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Dresdner Nachrichten : 18.11.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-11-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188611184
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18861118
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18861118
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-11
- Tag 1886-11-18
-
Monat
1886-11
-
Jahr
1886
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 18.11.1886
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«rtxitn get»dt«tnnd sechs venvimdet. °r>» Man vnfün^t die Verlobung Yon FMKin Marie äc-Mahon, Tockter de» Marlchalls, mit d^m Grasen von S «odn^dtA Mchnamiaen Marquis. derOverstallmeffterder der Manchr unter den, Ka>>e„eich war. t^ie einzig« Tochter de» Maricdall« und tarr». von Mac-! Pieiine». . . . _ „ Kuttcrin und Trpuürter der Frl. von Mac-Mahon ist die einzig« . A Jahre alt. — In der Sitzung des Münizivalraths beantmqte Lonauet. »000 Freö. dem Maire vvnV'erzon zu überweisi-n, um da» Elend det ungtuellichen Opfer zu ljndrrn, dir unter dem Aushören der Ackert zu leiden Häven. — Äouvrer lehnt «» entschieden ab. Nochsolger von Paul Bert zu werden. — Der Antra, Batdie'S, der mehrere Artikel de» btlraerlichen Gesetzbuchs in Bezug aus die Nationalität zu ändern beabsichtigt. fand am Dienstag erste Lesung. Die Diskussion drehte sich in der Hauptsache um Artikel 8. der sol- geiide Jaffuna erhielt: Jede Person, die in Frankreich von Eltern ausländischer Abstammung geboren wird, kann b>S zum vollendeten 22. Lebensjahre die Naturalisation erlangen, ohne die Bedingung der Vorbcreitunaszeit. aber indem sie sich dem richlerUchen Au», spruche unterwirft. In dem Falle, bah der Betreffende im Aus lande lebt, muß er anaeben, wo er sein Domizil in Frankreich bat. Ist die Perlon unmündig, >o kann die Naturalisation nur aus An trag des BatrrS. der Mutter oder de» Vormunde» erfolgen und zwar unter den Bedingungen, di« zur Erlangung de» Seiratlsskonsenie- bei Minderjährigen gestellt werden. Von diesen Bestimmungen ist Der gänzlich trn. der im Heere zu Wasser oder Lande gedient oder dem Gesetze der Ersatzmaunschast genügt hat. — Der Minister der Posten und Telegraphen hat soeben ein Düsten, advptirt, mittelst dessen das Ausziehen der Gewichte von telegraphischen HugkeS- iwparaten in automatischer Weile mit Hilfe zusammengevreßter Lust crlolgt. DaS Shstem, da» mit Hilfe elektrischer Motore Anwendung fand, ist wieder aulaeaeben worben. Italien. Bei dein schweren Eisenbahnunglück auf der Linie Gcnua-Albenaa betand sich der von Venliiniglia kommende Güter- zng auf dem Uebergang des Badino, unmittelbar über deuiMecreS nler. Plötzlich wich ein Pfeiler der Brücke, welcher in seinen Fun> damcntkn durch die in Folge deS andauernden Regens angeschwvüe- »en Wassrrinassen unterwünlt war. Tie Brücke stürzte unter furcht barem Gekrach zusammen; die Lokomotive und 5 Wagen deS ZugeS ivuiden in's Meer geichleudcrt, die übrige» 13 Waggon- blieben ans den Brückentrümnieui stehen. Der Maschinist, der Heizer nick ein Bediensteter wurden getödtet; der Zugführer und 2 Bremser konnten im kritischen Momente abchrinaen, trugen jedoch schwere Verletzungen davon. Ein aut der Brücke posiirter Weichenwärter wurde saiinnt seinen, Häuschen in die Tiefe gcussen und kan, um. Ta auch die Telegraphen linien untcrhrochen waren, so gelangte erst il'ät der Hiltenis nach Savona. Drei Stunden vor dem Unglücks- sall passirtc et» Peiionenzug die Strecke. T>c Kriegsgerichte hohen in de» letzten Tagen die Urtheile über die Unteroffiziere und Gemeinen gelallt, die an der Erhebung vom 19. September tlicilgenominen haben. Bckanntgegcbe» ist bis jetzt nur TaSienige, daS sich aus die Soldaten des Regiments Albiiera bezieht. 