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Dresdner Nachrichten : 18.09.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-09-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189909185
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990918
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990918
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-09
- Tag 1899-09-18
-
Monat
1899-09
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 18.09.1899
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>4 U - - S» ^ 8 »*» 8» »L- ^ >tz-- MA « rrZ »« e <» « r» I Sl Lidri» vom 1. Bat. Jns.-Rcg, Nr. >79. ,um 9. Bai. Jnf.-Rkg. Nr. 10». Funke voni S. Bat. Ins -Reg Nr. IM, zun> 1. Bat. Ins.-Reg. Nr. I7S, Weigelt vom 2. Bat. Jns.-Reg. Nr. >78, zum 2. Bat. Anf.-Reg. Nr. >02. Lippmann, Proviantamts-Kontr. beim Proviantamt Leivjig, unter Er nenn. nun Proviantamts Rend., als Borst, zum Proviantamt Wurzen. Bubmann, Proviantamts-Kontr., vom Proviantamt Baube» zum Proviant amt Leipzig. Reiszig, Proviantamis-Kontr. beim Proviantamt Frcibcrg, zum Proviantamt Baueen. Siötzncr, ProvianiamtS-Konlr. beim Proviant amt veipzig, zum Proviantamt Freibern, Lange, Proviantamts-Assist, beim Proviantamt Pirna, unter Ernenn, zm» Prvniantamts-Konlr., zum Pro viantamie Leipzig, — unter',» >. Okt. !«»!> verseht. Hutlcl, Proviantamts- Aipir.. unterm >. Okt. 18!>9 zum Proviautamts Slssift. beim Proviantamt Pirna ernannt. — Erfreulicher Weise sällt die Elbe stetig. Gestern Vor mittag 9 Uhr zeigte der Pegel an der Auaustusorücke nur noch 220 Ceutimeter üver Rull. Der elektrische Straßenbahiiverkehr am Terrassenufer konnte ycstcr» wieder in vollem Unisanae aufgenom me» werden. Auch die Damvfer der Sächsisch-Böhmische» Dampf- schissfahrtsaetellschaft verkehre» seit gestern zum Theil wieder aus der Bergfahrt. — Aus den amtliche» Bekanntmachungen. Von heute ab wird die Wilkcstraße wegen Beschotterung aus die Dauer der Arbeiten für den Fahr- und Rcitvcrkchr gesperrt. — Vorgestern Abend in der 12. Stunde rückte ein Löschzug der Feuerwehr nach dem Grundstück Jordan st raßc 19 aus. Dort war in einer Schlasstube im I. Stockwerk durch eine ver sehentlich vom Tisch gestoßene brennende Petroleumlampe Feuer entstanden und durch dasselbe verschicdentlicher Schaden an Mobilien und Gcbäudctheilen verursacht worden. Der Feuerwehr verblieb, da sie de» Brand schon in der Hauptsache von dem Wohiiuugsinhaber gelöscht fand, nur noch wenig zu tbun übrig. — Dicton dem König!. Sächs Militärvereiiisbuiiv in's Leben gerufene ,SachIenstiftung", die ihr besonderes Augenmerk darauf richtet, gedienten Soldaten unentgeltlich Arbeit zu ver schassen, und seit Jahren eine ungemein segensreiche Thätigkeit entfaltet, läßt auch in diesem Herbste an alle Arbeitgeber die Bitte ergehen, jede in ihrem Geschäftsbetriebe freie oder demnächst frei werdende Stelle in dem Bureau der „Sachscnstistuug" (Äorn- gasse 1, I) anzumelden. Da man hier jederzeit in der Lage ist, eine ganze Reihe tüchtiger und zuverlässig solider Arbeitskräfte »ach- gewiesen zu erhalten, so erfreut sich die Geschäftsstelle der „Sachscn- slistung" ersreulicher Weise eines immer wachsenden Zuspruchs. — Der Zoologische Garte» wurde gestern von etwa 10.000 Personen besucht, die den interessanten Vorführungen der Sioux-Indianer und CowbohS folgten. Die fremden Gäste reisen morgen von Dresden nach Prag, um dort Vorstellungen zu geben. — Gestern Abend '/<7 Uhr landete