Volltext Seite (XML)
Politisches. „Wider den Tod kein Kraut gewachsen ist", daran wird man bei der Nachricht erinnert, daß der Chef des Wiener HcmseS Roth schild, Freiherr Anselm, am Montage verschieden ist. Auch er mußte fort von seinen Millionen, keine ärztliche Wissenschaft, keine Kunst sonnte die schwindenden Lebensgeister des Börsenkönigs fesseln. MO, nach anderer Schätzung 600 Millionen hinterläßt er, und «enn die Stimme der „N. Fr. Pr." nicht lügt, so hinterläßt er auch das Andenken eines Wohlthäters der Armen. „Ach, Goldschmidl" aas waren die letzten geseufzten Worte des Millionenschmieds; unter Zoldschmid meinte er nämlich nicht den kunstvollen Verarbeiter .dler Metalle, sondern seinen ersten Procuristen, der an sein Sterbe bette trat. Mit dem Namen Rothschilds ist ein gutes Theil der Geschichte Oesterreichs verknüpft; 12 Anleihen, die Oesterreich von 1849 bis 1860 brauchte, hat der nunmehr Verstorbene emittirt, er war der Bankier der österreichischen Negierung, nein, er war mehr als Das, er war zeitenlang der Herr und Gebieter des Käiserstaats. An dem Elend Oesterreichs, an seiner Finanznoth, wuchs der an sich schon gewaltige Reichtum der Rothschilds in's Unermeßliche; die Völker Oesterreichs wurden ihm tributpflichtig. Was er für den Kaiserstaat that, hat er sich redlich von ihm bezahlen lasten und noch aus lange Zeiten hinaus haben die Arbeitskräfte der Nationen, die den Kaiserstaat bewohnen, die finanzielle Unterstützung desselben durch das Haus Rothschild hoch zu verzinsen. Wenn solch' ein Börsenfürst nun auch einmal ein jüdisches Kranken- und Versorghaus auf seine Kosten errichtet oder Legate von etlichen Hunderttausenden hinterläßt, so bringt ihm das reiches Lob und den Ruf der Barmherzigkeit ein. Und doch sind dies nur verhältnißmäßige Brocken, die von des Neichen Tische fallen. Eine Wohlthätigkeit, wie wir sie in Amerika erleben — wir erinnern nur an die großartigen Schenkungen Peabody'S — wo Millionen zu milden oder wissenschaftlichen Zwecken testirt oder noch bei Lebzeiten verschenkt werden, finden wir von keinem der großen, meistens jüdi schen Börsenfürsten verzeichnet, die den Welt- und Geldmarkt Europas beherrschen, weder bei den Rothschild's, noch den Bleich- röder's, noch den Erlanger's, noch den Oppenheim's, noch bxi den Baronen Sina und Hirsch und wie sonst die modemen Herrschergeschlechter weiter heißen mögen. Und doch giebt jeder Tag den Beweis, daß sic mächtiger als die politischen Könige sind. Man klagt so häufig über die Höhe der Civillisten der Monarchen; «enn aber ein Fürst nicht gerade ausgesprochene Neigung zum Geiz hat, so beansprucht eine anständige Hofhaltung jene Summen, die somit wieder in's Volk Mrückkchren. Was thun aber die modernen Börsenkönige? Wohl, sie bauen sich ein prächtiges Stadtpalais, nnen luxuriösen Landsitz; der Eine hat wohl auch künstlerische Neig ungen und sammelt Gemälde, Waffen, Majoliken, Münzen; der Andere hält sich eine Loge i», Theater, der Dritte giebt im Winter einige Feste; aber die Millionen, die sie jährlich in Gestalt von Spekulationen aus der Arbeitskraft der Völker und derAufsaugung des kleinen Kapitals als Civillisten erheben, legen ihnen bei Weitem nicht die öffentlichen Pflichten und den Aufwand auf, die man von den gekrönten Häuptern beansprucht. Jene Börscnfürsten, die bei tzer Hausse verdienen und bei der Baisse verdienen, sie verdienen venigstcnS bei ihrem Scheiden von den Millionen die ernste Frage: :b sie nicht blos Schätze gesammelt haben,die sie zurücklassen müssen, sondern ob sie ihre Macht dazu verwendeten, die Cultur der Mensch heit wenigstens um Etwas zu fördern? Und wir fürchten, daß bei oem jetzt verstorbenen Anselm von Rothschild, der so vortrefflich mit xn Nullen zu rechnen verstand, sich die Antwort: "0! er- zcben wird. Auch heute ist die sonstige Weltgeschichte ziemlich belanglos. Doch scheint es, als ob die Idee der Anerkennung der Madrider Regierung durch die europäischen Großmächte jetzt größeren Boden gewinnt. Daß der militärische Congrcß zu Brüssel in seiner ersten Sitz ung nichts Eiligeres zu thun hatte, als vollständiges Stillschweigen >ber seine Verhandlungen zu beschließen, klingt nicht gerade sehr losfnungsrcich für das Zustandekommen wesentlicher Beschlüsse. 