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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 21.01.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-01-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260121017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926012101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926012101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-01
- Tag 1926-01-21
-
Monat
1926-01
-
Jahr
1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 21.01.1926
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^ Hr. A4 Sette S — „Dresdner Nachrichlen" — Deutschlands Anitmadel. l^cio. Durch die kürzlich tn der I. G. Farbenindustrie. Aktiengesellschaft erfolgte Zusammensassung der bekannten chemische» Gesellichasten, -er badischen -lntlinsabriken. der Höchster Farbwerke, -er Elberfclder Farbensabrikc», der Agfa tn Berlin und -er beide» Werke GrieSheim Elektron und Weiler ter Meer, ist der größte deutsche Trust mit einem Aktienkapital von ülti Piillionen und Reserven vvn liQ Mil lionen entstanden. Ihn leiten 40 ordentliche und 44 stell vertretende Rolstaudömilglteder. Seine Zentrale befindet sich in Frankfurt a. M.. ein AnfsichlSrat vvn 49 Personen über- wacht die Geichättssührnng. 'Vorsitzender des AussichtSrats ist der langjährige weiter der Elbcrselder Farbenfabriken, Gel,. Regicruilgsrak Carl DuiSberg. Ihm stehen als Stellvertreter der frühere Aussichtsratsvvrsitzcnde der Höchster Farbwerke. Walter vorn Rath, Prof. Dr. Carl Müller vvn den Badischen Anilinfabnke» und Generalkonsul t5arl v. Weinberg von der Ftrnia Leopold Cassetla u. Co. zur Seite. BemcrkenSiveri ist, d«ik; sich unter den 84 ordentlichen und stellvertretenden 'Vorstandsmitgliedern des neuen Farben- trustS nur ein einziger befindet, der mit de» Gründern der einzelnen ctiemochen Fabriken. die jetzt Bestandteile der neue» Aktiengesellschaft sind, verwandt ist. GS ist Direktor Dr. Kurt Oppenheim, ein Sohn des Geheimen RcgierungSralS Dr. Franz Oppenheim, -eö Gründers und langjährigen Leiters der Agfa in Berlin. Dr. Oppenheim ist ein Enkel -eS Kommerzienrats Cäsar Wollhctm. Gründers der gleich namigen großen Kolilenhandclssirma i» Berlin, ein Schwager deS Herrn Panl v. MendclSivhn-Barthold», Chefs der Bank firma RiendelSsohn u. Co., »nd des früheren Staatssekretärs rm AnSnärtigen Anit Ernst v. Simlvn. der jetzt ebenfalls dem AufuchlSrat des Farbcntrnsts angehört. Dagegen finden wir unter den anderen NnfsichtSratsmit- glicdern der I. G. Farbeniu-nstrie - Aktiengescllschast eine Reihe von Ramen, die niis die historische Entstehung dieser Gesellschaft erzählen, da sic Söhne. Schwiegersöhne oder Enkel derjenigen Männer sind, die die einzelnen jetzt im Farbentrusl znsainmengeschlosfencn Werke gegründet »nd tn die Höhe gebracht haben, lind da eS historische Pietät im kaufmännischen Leben nicht gibt, ist anziinehmen, das; sie tmmer noch Besitzer oder Vertreter großer Aktienpakete sind. So finden wir in dem neuen AnssichtSrat des Farbcntrnsts außer dem Sohne des Kommerzienrats Bauer, Gründer der Elberkelder Farbenfabriken Dr. Richard Bauer in Leverkusen, zwei seiner Enkel, den Freiherr» v. Gamp Massauen, einen Sohn des am 27. Januar 1907 baronisicrten srcikvnservativen NcichStagSabgeordnelc», und den Rittergutsbesitzer Waldemar v. Börtinger auf Schloß Arcnsdvrf tn der Nermark. dessen Baker. Geheimer RcgiernngSrat Hcnru v. Slöttingcr, drei I» der belebten Parkstraße dieser Stadt besindct sich ein HanS. Tage