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Dresdner Nachrichten : 16.01.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-01-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190601165
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19060116
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19060116
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-01
- Tag 1906-01-16
-
Monat
1906-01
-
Jahr
1906
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 16.01.1906
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MUer L Lo. -. ^ 0i-68iieli-^., Vslerisstroszs 22, 24 fvrnziissclier: tta. Ltzttü '> Atestes uuä Lnorkanvr eoiin'eenk».?«, Vvscdiitt äieusr Lr»»eb« -' ^ kröests ^usiaakl. 2ivile Preis«. Katalog gratis uns franko, F luodvarvu. stch;or kovsifviiior 6mitsei,«r uoci «„xiliselior ^o/.ux;-, llosoa-, vs.I«t«t-uncl VVsstannwllv ir> alltzv mmlor»ou ?ltiben u„c) vrikna-tzuLlitütaa iru billigten visinsu. Voiüsukstzrlls c!ar vom Kgl. ffinkm/minfftarium llsugtzlViUiItsi, vorsvliriftsmüsslgöll Eoit'ormstotts kür König!. 8üol>s. 8tÄuts-ffp>8tk6Lmt.e. Ul pmuiia I'ürrielik! 8edekvl8lrs88e 19 M» H D Marotko-Ltonse-rr»,. Hosiiachrichten, Beibaud der Industriellen, Laiidtaasoerhandliingen, Ml,tmaßl. Witterung: ! 1 A <L«he» I»« Gerichisverliandlimgen. Kriegogerüchte u. Marokkv-Kvnserenz. „Unser Theodor". Riild, veründcrlirh. ! ^eeitVrUst, ZV» ^UrflsUk Zur Eröffnung der Marokko-Konferenz. Mit begreiflicher Spannung, in wachsender Unruhe blicken die europäischen Großmächte, blickt die gesamt« friedliebende Kulturwelt in diesen Tagen <ruf daS kleine, von der Festung Gibraltar beherrschte spanische Städtchen Algeciras, wo beute die Marokko-Konferenz eröffnet wird und wo vielleicht folgenschwere Entschlüsse gefasst, sicher ober wertvolle Aufschlüsse über die gegen wärtige Gruppierung und die politische» Beziehungen unter de» mn Welthandel beteiligten Mächten gegeben werden. Die Vor geschichte der Marokko-Konferenz ist zu bekannt, als das; sie einer neuerlichen Darstellung bedürfte. Es soll nur. um einer auch im Reichstage von sozialdemokratischer Seite wiederholt vertretenen Auffassung entgegenzutreten, daran erinnert werden, daß das eng lisch-französisch« Einvernehmen älteren Datums ist als für Deutschland die Marokko-Frage. Zuzugeben ist freilich, das; die Be- Ziehungen zwischen England und Frankreich eine Förderung erfahren haben, als Deutschland sich veran!as;t sah. im eigenen Interesse als Fürsprecher der Signatarmächte des Madrider- Vertrages von 1880 auszutreten und die marokkanische Politik DelcassSs. deren Ziele im Einverständnis mit England sich in der Stille verwirklichen sollten, durch schonungslose Aufdeckung der Vorgänge beim Abschlutz des cngliich.sranzösischcn Marokko- Abkommens zu durchkreuzen. Di« Berechtigung zu diesem Schritte kann der deutschen Negierung im Ernste nicht be stritten werden. Die Geschäfte' einer Station von 60 Millionen Menschen, die intellektuell und technisch hervorragend tüchtig ist und ihre Leistungsfähigkeit erheblich schneller als ihre natür lichen. an den historischen Verhältnissen gegebenen Hilfsquellen wachsen sieht, können nicht von der Warte der Tagespolitik auS beurteilt und von heute aus morgen gewissenhaft geführt »«rde». Dem deutschen Volke. daS ja kaum ein Mensch«nalter »ks «in« einheitlich« Nation durchlebt hat. ist eine solche Politik naturgemäß fremd: der Zeitpunkt muhte ober einmal kommen — und er ist bei dem enormen Wachstum der Bevölkerung schneller ««kommen, als man es voraussehen könnt« —. wo in allen Fraaeu der auswärtigen Politik dieser Faktor, der die deutsch« Volkswirtschaft ganz und gar beherrscht und jede staatsmSnnffche Rechnung ausschlaggebend bestimmt, so sorgsam wie nur irgend möglich berücksichtigt werden muh. Eine