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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 03.06.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-06-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030603014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903060301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903060301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-06
- Tag 1903-06-03
-
Monat
1903-06
-
Jahr
1903
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 03.06.1903
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VrEche« und Güchstsche». — Ein selten schöne» Pfingstfest liegt binter un». und »üt ihm dürften die Hoffnungen von Tausenden Reiselustiger in Er füllung gegangen sein. Nach langen Jahren begünstigte da» Fest »um ersten Male wieder anhaltend die herrlichste Witterung, die der prangenden Natur unvergleichliche Reize verlieh und Alt und Jung mit unbczwinglicher Nkacht hinauSzog. Daraus erwuchs «in Verkehr, wie er »> den Vorjahren auch nicht annähernd er- reicht worden ist, und ztvar nicht nur auf den hiesigen Bahnhöfen, sondern auch überall ln der Provinz. Seine Bewältigung ver ursachte grobe Mühe: die von der Stagtsbahnverwaltuna vor gesehene außergewöhnlich hohe -fahl von Zügen erwies sich in Mehreren Fällen sogar als unzureichend, »nd es mußten noch weitere Züge eingejctiobeii werden, um dem enormen Andrange zu genügen. Ganz veionders stark war der Besuch derSächsischcn Schweiz. Am ersten Feiertage früh von 4 Uhr an bis nach halb 9 Uhr ist Zug »m Zug mit langen Wagenreihcn vollbesetzt dahin abgegangen, obwohl schon am Sonnabend nachmittag ein außerordentlich starker Verkehr in der Richtung nach Schandau siaitgefuiiden hatte. Recht umsanareich war auch der Fernverkehr nach dem Gebirge, dem Vogtlande und der Lausitz, sowie auch der Ausflugsvcrkehr nach dein Plauenschen Grunde und de» Tälern der Wcißeritz. Auch die Züge dahin bedurften einer Abfertigung in mehreren Teilen unter Verwendung verstärkter Maschinenkrästc in Gestalt von Vorspann- und Schiebelokomotiven. Im ganzen wurden aus den hiesige» Bahnhöfen in de» drei Tagen vom Sonn tag bis mit Dienstag nicht weniger als 234 Sonderzüge, Vor- und Nachzijge — ausschließlich der aus betrieblichen Rücksichten nötig gewordenen Leerfahrten — abgefertigt. Sie waren ausnahmslos ebenso wie die fahrplanmäßigen Züge selbst voll und zum Teil auch übervoll besetzt. Die Abwicklung des Verkehrs war überall eine alatte: nicht zu vermeiden war es natürlich, daß hier und da der Anschluß nach einer Seitenlinie verloren ging: dies läßt sich .eben bei einem so großen Verkehre nicht ganz umgehen, zumal die Verspätungen, soweit die Züge von weither nach Sachsen ab gelassen werden, schon zu einem großen Teile von der Nachbarbahn übernommen werden und sich unterwegs fast nie abmindcrn lassen. Der Verkehr nach Berlin-Hamburg war auch diesmal weniger stark, als der in umgekehrter Richtung. Der am Psingstjonnabend nachmittags halb 6 Uhr nach Berlin u!w. abgefcrtigtc Sonderzug zu ermäßigten Preisen beförderte etwa 7l)0 Personen, während der am selben Tage von Berlin hier cingetrosfcne Sondcrzng uns in drei Teilen über drei mol mehr Reuende — nämlich gegen 2000 — zufiibrte. Mittels der nach und vom Rennplätze obgclasscnen Sonderzüge wurden über 700 Personen befördert. — Die Pfingstseiertagc Huben auch den eleltrüche» Straßen bahnen starken Verkehr gebracht. Die