden, Königl. Hoflieferant Theodor Richter und Königl. Hoflieferant Friedrich Pacht- mann, mit Worten herzlicher Begrüßung der Gäste und der Künstler an die Tafelrunde wandten. „Freude nach getaner Arbeit!" solle die Parole der „Hoffnung" sür die neue Saison sein. 'Nach Mitternacht gab es noch eine Uraufführung, als die Klänge der Kapelle zum -ritten Teil des Festes, zum Ball, präludierten. Der Gesell schafts-Tango. von der „Hoffnung" als der ersten Gesellschaft gepflegt, erlebte seine mit beträchtlicher Span nung erwartete Dresdner Premiere. Wohl fünfzig, zu meist jugendliche Paare zeigten ihre in einem Sonber- kursns der Gesellschaft einstudierte Kunst mit so viel Ge schick und Grazie, daß der erste „Eingeschobene" ein — Tango war. Auch der elegante, gefälligere Boston entrollte reizvolle Bilder von Anmut und Schick, während der be- aueme Onc-step auch dem nicht mehr tanzstundcnfähigen Älter Gelegenheit gab, an dem Rhnthmus der neuen Zeit seine Freude zu haben. Tie von all den neuartigen poin tierten Takten ermüdete Terpsichore verließ erst in der Früh mit dem alten, guten „Großvater" das auch durch entzückende Modeschöpfungen glänzende Fest. —* Vom städtischen Flugplätze. Tie Oberleutnants Kästner und Böhmer, die gestern auf dem Fluge von Wien nach Berlin hier eingetrossen waren, sind heute vor- Sonnabend: „Torquato Taffo" ll^8j. Sonntag, 16.: „Tie Welt, in der man sich langweilt" (8). Montag: „Tie arm seligen Besenbinder" l8). r* Mitteilung ans dem Bureau der Königliche« Hos- theatcr. Im Königlichen Opernhause geht Sonntag, den 16. November, Richard WagnerS «Tannhäuser" in neuer Einstudierung und Ausstattung in Szene. Es ist dies gleichzeitig die 800. Aufführung an de: Königlichen Hosoper. Kartenvorverkauf bereits setzt an der Theaterkaffe der Lesehalle, Waisenhausstraße 0, 1., und im Invalidcndank, Seestraße 5. 1. In der „Boheme" singt morgen, Sonntag, Herr Kammersänger Soot die Partie des Rudolf zum ersten Male. 1-* Lpielpla« des Albert-Theaters vom 9. bl- 17. November. Lonntag: „Tie fünf Krankfurtei". Montag: „Das stärkere Band". Tienstag: „Die letzten Tinge". Mittwoch: „Die fünf Frankfurter". Tonnerslag: „Das stärkere Band". Kreitag: „Tie letzten Dinge". Sonnabend: „Die fünf Krankfurtei". Sonntag: Nachmittag»-Bor- stellung zu ermäßigten Preisen: „Die süns Krankfurter". Abends: „Die letzten Tinge". Montag: „Die Diva la. G.-". Lpielpla« l»«o Residrnztßeaters vom 9. bis 17. Rov. Sonntag, nachm.: „Hoheit tanzt Walzer": abds: „Puppchen". Montag bi- Donners tag: „Ball bei Hof". Kreitag: „Lurusweibchen". Sonnabend: „Ball bei Hos". Sonntag, nachmittags: „Kilmzauber": abends: „Puppchen" Montag: „Luxusweibchen". 1* Ecutral-Theater. Tie Direktion Rachmann hat mit Mar Reinhardt für den 18. November ein Gastspiel ab geschlossen. das mit Agnes Sorma und Alexander Moissi Ibsens „Gespenster" bringt. 4* Anrelio Giorni. ein noch blutjunger Pianist, der sich als Mitglied der Accademia di S. Cecilka in Rom aus gab, führte sich mit Brahms. Schumann. Chopin usw. nicht unvorteilhaft ein. Er gab in weichen Nuancen klangsinn lich schöne Momente und gestaltete mit leichter Hand und mit viel Zierlichkeit. Ueberraschend war die Ruhe, mit der der Achtzehnjährige an seine teilweise recht anspruchsvollen Aufgaben herantrat. Doch bewies er auch Temperament dort, wo e» auf Herausarbeitung kraftvoller Gegensätze ankam. Gegen dcy Schluß hin, bei Beginn der Fuge in den Brahms-Variationen über das Hänöel-Thema, ver sagte in einigen Punkten das physische Vermögen. Im übrigen aber erwies sich die Wiedergabe als hochachtbare. Einzelne Bilder waren von ausgesuchter Wirkung. Nicht weniger günstig fand sich der Künstler ab mit Schumanns Kreisleriana. Da erschloß sich ein reicher Fonds an lyri scher Begabung. Man konnte mitschwelgen im Ueber- ichivange und fand sich wieder in stillem Borsichhinträumcn. Einzelne Szenen erschienen zu stark pcdalisiert und in manchen fehlte es an Vertiefung und an Reife in der Er fassung des Inhaltes. Die Schubert-Lisztschen