Volltext Seite (XML)
tz 71. gahrg««-. MMr,M Gegründet 18S8 »«chelcht«, »«,»«. g»n,»r«ch4r»S<>mm»t»umm»r S» 2^1. Dur Ur Nach>a«Zprich»>'S0 011. Bezugr-S-bühr Di« Anz»lg»n werden nach choldmar »erechnei. die » Anzetz-nglr-«-: UL.!"4^.L;L'FL «L-M! --uh-rkall, 2v0P,n. üis,rl«na»ditd' I0Ps» Auew. AuilrL «MI.. oldmar »erechnei. die »tnipallio« ZV wm »r»il» und SleUenaeluch» ohne Rediamezeil» ldv Pi«., riiiftrta» o»q. Dor->u»I»«»adlunl> SchrMleNuni und chaupIzelchSflislell»: »arienltr«!,« 38 ^2 Druch ». Verla« o»n riapsch » »«ich«»»» m Dresden. PoMchech-chonto 1088 De«»,». «achdru» nu, m>^ deuillche, SueUenanqad« .Dreedner Nach, ", ,ulMa ti»»«r»anql» SchriilWch» werden nichi auldewadri. kr s s i s 777771 evir0k»ä«0k- l Visn3lsg8 uncl Sokwsbsncjs 6sss»5c:^sfts-^bsnc! I- ^s6»n ürurkmittsg iLnr-Ivs Stresemann über das brgebnis von GM „Wan kann nicht die allgemeine Aü'lunfssreiheil beslehen lassen, einen Slaal aber ausnehmen." Wettere Belastung Aoueiers. - Der Schulslreik in Westfalen been-el. - Derschleu-erung -eulschen Eigentums in Amerika. Die Re-e in Kamburg. Die Bahn frei zur Lösung bcdcutnngSvollcr Probleme. Hamburg, 20. Dez. Im großen Festsaale des Rathauses gab der Senat heute abcud anläßlich deö Besuches des ReichS- mtntsterS Dr. Stresemann ein Essen, an dem außer führenden Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft das gesamte Konsularkorps — in Hamburg find seht fast sämtliche Staaten der Erde vertreten — tetlnahme». In seinen Begrüß,,ngSwvrten hob Dr. Pctersen als Präsident des Senats die Bedeutung der Vermittlerrolle hervor, die die Hansestädte seit ihren Anfängen in den Beziehungen zwischen Deutschland und dem Ausland ersvlgrcich burchgcsiihrt haben. Sie hätten ein gut Teil dazu beigetragen, jene Einschätzung Deutschlands im Ausland mitzuschasse», die Reichsminister Dr. Stresemann erneut auszubaucn erfolgreich bemüht sei. Bürgermeister Dr. Petersen gedachte bann der letzten Tagung tu Genf, aus der Reichsminister Dr. Stresemann jene klare und gerade Linie der Politik vertreten habe, die von der deutschen Republik seit 1010 verfolgt worden und die an -!e Namen Friedrich Ebcrt, Walter Rathcnau und andere Führer des deutschen Volkes geknüpft sei. Er glaube, Dr. Stresemann am erwünschtesten zu ehren, wenn er seine Worte auSklingen lasse in einem Hoch ans die Führer aller Völker, die in Treue zum Wesen der eigenen Nation und in Achtung vor dem der Fremden den Frieden der Welt zu sichern bereit sind. Der belgische Generalkonsul Moulacrt ver lieh im Namen des gesamten Konsularkorps der Freude dar über Ausdruck, daß cS Gelegenheit gehabt habe, Reichsminister Dr. Stresemann persönlich kenne» zu lernen,' er stellte die fortschreitende Verbesserung des wirtschaftlichen Lebens in Deutschland fest, gedachte der großen Verdienste Dr. Stresc- mannS auch um die im Konsularkorps vertretenen Länder, die im Nobelpreis ihre geziemende Anerkennung gesunde» habe, und ^lotz mit einem Hoch ans die Reichsregierung. Hierauf ergriff Dr Stresemann das Wort. Er bankte für die Worte seiner Vorredner und führte dann auS: Mit Genugtuung glaube ich sagen zu können, daß die Grundgedanken unserer Außenpolitik immer mehr auch in denjenigen Kreisen Wurzeln schlagen, die ihnen zunächst zweifelnd oder gar ablehnend gegcnübcrstandcn. Es ist ein Beweis für den gesunden Kern unseres Volkes, daß es ohne Aufgabe seines Stolzes auf seine Ueberlieserungen sobald nach dem katastrophalen Ansgang des Weltkrieges immer sicherer den Weg erkannt hat, der in die Zukunft führt. Ich bin fest überzeugt, daß Deutschland niemals de» Glauben an den Willen der Menschheit zum wahren