83 sind zu lebenslänglicher Gefangenschaft und l Trompeter, der noch niinderiährig ist, z» 12 Jahren Haft verur- tlieili worden. Das Unheil über die Gemeinen deS Regiments Garellano und einige Subalterne beider Regimenter dürste wohl auch auf lebenslängliche Gefangenschaft lauten. Belgien. Die Arbeitseinstellungen im Charleroier Bezirk dauern wrt und gewinne» gröbere Ausdehnung. Als in Brüssel die Rcpräienlaiitcii-Kaininer eben ihre erste Sitzung eröffnet hatte, stürzte plötzlich eine Katze von der Höhe der öffentlichen Tribunen, die Balustrade der iür die Presse reservirten Sitze streifend, aus eine der Bänke der Teputirte» herab. Die, welche in diesem Augenblicke in der Nähe des Bureaus dicht zu sammcngeschaart standen, waren anfangs erschreckt über daS unver- miichcte Erichcinen des vierbeinigen Gastes. Dann aber machten sie Jagd aus das Thier, das zwilchen den Bänken bin und her ge hetzt einen Ausgang suchte, bis es endlich den Huissiers gelang, de» Störer des ParlanientSsriedens aus deni Saale zu verscheuchen. England. Im Bowsuect-Polizeigerichte zu London wurde am 13. d. die Berbandlung gegen de» Sozialisten John Ward, der am Lordmatiorstage m Tralalgar Sanare wegen unordentlichen Beneh- inciis und WideistandeS gegen die Polizei verhastetworden war, »orige setzt. Die Sozialisten wollten durch den Wardlchen Fall eine richterliche Enttcheidung darüber erlangen, ob die Polizei belügt war. die Volksversammlung am Lordniayorstage zu verbieten. Ter PoliiZilichter Paughan entschied jedoch, daß der Polizeicbes völlig im Reckte war, das Abhalten der Versammlung m Trafalgar Square zu untersage», »nd daß er im anderen Falle sich einer ernsten Pslichtvernachlässigung schuldig gemacht haben würde. Ter Angeklagte Ward war demnach nicht desngt, eine Rede zu halten, und muffe wegen seines ordnungswidrigen Betragens eine Geld bube von 10 Schillingen entrichten. Ward zahlte die Strafe unter Protest, womit der Fall seine Erledigung fand. London. In den nördlichen Theilen der Vereinigten Staaten von Nordamerika ist subboher Schnee gefallen. Ein gleicher Fall wird in den englischen Staaten gleicher Breite erwartet. — Tie Regierungen der australischen Kolonien mit Selbstrcg«erring werden mi'gcwrdert. genicinschastlich 400,000 Mk. zur Errichtung eures Ko loumüistituleS in London auizubliirgcn. — Die katholische Käthe duffe ii, Piltstmrg brannte am Sonnabend Morgen nieder. Sv war eine der schönsten Kirchen in der Stadt. Das Feuer entstand m'olgc einer Oscncxvlosion. — In London hat sich ein Komitee von englischen und kanadischen Residenten gebildet, um die Feier von, Jubiläum der König!» zu vrganisiren. Unter Anderem soll eine zralviialslalne Ihrer Majestät errichtet werde», die 100 7 ^ hoher ist als Barthold,'s Freilreiisstatue. Das Jubiläum der Köni gin wnd i» GoSvort durch Eröffnung einer Frribibliothek gestiert. Ta eine Pci»»painmli»ig nur 5000 Mk. ergab, zeichneten 10 der reichsten Einwohner jeder 2000 Mk. — Tie Londoner Zeitung „The Echo" macht sich über den deutschen Beamten lustig, der aut scincr Nsilenkarte den Titel: „EiienbahuLaudotationshauptkassen centtalviichhalllinasregistratursunkuoiiär" schrieb. Rußland Die Heiligkeit der pauslavistischen Presse vermag nicht die Luiffchichteii der obersten Regionen von Petersburg in ffnliiiischc Bewegung z» letzen. Dort ist man im Gegcntheil lehr hcslijsen, sich