vor- schauend« Politik muß beizeiten die nötigen Schritte tun. um der Industrie und dem Handel des Reiches ausreichende, enl- wicklungSsähig« und vor allem unter loyalen Bedingungen zu gänglich« Betätigungsgebiete zu sichern. Au dem RechtStitel wie an der inneren Notwendigkeit der deutschen Marvkko-Politik kann also nicht der geringste Zweifel obwalten. Leider ist «S ebenso unzweifelhaft, doh die deutsche Regierung trotz ihrer unbestreitbaren Rechte nicht mit der- jenigeu Kraft in Algeciras austreten kann. die allein einen vollen Erfolg verbürgt. Die Gründe dafür find einmal zu suchen in der Animosität umd nervösen llnvulw, in di« der Erfolg der denlsck^n wirtschaftlichen Arbeit die Be völkerung und Regierung des britischen Reiches versetzt bat. Die wohlberechnete, durch nahezu 3 Jahre betriebene Agita tion der Thamberlainfchen SchutzzoUba,vegung Hot das eine Ziel, da» sie «»strebte, die Abkehr vom Freihandel und die Herstellung einer engeren wirtschaftlichen und politischen Reichseinheit, bisher nicht zu erreichen vermocht, aber di« gleichfalls gewollte sekundäre Wirkung, die „deutsche Gefahr" dem englischen Handelsherrn und Industriearbeiter übermächtig erscheinen za lassen, ist in vollem Umfange einaetreten oder ist auf dem besten Wege, sich durchzusetzen. Mit dem gleichen Schrcckru.se von der ..deutschen Gefahr", die durch di« Vorstellung deutscher Eroberungsabsichten auf di« Rhein- und Schelde Mündung nur noch erweitert lvurbe, wußte die englisch« Regierung «ine Reihe kleinerer Staaten, Belgien, die Niederlande und Dänemark, zu alarmieren. Die französische Republik begriff, umhin dies« Politik zielte, und bemühte sich ihrerseits, Italien dem Drei- buntde abwendig zu machen uud Spanien, das ursprünglich für den deutschen Rechtsstandpunkt rück haltlos einaetreten war. unter Vorspiegelung gewisser günstiger Aussichten, die sich dem »m amerikanischen Kriege von 18V8 schwer geschädigten Staate angeblich böten, für die fran zösischen Ansprüche zu interessieren. In kurzem wird sich zeigen müssen, inwieweit namentlich in Italien und Spanien di« britiscch-französisch« Werbung Zugkraft besessen hat. Den Währen Charakter der anglo-gallischen Allianzvolitik aber offen bart der Umstand, daß. wie Londoner Blätter konservativer Richtmtg zu mÄden wissen, der Versuch gemacht wurde, auch Rußland ans die Seit« der Gegner Deutschlands hinüber- z»»i«h«n, und zwar soll dies geschehen oder geschehen sei» durch gewisse Zusicherungen inbelvefs d«r russischen Interessensphäre »» Zentral«sien. Nimmst man dazu, dos, die erstincüige offene Erklärung der amerikanischen Delegierten White und Ga nun «re, d«n Standpunkt der Gleichberechtigung wahren und für die Politik der offenen Tür eintreteii zu wollen, eine» Gelegenheit»- und Interessentaktik Platz gemacht hat, indem in bde« Stadium der Verhandlungen von Fall zu Fall bic Weisungen der Negierung in Washington eingeholt werden sollen, so muh man die Uoberzengung gewinnen, daß Deutsch land mit eine,,, I s o l i e r u n g s s y st e m zu rechnen hat. wie cs in der Geschichte der Stoatrnentwicklung bisher iiuerhört ff! Das Bedenklichste und Bedrückendste der gegenwärtigen Lage aber ist, dah die deutsche Station den ringsum andrängenden Feinden und Gefahren nicht einig und stark gegenübersteht. Wer die Arbeit und leider auch die Erfolge der deutschen Sozial demokratie seit dem ersten Aufflammen der Revolution in Ruß land verfolgt Hot, kann weiten Kreisen des deutschen Volkes, soweit sie solches Treiben geduldet oder gar unterstützt Hachen, den Borwurf nicht ersparen, daß sie die an sich äußerst schwierige Stellung Deutschlcmds noch gang erheblich geschwächt und ge schädigt haben. Der Führer der deutschen Svzialoemokratie hat wiederholt im Reichstage erklärt, daß die deutsche Regierung auf die