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Dresdner Nachrichten : 18.01.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-01-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188201182
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18820118
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18820118
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-01
- Tag 1882-01-18
-
Monat
1882-01
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 18.01.1882
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»r L« — 0o«»«I»vo Sk»»l»^t«t»t«n. 8«St« » — ilittMwk: ck«, I 8. ckanuar 1882 «lamentarischen Kreisen erzählt man. daß die Stellung des ftir Landivitthschalt 1>r. Luc tu» erschüttert sei. Man daS in Verbindung mit angeblichen Differenzen zwischen dem M und dem Fürsten BtSmarck bezüglich der Wirthschasts- und alpolitit. ^ ^ . Hauptmann a. D. Lutter in Charlottenburg wird der „Heral dischen Ausstellung" ein Manulcript liefern, welches den Stammbaum d«S Königs. Hause» der Hohenzollern, aus Se. Kgl. Hoi,, den Kronprinzen von Preußen gestellt, enthält. Der Aussteller hat, gestützt aus beglaubigte Urkunden, ausgerechnet, daß 65,506 Ahnen veS Kronprinzen vorhanden sind. (Mehr nichts) E« »tkd noch in Erinnerung sein, daß vor einer Reihe von Jahren in Hamburg zwei Blutthaten an Fraucnzimniern ver übt wurden. deren scheußliche AuSführuug damals grobe Erbitterung erregte. Es wurde auf dem HciUgengcistseide der Oberkörper einer weiblichen Leiche ausgefunden, die später als diejenige der Näherin Andersen auö Jütland erkannt ist. früher noch hatte inan hinter dem TircuS Renz einen weiblichen Leichnam mit gröblichen Wunden am Leibt ausgesimden. Trog der umsangrcichsten Recherchen kann len in beiden Fällen die Mörder nicht ermittelt werden. Die Ver brechen tauchen aus ihrer Vergessenheit seht in Folge der Verhas- tung eines durch seine Rohheit allgemein bekannten und berüchtig ten Fabrikanten, der der Verleitung zu mehreren Meineiden bezich tigt wird, wieder auf. Die Untersuchung soll Spuren ergeben haben, welche eine Betheiligung des Verhafteten an jenen Morden nahe legen. Im Interesse der Uebersührung de« etwaigen Thüters wird natürlich die gröbte Reserve seitens der Gerichte beobachtet. Die Bevölkerung wurde durch diese Mitlheilung auf's Neue in grobe Aufregung gesetzt. Der wackere Münchener besucht mit Vorliebe sein Hosbrau st , u» und am letzten Sulvesterabcnd war erst recht ein starker Zu spruch. Da wurde bis zur ersten Stunde deä neuen Jahres tüchtig getrunken 8700 Maßknige ergossen am letzten Tage des alten Iah te» ihren schäumenden Inhalt in die Kehlen der HosbräuhauSgäsie und brachten der Verwaltung, den Lite?' zu 22 Pfennigen gerechnet, einen Erlös von beinahe 2000 Mark ein. Das Esten wurde aber keineswegs vergessen. AIS gleich nach 1 Uhr die letzten Gäste den dumpfen Raum deS Hosbraubanscs verlassen hatten, wurde das Lokal mit Schaufeln und Besen gereinigt. Dabei wurden im Auf träge eines Münchener Sonderlings höchst interessante statistische Beobachtungen gemacht, die wohl einzig in der jungen Geschichte der Statistik dastehen dürsten. Sämmttiches nämlich, was Tische, Bänke und vor allem den Fußboden bedeckte, wurde von wenig heikel» Hände sondirt und sortirt und in verschiedene Körbe ge worfen. Da fanden sich denn 27 Pfund Wursthäute, lv Pfund Käseabfälle, 0 Pfund mehr oder