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«1. Jahrgang. lik 149 Men--A«sgabe Dienstag, S». März 1927 Gegründet ISS« Dralitankckitit: Stachrichten Dresden Fernlvrecker - Lammelnummrr: 2S 241 Nur sür Nacktaesvkück«! 20 011 vom >«. bisZ>. Mär, 1827 bei löslich nveimaliaer Zujlelluna sre« Haus >.! -OöAUZ§-iVLl1Ul)t Postbczuasvrcis iüi Mona! Mär, Z Mark obne PoN,uslclluna-srbübr. Lt»»eln««»er 10 «Mennig «-Mk. Tchristleitung und Hauvtgesckiäfisftcllc: Marienktratze SS 42 Druck u. Verlag von Liepsch » Neichardt in Dresden Postschcck-Ronio 1OSS Dresden Stachdruck nur mti deullicker Quellenangabe «.Dresdner Nackr.'i lulüstia. Unverlangie Läirisisiückc werden »ich« auibewab't Jer Kaiser will nicht nach Deutschland zurück. Die Bille um Rückkehrerlaubnis unter lier jetzigen Staalssorm unmöglich. lieber SS3 Millionen Sleuerrückstänbe vorhanden. — Keslige Zusammenslöhe im Plauener Slresemann-Prvzeh. Kaiserin Kermine und das Berliner Palais. Hamburg, 20. März. Der Berliner Leiter des „Inter national Steins Service", Dun bar Weyer, der soeben «Mi einem Besuch auf Schloß Doorn zurückgekchrt ist. er mächtigte die „Hamburger Nachrichten" zu folgender Mit teilung: „Ich bin in der Lage, auss bestimmteste zu erkläre», dich ivedcr vom Kaiser selbst noch von seiner Gemahlin, »och »im Hosmarschallamt irgendwelche »ssizielle» oder inossizicllen io, eine cventucllL Rückkehr des Kaisers nach Deutschland «iilenden Schritte unternommen worden sind. Auch besteht im Haus Doorn nicht die geringste Absicht, solche Schritte zu unternehmen. Es wird auf Seite derer, die immer das Gegen teil behaupten, ein entscheidender psychologischer Faktor über sehen. nämlich, daß der Kaiser es alS mit seiner W ü rdc n n- veretnbar und als in der ganzen Natur der Dinge absolut unmöglich hält, unter der jetzigen Staatsform um eine Er laubnis seiner Rückkehr nach Deutschland zu bitten. Vas die Zurichtung eines Teiles des Berliner Palais für die Gemahlin dcS Kaisers anbetrisft. so be absichtigt die Kaiserin Hcrmine keineswegs, dort auf längere Zelt Nohnnng zu nehmen. DaS PalaiS soll ihr lediglich als eine Art AiiSrnhestation aus ein paar Tage während ihrer Reise von Doorn nach Deutschland dienen. Bekanntlich hat die Kaiserin erst kürzlich eine schwere Grippe durchgemacht und angesichts der langen und strapaziösen Reise non Doorn nach ihrem schlesischen Besitz Saabor hat sie sich für vollauf berechtigt gefühlt, das Berliner Palais als eine Art Sluf- cnthallsstalion zu benutzen, zumal sie auf einen ihr aus Grund des 8 7 des IürsteuabfindungSge'etzes rechtlich zu- lommenden längeren Au-teurhai ans Schlot« Homburg frei willig verzichtet hat. Bismarck und Wilhelm ll. Eine Bismarck-Gedächtnisrede «. ttardorfss. Iraiiksurt a. M.. 29. Marz. ReichStagsabgeordneter v. Kar- dorss lD. Vp.i sprach gestern in der Bismgrckfsier der Deut sche» Bolkspaxtei sicher das Thcmä: „Bismarck nach der E» ilassnn g." Bismarck habe zunächst nicht ossen gegen den Kaiser gekämpft, sondern ihm immer nvch die Achtung gczvllt, die dem Staatsoberhaupt gebühre, obwohl er zu dem Grasen Lerchenfeld sagte, das« der Kaiser das Reich verdirbt. Dagegen ließ die Fürstin v. Bismarck ihrem Zorn freien Lauf. Als v. Kardvrsfs Vater in Fricdrichsruh war, sagte Bismarck, das Aller des Methusalem würde nicht anSrcichcn, um die Buße abzubüßcn. deren sich meine Iran wegen Majestätsbclcidigung schuldig gemacht hat. Ein sranzösischer Journalist habe un mittelbar »ach einer Audienz des GrvßherzogS von Baden ver breitet. es habe die Absicht bestanden, B i ö m arck nach Span dau ins Gefängnis zu bringen. Damals habe Bismarck auch die Notwendigkeit des Parlaments als Brennpunkt des nationalen E i n