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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 03.06.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-06-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030603014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903060301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903060301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-06
- Tag 1903-06-03
-
Monat
1903-06
-
Jahr
1903
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 03.06.1903
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, UmtAcharaktrr beruh«, sei die Gleichwertig. Arbeit im Schuldienst nicht anerkannt. Zweitens müßten unter den Mitgliedern der OrtSschulbehördc, die aus der Bürgerschaft gewühlt oder ernannt werden, auch Frauen ver- treten sem. Wo deshalb die Zulassung der Frauen zur Per- tretung der Bürgerschaft in den Ortsschulbehördcn abhängig ist von der bürgerlichen Wahlfähigkeit, erfordere das Interesse der schule die Verleihung des Geineindewahlrechts an die Frauen. G-.idlich sollten zur Aufsicht über das städtische Schulwesen auch grauen al» städtische Beamte herangezogen werden, denn dieses sei zunächst für die technischen Unterrichtsfächer der Mädchen- jchulcn dringend notwendig. Die Referentin kam schließlich z» dem Resumo. daß es zugleich Sache der Lehrerinnen- und der Frauenvereine sei, für die Mitarbeit der Frauen in der kom munalen Schulverwaltung einzutreten, und empfahl, den allge meinen Deutschen Lehrennnenverein zu diesem Zwecke mit einer Petition an die Regierungen bezw. Unterrichtsministerien der Einzelstaalen zu beauftragen. Soweit die Zulassung der Frauen in der Hand der lokale» Bcrwaltungskörper liege, müßten die lokalen Lehrerinnen- und Fraucnvcrcine ihrer Behörde gegenüber dafür eintreten. — Nach eingehender Debatte wurden sämtliche Thesen mit großer Majorität angenommen. Den Schluß der Beratungen bildete ein zweiter Antrag des Vorstandes: „Ter Allgemeine Deutsche Lehrcrinncnverein wolle bei den zuständigen Behörden um eine vermehrte Beteiligung der Lehrerinnen am Unterricht in den öffentlichen Volksschulen, mittlere» und höheren Mädchenschulen, besonders in den Oberklassen derselben, foivi. auch in den Lehrerinnen-Semiimren vorstellig werden und dafür eintreten, daß Lehrerinnen mehr als bisher für leitende Stellungen verwendet werden." Auch dieser Antrag fand cinstimmlge An nahme. Nachdem noch dem Vorstände des Allgemeinen Deutschen Lehrerinnenvereins aus der Mitte der Versammlung der Dank siir seine aufopfernde Tätigkeit ausgesprochen worden, schloß 'die Vorsitzende mit dankenden Worten an die Staats- und städtischen Behörden, den Ortsausschuß, den Sächsischen Lchrervcrein, den Chor des Ledrcrinnen-Seminars und vor allem an die Dresdner Kolleginnen die 8. Generalversammlung mit einem Hoch auf die stadt Dresden. Ihr folgte ein Festabend im Festsaale des Ausstellnngspalastes. — Deutsche S t äd te - A nsst el l u n g. I» der BortragS- Halle (links vom Hauvteingang an der Stnbclallee) wird »ente um 5 Uhr der Vortrag über die lieben Wunderwerke Dres dens wiederholt. Vortragender ist Herr Richard Eise»c> ck vom Central-Theatcr. An den Hauptvortrag schließt sich ein kür zerer: Bilder aus Dresdens Großindustrie und Großhandel. Die Vorträge an den Pfinasttagen um >1 und 6 Uhr waren von 500 bis 600 Personen besucht. veulsche 81ää1eau5§1e11ung ru Dreien ——— Täglich von 9 bis 7 Uhr geöffnet —— Amtliche Bekanntmachungen. Die Herren Dr. med. Krohn, Großcnhainer