etwas mehr Zurückhaltung als bisher aufzueilcaen. Man hat im Winterpalastc nachgerade eingesehc», batz eine Politik wie in Ccntral-Asie» an der Donau und am Schwarze» Meere auch unter der günstigsten politischen Konstellation sich mit Erfolg nicht zu Ende sichren lasse. Dieser Koloß, der voll blinden Eifers fort- schmlet, kann durch einen rauben Kieselstein, der ihm in den Weg grlegt wird, gehindert werden und er macht dann schleunigst Kehrt« um. Ter gedämpfte Ausdruck des Unwillens in dem Organ deS PetciSbnrger Kabinets zeigt, daß di« Rede» Kalnoky's und Salis- liuiy's die beabsichtigte Wirkung tiervorgebracht haben. Die heb lige Kanonade, die auS den hundert Feuerschlünden der gereizten paiijlavisiischen Presse gegen London und Wien eröffnet wird, mas- kirl einm kläglichen Rückzug. Niemals, so glaube» wir, hat Graf Kabuff» so sehr für die Erhaltung des Fnedens gewirkt, als indem er am letzten Sonnabcnd eine stellenweise recht kriegerische Rede gehalten hat. Die l > Pud (etwa 138 Kilogr.) schwere Kanone, welche seit dem Srkaslvpvlcr Sturme bis heute a» der Küste in Sebastopol stand und aus weicher alle Mittag um 12 Uhr die MittagS-Salven gelöst winden, ist m der Stocht durch unbekannte Thäter sammt der Lafette u. s. w. — gestohlen worden. In Linsk ist in der dortigen Menagerie eine Tigerkatze aus ihrem Käfig entsprungen und hat siebzehn Personen schwer ver wundet. Bulgarien. Kaulbars verlangt die Absetzung MutkurowS als Satisfaktion für die Perbaftung der bekannten betrunkenen Ka- wnsscii Ank die ablehnende Antwort der bulgarischen Negierung au, seine erste Note erwicderte KaulbarS, er bestehe am der Al>- lehung nicht nur des Polizrichcss und des BezirkSprästkten von Philipvvvcl. sondcni bis zum 17. auch auf der Absetzung deS Re genten Miilkiiiow. Es heißt, die Regierung werde dtese Forderung unbeantwortet lassen. In Tunowa hat sich unmittelbar vor Schluß der b tzten Sobranjesitzung folgender Zwischenfall abge spielt : Ter Diputtrte Stojanow besprach di lronischer Weise die Ausgabe der gewählten Deputation: dt« Deputation habe eine schwielige Mission zu erfüllen, sie soll« Europa aufsuchen, werde e» aber nicht finden. Europa fei ja verloren gegangen. Rußland allem sei übiig geblieben. »Nicht einmal dort (auf die Diploma- tciffoge webend) „sitzen Vertreter Europas; sie haben es nicht der Muhe werih erachtet, sich zu uns her zu bemühen, sondern haben nns ihre Schreiber geschickt.'' Tie in der Loge Anwesenden, der österreichische Gesaiidtschaflssekretäi Graf StancnSki, der italienisch« Baron Alton und der englische Mr. Gr«» verließen hierauf den Saal. Asien. Die Engländer scheinen in Birma wieder «ine Rieder« läge erlitten zu haben. Die -mische Kolonne, welche die Damit» I» der RIDi tzW> EGOvhDn berfolaA» Wurde vom Fekuh» über» Mnvrlt, wobei der Leutnant Baffonr aetvdtet und verschiedene Soldaten verwundet wurden. Die Dacolt» haben eine Proktama- tion e.laffcn. in welcher sie erklären, daß, wenn der Widerstand fortgesetzt werde, die Engländer bald da» Land räumen müßten. ^ AnzUleto«. ff Zweite» philharmonische» Konzert am IS. Noveinder im Gewerdehause. Wie schon gestern im lokalen Tbeile de» Blatte» von anderer Seite berichtet wurde, nahm diese» Kanzert einen tumultuarischen Verlauf. Daß die Ausregung über da» Verhalten eine» Theil» de» Publikum», dem ein anderer später opponirte, die künsUerilchen Ausführungen, sowohl deS Solisten. Herrn Han» v. Bülow. wie de» Dmaenten, Herm N ic ad ». und seine- Orchester» beeinflußte, war wohl natürllch. Verschiedene Un ebenheiten. Gedächtnißfevler. Unklarheiten, ungenaues