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7ß. Fahrgang. O 2^0 Dienskag, 28. Mai 1S2S Gegründet 18SV Drahtanschrift: liachrlchlr» Drr«»«». Frrnlprrchrr - Sammelnummer: 26 241. Nm Mr NachlgelprLch»: 20011. vom l«. di, 3l. Wa> I02V vei »üalich zw«unali,»r JuileUung >r»> »,au» t^O Mark. ' lNLl)Ul)k Polidejugeprel» sür Monai Mai 3 Mark ohn» PoslzuI1«llung,g«dühr. «in.,,!»»»»« I« Plenut,. Di« Anzeigen ward«, nach Soldmark derechnri . di» «tnlpaftto» XI min dretle Klnroi^on-KKnosso- 3«>l» ZU Mg., «itr au,witri» ZS Plg. Samilienanzetgen und SieUrnoemch, ohne ^lklgLlALkl^^olLlik. Radall 10 Ply aukeehold 20 P!g„ dl» 00 mm drett» Reklamezelle ISO Psa. -»kerkolb 2Ü0 Plg. vssertengedakr >0 Via. Auew. Aufträge oeqrn varauevezadl Schriftleiluna and Kaupigeichalisllclle: Marirnslraa« IZS/4L. Druck u. Deriao von Nleplch » RrlchardI m Dresden, PoNIcheck-Konlo >OSS Lreeden. Aachdmik nur mil deulllcher VueUenanaadr .Dresdner 4lachr."> zuläMg. Unnerlanal» Schriftslii<k« werden n>ch> ausdewakri. Jer Kamps gegen das James-Abkommen. Eine Londoner Finanzkonferenz mit Parker Gilbert. — Dr. Schacht wir- erwartet. 33 Toke -er Eisenbahnkalaslrophe in München. — Die Auslan-s-eukschen-Tagung in Kirschberg. Deukscher Antrag auf Revision -es Reparations-Abkommens. London. SS. Mai. Der „Times" zusolac baden i« den letzte« Tagen zwischen dem Generalagenten für die Re parationszahlungen Parker wildert, dem Gouverneur der Bank von England und Beamten des englische» Schatz amtes Besprechungen über die Frage der deutschen Re parationen stattgesundcn. Deutscherseits sei der Wunsch nach sofortiger Revision des Ncparationsabkommens ausgesprochen worden. Man erwähnte, das, auch die Frage einer beschleunigten Räumung der zweiten und dritten Ndein- landzone von der dentschen Regierung ausgeworscn werde. Reichsbankpräsidcnt Dr. Schacht wird heute in London er wartet zu Besprechungen mit Montagne Normann. Sine amerikanische Mahnung. Das DaweS-klbkommen reif für die Bcleitignng. Reuyork. 25. Mai. Der Spezialberichtersiattcr des „Jour nal os Commerce" in Berlin gibt einen Aufsehen erregenden Bericht über die Wirkungen und den bisherigen Erfolg des Dawes-Plans, in dem daraus hingeivicsen wird, daß es höchste Zeit sei, den Plan abzuändern oder vollständig zu beseitige». Darüber seien sich alle Fachleute einig. Bor allen Dingen sei es Zeit, die außergewöhnlich hohen A n s f ü h r u n g s k o st c n zu beschneiden. Der Dawes-Plan. der nur einen Wegweiser hätte darstellcn sollen, und bei seiner Ausstellung durchaus aufrichtig gemeint gewesen sei, habe zur Einrichtung einer kostspieligen Maschinerie geführt. Es seien zahlreiche Sach- Ve-rängles Die Auslan-s-eulschen-Tagung in Kirschberg Hirschberg, 25. Mai. Der P f t n g st s o n n t a g, der erste Tag her 45. Jahresversammlung des Vereins für das Dculsch- tum im Ausland, sollte ein Festtag sein. Die feierliche Ein leitung bildeten zwei Gottesdienste in der katholischen und der evangelischen Kirche Hirschbergs. Rach einem Festessen im Theatcrsaal begann der große Fe st z n g. Rund 15 tM Teil nehmer marschierten wohl eine volle Stunde lang durch die Hauptstraßen der Stadt, belebt durch die Fahnen und Wimpel zahlreicher Fugendgruppcii des B. D. A. und viele historische Gruppen in malerischen Kostümen und festlich geschmückte Wagen. Der Nachmittag brachte unter riesiger Beteiligung sportliche Veranstaltungen. Am Abend fand im Stadtthcatcr eine Festaufführung des Schauspiels „Zwischen zwei Sprachen" statt. — Am P f i » g st m o n t a g m o r g c n trat im Stadt theater die große Hauptversammlung. die Festsitzung des B. D. A., zusammen. Nach einleitenden Worten von Exzellenz v. Hintzc sprach Univcrsitätsproscssor Dr. Bol«, Leipzig, über die Stellung der Wissenschaft im Kampf um das Deutschtum. Bedauerlicherweise, bemerkte der Redner, habe sich in dem Augenblick der Not. in den Fahren 1018 und 1010, das Resultat deutscher wissenschaftlicher Arbeit in