nach seinem Schwager. Baron Gamp, nobilitiert wnrde. dem verschiedene Sekten ihr Heim gefunden haben. Unter Auch ein Soli» des Gehcimrats DuiSberg, der die Clbcr selber Farbenfabriken in den letzten Jahrzehnten geleitet hat, Dr. jur. Carl Ludwig DuiSberg, gehört dem neuen Anssichtö- rat an. Unter dem Rainen .Carl Actzaz" ist er Mitglied der Reinhardt-Bühnen und einer der bekanntesten Schauspieler der ReichShauptstadt. Seine Gattin isl eine Enkelin deS Geheimen Komincrztenraiö H»g» Oppenheim, Bruders -cö erwähnten GcbeimratS Franz Oppenheim. Da die Höchster Farbwerke im Gegensatz zu den Elber- selber Farbenfabriken nicht die Gründung eines Mannes waren, sondern gemeinsam von den Herren Wilhelm Meist.r, Eugen Lateins und Adolf v. iklrüning errichtet wurden, iß die Zahl der von ihnen abstammenden SinssichtsratSmitglieder weit größer. Bon dem l895 verstorbenen Wilhelm Meister — seine Gattin, geborene Stecker. das sogenannte „Mcrlchen" war die intimste Freundin der Fürstin Johanna Bismarek — gehören ein Loh», der Ncaicru»gs"räsident a. D. Wilhelm v. Meister, und ein Schwiegersohn, Walter vom Rath, dem neuen AnssichtSrat an. Ein anderer Gründer der Höchster Farbwerke war Dr. Eugen Lucius, ei» Bruder des lang jährigen preußischen LandwirtschaslSministcrS Freiherr» L-uciuS v. Ballhausen. Er ist durch einen Enkel, den holländi schen Grafen Schimmclpcnninck. und einen Lchwicgcrcnkcl. den Freiherr» Moritz v. Betbmann, Ehcf des alten Bankhauses Gebrüder Bcthmann in Frankfurt a. M. und Gatte einer Gräfin Lchimmelpeiininck, im AnssichtSrat vertreten. Dritter Gründer war der 1883 einige Mvnate vvr seinem Tode nvbili- tierte Geheime Kommerzienrat Adolf o. Brüning, dessen Gattin der bekannten Berliner Färbersamilie Svindler eni- stammte. Den dlktienbesitz seiner Erben vertreten im 'Aufsichts rat der Polizeipräsident a. D. Walter v. Brüning und der Gesandte a. D. Adolf v. Brüning. Auch die Firma Leopold Eassella u. Eo.. deren Aktien mehrheit sich seit langer Zeit in den Händen der Höchster Farbwerke befand, ist Gründung eines Frankfurter Kaufmanns, Ludwig Gans. Sein ältester Sohn war der kürzlich ver storbene Exzellenz Fritz v. GanS, der l!112 von Wilhelm ll. den Erbadel erhielt. Sein zweiter Sohn ist der Geheime Kommerzienrat Dr. Leo Gans, der mit seinen Ressen, den 1998 geadelten Brüdern Arthur und Earl v. Weinberg — ihre Mutter war eine geborene Gans — im AnssichtSrat des neuen Farbcntrnsts sitzt. Schwiegersohn deS Gründers der Badische» Anilinfabrikcn Siegle ist der bekannte Psychiater Tr. Freiherr v. Schrenck-Rotzing in München. Auch er ist Aussichtsraismit- glied des neuen Farbcntrusts. Ein anderer Schwiegersohn, Herr v. Ostertag-Sicgle, der 1999 den wlirttcmbergiichen Erb adel erhielt und früher in der Leibung des Unternehmens tätig «vor. ist vor einigen Jahren gestorben. Daß die Gründer und Leiter der großen deutschen chemi schen Gesellschaften unter dem alten Regime zahlreiche Aus zeichnungen erhielten war eine Folge -cs Interesses, das Wilhelm H. gerade dieser Industrie cntgegcnbrachte. Wohl kein anderer deutscher Industriezweig konnte so viel äußere Ehren buchen. Die Herren vom Rath und v. Böttingcr kamen ins Herrenhaus, letzterer und die Herren DuiSberg, Oppen heim und v. Weinberg erhielten den Titel eines Geheimen Regierungsrats: baronisiert wurde Herr v. Gamp. nobilitiert die Gebrüder Meister und Weinberg, die Herren v. Böttingcr, v. Gans und vom Rath. Man kann sich daher auSmalcn. wieviel weitere A-clspatente