Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 03.07.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-07-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187507031
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18750703
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18750703
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-07
- Tag 1875-07-03
-
Monat
1875-07
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 03.07.1875
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
»»iqtint i«,iich tto, 1 U»r t» dkl «xpedilio» MaricnIIrnI>e v>. Abon- »«m»t»»V>ci» »lkrteliüOr- jtch LMa>I eüPlge -durch dir Polt 2 Mart L0 P>nr. al»i«l.Pu,»uicrnI0Pj.ie. Vusta,r: 27000 e'rdl iwr dl, «ll-,ad, ein,,. londter ManulcrlpI, Mdchl Nch dl, »irdacli«» »lcht »«»Indllch. ^nsrntlrn-Aiinadm« oul- wltrt»^ u»» r«»I», In H-mdurg, vrr lln. wlrn, Lrldtlg. Sale« Pretlau, yrinlittrt a M. — »,«. «««»» lu Lrrlt«, Erlpga, Wie». Hattibur», tzrankfur« ». M.. Mltn» chcn. — v»ud» t ln prurksurt a. M. — I-',. Voi,t,n lldrmntd. — N». »^.r»l>tt«. Kolli,,» c», in Parl». Druck und Eigenthum der Herausgeber : Litpsch 4r Neichardt in Dresden. Nr. 184. Zwanzigster Jahrgang. MItredacteur: vr. Lmll Für baS Feuilleton: n»rto»»»n. Dressen, SonnabcnS, ^ol'rolr wridrn HldlW»». .--- > . onzrnoin»»!» >-,> »ti-o.-a-ji >2 Udr. 8» »lruuasi «r»p« Nloltt«- xollr L dt» ->^chw. » Ut». Drr Raum rin«, ,l»> IvoNiorn Prlittitl, I«tzet I.,-pj, ^'uorlandt dt» >lr!lr 20 Ptg«. «,ur Garantie lür d»> nachlltagige Srlchet» „n der Initial» wt» nicht geiede» Nn?wdrti!>« »Innone««» »ü.'liaar non und und«» «- ut!N .'urmrn und Per« innen inlcnrr» wir nur xe.en Pränumerando» üa!>tuna durch Sriil- maricu oder Polletniah» lUttjt. - Silben loste» >5. P e Inserate istr die Mouloc,» . Nummer «der nai!> einem Jcstlaz« die Pelildeiie Li» P'ge. Juü 1825. P-UtWe«. „DerMann, denDu immer umDich hast, der ist mir in tiefster Seele verhaßt!" So sprach, wie Gretchen zu Faust, Oesterreich oft und am offensten im Jahre 1848 zu seinem Kaiser Ferdinand, der in diesen Tagen sanft in's Jenseits hinüber- schlummcrte. Und Kaiser Ferdinand, der im Innersten seines grund gütigen Herzens den ihm von seinem Vater aufgezwungenen Mini ster Metternich verabscheute, flüsterte vertraulich dem Minister PillerSdorf zu: „Ich bin froh, daß Metternich fort iS. Jetzt arbeiten wir mit einand: wir werden schon gut auskommen. Machen's halt, waS's Beste iS, Sie werden'S schon treffen!" PillerSdorf aber traf dies Beste nicht, weil die von seinem Vorgänger verschuldete Miß wirtschaft die 'Aufregung des Volkes schon zu sehr gesteigert und des Kaisers wohlwollende Absichten durch die Ränke in der Hofburg selber, durch die sogenannte Eamarilla, vereitelt wurden. Von dem 2. Dccember 1848 bis zu den letzten Junitagen hat Kaiser Ferdinand, nachdem er auf die Krone zu Gunsten seines Neffen Franz Joseph verzichtet, still und von der Mitwelt fast ver gessen in Prag gelebt. Jetzt, wo ihn der Todesengel abgerufen, erinnern sich alle 'Nationalitäten Oesterreichs des Hingeschiedenen mit dankbarer Rührung, der, wenn er eö auch aus Schwäche nicht erreichte, doch stets das Beste seines Volkes ehrlich gewollt hat. Sein Vater Kaiser Franz, der Schwiegervater des Kaisers Napoleon, hatte den Sohn so mißtrauisch und so tyrannisch behandelt, daß die dem Herrscher eines großen Reiches so nöthige