bedingungslose Unterstützung der waffenfähigen Mann schaft nicht rechnen könne, daß diese so weit im Banne der roten Internationale besangen sei, daß sie die Entscheidung dar- über, ob die für jeden anständigen und ehrliebenden Bürger selbstverständliche Pflicht gegen das Vaterland zu erfüllen oder Hoch» und Landesverrat zu üben sei, aus dem Mund: der sozialdemokratischen Parteileitung entgegeuzunehmen habe. Das hat der deutsche!» Sache sicherlich mehr noch als olle deutsch feindlichen Umtriebe des Auslandes geschadet! Leider hat Sach- sen in diesem Zusammenhänge mit seinen blutigen Straßcn- krawallen eine über die engeren Grenzen unseres Vaterlandes hinausreichende allgemein-deutsche Bedeutung erlangt, denn hier sind revolutionäre Phrasen zum ersten Mole zur Tot geworden, hier hat mau zum ersten Viole versucht, den „dumvfen Massen tritt der Arbeiter-Bataillone" zur Durchsetzung sozialistischer Forderungen auszuspielen. Man wird in der Annahme nicht fehlgehen, daß die Dezember-Ereiguiffe in Dresden, Leipzig und Chemnitz wie «in Fanal ans die Genossen im übrigen Reiche gewirkt und den Anstoß für die in Preußen binnen kurzem euffetzenden Straßendemonstrationen gegeben habe«, und daß somit die Entwicklung der innersä chsifchen Ver hältnisse ein« große, bedauerlicherweise aber recht ungünstige Rückwirkung aus di« glatte Führung der grohdeutschen Politik — auch auf auswärtigem Gebiet — gehabt hat und eventuell noch ferner haben kömtte. Für de» 21. dieses Monats, also wenige Lag« nach der Eröffnung der Konferenz, acht Lage vor dem Geburtstag« des Deutschen Kaisers, sind in Berkin und Vororlen Vlassen - Protestverfanunlungen gegen das prenßischr Wahlrecht angekündigt. Da die Polizei Straßennmzüge nicht dulden, die Sozialdemokratie aber nach ihrer neuesten Erklärung auf dieses Demonstrationsinitte! nicht verzichten will, erscheinen schwere Störungen der Ordnung und ernste Austritte nicht ausgeschlossen. In MgecirvS ober sollen gleichzeitig die deutschen Bevollmächtigten Tattenbach und Rosen gegen «ine Welt vvn Widersackern und Neidern ankänrpsen! Wie die deutsche Diplousatie diese» Kunststück fertigdriugen soll, ist ein undurchdringliches Geheimnis . . . Hoffentlich gelingt es ihr aber dennoch unter der bewährten Leitung des Fürsten Bülow. Deutschlands Interessen und Ehre in vollem Umfang zu wahren: An der Unterstützung aün uationaigesinnten ^Preise soll eS nicht fehlen! Deutscher Reichstag. Berlin. fPriv.-Tel.j Das sehr dünn besetzte .Haus ge- ilehmigt in dritter Lesung den Nioderlassungsvertrag mit Holland und den Venraa mit der Schweiz wegen Errichtung deutscher Zollabfertigungsstellen aus den linksrheinischen Äahn- höien in Basel, woran; Äbg. Roeren sZentr.s seine Inter pellation, betr. Entlassung des Landwehr-Offiziers Fritz Feldbaus mit schliästem Abschied wegen unterlassener Neuanfforderung zum Zweikampf begründet. Die Entrüstung über diesen Fall sei im Rheinland« um so großer gewesen, als es sich hier um einen direkten amtlichen Awaarg zur Neuaufforde- ruiig zum Duell gehandelt habe. Sachlich sei der Rechtsanwalt und Notar Feldhaus durchaus im Recht gewesen, da sein Bslerdiger, der junge Arzt Gövel, von dem ordentlichen Gericht zu der höchsten zulässigen Strafe verurteilt und vom Gerichte in der Begründung des Urteils das Verhallen Göpels als im höchsten Maße provokatorisch und frivol gekennzeichnet worden sei. Der Brigadekommandeur habe auch an den Eyrenrat geschrieen: »Ter Leulnaitt Feldhcnis sei gegen solche Provokationen zu schützen!" Trotzdem stabe der Ehrcnrcu den Feldhaus für unwürdig erklärt, länger dem Offizierkorps emzugehören. Wenn es schon unwürdig fein solle, daß jemand — und noch dazu ein Rechtsanwalt und Notar — an dl« ordent lichen Gericht« appelliere, so liege darin eine unaeh>eueriick>e