und Titel die jetzt tn der I. G. Farbenindustrie - Aktiengesellschaft leitenden Herren ohne den v. November i9l8 erstatten hättet» Zukunft damit aber dürfte der Bäderaründnna soweit ste für ein moderne», internationale» Badeleben und einen großen Fremdenverkehr in Betracht kommt, ein Ziel aele t sein. Eine Konkurrenz haben die aroßen deutschen Bäder kaum zu befürchten. , Der einzige noch erhal ene Pranger. Die Lübecker „Bntterbude*. In Lübeck ist mit dem Umbau eine» 550 Jahre alten StadttvahrzeichcnS begonnen worden, das in der Geschichte Lübecks einst eine bemerkenswerte Rolle spielte. ES ist di« sogenannte Butterbude aus dem Marktplatz, die heutige steinerne BedürsniSanstalt. Dieses Gebäude wird von einem profilierten, nach allen Seiten offenen, überdachten Spitz- lwgciiansba» gekrönt, um den sich eiserne Stangen zum Fest- halten ziehen. Daö ist der ehemalige Lübecker „Pranger" an welche» sich Jahrhunderte alte Erinnerungen knüpfe». Hier oben wurde» während 250 Jahren Marktfrevler, streitsüchtige Weiber, Unruhestifter und auch Verbrecher während der Marktzctt ösfentlich zur Schau gestellt. Damals hieß der Pranger im BolkSmunde „Finkenbaucr". AIS diese Straf art abgeschafst wnrde, wurden die unteren Räume zu Ber- kanfSstelle» für Bntterhändlcr eingerichtet und der BvlkS- »iiind nannte daS Gebäude Bntterbude. Im Jahre >885 wurde dann die heutige Bedürfnisanstalt eingerichtet. In nächster Nähe stand lm Jahre 1435 ein zweiter Pranger, aus welchem Schwerverbrecher zur Sckau gestellt und körperlichen Züchtigungen nnlcrivvrsc» wurden, dieser Pranger trug eine lwbc Säule mit einer mit Einem Besen versehenen menschlichen Figur. l8ii wnrde er von den Franzosen nicd-rgerillen. Im Jahre l809 brannte die Butterbndc lichterloh, im Jahre l8?o sollte sie ntcdcrgelcgt werden, wurde aber neuerbant, was dem Architektenvercin in -Hamburg zu danken ist. So steht dieses mittelalterliche Denkmal, bzw. der vom Feuer verschont gebliebene Pranger, auf dem Lübecker Marktolad noch heute, der ietziae Umbau beschränkt sich ans eine Erweiterung de» Ge bäudes für ein Reisebnrcan der.Hamb»r>'-Am>'''tka-Li»ir. der Pranger aber, dieses Sinnbild akter Lübecker Gerichtsbarkeit, bleibt völlig unberührt Bemerkenswert ist. daß dieser Pranger das einzige tn ganz Deutschland erhaltene Denkmal alter Strafrechtspflege ist. Menschenopfer aus reliy1S'e»n Irrwahn. Der grausame, aus religiösem Wahn geborene Brauch, einer Gottheit Menschenopfer darzubringen, gehört, wie man glauben sollte, einer längst überwundenen Zelt an. Und doch hat sich ein grauenhaster Fall besiinlischer Abschlachtung eines Menschen ans religiösem Fanatismus erst tn diesen Tagen ereignet und dazu noch inmitten einer Großstadt, in Brooklnn Vermischtes. Po Nische Ost eebSder. Ohne daß die Ocsscntlichkcit viel davon erfahren hat. sind in den Ostseegebieten kleine polnische Ostsecbäder entstanden, und für die Gründung weiterer Bäder werden von der volnt- schen Regierung die Eisenbahnverbindungen wesentlich ver bessert. Ter Plan gebt dahin, den deutschen Nädern Kon kurrenz zu machen. Tie sogenannte „Kaschiibische Schweiz", die an der Ostsee gelegenen Kreise Putzig und Neustadt, ist für die An'aae von polnischen Ostscebädern auscriclien. ES ist ein-- waldreiche Gegend von großem, landschaftlichem Reiz. Dort sind Hotels, Häuser und Villen erbaut und Fremdcn- logtS eingerichtet worden, und tatsächlich hat sich tn der Saison 1925 ein Fremdenverkehr dorthin gezogen, der aus 10 999 Personen