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Dresdner Nachrichten : 04.07.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-07-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187407042
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740704
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740704
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-07
- Tag 1874-07-04
-
Monat
1874-07
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 04.07.1874
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>di, izelll« >ern > N«r. »kifl«,«! 24000 »r»l. yüe »I« «!«»,< landter Nanulcrt»»« macht sich die «edaction nicht »erdtndltch. Snseraten.chnnadme au«. tviirtA: 8»»»»»»t»t» aaö X»«>» tn Hamdurg. «er- ttn. Wien. Lkip.Ig. voscl. Bredla», Nranlsuie a. M. — «ach «»»»« in «crltn, iieipjig, Wien. Hanil'urg, Frankfurt a. M., MUn- chen. — v,»d, « o». in »ranlsurt a. M. — kn vol»t i„ Ldemnttz. — Lo re-. I^Ltt». LnIUoe » La. in Pari». Tageblatt für Unterhaltung mid .Dmck und Eigenthum der Herausgeber: lLtepsch -tz Netchardt in Dresden- Verantwort!. Redacteur: Julius Nkichardt. Snierare»»»«»«». >«>. K» . o a»n«idi»Nachm.. U'-e. Der Raum einer rin- Idalttaen Pettt»cile Volle i I» Psa Stnaelarcht di« geile» Ngv. atne «arantte zür da» nLchsttäaia^ Lrichei- nen der Juzerole wird nicht gegeben. »ulwiietige Lnnonceil- Lutträge von UN» unbe kannten tziruien u. Per sonen tnteriren wir nur gegen Pränumerando» gadlung durch «riese marken oder Polteintali- lsng. l> Silben losten 1>/, Rgr. Lntcrate tiir di, Montag»-Rümmer »der nach einem Netuag- die Zeile L Rgr. Rr. 185. Neunzehnter Jahrgang. Mttredacteur: vr. L«» Kür das Feullleton: !-»«!,»»» »»rtiwidwa. Dresden, Sonnabend, 4. Jnli 1874, V°»NIch,«. Endlich hat sich der Reichskanzler Fürst Bismarck von seinem Landaufenthalt in Varzin loSreitzen können. Es steckt etivas von der Zähigkeit in ihm, mit welcher der Märker an seiner Landscholle klebt. Einigermaßen verdrießlich soll es ihn gestimmt haben, daß dieser Tage seine Nachbarherrschaft Suckow durch den früheren Ministerpräsidenten, Fürsten Hohenzollern, und zwar für rund eine Million angekauft worden ist. Die Interessen beider Herrschaften, welche bis vor 2 bis 3 Jahrzehnten in einer Hand vereinigt warm, verflechten sich noch so vielfach miteinander, daß es ohne die mannig fachsten Berührungen nicht abgehen wird und wie viele Tugenden ohne Zweifel den Fürsten Bismarck zieren, den Ruf genießt er in Hinterpommern just nicht, der bequemste Gutsnachbar zu sein. Allerdings machen ihm bisher die pommerschen Landjunker, die sonst an Varzin grenzen, mancherlei zu schaffen. Wie dem auch sei, Bismarck ist jetzt in Berlin, aber auf dem Sprunge, nach Kissingen zu reisen. Eine Schaar von englischen und amerikanischen Jour nalisten flattert bereits nach dem fränkischen Bade, um Bismarck dort zu „interviewen" oder für illustrirte Blätter abzukonterfeien. Hoffentlich besitzen die bairischen Behörden Autorität genug, über lästige Gesellen von dem Reichskanzler abzuhalten. Denn für Kur- erfolge steht noch heute das Wort Göthe's in Kraft: Beim Baden ist S die erste Pflicht, Dass man sich nicht den Kopf zerbricht, Daß man höchstens nur studire, Wie man ein lustig Lebe» führe! Dom Kaiser Wilhelm ist dieser Tage eine Verordnung an da» Offiziercorps erlaffen worden, die wir unter „Tagesgesch." aus zugsweise wiedergeben. Auch wir von der Civilbevölkerung werden die ernsten, strengen Worte des obersten deutschen Kriegsherrn, in Venen er den Offizieren Ehrgefühl und soliden Lebenswandel ein schärst, nur mit Genugthuung lesen könnm. Leider, müssen wir bekennen, entspricht das Auftreten des Militärs nicht allenthalben den wohlwollenden Intentionen des Kaisers. Wenn von dem mili tärischen Gerichtshöfe zu Würzburg die Peiniger des unglückseligen Soldaten Plattner ganz freigesprochev werden, wenn der preußische Offizier, der ls. Tagesgesch.), um einen Polterabcndlärm zu enden, M der Pistole darunter schießt urrd einen Unteroffizier verwundet«, bereit« wieder Dienst Ihnen darf, so schließ«, wir hieraus, daß der Armee-Erlaß des Kaisers noch einer Vervollständigung bedarf. Es ist sehr werthvoll, das Ehrgefühl des Offiziers empfindlich und fein zu schärfen; wir haben Nichts gegen ein Standesbewußtsein des Militärs einzuwenden — aber mit Beiden vereinbar muß die Ach tung des Bürgerstandes durch das Militär und eine humane Be handlung der Soldaten durch Vorgesetzte sein. Es würde Nichts schaden, wenn höchsten Orts den Offizieren zu verstehen gegeben würde, daß es der Bürgerstand ist, der den Offizierstand unterhält. Unter den Skripturen der am Sonntag bei Potsdam ver unglückten russischen Gesandtin Frau von Oubnl ist auf einem Stück Papier, in großer Eile und mit undeutlichen Lettern geschrieben, da» Testament derselben aufgefunden worden, welche- das Datum des 28. Juni, also desjenigen Tages, an welchem sie im Jungfemsee verunglückt ist, trägt. Hieraus geht hervor, daß sie den Tod gesucht hat. Wir würden hierauf nicht zurückkommen, wenn nicht ein guter Theil der servilen Presse Berlins das Märchen verbreitete, die kurz sichtige Frau v. Oubril sei aus Versehen in den See zetteten. Diese zaghaften Zeitungen thun, als könnte es gar nicht in solch einer vornehmen Familie Vorkommen, daß eine körperlich und geistig ge störte Frau Hand an sich legt. Die Familie ist allemal zu bedauern, der ein solches Unglück passirt; aber eine russische Fürstenfamilie als hoch erhaben über die Möglichkeit eines solchen Unglücks auszugeben, dazu gehört viel Bedientenhastigkeit. Während bisher die preußische Regierung eS Baiem und Sachsen überließ, sich der Socialdemokratie zu erwehren-Und dem Treiben dieser Partei in Preußen ruhig zusah, ist jetzt gegen den allgemeinen deutschen Arbeiterverein eine umfassende Verfolgung eingeleitct worden. Die Voruntersuchung bezieht sich in gleicher Weise auch auf die social-demokratischen Specialvereine, welche mit dem Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein in Verbindung stehen, so gegen den Allg. Deutschen Arbeiter-Unterstützungsverband (Vor sitzender : Hasenclever^ den Zimmerer-Bund (Vorsitzender; »Kapell) and den Allg. Deutschen Maurer- und Steinhauer - Verein (Vor sitzender: Hurlemann und Grottkau). Gegen die Führer der Iisenachrr social-demokratischen Partei gedenkt die Staatsanwalt schaft am Berliner Stadtgericht binnen kürzester Zeit wegen desselben Vergehens vorzugeöen. Wir werden daher umfassenden Unter suchungen entgegenzuseben haben. Sin Streik, mit dem alle Welt, außer dem ausbeutenden Ka pitalismus, einverstanden sein wird, ist in Baiern auSgebtochen. Es streiken in Nürnberg, Fürth, Schwabach und Umgebung