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71. Jahrgang. AL 4»L AbenS-Ausgabe Mittwoch, 1«. Teplember 1S27 Gegründet ISS« Drabtanlckriii: Stachelchton Dr»»d»n lsrrnwr»cker»Samm«lnumm«i: 2S 241 Nur tür NachlaelvrSLe- 2OO11 ^Zoriioc-kÄoki'istv »°m ,. bi» l». Lextbr. lSN de« icialtck iweimaliaer ZustrIImia frei Sau» 1-» Ml,. ^"gUZs WLVUyI Boftbe,ua»vr«t» km Mona« Tevtember a Marl okne vostzustellunaraebülir. Linielnummer 1» Pkennia Dt« Biuei-en wrrven na<d Idmark berechnete Sie etnwaltiae » nun breite Zln,aic,ar»«KKvaik»- ä'il» LPsa. au,märt» « Pta. ,?amMenan,eta«n und Zlellenaetuche ohne Rabat« >i Pta-, amierkalb » Pta., die X> mm breite Keklame,e,le M Pta.. aunerbalb S0P«a, Oktertenaebübr «Vka. Au»w.-liittrZae aeaen Borausbe,abla. Tchriftleiiuna und Äauvtaeichätt,stelle: Marienttrake 3S«42 Druck u. Berlaa von Vievich ck Neichardt in Dresden Postscheck-Konto >oss Dreoden Nachdruck nur mit deutlicher Quellenanoade - .Dreedner Nackr.'> »illitsta ilnverianate Zchritlstiicke werden nrcht nutbewabrt IM Spser der Springflut in Japan. Tausende von Käufern weggeschwemmt, 15-vü Menschen obdachlos, Mangel an Lebensmitteln. Taifun auch in Korea. tD u r ch A u n k s p r u ch.t London, 14. Scpt. »Daily Erpreß" berichtet aus Tokio zu der bereits gemeldeten Springflutkatastrophe aus der Insel Kyulchu. daß mehr als 12 VN Menschen ge tötet und verletz« wurden. Einem amtlichen Be icht zu- solge fürchtet man. das, sich die Zahl derOpscr nocher- böhen wird. An Knmamoto seien 27» Tote und Verletzte. 780 Wohnhäuser sind weggcschwemmt, 2NV» stehen unter Wasser. Die Flutwelle erhob sich drei Meier hoch und ritz alles mit sich fort. Viele andere Bezirke Japans und Koreas wurden von einem furchtbaren Taifun heimgesucht. In Omnra stehen SW» Häuser unter Wasser. 15 0»« Menschen find obdachlos. An Tokio ereignete sich mittags ein heftiges Erdbeben. FnnkhilsSsprüche aus den hcimgesnchtcn Be zirken weisen aus eineu Mangel an Lebensmitteln und Medikamenten hin. Der Taifun, der seinen Zerstörungsweg heute nacht nord wärts fortsctzte, ist heute früh in Jokohama cingetrosfen, wo er schweren Schaden anrichtctc, während schwächere Aus läufer des Sturmes auch Tokio erreichten. Doch wüten noch immer schwere Wolkenbrüche, die bereits znr Ueberschwcm- mung tiefer liegender Stadtteile geführt haben. Abbruch des Wettfluges in Tokio? London, 14. Scpt. Der „Stolz von Detroit" wird durch schwere Stürme in Omura aufgehalten. Nach den letzten Meldungen ist der Brennstoff, den die Wcltilieger kür die Ueberauerung des Pazifik dort erwarteten, nicht ein- oetroffen. Man glaubt, dab die Piloten unter diesen Um ständen den Flug in Tokio abbrechen werden. <T.-U.) Die Trümmer -er „Ol- Glory". Renyork. 14. Sept Zwei Fnnkspriiche des Dampfers .Lyle" geben nähere Einzelbeiten über die von dem Dampfer gcsiiiidenen Ueberreste der „Old" Morn" wieder. Es bandelt sich vor allem um 34 Fns, Flügelreste mit drei Benztn- behäktern, kleineren Drahtbcbel- und Röhrenresten. Die Behälter entbleiten noch grobe Mengen Benzin. Der Hanpt- körper des Flugzeuges ist wabrscheilllich infolge des starken Anpralles aus das Wasser gewaltsam loSgcrisscn worden und mit der Mannschaft untergegangcn. Der Dampfer „Kyle" setzt trotzdem seine Suche weiter fort, weil er einmal noch andere Flugzeugtetle zn finden hofft, anderseits noch mit der schwachen Möglichkeit rechnet, die Mannschaft im Rettungsboot zu finden. Bei dem boben Seegang der letzten Zeit kann kaum damit gerechnet werden, das, sich das Rettungsboot bat über Wasser halten können. Japanische Plane in -er Man-fchurei. London, 14. September. „Daily Mail" berichtet aus Tokio, dab in Mukden bet einem Zusammcnstof, mehrere japanische Polizisten verwundet worden seien. Zahlreiche Proteste verlangen die Austilgnng der japanischen Einwohner. Japan wartet anscheinend, bis die chinc»'chcn Elemente sich in einer derartigen Weise sestgelegt hätten, das, eine Intervention in den Augen der Welt gerechtfertigt sei- Wenn Japan einmal die Mandschurei besetzt habe, werde es sich wohl nicht mehr daraus zurückzteben. „Daily Telegraph" berichtet aus Peking, die Japaner planten, die Auslegung einer Anleihe von 16» Millionen Jen, die zur W e i t e r f ü h r u n g der s ü b m a n d sch u r i sch e n Bahn nach der Mongolei dienen solle. 