Energie von ihm nicht erwartet werden konnte. Mißtraute doch Kaiser Franz dem eigenen Sohn, wie seinen Brüdern, und ganz besonders dem Sieger von ASpern, dem Erzherzog Karl. Fürst Metternich war eS, der als böser Genius des Kaisers Franz dieses Mißtrauen schürte, um sich ihm unentbehrlich zu machen, und die Gesellschaft Jesu half ehrlich mit zu diesem machiavellistischen Werke. Ihr höchster Triumph war, daß Kaiser Franz auf dem Todtcnbette am 2. März 1835 dem Kronprinzen Ferdinand das feierliche Gelöbniß abnahm, Metter nich als treuen Nathgeber zu behalten und im Sinne des , Absolutismus, gestützt auf Adel und Militär, zu regieren. Auf die Rechnung dieses unheilvollen Vermächtnisses ist fast Alles zu schreiben, was die Geschichte der darauf folgenden dreizehn Jahre Verderbliches über Oesterreich brachte. Das gute Herz des jetzt verewigten Kaisers offenbarte sich aber selbst trotz des ihm «uf- zedrängten dunklen Rathgeberö in mancher wohlwollenden Maß regel. Er führte im Haushalt des Hofes und des Staates größere Sparsamkeit ein, verminderte das stehende Heer, ordnete das Zoll- und Steuerwesen, amnestirte viele von seinem Vater auf dcm Spicl- berg gefangen gehaltene Italiener und verwendete die bei seiner HuldigungSfcier in den Provinzen durch Vermeidung jeden Prunkes ersparten Lummen zu wohlthätigen Zwecken. Als die Februarrevolution in Paris im Jahre 1848 auch die Gemüthcr der Wiener erhitzte und zum Sturz des verhaßten Mini sters Metternich anfeuerte, drängten Dieser und seine Helfer den Kaiser vergeblich zu schroffen Maßregeln gegen das Volk. „Ich lass« auf meine Wiener nicht schießen!" rief er weinend seinen Drängern zu, bewilligte mit Freuden die Wünsche der sich ihm nähernden Volksvertreter, verfügte die gewünschte Aufhebung der verhaßten Jesuiten- und Ligurianer-Orden und begab sich im offenen Wagen ohne Bedeckung in die Wogen des ihn umjubclnden Volkes. Wer den plötzlich darauf folgenden Umschwung in den Hand lungen des Kaisers verschuldet, wer ihn zu der unheilvollen Flucht nach Innsbruck am 17. Mai 1848 veranlaßte, wer nach seiner Rückkehr die Arbeitertumulte schürte, den Kaiser zu einer zweiten Flucht aus Wien zwang, das wird stets nur Vermuthung bleiben müssen. Das Volk hat stets den richtigsten Jnstinct und nie hat es dem gutherzigen, schwachen Monarchen, sondern lediglich seinen Rathgebsrn Metternich und Eolloredo die Schuld des Blutes aufgc- bürdet, das nach dieser Katastrophe vergaffen ward. Das böhmische Volk, in dessen Mitte Kaiser Ferdinand nach seiner Thronentsagung in schlichter Frömmigkeit und Wohlthätigkeit lebte, beklagt in ihm den letzten feierlich gekrönten König von Böh men, die Ungarn gedenken dankbar der ihnen verliehenen, wohl wollenden Patente und die Dcutsch-Oesterreicher erinnern sich seiner Vorliebe für deutsche Sprache und deutsche Sitten. Die zwei oben erwähnten Namen nur sind eS, welche dein österreichischen Volke mißtönend vor 26 Jahren und heute wieder in das Ohr klingen: Metternich, Eolloredo! Ein Fürst kann nicht Alles selbst thun und bedarf treuer und tüchtiger Nathgeber. Was ist aus dein Königreich Italien gewor den, seit König Victor Emanuel den Minister Cavour verlor- In demselben Sicilien, von dem aus Garibaldi Italien für Victor Emanuel eroberte, haust eine Diebesbande seit Jahren ungestört neben der Negierung und um die von ihr lange