de, Lustschisser Oswald Lische mit seinem Ballon „Dresden" auf der Straße zwischen Pließkowitz und Kamenz. Die Landung ging glatt von Statten. Der Aufstieg erfolgte '/«6 Uhr in Großenhain. — In Kleinzschachwitz schwamm gestern Vormittag ein männlicher Leichnam an, der bereits seit der 1897er Hochsluth in der Elbe gelegen haben dürste. Der Leichnam wurde in der Todtenhalle geborgen. — Die Postageninr mit Tclearaphenbetrieb aus der Bastei wird an, 30. September geschlossen. An Eielle derselben tritt von, >. Oktober ab bis einschließlich so. April eine Post- und Tclegrapbcnhilsstellc mit Fcrn- sprechbetrieb in Wirksamkeit. — Hainichen, 10. September. Der Rentner Rudolf Her- snrth hat der hiesigen Stadtgemeinde lctztwillig 20,000 Mark ver macht. Die Zinsen hiervon solle» alljährlich thcils zur Christ- bescheerung für arme Kinder verwendet, thcils an würdige Arme vertheilt werde». — Die vom Sparkassenkassirer Dölitzsch in Lommatzsch begangenen Unterschlagungen (ca. 10,000 Btt.) haben unter der Bevölkerung große Erregung hervorgerusen. Dölitzsch hatte den Ruf eines wohlhabende» Mannes erworben; es war ihm gelungen, durch Glanz und Flimmer die Leute zu täuschen. Jetzt stellt sich heraus, daß nur etwa 3000 Btt. zur Deckung des Defizits vor handen sind. Der unehrliche Kassirer soll mit großem Raffinement zu Werke gegangen sein. Ei soll sich in der Hauptsache die Hypothekknzimen angceignet baben. Die Schwindeleien wäre» jedenfalls noch laiigc weitcrgcnaiigen, wenn nicht infolge einer Erkrankung des Kassirers der Bürgermeister selbst Einsicht in die Kassenverhältiiiffe nehmen mußte. — Lo m matzsch. 16. September. Der Bau des Gaswerkes für hiesige Stadt ist gestern begonnen worden. Es wird auf einem an der Ricsacr Straße gelegenen Areal von 1000 Quadrat-Metern errichtet und hofft man, den Betrieb am 1. Februar des nächsten Jahres zu eröffnen. — Lauenhain bei Mittwcida In der Nacht zum Sonn tag wurde die hiesige Köhlcr'sche Holzschneidemühle bis auf die Umfassungsmauern einaeäschcrt. Zur Zeit des Brandes war der Besitzer verreist. Das Feuer war erst ziemlich spät wahrgcnommcn worden, da die Hvlzschneidc vom Orte entfernt im Thale liegt. — Gera. Der Postbote Bernhard in Köstritz ist auf dem Nachhausewege in den Elsterstrom gefallen und ertrunken. — Die Maul- uud Klauenseuche ist unter deni Ninderbcstande im Glltä- gehöste Nr. 8 in Heyersdorf ausaebrochcn. -Landgericht. Der Blauer Philipp Gustav Otto Kircheis, bisher unbestraft, am 6. September 1870 geboren, stahl Anfang bis Mitte d. I. an verschiedenen Orten in Dresden drei Fahrräder i», Werthe von 240. 280 und 300 Mk., sowie auf der Vogelwiese eine Luftpumpe, die er vorher geliehen hatte. Seine Geliebte, die 1862 i» Sonneberg in Meiningen geborene, wieder holt wegen Gewerbsuuzncht, Beleidigung, Widerstands rc. vor bestrafte Wirthschasteri» Anna Jda geschiedene Ficker gcb. Windisch, verkaufte eines diele, gestohlenen Räder, obwohl sie wußte, daß dasselbe unrechtmäßig erworben war. Kircheis erhielt 1 Jahr 2 Monate Gefängniß und 3 Jahre Ehrenrechtsverlust, wälirend die Ficker zu 1 Monat Gefängniß verurtheilt wurde. — Die Prostitu- irte Anna Adolfine Jahn, noch nicht 20 Jahre alt, bereits vor bestraft und aus Nicdergorbitz stammend, nahm mit ihrem Ge liebten, dem 1878 in Dresden geborenen, wiederholt vorbestraften Maschinenschlosser Karl Otto Hermann auf der Anklagebank Platz. Die Verhandlung fand unter AuSschliiß der Oefscntlichkeit statt. Weil sie