weniger sauber abgenagte Knochen von geräucherten Schweinsrippchen und Führ», verschiedene Münzen in Summa 12 Mark 75 Pf., 4 Psund Einwickelpapier und I!),'! Schioänze von schwarzbraunen Winterrettigen. Die Direktion der chemischen Fabriken von Neuschloß, Wohl- gelegen re. hat ihren Arbeiten, als NeujahrSgcschenk eine Kranken kasse gegründet und hierzu einen Grunditock von 20,000 Mark beigesteuert. Die Krankenkaffe wird 1000 Arbeiter umfassen, von denen jeder 20 Pfennige Beisteuer zu zahlen hat. Arzt und Apo theke sind bei Erkrankungsfällen frei, außerdem werden dem Arbeiter pro Woche 6 Mark auSbezahlt. In Babenhausen erhängte sich ein Unteroffizier der Dra- gonerschwadron, während eine Frauensperson, mit der er ein Ver- hältnib unterhielt, sich ertränkte. In Oberndorf ist am 10. Januar nach langen schweren Leiden Wilhelm Ni auser, der ältere der beiden Brüder Mauser, gestorben. Die Verdienste deü Verstorbenen, welcher in Gemein schaft mit seinem ihn überlebenden Bruder Paul das bei der deutschen Armee in Gebrauch befindliche Gewehr-Modell 71 erfunden hat, um die Wasscntechnik sind eminenter Natur. Am 5. d. wurde die elektrische Beleuchtungsanlage mit Edison- Lampen aus dem Bahnhof S t r a s; b u r n in Betrieb genommen und hat bis jetzt einen durchschlagenden Erfolg erzielt. Die Stetig keit und Färbung des Lichtes übcrtrifst selbst die kühnsten Erwar tungen. Besonderes Interesse erregt die Beleuchtung des Rcstau- rationS-Raumes l. und II. Klasse, zu welcher bisher zwei Siemens'iche Difserentiallampcn von je 150 Kerzenstärke brmitzi waren. Zur Befestigung der Edison-Lampcn werden zwei von der früheren Gasbeleuchtung herrührendc sechsarmige Gaskronen be nutzt, an denen die Arme umgcdrebt sind, so daß die Lampen mit den Tellcrschirmen nach unten ragen. Die Wirkung der 12 Lam pen von 16 Kerzcllstürkcn in diesem 21 Nieter laugen und 8 Nieter breiten Raume ist prächtig und findet die rückhaliSIosestc Anerken nung: dasselbe gilt von den Lampen in den verschiedenen Bureanx, sowohl bezüglich der Lichtwirkung als der Erhaltung reiner Lust. Bei dem, einen, in Berlin in der Simconstrnßc wohnhafte» alten Beamten zugefügtcn großen Diebstahl an Geld und Werth- papieren wurden dem alten Herrn nabe an 50,000 Mark in Geld und Werthpapirrcn gestohlen. Der Bestohlene wußte jedoch die Höhr der Summe nicht genau anzugcbcn. Freitag srüli gegen 71Iln fand eine Arbeiterfrau binter der Thür des Hauses Oranienstraße auf dem Flur ein Packet in Papier gehüllt, i» dein sich bei näherer Besichtigung die gestohlenen Werthpapiere in Höbe von 00,OM M. befanden. Auch sämmtliche vermißte CcnwonS im Wertlie von mehr als 10,000 M. wurden vorgcsunden. Der Bestohlene hat der Finderin daS sehr erhebliche Geldgeschenk von OOOO M. gemacht. Der Korn sche Vuchverlag in Breslau feierte dieser Tage das 150jährige Jubiläum seines Bestehens. Aus diesem Anlaß b t der Inhaber per Firma zur Begründung einer Pensionslaste für seine Mitarbeiter in den in Breslau domicilirten Geschäftszweigen eine Stiftung von 100,000 Mark gemacht. Wohllbätige Anstalten in Breslau sind aus gleichem Anlaß mit 08,000 Nt. bedacht worden. Oesterreich. Bei der Taufe der neugeborenen Tochter des Erzherzogs Friedrich hicit Bttchos Rudigicr in G»z am 12. eine Rede, in welcher er u. A. wörtlich Folgendes bcinci kie: „Tcr hehre Glanz, mit dem die Person des Kaisers umgeben ist, läßt