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Dresdner Nachrichten : 29.06.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-06-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187406294
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740629
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740629
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 5-6 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-06
- Tag 1874-06-29
-
Monat
1874-06
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 29.06.1874
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o. lXX), 000, falle wer- Bt- wto- .. m^ i«h-, «t»t » e» fel l, i und große kützen. eider- weise, elnster altene ltor. »ä provrpi reSo. drsorgr leu- Borgt. »sse«^ tte«, -Sth. gro- »ioNLtoL r. r, vor» "s.L! — Lut. »>,«» in »crltn, Len>,iu. Wien. Hamburg, tzr»>ttfurl «. «Un- ««» - o.»u« « c«. t» »«chua ». «. - r» t» ««»»«». - bi Part». Tageblatt für Unterhaltung nnd Geschäftsverkehr. .Druck und »igenthum der Herau«tz«ber: Ltepsch L Neichardt in Dresden, verantwort!. Redakteur: ÄUlttt» Neichardt. iomn tnicrlre^ wir ilkneii Prtinumerand,»- Zalilung durch Srufe marlc» oder Po!letn»>n,- Umg. u Llibin loftin i>., Mr. Inlcroir iür dir Monl°»»il»umml>i oder nach einem Feftlag« die Zeile S Sitzr. «r. 18«. Revnrehnter Jehrga«,. Mttrrdacteur: Für da- Feuilleton: vr LiuU Dresden» Montag» 3«. Juni 1874. Taseszeschtchte. Deutsche« Sketch. Der Kaiser setzt, wie aus «ab EmS ver lautet, die Brunnenkur mit bestem Erfolge fort und erfreut sich vollkommenen Wohlseins. DeS Morgens erscheint derselbe fast regelmäßig aus der Promenade und zieht dann häufig ihm be gegnende bekannte Personen in ein Gespräch. Abends besucht der Kaiser gewöhnlich die Theatervorstellung im Kursaale ober empfängt Besuche. Der Justtz-AuSschuß des vundeSrathe- schlägt die ainthet- lung de» ReichS-OberbanbelSgerictzteS ln drei Senate, statt der bisherigen zwei vor, ebenso eine Abänderung de» GeichäitS-Re- aulativö. Die Unterhandlungen wegen Beilegung des künftigen ReichSaerichtshofcs nach Leipzig unter Einverleibung des Ober- HandeisgertchtcS werden ellrlg fortgesetzt. Sachsen betreibt die Wahl Leipzig» lebhaft. Die gerichtliche Verfolgung social - demokratischer Vereine wird von Berlin auS auch aus die Provinzen ausgedehnt, wo demzufolge Haussuchungen bei Führern erfolgten und mehrfache Pereinsschließungen stattsanvcn. Am 24. Juni Abcnbö wurde in Münster in einem Hause Polterabend geseiert und ging eS dabei, wie gewöhnlich, etwas bunt und munter her. Ein in der Nähe wohnender Offizier — Premier-Lieutenant M. — fühlte sich durch den Lärm inkvmmo- dirt und gebot vom Fenster seiner Wohnung aus Ruhe. Als man die Forderung unbeachtet ließ und munter «orttollte, erließ der betreffende Offizier eine zweite Aufforderung zur Ruhe mit der Drohung, dazwischen schießen zu wollen, wenn dieselbe nicht sofort eintrete. Kurze Zeit darauf fiel denn auch in der Thai ein Schuß, der einen Unteroffizier in den Stacken traf. Die Ver wundung soll eine lebensgefährliche sein. Der Offizier wurde am Morgen daraus verhaftet. ferirt, welcher voraussichtlich zum Berichterstatter ernannt werden ' ^ keinem Ab- an- , . alS eine Mystifikation Frankreich» barsteiite. - In Marseille ist eine Broschüre „Napoleon III" mit Beschlag belegt worden. — An der Sonntags-Revue werbe» »fl Bataillone, 52 Schwadronen, 2« Batterien, im Ganzen 55,000 Man» thellnehmen. Der KriegS- minister hat leben Stuf verboten. — Der Maler Courdet ist in erster Instanz zum Schadenersatz für die Zerstörung der Bendome- SLule verurtheilt worden. Es wird dieses Urthril durch den Spruch de» Kriegsgerichts begründet, welches Courbet alS Mit schuldigen iür solidarisch verhaftet erklärt. Da Courbct von den Schuldigen allein zahlungsfähig ist, so muß sein bereit» seauestrir- teö Vermögen darauf geben. (N.