gemeinsam dem Eisendrcher Schneider in dessen Wohn ung eine goldene Uhr mit Kette im Werthe von 150 Mk.. ei» Portemonnaie mit 9 Mk. Inhalt und ein Loos der Sächsischen Landcslotteric stahlen, wurden sie verurtheilt und zwar Hermann zu I Jahr 3 Monaten Zuchthaus uud 5 Jahren Ehrcnrcchts- vcrlnst, die Jahn zu 2 Monaten Gefängniß. Außerdem wurde bei Hermann die Stellung unter Polizeiaufsicht für zulässig erklärt. — Als am Abend des 19. Juli dieses Jahres ein hiesiger Gendarm aus der Zwingcrstraße eine Prostituirte verhaften wollie, welcher ein in der Mähe liegendes Lokal verwiesen worden war, suchte sich dieselbe zu befreien, wobei ihr der Marlthelscr Oskar Theodor Sparmann von hier behilflich war. Das Schöffen gericht Dresden verurtheilte ihn deshalb wegen Gefangenenbesrei- uug zu einem Monat Gefängniß. Gegen dieses Nrlheil legte Sparmann Berufung ein, was insofern Erfolg hatte, als das Landgericht ihn nur wegen versuchter Gefangenenbefrciung zu 2 Wochen Gesängniß verurtheilte. — Vom Köuigl. Schöffengericht zu Pirna war der bisher unbestrafte, 1878 geborene Eiicndreher Jakob Düster, zuletzt in Heidenau wohnhaft, wegen versuchter Gcsaugenenbesrciung zu 1 Woche Gefängniß verurtheilt worden und hatte dagegen Benifimg eingelegt. Er war beschuldigt, im Juli seinen Arbeitsgenossen Hofsmann, der wegen Verübung eines Ulkes verhaftet wurde, zu befreien versucht zu haben. Das Königl. Landgericht sah jedoch den Schuldbeweis für nicht gelungen an, hob das vorinstanzliche Urthcil aus und sprach den Angeklagten kostenlos frei. — Nachdem die Verhandlung gegen den 1863 in Wittichenau geborenen, zuletzt in Radcberg aufhältlichen, bereits vorbestraften Glasschleifer Paul Grienich, genannt Häusel, wegen Vorladung neuer Zeugen bereits einmal vertagt worden war. wurde dieselbe Freitag Abend zu Ende geführt. G. hatte Stadtgutsbesitzer Scherz in Radcberg dadurch um 180 Mk. schädigt, daß er ihm durch Scheinvectrag Möbel verkaufte, nicht win Eigenthum waren. Er wurde zu 4 Monaten Gefängniß verurtheilt. den Tagesgeschichte. Deutsches Reich. An den Hofiagden bei Blankenburg will Nach einer Braunschweiger Meldung der Kaiser theilnehmen. Ter Großherzog von Hessen hat dem Geheimen Oberschulrath Profi Schiller aus Anlaß seines 50 lährigen Diensljublläums das Komthurkreuz 2. Klasse des Philippsordens verlieben. Pros. Schiller war wegen seiner Kritik der hessischen Schulverhältnisse von dem Tarmstäbtcr Ministerium zwangsweise in den Ruhestand Versetzt worden. Sofort nach dem Einsturz der Prinzregent Luitpold-Brücke in München hat Erster Bürgermeister v. Borscht an den Prinz- Regenten Luitpold folgendes Telegramm abgesandt: »Tief bewegt wage ich En». Königl. Hoheit dm allerehrerbietigsten Be richt zu erstatten, daß di« von Ew. i Gesinnung der Stadt geschenkte 'önigk. Hoheit in hochherzig Zrinz-Regent Luitpold beute Abend dem furchtbaren Hochwasser zum Opfer gefallen ist. Fabrbahn, Trottoir, Eisenkonstruktion und südöstlicher Pylon sind m den Fluthe» begraben, den Urberresten droht die gleiche Gefahr. Münchens Bürgerschaft ist von Trauer und Schmerz erfüllt über de» Untergang dieses hervorragende» Bauwerkes, das ei» dauern des Zeuaittß der Liebe Ew. Königl. Hoheit zu unserer Stadt sein sollte n»d deren Blühen und Gedeihe» so mächtig gefördert hat." Daraufhin ist von dem Regenten folgendes Telegramm an den Ersten Bürgermeister aus Oberstdors gelangt: „Tiefgekühlt durch Ihr so wauu gefühltes Telegramm spreche Ich Ihnen, lieber Herr Bürgermeister. Bknue innigste Theitnahme aus an der furchtbaren Katastrophe, die unser liebes München getrosten hat. De» so frühen " :llage Ich von Herzen." — einen Bauaufwand „ . . Regent an seinem 70. Geburtstage einen Beitrag gesvcndet hatte. 