Ensemble seien diesmal ohne jeden Tadel vermerkt. Herm v. Bülow's Ge« dachtnih. ebenso wie seine musterhafte Technik und seine srinsühlige, geistreiche, den Intentionen des Komponisten mehr wie bei jedem Anderen gerecht werdende Austastung sind ja längst anerkannt. Mit wunderbarer Zartheit und schwelgender Empfindung hat er auch diesmal die langsamen Sätze der besten Beetboven'sche» Konzerte tn La- und ü-clur gespielt, rhythmisch originell belebt und schwung voll die bewegten, vier und da, abweichend von anderen Gelegen heiten, mit einer Energie de-DreineinschlagenS. als hätte er ge heime Gedanken in Bezug auf die Pfeifer von der Galerie. Die beiden von ihm selbst komponirten Eadenzen de» O-äur-Konzertes haben mir nur zum Theil zugesagt. Im Allgemeinen machten sie sich zu beraustretend massiv, doch enthielten sie auch viele feine überraschende Wendungen und Kvinbinativiien; namentlich sind die Riicklenkungen zum Konzerte selbst als höchst gelungen zu bezeich nen. — Die reinen Orchesternummern. von denen nur die erste noch nicht unter dem Einflüsse der Verstimmtheit des Abends war, be standen zunächst auS einer Ouvertüre von Massenet zu Racnst's „Phädra, ein Werk voll tragischer Gesinnung, in welchen, eS aber der theilweise lärmenden Instrumentation nicht gelang, eine gewisse Leere zu verdecken, welche entstand durch die nicht genügende Fähig keit des Komponisten, seine im Ucbrigen ansprechenden Motive m dauernd interessirender Weise sortzuspinnen. Bülow's Orchester- ballade nach Ubland's „Des SängcrS Fluchs ist von dieser Schwache allerdings gänzlich frei. Die neubeutsche Schule, in welcher Bülow st ein Hauptkttmpser ist, hat dH! motivische Gewebe wieder aut de» Schild gehoben und, rn dieser Richtung einen kräftigen Schritt rück wttrts nicht scheuend, den säst verloren gegangene» Faden wieder bei Bach angeknüpst. Natürlich dient die koutrapunktische Struk tur der Bülow'schen Ballade dem Ausdrucke der poetischen Idee, des dramatischen Verlaufs des Gedichts. In diele,» Sinne ausge- faßt, wird sie ihrer Wirkung sicher sein. Natürlich gehört hierzu gesammelte Stimmung, die diesmal eben nicht vorhanden war' Den Abschluß des Kvnzertes bildete die Polonaise aus Mcnerbeer'S Strueniee-Musik, welche diese» Abend mit ihrem Ballettharakter, nur einmal »nterbrochen durch Meverbcer'sche Berschwörungsiliusik. höchst eigenthümlich mundete. — Es ist nicht Ausgabe der Fach- kritik, sich mit der politiich-nationalen Seite des Bülomkonfliktes zu beschäftigen. Vom Standpunkte der Bernfsgenossen ist aber zu be merken, daß mau einen vcrurtheilenden Einmalig wohl für natürlich bufft aiiaeilchts der Angaben, welche die Presse über Herrn v. Bülon?s Verhalten in Prag verbreitete — daß aber der erste Tnniult als ausreichende Sühne gelten konnte angesichts des lang jährigen opservvllen Kampfes Bülow's für die Bcrbrcitung und Anerkennung deutscher Kunst, insbesondere vor unserem größten deutschen Meister Beethoven, und daß ich es für passend hielt, daS Konzert darnach nickt weiter zu bindern aus Achtung vor der Kunst und aus Rücksicht auf die übergroße Menge derjenigen Anwesenden, welche des Kunstgenusses wegen ge kommen waren. Zu bedauem war es, daß Herr v. Bülow. welcher iu privaten Aeußerungen die Preßangaben über sein Prager Ber- balten iür unbegründet erklärte, nicht Gelegenheit genommen bat. bei Zeiten durch Darlegung seiner Auffassuug der dortigen Vor gänge, natürlich nicht in einer Konzertrede, sich zu rechtfertigen, und halten wir es tür unbedingt geboten, daß er einen solchen Schzitl dem