geschätzt wird. Meist waren es polnische Be amte und kleine Leute, die dort ein billiges Unierlommen fanden. Es sind in einigen Orten, so in Rb-na. auch Sana torien erbaut worden. Trotzdem ist die Anlage großer, moderner Bäder an der Putziger Wiek ausgeschlossen, da dort hie Danziaer Bucht durchanS unaeeign-t dazu ist nnd meistens Überhaupt keinen Strand Hai. Nur Großcndors am Anfang der Hgstz'nsel Hela bleibt für große Pläne ttbria. und hier ist tm vergangenen Jahre das erste nennenswerte polnische See bad Hallcrowo- benannt nach dem bekannten General Haller, aeariii^et und einacwcibt worden: der Badeort wurde an die «ahn Putzig—Krakow angcschlvsien. Eö verkehrten tn der »orlähriaen Saison nicht weniger alS bis zn 20 Züaen täglich, »egen etwa 4 tn der Borzelt. Hallerowo bat zweifelt»» «tn« anderem versammeln sich dort auch die Anhänger der „Voodoo- Religion", deren Vckenncr ausschließlich Neger sind. Vvr einigen Tagen »u» betrat eine junge Brovklnncr Dame, Fräu lein Rosa Parcllo, daS Haus, nm eine dort wohnende Freundin zn besuchen. Im zweiten Stockwerk, wo sich das Versammlungs lokal der genannten Sekte befindet, fühlte sie sich vlötz'ich von kräftigen Armen umschlungen »nd in eine Tür htncin- gesciiobcn. Die Ucbcrsallene war vor Schrecken nicht imstande, ein Wort über ihre Lippen zu bringen. Sie wurde entkleidet und in eine» dunklen Raum gebracht, der von einer kleinen Ocllampe dürftig crbellt war. Dort wurde sie aus einem Altar sestaebniiden. bi'tter dem sich die Neaergcmcinde ver- sammelt batte. Die Missetäter machten sich nun an ihre schaurige Zeremonie und schnitten der Bedauernswerten mit Mellern Fleisch a»S dem Körver, während die „Gläubigen" Hymnen sangen »nd religiöse Tänze auslübrten. Die mark erschütternden Hittcruse dcö wehrlosen Opfers vcranlaßten hic Nachbarn, tn die Wobnima ein»ndrinaen, »nd eS gelang, die Täter festznnchmen. ,v'tzre»d daS verstümmelte Mä5ch>'„ in tzglkniivoslosem Zustand nach dem Krankenhaus geschahst werden mußte. Neuer Lelchensnnd ln der Moabiter Trümmerstätte. Bet den fortgesetzte» Näninniiasarbeiten ans dem Grundstück Kircbstraße 0 ivnrdc die Leiche der 53 Jabre alten Frau Klara Fcldner. die ebenfalls lm Hanse Kirchstraße 9 wohnte, ge borgen nnd dem Schanhause zngeführt. Nunmehr sind tm ganzen acht Tote gcboracn. Der Prozeß der Comlcsia de Mazzenan. Bor dem 3. Senat des KaiümeraerichtS wurde am MittwociwormUtag der Prozeß der Eomtcsic de Mazzenau geborene llrbaS gegen die ehemalige Großherzogin Elisabeth von Mecklenbura- Ltrelitz und die Prinzessin Marie zu Lippe in Blasewitz und die Kronprinzessin Metttza von Montenegro verbandest. Es handelt sich tn dem Prozeß nm die alten Beziehungen des GrvßberzoaS Adolf Friedrich V. zur Comtess« de Mazzenau, die bis l9t4 währten. Der Großherzog lebte vorwiegend in Berlin »nd unterhielt durch zehn Jahre Beziehungen zn der Klägerin, die frittier in Mccklenburg-Strclitz Schanspielcrin gewesen war. Als der Großberzoa starb, vermachte er ihr als Legat eine Rente von 20 000 Gvldmark. Diese Rente wurde der Comten'a de Mazzenau und ihrem Gatten, einem österreichischen Offizier, der den päpstlichen Adel erhalten hatte, auch bis littst anSgrzabll. Istlst verweigerten die Erben deS Großherzogs die weitere Auszahlung mit der Be gründung. daß der mecklenburgische Staat ihr Rechtsnach folger sei. Durch die Revolution seien sie »m Krone nnd Großberzoatum ae'ommen. und der Staat sei nun verpflichtet, auch die Privatsardernnacn gegen den früheren