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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 02.07.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-07-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030702024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903070202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903070202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-07
- Tag 1903-07-02
-
Monat
1903-07
-
Jahr
1903
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Mk» um e« ,u desitzen. Rach «ine, Panse, die der DiS. kulsion folgte. sprach Herr Professor Dr. Bater-Tbarandt über den aus den. Trockenen gebildeten RohhumuL und seine Bekämpfur 'Nack mehrere» Mitteilungen wurden die Beratungen geschivss, Nachmittags fand ein gemeinsames Essen und abends ein gesellig »etberiebt. 1. Juli. öen Garten hat sich bmittags Beijamniensein statt ... V*Die Versicherte» der Dresdner Allgemeinen V ers r ch cru n gs - Sl n sta t t waren für Dienstag abend nach der „Eentralballc" am Jischhosplatz nochmals zn einer außer» vrdent > ichen Hauvtversamm l» na einderufen, um über die Gültigkeit der Wahl der in der ordentlichen Generalversamm lung vom 18. d. M. gewählten Aiisschußmitglteder und über die Liquidation der Anstalt ,»m Zwecke der Verschmelzung mit der „Augusta", Allgemeine Deutsche Invaliden- und LebensverücherunaS-Aktiengriellschaft in Berlin, zu beschließen. Der Versammlung ' '' die von 258 Mitgliedern besucht war und von "?errn Breßler geleitet wurde, wohnte wiederum als Beauftragter des Kaiserlichen Versicherungsamtes Herr Regierungsrat Dr. Wagner aus Berlin bei Nachdem Punkt 1 der Tagesordnung, betreffend dle Bestätigung der in der Veriammlnng vom 18. d. M. gewählten AuSichunmitglieder ohne Debatte erledigt war. trat man in die Besprechung des mit der „Augusta" abzuichließenden .vnsionsvertrageS ein. Herr Direktor Lehleitner gab zu den ein zelnen Punkten des Vertrages, der an sämtliche Versammlungs teilnehmer verteilt worden war. die nötigen Erläuterungen. Hier nach überträgt die Dresdner Anstalt ihr Vermögen als Ga»zeS einschließlich der dar» gehörigen, in Dresden beleaenen Grundsiücke und aller ausstedenden Forderungen mit allen Rechten und Ver bindlichkeiten nach dem Stande, wie er auf Grund der aus den 31. Tezeniber 1902 zu ziehenden Bilanz sich ergibt, insbesondere ihren gesamten Versicherungsbestand an die „Augusta", die dieses Geschäft mit Rückwirkung vom l. Januar 1903 ab für eigene Rechnung weiterführt. Ferner geben die Lasten und Nutzungen des Gesellschastsvermögens der Dresdner Anstalt vom 1. Januar IM, ab auf die „Augusta" über. Des weiteren übernimmt die „Augusta" vom ttebernahmetage ab sämtliche Verpflich- ruugen der Dresdner Anstalt, insbesondere sämtliche von dieser geschlossene» Versicherungsverträge zur E rsüllnng für eigene Rechnung, ebenso die Erfüllung der noch lausenden Anslellungsverträge von Beamten. Tie Prämienreserve für die von der Dresdner Anstalt übernommene Lebensversicherung wird nach den bisherigen RechnungSgrundlagen der Dresdner An stalt bei der Todesfall- und Sterbegeld-Versicherung insbesondere unter Anwendung eines Zillmersatzes von 7>-> vom Tarnend der Versicherungssumme für den gesamten Bestand gerechnet. Die Abwicklung der Versicherungsverträge erfolgt, ohne daß die Aus stellung neuer Versrchernngslchcine