-Z.) Spanien. Marschall Coricha hat mit seiner Armee eine Schwenkung gemacht und sich dadurch der Ortschaften Villa- tuerta, Laca und Lorcaz bemächtigt. Die Einnahme von Estclla wird infolge dieser Bewegung bereits am 28. d. erwartet. Locale- »n« Sächsische«. — Die Georgenthorfrage wird schwerlich sobald entschie den werden. Saphir sagte nicht mit Unrecht: „Wenn der Welt untergang bevorsteht, gehe ich nach Dresden; dort wird alles dreißig Jahre später als anderswo, folglich geht auch die Welt dort später unter!" Diese Satyre trifft noch kaum zu, denn nicht dreißig, sondern hundert Jahre zu spät kommt die Beseitigung des Georgenthores. Es ist ein ganz unglaublicher und nirgend in der Welt denkbarer Uebelstand, daß der Hauptzugang zu einer Großstadt, der von drei Bahnhofen und der Hauptstußbrricke den Verkehr in die belebteste Stadtstraße vereitelt, so eng beschaffen ist, daß allemal der herein fahrende Wagen warten muß bis der herausfahrende durchpassirt ist. Da« ist schon mehr Schilda als Dresden und vollend« 1874 sicher unhaltbar. Daß der Staat und Se. Majestät der König nicht geneigt sind für Halbheiten und Gewagtheiten große Opfer zu bringen, ist nur völlig gerecht; eine Untersteifung und Abstützung eine» Theiles des Schlosses ohne Gewähr, wie die Nnterbauung gelingen werde, ist ernsthaft nicht denkbar. Ist nun trotzdem die Noth aufs höchste ge stiegen, macht sich Dresdm durch dm jetzigen Zustand überall lächer lich, so fragt sich nur: wie man radikal derSache abhelfen könnte Bei einer radi calen Hülfe darf man der Geneigtheit Sr. Maj. des Königs völlig sicher sein. Ein Baumeister hat nun die Verhält nisse derart studirt, daß er für 200,000 Thlr. und in 18 Monaten Zeit sich erbietet (unter Garantie) zwei Fahrbahnen und zwei in voller Trottoirbreste bemessene Trottoirs unter demSchloßbau her zustellen. Und zwar so, daß vom Dach ab der ganze Theil des Schlosses überm Georgenthor in Breite der Straße bis herab zur Erde abgetragen, eine Eisenconstruction von größter Tragkraft errichtet, auf dieser aber alle Zimmer rc. völlig im jetzigen Zu stande wieder aufgebaut würden. Das ganze Bau-Material wäre möglichst sorgsam abzunehmen, in der Nähe zu stapeln und sofort wieder verwendbar. Gewiß darf man das Vertrauen zu Sr. Majestät dem Könige haben, zur Ausführung dieses Projects einige Monate auf die Benutzung der in Frage kommendm Zimmer des Königl. Schlosses zu verzichten, um der Stadt eine dringendste Wohlthat zu erzeigm? lieber übelwollend« oder renitente Mittelbe hörden wende man sich nur vertrauensvoll an dm König selbst. Und daß die Stadt mit 200,000 Thlr. sehr billig zu der Verbesserung käme (selbst wenn die Adjacmten Nichts geben) ist wohl klar. — Die vom Landtag bewilligten 100 neuen LandgenSdarmen werden der Mehrzahl nach am 1. Juli bereits auf ihren Stationen sein; etliche Stationen werden jedoch erst am 1. August resp. 1. September besetzt. Wie wir hören, kommen von den Neu-An- stellungen gegen 38 auf die Zwickauer, gegen 32 auf die Dresdner und der Rest in ziemlich gleichen Verhältnissen auf die Leipziger und Rautzner Kreisdirection. Besonders bedacht sind mit Neuanstellun gen die Nachbardörfer in der Nähe der großen Städte und die dicht bevölkerte Jndustricgcgend; die