2der fürchtet man gegenseitige Anklagen der einzelnen Mächte über sas Verfahren der Soldaten der anderen Staaten, mit denen sie zu- ietzt im Kriege waren? Sonst wäre es doch eigentlich sehr natürlich, saß unter dem vollen Tageslichte unbeschränkter Oeffentlichkeit die Angelegenheit der Kriegführung, der gegenseitigen Behandlung von Kriegsgefangenen, von Bevölkerungen, die mit Krieg überzogen sind i. s. w. behandelt würden. Im ungarischen Reichsrath streitet man sich nun schon mehrere Lage darüber, ob den Steuerrestanten das politische Wahlrecht ent- ,oge» werden soll oder nicht. In einem Lande, wo das Nichtsteuer- .cchlen als patriotische That gilt, wo die Steuerrückstände über 100 Millionen betragen, wo sogar ein Abgeordneter es als eine klimati sche Natürlichkeit bezeichncte, daß der Bauer nicht alle Jahre seine Steuern bezahle; ist jener Vorschlag allerdings eine Cardinalfrage. Die Opposition befürchtet aus dem JnSlebcntrctcn des Vorschlags sei, Verlust des Stimmrechts von Tausenden von Wählern. Im Gegensätze zu dem Vorschläge der Republikaner Frank reichs, die Nationalversammlung aufzulösen, beabsichtigen die Mon archisten, der Nationalvcrtretung eine ebenso lange Lebensdauer zu zehen, als der Gewalt des Marschalls Mac Mahon. Man will sie also „septennalisiren", wie das neugebildete Wort lautet. Zwischen siesen politischen Angelegenheiten durchschwirrt die Pariser Boule- oards das Gerücht, der exkaiserliche Prinz Louis wolle sich verloben, und zwar mit der Tochter des früheren Ministers Nouher. Eugenic selbst sei diesem Plane sehr freundlich gestimmt, schon darum, weil eine Prinzessin-Schwiegertochter ihrem persönlichen Einflüsse jeden falls gefährlicher würde, als Fräulein Nouher. Man erinnert sich va, daß die junge Dame bei dem Großjährigkeitsfeste Lulu'S den Ehrenplatz an der Seite des 18jährigcn Jubilars cinnabm, daß Madame Eugenie sie stets als „wa Mo" ansprach und mit ganz außerordentlicher Zärtlichkeit behandelte. Bis hierher klingt die Sache noch ziemlich raisounable, hier aber macht die Geschichte eine echte pariscrische Wendung. Herr Nouher habe nämlich die Erheb ung seiner Tochter in den Stand des disponiblen Kaiserthums ent schieden abgelchnt und dem Prinzen zu einer mariago cko raison gerathen mit Fräulein von Magenta, der Tochter Mac Mahon'S. Sollte etwa der Schwiegervater !n spo blos darum sein Septennat vertheidigen, um cs seinem Schwiegersöhne als Vorschule für das Kaiserreich zu verwerten? LocalcS uud DiichfischeS. — Russische Orden haben erhalten: der General - Lieutenant und General-Adjutant Krug von Nidda den St. Annen - Orden erster Klasse, der Oberst und Flügel - Adjutant von Dziembowski, sowie der Oberst und Commandeur des Cadetten- Corps, Frhr. von Welck denselben Orden zweiter Klasse — Ein Bahnbeamter schreibt uns: Das „Leipziger Tageblatt" hat jene irrthümlichen Angaben über die Preise der Beförderung von Kindern offenbar den Special bestimmungen irgend einer preußi schen Bahn entnommen und nach seiner Logik, daß das. was irgend eine preußische Behörde anordnet, sofort auch für Sachsen Geltung haben soll, auf die sächsischen Bahnen ausgedehnt. Wenn nun auch die DrcSdn. Nachr. bereits die