Dresdner Straßen bahn-Gesellschaft lgelbe) hat an den beiden Feiertagen rund ' , Million Personen befördert und zwar am erste» 21 l 935, am zweiten 252 602 Personen, einschließlich der aus der Lvgnitz- bah» beförderten Personen, am ersten 12000 und am zweiten 15000. Die Deutlchr Straßen da bn-Gesellschast wie) hatte ebenfalls eine» sehr bedeutenden Verkehr zu bewältigen. Sie beförderte am erste» Feiertage 134 »«>4 und am zweiten 13t 921 Personen, das sind un beide» Feiertagen zusammen 264 785 Pcrionen. Dabei muß berücksichtigt werden, daß diese Summen bei beiden Gesellschaften nur die zahlenden Personen betreffen. Zeit« und Frcikarten-Vnlmber also nicht mit berechnet sind. — Der Verkehr, den die Sach s is ch - B ö h m is ch e Da m p f- schissahrts-Äesellschaft während der Pfingstseiertagc zu bewältigen hatte, war ein ganz enormer. An drei Tagen wurden I3o Fahrten ausgcführt. die sich, wie folgt, veiteilen: Äm3l.Mai ll. Feiertag): 90 planmäßige und 74 Sonderfahrten, am 1. Juni «2. Feiertag): ilO planmäßige und 64 Sonderfahrten, am 2. Juni 13. Feiertag): 90 planmäßige und 22 Sonderfahrten. — Während der Feiertage benutzten die Blasewitz- Loschwitzer Elbbrücke gegen 50 000 Perionen, ohne die mit den Straßenbahnen beförderte». — Tie Schwebebahn be förderte an den beiden Feiertagen etwa 15000 Fahrgäste. — Am ersten Feiertage sind Gewitter ausgetreten, die hauptsächlich in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz gewütet habe». Vormittags hat cs in HerrnSkrctsclicir stark geschlosst; auch das Gewitter am zweiten Feiertage hat im oberen Elbiale stark gehaust. Von einem Wolkenbruche aber, der niedergcaangcn sein soll, ist nichts bekannt geworden. Fi, Pillnitz hat der Blitz u. a. am Moniag nachmittag auf der sogenannten Pillnitzer Insel ln einen der dort stehenden starken Bäume eingeschlagen und ihn zersplittert. — Aus Anlaß des schrecklichen Dramas von Jägrrsgrn», wo zwei Jorstbeamte sich gegenseitig für Wilddiebe hielten und ihren Irrtum mit dem Leben büßen müßten, wird der Mangel einer einheitlichen Dienstkleidung bei den sächsische» Forsthec> mten viel besprochen. Zuerst in Preußen und darauf in wohl allen deutichen Staaten sind Waldnnisormen eingeführt worden, die bekanntlich der Kaiser ans Jagden selbst trägt. Der dazu gehörige Hut trägt in der Regel über der Stirn ein Hoheits zeichen, in Preußen einen Adler ans gelbem Metall, welches auch m der Dämmerung ans nahe Entfernung noch erkennbar ist. In Lochien besteht nur die Bestimmung eines sehr allen Regulativs, noch welchem „im Wakddienste eine Pikeiche ober zweireihiger r verreck von der Farbe des Wasscnrockes. sowie ein breitkrempiger ninder Filzhut getragen werden kann." Die Kleidung ist also in das Belieben des Einzelnen gestellt, Pikesche und Oberrock werden ebenso wie die unvraktifche Dienstmütze nicht getragen, der H»t unterscheidet sich nicht von anderen. Mitte der 1870er Jahre mur- -en wegen Einführung einer Waldunisorm Erörterungen angcstellt »nd Mitte der 1880er Jahre machte der jetzige Geh. Obersorstrat Tr Nennieister bestimmte Vorschläge. Tie Anregungen sind aber in, Sande verlaufen und es ist sehr traurig, anzunehmen. daß ohne dicie Versäumnis zwei Familienväter den Ihrigen vielleicht erhalten geblieben wären. — Die Internationale Kriminalistische Ver einigung gewährt denjenigen Herren, die nicht an sämtlichen Veranstaltungen des Kongresses teilnehnien wollen, unenlgellltchcn