1893 wurde sie dem Verkehr übergehen lieber de» Einsturz berichtet ein Augen zeuge: Um 5'/« Uhr kam ich an die Brücke, die für den Verkehr bereits seit Vormittags gesperrt war. Ich vostirte mich auf dem linke» Ufer etwas unterhalb der Brücke. Drüben am nördlichen Pfeiler war es, wie wenn Erdreich vielleicht von zwei bis drei Männern durch ein geringfügiges Loch im letzten steinernen Jvch- boacn geschaufelt würde. Unterhalb des Pfeilers fanden wenig auffallende Erdrutschungen statt. Niemand ahnte, daß das Ber- hängniß so rasch hereinbrecken würde. Daß cS miabwelidbar sein würde, war Jedem klar, der da sah, mit welcher Wucht das Wasser gerade gegen das rechte Ufer aiiprallte, indem es sich den gerade» Weg mit turchtbarcr Gewalt suchte. Langsames Ab bröckeln des rechte» Usergeländcs schien den als ganz sicher voraus- zilsehenden Einsturz herbeizusühren. Nicht so sehr der Wogen- anprall gegen die Pfeiler hat die Katastrophe Herbeigcführt, als vielmehr das Unterspüle» des Ufers. Nicht in der Flußrichtung arbeitete die vernichtende Wirkung des Elements, als vielmehr vom rechten Ufer gegen den Fluß bin. Der scheinbar langsame» Mi»irarbeit fiel gleich ganz unterhalb der bedrohten Pfeiler kurz vor dem Einsturz eine schöne große Weide zum Opfer, langsam niedcrsiiikend, „wie zum Sterben", wie eine Dame treffend neben mir hcmcrkte. Ich wollte mich eben entfernen, da vernahm ich ei» dumpfes Geräusch, Iah die Massen, die bis hart an die Brücke auf dem keineswegs bedrohte» linken User standen, rasch zurückweichen. Der Blick ans die Brücke! Es war, wie wenn sie sich nach oben zcbogen hätte; cs bildete sich ein von de, Mitte aus an Dichtig- eit verlierendes Netz von Sprüngen aus der vorhin noch wohl geglätteten oberen Fläche. Dann lchien die Brücke in der Mitte zu bersten und gegen die Mitte hin zlisammeiizustürzcii. Ein Krachen begleitete den Zusammensturz, der sich keineswegs so ur plötzlich vollzog, wie man bei der furchtbaren Gewalt des Ele ments erwarten sollte. Ein zähes Lebe» lag durin. das auch in seinem Untergänge nach die alte Widerstandskraft bewährte. Eine dichte Staubwolke über dem Wasser, und unmittelbar unter der Brücke ragt auf dem linken User ei» kleines Wrack, ei» wohl nicht mehr als rimmcrgrvßer Theil des eiserne» Geländers in Verbindung mit der Plattform empor: ans dem rechten User liegt etwas gucr seit wärts der große südliche Pfeiler, gleichsam als wollte er den nörd lichen noch gegen den Anprall schützen. Jener allein steht noch est, an der Stelle des anderen Pfeilers und des Aufbaues ist das bloße überwiegende sandige Erdreich sichtbar. — Die Prinz- Regenten- und die cbcnsallS eingestürzte Bogenhauser Brücke waren beide solid gebaut. Die „Pos. Zig." will wissen, daß die kanalgcgnerischcn Hos- würde» träger nicht vom Hofe zeitweilig verbannt, sondern ihrer Stellung enthoben worden seien. Den Kaiserpreis für die besten artilleristischen Leistlinge» in dem jetzt beendeten Uchnngsiahr hat diesmal das Flaggschiff „Kursürst Friedrich Wilhelm" erworben. Ans die Meldung dieses Erfolges sandte der Kaiser folgende Depesche: A» mein Linien- chiff „Kursürst Friedrich Wilhelm", Korsör. Ich freue mich, von meiner Stanimburg Hvhenzollern