h e i t s g e f ü h l s betont. Damals, sagte v. Kardorsf, sei das deutsche Volk sür kurze Zeit aus der Lethargie des Scrviliomus und des Byzantinismus erwacht. Kardorsf schilderte dann die sogenannte Versöhnung. BtSmarck sei airsgeschaltet geblieben. Weder bet der Ein weihung des Nordostseekanals, der sein Werk gewesen, noch beim hundertsten Geburtstag des alten Kaisers habe er eine Einladung erhalten, so daß cs nicht verwunderlich gewesen sei, daß er Tirpitz. als dieser ihm eine Einladung zur Tanse des Kreuzers „Bismarck" überbrachte, die zornigen Worte ries: „Ter Kaiser soll mich in Ruhe lassen." llrleil im Prozeh -es Erzherzogs Friedrich gegen den polnische« Sinai. Warschau, 27. März. Erzherzog Friedrich hat den gegen den polnischen Staat angestrengten Prozeß wegen der Be schlagnahme seiner im ehemaligen österreichischen Schlesien gelegenen Güter vor dem Gericht in Tcschen verloren. Nur ein Fünfzigstel seines Besitzes an Grund und Boden ist ihm ziigesprvchcn morden. sW. T. B.) Besserung im Befinden Kühlmanns. Berlin, 27. März. In den letzten Tagen hat sich das Befinden Herrn v. K ü h l m a n n s sichtlich gebessert. Mit Lebensgefahr braucht man nicht mehr zu rechnen. Der Bruch an der Schädelbasis ist in guter Heilung. Voraus sichtlich werden jedoch nvch einige Wochen Aufenthalt in der Klinik notwendig sei». Paris um sein Prestige in Schanghai bemüht. Streit um den Oberbefehl dementiert. Paris, 20. März. Der offiziöse „Petit Parisicn" dementiert heute die von der englischen Presse ver- bieilite Nachricht, daß zwischen den englischen und fran- zö jochen Militärbehörden in Schanghai ein Streit in der Krage des Oberkommandos ausgcbrochen sei. Nach dem Blatt haben sich die Ereignisse in Schanghai bisher normal ent wickelt. io daß ei« gemeinsamer Oberbefehl überhaupt nicht »otweudig geworden sei. Im übrigen sei die Zusammen arbeit der ausländischen Kräfte, die jedoch keine Unter ordnung verlange», schon längst vorgesehen worden. lT.-N.) Untersuchung über die Ausschreitungen in Nanking. (Durch Funkspruch.) London, 29. März. Dem diplomatischen Berichterstatter der „Morningpost" zufolge ist der vormalige Bizekonsul in Äaiilon, Wallis, von Schanghai nach Nanking abgerrtst. Er hat Auftrag, soweit als möglich scstzustellen, wie weit nationalistische reguläre Strcitkräfte an den einzelnen Ausschreitungen beteiligt waren. Der Berichterstatter fügt Hinz». General Tschangkalschek erkläre, daß die Plünderungen und Mordtaten durch zurückgehrndc Nordtruppen und durch gewisses Gesindel begangen worden seien und daß die Ord- nnna bet Ankunft der nationalistische» Soldaten wicderber- gtsiellt worden sei. — Der diplomatische Berichterstatter des „Daily Telegraph" meldet, der britische Konsul sei beauftragt, de» britische»« Eigentum zngesügten Schaden festzustellen und der Kantviiregterung eine E n t s ch ä d i g n n g s s o r d e r n,i g zu überreichen. sW. T. B.j Neue Slraferpe-Mon nach -er Dias-Brrchl. London, 29. März. „Chicago Tribüne" meldet aus Schang hai: Tic britischen Martnebehörden haben heute eine zweite Straserpeditton anSsührcn lassen, durch die der Schlupfwinkel der chinesische» Piraten in der ÄiaS-Bucht unweit Hongkong so gut wie zerstört wurde. Mehr als 59 chinesische Dschunken wurden versenkt und 159 Hänscr zerstört. A» der Expedition beteiligten sich vier Kriegsschiffe. 