Zutritt zu den Vorträgen im Konzertiaale des Ausstellungsgebändes am 5. und 6. Juni. Hierfür sind Gastknrien bet Herrn Vnstizrat Melier, Leniwstraße l. oder bei Hcri» Landrichter Prölß. Kur- nmtenstiaßc 8, zu entnehmen. Auch Nichtstmsten sind ats Gäste willkommen. — Die S. ordentliche Hauptversammlung der „All ge meinen Vereinigung deutscher Buchhandlungs l^cHUse u tagte am 1. und 2. Pfingstseiertagc in Leipzig bczw. Schkeuditz. Am Pfingstsonnabend fand bereits der Empfang der auswärtigen Delegierten und später ein Begrüßungskvmmcrs im Vcreinslokale «Zum Johannistal" statt. Zu der am 2. Pfingst- ieiertage im kleinen Saale des Buchhändlerhauses abgehaltenen össentlichen Versammlung hatten sich außer den Vertretern der Landesvereinigungen eine größere Anzahl Teilnehmer eingefunden. Der Redakteur der Buchhändler-Warte, Herr Dullo-Bcrlin, re ferierte über die Pensionsvcrsichcrung der Privalanae- stellten. Die Versammlung nahm folgende Resolution an: „Die Versammelten sprechen sich für die staatliche Zwangsversicherung der Privatanacstcllten aus. Sie fordern die gleichmäßige Heran zichung der Arbeitgeber und Arbeitnehmer bei Leistung der Ben träge und Gewährung des Reichszuschusses. Sie ersuchen den Zentralvorstand, diese Angelegenheit mit Nachdruck zu verfolgen, und beschließen die Aufnahme der Forderung einer Pcnsionsversicherung der Privatangestellten in das Programm der Allgemeinen Vcr- enngung." Nach einem Berichte des Herrn Reinholvt-Lcipzig über die am M. April vom Reichstag angenommene Kranke», ta sse n-N ovelle nahm die Versammlung folgende beiden Reso- lntioncn an: l. Die Versammlung spricht ihre Genugtuung darüber aus, daß durch die Novelle zum Krankcnversichcriingszwangc end lich auch auf die Handlungsgehilfen Rücksicht genommen worden ist. Sie hofft, daß bei der von der Regierung in Aussicht gestellten gründlichen Reform des Krankenversicherungsgesetzes auch die Be dürfnisse der Handlungsgehilfen berücksichtigt werden und insbe- sondere die Frage des Verbotes des Abzuges vom Gehalt voll- kommen klargestellt werde. 2. Die Versammlung bedauert auf das Lebhafteste, daß im „Börsenblatt für den deutschen Buchhandel" ein Artikel zur Krankcnversichcrungsnovellc ausgenommen werden konnte, in welchem die Prinzipalität geradezu angeregt wird, eine Lücke im Gesetz dazu auszunützen, daß der Gehilfenschaft der Genuß cmer unzweifelhaft im Sinne der Gesetzgebung liegenden Be stimmung entzogen wird. — Herr Düllo referierte schließlich noch über die Erhebungen zur reichsgeschlicl)cn Regelung derArbeits - zeit in Kontoren »nd Lagerräumen, wozu in Form einer Reso lution folgende Forderungen gestellt wurden: 1. Einführung einer Höchstarbeitszeit von S Stunden für Kontore mit geteilter Arbeits zeit, ür Gehilfen und Lehrlinge unter 18 Jahren, sowie für weib- sich« Angestellte eine Stunde weniger. 2. Be, geteilter Arbeitszeit eine Mittagspause von 2 Stunden und um 7 Uhr Gcschästsschluß, bei ungeteilter Arbeitszeit um 5 Uhr. 3. Vollständige Sonntags- rube. 4. Gesetzliche Festlegung eines Sommerurlaubs von min desten» 14 Tagen. 5. Ausnahmen sind nur zulässig bei Arbeiten, die in Notfällen oder im öfsenilichen Interesse oder zur Durch führung einer gesetzlich vorgeschriebenen Inventur vorgcnommen werden müssen. Zur Ueberwachung dieser Bestimmungen fordert die Hauptversammlung: 1. Ernennung von Handelsinspettoren aus dem Stande der Handlungsgehilfen mit gleicher Vollmacht wie die Gewcrbeinspektoren. 