gestürmten deutschen Volke gegenüber jetzt noch tlnie. ,> Eugen Kran tz. ^ ff Kgl. Hoktbeater in Neustadt. Zum ersten Riale .Frauenickönheit". Lustspiel in 4 Akten von Otto Franz Gensichcn. Wer gerade kein Pedant ist, kan» leicht alle sogenann ten heutigen Lusffpicle in zwei Sorten theilen. Er braucht sich dabei nur »ach dem zu richten, was derDurchschiiittsthealerbesucker zu äußern pflegt, »venu er nach ailsgestandeneni Vergnügen an die frische Lust tritt. Bet der einen Sorte heißt's: Nein, war das ein Blödsinn! Wie konnte ich nur so lachen und applaudiren! Bei der anderen: Hm, 's war doch eigentlich ein sehr gebildetes Stück; warum Hab' ick mich nur so still und ruhig verhalten I Man sieht, der Turchschnittstheaterbelucher bat dem Blödsinn zum Erfolg und dem gebildeten Stück zum Nichtcrfolg verhoben. Er nimmt sich mm ledenfalls vor, es das nächste Mal umgekehrt zu machen: der Weg zum Komödienhaus ist mit solche» guten Vorsätzen gepflastert. Er nimmt sich's vor und macht's accurat so wie das letzte Mal. Er kann auch gar nickt anders, denn im Theater steht er unter dem Bann — eiaenartiaer theatralischer Hausgesetze: >m Theater erzwingt sich auch der Blödsinn, wenn er dramatisch austritt und das Gebcimniß der theatralischen Mache für sich hat, den bekannten Bühnenesfekl und Heiterkeilserfolg — und die Bildung . . . Nun. der Valer der Grolchenbibliothek zu Hildburghausen hat das ge flügelte Wort erfunden: „Bildung macht frei!" Es ist vielleicht auch nickt wahr, aber so viel ist gewiß, daß sie keinen Effekt macht, aus der Bühne wenigstens gewiß nicht. Man hat aus Rücksicht für sie den sogenannten Achtungserfolg erstinden. Damit ist be kanntlich kein Autor zufrieden Ob Herr Gensichen mit deni hiesi gen Er»olg seiner „Frouenschönheil" zufrieden sein kann? AlS ge bildeter, sogar hochgebildeter Schriftsteller gewiß, denn die Bildung macht — und das ist das Schöne an ihr — bescheiden. Es war ein besch«deiier, stiller Erfolg, den der Dichter, welcher durch seine „Märchentante" hier im besten Andenken steht, bei den Gebildeten vavontrug. Wie immer, so versucht Gensichen auch in seiner „Frauenschönheit" einen poetischen Gnindgedanken dramatisch aus- zugestalten. Schiller bat ihn wohl schon einmal so ausgesprochen: Doch Schön'res find' ich nicht, wie ich auch wähle, al» in der schönen Form die ichöne — Seele". Der Kunsthistoriker Rordeck hat nämlich das Glück gchadt. Irene, eine tadellose Frauemchön- heit, heinizuttihren. Er war vocker in eine gewisse Meta verliebt; es war aber nur, wie man an der Börse sagt, ein Meta-Geschütt, ein halbes, denn er hat sich einen Korb bei »hr geholt. Nordeck's Schwester Edith und die Wirthschatterin Katharina wollen in ihrer Frende über Nordeck's kolossales Glück sein junges Frauchen, wie ihn selbst bisher, vor aller Prosa des Lebens bewahren: sie soll nur die Fee des Hauses und gar nichts lein als schön. Denn das bat Nordcck auch gesagt: Schönheit sei ihm an der Frau das Höchste. Irene aber will nicht blos eine schöne „Puppe" sein, Schönheit soll nur das passende Kleid der schönen Seele sein, und sic will um ihrer Seele willen geliebt sein. Zum Unglück kommt gerade am Hochzeitstag Meta, eine heitere Kokette, aus Rußland zurück; von ihr enührt Irene die Korbgeichichte und wird ihrem Manne, der sie ja nur gebeirathet habe, um ein noch schöneres Weib als Meta vor der Welt sein zu nennen, entfremdet. Der unglückliche Nordeck denkt nun erst daran, nm die Seele seiner Frau zu werben. Er weiß cs nicht recht anzutangen, bis ihn Irene selbst durch einen Berglcich auf die Geschichte