999 Mann und mehrere Flug zeuge. Zuvor hatten die britische» Behörden die Einwohner ansgesordert. den Platz zu räumen. Zwei Mi fionare in Nanking ermor-el? Schanghai, 39. März. In Nanki » a sollen Ausrührer in die Wohnungen der französischen Missionare eiiigedrungen sein und dort den Pater Dugnnt und den italienischen Pater »ianara ermordet haben. lT. U.i Direkte Verhandlung Aom-Delgra- erwogen. Belgrad unterstellt italienische Leitung in Albanien. Paris, 2». März. .Hamas berichtet aus Belgrad, die jugoslawische Regierung ha.be ohne Einschränkung die Anregung der Großmächte wegen des UntersuchnngS- ncrsahrens an der scrbisch-albanisck>eii Grenze angenommen. Indessen ist es wegen der Weigerung Italiens, sich mit der Entsendung eines llntersiichiingsaiisschlisses einverstan den zu erklären, möglich, baß die gesamten Fragen durch unmittelbare Verhandlungen zwischen Rom und Belgrad geregelt werben. Der Grundsatz solcher Besprechungen ist bereits von Belgrad angenommen worden. Die Belgrader Regierung soll den Außenministern der Groß mächte zur Kenntnis gebracht haben, daß nach Meldungen aus Albanien die dortige Lage geklärt sei. Die albanische Mobil» mach»»« werde betrieben unter der Leitung italienischer Offiziere. sW. T. B.» Die soziattftifche Inlernaiionale einberufen. Wien, 2». März. Die „Arbeiterzeitung" meldet aus Zürich, daß im Hinblick ans die Zuspitzung der Lage in Süd- o st e n r o p a am Sonntag, dem 9. April, i» Paris eine ge meinsame Sitzuna der L»orstände der Sozialistischen Arbeiter- Iiiteriintionale und dcS Internationalen Gewcrkschastsbilndes stattsindet. Die Sitzuna ist für alle Mitglieder der Exekutive zugänglich. (T.-U.j Kümpfe zwischen Aufständischen und Aegierungslrnppen in Mexiko. London, 29. März. Nach Meldungen aus Mexiko-Vitn ist es im «Staate Ialtsvo zn schweren Kämpfen zwischen Aufständischen und RegierungStrnppen gekommen. Die Re gierungstruppen solle» etwa 99 Tote »nd 20 Verletzte zu ver zeichnen haben. Die Zahl der getöteten Aufständischen soll etwa »9 betrage». An den Kämpfen waren 2999 Mann Rcgie- rungstrnppen und etwa 799 Aufständische beteiligt. Die Rc- gicrnngstriippen stürmte» nach Artillerievorbereitung die stark ausgcbaiitcn Stellungen der Ansständischen. (TU.) Anschlag gegen die A. S. A -Dolschafi in Ehile. Paris, 29. März. Wie „Chicago Tribüne" auS Santiago meldet, hat die Polizei nach aufregender Verfolgung mehrere Anarchisten verhaftet, die sich in der Nähe des amerika nischen Botschaftsgebäudes zu schassen machte». Bet ihnen seien Dokumente gesunden worden, ans denen sich ergebe, daß sic mit Dnnamit da« BotschastSgcbändc in die Lust zu sprengen beabsichtigte«. (W. T.B.j Die Abstimmungen zum Finanzekal. Erhöhung der Einnahmcetatsäste im HauvtanSschnß (Durch Funkspruch.) Berlin, 29. März. Im -Hausl-altansschnß wurde die Aus sprache über die allgemeine F-t n a n z r e r m a l t u n g fortgesetzt. — Abg. Dietrich lBädens lDem.i erllärtc, daß das Ergebnis der Reinholdschcn Wirtschaft lange nicht so schlecht war, wie cs hingestellt wurde. Insgesamt seien noch Reserven von 999 Millionen Mark vvrlmndcn. Die not wendige Aeamtcnbcsoldungsvcrbesserung könne bei einiger maßen günstiger Entwicklung der Wirtschaft aufgebracht werden. Es sei aber auch gleichzeitig eine Besserstellung der Kriegsbeschädigten notwendig. — Abg. Körnen (Komm.i verlangte genaue Auskunft darüber, wie hoch die Rückstände bei den direkten Steuern seicnl Die Streichungen der Etatösummc für K t n b e r s pe i s u n g e n und andere soziale Aufgaben seien aus das schärfste zu verurteilen- Staatssekretär Papist beziffert die Summe der Rück st ände am 1. Januar 1927 an Besitz- und Berkehrs- stcncrn, also einschließlich der Umsatzsteuer ans insgesamt 558 Millionen Mark. Die Rückstände an Umsatz steuern betragen hiervon 99 Millionen. In der Summe von 559 Millionen sind nicht enthalten die Rückstände a» Zöllen und Verbrauchsabgaben. Diese Rückstände sind aber mit Ausnahme der Tabaksteuer sZigarcttenstcners relatir gering, sie betragen nur