wesentlich Ackerbau treibenden Ge genden bedürfen schon wegen der geringeren Dichtigkeit der Bevöl kerung nicht so zahlreicher Sichcrheitüorgane. So heißt cS, daß z. B. außer den bisherigen Gmdarmeriepostm neu erhalten sollen in der Nähe Dresden«: Loschwitz 2, Blasewitz2, Pirschml, Kötzschenbroda und Niederlößnitz 2, Potschappel-Plaum-Deuben-Poffmdorf 5, Löbtau 1 GmSdarmen. In der Nähe Leipzigs erhaltm je 1 neuen ' Posten: Dölitz, Gaschwitz, Thonberg, Eutritzsch, Plagwitz und Ehren berg; in der Nähe von Chemnitz: Schloßchemnitz 2, Schönau und Einsiedel je 1, Oelsnitz 2, Thalheim 2, Waldkirch, Eppendorf, Jlöha je 1 u. s. w. — Anschließend an die von dem preußischen HandelSministcr getroffene Anordnung, nach welcher die verschiedenen Eiscnbahn- Wagmclaffm durch verschiedene Farben der Wagen bezeichnet wer den sollten, ist neuerding« ferner bestimmt worden, daß diese Far ben — gelb, dunkelgrün, braun und grau — auch denen der Fahr- billetS entsprechen sollen, mit der Maßgabe, daß RetourbilletS noch mit einem horizontalen und verticalm Strich zu versehen sind. Es sollen ferner die Nummern eines jeden Wagens nicht am oberen Theile der Langseiten, sondern auch an dm Kopfwänden an jeder oberen Ecke mit glänzenden Metallbuchstabm oder in recht fetter Schrift mit leuchtenden Farbm angebracht werden. Die specielle Kennzeich nung der einzelnen Coupees ist auf der Thür durch große, von dem ersten Coupee des Wagms beginnende und bis zum letzten Coupee desselben Fahrzeuges fortlaufende lateinische Buchstaben zu bewirken. Auch im Jnnerm des Coupees soll Wagennummer und Buchstabe des Coupees an der inneren Seite der Thüren angegeben werden. — Ein Cötu« der Berliner Kriegs-Akademie ist auf einer Uebunglreise begriffen und nimmt, wie die „B. N." beichten, den 16. und 17. Juli d. I. in Bautzen Quartier. Derselbe besteht aus 53 Offizieren mit ebm so viel Dienerpersonal und 41 Offiziers- Pferden, sowie 4 Untiroffiziyrm, 18 Soldaten und 43 Dienst pferden. >> — Die Physiognomie Neustadt« belebte fich schon gestern in folge des Jahrmarkt«. Es ist zwar immer dieselbe Geschichte: Da liegen die braunen und weißen Töpferwaarrn, die rundlichen weißen Fässer und Ständer der Böttcher, wie vor Deemnim; da stehen die freundlichen, blauäugigen PulSnitzerinnm hinter den aufgestapeltm Leb- und Pfefferkuchen, da ragm die bekannten Freiberger Bauer hasen au« dm Fässern und da kommt der Brastwürstelgeruch und erfüllt die Nase noch, wie er da« that, da wir noch Me Kinder wa rm; die Wirkung de« Geruch« ist auch noch so wie früher, d. h. Viel« geh« ihm nach, Birke »eich« ihm au«. Diesmal präsmtirt der Acäser-Wilhelm-Platz wenigsten« eine originelle Firma: es giebt dort ein«« „plastisch-ethnologischen Vergnügungs-Salon". Wir haben un» da« Vergnügen noch nicht gemacht, hinter die Gardinen dieses Salon« zu schäum, der wahrscheinlich ein WachSsigurm- Cabinet enthält und di« ,Völkerkunde" mit einigen oft gesehenen phantastischen Puppen darstellt. Die Bezeichmmg „ethnologischer Vergnügung»-Salon" wird wohl das Neueste der Bude sein. Auch ein amerikanisches Rundgemälde ist aufgestellt. Gestern Nachmittag war der Verkehr schon sehr rege, es wurden wohl meist nur Eßwaa- ren rc. verkauft und ganz besonders die Buden und Läden erfreuten sich lebhafter Frequenz, in denen inan „Einen genehmigen" konnte. Von da au« entwickeln sich manche ärgerliche Semen und im Hin blick auf diese Möglichkeiten wachte denn auch das Auge de» Gesetzes eifrig und mancher blitzende GmSdarmenhelm schwebte als Unheil verhütender Genius in