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- 412 - breiten Stirn unter dem dicken Blondhaar. Er war ein schöngewachseyer Mann von llatttlcher Größe. schlank und kräftig, kein Lot Fleisch zu viel, die Muskeln wie Stahl und das Geiickl voll Gesundheit. Die Augen darin hatten einen unsteten Blick. „Guten Abend. Bärbel,." sagte er beiter und doch nicht ganz zwanglos! sie bemerkte eS sofort und streifte ihn mit einem forschenden Blick i dabei hatten ihre dunklen Augen etwas Finstres. „Kommst ja jo früh," ,agte sic und blieb mit der gefüllten Milchkanne mitten aus dem schmalen Gange slel)en, weil er ihr den Weg ins Wohnzimmer versperrte. „Hat wohl gar ,ehr geschafft mit der Arbeit droben?" «El freilich. Ich Hab' die Leut' noch zurückgelaffen, dag >ie die letzte Mahd noch breiten." „Und warum kommst nicht mit ihnen zusammen?" Iragte „e: er wich den, graben Blick ans und sagte leichthin: „Weil ich mit dem Uttdörfer ein« Berabredung getroffen habe für den heutigen Abend." Sie entgegnete kein Wort. Wenn man nicht sah, wie sie trotz der gebräunten Haut erblaßte, hätte man meinen können, seine Verabredungen seien ihr das Gleichgültigste. „Gib Platz." sagte sie dann eintönig, „daß ich den Krug ins Zimmer trage: er ist schwer." „So gib mir erst Antwort auf meinen Guten Abend," sagte er und stellte sich breit vor sie hi». Er sah sie dabei an, als ob er sehr verliebt in sie und sehr stolz auf sie sei. Aber ne ichlttg die Augen nieder und rührte sich nicht. „Geh, mach nicht solch finstres Gesicht, Bärbeli.' ries er fröhlich, und wollte sie beim Kinn fassen. Aber sie wich zurück und ein icharfer Blick traf ihn pfeilschnell und flüchtig. „Warum isl's finster?" fragte sie. „Es brauchte nicht so sein. Aber Dein verliebtes Getue deckt vor meinen Augen Deine Sünden nicht zu " Ulrich Amberger wandte sich hastig um. daß die Nägel seiner Sohlen tiefe Eindrücke ans der Diele hinterließe», und ging ohne ein weiteres 'Wort hinaus zu seinen spielenden >r Indern Erst als die Frau sie zu in Essen rief, kam er »»t ihnen herein. Er sprach das e iichgebet. Barbara hatte das so eingcführt am ersten Dag ihrer Ehe, und sie hatten cS beibehalten all die Jahre. Heul, als der Ehriftusname von seinen Lippe» siel, zwang ihn plötzlich irgend etwas, zu seinem Weibe hiniiberzublicken. Barbara sah tiefgebeugten Hauptes aus ihre gefalteten Hände nieder: nm ihre zniammcngcprcßtcn Lippen zuckte der -polt. Ein böser Trotz erfüllte da des Mannes Herz. „Sic hält mich nicht mehr für wert, zu beten," dachte er bei sich, sprach mit 'Nachdruck die frommen Worte zu Ende und setzte sich aui seine» Stuhl, daß es krachte. Barbara zuckte zuiammen und tat. als habe sie nichts gemerkt. Das Mahl ward schweigsam eingenommen. Der Bauer aß mit gesundem Hunger, die Frau wenig und zerstreut, die Binder mit sichtlichem Wohlgefallen in das Vergnügen des Essens vertieft und ohne das schwüle Schweigen zwischen ihren Eltern zu empfinden. Als sie sich satt gegenen batten, schickte der Vater sie hinaus. „Dummelt Euch noch ein wenig, daß Ihr nicht mit dem vollen Magen in Schlaf kommt." sagte er und schob sie zur Tür hinaus. Dann sah er. mitten im Zimmer stehend, der Frau zu. die den Tisch abzuräumen begann. „Ichftnuß nun gehn, Barbara," sagte er end- lich Sie antwortete nicht, sondern klapperte mit dem Geschirr. „Gibst mir kein gutes Wort mit auf den Weg?" fragte er und seine Stimme klang ungewöhnlich weich. „Auf den 'Weg auch noch gute Worte!" rief sic herb und wegwerfend und wirtschaftete weiter. „Es könnt mich aber eher znrückziehen, >o ein gutes Wort." suhr er geduldig, fast bittend fort. „WaS brauchst überhaupt erst zu gehn!" entgegnete sie achselzuckend. Er sah sie von oben bis unten an. „Ich mein, ich