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zugestellt, während eS die Post. Abonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. Liese» Blatt wird den Lesern von Dresden und Umgebung am Lage vorher bereit» al» Abeird-Aiisgabe verugrgebllhr: «ikrkIMrlü» f»r »r,«»«. bei Sniraauns durch unlere Boten «»»c«" und an S«m- und LXouiaaen nur einmal) »VN »ovi , durchau»wLrli»eNom. «Monar« » Mt. de» , M« ,v «i Bei ria«al>»er Zustellung durch di« Lost »VN. iobneBeltellgeld). imAut- stuid mit entivrecheudem Zuichlage. Nachdruck aller ilriilcl u. Ongiual- Milteiluiige» nur mit deutlicher vuellenangade i.Dresd. Nach». ") »Mist« Nochtriigitche Honorar- anivrüche bleidcn unberiickstchligt; lUlVttlanLte Lianullrivle werde» nicht autbewadn. »«ligramm-Adrell«: «»chrtchte« » e«de» Druck und Verlag von Liepsch L Reichardt in Dresden. Anreizen, canf. Umiabmr von Ankündigungen bis nachmiliags s Nbr Tonn- und yeierlags nur Marien st rabe 3S von II bis V»l Uiir Die l ivalligeBruild- irile <ca « Silbe»! M Big. An kündigungen aui der Prwatieite Zeile L Pig : d>c Livallige Zeile aus Lert- ieiie so Pig. als Lingelandt Zeile so Pig In Rummcrn nach «»»»- und sseiertagen > lvallige Grundtiilr so Psg. am Privaileite so Ps,.. Lipallige Zelle anl Lerileile und alt Eiugelandi so Pig. Auswgrlige Aut« träge nur gegen Vorausbegadlung. Bclegblätier kosten io Pleniilg«. Fernsprecher: Rr. U und LOS». Hauptgeschäftsstelle: Marienstr. SS. steinllch 2 knysr 8tr»»»v 2. Loks VsisondsusstraLSv. Vrössls» Lp« »ii, dlm-k 2,7b bis 2S,-. DVnnkl» - ^nLiixo r dlsi-k 7,90 bis 29,—. -klL-reliSkt kii LN)>»I« itvr In Usrlc 1,2S bi» 4,SO. Ll-rrlc 1,75 bis 5,25. r Herren, Kas tvr ^n«4^vi»I»I <>»«»> ia - kinaaor, r dlai'k 6,59 bis 17,—. Llark 8,99 di» 15,—. Lev- a. Kivüer Ilvrrvn nnil Z4n»I», Dlurk 1,79 bis 12,—. HVn«,« I» - HH r tlsrk 1,99 dis 9,-. LeräeroLsa; en: I-üistvi - Nöolee: Llsrir 18,— bis 23,—. L.üvt» ^ : Llsrk 4,59. 8^»* Neueste Drcchtbciichte. Hvfnachrichten. Verbesserung des Gleisi>etzes. Milttarvebatte in, englischen Unterhause. 1/» WUT» N vI.» Freiwilliger Kirchenchor der Martin Luther-Gemeinde. Rcsidenztyeater. Parallelen. -R.»» I.»"/»»» Neueste Drahtmeldunae» vom 13. Jnli. Neuer Dreyfus - Pr ozest. Pari». (Priv-Tel.) Die Regierung bringt bereits heute früh die beiden Gesetzentwürfe ein, durch dieDreyfus als Ma>or undPicquart als General in die Armee eingestellt werden, und die Ernennung Dreyfns' zum Nitter der Ehrenlegion, sowie die Beförderung PicquarlS zum Offizier der Ehrenlegion in Aus sicht genommen wird. Die beiden Gesetzentwürfe werden an die Armeekommission verwiesen, die für heute früh 10 Uhr zusamme»- beruien ist und in der nachmittags Bericht erstattet wird, so daß die beiden Gesetze gleich zu Beginn der Nachmittagssitzniig in der Kammer und noch mr Laufe des Nachmittags vom Senat ange nommen werden können. Die Rechte wird sich jedenfalls der Stimme enthalten. Drehfns sott seinen Rang als Major mit Patent vom 30. September 1901 erhalten und an die Spitze eines Batallions des in Versailles aarnisonterenden 11. Artillerie- Regiments gestellt werden. Die Anfrage Prcssensds wird somit nur die Ausschließung des Ge»erals Mercier und seiner Mitschul digen auS der Armee und der Ehrenlegion betreffen. Paris Die gesamte Presse hehpricht die Entschei dung des Kassationshofes an leitender Stelle. Einige nationalistische und konservative Blätter greisen den Kassatioirs- hos in schwerster Weise an Der „Eclair" schreibt: Das