diesen Gegenden. Am 23. Juni Abends 8 Uhr ist in dem Wohngebäude Jo hann Gottlieb Rößler'S zu Obersohland eine Stube ausgebrannt. An demselben Tage ist der 4b Jahr« alte Gartmnahrrmgsbesitzer Carl August Tannebring in Kemnitz bei Bernstadt bei Bewirth- schaftung seines Feldes unter seinen mit Kühen bespannten Wagen gekommen und nach wmigen Stunden an dm dabei erhaltenen Ver letzungen gestorben. (B. N.) — Am 25. d. brannten in dm Vormittagsstunden bei hef tigem Winde und großer Trockenheit in dem Orle Steinitz bei Kö nigswartha 7 größere und kleinere Gebäude mit Stallungen und Scheunen gänzlich nieder, und haben die nicht versichert gewesenen Bewohner bei dem schnellen Umsichgreifen de« Feuer« fast gar nichts retten können. Am 2b. Morgms wurde in Kamen; im Schlafsaalc eines Massenquartier« der Soldat und Schuhmacher Gustav Robert Köhler erhängt aufgefunden. Der Unglückliche war 21 Jahre alt und legte jedenfalls Hand an sich aus Unzufriedenheit über seine Verhältnisse und in Anwandlung von Schwermuth. (B. N.) — «Ins dem Wege von der Lochmühle nach MühlSdori vel Lohmen findet man, obwohl überall harter, stetnlgter vobcn Ist, folgenden originellen Anschlag: „DaS Wühlen von Schweinen ist bei 15 Ngr. Strafe verboten." - Wo bleibt da die Poesie un serer Sächsischen Schweiz? — In Hof hat Sonnabend Abend bis in die Sonntag-Nacht hinein ein arge« Unwetter gewüthet und, wie man un» mittheilt, bedeutenden Schaden angerichtet. Nähere Nachrichten fehlen noch. — Oeffentliche Gerichtssitzung a« 17. Juni Vor gefüllter Tribüne fand beute die SlnspruchS-Vcrbandlung statt, welchen die beiden Redakteure de- Dresdner BolkSboten Johann Kiemp und August Otto-Walster gegen taS Erkenntniß erster Instanz in dem gegen dieselben auf Veranlassung Sr. Mai. de» König» Albert angestrengten Prozesse, de« berüchtigten Artikel „König Johann" betr., erhoben hatten. Der Vorsitzende, GcrichtSratb Müller, verlas zunächst an» den Nr. 27? und 278 des Dresdner VolkSbvten dm langen Artikel, in ivelchcm unserm verstorbenen Monarchen eine fortgesetzte Reihe von Beschuldigun gen aller Art in die stille Gruft nachgesanbt wurden und welcher reinnacv nur den Zweck haben konnte, den Vater unseres jetzigen LandeSfülsten in der Achtung des von Ihm regierten Volke» herab- ziiwürvlgen. Von einem Strafantrag wäre selten teö Königs Albert überhaupt abgesehen worben, wenn nicht zunächst in Nr. 280 dcS Dresdner VolkSbotc» ein neuer provocirender Artikel vom Slapel gelassen worden wäre, laut dessen In Folge der starke» Nachfrage nach Exemplare» ein Separatabdruck angekün- digt und in der Auslage von über 4000 Eiemplarcn auch tnö Werk gesetzt wurde. Mit der Vertretung des König» Albert, rcsp. de» kal. HaiiSinInIsterium- war Advokat Stein I. betraut worden, wahrend Abvocat Frrvtag au« Leipzig die Vertretung von Klemp und Walster übernommen hatte. Aus der Anklage- schrlit ging zunächst hervor, baß Klemp seiner Zelt die Ausnahme dcS Incrimlmrtm Artikel« nach weniger Abänderung in taS von ibm rcdiglne Organ gestattet habe, die Veröffentlichung seiner Angabe zufolge auch von Walster'n genehmigt worden sei. wäh rend später Walster behauptete, keim Kennt»iß von der Auf nahme deS Artikels gehabt zu habe» und Klemp tciiicntsprechend seine Aussagen auch danach geändert hatte. I» dein veröffent lichten Artikel wurde dem verstorbenen König vorgeworien, daS permanente Elend im Erzgebirge nicht nur nicht abzuwenden gesucht, sondern im Gegenthcil cS sehr gut verstanden zu haben, seinen Privatiäckel zu stillen. Ferner iand der Vorfall in