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ihre Träume gingen diese Gedanken ihr nach. Ganz gemartert vor Angst über ihre» Traum machte sie am andern Morgen aus — sie hatte getraut werden sotten und entdeckte vor dem Altar, das sic vergessen hatte, ihr schönes, weißes AtloSkleid an-uztehen. Elli weilte n»n bereits seit drei Wochen bei ihren zukünftigen Schwiegereltern und begann, such lieimlich zu gestehen, da» sie sich da» Leben in der fürstlichen Residenz anders vorgesielll haue — lebhafter, abwechslungsreicher. Hans hatte ihr erzählt, da« seine Schwesiern die Hosbälle besuchten, er halte vom Theater und Konzerten gesprochen, wo er dies und iene» gesehen und gehört und Elli fühlte sich etwaö enttäuscht, jetzt nichts von alledem lennen zu leruen. Tas e beater war ge>chtosse»: der Fürst und die Fürstin lebten aus ihren ungarischen Besitzungen wie alljommerltch: die ganze Gesellschaft, mit wenigen Ausnahmen, weilte u> den Badern oder reiste in der Schweiz, Tirol, Skandinavien umher. Äußer zwei charleiikvnzerie» wöchentlich gab es in dieser Hochsommerzeit m der Tat nichts ^sür ein nach Zerstreuung uu» Lebensgenu» lechzendes Gemüt. Selbst die Straßen waren öde Eilt erzählte viel und mit Begeisterung von der „Saison" in ihrer kleinen Heimat stadt Dieselbe volle sich iett einer Reihe von Fahren zu einem Kurort ausgewachsen, der von Fahr zu Iabr mehr besucht wurde und wo sich viel feines Publikum versammelte, dem man allerlei Zerstreuung vol Ans Ellis Reden hörte man deutlich ihre Sehnsucht nach solchen Anregungen: Eveline siihlie das und suchte Elli ein wenig zu entschädigen. Aber ihre gute Absicht trug ihr nur einen peinlichen Verdruß cm. Sie war mit dein Vater und Elli zu einem jener Gartenkvnzerte gegangen, das von dem Publikum siark besucht zu werden Pflegte. Tort hatte sich Tbunsels ihnen angeschlossen; spater kam noch ei» dritter Heim: in der Pause schlug letzterer den beiden anderen Herren »m ein wenig umher zu gehen. Eveline und Elli blieben m der etwas abseits gelegenen Laube, wo sie Platz genommen, zurück: die daneben befindliche war unbesetzt und so konnten die beiden einmal >o recht von Herzen zusammen plaudern: sonst waren immer die Mutter oder Helene zugegen, denen sich Elli nicht so nabe angeschlossen. „Eveline, ich wollte Dich schon immer trogen, wie es um 'Dem Herz siebt," sagte Elli mit herzlicher Wärme, als das Gespräch eine solche Wendung geradezu veranlaßie. „Hans sagte mir, ich solle mich Dir so eng w:e möglich anicnließen Ich habe Gott gedankt, daß Du so lieb zu niir bist: ich habe Tm alles vertraut, was mich und Hans angebt — aber eigentlich muß doch das Vertrauen gegenseitig sein!" schloß sie bittend. Eweline konnte nicht antworten, denn lin nächsten 'Augenblick ereignete sich etwas sehr Unerwartetes, höchst Peinltches. Eine Gruppe sehr laut redender junger Männer ging an der Laube vorüber, jeder einzelne sali mit freien, bewundernden 'Blicken hinein — der eine rief sogar ein staunendes „Donnerwetter!" und wollte stehen bleiben: aber während einer seiner Gefährten ihn am Arme ergriff und wrizog, trat ein anderer, mit breitem Lächeln den Hut lüftend, rasch in die Laube, streckte Elli eine vlnmpe Hand entgegen — ohne Handschuhe, diese steckten kokett in der Brusitasche seines Rockes — und rief vergnügt: „Tag. Fräulein Blitz! Sieh einer, sind Sie guch 'mal hier? Wnnderte mich schon immer, nur Ihre Schwester im Laden zu treffen! Bm hier, um uwiue Zeit abzndiene». Ree, wie mich das freut, Sie zu sehen! Bitte, mich vorzusiellen." Seine Freunde drängten sich jetzt um den Eingang. Elli batte sowrt den jungen Kaufmann erkannt, der in dem Materialwarengeschäft, dem Laden ihre» VaierS gegenüber, verkaufte, Sonntags aber regelmäßig einige Blumen für sein Knopfloch holte. Der Mensch ging sie nicht