Urteil sei ein politischer Gewullstreich, ein Attentat gegen die Kriegs gerichte, Der „Gaulols" sugi. die Freisprechung Dreyfus' lei ein Meisterstück der Umstürzler. „Libre Parole" verlangt drin- gend von General Mexcier, er solle doch endlich mit seinen an geblichen Enthüllungen hervortreten. Die radikalen und sozia listischen Blätter feiern die Entscheidung des Kassationshoses als einen Triumph der Wahrheit und Gerechtigkeit. „Lanterne" schreibt, die ganze Nation sei reingewaschen von der Schmach, die verbrecherische Generale auf das Land geladen hätten. Die „Hmnanitä bezeichn«: das von Mercier und Genossen be gangene Verbrechen als das Verbrechen einer ganzen Kaste. Die gemäßigte Presse erklärst niemand werde sich gegen die Entscheidung des KassationsihcheS auslehnen können. „Figaro" schreibt, die Armee werde sich achtungsvoll vor den drei ver einigten Kammern beugen. Damit dies aber geschehen könne, müßten die Politiker jede Rachsucht und alle Gedanken an Ver- geltungsmaßregeln aufgeben. Paris. Wie verlautet, beabsichtigt die Witwe Zolas, den sozialistischen Deputierten Breton, welcher die Uebcrführung der Ueberreste Zolas nach dem Pantheon beantragen will, zu ersuchen, von diesem Anträge abzustehen. Der Präsident der Liga der Menschenrechte, der Deputierte de Pressenss. hat an die Mitglieder der Liga die Aufforderung gesichtet, aus An laß des Urteils des Kassationshoses am 19 Zuli eine Massen- Wallfabrt nach dem Grabe und dort Kränze niedcrzulegen. Kamyschyn sGonvernement Saratow). Aus Anlaß der Verabfolgung faulen Fleisches aus einem städtischen Laden kam ä hier zu A » s i ch r e i t u n ge n. Eine große Volksmenge nahm den Stadlhuuptmann und den Kreispolizeichef gefangen und erzwang die Freilassung zweier politischer Gesan- zeneii. Nur die Ermahnungen der letzteren verhinderten eine Mißhandlung der beiden Beamten. Zolas zu unternehmen Zur Lage in Rußland. Petersburg. Die auswärts verbreitete Meldung, daß das Kabinett seine Demission eingcreicht habe, ist unbe gründet. Petersburg. Hier kam cs am gestrigen Feiertage zu bedeutenden Ausschreitungen in der Ligowkastraße. Ein. große Volksmenge, die den Wagenverkehr in der Straße unmög lich m«chte, überfiel eine Anzahl Lastfuhren der Branntwein monopolverwaltung. lehrte die Flaschen und stürzte die Wagen um. Hinzulkomuiende Polizeimannschaften und Kosaken wurden mit Steinen beworfen. Die Kosaken machten von ihren Ragaiken Gebrauch. Erst spät abends gelang es. den Ruhe störungen ein Ende zu machen. Durch Steinwürse wurden der Polizeimeister, einige Polizcioffizicrc und Schutzleute schwer verletzt. Petersburg. Meldung der Petersb. Telegr.-Agent. tleberall in den West- und Südg o u v e r n e m e n t s, wo ausgesprengten Gerüchten zufolge gestern, als am Peter Pauks- Tage, Jüdcnhetzen stattsinden sollten, verlies nach den vorliegen den Drähtmeldungen der gestrige Tag ruhig. Hamburg. (Priv.-Tel.) Wie aus Memel gemeldet wird, kaperten gestern russische Kreuzer im finnischen Haff zwei sremde Dampfer, die mit 80 000 Patronen und Dynamit kürzlich von Memel ausgelaufen waren. München. Die „Neuest. Nachr." melden, daß heute nacht bei der Station Kouseruig der von Lindau kommende chnellzug 79 auf einen Gütcrzug stieß. Die Ma chine und 5 Wagen entgleisten. Ein Bremser ist tot: der Zugführer und ein Schaffner sind leicht verletzt. Amtlich wird über das Eisenbahnunglück niitgeleüt: Der Lokomotivführer des Schnellzuges und zwei Schaffner sind leicht