Frieden und zur gerechten Verständigung verleugnen wird. In ihm liegt eine bedeutsame Synthese von Ideal und Realität. Schwierigkeiten und Rückschläge dürfen uns nicht in der Erkenntnis beirren, daß der von uns etngcschlagene Weg der richtige ist und schließlich zum Ziele führen muß. Trotz der scharfen parteipolitischen Auscinandcrsctzuugen darf ich das eine mit Genugtuung fcststcllcu. daß Schwankun gen iunerpolittscher Art am Kurs der dcntschcn Außenpolitik nichts ändern werden, die sich heute «nf die Zustimmung der überwiegende« Mehrheit dcS den«, fche« Volkes z« stützen vermag. Zu dem Ergebnis -er letzten Genfer Tagung übergehend, sagte Dr. Stresemann: Dieses Ergebnis bedeutet «inen Schritt vorwärts auf unserem Weg«. Es ist dort gelungen, eine grundsätzliche Regelung für zwei schwierige Fragen zu finden. die dem Fortschritt der politischen Entwicklung bisher im Wege standen. Es ist ge lungen, für die FnvcstigationSbcsugnisfe dcS Völkerbundes denjenigen festen Rahm?« zu vereinbaren, der sich ans der ge rechten Auslegung der Vertragsbestimmungen ergibt. Vom dentlchen Standpunkte ans dürfen wir eS als eine« Fortschritt bezeichnen, daß dabei die E n t w a f s n n n g » a k« i» n. für die ein naher Endtermin festgesetzt worden ist, nunmehr allseitig alödnrchgeftthrt anerkannt ist. DaS ist «in« wichtige Etappe, aber freilich doch nnr eine Etappe. Ich will offen anssprechen, daß cs ans die Dauer ein »«möglicher und mit der Gleichberechtigung im Völkerbund unvereinbarer Zustand ist, die allge meine Nttsinngsfrelheit bestehen z» laste» »nd dabei einem einzelne« Staat di« volle Ent waffnung vorznschreibe« und th» einlcitig -« kontrollieren. Diesen Zustand zu beseitigen, konnte sicherlich nicht Auf. gäbe der letzten Genfer Verhandlungen sein. Diese Ausgabe mnß aber l« Znsam men Hang mit dem astHemetnen Mb. rvstungSprobk-m „»beding« gelöst «erden. Dir Welt wird Verständnis dafür haben, daß Deutschland seinen Willen zur loyalen Jnnehaltuug der EntwaffnungSbestimnmngen und die Anerkennung der FnvestigationSbcsugnis des Völkerbundes nicht betonen kann, ohne gleichzeitig auszusprcchen, daß auch der Gedanke der allgemeinen Abrüstung seiner Verwirklichung zugesührt wird. Vielleicht liegt der wertvollste Erfolg von Genf darin, daß die Methode offener Aussprache, für die der Völker bund einen so hervorragend geeigneten Rahmen abgibt, sich wiederum voll bewährt hat. Wir befinden uns noch immer im ersten AnfangSstadium einer neuen europäischen Entwick lung, und cs ist gerade in diesem Stadium von Bedeutung, das, die leitende» Staatsmänner dem Vertrauen der Völker ans jene Entwicklung so oft als möglich durch sichtbare Ereig nisse neue Nahrung geben. Das ist im Interesse aller be teiligten Länder in Genf geschehen. Zugleich ist mkt den erzielte« Ergcbulsten aber der Weg srclgemacht für die praktische Jnaugrlff» nahmeauderer außenpolitischer Probleme, die a« Bedeutung die bisher geregelte« Fragen noch weit übertrcsfcn dürften. Auf diese Fragen sachlich im einzelnen cinzirgchcn, möchte ich mir hier versagen. Ter Grundgedanke, von dem die be- tciligten Staatsmänner bei ihrer Lösung au Sachen müßten, ist die Erkenntnis der Solidarität der Interessen, die die Völker Europas untereinander und darüber hinaus die Völker Europas mit den übrigen Völkern -er Welt ver bindet. Das Werk von Locarno und der Eintritt Deutschlands in den Völkerbund haben eine gute und sichere Grundlage für diese Politik der Solidarität der Interesse» gelegt, aber doch nur e i n e G r u n d l a g e. Die geschloffenen Verträge werden ein toter Buchstabe bleiben, wenn es nicht dazu käme, im