Großlmrzog respektive seine Erben zn bezaltten. - In der ersten Instanz snrach das Landgericht der Eomtesia de Mazzenau und ihrem Gatten 9000 Mk. Rente zn. Dagegen haben beide Teile Be rufung eingelegt. Zu Beginn der jetzigen Verhandlungen brachte dar Bertreker der beklagten arctt-tzcrzoalichen Familie einen AblchnnngSantrag gegen daS Mitglied deS Senats. Kammeraerlchtsrat Caspar» ein weil Caspar« angeblich mit einer Persönlichkeit, einem Bankier, der tn einem Borvrozetz eine große Nolle gespielt habe, verwandt lct. Der Vertreter der Klägerin wandte sich tn scharfen Worten gegen diesen An- trag der tbm dafür zu sprechen schien, daß die aroßherzogliche Familie ein Interesse an der Berschlepvuna de» Prozesses habe. ** Einbruch bei dem Abgeordnete« Dittman«. Bet dem sozialdemokratischen Abgeordneten Dtttmann ist ein Sin- bruch verübt worden. Da Schriftstücke entwendet wnrden. vermutet man einen Diebstahl au- politische« Gründen. ** LicbcStragSdie. In Harburg fand man am Sonnabend früh zwei Leichen. Wie fcstgcstellt werben konnte, handelt eS sich um den 21 jährigen Studenten Lueth und ein I7jährtgeS Mädchen namens Rudolph. Der Student hat das Mädchen, mit dem er ein Ltebevverhältnt» unterhielt, getötet und sich daraus erschossen. * Weibliche FremdcnsUhrcrinnen. Eine reizende junge Dame alS Fremdcnsuhrcrin zugewiesen erhalten — sür wen wäre das nicht verlockend? Tie Stadt Köln, dle sich so vor- ttialich anf alles versteht, was den Fremdenverkehr heben könnte, hat zwölf Damen zu Fremdensührerinnen auSbttden lassen und stellt sie auf Ansordern beim städtischen Verkehr», amt zur Verfügung. Die Damen sprechen mehrere Sprachen und kennen Köln natnrllch ans dem ff, wie man sagt. Eine feste Besoldung durch die Stadt erhalten sic nicht, sondern Ne erwerben ihren Lebensunterhalt durch die Gebühren, die sür ihre Inanspruchnahme zn zahlen sind. * Nrgroßeltern, die sick scheiden lasten. Bor einem Wiener Gericht erschienen zwei über siebzig Jahre alte Ehcaatten. Beide hatten die Ehescheidungsklage rtngeretcht. Der Mann beschuldigte die Frau, ihn gröblich beschimyft nnd mit Gewalt bedroht zu haben: die Gattin führte au», der Mann wolle sich nur scheiden lasten, um ein« jüngere Frau zu heiraten, mit der er ein Liebesverhältnis habe. Tabes, waren die beiden merk würdigen Kläger schon über lünsztg Jahre mlteinander ver- hetratet, Ihr« Enkel na» Urenkel waren »« de« Pr,-eh als Donnerstag. 21. Januar 1S2V Zeugen geladen. Da noch vewetSmaterlal sr-ltr, stel di« Verhandlung der Vertagung anheim. ** Flna»ena»"sa«M''nttost in Italien. Nach einer Mel- duua aus Rom sind aus dem Flugplatz von Furbara zwei Militärflugzeuge in l000 Meter Höhe zuiammengestoßen. Die beiden Jniasir» der Mascht»»» waren aul der Stelle tot. * Nach Jahre» di, Sprache »iedererlanatl In der schwedischen Gemeiirde Mulserod iSmalandl hat sich dieser Tage der gewiß seltene Fall ereignet, daß eine lllljährtae Frau, die vor 22 Jahren die Sprache vollkommen verloren hatte und iettdem vollständig stumm gewesen war am Grabe ihrer Mutter die Sprache tust In dem Augenblicke wieder- erlangte tn dem ste der De>htng«schlLdenen einen letzten Grub tn da» Grab nachrulen sollte. * DaS Land de» Sounrnscheln». Spanten hat meh, Sonnenschetn als sonst ein Land tn Europa, durchschnittlich 8000 Stunden im Jahr * Die erste U. S. A »Stadt mit Gummlpslnster. Die Stadt Ctiictnnatt tm Staate Ohio wird die „Königin deS Westens" ge nannt. Zur Erhöhung ihres Ansehens wird eS noch beitragen, daß sie alS erste Stadt in U S A zur Gnmnttpslastcrung über, gegangen ist. VS wurden, wie die „Umschau" mittetlt, Gummi, platten von 80:15:2!