aus dem Osftzicrkorps und der Mannschaft meinen Glückwunsch zum Kaiserpreisc anssprechcn zu können und sehe ein gutes Zeichen für die Zukunft des Schiffes in diesem Gruß vom Fels zm» Meer. Wie dem „Goth. Volksbl." von gut unterrichteter Seite mit- getheilt wird, ist vor einigen Tagen die im Jahre 1894 wegen Dienstmädchen-Schinderei zu 10 Jahren Zuchthaus verurtheilte Frau Obersörsler Gerlach auS dem Wcibcrznchthaus in Hassciibcrg entlassen, also nach Abbüßung der halben Strafe begnadigt worden. Rittmeister Graf Nittbcrg vom Dragoner-Regiment Prinz Albrccht von Preuße» (littauischeS) Nr. 1 ist im Schilleningkcr Sec bei Tilsit crtrunkc n. Nach einer anderen Meldung wll er sich erschösse» haben. Am l9. d. M. sollte seine Hochzeit siattfindcn. In Berlin hat in einem Gaslhvf der Eichendorsstraße der 31 Jahre alte, aus Belgern gebürtige Kellner Traugvtt Lau leine Geliebte, die 21 Jahre alte Klara Wille, mit ihrer Einwilligung erschossen und sich selbst ebenfalls durch einen Revolverschuß g e t ö d t e t. Oesterreich. Im Poluaer M äd ch e n m o rd - P r o z eß venirlhefile das Geschworenengericht den Angeklagten Leopold Hilsner zum Tode durch den Strang. Die Geschworenen ver neinten niit 1l gegen 1 Stimme die erste Frage aus Mord, be- iahtcn aber mit allen 12 Stimme» die Frage wegen Mitschuld am Mord. Durch diese Unterscheidung wird formell erklärt, daß ein Ritualmord begangen wurde, den ein Einzelner nicht ausiührcn kann. Auch der Staatsanwalt hatte i» seinem Plaidoycr deutlich erkennen lasten, daß er eine» jüdischen Ritualmord als vorliegend erachte. Dem czechischen Aba. Dr Baxa, der als Nebenkläger in der Verhandlung die Thal des Angeklagten als Ritualmord hin stellte, wurden von der Menge stürmische Ovationen bereitet. Frankreich. Der Präsident des Senats hatte eine Be- prcckung mit dem Gcneralvrokurator wegen dcö Komplottprozesscs vor dem obersten Gerichtshöfe. Gegen 45 in dem Prozesse An geklagte ist das Verfahren eingestellt, so daß mir gegen 22 Personen verhandelt werden wird. Ein »cnerdings verhafteter „deutscher Spion" heißt Widal. Er war früher Schauspieler und ist mit seinen Schwiegereltern in Metz ansäisig. Er machte sich durch die Neugier verdächtig, mit der er aus dem Manöverfelde die Geschütze beobachtete. Afrika. Zur Transvaal frage liegen folgende Meld ungen vor: Die Antwort der Südafrikanische» Republik aus die letzte Depesche der englischen Negierung ist dem englischen Agenten Greene i» Pretoria zugestellt worden. — Tic scharfe Antwort der Buren-Regierung auf die britische Note verursacht m London all gemeine Uebcrraschnng. Tic Jingoprcsse ist wüthend. Die „St. James Gaz." sagt, eine weitere Geduld wäre lächerlich. Das Blatt vernimmt, wenn Präsident Krüger Englands Bedingungen verweise, dürfte die britische Regierung die bestehenden Konven tionen als aufgehoben erklären. — Tie Londoner Ausgabe des Jvhannesburgcr „Standard" veröffentlicht folgende Drahtung: Pretoria. Die Lage verschärft sich. Die Antwort auf die kultische Note wird »»»achgicbig sein und eine Enticheidimg erzwingen. Tie Vorbereitungen für einen kräftigen Widerstand sind unter den Afrikandern im Gange; Alles ist im Bereitichaftszustande. 7 Söhne. 50 Enkel Krüger's, alle Mitglieder des Vollzugsrathcs und des Volksraads, werden neben den ärmsten Burghers in's Feld ziehen. Die Auslegung ist im Wachsen. Kunst uud Wissenschaft. «ruft und Scher,. sind verrauscht: nur dl« orte gekommen sind, werde,. — ... 