mehrere Tausend Metallschläger nebst den dazu gehörigen Einlegerinnen, wobei bemerkenswerth ist, daß viele Arbeitgeber mit dem Streik ein verstanden sind, ihn sogar unterstützen. Wir haben es also weniger mit einem Streik der Arbeitnehmer gegen die Arbeitgeber, als viel mehr mit einem Streik der Gewerbe gegen die Händler, Cominissio- näre und Spcculanten zu thun, welche die Geschästsstille zur Herab drückung der Preise benutzen wollten. Derartige Streiks kann der Freund der redlichen Arbeit nur willkommen heißen. Ist es doch längst kein Geheimniß mehr, daß die Börsenspekulanten sich bei jedem Streik in einem Gewerbe vergnügt die Hände.reiben. Durch solche Streiks ivird die Aufmerksamkeit dSS gebildeten Publikums von dem schnöden Treiben der Börsianer, den Räubereien der Jobber qbge- lenkt. Die Gewerbe, Meister wie Gehilfen, Hun allemal viel bester, sich zu vertragen, ihre im Grunde doch gemeinsamen Interessen der Gegenwart entsprechend friedlich zu ordnen, anstatt sich in gegen seitigen Kämpfen zu erschöpfen, dieweil die alle beide Theile aus beutende Börsenspeculation,welcher Menschen, Arbeitskraft und deren Werth nur Objecte wilder Agiotage sind, dabei im Trüben fischt. Wenn daher die baierischen Golv- und Silberschläger, Meister wie Gesellen, durch ihre gemeinsame Arbeitseinstellung erreichen, daß ihre Arbeitskraft und die von ihr erzeugten Werthe nicht durch die Spekulanten zu Schleuderpreisen verhandelt werden, so erthcilen sie der Speculation einen Denkzettel, von dem wir sagen: Vivat ,s- gusns! Der redlichen Arbeit ihren Lohn! In dem benachbarten Warnsdorf hielten vor Kurzem unsere Landsleute, die Deutschböhmen, eine größere Versammlung. Der Festzug hatte eine Ehrenpforte zu passiren, an der folgender Kern- spruch prangte, der auch für andere Länder gelten kann: Ein grosses Oestreich — viaffenirci, Ein ganzes Volk - verfassungstreu. Schon glücklich ist, der DaS erstrebt, Doch glücklicher, der eS erlebt! Locale- «nd Sächsische-. — Die Weiterreise der Königlichen Majestäten ging nach dem „Dr. I." am 2. Juli Morgens von Zwickau n-ch Plauen. Nach einem feierlichen Empfange wurden das Rathhaus, das Gymnasium und die Fabriketablissements von Stoffregen »nd Stauß und von Schnorr und Steinhäufier besichtigt und dein Hebe-Act des neuen Bezirköschulgebäudeü beigewohnt. Nach eingenommenem Diner er folgte die Abreise zu Wagen, sie führte über OelSnitz und Adorf nach Elster. In diesem Bade war ein besonders feierlicher Empfang. Abends war im Curhause Assembler, dann Illumination des Bade ortes und den Schluß machte ein von den Kreisständen den Maje stäten offerirteS Souper. — Der frühere königlich preußische Kriegsminister General a. D. von Roon hielt sich auf der Rückreise au« Italien nach seinem Gut Reichenbach in Schlesien mehrere Tage in Dresden auf. Mit besonderer Vorliebe verweilt derselbe gern hier und in der Um gegend. — Der kaiserlich russische Polizeiminister General von Schu- waloff ist hier angekommen und widmet Dresden einer eingehenderen Beachtung. — Bürgermeister Müller ist Namens der Stadt Chemnitz mit mehreren der dortigen Mitglieder dcS Raths und des Stadtver- ordneten-Coll^iumS am 2. d. nach Berlin abgereist um dem Fürsten BiSmarck das Diplom deS EHreMtmeaechtS zu überreichen. Wegen der Krankheit Bismarcks hat man v«S jetzt geivartet. — Bürgermeister