Platz 4, t. Et., und Dr. med. Schmidt, Glacisstraßc 2, sind, enteren vorläufig für den 5l. und 57. Armenpfleaervcrein snordwestlicher Teil der Leipziger Vorstadt), letzterer vorläufig für den 37. und 38. Armen- pslegerverein lnördlicher Teil der Leipziger Vorstadts als Armen ärzte verpflichtet worden. Herr Dr. med. Gcrstenbcrger, Kur- sürstenstraße 25, 2. Et., übernimmt vom 1. Juni ab den 16. armen ärztlichen Distrikt, umfassend einen Teil der Antonstadt sBczirk des 31., 34., 35. und 36. Armenpslegcrpcreinss. 'Das Standesamt Dresden VIII sVorstadt Trachau, Moritzburacr Straße 5s ist vom 8. Juni an siir das Publikum geöffnet Wochentags von 11—1 Uhr. Sonn- und Festtags von 11—12 Ubr nur für Todgebnrten. Frau Ernestine Herminc Eiamer geb. Prciß, hier, hat ihr Amt als Stadthebam m c niedergelcgt. Vom 8. Juni ab wird die Täuscher st r a ß c in Vorstadt Gruna. zwischen der Gustav Freytog- und Berggartenstraße, wegen Hauptichleusenbaues auf die Dauer der Arbeiten für den Fahr- und Reltverkchr gesperrt. Wegen Reinigung der Geschäftsräume bleibt die Leih- amtsgeschäftSstellc in Altstadt, Maternistraße 17, 1. Et., Montag, den 8. und Dienstag, den 0. Juni geschloffen. Tagesgeschichtc. Deutsches Reich. Vom iimgste» Kaiscrbesuch in M e tz wird nachträglich folgende Episode bekannt. Jin Lause der Driipvcniibiinge» am 16. d. M. befand sich der Kaiser mit seinem zahlreichen Gefolge einmal unmittelbar an der französischen Laiidcsgrenze hei Aman- weiler Jenseits dieser waren ein französischer Polizeikommissar und ein Gendarm postiert. Der Kaiser wandte sich de» fran zösischen Beamten zu und grüßte sie höflichst. Diesen Moment bat der Hvsphotogroph Jacovi aus Metz in einer wohlgeliingenen Gruppenaufnahme festgehaltc». Zur Wahlbewcgung bemerkt die „N. A. Z.": Wenige Wochen trenncn uns noch vom Wahltage, und je näher dieser Termin rückt, desto zerfahrener wird das Bild, das die verschiede nen Parteien in ihrer Stellung zu einander bieten. Nur im KöniarrichSachsen und in einigen wenigen anderen Wahl- Iieisen hat sich der Zusammenschluß der bürgerlichen Parteien gegen den alle in gleicher Weise bedrohenden gemeinsamen Feind, die Sozial- demoklatie, ermöglichen lassen. Zu dieiem Lichtblick gesellt sich ein zweiter infolge der nationalen Bewegung, die in Pose» und sbcnchlesicn die Deutschen gegenüber de» Polen zulainmeiiführte. Tamil gewinnt der dortige Wahlkampf ein allgemeines Interesse und heischt die Aufmerksamkeit aller, denen die Erhaltung des Deutschtums in der preußischen Ostmark am Herzen liegt. Um die Beteiligung an dcrWnI, l zn erleichtern, ist aus den bayrischen Bahnen nach dem .Frank. Kur." die Anordnung getroffen, daß die Bestimmung, wonach Arbeiter- Wochenkarten nur zu den vor 0 Uhr morgens und nach 4 Uhr nachmittags verkehrenden Zügen gültig sind, für den 16. Juni aufgehoben wird. Demnach können an diesem Tage alle Züge, für vic nach den sonstigen Bestimmungen Arhciterkarten zngclasten werden, ohne Rücksicht auf die Tageszeit benutzt werden. Die gleiche Ausnahmebestimmung tritt am Tage der Stich- und Nach wahlen i» jenen Bezirken in Kraft, in denen Stich- oder Nach wahlen stattfinden. Nicht weniger als 85 NeichslagSabgeordnctc kandidieren in ihren bisherigen Wahlkreisen nicht wieder, davon habe» 75 über haupt keine Kandidatur übernommen. 