-4 Zentimeter auf Veto» verlegt, und zwar aus eine Zwischenschicht einer heißen Maste, die mit Stami'faspbalt eine aewtsie Aehnlicbkett bat. aber vornehmlich auS Zement nnd Gummi besteht. Die Platten sind mitel». ander verlappt und werden ans die Unterlage sestaenaaelt, um ein Werfen zu verhindern. Acht Mann verlegten sechzig Quadratmeter stündlich. Der Berkehr wickelt sich nun wö'ttg geräuschlos ab. Weder die Huletsen der Pferde, nock die Quadratmeter schwerer Lastsahrzeuge hinterlassen aus dem Gummi Eindrücke. Wie Kniaqe mll Menschen um inn. Der gute Adolf Freiherr v. Knigge, besten Buch über den ..Umgang mit Manschen" noch heute beinahe alS das Evanrv- llum deS guten Tones »nd der Lebensart atlt. hatte selber eine ganz eigene Art. „mit Mensche» nmznaehen". die eiaent- lic>' in einem reckt krastcn Widerspruch z» seiner ..Lehre" steht. Die Gesetze die er schrt-'b hatte er augenscheinlich als nickt aültia sür sich selbst angesehen Die zweite Ehe. die der Landgraf Friedrich mit einer tungen Prinzessin vvn Brawdrn- bnra-Schwedt geschlossen, hatte fröhliches Leben an den Kasseler Hof gebracht und Kniaee der schon als Sindcnt in Göttinnen bei einem Besuche am Kasseler Hofe zum Kammer- astessor »nd Hvfiunker ernannt worden war. batte Geist und Laune aenua. um sich t» diesem ausgelassenen Kreise zn ge fallen. Die Art wie er seiner Laune die Zügel schießen ließ, ist sehr vrtntncll. Einmal z. B. ließ „kleine lustlac Tierchen" von B'ettelkinldern sammeln, praktizierte sic tn Fcbcrspulen und brachte diese bet einer Abendgesellschaft mehreren Damen unter vertraulichem Geflüster in tbrcr bauschigen Frisur unter. — Einmal wollten einige Engländer d'm Fürsten vorarstellt werden. Knigae übernahm ihre Etnführnng. Als sic sich »ach dem Zeremoniell erkundigten gab er ihnen den Wink, der Landaraf ici ganz einfach und anspruchslos nur setze er eS gern, wenn die Anfwartenden. die Klappe seiner Westentasche küßten. Durch eine Weigerung sollten sie sich nickt bindern laßen. — Die Engländer betraten den Audienz. s"a' »nd daS erste, umS sie taten, war daß sic aus den Fürsten loSstürmt n und seine Tasche attackierten. Je mehr der F-tirst znrückwich, um so eifriger wurden sie. bis sie zuletzt die Tasche wirklich erreichten, nicht aber wie der Landaras geglaubt tzntte nm sie zu vlündcrn, sondern um die Taschenklappe an die Livven zu drücken. Geheime Bünde bei den Menkchenkreffern. Maskierte Versammlungen. — Die furchtbaren Beschlüsse der Geheimbündler. — Vorschrift: Me»scheusresterei. — Verräter werden gefoltert. — Eine Gefahr kür Europa. Bei den Kanakcn. einem der gesürchictsten Stämme der Menschcnsresser, ist bas Gchctmbundwescn heute nvch in vollster Blüte. Diese ans Menschentteisch erpichten, der höheren Kultur gänzlich unzugänglichen Wilden leben hauptsächlich anf der etwa 25 000 Kilometer großen Insel Neu-Nritannicn. Sie haben mehrere solcher Bünde, deren Mitglioder bei Ver meidung der Todesstrafe zur absolute» Verschwiegenheit ver- pflichtet sind. Sehr verbreitet ist der „Tambuan"-Bnnd. Er ist zwar nach einem weiblichen Geiste genannt, seltsamerweise sind aber bei Ihm die W ibcr ausgeschlossen. Der Bund Hai sür seinen Schutzgeist, der Tambuan, mitten Im Urhochwald der Bergketten, die die Insel umgeben, einen Tempel errichtet, der zum Schutze des Geistes mit einem hohen und starken Glltcr gegen de» Angriff