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zum Besten der hiesigen Armen im Saale des Gewandhauses zu Leipzig. Donnerstag, den 30. November 1871. Erster Theil. Ouvertüre zu der Oper „Joseph“ von Mehul. Recitativ und Arie aus derselben Oper, gesungen von Herrn Johannes Müller aus Lemberg. Recitativ. Joseph. Ach mir lächelt umsonst huldvoll des Königs Blick! Man kommt meinen Wünschen zuvor, Und doch fühlt sich mein Herz, denk’ ich an ihn zurück, Von Sehnsucht gequält nach dem Glück, das ich verlor. Arie. Vaterland, dich musst’ ich jung verlassen! Fern von dir haben Die mich verkauft, die mich hassen; Wenig rührt mich die Pracht, die mein Herz nicht erfreut. Jacob sehnt sich gewiss, an sein Herz mich zu drücken; Ihn einmal noch zu seh’n, den Vater, welch’ Entzücken! Seine Thränen zu trocknen, zu stillen sein Leid! Brüder, voll Neid, Scheelsucht und Rache, Euch flehte um Mitleid der arme Schwache; Umsonst! als Sklaven verkauftet ihr ihn! Rührten euch denn nicht des Vaters Thränen? Ihr sah’t seinen Schmerz, seinen Kummer, sein Sehnen, Und bliebt verstockt! ihr verdient meinen Hass! — Dennoch, blutgier’ge Hyänen, Ich fühl’, dass mein Herz euch verzeih’t; Wäre es möglich, dass ihr bereu’t, Dann versöhnten mich eure Thränen. Andante aus der tragischen Symphonie von Franz Schubert (zum ersten Male).