seine Strahlen auch auf seine Verwandten fallen. War»», ist aber der Kaiser selbst ehrwürdig? Weil er Kaiser, Herrscher von Goltcs Gnaden ist. Das ist der Hauptgrund und zuletzt der einzige feste Grund der Ehrwürdigkeit deü Kaisers . . . Gegenwärtig ist cine böse Zeit: eine Partei will die Religion aus dem ögeiitiichen Leben verdrängen: sie will cine Ehe ohne Gott —, eine Wissen schaft ohne Gott —, eine Schule ohne Gott -, eine Politik olme Gott. — Wenn es derselbe» gelingen würde, auch einen Kaiser ohne Gott zu erlangen, d. h. zu erlangen, daß der Glaube an de» Kaiser von GottcS Gnaden erschüttert wird, dann ist große Gesabr für den Kaiser; aber auch für die Erzberzöge; und erlangt sie, daß überhaupt die Gesellschaft gottlos ist, so wird diese Gesellschaft ge wiß auch kaiserlos sei», aber auck crzhenoglos ... Wir erkennen den Kaiser als Kaiser, als Kaiser von Gottes Gnaden, und des wegen »eigen wir das Haupt vor dein durch die Bande des Blutes mit ihm verbundenen Kinde. Das Kind ist Erzherzogin durch seine Geburt — und das ist etwas Großes. Aber es ist noch größer ge worden durch die Wiedergeburt." Handelsleute aus Fokscha erzählen, daß sich in der oberen Herzegowina zwischen Fokscha, Gacko und Newesinje cine Bande von 1000 Köpfen mit Stojan Komacewic an der Spitze zusammen geschlossen haben. Dieselbe hat am letzten Donnerstag einen Mili- iärpostkn nächst Neivcsinje Überfällen und ausgehoben. Von den dem Posten beigcgebcnen Gendarmen sollen sich die einheimischen der Schaar des Stojan Kovacewic angefchloffen haben, während die „Schwnbas", daS beißt die aus Oesterreich-Ungarn gekommenen, zwar wieder freigegeben, gleichzeitig aber zum Rückzug nach Mostar gezwungen wurden. Die Zahl der Aufständischen in der Krcwoseie betragt 1300 Mann, darunter .000 Hcrzcmowiner, die von der Bande des Kovacevic zu, ückgeblieben sind. — Der Iiisnrgcntenführer Petcr Samardjlc erschien vor Kurzem harmlos und in Begleitung einer Eskorte von lO Insurgenten in der von österreichischem Militär be setzten dalmatischen Hafenstadt Cattaro und hielt eine ganze Nacht hindurch eine Unterredung mit einem russischen Generalstabüvsfizier. Die Konferenz fand in einer elenden Hütte in der Vorstadt statt Ungar«. Der aus Petersburg mit 100,000 Rubel», die er entwendet batte, flüchtig gewordene Aaron Raphael Groß- numn wurde in Pest verhaftet. Dort hatte er gleichzeitig in 5 Hotels Quartier genommen: im „Schwan", wo seine Verhaftung erfolgte, war er als Leo Faber eingeschrieben. Frankreich. Die Blätter rücken Herrn Gambctta, um ihn eine» neuen und grellen Widerspruchs mit sich selbst zu über führen, folgende Stelle a„S einer Rede vor, die er am 4. Scptbr. ' " ' ^ „Ich spreche cs, um ans gewisse antworten, laut a»S: es wäre nationale Gesetzgebung gleich bei dem Erscheinen der Kaimner wieder in Frage zu stellen. Nein, meine Herren, man soll aus daS Listenikrutimlim nicht verzichten, aber man muß es bis zum Ablaus der Vollmachte» dieser Kammer oder bis »u einer Neuerung der Verfassung, wenn ein» solche statt- ftndct, vertagen. DaS Eine ist gewiß, daß cs ganz unklug und, gestatten Sie mir daS Wort, geradezu kindisch wäre, einer Kanmer, die erst gestern auö dem allgemeinen Stimmrecht hervoraegangen ist, zuzumuthen, daß sie ihre Wahlgesetzgebung ändern und eine neue Konsultation deS Landes verlange. Was mich betrifft, der ich nur praktische Politik mache, so würde ich dieses Vorgehen >m allerhöch ste» Grade lächerlich finden." Die „Frz. Kon." bemerkt hierzu: „Ein Mann, der in seinem Leben so viel gesprochen hat wie Herr Gambetla, ist eigentlich schon a»S diesem Grunde regicrungsnnfähig; man gebe ihn doch sobald als möglich seinen Handlungs-Reisenden zurück, in deren Mitte er noch die schönsten Triumphe leiern kann." Der Senat wählte mit 141 Stimmen Läon San wieder zum Präsidenten. 