begünstigte, jetzt nur zu kühn gewordene Rotte zu bändigen, verhängt das Ministerium über die ganze Insel ein Gesetz, das auch die Gutgesinnten hart be drückt. Truppen werden in Menge mit fieberhafter Hast nach Sicilien gelandet, das ganze Land militärisch besetzt und das soge nannte Sicherheitsgesetz soll mit drakonischer Strenge durchgeführt werden. Vergebens flehen die Sicilianer durch General Garibaldi den König an, selbst zu ihnen zu kommen, sich von ihrer Loyalität zu überzeugen und auf einem milderen Wege, als dem des Blutver gießens, Ordnung und Ruhe zu schaffen. Die Minister Lanza und Minghetti beherrschen das Ohr des Königs und zeigen, daß sie von Machiavelli und Metternich gelernt haben. Der Abgeordnete Tajani, welcher mit kühnem Freimuth die Schmach bloßlegte, daß sich die Organe der Negierung der Diebesbande oft für ihre Zwecke bedient, ivird dem betroffenen Monarchen als ein mazzinistischer Hetzer geschildert. Die Verehrung der Italiener für den Befreier Garibaldi wird benutzt, die Eifersucht de» König» zu stacheln Der Familienzwist, den die späte, eigenthümliche Vermählung des Königs hervorrief, wie sein Hang zur Frömmigkeit trotz seiner feindlichen Stellung zum Papste, sind Handhaben für diejenigen Männer, welche drS italienische Volk mit Recht haßt. Sie sind es, die das Volk zu dem Glauben veranlassen, als liebte eS seinen König nicht mehr! Die von uns bereits erwähnte ritualistische Bewegung in England trifft ebenfalls auf energischen Widerstand des Volkes. Der Königin ist eine, mit 140,481 Unterschriften versehene Petition überreicht worden, welche um ein Verbot des katholisircndcn Rituales nachsucht. Die Begünstiger dieser Richtung sind allerdings auch in der Nähe der Fürstin, die seit dem Verlust des geliebten Gemahls des religiösen Zuspruchs bedarf und dadurch nicht kritisch über den einflußreichen Pietisten zu urtheilen vermag, der in Wort und Schrift am liebsten sich über den nahen Untergang der Welt verbreitet. Lord Derby ist von den Spezereihändlern Londons zum Ehren mitglied ihrer Gilde gemacht worden, vermuthlich weil der König von Birma nach kaum geschloffenem Vertrag mit England, denselben schon wieder bricht, was doch sehr starker Pfeffer ist. Freuen wir uns, daß sowohl in unserem deutschen Vater lande, wie unserem engeren Vaterland« Sachsen, Kaiser und König wohlberathen sind, die bestgehaßten Nathgeber selbst als Freunde des Volkes in sturmbewegten Zeiten sich bewährt haben und das Volk mit ahnungsvollem Gemüth ihnen Vertrauen und Liebe entgegenbringen kann! Localer und Sächsisches. — Am Donnerstag besuchten II. KK. HH. Prinz und Prin zessin Georg die Industrie- und Gewerbe-Ausstellung und nahmen gründliche Einsicht von den in den oberen Räumen des Gewcrbe- hauseS als auch in dem Orangeriehause ausgestellten Gegenständen. Nachdem die hohen Herrschaften einige Bestellungen bei verschiedenen Ausstellern gemacht, wurde Herrn Seifenfabrikant Anton Säuber lich aus Zwickau die Ehre zu Theil, I. K. H. Prinzessin Georg eine geschmackvoll in Wachs und Seife der Natur treu nachgcbildete Obstgruppe überreichen zu dürfen. — Der Commandeur des 2. Grenadier-Regiments Nr. 101, Kaiser Wilhelm, König von Preußen, Herr Oberst von Schimpf, scheidet demnächst aus eigene» Ansuchen und unter Ernennung zum General aus dem activen Dienst der kgl. sächs. Armee. — 'Mit dem gestern