10 kandidieren in anderen Wahlkreisen. Wenn die.Wilden" den ihnen jeweils znnächst sichende» Fraktionen zugerechnet werden, jo entfallen von den nicht wieder kandidierenden Abgeordneten auf das Zentrum 20 von insgesamt 110 Abgeordneten), aus die Konservativen 13 157). aus die Nationalliberalen 14 <55), aus die freisinnige Volkspartei 8 120), aus die freisinnige Vereinigung 2 ll5). aus die süddeutsche Volksvartci 3 (7). aus die Antisemiten 2 l13). ans die Sozial demokraten 3 <58>. auf die Reichspartei 3 <21), aus die Polen 7 >11). sowie schließlich aus die Elscistcr 3 >10). Die Wahlrede des Prinzen Alexander Hohenlohe, des Sohnes des früheren Reichskanzlers, ans der bereits eine Stelle milgetcilt wurde, gewinnt dadurch eine politische Bcdcntung, daß der Prinz mit aller Entschiedenheit die Liberalen vor einem Zu- iainnlengchen mit den Klerikalen gewarnt hat, zu dem in gewisse» liberalen Kreisen Neigung besteht. Der Prinz suhlte aus, daß die Meinung irrig sei, als sei das Zentrum der beste Buiidesyenosse im Kampfe gegen dir Sozialdemokratie, als dürfe der Liveralismlis, um die Sozialdemokratie zu bekämpfen, mit sein Klerikalismus paktieren. Ein Kompromiß mit den Klerikalen sei unmöglich. Das sei kein Kompromiß mehr, bei dem der eine Teil alles, der andere nichts gewinnt, bei dem der eine wesentliche Teile seiner politischen Ueberzeugung preisgeben müsse. Während die „Kreuzztg." sich darüber aufregt, daß die cvan- gelächen Kreissynoden in Preußen die Resolution gegen die Aufhebung des H 2 de» Jesuitengesetzcs beschließen, ist der konservative „Reichsbote" damit ganz einverstanden. Er bemerkt gegenüber der „Germania", welche diese Resolution für eine Politische, die Kreissynoden nichts angehende Angelegenheit erklärt halte: ,-Mag auch oaS Jesuitcngcictz eine politische Angelegenheit >cin, so sind es doch die Jesuiten nickst, denn sie haben keine politische, sondern eine kirchliche Aufgabe und diese besteht in der Haupt- soch« in der Bekämpfung bezw. Ausrottung der evangelischen Kirche unv die Geschichte hat gelehrt, wie sie diese Ausgabe zu erfüllen suchen. Die Jesuiten und voS Jesuitengesetz geben also die evan- Keuschen Synoven sehr viel an und auch Graf Bülow müßte sich als Vertreter des summua ornsoopu« der preußischen evangelischen Landeskirche gegen die Aufhebung dcS 8 2 des Jesuitengesetzcs erklären. Der bekannte Druckfehler in der Krankenkassen- Novelle i,,Höhe" statt „Häiste"i wird osfiziös in der „Berliner Korrespondenz" für gänzlich belanglos bezeichnet. Die „Korre spondenz" bemerkt: „Ter Kommissionsbcricht ergibt aus lseite 22 zutreffend, daß der betreffende Antrag aus Bewilligung „bis zur tzällte dcS durchschnittlichen Tagclohnü" gelaulet hat, und aus Seite 25 a. E., daß dieser Antrag angenomnic» worden ist. Dieser am 15. April 1903 ausgegebrne Bericht, der von de» Mitgliedern der Kommission untcrschristlich vollzogen ist, gibt die Beschlüsse der Kommission in authentischer Form wieder. Maßgebend ist daher sei» Inhalt, nicht dcricnige der bereits am 8. April 1903 ausgegebenc» Zusammenstellung. Tie vom Reichstags-Präsiden- ten vollzogene Ausfertigung der Beschlüsse des Reichstags, welche dem BundeSratc vorgeleat ist und d>e allein maßgebliche Urkunde darstellt, enthält den richtige» Wortlaut tz.Hälste . nicht „Höhe"s. Daß aber ferner auch der Wille des Reichstags stets nur aus die Annahme dieses richtigen Worliautes gegangen ist, ergeben die ge samten Verhandlungen, vor allem der Koininiisioiisbericht an der bezeichnetcn Stelle mit unzweideutiger Sicherheit." Die Kranken- kcmen-Novcllc ist den» auch, wie schon erwähnt, in der richtigen Fassung im „Reicl)sc»izciger" veröffentlicht worden. In