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Haupttheile. In dem einen Theile geht das Ausbrüten vor sich und in dem andern erfolgt die Aufzucht der Jungen. — Bei der Fortsetzung der Vorträge des Herrn 0. Fleck über die Beziehungen der Chemie auf das prak- tische Leben sprach derselbe am Sonnabend speciell über den Gährungsproceß des Weines, die Herstellung des Bie- res und des Spiritus. Einleitend erwähnte der Herr Vor tragende den Kreislauf der Organogene bei Cvnsumtion derselben durch vegetabilische und animalische Körper und gab hierauf eine Erklärung der Begriffe „gähren", „ver wesen", „vermodern" rc. Beim Vortrage über die Behand lung des Weines wurde besonders auf die Veredlung des selben nach Gall'scher Manier Bezug genommen. Der Vortrag war durchweg ein äußerst gehaltreicher, und das anwesende Publikum folgte demselben bis zum Schluffe mit dem gespanntesten Interesse. Zur Erreichung eines klaren Verständnisses waren eine Anzahl Präparate und Zeichnungen aufgestellt, die Hr. 0. Fleck mit der liebens würdigsten Zuvorkommenheit erklärte. — Subhastation: den 12. Jan. 1857 das Gött- sching'sche Haus- und Weinbergsgrundstück Nr 786. in Wachwitz, auf 778 Thlr. gewürdert. — Auktionen: Heute« f.T. Vorm, von 10 Uhr an inn. Ramp. G. Nr. 21 Tabak- u. Cigarren-Vorräthe, Landweine, Pretiosen, Mobilien u. Effecten. Donnerstag den 11. u. Freitag den 12. Dec. Vorm, von 10 Uhr an Seeg Nr. 21 erste Etage eine Auswahl zum Theil schö ner und seltener Antiquitäten u. Oelgcmälde. — Die billigsten Brodpreise sind: für feines Rog genbrot» 8^ Pf ä Pfd.; für Hausback. Roggenbr. 7^ Pf. ü Pfd.; für sogen. Schwarzbr. 6 Pf. ü Pfd. — Die Vorsteher der evangel. Freischule veranstalten den fleißigsten und würdigsten Zöglingen auch dieses Jahr eine Christbescherung. Die denselben bestimmten Gaben werden angenommen in der Expedition dcsHrn. Superinten denten I). Kohlschütter (Moritzstr. Nr. 9 part.) oder von Hrn. Schuldst. Petermann (kl Reitbahng. Nr. 5. 3 Tr.) oder in den Wohnungen der Vorsteher. — Das Programm für die morgen Abend im Hotel de Saxe stattsindende zweite musikalische Soiree von Marie Wieck lautet folgendermaßen: 1. 8onato kür 1'io.uokorto und Violine (V clur) von Nosurt, vorgotru^on von Vrl. Vurü- V'ioest und dein lv. llninrnorinusilrns Hrn. Oüllrvoole. 2) „ln diesen lieil'^eu Unllen", uns der 2uu- derllötv von Votiert, vorz-etr. von dein IIok-OpornsünMr Ilrn. Oolln'un. 3. n) „Oes .Vstends", b) Vrnuinesvirren, uns den Ountnsiostüeleon von Idol». 8olnnnnnn; c) '1'rnuer- warsolr. von (Iio;ün, sännntliolr vor<-elrax-en von I'rl. Narie ^Vieelc. 4. n) Vrie ans dolmnn von l'oris von Loieldien, b) Vrnn/ösiseüe Uoinnniren, vorgetr. von Ilrn. Ooldrun. 5. u) Ilondo n Oapriooio, Op. 129, von lleetlioven. (Oieses unter lleetüoven's Xruldass Vorgefundene üuinoristiselie Ouprieoio öder ein altes Vollcslied ist iin iXlannsoript kol- gendermaassen üdvrsestrieben: „Oie VVutü nlrvr den ver lorenen Orosolron, ausgetolit in einer Oapriee".) l>) /v-vi lUa^nrlea's von Olropin, aus Op. 33; e) Kpinnerlivd von Uendelssolin; säinnrtlieli vorgetrag. von I'rl. Ickarie Wioost Tagesgeschichte. Die Frankfurter Blätter enthalten über die letzte Bundes- tagSsttzung einen officiellen Bericht. Nach demselben hat der Gesanvte Luxemburgs dem Bundestage die 'Aktenstücke über die ockroyirte Verfassung vorgelegt. Dieselben wurden a» den Aus schuß verwiesen. Der handelspolitische Ausschuß beantragte Ein berufung