7000 tödliche Eholera-Fülle in Nanking Die Londoner „^ailn Mail" n- ans Schanabai, seit Beginn der anaenblickli 3en Eholcracpidcmie seien in Nanking 7»»» tödliche Fälle gemeldet worden. Unter den Ausländern sind bisher nur sieben Todesfälle vorgekommcn. Dlulba- in einer chinesischen Sla-k. Peking, 13. Sept. Nach Meldungen chinesischer Blätter töteten Mitglieder einer chinesischen Bereinigung einige Sol daten Fengyuhstangs in Tschangte, einer Stadt im Norden der Provinz Honan. Die Truppen Fengnusiangs richteten darauf ein furchtbares Gemetzel an, ohne auf Alter oder Geschlecht Rücksicht zu nehmen. Nach den Schätzungen chinesischer Blätter wurden zwischen savliü und 8V0N0 j?) Menschen nicdergemacht. lW T.B.j Die Unwetter in Mexiko, Auch die Ucberslntuugcn durch Stürme an der mexikaui- schen Küste am vergangenen Mittwoch stellen sich als wesent lich schwerer heraus, als man ursprünglich annahm. Zahlreiche Personen wurden getötet, hnnderte sind verletzt, tanscudc sind obdachlos geworden. Wegen der vollständigen Unterbrechung der Verbindungen treffen die Na^'richtcn nur mit grober Verspätung und sehr spärlich ein. Besonders schwer sind die Zerstörungen am Golf von Tehuantcpcc im Staate Oaxaca bis nach GnyamaS im Staate Sonora. Sic erstrecken sich ans ein Gebiet von mehr als IN»» Meilen Länge. Der Verlust an Menschenleben ist besonders schiv-E'- -i, Saling Cr«. Wie von der mexikanischen Westküste gemeldet wird, haben die Stürme der letzten Tage dort zahlreiche Opfer ge- sordert. Man spricht von Hnndcrtcn von Toten. Spring fluten drangen in 25 Meter Höhe meilenweit ins Land hin ein- Ein Sturm dauerte allein «N Stunden. Die Häsen Guaymas und Manzanillos sind beinahe völlig zerstört. Zagorsli auf der Westerplatte interniert? Ein Lebenszeichen -es Derschwun-enen. lDurch Kunkspruch.) Warschau, 14. Sept. Die christlich-demokratische „Rzecz- oSpolita" verbreitet durch Sonderausgabe die Nachricht, dab er verschollene General Zagorski ein Lebenszeichen von sich geneben hat. Gestern trat nämlich bei der Verwaltung des UnterstützungSveretnS der Witwen und Waisen von ver- unglückten polnischen Militärfliegern ein Brief deö Gene rals ein worin er die Zahlung der September-Rate ankündigt. Der Brief enthält weder Ortsbczcichnung noch Datum, trägt aber Danziger Marke und Poststempel vom 12. September. Die Zcitnng behauptet, dab der General gegen seine« Willen aus der Westerplattr festachalten werde und dab es ihm ge lungen sei, einen einfältigen Wächter zu bestimmen, diesen Brief zur Post zu tragen. DaS Blatt versichert weiter, dab den Behörden der Ort, wo der General sestgehalten werde, bekannt sei. Demgegenüber behauptet das Pilsudskt - Blatt „Glos Prawdn", dab Zagorski sich nicht auf der Westcrplatte be findet. Auch dav Blatt „Expreß Poranny". das sich heute früh mit dem polnischen JnspektionSofftzier deö Arsenals auf der Wcsterplatte in telephonische Verbindung gesetzt hat. erhielt die gleiche Information. Die Angcl<-gei'heit ist also nock immer sehr dunkel, zumal an der Authentizität des Briefe» vor der Hand nicht gezwetfelt wirb. Nach anberweiten heute in Warschau etngctrosfcnen In formationen befindet sich der verschwundene General Zagorski in Paris. Er hat dprch Vermittlung