verletzt. Ein Zug führer ist schwer verletzt und ein Bremser tot. Reisende sind nicht verletzt. W i e n. Das Abgeordnetenhaus nahm in seiner heutigen Sitzung nach kürzer Debatte einer. Dringlichkeitsantrag Keutzner an, in dem die Regierung onsgeforderl wird, unver züglich die mit dem zurückgezogenen Gesetz über die Surtaxe in innigem Zusammenhänge stehenden Verordnungen aufzu heben. Das Haus setzt dann die Beratung der Ge- wcrbenovelle fort. Wien. Das Abgeordnetenhaus hat die Gewerbe, r es o r mv o r lag e in allen Lchungen erledigt und Üiit der ersten Lesung der Vorlage betreffend die Verstaatlichung der Nordbahn begonnen. Newyork. Mewyork Tribüne" meldet aus New. Orleans: Ein Vertreter der amerikanischen Zeniralerien bahn berichtet, daß eine Gehermgesellschaft mexika nisch e r A r b e r t e r in den Grenzstädten Plakate habe -n schlagen lassen, in denen die Amerikaner aufgefordert werden, das Land vordem 4. Septemberzu verlassen. Der genannte Vertreter erklärt, die zu Beginn des Monats I-i^i- rn Cananea stattgehabten Unruhen seren der Anfang einer Bewegung gewesen, die sich weit auszubrciten und den Tod zahl reicher Amerikaner in den außen liegenden Provinzen risch sich zu ziehen drohe. Präsident Diaz und die Regierung seien bemüht, den Geheimbund zu unterdrücken, und es seien rn der Stadt Mexiko bereits eine Anzahl Personen verhaftet worden. Oertliches und Sächsisches. Dresden, 13 Juli —* Se. Majestät -er König traf heute vormittag von Wachwitz zu Pferde im Residenzschlosse ein und empfing hier die Herren Staatsminister, sowie die Departementschess der königlichen Hofstaaten und den königlichen Kabinettssekretär Vorträgen. Nachmittags kehrte der König wieder nach Vi Wachwrtz zurück. —* Nächsten Sonntag, den 15. d. Mts., wird sich König Friedrich August, wie bereits erwähnt, mit seiner Familie über Bad Elster zu einem dreiwöchigen Aufenthalt nach Sers in Tirol begeben. In der Begleitung werden sich befinden: Flügeladjutant Oberst v. Wilncki, Geh. Legationsrat von Stiwlitz, Leutnant Frhr. v. Humbracht und Hofdame Fräulein v. Schönberg-Nolkschönberg. Ihre Exzellenz die Frau Ober- hofmcisterin von der Gabclcntz-Linsingen wird direkt in Seis cintrcsscn. —" Zur heutigen Mittagstafel bei Ihrer Majestät der Königin-Witwe war Oberhofmarschall Freiherr von dem Bussche-Streithorst nebst Gemahlin mit Einladung ausgezeichnet worden. —* Ihre Majestät die Königin-Witwe begibt sich am Montag zu längerem Aufenthalte nach Reheseld. —* Zu dom Besuche Sr. Majestät des Königs iu Ge>- i n g ist noch zu meiden, -daß die Stadt 3000 Mark für be dürftige Arme ials König Friedrich August-Stiftung) gestiiiet Hai. Uobcr -das Mustcrlnger der Firma Diestelhorst. Kunst- und Möbeltischlerei, sprach sich der König sehr anerkennend aus. Unter Den kunstvoll gcartlielteten Nibbeln erregte ein Tisch, für den Großherzog von Weimar bestimmt, besonderes Interesse. Der königliche -Bcffnch in Gcising dauerte länger als geplant war. — Im Aufträge des Kaimncrherrn v. Lüttichau aui Schloß Bärenstein hatte Herr Traiteur Paul Siegel. Dresden, Walpurgisstraße 10. das Diner zu 16 Couverts geliefert. —* Herr Tr. Arnold, früher Ratsassessor in Dresden, zurzeit in Güttingen, ist gestern daselbst einstimmig zum jurst tischen Senator gewählt morden. —* Gestern abend '/«II Uhr ist hier eine in den weitesten Kreisen bekannt gewordene Persönlichkeit, Herr Hotelier Earl Herold, im 60. Lebensjahre entschlafen. Der Verstorbene kehrte am Montag nach Iwöcyentlichei» Kuraufenthalt in Reichen hall schwerkrank »ach Dresden zurück und erlag einer Arterien verkalkung. Bereits vor 6 Jahren vermochte Herr Herold sein Wjähriges Gcschäftsiiibiläum unter reger Anteilnahme zu feiern. Am 6. Januar 1875 erössiiete er an der Blumenstraße Nr. 31 ein noch viele» wohlbekanntes Restaurant unter dem Namen .Lüdickes Wintergarten". 