der Pshcbe bringt. DaS ist Walser aus die Mühle des Kunsthistorikers, er schreibt — natür lich nicht a»f der Bühne — einen Essa», in welchem aus jeder Zeile der Schrei deS gepreßten Herzens klingt: Irene gieb mir Deine Seele! Irene liest, wird gerührt, und die Seelen der beiden Gatten, die man schon im eisten Akt den Ehcbund schließen sah, schließen am Schluß des vierten den allein seligmuchenden Bund der Seele». Meta und Edith weiden von zwei Brüdern, die glücklicherweise zur Stelle sind, gchcirathet, und somit . . . Ende gut. Alles gut. — Es ist Alles vom Anfang bis zum Ende feine, oft geistreiche, manchmal auch gesucht geistreiche Plauderei: es fehlt auch nicht an heiteren, hiimvristischen Episoden; aber das dra matische Element, daS Gcnsiche» m andercn Bühnenarbeiten nicht im Stich gelassen hat, ist diesmal unbedingt zu schwach vertreten Wenn sich auch der Knoten vor »»seren Auge» schürzt, wie wird er gelöst k Daß er schreibt Mid sic liest, und zwar einen Nundscha»- oder Universum-Artikel: cS ist eins so »»dramatisch wie das an dere. Die ganze Atmosphäre des Stückes bringt es mit sich, daß beinahe Jeder wie ein Buch spricht — und kurz und gut: Gr»« sichen muß sich in Acht nehmen, daß er in seinem Bildungsdrang nicht von dem mit Glück betretenen Bühnciiwege abkomme und das Geschlecht der Bilcbdramen wie die Spezialität des Bnchlnst- spiel» bereichere. Er ist ein ganzer Poet, sei er kein halber dra matischer Dichter I Dem viele» Trivialen gegenüber wird seine dichterisch« Vornehmheit, sein seiner Geist und seine reine Diktion stet» wohlthuend verübreu. Aus der Bühne aber ist auSschlag- getzentz Handlung, dramatisch« SzenenfRar, kraftvolle Tbaraktertstlk. Die Heldin des Stückes. Irene, schillert zu sehr in allen Formen sanfter Anmuth, eigensinntarn Trotze», echter Herzensbildung und «etblichn Eitelkeit. Frl. vast» sah entzückend au«; man kann heute kaum verlangen, daß sie die Ausgabe, von der leichtesten Mädchen- Grazie zu den tiefsten Frauentönrn, und zwar oft recht unvermittelt, überzugehr» heinedigrnder löst; mit der Zeit wird'» ihr sicher ge lingen ; es ist schon viel, daß sie das jetzt ahnen läßt. Herr v. d. Osten (Rordeck) schien nicht gelaunt zu sein, mehr für die Roll« zu thun, als der Autor selbst dafür gethan hat, und das ist wenig. Bei Irl. rad Waiden sehr zu Dank. Es war dies Herr Klein, der wie immer eine vorzügliche MaSke gemacht hatte und wie em Salonlöwe für das Stuck kämpfte. Herr Lethert (Arno Walde») gab einen etwas sehr dämlichen VerlegenhettSliebhaber mit reicherAusarbeituna aller dankbaren Pointen. Herr Erdmann that dasselbe als alter Diener, und bei Frau Wolfs (Katharina) fiel natürlich kein Wort daneben DaS Ensnnble ... ja lo — zu einem eigentlichen Ensemble kan, eS den ganzen Abend nicht so recht, weil- meistens nur zwei Per sonen auf der Bühne stehen, die von zwei anderen abgelöst werden. Ader die Jnscene ließ sehen, daß man im Hause eines jungen Kunsthistorikers recht schön und stilvoll wohnt. Damit wurde auch sie ihrer Bilduug-ausgaoe gerecht. Franz Aopvel-Ellfeld. ff Im Kgl. Hoftheater gelangt heute Kienzl's Over .U r v as i" nach längerer Pause wieder zur Darstellung. Bekannt lich war daS Augenleiden, welche» Herr Kammersänger Niese seiner zeit zu bekämpfen hatte, die Ursache der längeren Unterbrechung dieses Werkes. Herr Riese singt wie früher auch diesmal den König. Die Titelpartie, früher mit Frl. Malten besetzt, ist diesmal durch Frl. Sank vertreten. Im Uebrigen ist die Besetzung, mit Aus nahme der Tschitralekha, welche von Frl. Außenegg heute zum ersten Male