Leipzig im Jahre 1845 Erwähnung, bei welchem, dem Artikel zufolge, aui ein Prinzenwort das töttliche Blei der Soldaten unschuldige Menschen hinraffte, ohne daß ein nur irgend entschuldbarer Grund zu einer solchen unmenschlichen Maßnahme vorhanden gewesen sei. Abpveat Fretstag fand in der Behauptung, daß cs König Johann sehr gut verstanden kxche. seinen Privatsäckel zu füllen, nichts weniger, alS eine Beleidigung, im Gegeuthell betrachte er diesen Umstand als ein Lob, welches man einem sorgsamen Haus vater zollen müßte. Namentlich durch ein von der Handelskammer zu Plauen hcrauSgegebcnes Buch suchte er zu beweisen, daß eö mit dem permanenten Nothsiande im Erzgebirge, resp. Voigtlande seine volle Nichtigkeit habe, baß zur Abminberuna desselben auch zu wenig gethan sei nnd daß sein Schützling Klemp während seines Aufenthaltes im Erzgebirge tcmentsprcchcnde Erfahrungen gemacht habe und man daher diese Ansicht über den Nothstand dcö Erzgebirges ievcnsaUS als gerechtfertigt anerkennen würde. In Bezug aui die Leipziger Affaire constalirt Advocnt Freytag, daß seincSl Wissens und laut ihm gemachter Mltthellunge» er fahrener Männer er selbst wisse, daß dao tödtlicbe Blei damals nicht gegen an stürmen de. lontecn gegen fliehende Massen Volke» gerichtet worden sei, fügte auch hinzu, daß Klemp während seiner länger» Anwesenheit in. Leipzig turch seinen Verkehr mit dem dortigen Publikum seine Ansicht theile, und daß daher der Slnklagepnnkl in dieser Beziehung ebenfalls als nicht begründet zurückzuweisen sei. Weiter war I» dem incrlminlrtcn Artikel auf die Behandlungen der Maigcfangenen im Zuchthauie zu Waid- Helm hingewicscn. König Johann hätte selbst die Mqrterzellev bei seiner damaligen Anwesenheit besucht und gegen den Zucht, hanStlrector Heincke, den Günstling einer Prinzessin, seine volle Zufriedenheit geäußert. Abvocat Krepta« berief sich bei dieser Bepaupiuug aui Abhörung mehrerer gut situirten Zeugen, darunter Stöckel, dessen Buckx über die Strafanstalt Wmdheim resp. die Behandlung der Maigcfangenen diese Behauptung als nicht unbegründet, vielmehr gerechtfertigt, entnommen worden sei. Nach dem Plaidover Freytags befragt, ob Beide zu ihrer Berthei- digung noch etwas anzniühren, suchte Walster zunächst den Ad- vocat Stcln I. zu verdächtigen und zwar in einer Form, daß der Vorsitzende last aenöthlat war, tbm da» Wort zu entziehen. Auf geregt hierüber schwleä Walster. mit dem Vorbehalte, unter diesen Umständen Nichiiakeitebeschwerte zu erheben. Hierauf plalbirte Abvocat Stein 1, ln der seinem Standpunkte angemessenen Weise alS Vertreter brr Anklage, zunächst aui den Tob des allgemein betrauerten LandeMrsten eingehend und die Rücksichtlosigkeit, Taktlosigkeit und durchaus unbegründete Thatsachen in dem in- erlmlninen Artikel bekämpfend. Schmerzlich sei cö iür da» Land, wenn da» Andenken seines verstorbenen LandeSiürstcn von ekner den Umsturz alle» Bestehenden bezweckenden Gesellschaft Lurch solche niederträchtige Behauptungen solle herabgewürtigt werden und genide zu einer Zeit, in welcher taS Mitleid iür den daS er habene Königshaus betroffenen Schlag in dein Herzen der treuen «achten noch tm vollen Umfange wurzelte. Er ging dann auf dir von seinem Gegner, den Abvocat Kreistag, bekämpften An klagepunkte speciell ein und wicö nach, wie uudcgrüudet, wie unwahr dieselben sich bei klarer Betrachtung erwiese». Er, sowie irder Andere wisse, waö der verstorbene Fürst iür sein Volk ae- thcm, wie er stet- um die Industrie und Bildung desselben w- wchl In materieller, sowie geistiger