2. Festsetzung von strengen Strafen für Uebertretunasfälle. Bei wiederholten Zuwiderhandlungen soll an Stelle der Geldstrafe Gefängnisstrafe treten. — Stammväter der Buren aus Dresden und dem östlichen Sachsen. Neuere Veröffentlichungen von Urkunden aus der ersten Besiedlungszeit des Kaplandes ermöglichen endlich eine zuverlässige Uebcrsicht über den Anleil, welchen die Völker Europas a» der Bildung des Burenvolkes gehabt haben. Im neuesten Heil der „Deutschen Erde" lGolha. Justes Perthes; sährl. 6 Mk.) befindet sich eine große Karte Mitteleuropas, welche die Geburtsorte der Stammväter der Buren anaibt. Es stellt sich nunmehr heraus, daß aus dem heutigen Denlscl>en Reiche sehr viel mehr Buren stammen, als man bisher annehmen konnte. Besonders zahlreich sind außer den großen Städten Berlin, Hamburg, Magdeburg, Hannover, Braumchweig, Bremen, Köln, Frankfurt a. M., Leipzig u. a. die nordwestlichen preu ßischen Provinzen und das mittlere Deutschland vertreten. Jedoch weisen auch Süddeutschland und die östlichen preußischen Pro vinzen noch zahlreiche burische Staminväter auf. Wir geben nachfolgend ein Verzeichnis der ans unserer Gegend stammenden Buren in der Annahme, daß es vielfach möglich sein dürfte, noch beute Familienzusammenhänge zwischen den Auswanderern und der Heimat nachzuweilen. Wir bitten, etwaige Ergebnisse der artiger Nachforschungen dem Herausgeber der „Deutschen Erde". Professor Langhaus in Gotha, mitzntcilen, der auch zu jeder weiteren Auskunft gern bereit ist. Aus Dresden und dem ösl- sichen Sachsen gebürtig sind folgende Stammväter der Buren idie Vorgesetzte Zahl bezeichnet das Jahr ihrer ersten urkundlichen Erwähnung): 1691 Jan Kotze IKotzös lKönigsteins. 1698 Hendrik Eksleen, 1711 Jon Hendrik Menus, 17l4 Johannes Kraaij lDrcsdenl, 1732 Jan Jürgen Homman lTresdens. 1735 Martliinus Schoestcr sholl. oe -hochdeutsch u.s iBnntzcns, 1735 Jan Adam Schoon lDoyiia), 1740 Jan Ehristosscl Äagcnaar s— Mayeners lDresdens, 1748 Jolian Christian» Davel lBautzens, 1749 Michic! Dijnhart l— Teinharts, 1749 Carel l— Karls, David Wentzel lDresdens. 1750 Johann Gattsicp Maas lTresden), 1758 Christiaan Godlieb Lessing üslKanienzs, 1771 Johann Godfricd Genckc l.König- steins. 1774 Johann George Carmus IDresdens, 1778 Johan Gottsieb Joon lSiebiks, 1782 Paul Lodcwijk Zietsmann swohl -- Ludwig Zitzmanns lStolpenj, 1782 Jan Jürgen Negier i-.- Richter?! lFreibergs, 1788 Godlieb Aardman l— Erdmanns Christiaan Kock, 1788 Georg Frcderik Richter lBeitcns, 1790 Johan Godtried Geriete, 1790 Christiaan Godlieb Höbne lTres- denl, 1795 Johan Hendrik Richter Meißens, 1796 David Johannes Valentijn Büchner, 1800 Frcderik Delits sTresdens. — Die 30. Generalversammlung des König!. Sächsischen M i l it ä r v erc in sbn nd es findet am 5. Juli in Dresden statt. Die Gencralvcriaminlung wird durch eine musikalische Be grüßung durch den Militärvereins-Gesangverein „Jäger und Schützen" eingclcitct. Dann folgt die Eröffnung nnv Begrüßung der Versammlung durch den Bundesprästdcnten Herrn Justiz- rat Windisch. Daran schließt sich der Vortrag des Jahres- und des Kassenberichts und die Richtigsvrechnna der Jahrcsrcchiinng. Seitens des Bnndespräsidinms wird ein Antrag betreffend eine dauernde Erinnerung an den verewigten König Albert gestellt werden. Weiter stehen aut der Tagesordnung noch folgende Punkte: Bericht über das Erholungsheim. Bericht des Ausschusses