85 Senatoren enthielten sich der Abstimmung. In der Depntirtenkammer beantragte der Kriegsininiste r. die Beralhung der Rclrutirunasvorlagc zu vertage» bis zur Ein bringung verschiedener Gesetzentwürfe, durch welche namcnliich die Herabsetzung des Militärdienstes ans ein Minimum von 0 Jahren und cine gerechtere Nepartition der militärischen Chargen vor geschlagen wird. Außerdem soll vorgcschlagen werden, ein beson deres Armeekorps für Afrika zu bilden. Der Kriegsministcr erklärte weiter, er meroe die Besugniß verlangen, die Reserven olme vor herige Genehmig»»:: des Parlaments einzuberusen. Die Kammer beschloß sodann, daß die Commission zur Vorhcratiiung des Ver- fassunasrevisionsenlwurss aus 00 Mitgliedern bestehen splle. Hieraus vertagte sich die Kammer bis zum Donnerstag. Italien. Tcr Papst verließ Montag Nachmittag gegen 4 Uhr seine Gemächer und begab sich unter Vorantritt des Hohen Kollegiums, der hohen Prälatur, des Episkopats und der Würden träger des Hofes in den Saal, in welchem am Vormittag die Seligsprechung Alfons d'Orozes vollzogen worden war. Gegen 800 Personen waren daselbst versammelt, unter ihnen befand sich auch die Herzogin von Madrid mit Gefolge und das gelammte, beim Vatikan nkkrcditirte diplomatische Corps. Der spanische Ge sandte nahm als Vertreter des Landes, welchem der Seliggcsvrochene nngcbörte, den Ehrenplatz ein. Der Papst betete einige Zeit vor dem dem Seligen geweißten Altäre, in welchem ein Tuest der Re liquien desselben ausbcwahrt werden, und empfing sodann die An tragsteller der Seligsprechung, welche dem Herkommen gemäß ibm Tank sagten und Gcsckienke anboten. Der Papst emnederte nut einigen Worten. Die Fazadcn der spanischen Kirchen zu Rom waren Abends illuminirt. Schweiz. Der Obe>-Ingenieur der Gotthardbalm steht mit dem Hause Siemens in Berlin in Unterhandlung über die Einrich tung eines elektrischen Locomotiv-Betriebes im großen Tunnel. Anfangs sollen die großen Herstellungskosten ab„c schreckt habenseit der Pariser elektrische,, Ausstellung hat man sich aber überzeugt, daß durch Verminderung des Durchmessers des die Elektricität leitenden Kabels diese Kosten bedeutend reducirt werden könnten. Portugal. Die in Lissabon zu Besuche weilenden spa nischcn Majestätcn begaben sich mit dem Könige und der Königin von Portugal nach dem Parke von Villaviciosa zur Ad Haltung großer Jagden. Am Mittwoch werden die spanischen Herr schaften wieder in Madrid eintrcssen. Niihland. Der Minister des Innern hat das Wiedcrerschcinen deS ,, G oios " wieder gestattet. Türkei. Der Direttor und einige Beamte des türkischen Post amtcs in Brussa wurden unter Eseorte nach Konstantinopel gebracht. Als Ursache wird angegeben, daß von Brnssa ein anonumes Scbrift st ü ck an den Palast cinlicf, welches den Sultan sehr unnngcnebm bcrübrtc. Griechenland. Homcr's Geburtsort, seine Quellen, aus denen er in seinen unsterblichen Dichtungen geschöpft hat, sollen