den Unterredungen des bayerische» Ministerpräsidenten Frei Herrn v. Podewils mit den leitenden politischen Per sönlichkeiten in Berlin ist auch die Frage der Main-Kanali sierung erörtert worden. Wenn es auch zu verbindlichen Ab machungen dabei »och nicht kommen konnte, allein schon weil die Restortininistcr Budde und Freiherr v. Rheinbaben zu den Unter redungen nicht zngezogen werden konnte» — der eine ist krank, der andere verreist — jo besteht doch in unlerrichlelcii Kreise» die begründete Hoffnung, daß diese Frage nnnmehr ihrer Lößnig ent gegengeführt und Bayern in absehbarer Zeit den insbesondere vom Prinzen Ludwig ersehnten Großjchiisahrtswcg erhalten wird. Die Haiiplverlaniliilung des Vereins deutscher Stras- c> n st ci l ts b ea in l e n in Ltttttgatt wurde durch den Minister präsidenten Tr. v. Breitling, drr die Grüße des Königs von Württemberg übelbrachte. eröffnet. Bürgermeister Gcmß begrüßte die Veisiiniiiilnng Namens der Stadt Stuttgart. Zum Präsidenten wurde Geb. Rat Prof. Dr. v. Wa ch - Leipzig gewählt. Tie preußische Regierung hat Gchciinrcit Pros. Tr. Krahne zum Kon greß entsandt. Ter Kreuzer „Amazone", der van England kam und zn dem an der englischen Küste nianövrierenden dcntschen Gelchwader gehört, hatte vom Prinzen Heinrich de» Befehl erhalte», den Kurier nach Brest zn bringen. Das Scbisf fuhr am Montag ohne Lotsen in den Hasen ein. als es plötzlich einen Stoß erlitt. Es war ans einen im Vau befindlichen Damm ausgelaufen. Ter Komincuidaiit Korvettenkapitän Gcrdes ließ die Maschine mit äuizerstcr Kralt rückwärts arbeiten, ober die «chrnube drehte sich vergeblich, das Schiss rührte sich nicht. Man mußte die Munilions- käslen und Gesidiitze in Leichterschiffe schassen, dann gelang es trotz der Ebbe mit Hilfe von Schleimern, die der Mariiiepräsekt gesandt batte, die „Amazone" ohne sichtbaren Schade» flott zu machen. Die französische Behörde stellte alle Hilssmittel zur Verfügung. Der SchiffSbode» der „Amazone" ist durch Taucher untersucht worden. Dabei hat sich ergeben, daß keine ernstliche Beschädigung voihandcn ilt. Nachdem die „Amazone" die von Bord geschafften AnSrüslungsgegenffände wieder übernommen halte, machte sie sich scgclfertig, um sich 'wieder zu ihrem Geschwader, das aui hoher See geblieben war. zn begebe». Vorher hatte der Kommandant der „Amazone" dem Seepräfektcn einen Besuch abgestattct, um ihm den Lank für die geleistete Hilfe anSzniprechen. Neuere» Nachrichten zufolge »rächte die „Amazone" »ach der Flottwerdung an einer Boir fest und ialutiertc die Flagge des Kommandanten des französischen Nvrdgeschwadcrs. Der Kreuzer „Jeanne d'Arc" eiwiderte de» Salut. Mehrere Offiziere und Matrosen der „Amazone" gingen an Land. Ter „Gewerkvercin", das Organ des Verbandes der Deutschen Gcwerlvercnic nach Hirich-Dunckcr, berichtet über Vorgänge bei den Wahle» für daS G cw e rb c g c r i ch t in Nürnberg. Tie Verhandlungen zwilchen den dortigen Gewcrkvereinen und den sozialdemokratischen Gewerkschaften hatten nicht zu einer Einigung über eine gemeinschaftlich anfzuslcllcnde Liste geführt, da die Gewcrlschasten den Gewerkvercinen nur einen Bei sitzcr unter 18 zngestehe» wollten, was mir als eine Verhöhnung der Geweckveceme hätte angesehen werden könne». Bei der Wahl bckäinpsten die Sozialdemokraten die Gewerkverciniec durch Ver höhnung n»d Verspottung der als Zettelverteilcr tätigen Mitglieder. Im Wahllokal „Bnrgcisaal" wurde ein einziger Fnrthcr Gewerk- vercinler von einem Haufen von etwa 10 gegnerischen