150. Wickerkehr des Tages. an welchem der große deutsche Dichter geboren wurde, gebührend zu feiern. Unermüdlich bringen die Tagesblätter Bilder au? seinem Lebe», bisher ungedruckte Briese und StammbuchblStter, Portraits voni jungen Dichter und vom greisen Staatsmann und Minister, sowie von seinen nächsten Angehörigen und von berühmten Zeitgenossen, mit denen er in Verbindung stand — kurz, Goethe ist letzt Atout und sticht jede Karte und wenn siewon Rechtswegen noch soviel gelten mag. Nur Schiller, der Lieblingsdichter des Volkes, der von icher die Jugend zur Begeisterung entstammte, darf unaiigetastet neben ihm stehe», und das stolze Wort deS Faust: „Es kann die Spur von meinen Erdentaaen Nicht in Äeoneu niitergch'n!" gilt für beide große Dichterfürsten als passendstes Evithaphiiim. In eine Fluch von Citaten sind ihre Werke aufgelöst worden, die der Mann der Wissenschaft wie der einfache Laie im Scherz wie im Ernst fortwährend — beinahe unbewußt — ge braucht und dazu beiträgt, daß ihre Unsterblichkeit befestigt werde. Schiller und Goethe lasse» Niemand im Stich, und wen» dem Redner gerade nichts besonders GeistcelcheS einsallen will oder wen» er den Faden verloren hat und beinahe stecken bleibt, so greift er mit Gewandtheit aus ihren Werken einige geflügelte Worte heraus und rettet sich aus dem Strudel der Verwirrung in den sicheren Hasen, so daß die Zuhörer zum Schluffe sagen: „Erst war die Rede etwas lanawemy. aber zum Schluffe noch recht poetisch und schwungvoll. Ich hätte cS ihm gar nicht zugctraut!" Warum soll sich ei» kleines Licht nicht vom Glanze des großen etwas leihen? Der Mond bezieht ja lein Licht auch einzig und allein von der Sonne, und ist trotzdem i» hohem Ansehen, wird aiigcsungcii und nngedichtet und von alle» Liebenden als ver schwiegener Beschützer verehrt. Wenn die guten Dresdner zu Tauseude» »ach dem Aiissielluiigsplatze ziehen, um Vvr dem Gitter das große „Extra-Prachlseuerwerk" umsonst zu bewundern, wen» ci» imposanter Fcstzug alle Einwohner der Residenz wie der um liegenden Dörfer ans die Beine bringt, so heißt es: „Was rennt das Volk, was wälzt sich dort?" oder „Wer zählt die Völker, nennt die Namen?" und wenn zu den vaterländischen Festspielen gerüstet wird, spiicht man: „Zum Kamps der Wagen und Gesänge!" Ei» in der klassischen Littercitnr bewandericr Jüngling deklamirt wohl: „Gekeilt in drangvoll fürchterliche Enge!" — wen» er an einem schönen Svmmcrabcnd am Elbgestade aus das Dunipsschiss wartet, und fragt eine Slunde später, nachdem er mit seiner Nachbarin ei» Gespräch angelnüpft hat, die er im argen Gedränge aus der Laiidunasdrücke tnpier beschützte: „Mein schönes Fräulein, darf ich's wagen, meine» Arm und Geleit Ihn » aiizutraaen?" Wen» im Theater das Publikum seine Lieblinge immer wieder von Neuem hervorruft uud mit Blumen und Lorbcerkräiizen überschüttet, so murmelt wohl der Recensent, der Froschblut in den Adern bat, ironisch: „Es ist heut' Sonntag! Da ras t der See und will kein Opfer haben!" und wen» die sonst so lammsrommen Abonnenten über die Entlassung eines Künstlers in Aufregung gerathe» und eine Demonstration veranstalten, so ruft Einer mit kräftiger Stimme: „Dachtet Ihr, der Lowe schliefe, weil er nicht brüllte?" Der Vater droht seinem ungezogene» Stammhalter mit den Worte»: „Ich vcrsprech Dir, einmal spanisch zu kommen", sobald er ein Verehrer von Goethe ist. Schwärmt er aber mehr für Schiller, so sagt er kurz und bündig: „Deutsche