für die Samtätskolonnen und Antrag auf Genehmigung der hier für festgesetzten Bestimmungen, Bericht über den Verbrauch der sür die Chinakämpscr gesammelten Gelder, und Antrag, die zu- künftige Verwendung dieser Gelder betreuend. Antrag des Bnndes- bezirts Leipzig: die Versammlung wolle beschließen, den mit Herrn Staub abgeschlossenen Vertrag wegen der Herausgabe des .Militärvereinskalenders" zu kündigen, einen günstigeren Vertrag äbzuichsießen oder einen solchen Kalender in eigener Regie heraus, »geben, Wakl von Prändialmityliedern, Bericht über den Kysf. iäuscrbund mw. Am Montag, den 6. Juli, soll der Deutschen Ztädteausstellung ein Besuch abgestattct werden. — Der bei der hiesige» Firma Julius Zschiickc. Seiden Haus, beschäftigte Markthclser Ernst Mai begeht heule sein 25jähriges Dicuslsubilänin. — Der Rentner Otto Peppel. welcher am 4. Dezember v. I. vom hiesigen Landgericht wegen Betrugs verurteilt worden war, hatte gegen dieses Urteil Revision beim Reichsgericht bean tragt, und dieses hat am 3. April das landgcrichtliche Urteil aufge hoben und die Cache zur nochmaligen Verhandlung an die Vor- instanz zurückverwicsen. Bemerkt sei dabei noch, daß ein Leumundszeuge, dessen Bekundungen zur Verurteilung Peppcls mit beigetragen hatten, inzwischen wegen Beleidigung verurteilt worden ist. — Das Sommersest des Allgemeinen Mietbewohner- Vereins findet am 21. d. M. im Etablissement „Äergkeller" statt. — Die Lose der zum Besten des Rnhinesmales der deut schen Befreiung von der sächsisäwn Regierung genehmigten 2. Geldlotterie sind ziemlich vergriffen. Die Ziehung findet vom 10. bis 13. Juni in Leipzig unter staatlicher Aufsicht statt. — Bei dem Rückmärsche des 28. Artillerie-Regi ments von Zeithain nach Pirna am 30. Mai kam ein Pferd in der Nähe von Heidenau mit den Husen ins Gesträngc, worauf ein Soldat abstiea, um die Sache wieder in Ordnung zu bringen. Kaum hatte sich der Mann gebückt, als das Pferd ansichlug und den Artilleristen an den Kops traf. Die Verletzung hatte den Tod zur Folge. — In der Großen Wirtschaft findet heute Doppcl- konzert vom Trompeterkorps des GardereitcmRegiinents und der Kapelle des Hauses statt. Diese Doppel-Konzerte werden von jetzt an regelmäßig, wie in früheren Jahren, Mittwochs und Freitags abgehalte». — Auf der Waldschlößch'en-Terrasse findet heute großes Extra-Konzert von dem Philharmonischen Blasorchester Rossini aus Rom unter Leitung des Mactro Guiseppc Ferrari statt. — Die Teilnehmer an der Hcidewandernng haben sich heute ^i Uhr am Alcinnplatz sPrießnitz-Bads zu versammeln, von wo aus es über die Hofewiesc nach der Hcidcmüble geht. Jeder Schüler muß das 13. Lebensjahr erreicht haben. Es sind 30 Psg. mitzubringen. — Polizeibericht. 2. Juni. Am 28. Mai ist ans der Königsbrückerstraße von einem Unbekannten ein schottischer gelber Schäferhund mit weißer Brust, einer etwa drei Zentimeter langen Naive auf der Nase, angslockt und gestohlen worden. Vor Ankauf des HnndeS. der eine Steuerwarte nicht trug, wird ge warnt. Etwaige sachdienliche Mitteilungen über den Dieb weide» zu 6. Undek. 