Beziehung besorgt gewesen und während seiner ganzen RegicrungSzcit iür vcbung des Volks wohlstandes bedacht gewesen sei. AlS constitutioncllcr Fürst habe er während der DrangsalSpcrlode 48-4» gethau, waS in seinen Kräften gestanden habe, um daS Schicksal der Maigekcmgenen zu mildern; die in dem Röckcl'ichen Buche angegebenen Verdächti gungen liehen unlchwcr eine äußerst gehässige Tendenz durch- blicken. Auch konnte er alS zufälliger unirciwilligcr Zeuge des Leipziger Vorfälle, die Behauptung, gegen Fliehende sei der An-' griff gerichtet geivese», widerlegen, und wenn auch dieser Fall hier allein nicht alSzur Enikräitung dieser Ansicht maßgebend sei, io wäre cS doch hinreichend erwiest» genug, daß seiner Zeit zur Bewältigung dp- Aufstandes gerade das Gegcisthcll geschehen sei. Währen der Herr Vertreter der Anklage überhaupt Klemp alS einen offenen, i» seinen Meinungen ehrlichen Menschen schildert, bezüchtlgt er Walster» deS Gegcntheils, waS zur Folge hatte, da» Letzterer sich später in dieser Beziehung aus eine aufreizende Art zu rcä ticrtigc» suchte. Advocat Kreistag legst in einem weiteren Plalvover rem Gerlststohost die Bitte vor. scmeiii Clienten Klemp die möglichst geringste Strast aufzucrlcge», da er, sowie auch die Herren Richter gewiß überzeugt seien, daß Klemp in Bezug aui die wider Ihn erhobepe Anklage seinen Auffassungen entsprechend, in erster Instanz viel zu hart und zwar nach dem vollen Um fange deS betreffenden »Artikels dcö ReichSstraigcsetzvuchco bestraft worden sei. Gleichzeitig appcllirst er a» das, wenn auch unter den heutigen Umständen vielleicht beeinträchtigte Mitgefühl der Richter. Der Gerichtshof fällte hierauf sein Urtheii; bei Kleuw verblieb cS beim ersten Erkenntnis,, 6 Monate Gelängniß, wäh rend Walster die Ableistung deö Reinigungßeldcö erlassen wurde. — Witterungs-Beobachtung, am 28. Juni, Mittags. Barometerstand nach Otto L Bösoldt hier: 27 Paris. Zoll 9 L- (unverändert). — Thermometer nach Rcaumur: 23 Grad über Null. — Die Schloßthurmfahne zeigte Südost-Wint. Himmel bewölkt. — ElbhShe in Dre»dev,28.Ilin1,Mitt.: 125 Cent, unter 0. Aenilleton. -j- v. Im K. Hostheater gastirte Herr Krieg vom Großh. styeater in Darm stabt alS Sta'idinger im „Waffenschmied", r Erfolg des Sängers war ein mittlerer. Die Stimme ist hübsch und wphlgebilret. In der Gestikulation und komischen Nüancen thut Herr Krieg dcö Guten etwas viel; eö geschieht dies meist Seiten lener Darsteller, welche eigentlichen productiven Hu mor nickst besitzen. Die musikalisch lobenSwertbe Tüchtigkeit deS Sängers Hilst nicht völlig über daS Bedenken hinweg, daß Herr Krieg zur Zeit nicht in de» Rahmen innerer Bühne zu passen scheint was ia nicht auSschllcßt, das, er andere» OrteS sort- fäbrt, wie seither eine gute Carricre zu machen. Frl. Pichler zählt die Marie zu ihren besten Rollen und kaö schwäbische Rlt- tcrle des Hrn. Eichberg er dürste ebenfalls nicht besser zu be setzen sein. Wie Herr Schaiia a u z und Herr Marchion. so sind auch die übiigc» Mitwirkcntcn wohl accreditirt. DaS Hauö war nicht sehr gefüllt. -s U. Die einzigen, noch nicht unter die Pickelhaube gebrach ten deutschen Truppen, unsere guten Freunde und Nachbarn, die Baiern, sink nunmehr In Dresden, freilich etwas verspätet, cingerückt — wurden sie doch seit Issssst erwartet! Herr Kapell meister Wulsch »er vom Regiment König, her Nachfolger deS vielgenannten Kapellmeisters Sicbenkäo, gab einige Concerte mit seiner I8V7 in Paris prämilrten bairischen RegimrntSkaprllr.
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