Zettel- Verteiler» der Sozialdemokratie in unerhörter Weise drangsaliert, um ihn zu vertreiben. In den Sieiiiens-Schnckertwcrkcn insul tierte man ein Mitglied, das sich als Gcwerkvercinlcr bekannte, und spuckte ihm ins Gesicht. Der „Gewcrkoeiei»" bezeichnet diese Schmach als einen Faustschlag, der alle deutschen Gewcrkvcreinler treffe. „Wohlanständigkeit im Kampfe mit dem Gegner darf man vielleicht eher noch den Hottentotten Zutrauen, als solche» durch Parteihaß blind gemachten sozialistischen Fanatikern." Das Organ des Verbandes der Gcweikvereinc fordert desdalb die Verbands- genossen überall im Reiche auf, die angetane Schmach zu sühnen. „Es muß von der gesamte» ans Anständigkeit haltenden Arbeiter schaft erkannt werden, daß die Sozialdemokratie snr die der Ar beiterschaft so notwendigen Einigkeit das größte Hindernis ist. So lange diese .Arbeitersrelliide" ihren unheilvolle» Einfluß ans- üben, so lange werden die Mühen der Arbeltcrichast nach geistiger und materieller Wohlfahrt, nach Anerkennung und bürgerlicher Gleichberechtigung vergeblich sein. Der Terrorismus der Sozial demokratie gefährdet die freiheitliche Entwicklung, er besorgt mit blindem Eiier die Gcichäslc der Scharfmacher. Vcrbaiidsgcnossen. hinaus in die Agitation, cs ist aller Gewcrkvcreinler Ehrenpflicht, die Schmach von Nürnberg zu tilgen!" „Die Schwenkung der britischen Wirtschaftspoli tik" betitelt sich eine der „Köln. Ztg." aus Berlin ziigegaiigene Zuschrift, in der, anschließend an die jüngsten englischen Parla- meiitSvciliandliiiigen. ansgcsichrt wird, man stehe hier vor einem großen Weideprozcß. in de» so viele Faktoren liineinspielten, daß die Stellungnahme dazu außerordentlich schwer sei. Die .Haltung DrusichlandS werde nur durch dessen eigene Interesse» bestimmt. Deutschland sei durch die Zollmaßnalinicn Eanadas in erster Linie getroffen, und darauf sei in der duich unsere Gesetze gebotenen Weise geantwortet worden. Durch tchtnfcre Maßnahmen gegen Eanada könnten wir sicher nichts gewinne» Das deutsche Interesse werde am besten gewahrt, wen» wir die englischen Pläne sehr ruhig abmartetcn, England könne sich zvllvvlitisch nicht ans einen Isolierschemel setzen: cs werde »ach Feststellung der Griindzüge der neue» Politik gezwungen sein, sich mit der übrigen Welt in Verbindung zu setzen. Die Engländer ständen vor einer schicksals schweren Entscheidung, aus die Deutschland heute keine Einwirkung ansnben könne. Erst wenn datz englische Zvllgcsctz fertig gestellt sei, würden wir Praktisch zu Verhandlungen kommen. Jede Ucber- eilung könne nur schaden. Dieser Ansicht schienen auch andere Staaten zn sein. „Wenn diese Taktik der'Ruhe und Geduld über eifrigen Temperamente» auch nicht gefallen möge," schließt die Zuschrift, „so möchten wir doch darauf Hinweisen, daß nützliche Geschäfte nicht in teinperaincntvollem Drausgehen. sondern in ruhigem, sachgemäßem Abwägen abgeschlossen werden." — In bcmeikenswclter Welle äußert sich auch der Generalsekretär des Zeniralverbandcs deutscher Industrieller, H. A. Bueck, in der „Deutschen Iiidnstriezeitung" zum dcutsch-ennadi scheu Zollslreit: Vneck zollt der ruhig abwägendc» Sachlichkeit der Relchsregicrung volle Anerkennung. Sollten die redlichen Be mühungen der Regierung, den handelspolitischen Frieden zwischen Dentschiand und den englische» Kolonien wieder hcrbeizuführen, scheitern, so wird der Bnndesrat nach BucckS Auffassung nicht umhin können. Gegcnmaßregeln, und unter Umständen die kräf