Müller in Chemnitz macht in dm dortigen Blättern Folgendes bekannt: „Auf ausdrücklichen Befehl Sr. Maj. des Königs habe ich der Einwohnerschaft von Chemnitz die Anerken nung und den Dank Ihrer Majestäten für dm Allerhüchstdmselbm bereiteten festlichen Empfang und für die hierbei beobachtete Haltung kund zu geben." — Im 43. ländlichen Wahlkreise wird diesmal keinesfalls ein Nationallibcraler gewählt werdm, vielniehr werden sich die Wähler entweder für Herr» Rittergutsbesitzer v. Trützschler auf Dorfftadt oder für dm landwirthschastlichm KreiSseeretär Herrn Bunde in Niederaubach entscheiden. — Der Berliner Zug, welcher vorgestern Abend 10 Uhr 15 Min in Neustadt eintteffen sollte, kam erst Nachts 12 Uhr 18 Min. zu gleich mit dem um diese Zeit hier eintteffendm Berliner Schnellzug an. Ursache des Aufenthalts war eine in Röderau an der ocomo- tive gesprungene Feder, in Folge dessen alle Paffagiere aussteigm muhten. Ein Unglück ist dabei nicht eingettcten, hätte aber leicht erfolgen können. — Heute vor acht Jahrm, am 4. Juli Mittags 114/, Uhr wurden die Bewohner Dresdens durch 101 Kanonenschüsse m Be sorgung gesetzt. Man lief, man rannte, man frug nach der Ursache. Starr stand das Volk, als es vernahm, man feiert dm Sieg von Königgrätz, und hiermit fiel der alte deutsche Bund. — Am 2. Juli hat der Abg. Herr Bebel die ihm vor jetzt zwei Jahren vom Leipziger Bezirksgericht wegen Majestätsbeleidigung zuerkannte neunmonatliche Gefängnißstrafe im LandeSgefängniß zu Zwickau angetreten. Am Tage zuvor hatte bekanntlich Se. Maj. der König die Strafanstalt besichtigt. — Dem wegen Ermordung des Buchbinders Eichhorn aus Grimma gefänglich eingezogenen 24 jährigen Buchbindergehilsen John aus Danzig wird außer dem obm erwähnten Verbrechen auch noch die Thätcrschaft des im vorigm Jahre an dem Postdirector Behrmd in Grimma verübten Mordversuchs zur Last gelegt. Auch soll ein Soldat der Grimmaischen Garnison, der mit John auf freundschaftlichem Fuße gelebt hat, seines auffälligen Benehmens wegen gleichfalls in Haft genommen worden sein. — Die dritte Hauptversammlung d«S deutschen Geometer- Vereins findet Sonntag den 5. Juli, Vormittags 9 Uhr im un teren Saale des kgl. Belvedere auf der Terrasse statt. Die Tages ordnung besteht aus dem Bericht über die Wirksamkeit de» Vereins; Vorlegung der Rechnung und Wahl einer Commission für die Prü fung der Rechnungen, einem Vortrag des Herrn Obergeometer Doll von Karlsruhe über die ThomaS'sche Rechenmaschine, Bericht der Commission bezüglich der Ausbildung der Geometer, Neuwahlen und Beschlußfassung über Ort und Zeit der nächsten Versammlung. — Den ulttamontan-particularistisch-socialen Standpunkt ein nehmend, erscheint seit 1. Juli hier das neue Blatt „Debatte". Das Lustigste ist, daß der dabei betheiligte Herr vr. Th. Petermann, königlich sächsischer Beamter und Direktor im statistischen Bureau, und bisheriger Hauptmitarbeiter de« social-demokratischen,IolkS- boten", in diesem neuen Blatte die sächsische Bevölkerung absolut zu Slaven machen will, welche deshalb nicht zu den Deutschen gehören und daher das Recht haben, über ihre Zukunft mit dem deutschen Reiche abzurcchnen. — Am 1. Juli ist bekanntlich hier die neue Markteinrichtung bezüglich de» Stättegeldes in Kraft getretm. An den städtischen Hebe- stellen (sogenannte