richtigen, in Sachsen gütigen Bestim mungen über die Preise der Kinderbeförderung auf den Eisenbahnen mitgetheilt haben, so ist cs doch vielleicht nicht überflüssig, einige andere dem Reichsreglement entnommene Bestimmungen zu ver öffentlichen. So lautet 8 1, Pflichten des Dienstpersonals: „Das bei den Eisenbahnen angestellte Dienstpersonal ist zu einem be scheidenen und höflichen, aber entschiedenen Benehmen gegen das Publikum, sowie ferner verpflichtet, sich innerhalb der ihm angewiesenen Dienstgrenzen gefällig zu bezeigen." tz 16. Versäumung der Abfahrtszeit: „Dem Reisenden, welcher die Abfahrtszeit versäumt hat, steht ein Anspruch weder auf Rückerstat tung des Fahrgeldes, noch auf irgend eine andere Entschädigung zu. Demselben ist jedoch gestattet, auf Grund des gelösten Fahrbillets mit einem am nämlichen oder nächstfolgenden Tage nach der Be stimmungsstation abgchendcn, zu keinem höheren Tarifsätze fahren den Zuge zu reisen, sofern er sein Billet ohne Verzug dem Stations vorsteher vorlcgt und mit einem Vermerk über verlängerte Giltigkeit versehen läßt. Eine Verlängerung der für Retourbillcts, sowie für Billets zu Rundreisen und Vergnüguugszvgen festgesetzten Frist wird hierdurch nicht herbeigesuhrt? Die Frage der Contractbruchbestrafung wird nicht nur auf dem volkswirthschastlichen Congreß zu Elberfeld uud auf dem Congrcß für Socialpolitik in Eisenach einen Hauptgegenstand der Berathung bilden; auch das Kleingewerbe, welches die Nachtseite des Contractbruches vielleicht in noch höherem Maße empfindet, als die Großindustrie, wird im Spätjahre der Frage näher treten, da der Zittauer Gewerbeverein für den in Riesa stattfindendcn Congreß sächsischer Gewerbevereine über dieses Thema einen ausführlich »,o- tivirten Antrag bei dem Vor'orte Dresden eingereicht hat. — Der ausgetretene frühere Director der Fundgrube Saxonia sammt Morgenröthc ist bereits wieder nach Dresden zurückgekehrt. Er hat in der Zwischenzeit eine Erholungsreise nach Teplitz unternom men gehabt und bctheuert allen Denen, die ihn wegen seines eigen- thümlichen Verhaltens zur Rede stellen: er habe in einer seltsamen Art von Aufregung gehandelt. — Der jüngst in unserem Blatte ausgesprochene Wunsch, man möge beim Abbruch alter Gebäude zur Löschung des oft höchst lästig werdenden Staubes gehörig sprengen, resp. das überflüssige Wasser der Wasserleitung daru verwenden, hat in erfreulicher Weise bereits seine Früchte getragen. Herr Cauzlcr, der das Haus gegenüber dem Blockhause niedcrrcißt, hatte sich mit dem Ersuchen an den Stadt rath gewendet, ihm doch zur Löschung des Staubes Wasser aus der städtischen Leitung abzugcben, welchem Gesuche sofort bereitwilligst entsprochen wurde. Am Montag Abend Uhr öffneten Beamte der Wasserleitung das Ventil am Aufgang der Brücke, schraubten einen langen Schlauch vor, der bis auf das im Abbruch befindliche Haus reichte und »ach wenigAugenblicken schoß ein müchtigerStrahl empor, so daß in kurzer Zeit die ganze Stelle ohne alle Mühe so zu sagen vollständig unter Wasser gesetzt war. Es ist dieses Entgegen kommen des Nathcs dankbar anzuerkcnnen, da der Staub bei Nie- derreißung alter Gebäude für Umwohnende wie Passanten höchst lästig ist. — Vor mehreren Monaten wurden auf der Lüttichaustraße einem dort wohnhaften Schulkinde die Ohrringe entwendet. Die Thäterin sollte ein erwachsenes Mädchen gewesen sein, dasselbe wurde aber damals nicht ermittelt. Neuerdings hat der Vater des Kindes die Diebin in der Person einer Dienstperson ermittelt, die damals in demselben Hause auf der Lüttichaustraße, wo er gewohnt, gedient hat. Sie mar inzwischen aus diesem Hause wcggezogen und hielt sich im Besitze der Ohrringel nunmehr für so sicher, daß sic dieselben selbst in