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Doch hier naht ung desMenoekeus Sohn, Kreon, der neuwaltende Herrscher, Erregt von dem neuen Geschick, das Götter verhängt. Ihm wogt ein hoher Gedanke in der Brust, Weil eben der Greis’ ehrwürdigen Rath Er hieher lud zum Versammlungsort, Durch Heroldsruf sie bescheidend. Strophe 1. Vieles Gewaltige lebt, und Nichts Ist gewaltiger, als der Mensch ; Drum selbst über die dunkle Meer- Flut hinzieht er, vom Süd umstürmt, Hinwandelnd zwischen den Wogen Den rings umtosten Pfad. Er raüdet ab die höchste Göttin, Gäa, die ewige, nie zu ermattende Während die Pflüge sieh wenden von Jahr zu Jahr, Mit der Rosse Stamm sie furchend. Gegenstrophe 1. Flüchtiger Vögel leichte Schaar ,Und wildschwärmendes Volk im Wald, Thier’ auch, welche das Meer erzog. Fängt er, listig umstellend, ein In netzgesponnener Windung, Der vielerfahrne Mensch; Gewandt bezwingt er auch das freie Höhenerklimmende Wild, und den mäh nigen Nacken umschirrt er mit Joches Gewalt dem Ross, Auch dem unbezwungnen Bergstier. Strophe 2. l ud das Wort und den luftigen Flug- Des Gedankens ersann er, erfand Staatordnende Satzungen, weiss dem un gastlichem Froste des Reifes, und Zeus Regenpfeilen zu entfliehn. Ueberall weiss er Rath : Rathlos trifft ihn nie Das Künftige! Nur nicht den Tod Ward zu fliehen ihm vergönnt; Doch schwere Krankheit bannt er durch Sichere Heilung. Gegenstrophe 2. In Erfindungen listiger Kunst Wohl über Verhelfen gewandt, Neigt bald er zum Argen, zum Guten bald; achtet hoch Der Heimath Gesetz, Der Götter schwurheilig Recht, Segen der Stadt! Aber zum Fluch Lebt ihr, wer gesellt Dem Laster, voll Trotz sich bläht. Nicht an Einen Heerd mit mir Gelange, noch in meinen Rath Solch ein Frevler! Was seh’ ich? Erscheint, von den Göttern gesandt, Dies Wunder'? Und doch, — nicht läugn’ ich es mehr, Dass die Jungfrau dort Antigone sei. Unglückliches Kind Von dem Unglücksvater, dem Oedipus, ach ! Was ahnt mir ? Führen sie dich hierher, Weil du die Gebote des Königes brachst, Und ergriffen dich über dem Wagstück ? Nr. 3. Strophe 1. / Ihr Seligen, deren Geschick nie kostet’ Weh und Unheil! Wem sein Wohnhaus Götter erschütterten, niemals Lässt der Fluch ihn, fort von Geschlecht Zu Geschlecht sich wälzend; So wie das aufgeschwollne Meer, Wann, vom Thrakersturm erregt, Machtvoll es in die umdiisterte Tief’ hinab sich wälzt, Vom Abgrund auf den sehwarzenMeersand Wühlt, und dumpf im stöhnenden Orkan die flutgeschlagnen Ufer tosen. Gegenstrophe 1. Wohl seh’ ich in Labdakos Haus Leid sich uraltes