politischer Beziehung als sehr mangelhaft erwiesen. Es gab über die bedrohten Gebiete, über Schlesien, das Saarland und Elsaß-Lothringen, zum Teil leichtfertig zu nennende, halbwissenschaftliche Veröffent lichungen, die, wie sie waren, die Rechtsansprüche unserer Gegner eher unterstützten, als die eigenen. -Hier galt eS in aller Eile eine empfindliche Lücke anSznfüllcn, geographische Lügen über Oberschlcsicn, Ost- und Wcstpreußen u-siv. zu ver nichten. Gcheimrat Kühne (Universität Breslaus, sprach dann über den deutschen Vvlksgedankcn im deutschen Osten. Sein Bortrag war einer der Höhepunkte der ganzen Tagung. Er schilderte den Binnendeutschcn, den Greiizdcutschen. den Zivilisations- dentschen, der als Kulturträger, als Ingenieur, Arzt und Ver treter anderer Berufe über die ganze Welt verbreitet sei, den Sic-dliingsdcutschen, der, wie im Banat, in Siebenbürgen den Fdealbcgrifs deutschen Volkslebens in seiner ganzen Ge schlossenheit verkörperte, den KolvnisatiönSdentsche», dessen Wirken ein kurzes, aber arbeitsreiches Blatt der deutschen Geschichte fülle, und sprach von den Deutsche» in Amerika, die eine Sonderstellung ciniiähmen, und die in dem Ringen mit dem Angclsachsentnm im Weltkriege ebenso versagt hätte», wie die Heimat mit allen ihre» geistigen Kräften, und die schließlich auch hätte» versagen müssen, weil die Unterstützung von der Heimat fehlte. Dafür habe aber gerade das Deutsch tum in unseren östlichen Gebiete» den Gedanken des Nationalstaates am ersten nnd besten verarbeitet. Am Pfingstmontag fand auch die st n d e n t i s ch e T a g » n g im Nahmen der Tagesordnung des B. D. A. ihren Abschluß. Unioersstätsproscssor Al». Frciburg. gab einen Bericht über seine Erfahrungen mit Auslandsdcntichen und auslands- beutschcn Studierende». Er betonte, welche wertvolle ver mittelnde Tätigkeit die akademische» Ortsgruppen des Ver eins übernehmen könnten. Er sprach von der Möglichkeit der Netseunterstütznng für S t u d i c n s a h r t c n Reichsdeutscher tn die Gebiete der Ausländsdeutschen und »»gekehrt. Er gab wertvolle Vorschläge für die Behandlung und Einführung verständige ernannt worden, die in Berlin die einträglichsten Posten innc hätten. Mit dieser Farce müsse ein Ende gemacht werden. lT.-U.) Lori» Robert kecll über tle Abriislmigs- üegensähe. Genf, 25. Mai. Lord Robert CecIl empfing ani Montag nach Schluß der Sitzung des Nedaktionskomitees Vertreter der Presse, denen er einig« kurze Mitteilungen über Sie Arbeiten des Rcidaktionskomitecs machte. Lord Ereil wies darauf hin, das; die Meinungsverschiedenheiten zwischen den englischen und französischen Delegierten über die potentielle ÜrregSrüstung nicht so erheblich seien, wie allgemein angenommen würde. Man sei sich darüber einig, daß bei den endgültigen Er wägungen des Abrüstungsproblems die potentielle K r i e g s r n st u n g unbedingt berücksichtigt werden müsse. Keineswegs sei jedoch eine vollständige Beschränkung der potentiellen Kriegsrüstung in Aussicht genommen worden. Die Nichttcilnahme Rußlands an der Konferenz könne die Arbeiten in keiner Weise behindern. Die Konferenz habe lediglich die Aufgabe, sür eine kommende Abrüstungskonferenz ein Programm zu beraten. sT. U.) Spaniens DeslnierefsemenI am Völkerbünde. Madrid, 25. Mai. Außenminister N a » g u a s erklärte Pressevertretern, nach der Genfer Sitzung vom 8. Mai hätte das Problem der Ralöerwcitcrung für Spanien nicht mehr das Interesse wie vorher. Spanien beabsichtigt vielmehr, dem Völkerbund als neutrale Natsmacht nützlich zu sein. Deutschtum. Auslandsdeutschcr in das innerdeutsche öffentliche, kulturelle und Familienleben. Dann wurde.ein Antrag angenommen, im B. D. A. einen ständigen akademischen Ausschuß cinznrichtcn. sT.