könnt sogar hierbleiben, wenn Du mich recht schön bitten tatst!" Sie warf ihm zwischen ihrer Geschäftigkeit einen schiefen Seitenblick zu. „Auch noch bitten soll ich? Ich Hab Dich doch oft genug gebeten — es hat nichts genutzt. — Ich bitl' nicht mehr." „Du hast nicht genug Ausdauer gehabt." entgegnete er. „Du kennst meine Schwäche — Du solltest mir helfen." „Ein ordentlicher Mann weiß allein, was er zu tun hak. und tui's von selber, ohne daß er sich von seinem Weib muß gängeln lassen. Ich will kein Gängelkind zum Mann. Geh — tu was Du willst. Du mußt ja wissen, wo's hinaus fuhrt." Immer noch stand der Bauer, als hoffe er, sie werde sich eines andern besinnen. 'Als das nicht geschah, unterdrückte er einen Seufzer. „Nun denn — gute 'Nacht," sagte er und streckte die Hand aus. „Gute Nacht." erwiderte sie kalt, ohne die Hand zu sehen. Er ließ sie hastig sinken und ging hinaus. Sobald sich die Tür hinter ihm schloß, ließ Barbara Teller und 'Näpfe stehen und lauschte ihm nach. Sie hörte ihn in die Kammer gehen, wo er sein Arbeitszeug mit einem besseren Nock vertauschte: es war schnell geschehen, und er kam mir eiligen Schritten wieder an der Tür vorbei, hinter der sie stand, ^ic hoffte, er würde noch einmal hereinsehen: sic bereute fast ihre Schroffheit: sie glaubte, daß sic ihn jetzt würde bitten können: aber ihre Selbstbeherrschung reichte doch nicht so weit, daß sie ihm dazu nachging. So ließ sie ihn vorbei, znm Hause hinaus und sah ihn mit wuchtigen Schritten den steilen Fußpfad über die Wiele hinunlersteigen, der Straße zu. Er sah sich nicht mehr um. » Die Sonne war längst hinunter: nur die letzte Dämmerung des Sommertages schwebte noch mit bläulich grauem Schein über dem Hochgebirge: daS weite Tal lag in - 443 - dunkle Schatten gehüllt, au» denen herauf die Lichter der menschlichen Wohnungen hell und freundlich blinken. Am wolkenlosen Himmel tauchte ein Stern nach dem andern chervor; manche so hart am Rande der Schneefirnc, al» habe ein einsamer Wanderer sich dort oben ein winziges, wärmendes Feuer angezündet. Ulrich Ainbergers Hof lag still und dunkel. Die Kinder schliefen in ihren Betten, desgleichen die Hausmagd und der Knecht, der aus dem Hof eine Schlafstelle hatte, während die andern teils auf den Almen blieben, teils bei ihren Angehörigen wohnten. Aus dem Heuboden schlich eine weißbunte Katze ihrem nächtlichen Gewerbe nach; »m Stall klirrten die zwei Kühe, die der Milch wegen hatten von ber Alm Zurückbleiben müssen, manchmal leise mit der Kette, wenn sie sich der selbst bei Nacht nicht ruhenden Stechfliegen in erwehre» trachteten. Die Haustür stand weit offen, um die erfrischende Kühle emzulassen, die er quickend von den Bergen sank und duftend aus den Wiesen stieg. Auf der Schwelle saß Barbara, die Hände müßig im Schoß, und starrte trübselig und gedankenschwer in die Ferne. Da trüben, geradeaus, schimmerten die Spitzen der Viescherhörner; der Sattel, dev sie beide verband, war von einem weißen Schneeieppich bedeckt, der niemals schwand und niemals seine fleckenlose Reine verlor. Von da herunter senkten sich die ungeheuren Eir und Schnecmassen zu Tal, bis wo der Gletscher, immer schmaler werdend, auf mächtige» Sperrfelsen aussitzt, aus denen sein wildes Kind, die brausende Lütschine, ungestüm hervor- rauschl ins unbekannte Leben. Zur Rechten erhebt der Eiger seine dunkle Felsmasse trotzig zum Himmel empor — von seinen steilen Wänden ist der Schnees herabgeschmolzen, und nur um das breite Haupt noch trägt er einen Kranz von großen weihen Blumen. Zur Linken drängt sich vor die Eisfelder die trotzige Mettenbergwand, auf der des Ambergers Almen hängen: und weiterhin das Wetterhorn, nne ein gepanzerter Riese, der die Talwacht hält. Nirgends