Hiebe!" In politisch bewegten Zeiten ist in de» Zeitungen oft von „Männcrstolz vor Königslhionen" die Rede; man ruft pathetisch: „Nichts von Verträgen, nichts von Urbergabe", und wenn Kriegswvlke» am Horizont aiiflauchen, so heißt es entweder: „Nichtswürdio ist die Nation, die nicht ihr Alles freudig setzt au ihre Ehre!" oder: „Ter Krieg ist schrecklich, wie des Himmels Plagen!" Alle Liebende» haben besondere Ursache, für Goethe und Schiller zu schwärmen, den» so verständiiißvoll, so zart und sinnig hat kein anderer Dichter von der Liebe Leid und Lust gesungen: das Hinimelhoch- jailchzen — zum Tode betrübt, die zarte Sehnsucht, süßes Hoffen der erste» Liebe goldene Zeit — wer hätte diese Worte nicht vernommen uud nachempfunden? Wenn im Taumel der Seligkeit die Neuvcr- lobten gleich von Hochzeit reden und der nüchtern denkende Vater fragt: „Aber Kinder! Wovon wollt Ihr leben? Wo wollt Ihr wohnen?" so antworten die Beide» unisono — im Helle» Diskant und im ticken Baß mit einem geflügelten Worte Schiller's: „Raum ist in der kleinste» Hütte für ein glücklich liebend' Paar!" DaS klingt ja wnndcrichön, aher bei ruhuzer Uchcilegnng nimmt sich die Sache doch etwas anders ans. Die Braut erklärt, daß sic ohne Salon mit kupferfarbenen Plüschmvbcln nicht glücklich sei» könne, und der Bräutigam beansprucht ein Speisezimmer, stilvoll mit geschnitzten Eichenmöbcln, man wünscht einen Erker mit Butzenscheiben, eine Kemenate mit Spinnrad, kurz: die Räume wachse», cs dehnt sich das Haus! Aus der poetische» Hütte Schiller's ist eine mit allem Komfort der Neuzeit aus- Wer vermag sich's vor- wo das Lied von der noch nicht geschrieben war, wo die tiefsinnigen Betrachtungen über das menschliche Leben von der Wiege bis zmn Grabe, die er mit so viel poetischem Schwung in den Vcrluiis eines Glockengusses verwebt hat, noch gar nicht exislirtcii! Heutzutage sind sie Jedem vertraut und müssen immer herhaitcil. wenn in ver Familie oder Genieinde Festtage gefeiert werden. Den Redner, der bei einer Glockenweihe Schillers Lied von der Glocke gar nicht in Anwendung brächte, möchte ich wirk lich kennen lernen — er muß entschieden ein Original sein, denn das thut doch eigentlich Jeder, und wenn er »och so geistreich ist. Ter gute Großvater spricht gewiß bei der Taufe seines Enkels mit Rührung von de» schwarze» und den heiteren Loosen, die für das geliebte Kind noch in der Zeiten Schovße schlummern, und wenn bei einer Hochzeitstafel ei» redseliger Gast das Wort ergreift, so nimmt er meistens einen Abschnitt der Glocke zum Leitfaden, nennt uS Himmelsböhen". und schildert ausführ ihrer Spur gefolgt und schoi ... ^ heute Abend Mozarl's Hojschauspiel bringt Uebersetzung von Dr. f In der K önrg 1. Hofoper geht „Ton Juan" in Scene; das Königl. H Maikhac's „Attachs" neu einskudirt in der Förster zur Ausführung. s- Im Residenztheater wird heute „Die Fledermaus' im Strauß-Cyclus zum letzten Male gegeben. f Heute Nachmittag 5 Uhr veranstaltet der blinde Orgel virtuos Herr aus der Wicsche in Gemeinschast mit der Oratorien- sängen» Fräul. Wente ans Hannover in der Kirche zu H ofterwitz eine geistliche Musik aussührung. Da beiden Eoncert- gebern ein vorzüglicher musikalischer Rus voran fgeht, so ist ihnen ein großer künstlerischer Erfolg von Herzen zu wünschen. i- Eleonore Duke hat vorgestern Abend im Lessing-Theater »u Berlin ihre diesjährige deutsche Gastspieltournse als Comelien- dame^begonnen unter dem enthusiastischen Beifall