Liederüber tragungen haben ihren Zweck erfüllt. Im Konzertiaale sind sie entbehrlich. Das hier erstmalig zur Aufführung gebrachte H-Moll-Nocturne von A. Giorni erwies sich als stimmungsreichcs Tonbilb mit gut angelegter Steigerung inmitten. Merkmale eigenen Stiles sind noch nicht zu ver zeichnen. Strauß - Tausig lNachtfalter, Balse - Eaprice) vabm sich neben Brahms (Ballade! wie eine kleine Ent gleisung aus. Die Hörerschaft (Kasinosaal) zeigte sich wohl wollend gesinnt. L. k- 1-* Anne Marie Schönherr erzielte gestern im Palmen garten mit einem Rezitationsabcnd jenen ehrlichen, herzersreuenden Ersolg. der nur dem wirklichen Talente beschieden ist. Gewiß hat die junge, anmutige Künstlerin noch manchen Schritt zu tun, um bis zur Stufe höchster rhetorischer Vollkommenheit hinanzuklimmen. Noch wird zuweilen die Rede überstürzt und leidet dann an Deut lichkeit: noch schlägt das lebensprühende Temperament der Vortragenden im Affekt ein wenig über die Stränge: noch macht sich oft ein Vielzuviel von Mimik und Gestik be merkbar. Allein — ein bißchen Ueberschwang, aus heißem Herzen geboren, steht ja der Jugend so wohl zu Gesicht! Denkt man sich zumal diese frischzugreisendc, packende Ge- staltnngsart Anne Marie Schönherrs vom Vortrags- podtum auf die Bühne übertragen, wohin Begabung und Persönlichkeit die junge Künstlerin entschieden verweisen, so eröffnen sich für sie recht günstige Perspektiven. Mit be sonderer Freude bemerkte man die manicrenfreie Viel seitigkeit der Ausdrucksmtttel und die Sicherheit im Er- .fasten deS Stils, die Gedichten heterogenster Art, wie etwa Münchhausens „Pest in Elliant" oder „Unser Glück" von 'Peter Krähe einerseits und Joseph« Metz' niedlichem Fabelschcrz von „Biene und Schmetterling" oder Thekla Lingens köstlich naiven „Geschichten" anderseits in gleicher Weise zu zündender Wirkung verhallen. Das Programm, das mit einer Ausnahme (Schillers „Teilung der Erde"! allerhand Zeitgenössisches (u. a. von Presbcr. Falke. Schönaich-Carolath, Avcnarius, Evcrs, Dehmcl! brachte, verriet eine geschickt und geschmackvoll wählende Hand. In Zwei Fällen war auch die Musik als Mithelferin zum Erfolge herangezogen worden. Man hörte zu drei der Robert Schumannschen „Kinderszenen" anmutig erfundene und gefällig gereimte Tcxtunterlagen von Felix Iosky. so wie Münchhausens gruseligen „Todspiclcr" in der der Dich tung gut angepaßtcn melodramatischen Gestaltung von Woikowsky-Biedau. Eine junge Pianistin, Lilly Lichten- stcrn, waltete hierbei ihres Amtes am Seiler-Flügel noch etwas schüchtern und unfrei, in. ganzen aber nicht Übel. Das den Saal füllende Publikum wurde von den Gaben der talentvollen und sympathischen Rezitatorin lebhaft gefesselt und bekundete sein Wohlgefallen durch eine Fülle hör» und sichtbarer Gunstbezeigungen. —clt. 4» I» s«r Galerie Arnold wurden aus der neu aufgestellten Kollektion, Ferdinand Dorsch drei Werke, und zwar „Spaziergang', „Schloßwache Pillnitz", „Altes Schloß" bereits verkauft. Ne» hinzu kamen die beiden Werk« „Airs der Terrasse" »nd „Balletteuse". Geheimer Mediziualrat Dr. Fedor Schnchardt. ein bekannter Psychiater, ist in Rostock. 63 Jahre alt. gestorben. -s» Dr. Alfred Russell Wallace, der mit Darwin zu. sammen seinerzeit die Deszendenztheorie verkündete, ist gestern, wie kurz telegraphisch gemeldet wurde, in London im Alter von 90 Jahren gestorben. Wallace gilt als einer der genialsten Mitbegründer der SelcktionS- theoric. Das Tatsachenmaterial, auf dem der Gelehrte seine Theorien aufbaute, boten ihm seine Reisen, insbesondere die im Malaiischen Archipel. Er hatte das Gebiet von Malakka bis Neuguinea seit 1834 acht Jahre hindurch er forscht und war seinerzeit mit einer Saminlung von 123 000 naturwissenschaftlichen Gegenständen nach London zurück- gekehrt. Wallace legte das Ergebnis seiner Forschungen in zahlreichen literarischen Werken nieder. Der Gelehrte trat ' u. a. auch für die Phänomene des Spiritismus mit grober Beredsamkeit ein.
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