1876 wurde daselbst die englische Roll- chuhbahn eröffnet. Es war danials ein herrliches Fleckchen Erde mit seinen 100jährigen Bäumen und Parkanlagen. Heute würde man kaum mit Bestimmtheit den Platz bezeichnen können, wo es gelegen. Alles bat mit der Ausdehnung der Stadt nach Osten zu dort weichen müssen. Nur 3 Jahre bewirtschaftete Herr Herold das Geschäft, um alsdann 1878 im April am Holbeinplatz, Ecke Cranachstraße. ein ganz bescheidenes Vorstadt-Restaurant zu er öffnen. Durch Fleiß und unterstützt von seiner geschäftstüchtigen Frau, gelang es ihm, dasselbe nach und nach zu einem respek tablen, czutbesuchten Lokale zu gestalten. Acht Jahre blieb Herr Herold dort, um alsdann am 1. März 1886 das unter dem Namen „Sieberts Restaurant" bekannte, gegenüber der Sovhienkirche ge legene Lokal in Pacht zu nehmen und unter dem Namen Restau rant „Deutscher Herold" neu zu eröffnen. Inzwischen batte sich seine Tätigkeit auch auswärtigen Geschäften zugewandt: so leitete er ans dem Deutschen Turnfeste 1885 die große Pschorrbräu-Halle, und seitdem ist wohl kein größeres Fest in Dresden gefeiert worden, wo nicht der „Deutsche Herold" vertreten war. Welcher Besucher der Dresdner Vogelwiese hätte wohl nicht schon die große Festhalle „Deutscher Herold" besucht. Seit Jahren war Herold auch Traiteur auf dem Rennplätze rn Seidnitz. 1888 gelang eS ihm, das große Eckgrundstück an der Sophienkirche, in dem er schon 2 Jahre Pächter war, käuflich zu erwerben, und seitdem war er unausgesetzt bemüht, es durch ausgedehnte Umbauten zu einem großen und gern besuchten Hotel zu machen. Herold war feit langen Jahren sowohl Vorsitzender des Vereins Dresdner Gast wirte, wie auch Armenpfleger. Gewerbegerichtsbeisitzer. verpflich teter Sachverständiger beim Amts- und Landgericht usw. Am Montag vormittag dürfte die Beisetzung erfolgen. — Ans unserem Leserkreise wird uns geschrieben: „Seit dem Uebergange der Straßenbahnen in städtische Verwaltung ist man aufs eifrigste mit der Verbesserung des GleisnvtzeL der Stadt bemüht. So sind beispielsweise gegenwärtig wieder starke Arbeitcrlvlonnen unter der Eiscnbahn-Ueberfübrung der Prager Straße und auf der Strecke der Ammon-Straße zwischen Plauenscher Platz und Carola-Straße tätig. Das Rütteln und Stoßen der schweren Motorwagen hat an den genannten Stellen die Schienen dermaßen gelockert, daß darunter auch die Straßen- oberflächen-Bcfestigung leidet. 'Namentlich bei Asphaltbelag tritt dieser Uebelstand am deutlichsten in Erscheinung, da selbst bei sorgfältigster Ausführung in kurzer Zeit die Lockerung sichtbar wird. Es bleibt daher nichts übrig, als die unter den Schienen entstandenen Hohlräume mit Awbaltbeton auszufüllen und auf diese Weise ihnen mehr Halt zu geben. In dieser Beziehung wäre es geboten, die Aufmerksamkeit der Straßenbahn-Verwaltung ein mal auf die Gleise der Ostra - Allee zu lenken. Das Pflaster Kunst und Wissenschaft. -f* Residenzthcater. Vor recht gut gefülltem Hause setzten gestern albend die zu dem Linse mannfchcn Schausprel- Enfemb'le vereinigten Berliner Gäste ihre Spielfolge mit Maxim Gorkis tiefernstem „Nachtasyl" sort. Das Stück ist sür Dresden längst keine Neuheit mehr: einlge im Eentral- Theatrr mit beträchtlichem Erfolge durch Mitglieder des Deutschen Theaters und des Berliner Lnsllpielbauses absolvierte Aufführun gen deS bekanntesten aller Gorlischcn Dramen, lowic die glänzende Wiedergabe des Originals durch Stanislawski Meislcrtruppc stehe» noch in lebhafter Erinnerung. War eS die Erinnerung an diese ganz vortrefflichen Vorführungen, oder war es der Umstand, daß man sich der dramatischen Schwächen der qualvoll-düsteren „Szenen aus der Tiefe" der öfterem Anhöreir des Gallischen Stückes lebhafter als zuvor bewußt wurde — eine volle Befriedigung, eine bis ans He« greifende Jnnenwirkung wollte gestern abend nicht Platz areifen. Das bedenklichste Zeichen für eine den Absichten des Dichters direkt -uwiderlauseude Interpretation seines Werkes war die beinahe herzhafte Heiterkeit, die hie und da im Zuschaner- raum bemerklich wurde, wozu allerdings entschuldigend bemerkt fei, daß wohl auch ein Teil des p. t. Publikums zu dem Galli schen Sittenbilde nicht ganz die rechte Distanz einzunelnnen ver mochte. So viel ist auf jeden Fall sicher, daß die Vorstellung mit großer Sorgfalt vorbereitet war und daß ein jeder der Darsteller mit ganzer Hingebung und redlichen» Bemühen bei der Sache war. Vieles aber, was bei den früheren Aufführungen des „NachtasulS" durch eine geschickte Regie als unaemein stimmung- fördernd den eleudaimendcn Szcnenbildern eiugefügt worden war, wie da» unablässige Hineinklingcn des frischpiilsiercndcn, oft scharf kontrastierenden Großsladllebens von der Straße her, wurde gestern nur ungern vermißt. Daß der dritte Aufzug den Vor schriften Gorkis zuwider gleich den übrigen Akten i» dem unter- irblsckrn Schmutzloche von Nachtherberge spielte, soll nicht als besonderer Nachteil der Aufführung registriert werden: auch die früheren Dresdner Aufführungen hatten sich dieselbe Rcgielizen» verstattet, die offenbar das Gute für sich hat, daß die Anfführunas- dauer durch einen zweimaligen szenischen Umbau nicht noch mehr auSaedebnt wird, als sie die recht breit auseiuandergezogenen und immer wieder auf denselben Ton gestimmten Gorkischen Szenen bilder menschlicher Verkommenheit ohnedies erheischen Als die beste darstellerische Leistung des Abends verdient die Rollenzeich- uung des Pilgers L»ka. des Pdilosophen mit dem cinsältigen Kindcsgcmüle (Herr Bildt), hcrvorgehoben zu werden, obgleich sie in sprachtechnischer Hinsicht nicht ganz frei war von dem Mangel der Undeutlichkeit und des Zulersesprechens. Viel häufiger aber ivar bei der geflrigen Aufführung der gegenteilige Fehler allzu lauten Stimmanftrags z» bemerken: zumal bei den Abgängen machten einige Darsteller einen so nns- giebtgen Gebrauch von ihren Kehlen, daß die Kulissen zitterten. Ueberhaupt wurde ein bißchen viel „Theater" gespult im bösen Sinne des Wortes: man hätte denken können, daß nicht nur der „alkoholvergistete" ehemalige Schauspieler des Stückes (um dessen Darstellung sich im allgemeinen Herr Legal verdient machte), sondern auch der Herbergswirt Jwauowitich und sein hiihlenschcs Weib Wassilissa, der Schlosser Kleschtsch und der Mützenmacher Bubnow. die Dirne Nastja und der Uhren- und Tagedieb Wasjka Pcpcl in früheren Tagen einmal beruflich auf den weltbcdeutende» Bretter» gestanden hätten. Das unleugbare Verdienst Gorkis, in seinem „Nachtasyl" etliche dem wirklichen Leben fein abgelauichte Menschentypen gezeichnet zu haben, erschien