Mittag 11 Uhr 33 Minuten von Leipzig hier eingelroffenen Eouricrzuge kam auch I. H. die Herzogin von Altenburg in Begleitung eines Kammerherrn und einer Hofdame hier an. Die hohe Dame dinirte mit ihrem Gefolge in der Restau ration des Leipziger Bahnhofs und fuhr sodann mit der Schlesischen Bahn 12 Uhr 10 Minuten Nachmittags nach Breslau. — Gestern, am 2. Juli, feierte unser hochverdienter Mitbür- ger, der frühere Schuldirector und weitbekannte Jugendschriftsteller Herr Gustav Nieritz seinen 80. Geburtstag. Es ist wohl anzu nehmen, daß jeder unserer Leser den Namen Gustav Nieritz einmal gehört hat und die Mehrzahl der Dresdner den würdigen Greis von Person kennt, der noch immer, ausgcstattet mit einer seltenen geisti gen und körperlichen Frische, seine Spaziergänge macht. Selten hat es ein Schriftsteller so wie Gustav Nieritz verstanden, in seinen Jugend-Erzählungen und Schriften vom Herzen zum Herzen zu sprechen, seine Werke sind in alle lebenden Sprachen übersetzt und erquicken fort und fort Jung und Alt. Als Nestor der hiesigen Lehrcrwelt hat er in seiner 1872 bei Georg Wiegand in Leipzig er schienenen „Selbstbiographie" einen schätzenswcrthen Beitrag zur Geschichte des Schulwesens in Sachsen und Dresden niedergelcgt und diese Schrift sei hiermit Allen, die über Gustav Nicritz — einen jener glücklichen und guten Menschen, die keine Feinde haben — Genaues wissen »vollen, empfohlen. Die Rüstigkeit des hochgeehrten 80jährigen Greises läßt init Bestimmtheit schließen, daß er noch manches Jahr unter uns weilen wird, was wir von ganzem Herzen wünschen. — Am I.Juli »varcn eS 25 Jahre, daß der Vorstand des hiesigen k. stenographischen Instituts, Hr. Prof. Or. Heyde, als Nach folger des Prof. vr. Wigard, an dessen Spitze trat. — Mit Beginn des laufenden Schuljahres sind den hiesigen öffentlichen Volksschulen nicht »veniger als 22 neue Schulklassen zu gewachsen. Dieser Zurvachs hat eine Vermehrung der Lehrerzahl, ungerechnet die für den Fachunterricht thätigen Lehrkräfte, um 18 neue Lehrer nothwendig gemacht. Infolge dieser Vermehrung sind auch in jede der bestehenden Besoldungsllasscn neue Stellen einge- sügt worden, die wiederum mit Hinzunahme derjenigen Gehalts stellen, welche durch Abgang ihrer Inhaber zur Erledigung gckom- inen sind, das Aufrücken einer größeren Anzahl von Lehrern aus niederen in höhere Besoldungsllasscn iin Gefolge gehabt haben, und zwar sind in die Gehaltsklaffc 1a 1 Lehrer, in Id 5, in II 7, in III 8, in IV 11, in V 12, in VI 15 Lehrer, resp. Lehrerinnen cin- gerückt. In die Zahl der Hilfslehrer sind 22 neue Lehrkräfte ein getreten. Inwieweit die Verschmelzung unserer Gemeindkschulen init den Bezirksschulen und die Umwandlung dieser in mittlere Volksschulen eine Vermehrung der Lehrkräfte bedingen wird, läßt sich jetzt noch nicht mit Sicherheit übersehen. Gegenwärtig beträgt die Zahl der an den Bürger-, Bezirks- und Gcmeindcschulen ange- stcllten Lehrer und Hilfslehrer incl. Lehrerinnen (außer 19 Direk toren; 289, die Direktoren mitgerechnet 308. — Der am 1. April d. I. hier verstorbene Privatus August Fricdr. Christian Timäuö hat dem hiesigen Frauenvcrein ein Legat von 1000 Thlr. ausgesetzt. Die Hälfte davon soll zur Er höhung der voin Erblasser schon früher mit 500 Thlr. begründeten Elisenstiftung benützt, die andere Hälfte zur Errichtung einer Säug- lingsbcwahranstalt