einige hnndcrttanscnü Mark. Bei der Zigarettcnftencr sind allerdings Rückstände in Höhe von etwa 49 Millionen Reichsmark vorhanden, die zum größte« Teil wohl als uneinbringlich und deshalb als verloren gelten müssen. Dabet ist zu bedenken, daß die Stciierrückständc im ganzen in nächster Zeit nvch steigen werden, da die Vermögenssteuer erst jetzt zum Soll gestellt wird. — Abg. Dr Pfleger lB. V. P.s wünscht bei Einziehung der Steuer- rückstände weitgehendste Schon »na der mittleren und kleineren Existenzen und kapitalschivachen Unternchmnnacn und spricht die Hoffnung aus, daß aus dem Branntweinmonopol endlich größere Einnahmen erzielt werden. Bei der Abstimmung wurden gemäß den Beschlüssen des Uuterauöschusfes die Etat- säste sür die Einahmcn an Einkommensteuer ans 2639 Mil lionen Mark «nd an Körpcrschastsstcner anf 469 Millionen Mark erhöht. Der Ansast der Einnahme aus vermischte« Einnahmen sRückfluß ausgelichcncr Kredites wnrde dnrch Beschluß des Hanohaltansschnsses aus 17 899 «99 Reichsmark erhöht. Weiter wurde vom Hanshaltansschuß in den Etat der allgemeinen Finanzverwaltnng als Einnahmen ne« ein gesetzt 1»9 Millionen ans der Rücklage znr Verstärkung der Betriebsmittel der RcichShanptkasse und 299 Millionen anH Uebcrschüffen dcS Rechnungsjahres 192«. Bei den Ausgaben wurde der Ansatz für die Ueberrvcisnngcn aus Einkommen-, KörperschaftS- und Umsatzsteuern an die Länder ans 2699 Mil lionen Reichsmark erhöht. Dies entsprach auch de« Wünschen dcS Reichsrats. Ebenso wurden die Uebcrweisungen an die Länder ans der Bicrstener sSondcrcntschädigungens ans 79 799 0«« Mark erhöht. Ein konnniiiitsttschcr Antrag, den Beamten der Besol dungsgruppen /V I bis IV den Zuschlag znm Grundgehalt von 12,5 auf 49 v. H., -er Besoldungsgruppen ^ V bis VI von 12,5 «ns 39 v. H. und der Besoldungsgruppe ^ VII von 10 ans 20 v. H. zu erhöhen, wurde mit 14 gegen 12 Stimmen ab gelehnt. Bewilligt wurden zur Unterstützung allgemeiner Einrichtungen für Erwerbsbcschränkte, der Wohlfahrtsein- richtungen für hilfsbedürftige Volkskreise, der Altersversor gung und der Verschickung von Kindern Kriegsbeschädigter, KriogerliinterLIieLener und Sozialversicherter znm Erholungs aufenthalt 2 Millionen. Die Etatspositionen zur Förde rung von Anstalten und Einrichtungen der privaten Wohl fahrtspflege wurden von 2,5 ans 2 Millionen herabgesetzt. Angenommen wurde eine Entschließung der Abgeordneten Dr. Mninin sDn.s, Dr. Eremer sD. Vp.s und H. Schreiber seZntr.s, worin die Reichsregiernng erincht wird, die drin genden Bedürfnisse der freien Wohlfahrtspflege er neut zu prüfen und gegebenenfalls in dem Nachtranslianshalt eine angemessene Erhöhung anznsvrder». Dann wurde der Etat der allgemeine» Finanzvcrivaltuug verabschiedet. Es folgte die Beratung der Nestpnnkte des Etats des Reichs- ininisterimns des Innern. Stnfchrünkung -er Mehrfvr-erungen zum Mol. Berlin, 28. März. Nach den Darlegungen des Retchs- siiumzmlnisters über seinen Etat im Stciicrausschnß äußerten sich Abg. Dr. Eremer <D. Vp.) und Dr. Ouaatz (D.-R.s über die Anlcihefrage. Letzterer regte an, daß der Reichs tag neue über die Etatsvorlagc hinanS- gehendc Ausgaben nur aus dem Wege der Ent schließung und nicht durch einen die Regierung verpslich» tcnden Antrag beschließen möge. Das wäre keine Beschrän kung des Biidgetrcchtcs des Reichstages, denn das Budget- recht laufe doch nicht darauf hinaus, neue zusätzliche Ausgaben zu beschließen, sonder» die von der Reichsregiernng dem Reichstag voraclegtc» Etatspositionen zn überprüfen »nd als dann zn bewilligen oder zn streiche». Ohne weise Sclbstbcschränknng des Parlament» werde unsere Finanzwirtschaft spätestens im nächsten Jahre zn Brnch gehen.