1888 an die Kriminalabteilung — Hcmptvolizei, Zimmer 29 — erbeten. — Gestern vormittag rückte ein Löschzug der Feuerwehr nach Stärke ngassc 5 aus, wo in einer Wohnung durch ein achtlos weageworsenes Streichholz Feuer entstanden war. Durch dieses wurden die Fenstergardinen vernichtet »nd Schäden an Mobilien und Gebäuden verursacht. Durch rasches Eingreifen der Hausbewohner wurde die Gefahr schnell unterdrückt. — WeißerHirsch. Heute nachmittag von >/,5 Uhr an findet im Waldparke wiederum ein Promenaden -Konzert statt, das von der Kapelle der 177er ansgeführt wird. — Infolge Versagens der elektrische» Kraft stockte am erste» Feiertage nachmittags in der 6. Stunde längere Zeit die nach Bühlau fahrende Straßenbahn, wodurch eine große Anzahl Fahrgäste unfreiwilligen Aufenthalt nehmen oder zu Fuß ihrem Ziele zuwandern mußten. — Morgen findet ein Promcnadcn-Konzert im Waldpark des Verschönerungsvereins zu Bühlau, bez. Gartenkonzert im Trompctcrgarten" daselbst von der Pionicrkapellc statt. Restaurants herunter, der zweite sprang voni Blitzableiter ab in den Saal. Der Besuch war gerade ein bedeutender, die Be stürzung, die sich der Gäste bemächtigte, eine allgemeine. Alles schrie ängstlich durcheinander. Zum Glück haben die Blitzschläge biS auf die Betäubung eines jungen Menschen, der sich bereits wieder auf dem Wege der Besserung befindet, keinen Schaden angerichtet. Durch Zureden und Eingreifen des tatkräftigen Stasselsleinwirtes berichigte sich das Publikum bald und ließ sich'S nach überstandenem Schrecken doppelt wohl sein. — Meißen, 2. Juni. Der am 29 Mai in Brockwitzcr Flur angeschwvmmene weibliche Leichnam ist der einer in Dresden >n Stellung gewesenen Köchin Georgine Scheunen ans Breslau — Unterhalb der Knurre bei Meißen fuhr vorgestern in der sechsten Abendstunde der den vereinigten Elb- und Scialc- schifsern gehörende, mit Zucker beladene Kahn Nummer >00 ani, wodurch eine bedeutende Störung in, Verkehr sür Persvncn- nnd Lastschisse herbcigesnhrt wurde. Der Personenverkehr mußte an der Uiiscillstell, durch Umsteigen bewirki werde». Gestern nach mittag gegen 2 Uhr war das Hindernis wieder beseitigt — Tie große Kirschplan tage in Gauernitz bei Meißen wurde dieses Jahr sür nur 2810 Mark verpachlel, wah rend sie in früheren Jahren 7000—9000 Mart einbrachle. — Mst der Errichtung eines K » n i g Albe > I - Lent in a l s in Großenhain hat sich das doriige Stadlverordnetenkvllecinon einverstanden erklärt und den Stadlrat ersucht, wegen Beschoss»» > von Plänen übel dessen Ausführung das Erforderliche zu »>a anlassen. Bewilligt wurden sür das Denkmal zunächst 10000 Mt — Leipzig, 2. Juni. Ein hier unter fingiertem Namen aushälllicher 28jahriger Appreteur aus Meerane tvnrdc in Gohsi r festgenoinnien. Bei Feststellung seiner Persönlichkeit stellte ü b heraus, daß er von der Staatsanwaltschaft in Berlin steckbr»"- lich verfolgt imrd, weil er dort im Februar 1200 Mark Barges gestohlen hatte. Von dem Gelbe fand sich bei ihm nicht ein Pfennig mehr vor. — Dem seit 30 Jahren ans dem Königlichen Werinsdorier Forstrevier beschäftigten Waldarbeiter Will). Lcuichner in Werni-> dors ist die silberne Medaille für Treue in der Arbeit verliehen worden. — Annaberg. 31. Mai. Zwei junge Leute, die bisher hier als Hausmänner in Stellung gewesen, wurden als die Vernbcr des im Januar liier vorgekommenen P o std i e b st a h I s lestgenommen. Ter eine hatte den verloren gegangenen Schlnsicl zum Posljchlicßsach einer Pvinnicntensirina gesunden, nuS dem Scblieichich ei» Postanweisnngssorintilar entwendet, »nd es Mci- lich not der Unteischiist des Adressaten versehen. Ter andere ließ sich aus Grund der gefälschten NaniciiSunIerschrift den ein Wcrk- vapler enthaltenden Brief anShändsgen. worauf beide in gegen seitigem