eines seiner Danziger Bekannten seine Scptemberbeiträge für den Nnterstützungsfonds der Hinterbliebenen der polnischen Krieger nach Warschau über- wiesen. Polens Schullerror in Oberschlesien. Kattowitz, 14. September. Die Eltern von 83 deutschen Kindern in Koschentin sind in den Schulstreik getreten, nachdem die deutsche Minderheitsschule non der Woiwodschaft widerrechtlich geschlossen worden ist Bei Schliebung der Schule wurde behauptet, dab die erforderliche Anzahl von 4» .Kindern nicht vorhanden sei, obwohl bereits 83 die Schule besuchten und 1« weitere Kinder, die in dem Vorfahr zum Schulunterricht an- gemcldet worden waren, vom Unterricht unberechtigterweise scrngchaltcn wurden. Inzwischen ist die Zahl der Anmeldun gen fü^ die Minderheitsschule auf 51 gestiegen. Da die Eltern mit ihren Kindern bet Schulbeginn, als sie die Kinder zur Schule führten, an die polnische Schule verwiesen wurden, weigerten sie sich, dies zu tun und traten in den Schulstreik. Die streikenden Eltern haben bereits Strasbesehle erhalten und hiergegen Einspruch erhoben. Sollte bte Woiwodschaft nicht einschreiten, so sind die Eltern entschlossen, beim Völker bund Einspruch einzulegen. lTU.s Polnische Annäherung an Moskau. Berlin. 12. Sept. Der A, O. D erfährt auS gut unter richteten Kreisen, bah die polnische Diplomatie sich gegenwärtig ernstlich mit dem Gedanken trage, der Sowsctrcglernng die Ent haltung Polens von jeglichen antlrussischen Pläner, zn garan tieren gegen ein sowsetrussischeS Desinteressement in der Wilna-Frage. Polen sei entschlossen, sein Genfer Fiasko durch eine neue Schwenkuna nach der sowsetrussiskben Seite hin wett- zumachen, und zwar durch die Anerkennung des russisch litauischen Garanticnertragev von 1i>26 Bon einer solchen Politik verspreche man sich einen polntsch-russischen Garantie vertrag nach dem Muster deS Berliner Vertrages. Vor -em Neuzusammentrttt -es Sejms. lDurch Funkspruch.) Warschau, 14. Sept. Gestern abend hat der Aeltestenrat des Polnischen Landtages beschlossen, die erste Sitzung auf Montag, den 1v. September, anzuberaumen. Zur Beratung gelangen die Selbstverwaltungsgesetze, die dritte Verordnung des Staatspräsidenten usw. Gestern abend begaben sich der Senatsmarschall und der Seimmarschall zum StaatSprä. sibenten, um darauf hinzuweisen, dab die Einberufung der beiden Häuser mit einer nach den Bestimmungen der Ver» fassung nicht zu rechtfertigenden Verzögerung erfolgt set. da btS zum Zusammentritt der betreffenden Körperschaften die verkassiingsmäbsge Frist von zwei Wochen überschritten worden set. lW. T. B.) Beginnen-er Kampf um -ie Aalssihe. Finnland wünscht deutsche Unterstützung für seine Sandidaiur. Gens. 14. September. Der sinnländische Außenminister Woinmaa gab dem Vertreter der T.-U. in einer Unterredung eine Erklärung über die Kandidatur zum Völkerbundsrat ab. Finnland hoffe, so führte er aus, daß seine Kandidatur im Völkcrbundsrat für Deutschland im Hinblick auf die deutsch, finnländische Zusammenarbeit im Baltikum und die künftige Zusammenarbeit im Völkerbundsrat von Interesse sein werde. Finnland hoffe fest, mit einer Unterstützung Deutschlands für seine Wahl rechnen zu können. Die öffentliche Meinung Finn- lands würde aus das peinlichste berührt sein und es als eine schwere Enttäuschung empfinden, wenn Deutschland zu der Kandidatur Finnlands eine ablehnende Haltung einnehmen würde, um so mehr, als Finnland bestrebt sei, mit Deutschland die bestehenden Beziehungen aufrechtzuerhalten und die finnische Regierung gegenüber Sowjetrutzland eine loyale Haltung eingenommen habe. Hierzu wird aus.Kreisen der deutschen Delegation darauf hingcwicsen, daß die Sympathien Deutschlands für Finnland hinlänglich bekannt seien und keines weiteren Beweises bedürfen. Die