tigsten. anzuwcnden. EhambertainS handelspolitische Bestrebungen zielen auf den dauernden Ausschluß der deutsche» Waren ans den britischen Kolonien hin: den Anfängen dieser Politik mit Festigkeit und Entschlossenheit entgegen zu trete», ist für die ReichSrcgierung notwendig, um die Würde und das Anschcn des Deutschen Reiches zu wahren und um größere, dauernde Schädigungen abzuwchren. Bei de» im Zcntralvcrbandc vereinigten deutsche» Industriellen werden, wie Bueck erklärt, auch die schärfsten Maßregeln der Reichsregierung zur Abwehr der handelspolitischen Pläne Ehamber- lalns und der englische» Kolonien volle Billigung siiiden. Oesterreich. Wie aus Bruck an der Leitha berichtet wird, hat Kaiser Franz Joseph den Militär-Attachü bei der deutschen Bot schaft, Major v. Bülow, in besonderer Audienz empfangen. Dieser übergab das erwähnte Geschenk des Kaisers Wilhelm, nämlich die in Deutschland neu eingesührte Älonse siir Generäle, die genau nach dem Maße des Kaisers allgefertigt ist. Tie blaue Offiziershose wird in Oesterreich bei der Infanterie abgeschafft. Diese Offiziere dürfen in Zukunft „blau graue" Hosen tragen, die in der Farbe denen der Generalstabs- ofstztere gleichen, also eigentlich schwarz sind. Ungar». Dein „N. Wr. Tgbl." wird an» Pest berichtet, daß im Abgeordnetenhaus sich trotz der Fortdauer der heftigen Reden bei beide» Parteien ein lebhaftes FriedenSbcdürs»is kund- gcbc. Es gewinne der AbriisrungSgedanke i» der Opposition immer mehr an Raum, da sich auch dort die Ueberzeugung Bahn breche, daß an der Miliiärvorlage jede Obsirnkliou zu schand.» werde» müsse. Die Opposition müsse aber siir das Ernslellen der Obstruktion eine» plausiblen Grund haben »nd nicht bloß einen leeren Vorwand, wenn der Friede geschlossen werden solle. Auf der einen Seile ist die Verständigung begrenzt durch die Mög- lichkeit. eine Konzeision z» gewähren, die die Schlaafcrtigkcit oder die Einheitlichkeit des Heeres tangieren könnte, aus der anderen Seile erscheint eine Verständigung bereits angebahni durch die Zu geständnisse, welche bcrcsis vor Monaic» von auwrilcitiver Seite in Bezug aus die Ausstattung der ungarische» Offiziere und in Bezug auf d>e ungarischen Embleme gemacht wurden, und nicht minder durch die prinzipiellen Zusicherungen betreffs der stufen- weisen Einsührung der zweijährigen Dicnsipilichl. Es sei nicht unmöglich, daß bereits während der Psingilserien ein Kompromiß zn Stande tolnnie. Anläßlich einer Zusammenkunft slowenischer Lehrer kam es in Budapest zu A us j ch rci iu n ge n. Die znin Tatort cntiandlc Poli zei gab, als der Volkshanse stetig anmuchs, Alarniichüssc ob, um .Hilfe herbeizuruscii. Die Menge verstand die Schüsse falsch und griff die Polizei an. Dann zog sic vor die Universität, wo sic von der Polizei und Gendarmerie zerstreut wurde. Hieraus verteilte sie sich und verübte Ausschreitungen in der Stadt, bis Militär zu- gezogen wurde, welches die Straßen abjpcrrte und die Ruhe wieder herstellle. Etwa 50 Personen wurden verhaftet. Frankreich. Das Befinden der 17 Soldaten, die bei dem Uebersall oon Zennaga a» der algerisch-niarokka- »i sch en Grenze verwundet wurden, ist ziemlich befriedigend. Tic Nachricht von dem Ucbersall hat in ganz Algerien liefen Ein druck gemacht. Ter Gencralgouvcrncur wurde überall bei seinem Erscheinen mit lebhafter Sympathie begrüßt. Bei seinem Ein- treffen in Saida begrüßten ihn olle Behörden und sprachen ihre Glückwünsche aus, daß er bei dem Uebersall unverletzt geblieben isi. — Nach einer Depesche aus Bcni-Unis sind bei dem Ucbersall 56 Marokkaner gefallen »nd nngesähr 20 verwunde! worden. Unter den Gesallenc» befindet sich der Soli» des Schecks, der noch am Vormittag de» Gencralgouverncnr seiner Ergebenheit ver- sichert und den Wunsch ausgesprochen hatte, gute Beziehungen init ihm zu unterhalten. Tie Behörden von Figig haben Bn Aniama telegraphisch ausgefordert, sofort nach Zennaga zu kommen. — Bei seiner Ankunft in Me-chöria empfing der General- gouverncur Jonnart eine Anzahl Kaids, die ihn ihrer Er- gevenkeil versicherten. Jonnart dankte und erklärte, die Feind- seligkeit einiger niaroktanischer Räuberbanden werde Frankreich nicht hindern, sein Werk des Friedens und der Zivilisation weiter zn verfolgen. Der Gcneralgouveriieur begab sich dann von Möchöria »ach Kreider, wo ihm ebenfalls von Führern der Ein geborenen Ergcbcnhcitsbetcucrungen ausgesprochen wurden. Eine antlklerikale Knndgcbung, die aus der Place de la Rspn- bliane in Paris veranstaltet werde» sollte, scheiterte infolge der von der Polizei getroffenen Maßnahmen: hingegen kam es bei der Arbeitsbörie in der 'Nähe dieses Platzes, in welcher französische Sozialisten eine Versammlung abhlcltcn und ein Vertreter des Gentcr Blattes „Vvornit" eine Rede hielt, zu Ruhestörungen. Anarchisten drangen in den Saal und störten die Versammlung. Vor dem Gebäude kam cs zu einer Schlägerei, bei der mehrere Personen, unter ihnen ein Polizist, verletzt wurden. Auch wurden verschiedene Personen verhaftet, u. a. der Gcmclnderat Fribourg, der wieder in Freiheit gesetzt wurde. Italien. In Rom wiederholten sich die Lärmszenen in der Universität, obschvn nichrere Professoren zur Ruhe mahnten. Die Studenten votierten mlt großem Pathos eine heftige Tages ordnung gegen die „reaktionäre" Regierung, sowie einen Gruß an die deutsche Sozialdemokratie. Aus höheren Befehl wurde die Universität neuerdings geschlossen. Infolge von Nachrichten ans Catania, Palermv und Messina, wo Znsammcuilvße init Verwundungen erfolgten, veröffentlicht die„Tribniia" einen sehr ernstenBeschwichtrgungsartikel. Tie „Triduna" entichuldigt Oesterreich, wenn cs aus inner- politischen Gründen das italienische Element vernachlässigte und erklärt, die Studentendcmonstrationcn waren nicht von Gründen der äußeren Politik, sondern nur von dem Gefühle diktiert, das darunter litt, Staniincsgeilvssen einzig und allein ihrer Nationali tät wegen leiden zu sehen. Die „Tiilmna" beschwört die Studenten, das Prestige des Landes nicht weiter zu schädigen und die Regierung nicht in die peinliche Lage zu setzen, Oesterreich Erklärungen geben zu müssen. Das Blatt verweist noch auf den Umstand, daß in Messina der Janhagel von den Unruhen Kapital ru schlage» beginne, und schließt mit einem Appell an die Professoren, daniit sic ihren Einfluß zur Besänftigung der Gemüter vufbieten. Belgien. Tie Kongosraae hält ln Belgien die Gemüter in Erregung. Tie öffentliche Meinung befürwortet lebhaft die sofortige Einvcrlcibuiig des Kongoslaates in Belgien, um den selben gegen englische Anncrionsgelüste sicher zu stellen. Ein besonderer Ministerrat inner dem Vorsitz des Königs wird die Angelegenheit beraten. Wie verlautet, findet derzeit ein Gedanken- cnistauich zwischen der Kongoregierung, Frankreich und Deutsch land wegen der bevorstehenden Aktion Englands statt. Rußland. Kaiser 'Nikolaus cnipsina in Petersburg in Gegenwart der Kaiserin Alexandra den deutschen Militärattache Freiherr» v. Lüttwik in Audienz, der im Aufträge des Kaisers