Einvernehmen das Papier hei einem hiesige» Bankicr 6ir 203«! Mark verkauften. Von dem Gcldc wurden vei den beite» Kieben noch gegen 800 Mark voraesnnde». — In Zwickau trat am Pfingstmontag nnicr Vmsitz des b«shcrigcn sozialdemokratische» Reiclislagsabgcvrdnelen Sachse die 14. Gcncralversnminlung des Vcrbanbcs Deutscher Dcrg- und Hüttenarbeiter zusammen. (Kegen 80 Delegierte waren erschienen. — Oberkriegsgericht. Der 1871 zu Markranltädt bei Leipzig geborene Feldwebel Kar! Max Stamm von der 6. Kom- pagnie des Lcib-Grenadier-NcgunentS war am 21. April v. I. wegen Geldborgens von Untergebenen ohne Vorwissen des ge meinschaftlichen Vorgesetzten in acht Fällen und einfacher Unler- schlLgnng lder Angeklagte hatte ein ihm von der Kompagnie zur Aushändigung an einen gerade ani Tchloßwaclic in Pillnitz bennd- sichen Unteroffizier übergebenes Kapitulativnshandgeld in Höhe von 100 Mark für seine eigenen Zwecke verwendet! zu 6 Wochen gelinde» Arrest verurteilt worden. Gegen dieses Urteil legte der Gcrichlsherr Berufung ein, weil ihm die Strafe zu mild erschien und St. wegen militärisch ausgezeichneter Unterschlagung ver- « urteilt und mit Degradation hätte bestraft werden müssen. In erneuter Verhandlung erkennt daran» das Oberkriegsgericht auf 3 Monate Gefängnis und Degradation. Gegen dieses Erkenntnis sind nun wieberbolt von seiten des Verteidigers als auch vom Geriet,tsherrn Revisionen eingelegt worden, die sich tu der Haupl- sache mit der Frage beschäftigten, ob der Angeklagte, der etwa 13 Jahre in militärischen Diensten gestanden hat, zu degradieren sei. Nicht weniger als dreimal mußte das Reichsmilitärgericht sich mit der Strafsache beschäftigen und diese stets tvegen sor- mellec Fehler zur anderweiten Verhandlung und Entscheidung an die Vorinstanz znrückverweisen. Ende Januar d. I. wurde St. abermals vom Oberkriegsgericht verurteilt, und zwar dleSmal zu 3 Monaten Gefängnis, während von Degradation abgesehen wurde. Zu Ungunsten des Angeklagten hat man seine Vorstrafen, schlechte Beurteilung und den groben Vertrauensbruch, straf- mildernd den Umstand in Betracht gezogen, daß er sich in einer gewissen Notlage befunden habe. Auch gegen dieses Urteil wurde Revision eingelegt. Tas Reichsmilitärgericht verwies die Sache zwar noch einmal eines sorincllen Fehlers wegen — das Oberkriegs- gcricht hatte in der letzten Verhandlung unterlassen, bei Fällung des neuen Urteils das angefochtenc ausznhebcil — an die Berninngsinstanz zurück, an dem Urteil selbst kann dies aber nichts mehr ändern. Nachdem in erneuter Verhandlung daS Vcr- säninte nachgeholt worden, hat nunmehr das Urteil endgültig Rechtskraft erlangt. — Inzwischen hat sich derselbe Angeklagte bereits einer neuen Straftat schuldig gemacht. Wegen der vor- stebcnden Vergehen sofort vom Dienste suspendiert, war es ihm schließlich gelungen, einen Reiscpostcn sür eine Leipziger Firma zu erhalten. Zn seinem Probcdienst gewährte ihm die Kompagnie in weitestgehendem Maße Urlaub, den St. aber auch dazu benützte, noch andere Städte zu besuchen, die nicht ans dem Paß vorgemcrkt waren. Unbefuaterweise schrieb er die betreffenden Orte ans das LcgitimationSpapicr und zeigte es mehreren Postbeamten vor, um die für ihn eingelaufenen Postsachen zu erhalten. Ferner trug er auf dem Paß den Vermerk ..Schncllzngsbcrcchtignng" ein, be nutzte dann zur Nnckrcsie nach Dresden eine» Schnellzug und schädigte dadurch den preußischen Eisenbahnsiskns