von Publikum Svort-Nachrichten. ,»« Dre«d«r Sp,kt>Detl-«erMMkUmg«bur», s. «chter, Mbderg >4., Bei den gestrigen Rennen zu Wien um den JubtläumSpreiS siegten folgende Pferde: Inländer, Zahllos. Rio Tinto. Not.: 17S zu S. l Platz rio. >S7 ,u 2S.Z die Braut „ein Gcbild au§ . . . lich, wie der Bräutigam erröthend ihrer Spur gefolgt und schon von ihrem Gruße hochbeglückt gcwelen sei! Sobald er darlcgt, wie mit des Lebens schönster Feier auch des Lebens Mai zu Ende sei, werden von den weiblichen Jesttheiliiehmern Thränen der Rührung vergossen, aber die Mahnung, mit welcher er pathetisch schließt: „Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich das Herz zum Herze» findet!" kommt offenbar zu spät. Die Braut leute >i»d schon auf dem Standesamt und in der Kirche ehelich verbunden - die Reue kann jetzt' nichts mehr an den Tbatsachcn ändern! Daß ein Feuerwehrmann, der fest angestcllt werden soll, den Abschnitt aus der Glocke auswendig hersagen muß. der den Verlaus eines „Großscucrs" in allen Phasen treulich schildert, ist wahrscheinlich eine Erfindung, aber daß man durch Schiller s Glocke veranlaßt worden ist. den Polizeidicner das Auge des Gesetzes zu nennen, läßt sich nicht bestreiten. Daß unser engeres Vateckaiw den beide» großen Männern bekannt war, daß sie gern in Sachsen weilten, gereicht n»s Allen zur höchsten Befriedigung. In Leipzig verehrt man Goethe nicht nur als großen Dichter, sondern ist stolz darauf, daß er ehemals als Student der Leipziger Universität angehörte, in der große» Feuerkugel, Nicolaistraße 19 wohnte, durch seinen Faust Auerbach s Keller zu einem Wallfahrts ort der Goethefreunde gemacht hat, und daß er Leipzig ein Klein- Paris nannte. So etwas hört man gern! Schiller hat manchen rohen Tag in Dresden und seiner Umgegend zugebracht, und das leine Blasewitz, das damals noch nicht das großstädtisch an gehauchte Villendors war, als welches es sich uns jetzt präsentirt, ist durch sein berühmtes'-„Was? Gustel von Blascwitz!" weltbekannt aus „seinen Schiller"! Daß man . hat. versteht sich von selbst! Der Schriftsteller, der von allen Menschen gelobt wird, soll noch geboren werden. Ganz unverdient hat er sich freilich das Mißfallen eines biederen Bürgers zu gezogen. der sich folgendermaßen aussprach: „Der Schiller mag meinetwegen ein großer Mann gewesen sein, wenn er nur nicht solche allbekannte Redensarten, wie z. B- „Ich kenne meine Pappenheimer!" oder „Durch diele hohle Gaffe muß er kommen" angebracht hätte! Daß er aber seinen Don Carlos mit dem ab gedroschenen Witz: „Die schönen Tage von Aranjuez sind nun vorüber" gleich anfängt, das wundert mich sehr von ihm I" Dir dichtenden Dilettanten hat Schiller schwer gekränkt, als er ihnen den Stachelreim widmete: „Weil Dir ein Vers gelingt in einer gebildeten Sprache, die für Dich dichtet »nd denkt. Glaubst Du schon Dichter zu sein l" Durch das satirische Gedicht „Die be rühmte Frau" zeigt er, wie unsympathisch ihm die weiblichen Blaustrümpfe waren, und viele emanzipirte Damen haben chm gegrollt, weil er gesät hagt: „Gehorsam ist deS WeibeS Pflicht aus Erven!" Ob sie ihm wohl das harte Wort wieder verziehen haben? Gewiß! Der Jubeldichter Goethe, der am besten das Frauenherz kannte, spricht — wahrscheinlich au» eigener ung —: „Der Frauen Tunst wich nicht so leicht verscherzt I Der Blitz! geworden, und una yn auch gelegentls Weller, der ist ja die ^rr stolz getadelt
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