m Antonstadt verwandt werden. - - Es ist bereits der rühmlichen Initiative gedacht worden,. mit welcher die Optiker Gebrüder Röttig in Dresden und Wie«-1 baden unserer Stadt, behufs Anheftung an eine sogenannte Wetter säule, eine Anzahl kostbarer Messungs-Apparate angeboren haben, welche Widmung der Rath auch annahm. Die Frage, w o diese Säule zu errichten sei, wird jetzt viel vcnnlirt und man muß sowohl die Brücke, wie auch den Platz an der Tcrrassentreppe oder auf der Terrasse selbst, insofern bedenklich finden, als hier ein steter Waffer- zug herrscht. Eher würde der Platz vor dem Finanzhaue, Portal sich eignen, dort wo die AugustnSstraßc das Trottoir, welches von der Brücke kommt, schneidet. Hier passirt fast Jedermann den interessan ten Obelisk, der zugleich ein Schutz der Fußgänger sein würde. Auch der Platz vor dem neuen Theater wäre nicht unpassend. — Ein höherer Militär a. D., »vir hören ein Herr von E. trat gestern Nachmittag in die Räume der Löwen-Apotheke, nahm daselbst wegen Univohlseino einen Moment Platz, sank um und war infolge eines Herzschlags alsbald eine Leiche. — Ter kgl. Reviersörstcr Herr Thomas, dem jetzt das kgl Jagdgebiet bis zum Großen Garten untersteht, seit die eigentlich« Forstivirthschaft im Blascivitzer Walde („Hcgcrcitcrs'tz durch di» Bebauung jenes Terrains gegenstandslos ward, feierte am 1. Jul in Obcr-Blascivitz, sein 25jähriges Dienstjubiläum, zu wel chein dem charaktervollen und bescheidenen Beamten viele Glück wünsche von nah und fern zugingcn. — In der Nacht vom Donnerstag zum Freitag ist von un bekannter frevelhafter Hand das auf einen» der mittleren Pfeiler de» alten Elbbrücke befindliche steinerne sächsische Wappen dadurch be schädigt worden, daß die Krone sammt Kreuz hcrabgeschlagen wor den ist. Trümmer davon lagen gestern früh noch an» Fuße deS Pfeilers. Möchten doch die nnzustellendcn Recherchen zur Erinitte- lnng des Frevlers führen! — Draußen. Wir wandern durch den Wald. Die Zart heit, Weichheit und Transparents des ersten Frühlings tst in der Baumkronen verschwunden. Das Zellgewebe der Blätter hat sich verdickt, gröbere Stoffe in sich ausgenommen und dein Walde ein« dunklere, gesättigte Farbe gegeben. Tie Wiesen der Ebene sind ge mäht uird mit den 'Maßlieben. Butter- und Kukutoblumen, mit Salbei und Taubcnkropf sind auch die Halbdürren, schwertförmiger Blätter der Herbstzeitlose — der „Uechtbluom" (Morgenrothblumej der Zeit Walthers von der Vogelivcide - verschwunden, welch« mitten in den üppigsten Sommer den Herbst hineinträgt, sowie sie i» einigen Monaten, wenn Alles mit verhängtem Zügel dem Herbste zueilt, das Lenzfest der Auferstehung feiern wird — ein sprechender Beiveis, daß ein immerwährender Frühlingözustand der Erde erst allmälig dem Wechsel der Jahreszeiten gewichen ist. So viel von den Wiesen der Ebene. Die Bergwiese hat jetzt nur lichte Farben auf ihrer Palette: Weiß, Gelb, Rosa, Blaßlila, Himmelblau; dir wachsgelbe Orovanche und die lilafarbige Gymnadcnia, eine Orchidee init fliegenühnlichcn Blüthcn, beide nach Geivürznclkcn duftend, sind jetzt ihre distinguirtesten Erscheinungen; in der sanften Farbe»* stimmung bilden brennend rothc Steinnclkcn die einzige Ausnahme An Bächen und Hecken fliegt die Goldammer »roch immer zu Zweien; die Zeit der Liebe, der zärtlichen Bande, ist noch nicht vorüber. Allenthalben blüht der