gesungen wird, dieselbe geblieben. — In „ Uriel Acosta" ^ieustadt) spielt Frl. Hell die Rolle der Judith hier zum ersten ff Wie schon netilich bemerkt, wird am nächsten Todtensonntag endlich einmal wieder „Der Erbsörster" von Otto Ludwig in Szene gehen. In dieser interessanten Vorstellung im Kgl. Hof- Uieater der Neustadt siguriren in den Hauplrvllen die Herren Porth Jaffa, Kleür, Wallner, Deitmer, in den Episoden die Herren Kramer Löber, Schildert, während die weiblichen Rollen von den Damen Guinand. Heberlein und Schendler gespielt werden. ff Edmund Kretschmer schloß vorgestern mit Sr. Ercei len; Gras Platcn den Vertrag, die Aufführung seiner neuen Oper „Schön Rothtraut" betreffend, defintriv ab. Das neue Werk, welches außerordentliche »uisikaliiche Schönheiten enthalten soll, dürfte in der Mitte der lausenden Saison in Szene gehen. ff Im Residenztheater findet heute Abend das Gastspiel der englischen Schauipielerin Frau Millicent-Baiidinanil-Paiiner statt. Zur Ausführung gelangt „Die Lästerschule" von Sheridan. ff Die Aufführung des Mendelsiohn'ichen „Elias", welche morgen in der Dreikönigskirche staitsindet und die eine a»ße>- vrdentlichc rege Tbcilnabin,: aller Freunde und Kenner des herr lichen Werkes in Aussicht stellt, bietet Gelegenheit, zwei dcr renoni- mirffesten Oratoriensängenmicn Fräulein Schauenburg und Schauieil zu hören. Ten Künstlerinnen geht ein vorzüglicher Ruf voran und die Kritiken, welche ilbcr deren jüngste Leistungen in Leipzig, Köln, Ssiaßburg, Halle rc. vorlicgen, sind in der Aner kennung ihrer aiißc,ordentlichen Bedeutung als Oratorienscingcrinneii völlig übereinstimmend. ff Nächsten Dienstag, den 23. ds., findet das Konzert des „Dresdner Orpheus" im Gewerbchanse statt. Wie alljähr lich, so hat der Verein auch diesmal verschiedene Schätze aus seinem reichen Archiv auSgegrabcn, um n-bm neueren Komponisten auch einen Franz Schubert (Sales roxina) H. Marichner („Ich liebe, was fein ist") und R. Schumann (Minnesänger) zu ihrem Rechte zu verhelfen. Außerdem werden ein größerer Chor von Brambach, ein Ständchen von Drcaert rurd einige Volkslieder aus der Zeit Luthers, arrangirt vom Liedermeister des Vereins, Herrn Ehrlich, zu Gehör gebracht werden. ff Den zniciscffhasten Erfolg und Werth der neuen Neßler'ichen Over „Otto der Schütz", welcher gestern durch unseren Origiiral- hcricht konstatirt wurde, bestätigt das „Leip. Tflbl." wie nach stehend: „Otto der Schütz" ist nrcht besser und nicht schlechter als die vorhergehenden Opern des Komponisten. Derselbe kümmert sich nicht um künstlerische Beweggründe, fragt nicht nach idealeren Zwecken, er kennt nur ein Ziel: dem Publikum zu gefallen. Dazu Ist ihm jedes Mittel recht, die ganze Ovcrnliteratur geht er mit seinem Textdichter durch, um wirksame Szenen fertig zu machen, und er selbst steht in jeder Weise auf den Schultern seiner Vor gänger, ans ihren Werken sorglos sein musikaliiches Material her- yolend. Daß es slch bei solcher Wirksamkeit nicht um dramatische Kunstwerke bandeln kann, leuchtet wohl Jedem ein, der die Sache näher betrachtet." ff Am Montag fand im Berliner Kgl. Opernhause die erste Aufführung von „Donna Diana", dreiaktiae Oper von H. Hofmann, Tuff nach Moreta's Lustspiel von Wittkowsky, statt. Der Stoff soll für die Musik ein nn hohen Grade günstiger sein. Von der Hotmannscheii Musik rühmt man Gewandtheit in Formen aller Art und hervorragendes Talent kür das Melodische und In strumentale; andererseits ließen indeß mehrfache, wenn auch freilich festen empfindliche Neminiseenzen an bekannte Vorbilder und die