großen Geiste der Verständigung daraus weitcr- zubauen und so endlich das Gebäude zu errichten, das den Völkern ein friedliches Nobcnciiiandermvchnen und Miiein- anderarbctten ermöglicht. — Dr. Stresemann erhob sein Glas auf das Wohl Hamburgs und seiner Führer. Die Ausführungen des Ministers, die vom Festsaal auS auf den Rundfunk übertragen wurden, wurden mit lebhaftem Beifall ausgenommen. Dr. Stresemann wird am DienStag- vormittag wieder nach Berlin reisen. Pariser Manöver gegen Skresemann. Furcht vor einer deutsch-italienischen Annäherung. Parts, 20. Dezember. Die Pariser Presse erregt sich bereits über die eventuelle Zusammenkunft Strcsemann-Mnstolini. Es wird davon gcsaselt, daß der deutsch-italienische Schicdsver- trag vielleicht doch einen wcitcrgehcnden geheimen Inhalt haben könnte, als de« offiziösen bekanntgcgebcnen. „O u o t t - dien" meint, daß diese Zusammenkunft die Zukunft der bis- hcrigcn Annäherungö- und Friedenspolitik Stresemann- schwer schädigen würde. Auch laufe Stresemann Gefahr, sich alle diejenigen Elemente ln Deutschland, die ihn in seiner Lo. carnopolittk bisher unterstützt hätten, zn Feinden zu machen. Gewisse chauvinistische Kreise in Deutschland drängten »um Abschluß eines Militärbündnisses mit Jtalitn und dergleichen mehr. Hierzu kann nur wiederholt werben, baß sich der deutsch- italienische Schiedsgerichtsvertrag tn nichts von den anderen Schiedsgerichtsverträgen unterscheidet, die Deutschland mit der Schweiz, mit Holland und Finnland abgeschlossen hat. Im übrigen sind irgendwelche Dispositionen für ein Zusammen treffen Stresemanns mit Mussolini während der Reise dcS Außenministers nach Aegypten noch nicht getroffen worden. Feierliche Verkeilung -er Nobel-Preise im Januar. Oslo, 20. Dez. Auf Anfrage einer OSlocr Zeitung bei dem Vorsitzenden des NobelkomttecS, Prof. Dr. Stang, be stätigt dieser, daß sämtliche diesjährigen Nobelpreisträger — Dr. Stresemann, Brtand, Cbamverlatn und General D a wes — tm Januar nach Oslo kommen werden, »m die Preise persönlich in Empfang zu nehmen und in dem Institute kurze Ansprachen zu halten. Es ist das erstemal I» der Geschichte der Nobclsriodensprcise, daß vier Preis, träger gleichzeitig in den, Nobcllnstitut erscheinen werden, um Preise tn Empfang zu nehmen. Da 28 Jahre verstriche» sind, nachdem der erste Nobelpreis verteilt worden ist, wird der Besuch der Arledenspreisträger in Oölo sich besonders feierlich gestalte«. , Wahrscheinlich werde» auch frühere FrtedenSpreiSträger zu dieser Feierlichkeit eingeladen. Sühne für Germershelm. Der Name des kleinen Städtchens GrrmerShet« f» der Pfalz ist durch die Menge der Unbill und Untaten, die es während sieben Jahren Besatzungszeit tn seinen Mauern erdulden lii-ußt«, zur schreienden Anklage gegen das allen Sitte» und jeder Menschenwürde hohn-sprechende System -er fran zösische» Willkürhcrrschast am Rhein geworden. Die Mordtat an unschuldigen Deutschen, deren Einzelheiten jetzt im Lan dauer Prozeß unter gespannter Aufmerkiamkeit der deutsche« und französischen Oeffcntlichkeit abgerollt werden, war nur das mit Vorsatz herbeigeführte Schlußstück einer Reih« «Ä Ausschreitungen und Quälereien, tn deren Ausführung «in paar französische Chauvinisten, die ihrem Alter nach noch auf die Schulbank gehörten, zum größeren Ruhm« Frankreichs und zur Demütigung deutscher Bürger ihren ganzen Stolz fetzte». Man muß sich diesen Hintergrund der Gcrmersheimer vl«f- tat ins Gedächtnis zurückrufen, um die ganze Schamlosigkeit zn verstehen, mit der das französische Militärgericht die jetzig« Verhandlung ihres rein kriminellen Charakters zu entkleide« und