das geringste an, war ihr von jeher .i.'angenehm gewesen wegen seiner durch nichts gerechtfertigten dreisten Vertraulichkeit und jetzt — jetzt batte sie ihm in zögernder Verlegenheit die Hand gegeben, während seine Begleiter, vor der Laube sieben blieben, neugierig der Begrüßung zusahen und Miene machten, sich zu . « s beleidigt emporsprang und sie wütend ansnh. Ebe er noch etwas sagen konnte, riefen seine Kameraden spottend: „Abgeblitzi! Die Dame» sind schon engagiert! Komm nur her, Peter, tröste Dich, Du bist nicht der Rechte!" Wütend sprudelte der junge Man» irgend eine Beleidigung hervor: die erschrockenen Mäd chen hörten sie jedoch n'chr, denn Eilt nes plötzlich wie erlöst: „Der Vater! Da sind die Herren!" und die Belagerer traten m't verblühten M'.enen, verwirrt eine Entschuldigung naiiimclnd, unter den erstaunten, fragenden Blicken der würdigen, alten Herren beiseite. Man ließ sie, ohne ihnen ein Wort zu gönnen, abziehen. „Was bat es denn gegeben, Kinder? Die Menschen belästigten Euch? Da bört denn doch alle» am!" rieten der Vater und He iw von Thunsels. Elli iank ganz vernichtet da sie reu indirekten 'Aulaß zu dieser Szene gegeben — auf ihren Stuhl und es kostete hatten es war nicht mchr die Rede davon. Elli erholte sich aber nicht so schnell, sie blieb blaß und sttimm und lächelte nur gezwungen, als chr Schwiegervater ihr freundlich »urief: „Aber. Klein«, wie kann Dich das nur so aus der Fassung bringen'?" „Bitte liebste Eveline, jage nichts! ES ist für Deine Eltern so schon schlimm!" stammelt« Elli aus dem Heimwege, nlininst das viel zu tragisch, Elli, ich kann jetzt jchon lachen über Deinen KommiS!" ^"'me zu be^ «Ja. da n dehan » ticsstei t. Du sie Muhe. Nicht laut zu weinen. Eveline sagte jedoch schnell ge'aßt: „Ich glaube, sie hat getrunken! Sie meinten, h.er seien noch Plätze frei." Damit gab man sich zufrieden; Du ^ , ^ ^ , — suchte Eveliiie zu beruhigen. " „Ja. das kannst Du! Dich hat nie der erste beste in frecher Vertraulichkeit als seines gleichen behandeln dürfen! Mir hängt das an und ist nicht von mir loSzulösen," erwiderte Elli in tiefster Bitterkeit. „Das „dürfen" streiche nur! Wie ich Dich kenne, hat er's nie gedurft. Du hast um des Geschäfts willen höflich bleiben müssen, auch in der schroffen Ablehnung. Das nimmt Dir Deine Würde nicht, liebeS Herz." „O. Eveline! Wie Du das alles richtig ansiehst! Wie Du zu trösten verstehst!" „Well ich ruhig bin und objektiv urteile. Mir kann der arme Mensch beinahe leid tun: er wollte Dir mit allen Kräften den Hof machen und blitzte jo schrecklich ab. "" " ° ' -- beurteilen, Elli! Der hat auch keinen freuten sich so teuflisch über seine Nieder.-« . - eine himmelblaue Weste angehabt und einen kolossalen Siegelring am Finger getragen. „Und dieser Schnurrbart! Es ist erreicht!" ries Eveline. Trotz ihres Schreckens hatte» sie wirklich viel mehr gesehen, als sie selbst gewußt, und mm amüsierten sie sich über den Stutzer. Dieser erste Versuch, Elli mehr Zerstreuung zu bieten, blieb nun aber doch der einzige, ohne daß man Worte darüber verlor. Und Elli, an die Ungebundenheit gewöhnt, die un Ellernbause herrschte. daS mit seinem Garten immerhin schon mehr Bewegung bot, lang- wcl"e sich bei dem zurückgezogenen Lebe», welches Rothhausens so voll und ganz befriedigte, bis zur Pein .Sie hatte überdies nie gern still sitzen und Handarbeiten machen mögen, verstand sich auf die einfache Näharbeit und das in einem Haushalt doch so nötige Aus- bessern gar nicht, sie war glüctttch, wenn sie aus irgend einem Roman vorlesen durfte, während die Mutter und die Schwestern stundenlang künsllich Löcher in der Wäsche stopften und Nickten oder ihre Kleider aussnschtcn „Du hast cs wirklich unglücklich getroffen; im Hochsommer ist eben gar nichts los: hier fängt frühestens im Oktober