für die Höhe des Stoffes doch noch immer nicht ganz ausreichende Be gabung, sowie manche zu gedehnten Stellen mi Textbuch es nicht zu einer unbedingten Anerkennung kommen. Der Erfolg war gut. aber nicht enthusiastisch und durchschlagend. ffAnton Rudinstein ist von Seiten seines Leipziger Verlegers Herrn Bartolf Senf auf eine außcrvrdentllchc sinnige Weise überrascht worden. Herr Senf hat Anton Rubinstcin zur Erinnerung an seine letzte Konzerttournee ein in graubraunes Leder prachwoll eingebundenes Riesenalbum verehrt, welches aus sieben Großsolioblättern die sieben Programme enthält, mit denen Ru- biustein seine Birtuoierüsusbahn in der Wintersanon 1885—86 ab- ichloß. Die Programme, in antiker Schrift ausaesührt, sind mit Aquarellen vom Maler Försterling geschmückt. Die ersten Seiten des Albums enthalten die Ansichten der Städte, in de»e» Rubin stein seine Abschiedskonzerte gab. Umgeben von Petersburg, Moskau, Berlin, Paris und London bildet Leipzig den Mittelpunkt. Den Städtcbildem folgen die Abbildungen der Konzertsäle, in denen Rubinstcin austrat: das Gewandhaus, Salle Evard, die russischen AdrlSsäle rc. Ferner sind Orte, an welchen Nubinilein gern ver kehrte. wie der Sveilesaal deS Hotels Hausse, Ecffs aualais in Paris rc. ausgenommen worden. Die Aufnahmen und Zuiammen- stclluna deS Albums, welches eines der werthvullsteii und originell sten Geschenke ist, die Rubinstein erhalten hat, nahm volle . Mo nate in Anspruch. ff Eine große Huldigung zum 90jäbrigen Geburts tag des Kaisers ist von der Berliner Kümilerschaft projektirt Tie außerordentliche Feier soll in einem großen Huldigungszuge gipfeln. ff Die Schauspielerin Frl. Grosset am Jenaer Stadttheatcr hat Hand an sich gelegt. Die BedauernSwerthe hat sich gewiß schon seit längerer Zeit mit Selbstmordgedanken gewogen, r». sic vor einigen Tagen einen Arzt erinckitc, ihr Opium zu verschreiben. Derselbe leimte dies ab. Am Montag Vormittag feuerte nm: Frl. G. einen Revolver aus sich ab. Der Schuß traf sie in der Nähe des Herzens. Tie Verwundung ist eine so aeiährliche. d,-ß an ihrem Auskommen aczweiselt wird. In einem kurz vor der ichrecklichcn That abgeiaßtc» Briefe, dessen klarer Inhalt reine Kunde von einer geistigen Bcrivirrung giebt, bittet Frl. A. Herrn Theater-Direktor Glnth nm Enticbuldignng für das peinliche Aussehen, welches ihr Selbstmord hervorruft» würde. AlS eigentliche Ursache des un seligen Schrittes muß man Lebensüberdruß «»sehen. Sie hat auch vor dem Selhsimordvcisuche an ihre Ellern geschrieben. Für die Kosten der Beerdigung hatte da« amie Mädchen cir«e in ihrer Tasche befindliche Geldsumme angewiesen. ff Anfang nächsten Jahres wird man tn Rom zur Erinnerung an den deutschen Maler Riedel, welcher die letzten 50 Jahre seines Lebens in Rom zubrachte, ein Denkmal einwcihen. ff Aus Eutin, dem Geburtsort Karl Maria v. Webers, er hält der „Reichsvote" folgende Zuschrift: „Ansmcrkiain gemacht durch den Hinweis auf die lOOjähnge Geburtstagsfeier Webers am 18. Dczeniber, thcile ich Ihnen mit. daß nach Ausweis des hiesigen Kirchenbuches Weber am 20. November 1786 getauft ist, demnach kaum am 18. Dez. kann geboren sei». Nur der äi« dapt. ist an gegeben." * „Sag'n's m'r mir, waS iS denn eiczentlich das Repetic- aewehrk" — „Das Repctirgewehr ist ein Wunsch des Kriegsmini- sterS, der öfter rcvctirt werden wird, bis es bewilligt ist". * Unbeareiflicker Eiaensinn. „I versicher' Jbna. i Hab' wenig stens sechs Paar Stieseln, wamm rapncir'n'S Jhna denn, aus dp »' treten, dö i grab' aiihao k"
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