AcciS-Thore) werden seit dieser Zeit die sämmt- lichen Wagen gemessen und müssen je nach Meter-Länge und Breite bezahlen, gleichviel ob nur ein Handkorb oder ein gelegentlich beför-1 derter Tragkorb darauf steht. Jedes Meter Wagenlänge tostet 5 Pf., sonach ein Dreierkorb 2'/z bis 5 Rgr. Ein poetischer länd licher Marktfierant schickt uns hierzu folgende Strophen: Man nimmt ie länger ie lieber daS Maß, Sei'S am Thor in der Stadt, waS kümmert Euch da». Der Landmann, er kann bei jetzigen Zelten Eure Nahrung nicht wohlfeil mehr zubereitcn'. Nur sechs blö acht Wochen sollte man nicht An Speise Euch bringen eln Gran an Gewicht, Dann ginge da» Metermaß sicher in Dtüchyn Und würde weder Lanbmann noch Bürg« bedrücken! — Gegen Ende des Monats Mai d. I. hatte ein hiesiges Bankinstitut einen hier domicilirten Wechsel über 100 Thaler, diScontirt, bald darauf aber erfahren, daß der Wechsel falsch sei. Einen ganz gleichen Wechsel über 75 Thlr. hatte ein unbekannter junger Mensch, der Beschreibung nach identisch mit dem Ueberbrin- ger jenes falschen Wechsel» in dem Bankinstitut, ebenfalls zu jener Zeit bei einem hiesigen Pfandleiher für 40 Thlr. verpfänden wollen, war aber wegen der Vorsicht de» Pfandleihers, der erst Erkundigung gm bei dem Acceptanten einzog und dabei vernahm, daß der Wechsel falsch sei, nicht zum Ziele gelangt, hatte sich aber doch der Verhaf tung und allen Nachforschungen zu mtziehen gewußt. Neuerdings nach Ablauf von über 5 Wochen war plötzlich wieder ein dritter solcher Wechsel über 100 Thlr. hier aufgetaucht und hatte man eS der Vorsicht und Energie des Vorstandes eines andern hiesigen -Bankinstituts, des Herrn Mai von der Leipziger Bank-Filiale, dies mal zu verdanken, daß der betreffende Wechselfälscher bei Production eines vierten über 110 Thaler lautenden Wechsels in jener Bank filiale angehalten und nach Feststellung des Betrug» durch schleunige Erkundigungseinziehung bei dem angeblichen Aussteller des Wechsels, einem hiesigen Eisenwaarenhändler, der Polizei übergebm wurde. Der Mensch, ein 22jähriger Webergeselle aus dem Voigtlande, der Markthelfer in einer vor Kurzem in ConcurS geratenen Grofso- handlung hier gewesen war, hat, wie wir hören, ein unumwundenes Geständniß seiner verübten und versuchten Betrügereim abgelegt. — Die Spur des bei der Dresdner Bank mit 5000 Thalern flüchtig gewordenen Commis Hertel, welcher das in ihn gesetzte Ver trauen in der perfidesten Weise mißbrauchte, ist leider noch nicht ge funden wordm. OK Ersatz zu erlangen sein wird, ist noch schr fraglich, im Ganzen ist es aber geradezu unerklärlich, wie der sonst so offene, junge, freundliche Mann fich zu solchem Schritte hinreißm lassen konnte. Wollte man in dieser ernsten Angelegenheit einm schlechten Witz machen, so gäbe dazu das wegm des Baues im Hause der Bank zu lesende Plakat: „Der Durchgang ist streng verboten" den Anlaß, insofern, als der ungetreue Commis diese täglich von ihm gelesenen Worte sich nicht zu Herzm genommen hat und doch durchgegangen ist. — Eine der häßlichsten Partien Dresdens, die zwischen der Diakonissenanstalt und dem Lincke'schen Bade in Neustadt gelegenen, von der duftenden Prießnitz durchflossenen Grundstück«, gcht endlich einer Regulirung entgegen. Der Complex ist in Händen der Ber liner Hypothekm-Credit-Bank und ist sehr hoch belastet, so daß nur