Mißachtung der Gesetze und der Rechtsprechung uüd ciise uu- glaublickie ueberhebiing eines einzelnen Ltoudes gegenüber der Zivilbevölkerung. "Dadurch könne die Kluft zwisä^n Militär und Zivil nur verschärft werden. Als unwürdig hätte Feld- Haus, ein Familienvater, von der ganzen zivilisierten Welt mir dann betrachtet werden muffen, wenn er sich feige einer auf verkehrten Anschauungen benchenden Sitte oder vieUnehr Unsitte gebeugt hatte. Dazu komme, wie Feldbaus vor dem Ehren- geeicht erklärte, daß er dos Duell mit seinen Grundsätze» als Katholik nicht zu vereinigen vermöge. Eine Duell-Ablehnung liege gar niclg einnuii vor, denn der Ehrenra« habe in diesem Falle das Duell gar nicht snr notwendig erachtet. Also nur wegen jencr grmiojätzlichcu Erklärung des Feldhaus huüc vurn diesen amtlich für .,unwürdig" erklärt. — Minister v. Einen: beruft sich aus dun Erlaß Kaffer Wilhelms l. vom 2. Mai 187:. wonach in der Armee weder ein Offizier zu dulden sei, der di : Ehre eines anderen freventlich verletze, noch auch ein -Offizw , der seine Ehre nicht zu wahren wisse. Im vorliegenden Fw! Hab; das Divisions-Ehrengericht em'chiedcn, daß Feldbaus entlassen sei, uiü> der Kaiser habe am st. September diesen Smi.w bestätigt. Die, Gründe für diesen Spruch könne er. »eicht «! > führen, denn sie feien ihrer ganzen Ranne nach geheim. Ab . aus den Akten lasse sich einiges ersehen. Ter Arzt Göpel hcuw sich wegen Ablehnung seiner Honorarfordernrrg verletzt geschcn und deshalb ein Schreiben an 'Feldhans gerichtet, dos entschieden beleidigend war. Hatte jetzt Feldhaus sich an den Ehrenrat ge wendet, so wäre die Sache sicherlich beglichen worden. tWidew svruch.s Ec habe das erst getan, als es zu spät war. Wäre Göde! Sanitäts-Offizier gewesen, so hätte sich vielleicht ein Weg finden lassen, die Sache zu begleichen. Vielleicht gibt dieser Fall wieder Anregung zu entsprechenden Einrichtungen. Wenn der Herr Interpellant von oer Zilust zwischen dem Offizier-- stand und dem Zivil gesprochen habe, so sei nicht der Offizier- stand der Träger des Duells. Mit« straffe des Zivils huldigten noch liente Vieler Sitte! Redner verliest dann im Au ff rage des Reichskanzlers folgende Erklärung: Zur Ausiragmrg von Ehren händeln besteht die Sitte des Zweikampfes in weiten straffen gebildeter Stände. Im Offiziertorps ist der Zweikampf in wirk samer Werse durch die Verordnung von 1897 bekämpft worden. Eine weitere Abhilfe kann mir erfolge» durch Abänderung der gesetzlichen Bestimmungen über di: Bestrafung von Beeidigungen und Bestrafung des Zweikampfes. Eine solch« Abänderung ist schon erwogen worden und wird weiter im Äuge behalten wer- den, aber olle diese Abänderungen sind nur möglich im Zu sammenhänge mit der in Vorbereitung befindlichen Revision des Strasgei etzbuches. Solange die Duell sitze in weiten Kreisen besteht, kaim jedenfalls bas OsfZierkorvs unter sich kein Mil- glied dulden, welches es unterläßt, sein« Ehre zu wahren! I Stürmische Bewegung. Ruf Enks: Aufforderung zur Ungesetz, lichtest!) Zn dieser Erklärung des Reichskanzlers fügt der Minister dann noch hinzu: Die Verordnung von 1897, worin es heißt: Ich will, daß dem Zweikampfe in höherem Maße als bisher cnchegengetreten werde, hat jedenfalls die Folge gehabt, Latz in den ketzta, Jahren nur ei» einzigeL Duell zwischen aktiven Offizieren ftattgefundeu Hai Das ist gewiß eine günstige Wirkung! tBeifall rechts.! Abg. Himburg lkoiff.s äußert sich kurz rm Sinn« der Aus führungen des Ministers. — Abg. Dove isreff. Vereinig.) ver- tvcist aus eine Entscheidung des Reichsgerichts, wonach die Mit wirkung an einem Ehrerigericht, das zu einem Zweikampf nötige strafbar sei. Wallte der Reichskanzler die heute verlesene Er- llärung auf. erst mb des Reichstages abg eben, so würde auch er jedenfalls als Anstifter belaiyt tverdcn können. Wollten wir aus die Revision des StrasaF'ctzbuches warten, so könnten cxrr- über Jahrzehnte vergehen. Die heute verhandelte» Mißstände vertragen nicht, daß ihre Abhilfe aus di« länge Bank geschoben werde. Die Exklusivität des Osizierstandek, die früher bestände», ist vor 100 Jahren ziffommengeürochen unter Scharnhorst u,e> Gneiser.am Jetzt kommt es daraus an. auch dre Reste zu !