um einen Betrag von 13,40 Mark. Wegen dieser Vergehen hatte sich Stamm am 25. Februar vor dem Kriegsgericht der 23. Division zu verant worten. Er wurde wegen gewinnsüchtiger Urknndcusälschung in begrifflichem Zusammenhänge mit Betrug und wegen Fälscncns eines Passes zu 3 Monaten Gefängnis und 3 Tagen Hast verurteilt. Hiergegen legten sowohl der Angeklagte, als der Gc- richtshcrr Berufung ein, aber nur die des letzteren chat Erkolg, indem das angefochtenc Urteil dab«n ergänzt wird, daß die zweite Instanz die Degradation des Angeklagten ausspricht. — Amtsgericht. Ter 54 Jahre alte Handelsmann Friedrich Wilhelm Böhme aus Höckendorf bei Tharandt lebt in der fixen Idee, fortgesetzt und grundlos von jedem Gendarmen verfolgt zu werden. 'Vor kurzem knnftc er sich i» einem Bäckerladen aus oer Roscnstraße zwei Brödäien, dabei sah er aus dem Geschäfts räume, daß ein auf seinem Ticnslaange begriffener Gendarm auf der Straße in der Nähe der Bäckerei sieben geblieben war und sich uinschaute. Das war geschehen, ohne daß der Beamte an Böhme, den er bisher noch gar nicht gesehen hatte, gedacht hätte. Dieser aber glaubte in seinem Mißtrauen, der Beamte beobachte ihn, ob er bettele. Da er die Brödchen bezahlt hatte, suhlte er sich gehoben und ging direkt aus ihn zu. Ohne daß der Gendarm eine Ahnung, hätte, um was cs sich handele, schiinpste Böhme auf ihn los. Dieser hat sich daher nun wegen Beamten- bclcidigung zu verantworten. Sein oft Heiterkeit hervornoendcs Benclimen vor Gericht bestätigt, daß er noch heule In der Wahn idee lebt, in Vigilanz bei den Polizciorgancn zu stehen, während diese — da er vielen bereits bekannt ist — sich gar nicht um ihn kümmern. Böhme erhält zu seinen schon verbüßten 45 Vor- strafen 1 Monat Gefängnis. — Der 17jährige !öc»lsd>encr Paul Ehrhardt schrieb an eine hiesige Hochstehende Dame einen Brief mit der Bitte um ein Darlchn und machte in dem Schreiben unwahre Angaben. Da er das erbetene Geld noch nicht aus- gchändigt erhalten hatte, kommt nur versuchter Betrug in Frage; diesen hat er mit 2 Wochen Gefängnis z» sühnen. — Die 25 Jahre alte, wiederholt vorbestrafte Fabrikarbeiterin Anna Auguste Jllgcn nahm bei Gelegenheit des Besuchs einer Bekannte» aus deren Wohnung Wäsche nsw. sin Gesamtwerte von 10 Mk. mit fort. Etwa einen Monat später beging sie eine neue Un- rcdlichkcit, indem sie eine lederne Handtasche mit 3 Mk. Inhalt und für 75 Pw. Garn unterschlug. Die dafür ansgcworscnc vierwöchige Gefängnisstrafe gilt als verbüß!. — Die 1887 ge borene Dienstperson Auguste Knbcrnuß entwendete ihrer Stnbcn- acnossin in der Nacht zum 18. Mai aus den Klcidertaschen 5 Mk. Da sie trotz ihrer Jugend schon daS dritte Mal vor dem Straf richter steht, wird auf 4 Wochen Gefängnis erkannt. Infolge- dieses Vergehens muß die Verurteilte nun auch noch eine früher erkannte Strass deren Vollstreckung ansgcsctzt war. mit ver büßen. — Der Schuhmacher Karl Wilhelm Krause und der Maler Karl Joseph Knv werden der Begehung des gemeinschaftlichen Hausfriedensbruchs beschuldigt. Sic waren am Abend dcS 19. April in einem Ncichtcasa cingekchrt, in dem man ihnen ober die Verabfolgung von Getränken verweigerte, weil sie an einer zuvor stattgcsundenen Skandalizenc teilgenommen haben sollten. Die Angeklagten blieben im Lokal, bis ein Gendarm herbeigeholt- Dresdner Nachrichten. ISS. Seite ». E Mittwoch, s. Juni 1!>1»»
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