endlich für die bewundernde Nachwelt entdeckt sein. Große Freude in der literarischen Republik. Professor Rokos, dessen Eifer die Wissenschaft schon so viele bedeutende Errungenschaften verdankt, hat in einem Athenischen Kloster eine Pcipnrusrolle entdeckt, welche man längst für unwiederbringlich verloren Inelt. Es handelt sich um nichts geringeres, als um ein Manuscript der Iliade, das un gefähr in der 117. Olumpiade (als um 008 v. Ehr. Geb.) verfaßt sein soll. AlS den Autor dieser kostbaren Handschrift nennt man den Atliencr Tlieoplnastcs. Dieselbe gelangte durch Andrcmilus, den Neffen des letzte» byzantinischen Kaisers Konsianlin Paleologus, nach den, beiligen Berge Albos, wo er bekanntlich seine Tage be schloß. Das Manuseri'pt soll nicht nur die Epoche, in welcher Homer lebte, sondern auch seinen Geburtsort und die Quellen be zeichnen, deren er sich bedient hat. England. Die Königin Victoria bat den Oberst-Lieutenant John Torencn Nicolls O'Brien zum Gouverneur der Insel Hel goland'» ernannt, sein Vorgänger auf diesem Posten, Sir Henri, .citzliardingc Berkeien Marse ist bekanntlich zum Gouverneur von Newfoundland befördert worden, tonnte jedoch das dortige Klima nicht vertragen, und weilt jetzt zur Herstellung seiner Gesundheit in Meran. Die Regierung hat beschlossen, die irischen Agitatoren Pai ne I i und Dillon, obwobi sic Parlamenlsmitglieder sind, nicht in Freiheit zu setzen. Ter türkische Botschafter, Musurus Pascka bat den, nnSwärligen Amte eine Note der Pforte zugestellt, in welcher die Pforte EngNnd und Frankreich das Recht, eine Kontrolc über die egnptischei! Angelegenheiten anszuüben, abspricht und dieses Recht für die Türie, in Anspruch nimmt. Im Lause dieser Woche soll ein KabinciSralh stnttsinden, um über die Antwort aus die Note der Pforte Beschluß zu fassen. Die Zahl dcr Ngrai verbrechen in Irland im Dezember betrug 517 gegen 12" im November und 410 im Oktober Unter den verübten Verbrechen signriren 4 Morde, 10 Mordunsälle, 08 Brandslistungen, 2 Einbrüche und Räubereien, 12 Fälle von Vich tödlungen und Verstümmelungen, 01 Fälle, in denwr in Pacbtböle hincingcschossen wurde, und 400 Drobbriese. Tie größte Anzahl dcr Ausschreitungen hat wieder in der Provinz Munster, nämlich 202, und die kleinste in dem protestantischen Ulster, nämlich 65, stattgesnlldcn. Amerika. Während im Straßenleben Berlins und Wiens die Zahl dcr s c l b st s a h r c nd c n Damen sich auf einen ver schwindend geringen Proeentsntz bczifferi - jenseits des „großen Teiches" fährt oder reitet jede Dame, beinahe jede Frau. Mitten im Gewühl der Last-, Pferdebahn-, Mielb und Gcsellichnstsivagcn der Städte bewegen sich zierliche, für zwei Personen eingerichtete, vierrüderige Fuhrwerke, die mit einen, mebr oder »nud-r hübschen Pferde, manchmal auch mit zweien c espannt sind. iD.es behende Vehikel, Buggn gcnannt, ist der Schmetterling unter den Fuhr werken, blitzschnell stiegt es die langen, mit Bäumen bepflanzten Avrnues (Chicago z. B. bat eine 0 Meilen lange Straße!) hinunter oder schlüpft durch das Gewühl des MnrlteS zu Einkausen, zu Be suchen, zu liinidertsnchrn Zwecken. Eine Iran in guter Stellung hat so scll'stverstäiidlich ihr Buggn, wie wir einen Regenschirm, selbst wenn sie außerdem noch Pierdc, Kutscher und Bedienten für ihre sashionable Equipage halt. Vor jedem besseren Hause ist neben der Straße ein „Step", ein