durch weise Einsicht der Gläubiger und durch practische Straßen- tracte der Werth unverloren erhalten werden kann. Das jetzt im Zug befindliche DismembrationSverfahrm ergäbe nach Verlegung des Prießnitzbettes eine schöne, breite Hauptstraße von dem Elb landeplatze zur Schillerstraße, an Forst- und Radebergerstraße mün dend, mit natürlich sehr werthvollen Baustellen. Käme die Dis- membration nicht zu Stande, so bliebe diese psrtiv Konten«« Dres dens weiter erhaltm und die Gläubiger haben das Nachsehen. — Wenn wir recht gezählt haben, wird nun zum sechsten Male das Pflaster der Augustusbrücke aufgerissen; was eS in der Erde zu wühlen giebt, wissen wir noch nicht ; wahrscheinlich ist wie der etwas mit dem Wasserrohre nicht richtig. Zählen wir aber einmal weiter, wie oft noch die störenden Erdarbeitm vorgmommen werden. Wenn es so fort geht, haben wir nicht zu fürchten, daß wir von einem Mal zum andern die Zahl vergessen. — Gestern Vormittag ist eine anscheinend geisteskranke Frau ensperson am Ufer der Elbe, Antons gegenüber, aufgegriffen wor den, weil sie, wie von Augenzeugen bestätigt worden ist, seit vor gestern Abend sich in jener Gegend Herumgetrieben und mehrfach den Versuch gemacht hatte, sich im Flusse zu ertränken. Man hat sie in eine Krankenanstalt geschafft. — Im schönen Teplitz herrscht letzt reges Leben und so nnttennvlich die Saison begann, so freundlich ist letzt daS Wetter und der gesellschaftliche Zustand der Badegäste unk der dort weilen den Touristen. Die uns vorliegende letzte Curlitte, auSgra. am 2. d., belegt, baß bis dahin in Teplin und Schönau zusammen 5281 Kurgäste gewesen und an Touristen und Passanten bis 29. Juni 10.717 Personen gezählt worden sind. Von den bekannten, viel gepriesenen und viel beschriebenen Reizen der Gegend abge sehen. fehlt eS auch nicht an Unterhaltungen und Kunstgenüssen. So singt z. B. am Montag in einem im lürsti. Claryschen Gar tensalon abzuhaltenden Coucert Krau Schmidt-Zimmermann und spielt George Lcitert rc. — Der König!. Preuß. Geh. Regierungörath Sttebcr befindet sich wegen Heilung rheumatischer Leiden zur Cur in Teplitz. — SluS Detmold geht uns durch de» dortigen „Regier.- Anzeiger" folgende Nachricht zu: Moiitag den 18. Mai rückte die freiwillige Feuerwehr zu einer Hebung »ach dem Bruche, wo selbst ein von einem Mitgllcte der Feuerwehr neuerbautcS HauS zu dem Zwecke bereitwilligst zur Beringung stand. Der Haupt zweck der Hebung war zunächst eine praktische Prüfung von Feucrlöschdosen deö Herrn Apothekers Carl Friedrich Junabahnel in Dresden. ES wurde in dem Keller des Hauses, dessen Zu gänge nach außen vorher geschlossen waren, ein ans trockenem Holz errichteter Scheiterhaufen in Brand gesetzt und nachdem der Stoß vollständig in Klammen gcratben, eine Dose von nur 2 Plund Gewicht binelugeworfen und die Lhüröflnung sofort mit bereitgehaitenen Beete» zugesctzt. Nach wenigen Augenblicken erplodirte die Dost Mt schwachem, dumpfem Knall und stellte sich denn auch »ach kurzer Zeit heraus, daß die sich entwickelnden Gase das Feuer des Holzstoßes erstickt hatten. Diese Probe wurde in Gegenwart von eingclakenen Magistratspersonen, den, Rc- dacteur de» RegierLngö - AnzeigeblatieS und vielem Publikum unter großem Beifall vorgrnommen und eS ist sicher aiizunehmen»
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