ihren Ohren trug. Der Beweis ihrer Ueberfüh- rung war also ein sehr leichter. — In der vorvergangenen Nacht hat sich ein noch unermittcl- tcr Dieb mittelst Einbruchs Zugang in ein an der Schillerstraße ge legenes Grundstück verschafft, ist aber in ein Local gelangt, wo eine größere Partie leere Flasche», sonst weiter nichts, aufbewahrt ge wesen ist. Nachdem er sich davon überzeugt gehabt, daß nichts Lohnendes für ihn darin befindlich gewesen ist, hat er mit leeren Händen den Rückzug wieder angctreten. — Einer Kirschenhändlcrin, welche auf dem Antonsplatze feil hielt, wurde vorgestern von einem mit Kirschkörben beladenen Wagen einer dieser Körbe im Werthc von Thalern und einigen Groschen gestohlen, bald darauf aber unter dem Stande einer Grünwnarcn- Händlerin mit alten Lappen zugedeckt wieder aufgcfunden. Die Grünwoarenhändlerin soll deshalb verhaftet worden sein. — In der vorvergangencn Nacht hörten Leute, die an der Herzogin Garten vorübergingen, aus einer dort gelegenen Parterre wohnung einen lauten Hilferuf Hervordringen. Derselbe ging von einer Frau aus. Wie es hieß, wäre dieselbe nebst ihrem Kinde von ihrem Manne geschlagen worden. Der Hilferuf wiederholle sich, cs sammelte sich demzufolge immer mehr Publikum an und von diesem stiegen endlich einige handfeste Männer in das betreffende Logis durch ein offenstchendes Fenster ein und brachten bald darauf auf demselben Wege den Attentäter, der seine Frau und sein Kind ge schlagen haben sollte, mit heraus auf die Straße. Jetzt wollte das Publikum über ihn herfallen, um Gleiches mit Gleichem ihm zu ver gelten. Zum Glück trat ein Wächter dazwischen und bewahrte ihn vor den ihm zugedachten Schlägen. — Wieder einmal hat sich ein Unglücksfall in Folge unvorsich tigen Gebahrens mit Petroleum ereignet. Gestern früh hatte in der Fischergasse eine Frauensperson mit Petroleum Feuer angemach., dabei vermuthlich ihre Kleider mit dem Oele benetzt und war m ^ diesen der Flamme zu nahe gekommen. Ihre Kleidungsstücke fingen Feuer und sie vermehrte die Flammen noch dadurch, daß sie aus Angst hinab auf die Straße rannte, wo durch hinzukommende Leute die Flammen gelöscht wurden. Die arme Person ist schwer verletz« nach dem Krankenhause geschafft worden. — Die Gärten auf der Schillerstraße scheinen jetzt allnächtlich von Dieben heimgesucht zu werden. Wiederum theilt man uns einen in der vorvergangencn Nacht dort verübten Diebstahl an Gurken mit; auch hat der Thäter noch versucht, von der Wasser heizung am Gewächshause ein langes Kupferrohr abzubrechen. Das ist ihm aber nicht gelungen. Ein weiterer frecher Diebstahl von der Schillerstrnße wird uns in Folgenden, berichtet: In der vorvergan genen Nacht wurde in einem dortigen Grundstücke eingestiegcn, das Gitter eines Kelle, fensters mittelst eines am Orte zurückgebliebenen Pfahles auSgcwuchtet, durch das offene Fenster in den Keller ein- gestiegen und daraus eine Quantität Victualien gestohlen, nebst mehreren leeren Flaschen, die am andern Morgen unterhalb des Grundstücks an der Elbe wieder ausgesunden worden sind. — Gelegentlich ihres Aufenthaltes in Brünn wurden die sich seit Kurzem in Deutschland producircnten Lappländer im „Mährischen Correipontent" alö unächte Lappen bezeichnet: gegenüber den bcigebrnchten amtlichen Zeugnissen aber rchadili- tirte jenes Blatt die Leute und widerrief die Beschuldigung. Die Acchtbeit der vier Lappländer ist unterdessen durch wisscnicha't- liche Zeugnisse noch aus er Zweifel gestellt. Cie werde,, sich, wie wir bereits mitthelltcn, hier aus der Vogelwiese sehen lassen, und 'vollen wir hiermit nicht versäumen, wenigstens zunächst zu be stätige», daß „all' Einsicht in die Rcgierungszcugnissc auö Schwe de» w. die Glaubhaftigkeit