der Commission zur Ausarbeitung eines Handelsgesetz entwurfs für den 15. Januar. Die Abstimmung über diesen Antrag findet nächstens statt. Der Großherzog von Baden hat genehmigt, daß den Theilnehmern an den Bewegungen der Jahre 1848 und 49, die in Folge ihrer Lamesflüchtigkeit des Staatsbürgerrechts ver lustig geworden sind, letzteres wieder verliehen werde: 1) sofern sie seit ihrer Rückkehr ins Land sich mehrere Jahre tadellos auf- gcführt haben und 2) ihre Reue über das Geschehene erklären, und unter dem Versprechen gesetzlichen Verhaltens um Wicder- verleihung des Staaisbürgerrechts bitten Den wieder als Staats bürger Aufgenommene» und ebenso den nicht landesflüchtig ge wordenen Theilnehmern an den Bewegungen sollen die Folgen der erkannten Zuchthausstrafe in Bezug auf staats- und gemeinde- bürgerliche Rechte erlassen werden. Aus Paris meldet man, daß die neuen Conf.rcnzen nicht länger als 10 bis 12 Tage dauern werde». Nachrichten aus Neapel zufolge hatte die Regierung von Palermo aus nur 300 Mann zur Unterdrückung des 'Aufstandes nach Cefalu abgesandt. Die Aufständische» hatten sich in die benachbarten Gehölze geflüchtet, und man betrachtet die ganze Sache als beendet. Aus Messina wird gemeldet, daß ungeachtet der Aufre gung, die durch Nachrichten aus Palermo cntstanven, Messina ruhig sei. Die Polizei hat Vorsichtsmaßregeln genommen und die Posten verdoppelt. Verhaftungen haben noch nicht stattge funden. In Catanea wurden Maueranschläge gefunden mit Vi vats für ven Erbprinzen, für die Freiheit und die Verfassung vom Jahre 1812. Die Polizei hat diese Plakate ohne Wider stand entfernt. Eine neapolitanische Corvette hat Messina ver lassen, um 1000 Mann und Artillerie aus Neapel zu reguiriren. Die Spielsucht, welche bitterem Vernehmen nach immer weiter um sich greift und besonders in verdorbenen, arbeitsscheuen Subjecten ihre thätig- sten Agenten hat, — mag sehr alten Herkommens sein, denn es wurde schon vor vielen Jahrhunderten, und dies außerordentlich hoch, gespielt, da z. B. anno 79 nach Chr. Geb. Glaukus im Spiel nüt Kladius während der Saturnalien oftmals bis zu 30 Sestertien (2900 Gulden) verlor, so daß Lepidus auSrief: „Wer mit Klodius spielt, wird bald, wie der Kurkulio des Plautus, seinen Mantel auf's Spiel setzen!" Doch dürfte schwerlich je mit abscheulicheren Jntriguen ge spielt worden sein, als es, aller Wachsamkeit der wacke ren Polizeibehörde zum Trotz, leider — wie man sagt — oftmals jetzt der Fall! — Hinter verschlossenen Thüren sitzt die ver- hängnißvolle Spielgesellschaft und es mischt der „falsche Spieler" bei der täuschend markirten Karte zugleich das Gift zur Vernichtung deS Wohlstandes ganzer Familien! — feine getreuen Helfershelfer thun auf ihren erbärmlichen Posten durch geheim- nißvolle Kniffe daö Möglichste, damit auch Jedem der leichtgläu bigen, verführten Mitspieler sogar der letzte Groschen abgenom men — und die meist verschwiegen bleibenden häuslichen Schreckensscenen der unglückliche», ausgeplünderten Spielopfer dürften einem Eugen Sue zu neuer Bearbeitung der „Geheim nisse von Paris" noch viel grosseres Material liefern, als nach stehende, für junge unerfahrene Geldleute höchst beherzigenswerthe Spielgeschichte. Einige Herren — so erzählte man nämlich dem Schreiber dieses — ließen sich vor längerer Zeit durch die schma rotzenden, großprahlerischen Einflüsterungen eines jungen Mannes zum Spiel mit demselben verleiten und hatten i» we-