feindlicher Mächte geschützt ist. Den Geist 'u beschwören und herbeizuziticren, dazu ist nur der Bor- sitzende -es Gchcimbnndes befugt, und er beruft auch die Ver sammlungen der Mitglieder ein. die in einer nahe dem Tempel errichteten Hütte stattfindcn. Unweit davon hat das Bundes- vberhaupt auch noch eine eigene Hütte, tn der eS sich den Mit gliedern im Solotanze zeigt. Ter Tambuan-Tanz wird nur vvn ihm allein getanzt. Außer dem gemeinen Mann der Tambnan-Bündler gibt eS noch eine Zwischenstufe, die Dnk- dnks, di« so eine Art Nnterpräsibcntenschast bekleiden. Ste tragen auch, wie der Vorsitzende, Masken, haben ans dem Kopfe einen kirchturmähnlichcn Huk und sind tn ein Gewand gehüllt, daS In langen losen Blättern vom Halse aus btS auf dle Erde herabfällt. Tie Beschlüsse, die auf den Versammlungen der TamHuan Leute gefaßt werden, sind meist fürchterlicher Art. So planen sie oft ausgesprochene Naubzüge und Menschenjagden. Durch ihre maskierten Tänze versetze» sic die Bevölkerung in Angst »nd Schrecken, nehmen jeden, der ihnen tn »cn Weg kommt, gefangen und geben ihn nur gegen hohen Tribut frei. Ger den erpreßten Tribut nicht aufbringen kann, der wird un- barmherzig abgeschlachlet und gespeist. Dabet ist eS aber keineswegs sicher, daß die Geheimbündler das Opfer frei- geben, auch wenn der Tribut aufgebracht wurde. Keine Frau und kein Mädchen ist vor dem organisierten Raubgesindel sicher, denn die Anhänger des Tambuan-Bundes gelten alS sakrosankt,- niemand darf sich ihnen widersctzcn. Hat daS Kanakcngesindel genügend gemordet und geplündert, dann „stirbt der Tambuan". Das heißt, die Rotte stellt ihre Dchand- taten wegen Ncbersätttgung ein, bis sie eines Tages erneut Angst und Schrecken auf der ganzen Insel verbreitet. Noch schrecklicher als der Tambuan-BnnL ist der Intet. Ein Missionar erzählt in dem Organ der vatikanischen MissioiiSauSstkllung tn Nom. welch« unendliche Mühe es lhm gekostet habe, bis er von den zum Christentum übcrgetrctenen Kanaken Irgend etwas über diesen fürchterlichen Gchcimbnnd erfahren konnte. Die Eingeweihten sind darum so zurück haltend mit irgendeiner Aeußerung über den Inlct. weil sie wißen, daß sic den entsetzlichsten Foltern auSgcsctzt wären, wenn eS heranskäm«, daß sie den Schleier des Geheimnisses auch nur eine Winzigkeit gelüftet. Die Mitglieder sehen sich untereinander als Wesen mit höheren Kräften an. Der Genuß von Schweine fleisch ist verboten, der von Menschcnsleisch vorgeschriebe». Wer der Menschenfresserei entsagen will, der wird selbst ge schlachtet nnd verspeist. Der Ort der Versammlungen, von denen wiederum die weiblichen Wesen anSgeschlosien sind, wechselt, und ist nur Geheimbündlern bekannt. Wie ln einigen europäischen Gcheimbünbcn der Jetztzeit, wechselt auch hier das Mitglied bei Atisnahm« seine» Namen und muß ein bc- stimmtcs Eintrittsgeld zahlen. Sin- schon die Tänze und Gesänge der Jnlet-Leute äußerst frivol, so werden sie durch Ihre Handlungen noch Uberlrossen. Slc sind nach den Schilde rungen des Missionar» von unbeschreiblicher Nebelt. In diesen Geheimbünden der Kanaken wird besonder» auch der Haß gegen die weiße Rasse ausgestachclt. Kein Wun- der. bas, ganz« Missionsgruppen tm Lause der Jahre den ver- tterten Wilden zum Opfer gefallen sind. Nach Ansicht dx» obengenannten Missionar» bedeuten dle Kanakcn Geh-t»^ bünbc ..eine» der größten moralischen Nebel und für ble Enrvpäer eine wirklich« polttifche Gefahr*.
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