zu einem politischen Fall zu stempeln versucht, -er R« französischen Bcsatzungsorganc als die zur Abwehr herauS- geforderten Opfer deutscher nationalistischer Verschwörer« banden erscheinen lassen soll. Als ehemalige klein« Festung war GermerSheim schon vor dem Kriege mit einem bayrischen Infanterieregiment belegt. Das Vorhandensein militärischer Gebäude war dom Be- satzungskommandv Grund genug, das nur 8300 Einwohner zählende Städtchen mit einer französischen Garnison von 2500 Mann zu bedrücken. Die Tiszipliulosigkeit dieser Truppe, des berüchtigt gewordenen ArtillcricrcgimentS 8ll, führte mit der Zeit zu immer unerträglicher werdenden Quälereien der ve« vülkeriing, zu allerlei Mißhandlungen und Sittlichseits- delikten, die schließlich ihre Krönung fanden in der unerhörten Störung eines Stiftungsfestes des Krieger- und Beteran«- vcrclns Germcrshcim vom 8. bis 8. Juli dieses Jahres. Nicht nur das pfälzische Städtchen, sondern das ganze Deutschland hat es als tiefste Beleidigung empfunden, als bei dieser Ge legenheit der Fcstschmuck und die Fahnen heruntergerifsen und bespuckt wurden, als eine zügellos« Soldateska die Totenfeier störte und den Festzug sprengt«. Die Helden dieses Bravour. stückeS aber waren erwiesenermaßen d«r Unterleutnant Roucier, der heute vor den Schranken des Landauer Gerichts den unschuldig Angegriffenen spielt, und sein Freund, der Unterleutnant Filloux, deren Lieblingsbeschäftigung «S bi« dahin gewesen war, friedliche deutsche Bürger vom Gehsteig zu stoßen und mit der Reitpeitsche über den Kopf zu schlage». Nicht nur ein brutaler Rohling, in dessen entmenschter Bru tei» anderes Gefühl herrscht, als ein grenzenloser Deutschen haß, zu allem Ucbcrsluß auch ein verderbter Charakter, de« selbst seinem Burschen verbot, den Quartiergeber zu grüßen, und der sich nicht schämte, aus dem Hause, in dem er zwang», weise einquartiert war, ein Bordell zu machen. Als im Ver folg dieser Vorfälle das 311. Artillerieregimcnt nach Verdun verlegt werden sollte, da atmete di« Germcrsheimer Bevölke rung erleichtert auf, tn der Hoffnung, ihre ärgsten Schinder nun endlich loS zu werden,' Roucier und seine Freundetet schworen sich, nicht aus der Stadt zu scheiden, ohne ihren Rachc- gefühlcn noch einmal gründlich freien Lauf gelassen zu haben. In dieser beiderseitig unerquicklichen Abschiedsstimmung kau» eS am 2». September, einem Sonntag, zu mehreren WirtS- hauSstretttg>keit«n» In deren Verlauf Trun-kenhcit dt« größte Nolle spielte, und tn später Nachtstunde zu jenen verhängnis volle« Begegnungen, die Roucier, dem Heiden «.mit dem immer warm geihaltcnen Revolver", noch die traurige Gelegenheit gaben, zwei harmlose, unbescholtene Deutsch« uicderzustrecken, bevor er den Schauplatz seiner BesatzungStättgkeit mit deck militärisch engeren Verhältnissen Verduns vertauschen mußt«. Die Einzelheiten der Bluttat, deren aufblttzen-de Schüsse kurz nach dem hosfnungSsrohcn Tag von Thoiry die zwischen einer deutsch-französischen Verständigung vorläufig noch nn- überwindbar stehende Schranke der Rhcinlandbesatzung grell beleuchteten, sind durch die Berichte jener Tage und durch dt« jetzigen Verhandlungen in Landau frisch im Gedächtnis. I» den drei Monaten der Untersuchung ist aber von französischer Sette kein Mittel unversucht gelassen worden, um den petn- lichen Vorfall, so klar er auch liegt, tn ein für die deutsche Lache ungünstiges Licht zu rücken. Man weiß aus jabrzehnte- langer PrartS der sranzö-siichcn rirafgrrichte. und Insbesondere der Militärgerichte, daß de« ihrer Rechtsprechung tn der Oeffeutlichkeit erzeagte Sympathien und Antipathien »ft nsts