das Theater und das Gcsellschasisledcn an," sagte der Vater, den die Erschlaffung peinigte, die sich in Ellis zzanzem Wesen kundgab und die sie sich auch nicht bemühte, zu verbergen. Sie ließ ihre csache» jetzt in den Zimmern umherliegen, räumie sie auch in ihrem Schlafzimmer nicht beiseite und stand gegen alle Hausordnung spät auf, so daß das Kaffeegeschirr stundenlang auf dem Tische bleiben mußte. Nach und nach verdroß dies alles die Mutter und die Töchter: aber die erslere wollt« durchaus nicht „böse Schwiegermutter" spielen und die Schwestern behaupteten, nicht das 'Recht zur Erziehung zu haben. Trotz dieser kleinen und großen AnSslellnngem die man im stillen machte, blieb Elli aber immer der mit größter Rücksicht behandelte Gast deS Hauses Eveline, die täglich weite Spaziergänge mit ihr unternahm, welche in der reizlosen Gegend freilich nur als Bewegungsmtttel Wert hatten, war ihrer Schwägerin auf diese Weise viel näher getreten. Sie allein tat dadurch tiefere Blicke in den volresilichen Charakter des Mädchens: sie allein konnte, auch ohne Elli zu kränken, gelegentlich Winke fallen lassen, wie: „Eine wahre Dame, eine gute, gebildete Frau wird immer die Ordnung als eiivas Unentbehrliches em pfinden." Und wenn Elli dann auf diese absichtliche Bemerkung ganz naiv antwortete: „Ja, dazu hat sie auch ihre Leute," tröstete sich Eveline damit, daß sie vorläufig nichts weiter tun könne, als Samenkörner in die Seele des unerfahrenen jungen Wesens zu streuen. Im Grunde empfand Elli es wie eine Befreiung — und auch Rothhausens atmeten erleichtert auf — als ein Brief von Hans an die Mutter eiulraf, in welchem dieser meldete, die beiden Schwestern seiner geliebten Braut seien an Masern erkrankt und Elli müsse schnell nach Hause komuicn, sie zu pslegen. Ellis Eltern hätten ein Fräulein für den Laden engagiert, in welche» seine Braut natürlich nicht wieder zurückkehren würde. Außerdem schrieb Hans sehr glücklich, es sei ihm unter der Hand mitgeteilt tvorden, daß er die Ver tretung eines erkrankten älteren Herrn für voraussichtlich lange Zeit zu übernehmen haben werde: nähere Nachricht habe er noch abznwarien. Dann heiraten wir Mort und ich nehme meine geliebte Elli heraus aus dm uner» glücklichen Verhältnissen, in die sie so gar nicht paßt. Richte Dich also darauf ein, liebste Mama, daß Du untere Ausstattung bis dahin fertig machst. Was Du etwa noch kaufen mußt, nimm gut und solide, aber einfach: ich habe Bankier Rose angewiesen, Dir die Beträge zur Verfügung zu stellen. Ich lade Euch nicht zur Hochzeit ein, Ihr Gesiebten, denn Ihr paßt nicht iit den Rahmen derselben. Euch will ich dann in i-nserm neuen Heim empfangen, wo Euch die gewohnte .Harmonie umgeben soll!" schloß er. Eli! hatte gleichzeitig einen Brief erhalten, der wohl eine» ähnlichen Inhalt enthalten mochte. Daß Sie jubelte, konnte man ihr >n Bezug ans Hans nicht verdenke» — sie hatte ja auch Masernanstcckung nicht mehr zu fürchten. Andererseits trat sofort jede ihrer liebenswürdraen Eigenschaften in der Freude ihres Herzens wieder hervor, besonders eine rührende Dankbarkeit für alle die Liebe, die man ihr hatte angede'hcn lassen. Mtttwoch.) 1Il_lNIN> !M»INI! t«>»>»»»«»>» I«!NI»I t e umNU-I»»«»«»», Vien« I Iir KMet ^ rnir lg Uri;! z sf. Werk, Gehäuse, echt Nusbaum furniert. 100 cm lang. Dieselbe mit Herr!. Gong- I schlag 22 M. Neuheit' Mit stanbsichercm I Verschluß M. ' i OE' : N» 6oi»i. I»i,n,«>i>-r t>, v. I8M. an. 2 Jahre schriftliche Garantie. ?! Kllso Vrvppsvdanor, z Ulirnimchrr, Srsicsfelstrasie 21>. Gcgniudct 1871. Versand franko. > Asr- u.A1Iöökä.rWs, 2isr-2lrLucLsr. LoMrsn Dügltiöir.) Lsere-Msi ete. ete. Gut bewurzelte, kräftige L »»vvrpKaii rvn von nur aroßfrüchtig. Sort.. pro lOOSt M.3.50. IOOO St.M.30. 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