paar Stein- oder Nkamiorftufen, zum Ein- und AnSstcigcn angebracht, daneben ein eiserner Pfahl mit Pserdckops und Ring zu in Einschlingcn des Zügels. Auf dem Lande »siegt ein abgeiägtcr Baumstumpf diesen Dienst zu versehen. Die Buggn- und Reitpferde treten ganz von selbst sehr sorgsam an den Step und sind gewohnt, dort stundenlang aussichtslos zu verharren, wie denn überhaupt die amerikanischen Hwusklnere von einer rüh renden Gutmütlügkcit sind — vielleicht wett sie nie Hunger litten! In jenen Gegenden, wo die Wege nicht vic4 besser als stelle Saum pfade siud und man die brückeniosen Flüsse und Creeks nur dann paisiren kann, wenn cS seit einigen Tagen nicht geregnet hat, bildet der ..8iM pulste", der Qncrsattcl, einen wesentlichen Theil des ziem lich kargen BrautschatzcS. Die Hausfrau verläßt ihre Blockhütte nur zu Pierdc; eine oder zwei Meilen zu Fuß zu gehen, fällt ihr niemals ein; im rechten Arm halt sie das Babu, ein oder zwei Rangen sitzen ans dcr Croupe des Pferdes und halten sich an dem Rocke der Mama fest. So gchts los. „Guten Morgen, Mrs. Black, wohin geht die Reise?" — „Zum Mviv. Mnm - ich will ein halb Pfund Seife und ein Buchstaoirbuch für Bcssy kaufen, wenn Sic wollen, Main, frage ich auch noch, ob Briese für Sir angekmnmcn sind", lind danut gelsts im sausenden Galopp fort. Auf der Hudson Rivcrbalm ist ein gr oßc S U » g lü ck Vor fällen. Dcr Zug, in dem eine große Anzahl Mitglieder der staatslegislatur von Albany nach Ncrvyork sich befand, wurde durch einen Lokalzug an einer Station in der Nähe Newuorks von hinten eingestotzen. Die Lokomotive drang in 2 Wagner s Palace- Wagen, die ineinander geschoben wurden und dann sofort in Brand gerielhen. 8 dis 12 Menschen, unter ihnen Mr. Wagner selbst, sind umgekommen. 4 Leicken wurden aus den Trümmern gezogen. Mehrere Mitglieder der Legislatur sind verwundet. Feuilleton. 4 K. Hoftheater. Den neustudirten „Räubern" folgte bin nen wenigen Tagen ebenfalls neuslubirt „Julius Cäsar". Auch diese Aunüliruug. ein rühmliches Zcugniß des Fleißes dcr Hos- bühne. war gut besucht und brachte de» Hauptdarstellern eine statt liche Reihe von Hcrvonusen, sowohl Herrn Porti,, Iaffo, Frl. Ulrich wie Herrn v. d. Osten. Die Qualität der Vorstellung war nicht überall gleich. Die große Szene mit Casars Tod aus dem Kapitol stöckle, sie entbehrte oes einheitlichen sortreißenden ZugeS. Tcr Eintritt Marc Antons gleich daraus gelang schön, der vierte All mit Marc Antons berühmter Rede war voller Temperament und vorzüglich arrangirt, die Zeltizene bei Brutus volltommen poetisch, die Schlacht und Selbstmordszenen des sechsten Aktes wieder matt. Als Prrlen dcr Darstellung sindKobersteiii's trefflich charnttcrisnter und maslirter Kaska, die wundervoll gespielte Szene Brutus' mit Portia des Herrn Porti,. Irl. Ulrich, sowie die Ltreitszene Brutus' mit CassiuS, ein Meisterstück des Herrn Fasse! und des Herrn Ports,, inwvorzuheben. Herr Marcks war als Cäsar nicht so schar, dispo- nirt wie sonst. Frau Bayer als Gattin des 44jährigen Casar hielt sich so, daß das undenkbare Aitersverhäitniß zu übersehen war. Fräulein Diacono schlief als Knabe Lucius ungemein anmuthig. Unter den Bürgern hat sich Herr Löbcr mit Auszeichnung bedecil und Herr Deitmer als Octarins belebte die undnnlbare Rolle durch sein schönes Organ. Alle 41 Namen des Zettels zu rccapituiircn ist nicht Ihunilch. Die