-U.) Gegen -ie Deutschenunter-rückung in -er Tscheche!. Passan, 25, Mai. An den Pfingstfeiertagen veranstalteten die Landesverbände DcntschöstcrrcichS und Bayerns deS S u d e t c » d e u t s ch e n Hcimatbnndcs ihre diesjährige Haupttagung in Passan. Aus 278 Ortsgruppen waren über 200 Vertreter erschienen. Mit der Tagung war eine Aus sprache der Parlamentarier verbunden, die aus Prag, Wien nnd Berlin erschienen waren. Der Tagung gingen mehrere Ihusschilßbcratnngen über die politische, kulurellc und wirt schaftliche Lage der dreieinhalb Millionen Deutschen in der Tschecho-Slowakei voraus. Zn den der Hanpttagung vorgelcg- tcn Berichten wird eine andauernde Verschlechterung der Stellung des sndctcndcutschen Volkes in den sudctcndcutschcn Ländern fcstgestellt. Die letzten Maßnahmen der tschecho-slo- rvakischen Regierung, die Sperre deutscher Volksschulen, Be schlagnahme der deutschböhmischen Weltkurorte Marienbad, Karlsbad, Franzensbad und des gesamten deutschen Grund besitzes, die Unterdrückung aller Zeitungen der nationalen Minderheiten, welche die Hälfte der Staatsbevölkerung aus- machcn, der Zwang zur tschechische» Staatssprache und der Boykott der sudetendeutschen Volkswirtschaft durch gesetzliche Siestimmnngen riefen lebhafte Kundgebungen hervor. Am Sonntagabend fand eine stark besuchte öffentliche Ver sammlung statt, in der gegen die Unterdrückungsmaßnahmcn der Prager Negierung in folgender Entschließung Stellung genommen wurde: „Die siebente Hauptversammlung des Sudetendeutschen Hcimatbundes erhebt als eine öffentliche Körperschaft, der auch Tausende deutschösterrcichische Staatsbürger sudctcndeut- schcr Abkunft angehörcn, Protest gegen alle Entscheidungen und Maßnahmen tschechischer Staats- und Gerichtsbehörden, die den Hcimatbund als eine geheime umstürzlcrische Organi sation erklären und Mitglieder im In- und Ausland ein- schüchtern und zu schädigen suchen. Insbesondere bereiten ein zelne tschechische Vertretungsbehörden reichsdcutschcn und dcutschöstcrrctchischen Staatsbürgern gelegentlich der Einreise ins sudctcndeutschc Gebiet, z. B. in die weltbekannten deutsch- böhmischen Bäder, die größten Schwierigkeiten, ein Vorgehen, das mit den Gepflogenheiten freundschaftlicher Beziehungen zwischen benachbarten Staaten nicht in Einklang steht. Feder bürgerlichen Freiheit und Demokratie widersprechen die Verfügungen der tschechischen Zcitungszensur, die jeden Vereinsbericht des Hcimatbnndcs in -er sudetendeutschen Presse beschlagnahmen. Alle diese Maßnahmen sind uns ein Beweis dafür, daß die tschechischen Machthaber die wahrheits gemäße Aufklärung des großen deutschen Volkes und der gan zen Welt über die Lage des Sndctcndeutschtums fürchten müssen." Eine große Kundgebung am Pfingstmontag mit öffent liche» Vorträgen über die politische Bedeutung des Sudcicn- de»tscht.uins für daS gesamte deutsche Volk, die kulturellen Wechselbeziehungen zum Binncndcntschinm nnd die wirtschaft liche Förderung der Grenzlänber schloß die cindrucksvvNe Tagung. (TU.! Soziale Arbeit des Faschismus. lVon unserem römischen Korrespondenten.! > Nom, Mitte Mai. Auch aus der Nähe und mit Weile gesehen, ist die soziale Leistung deS Faschismus nicht leicht zu beurteilen: besonders der aus den Länder» des sterbenden Marxismus Kommende muß sich hüten, alles, was er hier sieht, bevor es sich in der Praxis bewährt hat, als endgültigen Triumph des „neuen nationale» Gewissens" hinziniehmen, wie cs ihm begeisterte Faschisten und die Presse darstellcn. Gerade während der älteste Industriestaat Europas, England, unter der Streik welle in alle» Fugen zitterte, kündigte der italienische Ministerrat vielsagend die Schaffung des neuen „Mini steriums der Korporationen" an: bas ist der Schlußstein des stolzen Gebäudes, dessen Ban im vergangenen Oktober mit dem Pakt des Faschismus mit den Industriellen begann und bald daraus mtt der Reform des Senats als ständisches Parlament fortgesetzt wurde. Ans jeden Fall will eS in einem Augenblick, da halb Europa vor der roten Inter nationale in Besorgnis war. etwas heißen, wenn hier „Tod dem Streik!", „Tod dem Klaffcnkamps!" gerufen wird. Die faschistische Diktatur hat