statlsindet. nach den bisher gel tenden Versicherungsbedingungen dieicr Anstalt, soweit aber die Versicherten hiernach Anspruch auf Gewinnbeteiligung haben, gelten für die Feststellung der Höhe des Gewinns und für die Zahlung drsieldcn an die Gewinnbetciligten die Bestimmungen der „Augusta". Die Reserve der Krankenkasse und Gesundheits pflege-Versicherung hastet für die bezüglichen Äersichernngsansprüche gesondert und ist bis zu deren Erledigung von der „Augusta" ge- nennt von ihren anderweitigen Reserven zu halten, was auch bilanzmäßig und zwar für jeden Zweig einzeln zum Ausdruck zu bringen ist. — Bei der Debatte kam es vereinzelt zu erregteren Answrachcn. insbesondere sträubten sich verschiedene Mitglieder immer noch gegen die Verschmelzung mit der „Augusta", wobei geltend gemacht wurde, daß diese Gesellschaft erst im Jahre 1900 gegründet sei und nur mit einer 25prozentigen Einzahluim ihres AliicnkapitalS arbeite. Die von Herrn Regierungsrat Dr. Wagner hierzu gegebenen Erläuterungen klärten schließlich die Versammlung über das Aktieuweieu der deutschen Versicherungsgesellschaften ans, überdies hätte auch daS RcichSoersichernngSamt zu der Verschmel zung beider Gesellschaften seine Zustimmung zu geben und ehe nicht jede Sicherheit für die Versicherten gewährleistet sei. werde der Fusionsvertrag nicht genehmigt. Viel Interesse wurde dem An- itellungSvcrtrage des Herrn Direktors Lehlcitner mit der „Augusta" entgegengebracht: schließlich beruhigte man sich darüber aber auch, nachdem mitgeteilt worden war, daß Direktor Lehleitner als Beamter der „Augusta" noch aus drei Jahre mit etwa '/» seiner bisherigen Bezüge verpflichtet sei. Nach verschiedene» Aussprachen, die säst stets wieder in den bereits bekannlen persönlichen Anzap fungen gipfelten, wurde die Liauidak > on der Anstalt z u m Zwecke der Verschmelzung mit der .Augusta". wie bereits in einem Teile der gestrigen Auflage gemeldet, einitimmig beschlossen. Aut Grund dieses Beschlusses beantragt Herr E. .»mchel als gesetzlich zulässig die ivsoriige Wahl von drei Liguidatoren. Vor- gcschlagcn werden die Herren E. Herichel. A. Noack anü F. Starke, die schließlich auch mit großer Mehrheit gewählt wurden, nachdem ein Antrag des Herrn Direktors Lehleitner, die Zahl der Liqui datoren durch Zuwahl der Herren Rechtsanwalt Engert iSnndikus der Anstalt) und Direktor Koblin von der „Augusta" auf fünf zu erhöhen. abgelehnt worden war. — Durch die Ausnahme der Dresdner Anstalt erhalt die „Augusta" einen Zuwachs von etwa l'»X> Versicherten mit I Millionen Mark Versicherungssumme. -* Das Sommer fest des Vereins der Blinden Dresdens und Umgegend wurde am 27. d. M bei herrlichem Vielter aus der Terrasse des Erbgcr > chtszu Niedervoyritz umer aroßer Teilnahme gefeiert. Wie im "Vorjahre, hatten auch diesmal zahlreiche Gönner reiche Gaben gespendet. Die allgemeine Froblichkeu wurde durch Ekor- und Quarteltgesänge und in den Abendstunden durch cm Tänzchen erhöht. — * Der Fesselballon in der Deulschen Städtcausstellung hat bis legt 150 Auffahrten unternommen. - * Im Schaufenster des Herrn Hugo Borack, Seestraße 4, crckc ZahnSgaisc. »st für Donnerstag und Freitag die Schleife ausgestellt, welche die Damen der Privil. Tchetben- D chn tzcn-Geselli chast iür das deutsche Bundesbanner zum Andenken an das hiesige Bundcsichießen gestiftet haben, und welche in Hannover überreicht werden soll. null nicht und^werde nicht " — „Sie werden Dich ja zu Tode orugeln " — „Das dürfen sic nichi." — „Es lut aber doch weh!" - „Ja. — das muß man eben ertragen." — „Ist denn das heiser als arbeiten?" — „Natürlich bester. Sie peitschen mich nid hören damit au'. Die Arbeit aber dauert von früh morgens ms >n die Noch: hinein, und io jeden Tag. Arbeiten werde M mcht. uiio uwnii sie mich ^u Tode peitschen." Ein anderer "Verbrecher, greine Spezialität ist — Kameraden mmorden. Unter den, neu Ankommenden such: er Neulinge mit Ostld heraus und verführt ne zur Flucht. Irgendwo im dichten Walde icklägt er dann den Kameraden tot. nimmt ihm das Geld ob und kehrt ms Gefängnis zurück. Sechs derartiger Morde wird er beschuldigt. Die Untersuchung dauert bereits mehrere Fahre, und der schrecklichste Moment für ihn ist der, wenn die Untersuchung beendet sein und man ihn aus dem Karzer in das gemeinsame Gefängnis bringen wird. An diesen Moment fürchtet ec sogar zu denken, denn die Arrestanten werden ihn totschlagen. Der ständige Gedanke an die Rache seitens seiner Genossen machte ihn bereits Wahnsinn g. Bor den Fenstern der Gefängniskanzlei zu Alerandrowsk schleicht em fleingeivachsener. düsterer, mürrischer, schmächtiger "Mensch herum. Das ist Komlew. der älteste Sachaliner Scharf richter. Er kenkte auf Sachalin Ist Menschen, und Unzählige bat er gepeitscht. Sem Honorar für eine Erekution beträgt st Rubel Komlew wird von der ganzen Galeere gehaßt. Wo er angetrofsen wird — da ivird er geschlagen. Jeder schlägt ihn. Man schlägt ihn wie einen Hund, bis er bewußtlos irgendwo in einen Graben fällt. Komme er wieder m fick, io geht er seiner Wege. Komlew ist sein Scharsrichier-Pieudomim, von „Komli", verabreichen, das heißt mit dem dicken Ende schlagen. Er wurde wegen eines Nanbcuttalls und Mordversuchs zu 20 Jahren Sachalin verurteilt. Er selbst, erhielt von Zeinen „Lehrer'. dem Scharstichter TcrSki. 115 Peitschenhiebe. Sein Körper sicht aus. wie mit gstihendein Eilen gebrannt. An einigen Stellen ist statt der Haut nur ein rotes, ganz dünnes Häutchen. Bald darauf konnte er sich an Derski rächen. Dieser wurde dabei ertavpt, wie er sich von einem Arrestanten bestechen ließ, und zu 200 Peitschen hieben verurteilt, die chm Komlew verabreichen durfte. Eine der graniamsten Strafen bestellt darin, „durch die Dchulter" zu veiticben. Entstellt, verstümnielt. kaum lebend ver lassen die aus diese Weste Gepeitschten das Erekntionslokal. Jedes mal nach 5 Hieben wechselt der Scharfrichter die Rute und tritt an die andere Seite des Delinquenten. To geht's bis zu 100 Hieben Dabei sieht ein Arzt, der den Arrestanten nach je 10 Hieben untersucht, um einzuichreiten. für den Fall, als dieser «vettere Hiebe nicht ohne -schaden für lein Leven vertragen olllc In diesem Falle wird die Erekution ausgeschoben. Aber anfgeschoben ist nicht aufgehoben Sobald der Verbrecher sich nur haLweaS erholt hat, wird die Erekution fortgesetzt. ' . zu bruche in eine Jahrradfabnk in "Vorstadt Alt-Gruna zwei Fahr räder gestohlen worden. Der eine der Einbrecher wurde aus frischer Tat, der andere nachträglich in Teplitz festgenommen. Beide Einbrecher, der 2t Jahre alte Kutscher Palm und der im gleichen Alter stehende Fensterputzer Rosenkranz, sind erst vor einigen Tagen aus Teplig nach Dresden gekommen Beide Fahr räder-sind gesichert. — Am 37. Mai d. I. hat am hiesigen Haupt- bahnhose ein noch unbekannter Dienstmann der Genossenschaft „Expreß" von einem Herrn den Auftrag erhalten, bei der Kasscn- verwaltuug des AlbertvereinS einen Lottcriegewinn abzubeben und diesen Auftrag auch ausgeführt. Der Betreffende wird ge beten, sich zu 6. 17. W 2003 bei der Kriminalabteilung, Haupt- polizei, Zimmer 29, zu melden. —* Im Kühlraum der Hauptmarkthalle sind am Dienstag früh eine größere Anzahl Korbe mit zunge» frischen Bohnen durch Begießen mit Petroleum böswillig beschädigt worden. —* Gestern abend mußte in seiner Wohnung auf der Kanal- gasse em Mann sestgeuo m men werden, der in einem Wutanfall alles zerschlug, großen Lärm verübte und zweimal aus dem Fen- ster schoß. —* Aus dem Transporte von Berlin nach Dresden ent sprang gestern abend in der 11. Stunde wäbrendder Fahrt zwischen Kötzschenbroda und Radebeul der Schmied Wollburg, der wegen mehrerer Einbruchsdiebstähle, die er hier in Dresden be gangen hatte, vor einiger Zeit in Berlin verhaftet worden war und nunmehr m das hiesige LandgcrichtSgcsängnis eingeliefert werden sollte. —* Gestern abend in der 9. Stunde wurde in der Nähe der Garnisonmühle im Plauenscheir Grunde ein Notzuchts ver brechen verübt. In der Nähe der Bicnertmühle in "Vorstadt Plauen schloß sich einem von der Arbeit hcimkehrenden etwa illjähri- gen Mädchen auS Potjchappel ein in Birkigt wohnhafter Bursche an. Er wußte das Mädchen zu überreden, mit ihm von der Straße abzuweichcu und den von der Garnijonmühle ab an der StaatSbahn hinführenden Fußweg zu gehen. Hier verstopfte der Bursch« dem Mädchen, um es am Schreien zu verhindern, den Mund, würgte eS und verging sich an iym. Den Vorgang hatten jedoch drei Mililärmüller beobachtet. Sie nahmen sofort die Ver folgung des "Verbrechers auf. erreichten ihn in der Nähe der soge nannten Zweipfennigbrücke bei Günthers Busch und schlugen ihn, da er sich zur Wehr setzte, mit den Fäusten nieder. Dann über gaben sie >bn der Polizei. —* In Plauen i. V. ist es am Montag, wie gestern schon telegraphisch berichtet, anläßlich des Maurerstreiks zu Ausschreitungen gekommen. Auf einigen Bauten war von wenigen Maurern weitcrgearbeitet worden. Dies erbitterte ein zelne Ausständige derart, daß sie mit Steinen nach den Betreffen den warfen, ueberall waren Posten ausgestellt, denen es zur Ausgabe gemacht toar, die noch Arbeitende» bei Feierabend zu veranlassen, sich dem "Ausstande anzuschließcn. Auch aus dem Oberen Bahnhof kam es gegen Mitternacht zu Ruhestörungen. Bereits abends in der 11. stunde war, wie der „Bogll. Anz." initteilt, der Obere Bahnhof förmlich belagert. Aus dem Gewerk- schaftshaus ..Schillergarten", wo die Sozialdemokraten ein Siegesfest feierten, strömten meist jüngere Bauarbeiter in Massen — auch mehrere Frauenspersonen befanden sich darunter — nach dem Oberen Bahnhof, um diesen „zu besetzen". Man vermutete nämlich, daß mit dem nach 12 Uhr in Plauen eintreffenden Egerer Zug böhmische Arbeitswillige ankommen würden. Um diese zu erwarten, hielten die Streikenden den Fußweg zum Bahnhof, den Vorplatz, die Wartehalle und den Egerer Bahn steig beseht. Da die Leute den Weg versperrten, so mußten die um einen Posten verstärkte Bahnhofswache, der diensttuende Stationsbeamie. der Bahnhofsportier usw. einsch-reiten. AIS der Egerer Personenzng einfubr. stiegen die „Wogen der Erregung". Alles stürmte nach dem Bahnsteig, und man musterte scharf die Ankömmlinge, unter denen sich jedoch keine böhmischen Arbeiter befanden. Der Verkehr stockte, den ankommenden Reisenden mußte mit Gewalt Platz zum Passieren geschafft werden. Einige der Leute hatten sich auch an Personen tätlich vergriffen. So wurde ein Bürger, der Briese aut den Bakmhof gebracht und mit einem Schutzmann gesprochen batte, von einem halbwüchsigen Burschen bedroht, ins Gesicht geschlagen und ibm der Klemmer zerbrochen; man hatte in dem Bürger einen „Spitzel" vermutet. Aus Am ordnung des diensttuenden Stationsbeaiitten wurde der Bahnhof aegen halb 1 Uhr geschlossen. Die Leute zogen dann nach der Unterführung des Bahnhossfukweacs, nahmen dort Aus stellung und schickten ab und zu einen Boten nach dem Babnhose. der Einlaß begehrte, jedoch abgewiesen wurde Einige Personen, die geschäftlich auf dem Babnbose zu tun hatten, mußten, da sie bedroht wurden, zu ihrer Sicherheit, noch längere Zeit auf dem Bahnhofe verbleiben und später auf Umwegen nach Hause gehen. —* Schwurgericht. In der ersten Verhandlung, weiche der Vorsitzende. Herr Landgeiichtsdirektor Abcs niit begrüßenden Worten an die Geschworenen eröffnete, hat sich der vormalige Stadtbezirksanffeher Bruno OttoKretzschmar ansEotta wegen ver suchten Mordes zu verantworten. Ter Zuschaucrraum ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Dem Angeklagten steht als Ver teidiger Rechtsanwalt Tr Knoll zur Sette. Nach Bildung der Geschworenendank werden die Personalien des Angeklagten wie folgt sestgcstellt: Er ist 1875 zu Enlta gebmen, besuchte dort die Volksschule, trat später beim KönigS-Grenadier-Regiment Nr. 7 i» Liegnitz ein und erlangte später nach mehriähriger Dienstzeit feste Anstellung bei der hiesigen Wohlfahrtspolizei, in der er bis z» dem Unglückstage, dem 16. Dezember 1902. verblieb. Der Anklage liegen folgende Vorgänge zu gründe: An dem eisigkalten Morgen des 16 Dezember fanden Bewohner des Ortes Pratzschwitz bei Pirna früh in der 8. Stunde unweit des TorseingairgeS in der Nähe der Elbe ein Liebespaar in seinem Blute liegen. Beide lagen ,um Tode getroffen an einer Kartossclfeime. ein noch mit 4 Kugeln geladener Revolver fand sich zu Fußen des lurigen Mädchens. Die schwer verletzten Personen waren Kretzschmar und reine damalige Geliebte, dir 20,adrige Restauiateurstockrier Amalie Elisabeth Suschke aus Dresden-Fcirdrichslabt. Das lebensmüde Liebespaar wurde in daS JobcrnniterkrcinkenhauS zu Heidenau iebracht, wo Kr. bald zu vollem Bewußtsein kam, während seine Geliebte noch ü Tage lang fieberte und phantasierte. Beide trugen eine Revolvertugel im Kovfe. Kr. an der rechten, die S an der linken Stirnseite. Der ärztlichen Kunst gelang es zwar, die Schwerverletzten wieder herzustellen. doch haben beide den Verlust eines Auges zu beklagen. Die S. hat erst vor kurzer Zeit dos Krankenhaus verlassen können, weshalb auch die bereits Ehe, da die beide» Eheleute sich gegenseitig wegen Untreue im Verdachte hatten. Dies führte zu Vorwürfen und Zank. Der im Dienste stets ordentliche und allseitig geachtete Ncann fühlte sich zu Hause nicht mehr wohl und klagte sein Leid etwa 8 Wochen vor dem geschilderten blutigen Ereignisse der Tochter des Restau rateurs Suichke. Das hübsche und sittlich reine Mädchen halte schon früh seine Mutter verloren, und ieildem behagte es ihr im Vaterhause nicht mehr, um so mehr sic mit einem Lokomotivführer- lebrling aus Görlitz verlobt war und ihr die Partie nicht zuiagte Tie Hochzeit war deshalb auch mehrmals schon ausgeschoben wor den. Tic Aehnlichkcit ihrer Schickrcrle und Empfindungen brachte Kr. und die S. zusammen, so daß sich bald ein heimliches Liebes verhältnis zwischen beiden entspann. Das junge Mädchen, welches später erfuhr, daß Kr. verheiratet sei, machte sich zwar Selbst- vorwürse, löste aber trotzdem die Beziehungen zu Kr. nicht, kam aber aus Selbstmordgedanken, welche auch Kr. schon früher in r Tat, getragen hatte. ..Bier Tage vor der blutigen als beide sich über ihr "Verhältnis und dessen Aussichtslosigkeit klar ge worden waren, reifte in ihnen der Entschluß, gemeinsam zu sterbe». Wem dieser Gedanke zuerst gekommen ist, läßt sich heute nicht mehr seststellen. Der Gedanke wurde aber bald zur Tat. Am Abend des 15. Dezember trafen sich beide in der Nähe der Hauptmarktholle: nachdem die S. noch mehrere Hbschiedsbriefe an die Ihrigen geschrieben hatte, kauften sie einen Revolver, welchen die S. von ihren Ersparnissen bezahlte, besuchten noch das Theater und fuhren um Mitternacht nach Pirna, um sich tu der dortigen Gegend zu erschießen. Kr. hatte schon vorher den Vorschlag gemacht, sich gemeinsam vor die Räder eines Eisen- bahnzuaes zu Wersen, doch lehnte die S. diese Todcsart ab, um nicht verstümmelt zu werden. In Pirna nahm das Paar im „Sächsischen Hof" Nachtquartier, wo noch einmal die oeab» ihrem Vorhaben mich soll sogar nach der Behauptung de« An. geklagten erklärt haben, allein den Tod suchen zu wollen, wenn Kr. nicht Mut genug habe. Früh 7 Uhr verliehen also beide den Gasthof. überschritten die Pirnaer Elbbrücke, ging« strom abwärts und setzten sich endlich bei Pratzschwitz an einer Aar- toffelseiine nieder. Kr. sprach auf Bitten seiner Geliebt«, mit gefalteten Hände» ein letztes Gebet und griff dann zum Revolver. Da» Mädchen lehnte sich an den Erdhaufen zurück, schloß die Auge» und erwartete die tödliche Kugel. Kr. schoß seiner Ge liebten eine ÄKgel in die linke Schlafe und richtete dann die Waffe gegen sich selbst. Die heutigen Aussagen Kretzschmar» und der verletzten Suschke decken sich, soweit eS sich um die Vor geschichte des blutigen Drama» handelt, dagegen behauptet Kretzschmar, daß die S. sich selbst in den Kopf geschossen habe, da er es nicht habe übers Her» bringen können, Hand an sein« Geliebte zu legen. Die Suschke jedoch bleibt dabei, daß sie von KW gcscbossen worden lei Dafür spricht aucb der Inhalt der a» die S. »nd an die Eltern gerichteten Briese, worin der Angeklagte versucht, seine Geliebte zu einer für ihn günstigen Aussage zu bestimmen, da ihm dann nichts passieren könne. Allerdings mache er sich auf 5 Jahre gefaßt. Nach der Ver- nebniuna der Hauvtzeugin wird eine Mittaasvause gemacht. Um 4 Uhr wird die Zeugenvernehmung fortgesetzt. —' Der auf den S d«. M. angele»!« Termin zur Berdeigeeu«« S der August» Emilie vereliel. Geißler ged. Schüfe» gehörigen Grundstück« tn Nochwiß wird elnstweilen eing « stell». —" «venerdertn,» der vamdur«« «rrwarie vom 1. JuN. DaS Maximum des Luftdrucks mit über 771 Mm. liegt üb« Westdeutsch land, da« Minimum mit unter 7S4 Mm. über Nordlkandtnavten. In Deulscblcnid ist e« rublg. wollig und ziemlich kühl: Süddeutlchland batte Gewitter. — Wahrscheinlich ist ruhige-, heiteres, trockene« und würmrreS Weiler. Amtliche Bekanntmachungen. Für das Land des alten Annensriedhofs ist ein beson derer Bebauungsplan und ein "Nachtrag zu dem Ortsgesetze aus gestellt worden. Dieser Bebauungsplan und OrtSaesetz-Nachtrag werden zur Kenntnisnahme für jedermann im Baupolizeiamte, Breitestraße 7, 3. Obergeschoß, Zimmer k, 4 Wochen öffentlich ausgelegt — "Nachdem sich ergeben hat, daß kerne Aussicht aus die Durchführung der Straße X., zwischen der Hospitatstraße plan " und Glacisstraße, nach dem jetzt geltenden Bebauungsplan besteht, ist vom Rate ein abgeänderter Bebauungsplan ausgestellt worden. Dieser Bebauungsplan wird zur Kenntnisnahme für jedermann ebendaselbst ausgelegt. Dem Zimmerer Schneider bei der Firma I. M. Lehmann, w oei der Maschinenfabrik in Dresden-Löbtau, dem Boten Äatzer Firma Adolf Urban, Buchhandlung und Lotteriekollektion in Dresden, dem Markthelfer May bei der Firma Julius Zschucke, Seidenwareiihaiidluiig in Dresden, und dem Latcrnenwärter Quo«, darf in Dresden, bei dem Bctricbsamte des Rates, ist für di« von ihnen seit 25 Jahren mit Treue und Gewissenhaftigkeit geleisteten Dienste das städtische Ehrenzeugnis verliehen worden. Tagesgeschichte. x Deutsches Reich. Im Marie Luisen-Bade kn Borby bei Eckernststde fand am Mittwoch rin Herrenabend des Kaiserlichen Jachtklubs stall, zu welchem auch der Kaiser erichie». x Die R e i chs ta gSw a d l im Kreise Konitz-Tuchel für den doppelt gewählte» Ezalltiiski «Pole) findet am 10. Juli statt. X Wegen der von Sozialdemokraten vorgenommenen Wahl fälschungen hat der preußisch« Minister des Innern eine Ver fügung erlassen, in der daraus aufmerksam gemacht wird, daß such« Manipulationen mit Gefängnis bis zu drei Jahren bestrgst wer den, und die Wahlvorständc darauf hingewicsen werden, daß sie berechtigt sind, eine Legitimation zu verlangen. x Die „Köln. Volkszlg." meldet aus Rom: Reichskanzler Gras v. B Ü low hat n» den Kardinal Erzbischof Fischer sol- gendrs Telegramm gerichtet: Euer Eminenz Ernennung zum Kar dinal habe ich mit austichtiger Freude vernommen und spreche ich Ihnen meine herzlichsten Glückwünsche aus zu der neuen Würde, deren Vecleidiliig ich auch im valerläudischen Interesse begrüße. Kardinal Fiichec und Gefolge folgen Mittwoch abend einer Ein ladung des vreußischen Gesandten Freiherr» v Rotenhan. X Oesterreich. Zum 700jährigen Jubiläum der Stadt Braunau traf dort am Mittwoch Kaiser Franz Joseph ein, vom Großhcrzoa Ludwig Victor und den Spitzen der Be- Hörden empfangen. Auf dem Stadtplatze, wohin der Kaiser sich begab, war u a. auch der bayrische Bezirksamtmann aus Pfarr kirchen anwesend. Auf die Ansprache des Bürgermeister» er widerte der Kaiser, indem er darauf hinwies, daß die ehemals zu Bayern gehörige Stadt noch jetzt eine dankbare Erinnerung an ihr ehemaliges Herrscherhaus beivahre. seit der Einverleibung in die österreichischen Lande sich aber stets treu patriotisch zeigte. Der Kaiser sprach seine besondere Freude über die zahlreiche Be- teiligung von Bayern aus und reiste unter lebhaften Huldigungen der Bcvölkerunq nach Wien zurück. x Die „Wiener Ztg." gibt bekannt, daß auf Grund des 8 14 durch kaiierliche Vciordiulna ein sechsmonatiges Budgetvrovi» sorium dekretiert worden ist. x Ter ,N. Fr Pr." zusolge herrscht in politischen Kreise« vielfach die Meinung, die Demission des Kabinett» werde aiigenommen und v. Koerber mit der Umbildung des Kabinett» betraut werden Hierbei wird mit dem endgültigen Entschluß, zwei oder drei Minister aus der Regierung auszulchciden. gerechnet und die Frage der Heraniiehung parlamentarischer Kräfte tn Be tracht konimrn. x Ungar«. Kosluth und Komjathy legten die Präsi denten- und Vizevräsidentenstellkn der IliiabhängigkeitSpartet nieder. Eine Konferenz dieser Paltet beschloß, dieselben um Beibehaltung der Stellen zu eriuchen. vertagte aber wdann die Beschlußfassung über die Haltung der Partei auf Donnerstag. x Errbten. Am Dienstag kam eS in der Skupschtiua 1» stü rm i s cd en A » i tritten Bei Eröffnung der Sitzung, in der verschiedene "Nachlragskredite zur Verhandlung ftandri^ erschien am Ministertische nur der Jnstlzminister Schiwkowltsch und der Minister des Innern Stojan Protitsch. Die gemäßigt«« Radikalen, welche die überwiegende Mehrheit der Sknpschttna bilden, warse» nun vor Eintritt in die Tagesordnung die Frage aus, warum sich die Regierung, welche nur parlamentarisch sem sollte, nicht der Lkilpffcbiiia vorstelle nnd ihr Programm entwickle. Auch wurde stark getadelt, daß die Liberalen, welche in d« Skupschtiua nur über >echs Sitze verfügen, die Hälste derMinffte»- fltze inne haben. Selbständige Radikale traten dem Ansturm ent gegen und es entstand ein aufgeregtes Geplänkel, da« schlteßttch zum förmlichen Tumult wurde, unter welchem die Sitzung unter brochen unv die Fortsetzung für morgen anberaumt wurde. Di« gemäßigten Radikalen geben daraus aus. die Regierung ,u stürzen, in welchem Falle ibnen als parlamentarischer Medcheit dir Bildung veS neuen Kabinetts «»vertraut werden würde. Man spricht schon davon, die Regtrrniig werde demissionieren. x Auswärts verbreitete Meldungen vonFinanzschwiertg» leiten Serbiens waren von Belgrader maßgebender Seite all vollkommen erfunden bezeichnet. Am Tage der Ermordung König Alexander- befanden sich in der Hauptkasse deS Finanzministerium» 2 Millionen, außerdem bei der Nalionalbank und der Monovol- vciwaltung 8 Millionen. Ebenso wird die Nachricht, König Alexander habe sich von dem Ertrage der letzten Auleibe eine» Vvtichuß in Höhe der Zivilltste für drei Jahre gebe» lassen, alt böswillige Erfindung bezeichnet. x Am Mittwoch ist die Tagung des Senates geschlosse» worden. Morgen Abend findet im neuen Konak «in Mahl statt, zu dem die Regierung und die Mitglieder beider Kammern gelobe« sind. Die meisten Blätter besprechen das durch daS Verhalte« der ge mäßigten Radikale» gegenüber der Regierung bekundete neuerliche H-rvortreten des Parteihaders und mahnen zur Eintracht, sowie zur endlichen Zurückstellung des ParteituteresseS hinter die Land«»- Interessen. x König OSkar von Schweden hat aus dle Notifizierung d«r Thro»be>teig»»g des Königs von Serbien mit einem Telegramm geantwortet, in dem er dem Wunsche AuSdmck gibt, daß dle Regierung deS neuen Königs für Serbien «ine Epoche friedlich« und glücklicher Entwicklung werden möge. X Asien. Eine in Tokio erlassene Verordnung verkurgt, daß die ausländischen Feuer» und Scc-BersicheruG4 Gesellschaften eine Sicherheit von mindestens 10000 Sterling hinterlegen, bevor sie ihre Tätigkeit m Japan
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