gespannteste Aufmerkiamkeit richtete sick, aus Herrn v. d. Osten als Macc Anton. Die Leistung bat angenehm überascht. Freilich, die Rolle ist unverwüstlich dankbar unv inan kann ibr mit jeder Auffassung beikommen, wie sie ja in dcr Thal von Helden, Liebhabern und Bosewichtcn beansprucht wird. Herr v. d. Osten ist sehr groß, aber als Charatteristiker ist er klein, er be herrscht den Geist der Rede nicht, sondern die Rede beherrscht ihn; anstatt minutiös feiner Abstufungen (;. B. um nur eins zu sagen, der Worte „denn Brutus ist ein elirenwerther Mann") bringt ,cin Vortrag lediglich Kompaktes. Trotzdem (die Nichtchnraklerisiru»!, dcr Figur zugegeben) war sein Marc Anton nicht nur durch die Macht des Tones, sondern durch Wärme und Innerlichkeit der Empfindung mehr ausgezeichnet als eine frühere Rolle. Die Sctiatlirung der Leichenrede ist übrigens jetzt schwieriger als vor zwanzig Jahren, denn der Chor des Volkes ist nach Meininger Art so stark und rcichvetaillirt (was jo den besten Effekt macht). Laß der Redner nur Sorge haben muß, physisch die 'Menge zu übcr- tönen. Mit guter Haltung und ernstlicher Hingebung, nur eben nicht scharf durchgeistigt, gelang Herrn v. b. Osten heute seine wich tige Ausgabe gut genug. Aber er hatte einige noch höher zu be werthende Momente: das war aus dem Kapitol, als ec der Leiche Cäsars ansichtig wird. Die Kostüme waren durchgehend?, wie jetzt stets an unserer Hosbühnc, reich wie richtig. Nur hätte sich's bei der Koiossalstgur v. d. Ostens wohl empfohlen, von dem Ballet Hemd des ersten Auftrittes abzusehen ; bleiben ja die Worte Cäsars, die dieses Kostüm als das eines WctlläuscrS motiviren, ohnehin weg. Ganz reizend war dcr clcttriiche Sonnenaufgang rn Bruttls Garten (Herr Bahr) und die Malerei der römllchcn Architektur (Herr Schlegel) beweist, daß wir in Dresden die gesteigert sten Ansprüche der Dckoralionstunst, trotz dcr Hellen Be- lcuchiung unserer Bühne selbstständig erfüllen können. Nur die letzte Dekoration war in Kopnrg (Brückler) gematt; sie giebt das südliche Kolorit der Gegenb bei Philipp, zwar sehr drastisch, aber stimmungsvoll wieder. Schade, daß das edle präch tige männliche Slück mit diesem schlimmen sechsten Alle schließen muß. Tie Gedankenschönlicit dcr ersten fünf Alle wird herb nl- gebrochcn durch die Schlacht und die Selbstmorde. Man mag ja zugebcn, daß die dramatische Gerechtigkeit den Unlerg aig der Ver ichworenen gebieterisch fordert und für das Buchdrama malt sich die Phantasie des Lesers diese Schlacht,Jenen und Morde immelhiu großartig aus. Aber für die Actnalität der Bühne, für den Zu schauer, haben diese lcmgathmigen Tcndcnzredcn, diese^phlegiiiatische» Lchlachtgesahren, mit einigen Dutzenden verlegener Soldaten, die nicht recht wißen, wohin mit sich, nichts UeberzeiigcndcS. Die Feld herren, die sich alle mögliche» Sottiscn sagen unv wieder abziehen, imponiren n>cht und hier könnte daS Stück wesentlich,zusainmcu- gedrängt werden und mindestens der Selbstmord des Titiinns wcg- bleiben. Beide Dramen, die Räuber und Casar, fordern dcn Rcspc:l vor der Lcistnngüfähigkeit unserer Bübne heraus. Aber eS ist nickst unwichtig, darüber nachzudenken, ob die Hnuptbesctznngen die thun- liehst besten waren. Wenn nicht Herr Ports, den erhabenen uno ehrwürdigen,-majestätisch im Unglück bleibenden „Karl Moor" iunc- baben sollte, so war Herr v. d. Osten gerade