durch diese mehr oder ivenlger kulissenhafte Rollenverkörperung vielfach i» einem getrübten Lichte. An Beifall fehlte es indes den Darstellern, unter denen noch Herr Hagen für seine maß volle und treffende Wiedergabe der Baronkarikatur und Herr Ebrle als Satin belobt leien — nicht, so daß sich der Borhang nach jede»» Aklschlussefzu wiederholten Malen heben konnte. —ät. f* Konzert. Die Damen und Herren des Freiwilligen Kirchenchores der Martin Luther-Gemeinde gaben gestern, wie alljährlich um diese Zeit, ein Sommer- Konzert »in Linckeschen Bade. Das dein Charakter und den Zielen des Chores mit seinMlig künstlerischem Verständnis awgepaßte Programm gedachte an erster Stelle des nayeliegen- den fünfzigsten Todestages Robert Schumanns mit einigen seiner für gemischten Chor bearbeiteten Lieder: ,^So fei gegrüßt viel tausendmal", „An den Sonnenschein", „Schön Mimclein" and „Der Schmied". Schon damit erzielte der Chor einen wohlverdiente», von lauter Anerkennung aus- gezczchrieten vollen Ersolg. der maßgebend sür die Stimmung des Abcn-bs wurde. 'Noch Ichhosler als diese hier und da öfter dargebolenen Gesänge sprachen Franz Schuberts „Deutsche Tänze" an, die wir in der Bearbeitung für gemischten Chor (scchsstimmig) »ist Orchesterbegleitnug von Carl Fliiner lTert von L. Steiner) hier zum ersten Male hörten. Der Versuch, die reizvollen^ im alten Stil gehaltenen Stücke Schuberts in chorischer Faslung zu verwerten, ist an sich grtt- zuheißen und nicht weniger anerkennenswert sind Sorgfalt und Verständnis der künstlerischen Arbeit. Wohl sind in dieser nicht alle dreizehn Stücke gleich eindrucks- und wirkungsvoll gelungen, namentlich nicht in den die Verbindung herstellendcn orchestralen Zwischensätzen, in den meisten »st aber doch der '-Lokalsatz sehr geichicki. dank- und sangbar behandelt, der Stil gewahrt und die fesselnde Licbenswürdiakeit des Originals fcst- gehalicn worden. Gelungen wurden sie ausgezeichnet, einige, wie „Komm, Liebchen, komm", „Warte nur, stürmischer Knabe", „Hoch wogen die Pulse", „Aus, lasset sie Jubelsanfaren er schallen" sogar ganz hervorragend schön. Man sagt Herrn Kantor Albert Rümhild und seinen intelligenten, flei- ßigcn Sängern und Sängerinnen nichts Neues, wenn man sie auch hei dieser Gelegenheit wieder als eine unserer besten und ersten chorifcbeii Vereinigungen rühmt. die, von hohem künst lerischen Geschmack geleitet, eine Ausnahmestellung unter den hiesigen gemischten Chören beanspruchen darf. Nicht nur rein technisch gelingt hier alles sicher, zuverlässig und tadellos, auch im Adel der Auffassung, in der zwanglosen Natürlichkeit, mit der ohne Absicht aiff den bloßen Effekt gsiungen wird, zeichnet den Römhildschen Chor vor manchem anderen auf das vorteil- Haftaste aus. Nicht weniger lebhaft und allgemein war der Bei fall. mit Dem zwei Rhcinbcrgerlche Chöre ausgenommen wurden, und einige humorvolle Volksliodcr: „Der Gutzgauch". „Der Schlosseracselle". „Ich ging einmal Ivazieren", -.Tanzlied" un- bas Tirolerliedchen „Wenn der Schnee von der Alma wegggeht" (Zugabe). — Zn der rein und stimmungsvoll abgetönten Be- aleilung der Schnbcrtschcn Tänze zeichnete sich dl« Kapelle des S chü tz c n-R e g i m c n t s aus, nicht minder in ihrem von Herrn Musikdirektor Helbig geleiteten eigenen Pro gramm. Die ..Zauberslvtcn"-Ouvertüre, Szenen ans .Lohen- grin", Sieuermaiinslicd („Fliegender Holländer") usw. «vurden vortrefflich, schwuug- und temperamentvoll gespielt, und einen st