Frage der Kandidatur Finn lands zum Völkcrbundsrat sei bei der gegenwärtig ständig wechselnden Situation noch nicht geklärt und werde eine Ent. schcidung erst am Tage der Ratswahlen in der Vollversamm lung finden dürfen. Keine Locarno-Konferenz. Die Mißstimmung der kleinen Staaten gegen Geheim, besprcchungcu als Vorwand. Berlin, 14. Scpt. Nach den hier vorliegenden Infor mationen aus Gens rechnet man nicht mehr damit, batz die angcküudigte Besprechung der Locarno-Mächte «och ftatt- sindcn wird. Der Grund dieses Verzichtes dürfte darin zu suchen sein, daß man gewisse Mißstimmungen der kleinen Mächte, die in den letzten Tagen verschiedentlich zum Ausdruck gekommen sind, nicht noch vermehren möchte. Zum andern ist anzunehmen, dab die Fragen, die die Locarno- Mächte besonders interessieren, bereits tu den Ein sel be sprechun gen zwischen den Außenministern geklärt worden sind. Entgegen den bisherigen Dispositionen wird Chamberlain erst am Sonnabend ab reisen, um dann seinen Urlaub am Mittclmeer zu verbringen. Mit der Rückkehr des NcichSaußenministers Dr. Stresemann wird für Anfang oder Mitte nächster Woche ge rechnet. Der Zeitpunkt hängt davon ab, welchen Verlauf die Verhandlungen in der Nbrüstungskommission nehmen. Das Verhalten Polens wird dafür bestimmend sein, ob diese Verhandlungen schnell vonstatten gehen, oder ob man wieder vor derselben Situation steht, wie am Anfang. <WTB.) Sauerwein über Paul Doncours Rebe. Paris, 14. Sept. Im „Matin" erklärt Snuerwein die gestrige Rede Paul Bonconrs über die Abrüstungsfrage als die eigentliche Rede der Genfer Session. Zweifellos habe man in der Vollversammlung ausgezeichnete Exposes ge hört. Da diese aber aus dem Munde von Ministern ge kommen seien, hätten sie mehr ein Echo der nationalen Ge sichtspunkte, als eine Analyse der Schwierigkeiten gebracht, mit denen der Völkerbund kämpfe. Paul Boncour habe sich nicht mit Worten begnügt und nicht versucht, um das Haupt hindernis für die Abrüstung, die -Haltung Englands, herum zugehen. Vor Ausrottung -er Man-alssrage. London, 14. Scpt. Der diplomatische Korrespondent des „Daily Telegraph" kündigt für die nächste Zeit ein Akut- werdcn der Frage des Statuts der Mandatskommissionen an, nachdem zwischen der ständigen Mandatskommission des Völkerbundes und der südafrikanischen Regierung erhebliche Meinungsverschiedenheiten aufgetaucht seien. Die südafrikanische Regierung sei der Ansicht, daß mit der Ueber- tragnng eines Mandats gleichzeitig auch die Sonveräni- täts rechte über das betreffende Gebiet verliehe« würden, während die Mandatskommission in ihrem Jahresbericht an den Völkerbund z« dem Ergebnis kam, daß die Souveränität über die Mandatsgebiete dem Völkerbund verbleibe. — Italien weiche von beiden Auffassungen ab und vertrete die Ansicht, daß die Souveränität über alle Mandatsgebiete kollektiv bet den alliierten Mächten und nicht bet dem Völker bund liege. Rutzland stell! -»nehmende engllfche Spionage fest. Die Urteilsbegründung im Leningrader Spionageprozesi. Moskau, 14. Sept. (Tcl.-Agentur der Sowjetunion.) Das gemeldete Urteil des Obersten Gerichtshöfe» «egen die 26 Spione und Terroristen betrachtet es als festgestellt, daß englische Sptonageorgane seit 1»18 eine eifrige Spionagetätigkctt auf dem Boden -er Sowjetunion trieben und sich dazu einzelner Mitglieder der weihen Emigranten bedienten. Nach Erwägung deS Grades der Mittäterschaft der Angeklagten hat das Gericht hinsichtlich der neun zum Tobe Verurteilten festgestellt, daß „ihre verbrecherische Tätig keit eine besondere Gefahr bildete, namentlich in Anbetracht der Tatsache, daß die Spi onagetätigkeit Englands sich in der letzten Zeit intensiv verstärkt bat." Der GcrichtSspruch ist endgültig. Am Donnerstagabend tritt das Urteil in Kraft.