für den Karl Moor, zu welchem Herr Matkowsky viel zu jung und zerialnen sich gezeigt hat, sehr wohl zu verwenden und dann war Herr Matkowsky dis jugendlich nicht söroern können und nur im Nothsall zu rechtserligen wären. Wunderschön gaben sich die anfangs erwülmten Cinzclizcnen und mit dcr Voiksszen« hat Herr Marcks etwas ganz Volltommeycw geleistet. Ludwig Hartmann. ck Im Residenztheatcr wird heute Nachmittag — aber nur dies cine Mal - bei halben Preisen „Das Spitzentuch der Königin" gespielt. Abends folgt die drittletzte Wiederholung dcr niit w vielem Beifall ausgenommcncn guten Posse „Unser Feld webel" mit den brillanten Couplets des Fräulein Lina Bendel, Direktor Karl und Wilhelmi. ck Der Tonkünslicr - Uebungsabcnd am 16. Januar war durch die Mitwirkung dcs .Herrn Concertmcister La »terba ch ausge zeichnet, mit welchem trefflichen Künstler zwei Novas (neben der von Herrn O. Franz und C. Heß lcbcuswcrtl, gespielten Horn Klaviersonate Beethovens) zu Gehör kamen. Beide Komponisten sind Dresdner. Herrn Treibs' Streichquartett verräth eine kon servative Richtung, es ist formell klar, wohl empfunden und zeug: von tüchtiger Schulung dcr Gedanken. Herr Eckbold, von welchem ein Violin-Concertslück zu Gehör kam, ist vom besten Geiste dir Neuzeit erfüllt, Nomnntiker, und bat durch seine Stellung in dcr Kgl. Kapelle praktische Orchesterklangstudien gemacht, die, ohne Wagner, Raff oder Goldmark zu imitiren, völlig den subtilsten Ansprüchen genüge», an manchen Stellen ganz ausgezeichnet wirken. Formell ist das Opus etwa das Gegenstück von konservativ: aber sein reizvoller Phantasie- und Empsindungsgcbalt im Adagio sickern dem jungen Komponisten eine schöne Zukunft. Herr Lanterback, spielte lOrckesterdirigent Herr Schuck) das Adagio unvergleichlich schön. Beide Nova wurden mit ungewöhnlicher Wärme, letzt genanntes Adagio mit stürmischem Beifall ausgenommen. ck Die zweite Triosoiroe des Frl. Doris Böhme mit Hrn. E. Feiger! lind Böckmann findet Freitag im Börsensaalc statt und enthält außer Webec's großer Klavicrsonatc und Beethovens op. 07 das hochinteressante erste Trio von Aug. Cäsar Franc! (in Paris). Bei dem fortgeschrittenen Musikverständniß unserer Tage wird das imponirende Werk gewiß das beste Verständniß im inusikallschcn Publikum finden. ck Wie das „Berl. Frdbl." schreibt, soll in Berlin für Frau Anna Schramni, welche im vergangenen Jahre durch ungiück licke Umstände, d.h. durch ihren unverantwortlichen Galten all' ibc Hab und Gut verlor und die vom Umglück verfolgt wird, eine Woliltbätigkeiisvorstettung arrangir» werden. In der nächsten Worbe schon soll dieselbe stattfinden. * Revanche. LG, eine junge Dame von sechs Iabrcn, saql eines Tages zu ihrem Vater sehr ernsthaft: „Lieber Papa, wen» ich einmal beirathen sollte, werde ich Dich nicht zu meiner Hoch'.cir einladcn." — „Aber weshalb denn nicht, mein Kind'" — „Weil Du mich auch nicht zu Deiner Hochzeit cingciadcn baff." Abends »>ngetroffene Börsen. P»r<« (Produkten,. >0 Janunr. ,Schluß.) Weizen Iom-ar 3S.S0. Mai- «ngu„ .-Il.es, d-li.iilvlci, Spirit,6 Januar „l,2L, Mal-Auaust Äi.so, ruhig. Rühöl Januar 17 b». MaY«„gnsI ruhig. Amsterdam (Produ kirn,. 17. Januar. (Schlug.» Weizen März 8cc>, Mal steigend. Roggen Mär, M«, Mat IS7. Von beute Mittwoch im Verein«-vokal. L3SS8OS'. an «Iota L vbuok-^ll»vn«l
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