schwarze Hvllun er und sein wahrhaft herz erquickender Geruch ladet zun» Stillstehen ein; einst betrachtete die an Rheuma leidende Menschheit den Strauch mit dankbaren Blicken, jetzt geht sie in'S Schwitzbad, lieber die Roggenfelder hat sich bereits ein leicht falber Ton gebreitet und sie stehen mit schweren, nickenden Aehren da; das Niehl beginnt ihnen zu Kopf zu steigen. (L. T.) — Wie Eiscnbahnreiscnde gestern Abend erzählten, ist ein Hagelwetter gestern 'Nachmittag in der 5. Stunde in der Lößnitz, Kötzschenbroda und Nadebcul ziemlich stark ausgetrosfen, so daß Fruchtschüden entstanden sein könnten. Auch soll eine Art Wasser hose über dem Dorfe Leutewitz bei Meißen am gestrigen Vormittag niedergegangcn sein und Schaden verursacht haben. — Beim Bau der neuen sogen. Osteascrnc ist vorgestern ein dabei beschäftigter Böhme zwei Stockwerke hoch herabgcslürzt und »nutzte »upgen der dabei erlittenen Körperverletzungen nach der Diaco- nissenanstalt geschafft »verden. — Ai» 1. Juli Abends spät war ein in hiesiger N cnstadt wohnhafter Agent eben im Begriff, über Wien, bis wohin er be reits ein Billet gelöst hatte, sich vx pulvere zu machen, »lo ihn der Ar»» des Gesetzes erreichte; er hatte es nämlich verstanden, gute Freunde und Bekannte um die Kleinigkeit von 6000 Mail anzu- plimpei», um mit dieser erklecklichen Summe eine Reise auf Nimmer wiedersehen zu unternehmen. — V c r b a n d ö t a g k c ö D r c s d i» c r M n r k t - V c r c i i» S. (Forts.) Was den leinen Vunkt tcr Tagceortmmg an» I. Vcr- samiiillmgotaqe betiillk, in Bcralbung zur'chegiüiitung cmcS Uni- vcrsal-Svslcmo, um die Iulelencii der Gcwcldlrcibciiteii burch sachverständige Vertrctimg zu sichern, cinzutrctcn, so beschloß man wegen vorgerückter Zeit, dem Direktorin»» ui überlassen, tletzicr- aus bezüglichen Schritte zu tbnn. Am 2. 7age batten sich nur :ttt »uv einige Delcgirtc cingcsnnte». Nachdem der Herr Vor sitzende die Versammlung eröffnet, wnrkc zunächst über Begrün dung einer Marktzeitung Bcratbuiig gepflogen. War mnii auch tarüvcr einig,, daß die Schaffung ciiicö wichen Organs um des willen wüiisch'e»swcrtb erscheine, da in kcnisclvcn den Iiilcrcsscn der Marktficranten »ach allen Richtungen Pin Rechnung getragen »verte» könne, so gelangte man dock' schließlich zu der Ansicht, daß eö »loci» nicht a» der seit »ei, mit einem bezüglichen Prosvect pcrvorzutrctc». Man »ant cS vielmebr iür angczelgt. keöbalb vor- läufig mit den Vereinen nock» Fübiung zu ncpmcn »nd ibiicn an, heim zu geben, i» Ibren Kreisen das Interesse fürGrüiitung einer solchen Zeitung zu wecken und sodann die gewonnenen Resultate zu berichte». Waö die aus der Migcoordiiuiig stcbcnden Bedach ungen 2) über die Errick'timg cineö Allgemeinen Svcditionö-Bu- reauö, :«) über die beliebenden Bestimmungen dco Marklgüter- VerkchrS, ferner 4) über Ali'ltcllung einer bestimmte» Tageszeit, von welcher ab EngroS Verkäufe aller Lebensbedürfnisse auf sämmtlichen Märkten sialtfinden sollten, »n» dein iinmcr lästiger werdendenHökcrwescn cntgcgenzulicucr», und endlich 5»übereine Aufforderung an die Bcbördcn, diese Bestimmung in die Markt ordnungen auizuncbmcn anlangt, so beschloß man, waö die beiden erstcrwäbntcn Gegenstände betrifft, solche vorläufig alo erledigt zu betrachten, da dieselben znsammen später Material für die
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite