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Dresdner Nachrichten : 05.06.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-06-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189906059
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990605
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990605
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-06
- Tag 1899-06-05
-
Monat
1899-06
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 05.06.1899
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Dresdner Nachrichten« Nr. 151. Seite 2. »M Montag. S. Juni 18SS und zudvn »Inen Staat«»ulchuß von «0,000 Francs anvSbX. DaS Deutsche Reich war Überhaupt oifiziell nicht vertreten und die Ausstellungen warm Privatangelegenheit der betreffenden Handelsgürlner: das Reich sowohl wie die Einzclstaatco batten keinerlei Zuschuh gewährt. Die sächsischen Kandels- „ärtner allein hatten eine gewisse Organisation durch den „Verband sächsischer .vandclsgärlncr", dessen Thätiakcit schließlich auch den übrigen deutschen Aussteller» zu Gute kam. Was aus Deutschland war. war gut. Leider kam es nicht voll zur Geltung, da es meist unzusammenhängend ausgestellt war. Sachsen allein, das überhaupt die Hauptmasse deutscher Pflanzen- einscndwigen umsakle. stellte geschloffen und übersichtlich auS. Dresdner Azaleen, Formobstbäume,getriebene Gehölze». A. hielte» jeden Vergleich aus, ebenso die großartigen Einsendungen von Dekoraiionspalmen aus Dresden und Leipzig. Die Palmen von der Riviera waren inkolge des allzuweilen Transportes zu Grunde gegangen Die Dresdner Aussteller sind denn auch mit den böchslc» Auszeichnungen von Petersburg hcimgekehrt. Die Koin- iniffare der deutschen Einzelslaaten habe» in Petersburg beschlossen, bei ihre» Regierungen zu beantragen, daß dabin gewirkt werden inüchle, daß in Zukunft sür derartige internationale Ausstellungen immer eine mit Kredit ansgestattete Rcichscentralc sür die Vertretung der Interessen der deutschen Aussteller geschossen werden möchte. — Die Versammlung nahm dann noch Gelegenheit, einer Einsendung des Herrn Ricolai-EoSwig, bestehend aus ea. M abgeichniiteuen Kakleenblülhen lPbyllacacius) in den wunderbarsten Farben- schattirungcu von Weiß über Gelb bis zum dunkelste» Earminroth die höchste Anerkennung auszusprechcn. Die Züchtungen des Herrn Nieolai sind schon von unserer letzten Internationalen Ausstellung bekannt: sie sind durch das neultch Gezeigte noch weil übertrosscn durch Größe der Blumen und Nctchllmin der Farbenabstulungen. Herr Seidel wies »och daraus bin, wie notbwendig es für die Dresdner Gärtner sein wird, im nächsten Jahre aus der Pariser Weltausstellung möglichst glänzend und stark ver treten zu sein. Es ist weniger die Hoffnung, in Frankreich ein Absatzgebiet zu finden, was uns dahin treiben muß, — dazu sind die Franzosen selbst m gute Kultivatcure und zudem vom Klima hervorragend begünstigt — wir muffen vielmehr unseren guten alten Kunden, Oesterreich-Ungarn und Ruß land. dort zeigen, daß sie bei uns auch finden, was Frankreich etiva bieten kann. l-—». — Straß ensv errungen. Bo» heute ab werden die Concordiciistraße zwischen der Mvritzburger- und Oschatzerstraße wegen Umpflasteriiiig und die große Mcißnerstraße zwischen dein Nenstädter Markte und der kleinen Meißiiergasse wegen Haupt- schlenßennmbanes aus die Dauer der Arbeiten sür den Fahr- und Reitverkehr gesperrt. — Sächsisch-Böhmische Dampfschifffahrt. Der Ver- walkungsraib Hai in seiner Sitzung am S. d. M. beschlossen, der sür de» 24. d. M. einzubcrusenden Generalversammlung die Vertheilung einer Dividende von 12 Prozent, gegen 9 Prozent im Vorjahre, sür das Ge schäftsjahr 1898 99 vorzuschlagen. — Kürzlich haben die Postämter alle eingehenden Druck sachen und Waarenproben daraufhin prüfen müssen, ob sic nach ihrem Gewicht auch richtig frankirt waren. Dabei ist in vielen Fällen festaestellt worden, doß eine große Zahl dieser Send ungen ungenügend srankirt gewesen ist. Die Folgen waren Nach- taxirung für den einzelnen Fall und schärfere Kontrolc in Zukunft. — Der Tischlcrlehrling Güinpet, der seinem Meister M. Wegcrt in Böhrigen am 2. Pfingstfeiertage einen größeren Geldbetrag gestohlen hotte, wurde in Kleinzschachwitz verhaftet. Das Geld hatte der Bursche vcrthan. — In der Maschinenfabrik von Rockstroh <L Schneider Nachf. in Heidenau kam vorgestern ein Lehrling in die Transmission, wobei ihm der linke Unterarm fast vollständig abgerissen wurde. — Ein schwerer Unglücksfall trug sich am Freitag in der Cellulosesabrik von Solbrich ans dem Rathmannsdorfer Plan bei Schandau zu, woselbst die Maurer Franke ans Schandau und Henke aus Altendorf beschäftigt waren. Bei der Arbeit waren beide Männer der im Gange befindlichen Maschinerie zu nahe ge kommen. Franke wurde von derselben erfaßt und förmlich in Stücke zerrissen, sodaß der Tod sofort eintrat. Henke kam mit leichteren Verletzungen davon. — Unter der Anklage des Mordes, begangen an ihrem acht Monate alten Kinde, stand die 1871 in Glashütte geborene ledige Dienstmagd Marie Martha Thomas vor dem Schwurgericht zu Freiberg. Die Angeklagte gab ihr Kind zu Verwandten des Vaters »am Großöls», und weil es ihr lästig war, reiste in ihr der Entschluß, sich desselben zu entledigen, wozu sie eine Sublimatpille aus dem Wirthschaftsschrank ihres Dienstherr» entwendete und dieselbe dem Kinde gelegentlich eines Besuches in den Mund steckte. Unter Ausschluß mildernder Umstände wurde die Thomas zu 15 Jahren Zuchthaus rmd 10 Jahren Ehrcnrcchtsverlnst vcr- urtheilt. — Wie erwähnt, läßt der deutsche Kaiser aus seinem Gute Cadincn an der Ostsee eine große Dampsziegclci errichten. Diese wurde nach den Plänen des Jacobiwerkcs in M eißc n ansge- führt und demselben auch die gesammtc maschinelle Einrichtung zur Lieferung übertragen. Vorgestern wurde den Arbeitern des Jacobi- werkes folgendes Telegramm durch Anschlag in der Fabrik zur Kenntniß gebracht: „Seine Majestät der Kaiser spricht dem Jacobi- wert seinen Dank für prompte und gute Bedienung ans. Es fnnktionirt Alles zur Allerhöchsten Zufriedenheit." — In Börln bei Wurzen fand vorgestern ein Arbeiter des Rittergutes in der Düngergrube einen Sack, der eine KindeSleichc enthielt. Der Verdacht, das Kind beiseite geschafft zu haben, lenkte sich auf eine Magd, die auf dem Ritteraute in Diensten ist. Es wurde auch bald ermittelt, daß dieselbe vor mehreren Tagen heimlich geboren hatte. Die Behörde ordnete die Sektion der Leiche an, während die unnatürliche Mutter dem Amtsgerichte eingeliefert worden ist. — Die Familie des Direktors eines größeren Etablissements in Bautzen schwebte, wie erwähnt, in Sorge, weil der Genannte seit seinem Eintreffen in Petersburg nichts mehr von sich hatte hören lassen. Ans Veranlassung der betreffenden Eisengießerei hatte sich alsbald der Bruder des Vermißten nach Petersburg be geben. Von demselben ist jetzt solaendcs Telegramm cingelaufcn: „Bruder lebt, nervenkrank, bringe ihn mit". — In LangenstricgiS mußte die Schule auf 11 Tage geschloffen werden, da unter den Schulkindern die Blasern aus- gebrochen sind. — Beim Baden in der noch stark angcschwollcnen Elster er trank am 2. d. M. der achtjährigeSchnlknabe Seibt aus Pegau. — In N i ed ers ch le m a hat sich der 21jährige Former Schädlich durch Erschießen entleibt. — Aus Anlaß des heute in Crimmitschau im Gesell- schastshanse slattfindendcn diesjährigen Bcrbnndstagcs der säch sischen Genossenschaften „Vorwärts sollte Nachmittags in demselben Lokal eine öffentliche Versammlung von sächsischen Konsnnivercins- vertretern abgehalten werden, für welche ein Vortrag über „Tie englischen Konsumvereine und deren Gwßciiikanfsgcsellschast, ein Borbi'd für die deutschen Konsumvereine" anacmeldct war. Mit Rücksicht darauf, daß ein Vortrag gleichen Inhaltsvoll der Königl. Kreishauptmannschaft Leipzig bereits untersagt worden war, hat auch die Polizeibehörde in Erimnütlchau de» Vortrag verboten. Einen gegen dieses Verbot eingelegten Rekurs hat die Königs. Kreishauptmannschast Zwickau zurückgcwicscn und das Verbot bestätigt. — Aintsgcrich t. Die vorbestrafte Kellnerin Marie Ncu- kirchncr, 1870 bei Lübau geboren, verwirkte wegen Unterschlagung 11 Tage Gesüngniß. — Der Kutscher Earl August Mar Wirsig, 1877 geboren, wurde wegen Ruhestörung, Bcaiittcnbclcidiguiig und Beilegung eines falschen Namens zu 2 Geldstrafen von 5 und 10 Mt. venirtheilt. — Die Mechaniker Earl Adolph Max Siedler und Georg Bleuer machten sich in der Emil Wnnsche'schen Fabrik zu Reick des Diebstahls mehrerer photographischer Apparate, wie Verschluß-Objekte re. im Geiaiiinitwerlbe von 7 Bit. schuldig. Siedler verwirkte 0 Wochen, Meuer 2 Wochen Gefängnis;. — Dem Baugcwerkcn Friedrich Anglist Wanke ans Löbtau 'wurde wegen öffentlicher Beleidigung eines Schutzmannes in Nen-Gruna eine Geldstrafe von 75 Mt. anfcrlegt. Da die Beleidigiinq öffentlich geschehen, toll die Publikation des UrtheilS am GerichSbrett er folgen. — Der Steinbrecherund Handarbeiter Earl Otto Schlachte aus Effenberg ist beschuldigt, das Geweih eines verendeten Dam hirsches im Königl. Thiergarten in Moribburg mit einem Veil ab geschlagen und entwendet zu haben. Ter Angeklagte, wegen Eiaen- thumsvergehcns bereits vorbestraft, muß diesen Diebstahl mit einer lltägigen Gefängnißstrafe sühnen. — Oesfentliche Versteinerungen in den König!. Amtsgerichten. Donnerslag. 8. Juni. Pirna: Karl Aug. Lilbert'S Haus daielbst, Gartenstraße, 69,953 M. Grimma: Christ. Friedrich Hcnn. Nöllett's Wobn- und Slallgebäude. Hoi und Garten in Borsdorf, 10,660 M. Eliren- sriedcrsdors: Schuhmacher Carl Otto Pctzold's Laus in Thum, 6350 M. Dresden : Hermann Adolf Schuberl's Wohngebäude mit Los hier. Pvller- straße 28, 97.269 M. Meißen : Oberlehrer Bruno Valentin Bartsch'Grund stücke in Kötitz. 6668 M.. 3703 M. und 3703 M. Freitag, den 9. Juni. Dresden: Carl Christian Wilhelm Behrend's Wohnhaus in Btafcwitz, Wachwitzerstraße 6, 81.600 M. Tharandt: Bauunternehmer Gustav Otto Kramer'S Landhaus mit Gatten daselbst, 39,900 M. Noffen: Korbmacher Otto Max Nitzicbe's Haus in Ncuböschen, 1300 AI. Dresden: Hermann Eduard Läntzsch'Wohngebäude in Bricßnitz, Fürst BiSmarckstraßc. 39,000 M. und ein im Rohbau vollendetes Wohnhaus in Cotta, Dresdnerstrabe, 99.000 M. Döbeln: Rentner Ernst Wilhelm Bäßler's Wohnhäuser Ecke de« Stern Platzes und der Weststraße daselbst. «9,820 M. und 99M) M. Sonnabend, den 10. Juni. Brand: Amalie Emilie vnrbcl. Wmler's Gattengrundfillck in Mvkda. «3« M. Pirna: Karl August Hilbert'« Kau« daselbst. Ecke der Gatten- und Kamrnzerstraße. »»1,800 M. Reichenau: Johann Benjamin Döring'S Hau« in Türchau, 1000 M. MiUwcida: Eduard Bernhard Mcrtia'« Feld- und Wielengrundstück in KSniglbatn, 979 M. «irchbrr, : Muliker Richard Kramer'« Woimbaus. Los und Gatten daselbst, 8312 M. Slollberg: Bäcker Karl Emil Tbünier'« Bäckereigrund stück in Neuwiese. «000 M. Bautzen: Johann August Krüger'« Häusler nabnmg und Hau« in Jenkwitz. 8090 M. und S«90 M. Zschopau: Robert Bernhard Lämmcl'S Haus. Los und Gatten in Gornau. 2090 M Borna Friedrich Franz Temmler s Wohnhaus und Gatten in Melbi». 2400 M. Lagesaeschtchte. Deutsches Reich. Aus einen telegraphischen Glückwunsch, den die Hamburg - Amerika Linie aus Anlaß der Erwerbung der Karolinen-, Palao- und Marianen - Inseln sür das deutsche Reich an den Kaiser gerichtet hat, erhielt Direktor Ballin folgende Antwort: „Der warme Glückwunsch zu der Erwerbung der Karo linen-, Palao- und Marianen - Inseln, der mir von Ihrer Seite zngegangen ist, zeigt mir, daß die Bedeutung dieses Erwerbes für deutschen Handel und Verkehr und mein unablässiges Streben zur Hebung derselben richtig gewürdigt worden ist. Ich danke des halb bestens sür das Telegramm mit dem Wunsche, daß die deutsche Schifffahrt auch auf den Fahrten zu dem neuen deutschen Jnscllande von Gottes Segen begleitet sein möge. Wilhelm." Wie ans Madrid der ossizisöe Draht meldet, beläuft sich nach den Erlläriiiigen der spanischen Regierung der Kaufpreis für die an Deutschland abgetretenen Südsee-Inseln der Karolinen, Palaos und Marianen auf 25 Mill. Pesetas gleich 16 Mill. Mk. Spanien habe sich das Recht Vorbehalten, aus jeder der drei Insel gruppen ein Kohiendepot zu errichten. Ferner wolle Spanien sür die deutsche Einfuhr den Konventionaitaris- bewilligen, falls Deutschland sür die spanische Einfuhr die Meistbegünstigung ge währt. Es versteht sich von selbst, daß eS zur Bewilligung dieser Fvrdernnaen der Zustimmung des Reichstags bedarf, wie auch die Eortcs über die Annahme des Vertrags zu entscheiden haben. Es kann jedoch an der Bestätigung des Vertrags durch die Volks vertretungen nicht gezweifelt werden, zumal die Madrider Blätter sich fast alle znstimmend über das Südsee-Abkvminen aussprechen. Dagegen äußern sich nur die rcpnblikanffchcn Blätter, hauptsächlich deshalb, weil der Vertrag ohne zuvorige Ermächtigung durch die Cortes abgeschlossen worden sei. tAnsführlicher wiederholt.) Sofort in einen Streik einziitreten, beschlossen am Freitag die Bl anrer Berlins in einer von über 2000 Personen besuchten Ver sammlung. In einem Referate deS ManrerS Silbcrschmidt wurde be tont. daß seit den Gründcrinbrcn keine so günstige Baukoiijunklur in Berlin gewesen sei wie jetzt. Die am 30 Mai abgehaltene Baukontrole habe ergeben, daß zur Zeit in der RcichShanptsladt und deren Um gebung nicht weniger als 761 Bauten im Gange wären, die 7538 Maurern Beschäftigung gewährten, eine bisher unerreichte Ziffer, die selbst die des Vorjahres um 738 übersteine. Die weit aus überwiegende Anzahl der Maurer — nämlich 6665 ans 670 Bauten — erhalte den 1697 errungenen Minimalstnndenlohn von 60 Pfg., darüber und zwar von 63>/o—70 Psg. verdienten nur 161 Arbeiter, während 620 Mann sich mit geringeren Löhnen be gnügen müßten und 160 in Akkord arbeiteten. Arbeitslose gebe eS augenblicklich überhaupt nicht. .Die Diskussion gestaltete sich sehr lebhaft. Verschiedentlich wurde vor der Aufstellung neuer Forderungen gewarnt. Eine Streikniederlage könnte die Organi sation zerstören und einen empfindlichen Rückschlag zur Folge haben. Gegen eine erhebliche Minderheit gelaunte schließlich nach stehende Resolution zur Annahme: „Die Versammlung sieht den heute bezahlten Lohn von 60 Psg. für die Stunde als durchaus ungenügend an. um den Anforderungen von Staat und Kommune gerecht zu werden. Sic ist sich bewußt, daß aus ein Entgegen kommen der Meister durchaus nicht zu rechnen ist und beschließt deshalb, daß die Maurer auf den Bauten, wo eine Einigung unter den Arbeitern hierüber erzielt wird und die Möglichkeit dazu vor- licgt, ohne allzu große Schwierigkeit die Forderung durchziffetzen, einen Stniidenlvhn von 65 Pfg. verlangen sollen. Wo dies ge- chicht, ist drei Tage vorher die Lohnkommission zu benachrichtigen und deren Genehmigung eiiizuholcn. Die Unterstützung des Ans tandes wird von der Jnnehaltung dieser Bedingungen abhängig gemacht." Lcsterrcich. Mittags 1 Uhr 25 Min. wurde in Großsontag ein eine Minute dauerndes heftiges Erdbeben wahrgenommen. Frankreich. Das Urtheil des Kässationshofcs lautet, wie kurz gemeldet, aus Revison des Drevfus- Prozesses mit Verweisung vor ein Kriegsgericht in Rennes. Rennes ist die Departements Jsle et Vilainc im Nordwesten Frankreichs. — Das Urtheil des Knssativiishofcs wurde 3 Uhr 10 Minuten gefällt. Es lautet dahin, daß Dreyfns bezüglich fol gender Frage abgeurtheilt werden soll: Ist Trevffis schuldig, im Jahre 1801 Machenschaften vollführt oder Beziehungen zu einer auswärtigen Macht oder deren Agenten unterhalten zu haben, um dieselbe zu bewegen, Feindseligkeiten gegen Frankreich zu begehen oder Krieg gegen Frunkreich zu unternehmen oder ihr Mittel dazu zu verschaffen? Das Urtheil führt in erster Linie ans. daß aus oen Aussagen Casimir-Periers, Merciercs und Boisdeffres hervor- zchc, daß für die Schuld des DrepfnS das Stück ,.6o Oanaillv cko ). . geltend gemacht wurde, daß dieses Stück jedoch nach den Enqnete-Ergebniffcn nicht auf Dreyfns anwendbar ist; zweitens daß das Vorderem» nicht von Dreyfns geschrieben wurde. Diese beiden Thntsachen seien den gesetzlichen Erfordernissen entsprechend geeignet, die Unschuld des Dreyfns darznthun. Im Jnstizpalast wartete seit Mittag vor der verschlossenen Thüre des Sitzungs saales ein zahlreiches aufgeregtes Publikum. Die geheime Berath- nng dauerte zedvch noch vis halb 4 Uhr; dann machten die Rüthe eine Panse und das Publikum stürmte herein. Langsam und feier lich betraten die Räthc wieder den Saal; 35 Minuten nach 3 Uhr begann Präsident Mazeau, indem er das Publikum um unbedingte Ruhe ersuchte, und verlas das Urtheil. Die Verlesung dauerte zehn Minuten, obwohl Mazeau hastig sprach und ziemlich aus druckslos, jedoch laut und deutlich. Das Publikum hörte athemlos zu. brach bei dem letzten Wort jedoch in Beifall aus; die Rufe: „Es lebe die Gerechtigkeit! Es lebe die Republik!" ertönten. Die Rufe setzten sich in die Korridore fort, wo eine Menge Neugieriger wartete. (Ausführlicher wiederholt.) Ter „Matin" veröffentlicht eine Unterhaltung seines Londoner Berichterstatters mit Esterhaz y. Esterhazy behauptet, daß Drey- sns schuldig sei; das Borderenu sei hergcslellt worden, um den Verräthcr zu ermitteln Uebrigens hätten Bvisdefsre, Gvnse und Äillot von Anfang an gewußt, daß er. Esterhazy Urheber des Bordercau's sei: „Diese Generale haben mit mir dieselbe Rolle gespielt wie mit Henry. Zu mir sagte man. fertigen Sie das Vorderen» an. zu Henry, es ist nöthig, das geheime Dossier zu vervollständigen. Henry ist als Opfer seiner Pflicht gestorben." Im Laufe der Uiiierbaltnng stieß Esterhazy vielfach Drohungen gegen seine früheren Borgesetzten aus. Er zeigte eine Anzahl Briefe derselben vor, legte an der Hand derselben seine Bezieh ungen zu ihnen dar und schloß mit der Erklärung, daß er nunmehr sprechen und die volle Wahrheit sagen werde. Nitfflmid. Eine furchtbare FencrSbrunst bat in der Stadt Jgnmeii über 100 Hänicr ei n g eäs ch ert. Acht Menschen sind l^i Rettung ihrer Habe in den Flammen umgekommcn; Der :chadc» ist sehr groß. Amerika. Die Abtretung der Karolinen an Deutschland bat in Washington allgemein überrascht, obschvn man wußte, daß Verhandlungen im Gang waren. Der deutsche Botschafter v. Hollebc» hatte keinerlei Kommentar zu machen und erklärte, daß er von Berlin noch keine Mitthcilniig über das Abkommen erhalte» habe. Ter Staatssekretär Hay bemerkte, die Bereinigten Staate» seien nicht konsnltirt worden, da die Abtretung sie in keiner Weise berühre. Knust und Wissenschaft. s- Im König!. Hofopernhauie stellte sich vorgestern i» der Rolle des David der „Meistersinger" Herr Max Reichel von Magdeburg vor als Aspirant sür das nach Herrn Hofmüllcr's Abgang frei werdende Fach der Spiel- und Bussoteiiörc. Als David oder Mime voll zu befriedigen, dürste den meisten Vertretern dieser Rollen hier in Dresden nicht leicht werden, denn speziell die Davids der König!. Hofvper, Herr Hofmüller sowohl wie Herr Erl, .bieten und boten als solche wobl das Vollkommenste, was erreicht werden kann. Wird inan daher auch von einem vollen Ersatz vorläufig absehen müssen, so darf man aber doch wohl aus einen Nachfolger von wenigstens ähnlichen Eigenschaften bestehen, auf einem Sänger und Darsteller, der mindestens die Mittel zur Erreichung ähnlicher Künstlerlchaft aufzuweiien im Stande ist und hierfür den Erfolg i» Aussicht stellt. In dieser Hinsicht hat Herr Reichel nicht ganz gehalten, was man sich von ihm erwartete. Er ist zweifellos ein gewandter nick geschickter David, ein angehender Künstler, der nichts verdirbt, aber es ist ihm vorläufig auch noch nicht daS Zeug gegeben, den hier gestellten Anforderungen z» ge« nügen. Herrn Reichel s Stimme scheint ein Tenor von reinem Timbre nicht zu lein, sie erweckt vielmehr den Verdacht eine--in die Höhe geschraubten Bariton, dessen hohes Register nickt frei von gekünsteltem Wertbe ist. Wohl traf Herr Reich« dle Grund- ziige des David annähernd: Gute Laune, absichtslose Komik, nöthigeiisalls einen Schuß Sentimentalität der Amme gegenüber: er versuchte sich nicht ohne Geschick in der Kunst, den hier beson ders in den Vordergrund tretenden Sprechgesana gleich vollkommen zu behandeln, wie die Kantilene; mit Natürlichkeit rasch und leben dig zu dialogisiren, um, unmerklich, zum Pathos, zum Gesänge selbst, zu gelangen. Eines mit dem Anderen kunstgerecht zu ver schmelzen ; zu einer vollkommenen Charakterisirung und musikalisch beincrkcnswerthen Durchführung der Rolle vermochte er es aber trotzdem nicht zu bringen. Was er bot. war fleißig und lvbens- werth im Bestreben, keineswegs aber hervorragend. — DaS riesige Werk wurde unter Herrn Generalmusikdirektor v. Schuch s hin reißender Leitung von Herren AntheS. Scheidemantel, Nebuschka. Frau Wittich und in der bekannten übrigen Besetzung wieder vollendet schön dargestcllt und mit lebhaftem Beifall ausgezeichnet Für den erkrankten Herrn Wächter trat als Pvaner Herr Ulrici vom Leipziger Stadtthater mit wohlthuender Sicherheit ein. Die Vorstellung wurde durch den Besuch Ihrer K. K. Hoheit der Frau Prinzessin Friedrich August ausgezeichnet. L kt. 1 Einer der Lieblinge des theatralischen Wien: Hugo Thimig vom Kaiserl. Königl. Hofbnrgtheater ist vorgestern zu einem längeren Ehrengastsviel in's Neustädter Haus eingezoge». Das bedeutet eine Reihe sröhlichcr Abende sür die Habituss unseres Königl. Hosschanspiels, die den feinen und liebenswürdigen Künstler i» fesffrcudiger Stimmung empfingen und ihm einen niigcinein herzlichen Empfang bereiteten. Und das von Rechtens. Den» Thimig gehört zu den wenigen Auserwählten unter den vielen Berufene», die sich Komiker nennen, aber im Grunde ge nommen weiter nichts sind als bessere ElownS. die von mehr oder ininder anrüchigen Schwank-Effekte» getragen werden und mit derben Mitteln aus die Grnndlingedes Parterres zu wirken suche». Mit lobenswerther Selbstverstüiidlichleit vermeidet er jeden plumpen Effekt, ist nie aufdringlich und von einer wundervollen Einfachheit, welche die Wirkuiia seiner originelle» Komik nur um so drastischer erscheinen läßt. Dabei ist seine Waiidlnngssähigkeit geradezu er staniilich; nicht nur das Kostüm und die Maske, sondern die ganze Physiognomie der Persönlichkeit weiß er zu tauschen. Am glänzend sten bewies Thimig diese Lersalität vorgestern in dem Golvonischc» Stücklein „ Dicner zweicr Herreu". dessen Titelrolle der Künstler übrigens auch äußerlich ganz im Stile der eommsciiu. sostvnnts gab und in dem arg nittiqnirten Kläger'scheu „Präsi. den t". Wie treffend wußte er hier den behäbig ehrsamen Theatcr- direktor ans Pirna mit all' der harmlosen Jovialität des satten Klcinbürgcrthuiiis auszustatte» und mit welch' verblüffender Echt heit gab er dort den dummpfiffigen Bedienten, dessen Verkörperung eine erstaunliche Gcschmeidigkett des Talents und eine enorme pikante Lebendigkeit voraussctzt, daß i»a» des Gastes Truffaldino in dieser Vollendung wohl eine darstellerische Leistung allerersten Ranges, ein Kabinetstück sonder Art und Gleichen nennen darf. Allein sei» Geschick, die Fülle der Virtuosenmittel der Sprechkunst und der körperlichen Gelenkigkeit völlig in den Dienst der Rolle anfgchcn zu lassen, mit all' den klug erdachten und seinberechnctc» Einzclzügen dem Ganzen nie den Reiz des Unmittelbaren und Jmprovisirten zu nehmen, — das war so überraschend treffsichei und dabei von ungesuchter Lustigkeit, daß man gar nicht aus dem freudigen Erstaune» über die Schelmenstreiche des drolligen Spitz buben herauskai». S o gespielt, könnte man für die Ausnahme einer ganzen Reihe Goldomscher Komödien in den Spielplan der modernen Bühne plaidiren. — Eröffnet wurde der Abend mit Wilbrandt's „Jugendliebe", einem der geschmackvollsten und aiimuthigstcir Einakter des Wiener Dichters, der in der Bor iichmheit seines Dialogs und seines gefälligen Humors sich vor- theilhaft abhcbt von der ordinären Schwanksimpelei manches er folggekrönten zeitgenössischen Autors. Lag der Heinrich, dieser ungemüthliche, breitspurige Bierstudent, der hoffentlich als Land- wirth und nicht als Landrath dereinst seine Tage enden wird, dem Darsteller, der dem Fach der jugendlichen Komrker doch schon etwas entwachsen ist, auch nicht mehr so recht, so wußte er doch dem falschen Tagebuch-Ideal der Jugendliebe die ungezwungene, wahre Nnivctät eines Naturmenschen zu geben, so daß er die Figur des Dichters nahezu völlig deckte. Uebrigens wurde gerade in diesem Stück der Gast von unserem Ensemble, namentlich von den Damen Gasny nnd Wolfs und Herrn Paul ganz vorzüglich unterstütz!, während in dem Goldonischen Zweiakter neben Frl. Pölitz, die mit ihrer eleganten Repräsentation des falschen Raspvni den Vogel ab- chvß. sich noch die Herrn Deitmer nnd Müller auszeichneten. Das Spiel in dem Kläger'schen „Präsident" litt dagegen empfindlich unter der mehr als aufdringlichen Souffleuse, die in einer Weise das große Wort führte, daß selbst die Schauspieler wüthende Blicke nach der vorlauten und indiskreten Nothhelferin warfen. — Das sehr gut besuchte Hans wurde nicht müde, den berühmten Gast, bekanntlich ein Dresdner Kind, nach Herzenslust zu feiern und mit herzlichem Applaus immer wieder vor die Gardine zu rufen. P. A. Wol f§. f Die Königl. Hosoper glebt heute das Mnsikschauspiel Kienzl's „Der Evangeliman n . j- Im Königl. Hosschanspiel setzt heute Abend Herr Hugo Thimig vom K. K. Hvsburgthcater in der Titelrolle des alte» Schwankes „Advokat Patelin" sein Gastspiel fort. Das Stück, das zum ersten Male in einer neuen Bühnen- bcarbeitung von Wilhelm Wolters erscheint, gehört zu den mter- essaittestc» französischen Komödien des heiteren Genres und hat sich bis aus unsere Tage in seiner unvergleichlichen Frische erhalten. f llever die Krankheit und den Tod von Johann Strauß treffe» noch nachstehende Mittheilungen ein: Strauß zog sich die Krankheit zu. als er am Pfingstsonntag bei der Aus führung der „Fledermaus" in der Hofoper die Ouvertüre dirigirtc. sich dabei sehr anslrengte und erhitzte und hierauf sofort bei kühlem Wetter das Haus z» Fuß verließ. Er arbeitete noch am letzten Sonnabend an seinem für die Hosoper bestimmten Ballet „Aschen brödel". Nachmittags trat Schüttelfrost ein und Donnerstag zeigte sich eine Rippenfellentzündung und linksseitige Lungenentzündung, die sich alsbald ans die ganze Lunge auSbreitete. Doktor Weiß, der die letzte Stacht bei Strauß zubrachte, ging Mittags nach Hause, nachdem ihn Doktor Lederer abgelöst hatte. Weiß wußte, daß Strauß die folgende Stacht nickt überleben würde. Als er nur halb 1 Uhr Nachmittags zurückkam, meldete ihm Doktor Lederer, das; der Puls 120 betrage. Doch gleich darauf sank er rapid von Minute zu Minute und die Acrztc erkannten, das Erlöschen stehe u»»iittelbar bevor. Strauß hat 1896 ein Testament beim Notar Tr. Richter gemacht, worin er die Wiener Gesellschaft der Musik freunde als Univcrsalerbin cinsetzte und die lebenslängliche Nutz nießung seines GcsainiiitPernZ'geiis vor Allein seiner Frau Adele. daiiiNciiicn betagten Schestcrn Anna nnd Therese Strauß, ferner der Stieftochter Alice Ebstein zuwcndet. Das werthvollste Erbe, nämlich das Eigcnthums- und Aufführungsrecht aller seiner Kom positionen fällt uiigeiiigeschränkt seiner Wittwe zu. Die Gesell schaft der Musikfreunde veranstaltet die Bestattung. Ganz Wien steht unter dem tiefen Eindruck der Trauernackricht. Das Ver mögen von Strauß wird auf 300.000 Gulden geschätzt, sehr werth voll dürfte sein musik-littcrarischer Nachlaß lein, insbesondere viele Skizzenbüche rund verstreute Blätter mit musikalischen Aufzeich nungen. Die Stadt Wien wird Strauß zweifellos ein Ehrengrab in der Arkadenhnlle des Ecntral-Ariedhofes emräumen. Die Be erdigung findet Dienstag den 6. Juni 3 Uhr Nachmittags statt. 1 In der Kolleftion Otto Janke (Berlin) sind zwei neue Bände er schienen, die fick) besonders als Reiselektüre eignen:„D«r Exhuiar". ein Roman aus dem Osfinersleben von R. v. b. Gruben, und eine Samm lung amüsanter Humoresken von Mar Hattung „Unter lachender Sonne". Jeder Band der Kollektion kostet bekanntlich 1 M. Sport - Nachrichten. (MtSetheUt ocm LnSdner Sport-Weil-Bern,tttclungsbureau Vikar Richter, Lreiden, Martin Lutherstraße r.) Beiden gestrigen Nennen zu Frankfurt«. M. wurden folgende Re sultate erzielt: I. Rennen: 1. „Dragoner", 2. „Baccille". 3. „Prinzeß Fall»". (Tot. «7:10 Sieg; «2. 90 : 20 Platz.) II. Rennen: 1. „Klen", 2."Clin ton". 3. „Charring Crois". (Tot. 33 :10 Sieg : 28, 30. 40 : 20 Platz.) III. Rennen: 1. „Manager", 2. „Ticksord Abboi", 3. „Aureole". <Tot. 46:10 Sieg,: 30, 32, 90 :20 Platz.) IV. Reimen: 1. „Eiger", 2. „Stra tege". 3. „Gluth". (Tot. 19:19 Sieg: 20. 32 : 20 Platz.) V. Rennen: 1. „Gicb Dich". 2. „Narcib", 3. „Federfuchser", (Toi. 12:10 Sieg.) VI. Rennen: I. „Motor". 2. „Austin", 9. „Sonderling". (Tot. 27?lo Sieg: 28, 36, 32 -. 20 Platz.) In dem gestrigen Rennen ,u Wien (OefterreiHilcheS Derby) Hegten folgend« Pferde: 1. „Pardon". 2. „Galifard", 3. „Bonvivant" (Tot. 7 ; 9 Sieg: 8«. 109, 81 : 2« Platz». .Ün der Grand Steeple Chase de Paris (Preis 120,000 Fr.» blieben folgende Pferde Sieger: 1. „Tancarville", 2. „BttemountI Pme". 3. „„Geographie".
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