der Kinder des Nordens nachgewicie' ist. lieber Ihre Productioncn bringen wir noch 'Näheres. — An, letzten Lonntag feierte» die Mitglieder der freiwilli- gen Turncricuerwchr nebst Dame» ihren Ball in den Räume,, res Schillerschlöhchens. wo unter Andere», auch der Gesang, verein „Lied hoch" mltwirkte. Der Verstand und Liede,mcistei hatten ein reichhaltiges Programm gewählt. Beide Vereine ver gnügten sich bis früh an den Freuten des Balles. — Auf dem Berliner Bahnhof in Leipzig rettete vorgestern Abend ein wahres Wunder einen Wagenschicber Namens Gebert, der Dresdner Bahn, als er einige Wagen dahin geleitete, vordem augenscheinlichen Tod. Er bemerkte nicht das Herannahcv einer ihm auf dein Nebengleis entgegenkommenden Locomotive und wurde von letzterer überfahren, bevor er Zeit hatte, der Gefahr auszu weichen. Die Befürchtung lag nahe, den Mann als Leiche oder wenigstens arg verstümmelt wiedcrzusehen, aber wunderbarer Weise nichts von alledem. Er stand, nachdem die Maschine über ihn hin- wcggegangen, alsbald ohne alle Beschädigung wieder auf und war auch im Stande, seinen Dienst weiter fortzusctzcn. Ein selten gün stiges Geschick hatte es gefügt, daß er beim Niederstürzen nicht auf das Fahrgleis, sondern zwischen die Schienen zu liegen gekom men war. — Auf der Hainichen-Roßwciner Bahn fuhr am 28. d. M. Mittag 12 Uhr eine mit Guirlanden geschmückte Locomotive von Hainichen nach dem Borsdorf-Meißner Bahnhof. Es war die erste Probefahrt-, die ganze Strecke soll Mitte August dem allgemeinen Betrieb übergeben werden. — In Aue brannte am 27. d.M. ein Schuppen des Böttcher meisterS Vieweg ab und, trotz schneller Hilfe, wurden noch zwei Nachbarhäuser eingeäschert. — Oessentlictze Gerichtssitzung am 20. Jui,. Der Hantarbcltcr Ernst Clemens Boden aus GroßröhrStorf, zu letzt in ArnStori bei Nakcbcrg wohnend, war der Störung de^ öffentlichen Ruhe und Sicherheit angeklagt, wurde aber heute vom Schöffengericht ircigeiprochen. Am ersten WeihnachtS ieicrtage kam der lliährigcSohn des Boten in den Hempcl'schen Kramladen und verlangte 3 Päckchen Streichhölzchen, weinte sehr »nd erzählte, sein Vater habe gedroht, mit den Hölzern das Eyioldt'sche Gut und das Haus der Hebamme Weidner, worin Boden wohnte, nictcrzubrcnncn; inan möge koch Wachen aus. stellen. Was in so einem Lade» gesprochen worden, wird natür lich, zumal Sonntags, wo der Verkehr besonders stark ist. bald publik, und richtig kam auch daö ganze Dorf schnell in Anreg ung. Der Gemcindevorstand, der selbst nicht glaubte, daß Boden so etwas tliun würde, wen» er auch damit gedroht hätte, begab sich in Boden'S Wohnung und fand diesen i» einer sehr friedlichen Situation, nämlich schlafend; zur Beruhigung der aufgebrachten Gcmüther ließ das Haupt der Gcmcliire zwei Wache» bei Boden zurück. Die Beschuldigung Boten s, als beabsichtige er Feuer anzulcgen, beruhte glso nur ans der Aussgge eines II jährige» Kindes, trotzdem wgr dieselbe nicht zu verwersc», da gegen Boten noch der Vorwuri bestand, er habe einmal gesagt: Ui» das Haus der Weidner in die Luit zu pulvern, brauchte ich nur ein Päck chen Streichhölzchen. Als Grund der Abneigung resp. des Racbe- gciühlö gegen Weidner „nd Ehsoldt »ahm man an, daß er gegen Erstcre erzürnt war, weil sic bei seinen häufige» hänSlichcn Zwistigkeiten stets Partei für die Frau „ahm und ferner, daß B. cs nicht leiden wollte, kak sein Ebeaespons bei Evioldt Krankcn- Vflegcriniicndicnsic verrichte, da er ei» unlauteres Verhältnis, arg wöhnte. Boden war auch nicht abredig, solche Ge!üble gehegt zu haben, wies aber den Gedanken c»> Brandstiftung und Aenßcr- nngei, darüber entschieden von sich. Eines nicht »nintcrcssantc» ZwischeiiiallcS inüsse» wir noch gedenken. Als die achte Zeugin,