-e- fettigen, um endlich dem Gesetze und der Gleichst ei: aller vor dem Gesetze Geltung und Respekt zu verschaffe». sBeifall linff>..' — Abg. Bo s ferm a u n tuat.°rid.) stiurutt dem Reichskanzler darin bei. daß die Duelle eine Einschränkung erfabreu rruu den, wenn Beleidigungen strenger verfolgt würden. Gegen t. > Duell sei mit drakonffä,«» Strafen nichts zu machen, wie stv Erfahrung schau ff» Mittelalter gezeigt habe. Schivere Be strafungen der Beleidigungen versprechen mehr Erfolg. Freilich, wenn man da auf eine Revision des gesamten Strafrechts ivar:>. u wollte, so würde der beklagenswerte Zustand wohl noch jäyr- zehnte andauern. — Abg. Dr. Bachem sZentr.): Für die gro Masse des recht- und gesetzliebcnden Teiles des deittsa^en Volke würde» die Erklärungen des Reichskanzlers wie ein Scsslag ins Gesicht empfunden. Mir ist cs eiskal. über den Rücken gelauien. als ich die Erklärung hörte, daß das Offizicrkorps kein Mitglied dulden kann, welches nicht irn gegebenen Falle das bestehende Strafgesetz bewußt und adsichtlich verletzt. Wie können SD da noch Achtung vor dem Gesetze vvn anderen verlangen? stk - muß das das RechtSbewaßtscin des Volkes verwirren! <Sc> richtig!! Will Fürst Bülow tveiter Anspruch auf dcn^Ramc» eines christlichen Reichskanzlers machen, so muß er den Schaden, den er durch sein« heutige Erklärung airgerichlet hat. wieder gut machen. iLebhaster Beifalls — Abg. Bebel leev.;.l: Zum ersten Male wohl in einem Parlamente hat der oberste Beamte eines Siaaiswezens, der doch die Anfgade bade. Recht und ffd- > setz zu schützen, erne feierliche Erklärung abgegeben, die nichts Geringeres besagt, als daß cs für gewisse Klassen Gesetz und Recht überl-aupt nicht gibt, und daß diese Klassen vielmehr Recht und Gesetz mit Füßen treten dürfen, wenn das chren Aiff- fasiunaeii von „Ehre" entspricht. Die Erklärung des Kanzlers falle direkt unter den Z 110 des Strafgesetzbuches: ö-ffentucl^ Aufforderung zur Mißachtung und Ueberrrctung der Gesetze. Eim besseres Aa.uatwnsmitzel, als die heutige Erklärung des Reichs- kanzlers. könnten sich die Sozialdemostaten für ihre nächste.: Sonntags-Versammlungen gar nicht wünschen. sHetterkei!. Bei fall.) B« den Korps spielten auch dl« Pistolenkastan dieseche Rolle, wie die Bu-ndeslafeln bei den alten Juden. sHcucrkett — Abg. Träger ssreff. Bolksp.) übt ebenfalls scharte Kritik an der Erklärung des Reichskanzlers» wie er sich heute als durll- wittiger Mrvallerrst verkleidet habe. — Abg. v. Tiedem <rnn tRelchsp.) meint, daß unter Umständen daS Duell «in« Not wendigkeit und nicht zu umgehen sei. iWiderspruch links. Zu ruf: Wenn der Beleidigte fällt . . .) So hat er weiiigstens scua Pflicht getan. iLackxerr links.) Er falbst könne die ErKäru-ng des Reick^kaiiglers nur mit Genugtuung begmißen. Der ER.- begriff des Lchizierstandes werde >wch ganz andere Angriff« überdauern, ais de« heutige« Sinrmlaus. — Aba. Stöcker ickwists stoz.s bedauert den lllen'auf der heutigen Veichandluug. Daß das Duell, obschon cs anerkanntermaßen gegen Gottes Go. lwt sei, trotzdem nock amtlich gefördert werde, das f«i das Schlimmste. — NricgHiiiinister v. Einem: Nur durch Er- zickuii'g und Nickst Lnirch schwere Stressen rottou Sie eine Sitte aus. Die Erklärung des Reichskanzierd betagt ür leu»cr LLejje, Neueste DrahMeldungen vom 15. Januar.
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