durch Le« »den» genannten Pakt tatsächlich den letzte« Praktischen Einslnß deS Sozialismus ans die Arbeiterschaft zu eliminieren gewußt; die Industrie darf im Lohnkampf nur die faschistischen Gewerkschaften — auch wen» sic die Minderheit bilden — als gesetzliche Vertretung der Arbeitnehmer anerkennen: sie und die Landwirtschaft haben sich, nicht ohne Widerstreben, zum obligatorischen Schiedsgericht bekennen müssen nach dem Grundsatz: „Es gibt nur einen Wirtschaftskampf: den gegen die ausländische Konkurrenz!" Aber beide sind von Anbeginn an die Freunde deS Favismus gewesen,- er hat sic ja vom bolschewistischen Terror befreit, er hält die Valuta und die Löhne niedrig, die Zölle aber hoch und hat ihnen so die lcs,:en vier Fahre zum goldenen Zeitalter gemacht: der Export stieg ständig, kein Streik drohte, keine Arbcitslvsciinnterstütziiiig untcrhöhlte den Haushalt! Nun sollen die ScnntSrcsorm nnd das neue Ministerium das Werk der Zusammenfassung der nationalen Energien krönen: — wie steht es in der Praxis? Der Senat als ständische Vertretung ist im Grunde nichts anderes als unser R c i ch s w i r t sch a f t s-- rat: mit Rücksicht aus den König werden noch — seltsam genug zwischen den Vertretern der produktiven Klaffe»! — die vom Vertrauen der Krone Berufenen vorläufig erhalten bleiben. Die anderen gehen aus direkten Wahlen der Be- rufSstände hervor, die sich dafür in dreimal fünf Gewerk- schäften gliedern: sür die Arbeitgeber je eine Korpo ration der Industriellen, der Grnndbcsitzer, der Kauflcute, der Transportunternehmer und Reeder und der Banken, für die Arbeitnehmer je eine Korporation der Techniker, Angestellten und Arbeiter der gleichen fünf Kategorien, end lich für die freien Berufe je eine Korporation der Akademiker, der Künstler, der Handwerker und Kleinkauf, lcute sowie der kleinen Grundbesitzer und Pächter. Alle Bc- ruföfragen dieser die ganze Nation umfassenden Kategorien werden von einem Ministerium der Korporationen bearbeitet, -essen Portefeuille Mussolini selbst bekommt, während das Unterstaatsickretariat wahrscheinlich von Ros» soni, dem Gründer der faschistischen Gewerkschaften, über nommen wird,- in jeder der 76 Provinzen bekommt dieses Ministerium eine eigene Nntcrbc Hürde, während im Ministerium ein besonderer „N a t i o n a l r a t der Korpo- rationell" gebildet wird: diesem gehören an der Minister und der NntcrstaatSsckrctär des Kvrporationsministeriums, je ein Ministerialdirektor jedes andcrcn Ministeriums, je zwei von der Regierung bestimmte Vertreter der 15 loben genannte-»! großen Korporationen sowie solche der Fortbildungsschulen lDopolavora!, der Fugendvcrbändc und des Mutter- nnd SänglingSschutzcS. Dieser „Nationalrat" ans ernannten Mitgliedern bildet also wiederum dc>S Oberhaus des zum Ctändcparlament gewordenen Senats. Mitglied der Gewerkschaften kann jeder Ftalicner bei derlei Geschlechts »ach vollendetem 2l. Lebensjahr werden, sofern er moralisch und politisch einwandfrei ist. Daß hier faschistischer Willkür reiche Möglichkeiten eröffnet werden, liegt allerdings aus der Hand, und das Vorbild Mos- ka»s ist dabei kaum zu verkennen. Die Korporationen er halten die Rechte einer juristischen Person,- sie können Kollcktiv-Arbeitsvcrträge abschlicßcn, aber die Kollcktiovcrträgc sind nichtig, wenn die Produktion durch sie gefährdet wird. Aus Aussperrung und Streik sind schwere Strafen gesetzt, die im Falle der Anwendung von Gewalt noch erheblich ver, schärst werden! Das Koalitionsrccht der Staats- nnd Gc- mcindcbcamtcn ist beschränkt, das der Studenten ausdrücklich aufgehoben und unter Strafe des Ausschlusses von den Lehr anstalten gestellt! Die italienische Presse weiß in allen Tonarten diese Gesetzgebung zu loben, die das neue Zeitalter der nationalen Produktion hcrausftthre unL mit der Italien dem sich noch in marxistischen Klassenkämpsen miiibcnden alte» Europa leuch, tend voranschrette. Aber cs ist klar, baß auch bet nn» diese