Wilhelm ein Modell der neuen deutschen Litewka über reichte. Die St Petersburger Zweijahrhundert-Fcicr, schreiben die „Berliner Neuesten Nachrichten", ist zwar unter Gepränge und repräsentativer Beteiligung des Auslandes vor sich gegangen, hat sich aber nicht zu einem Volks-, geschweige denn einem Nationalscste ausgewachsen. Die trübe Zeilslimmung mit den Unruhen in fast allen «tänden mag dazu das Ihre bei- getragen haben. Entscheidend aber für dw Zurückhaltung der Russen ist die geringe Beliebtheit St. Petersburgs beim Slawen tum. Tos „Fenster nach Europa" wird zwar nicht als ein Fehler Peters des Großen angesehen, aber das .Herz lzängt an Moskau. Haben wir doch erst in neuerer Zeit wieder allen Ernstes den Gedanken diskutieren hören, ob nicht der Sin der Regierung wieder in die uralte Residenzstadt z» verlegen sei. Als in ge wohnter Weise das Zarcnpaar das Osterfest in Moskau feierte, ergingen sich die russischen, und zwar selbst die Petersburger Zeitungen in überschwänglichen Betrachtungen über die Bedeutung dieses Aufenthaltes. Der Russe stößt sich auch an dem deutsch klingenden Namen von Petersburg, den er gern in Petrograd verwandelt sähe. Trotzdem kann auch der einsichtige Politiker Rußlands die epochale Bedeutung von Pelcrs Tat nicht ver kennen. Die durch Petersburg symbolisierte europäische Kultur läßt sich, so wenig sic in die Tiefe des Volkslebens cingedrnngen ist. nicht mehr weadcicken. Hat doch die russische Politik noch bis in das letzte Drittel des vorigen J-ahrhunderts hinein den Schwerpunkt im Westen gehabt. Bis zu Alexander II. waren die Herrscher Rußlands in erster Linie mit der Rolle beschäftigt, die sie unter den europäischen Monarchen spielten. Alexander III. und sein Sohn haben sicki wieder ganz in den Bannkreis des exklusiven Slawentums ziehen lassen. Ihre große Politik aber hat sich von Europa mehr und mehr zum fernen Osic» gelenkt. Nicht Ansprüche aus Konstantinopel sind heute der AnsgangZpuickl internationaler Krisen, sondern die chinesische Expansionspolitik. Und wie einst, um seine westeuropäische Kulturinission zu verewigen. Peter der Große an der Newa befahl: „Hier soll eine Siadl sein!" — so hat der heutige Zar am Stillen Ozean eine Stadt Werden lassen, Dalni, als Wahrzeichen der großen asiatischen Politik. Gewiß schließt die eine Richtung die andere nicht aus. Unbeschadet des Fortganges der asiatischen Unternehmungen könnte, Rußland für den Zutritt der europäischen Kultur sei» Fenster noch sehr viel weiter öffnen. Sehr stark pvchcn an die Pforte des Zarcnpalastcs Arbeiter, Bauern, Studenten mit der Mahnung, sic den weltpolitischen Plänen nicht zu opfern. Abc» der Zug der Zeit geht hier nun einmal nach Asien. Darum ist das Peters burger Jubiläum ein kommunales und kein Ncichsfcst geworden. Der Minister des Innern PleHwc empfing in seiner Woh nung die zur Jubelfeier der Stadt Petersburg ein- gctroffencn Deputationen der russischen und auslänoische» Städte. Nachdem er zunächst die Bcrtretcr In ihrer Gesamtheit begrüßt und mit einzelnen gesprochen hntte, bcit er die Oberbürger meister von Berlin und München in sein Arbeitszimmer und unterhielt sich mit ihnen längere Zeit. Er betonte, daß er in ihrer Entsenduna eine neue Betätigung der zwischen Rußland »nd Deutschland bestehenden gute» und fteundschnstlichen Beziehungen erblicke, Beziehungen, deren Pflege und Entwicklung,' Dresdner Nachrichten. 152. Seile 3. EI Mittwoch. 3. Juni 1V«3
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