ein Ausblick zwischen den gewaltigen Mauern, die von allen Seiten den Talkessel umstarren. Und doch sinket das Leid den Weg herein, und das Glück entschlüpft, um nimmer wiederzukehren. Barbara wartet gar nicht mehr darauf, ob es wiedcrkehren möchte. Sie wartet nur auf ihren Mann mit einer stumpffinnigen Geduld. Wo er ist, wie lange er ausbleibt, daS weiß sie nicht Sie weiß nur. daß der Uttdörfer ihn in irgend em Wirtshaus gelockt hat. daß er da mit ihm trinkt und ihm das Geld abnimmt oder dafür sorgt, daß es andere tun. Der Uttdörfer ist der größte Tunichtgut im ganzen Grindelwald, leichtsinnig und liederlich, und hat immer Glück. Ulrich Amberger aber läßt sich verführen, er ist mit Leib und Seele bei allen Tollheiten und hat immer Unglück. Wie die unselige Freundschaft mit dem Uttdörfer angefangen hat, das weiß Barbara kaum : es kam, wie so etwas eben kommt. Sie wußte nur, daß seitdem der häusliche Frieds gestört, ihres Mannes Laune veränderlich und sein Herz nicht immer offen war vor ihr. Als ihre Vorstellungen und Bitte» ihm gegenüber vergeblich blieben und nur mit leicht- sinnigen Scherzen und beschwichtigendem Liebesgetändel abgetan wurden, erwog sie. ob sie einmal zum Uttdörfer geben und ihm seinen gefährlichen Einfluß vorstellen solle. Aber sie sagte sich, daß das umsonst sei, daß sie nur Spott ernten würde. Sie tvar auch zu stolz, um sich zu demütigen, namentlich vor dem übermütigen, eingebildeten Uttdörfer, der sie nie für voll hatte ansehen wollen, weil sie als blutarmes Mädchen in den Hof hereingekommen war. So verstummte sie trotzig und traurig und wartete aus das Schicksal, wie eS seinen Laus nehmen würde, und jetzt nur aus ihren Mann. Barbara war die Tochter einer armen Spitzenklöpplerin in Lauterbrunnen, mit viel Mühe und Entbehrungen, des Vaters durch eine» gewaitjamcn Tod in den Bergen frühzeitig beraubt, von ihrer einsamen, durch die Härten des Lebens niedergedrückten Mutter aufgezogen. Als achtzehnjähriges Mädchen war sie nach dem Grindelwald ge kommen. im Sommer, wenn die Fremden das Hochtal scharenweise überziehn, da hatte sie an der Straße die Spitzen ansgeboten. die sie mit der Mutter an den langen dunklen Winterabenden verfertigt hatte. Da war dann der Ulrich Amberger vorübergekommen: erst zufällig und selten, dann öfter und absichtlich. Immer hatten seine jungen, fröhlichen Augen mit Wohlgefallen auf ikr geruht und sich ungern von ihr getrennt: und bald war in diese Augen noch ein ganz anderer, besonderer Ausdruck getreten. Er war bei ihr stehen geblieben und hatte mit ihr geplaudert, m sehr höflicher, respektvoller Weise, und hatte sich nicht darum gekümmert, daß die andern ihre Witze machten. Eines Tages aber war er nach Lauterbrunnen hinübergestieoen, über die kleine Scheideck und die Wcgernalp, und hatte der Mutter der Barbara gesagt, ihre Tochter dürfe nicht mehr an der Straße sitze» und Spitzen seiibicten, denn er wolle ihre Tochter heimführen als sein Weib in seinen väterlichen Hof und er bäte um ihren mütterlichen Segen dazu. Das war cm »»erhörter Borsall, Laß ein reicher und unabhängiger Grindclwaldbauer ein armes, fremdes Mädchen heiraten wollte, das niemand je gekannt, und dessen Mutter mit Spitzen klöppeln ihr Leben fristete. Und daS war ein unerhörtes Glück, daß so ein armes Mädel in einen reichen Hof hineinzog, ohne irgend welcl-es Dazutun oder Draufanlegen, als allein um ihres hübschen braunen Gesichtes und um ihres unverdorbenen Herzens willen. iS»ri!«tunz t»lgi.> §>Tiron tsvi-kXsKHL Läuarä VvlÄied 1il1l'kl1l8ö8 ri 8peLtn»sv8ob»rt Hilf Km8kk ri SpiMl. Silillik. preiswerte OdlAdülälÜE besserer Künstler. Hand-, Toiletten- u. rttett^S^ic^cl, Phot.-Rahmen. 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